Scheibbs

Stadt Scheibbs
Blick auf die Scheibbser Altstadt, dahinter der Lampelsberg
WappenKarte
Lage des Orts
Basisdaten
Bundesland:Niederösterreich
Politischer Bezirk:Bezirk Scheibbs (SB)
Fläche:45,82 km²
Einwohner:4331 (Volkszählung 2001)
Höhe:339 Vorlage:Müa
Postleitzahl:3270
Vorwahl:07482
Geografische Lage:Vorlage:Koordinate Text Artikel
Gemeindekennziffer:32013
Anschrift der
Verwaltung:
Stadtgemeinde Scheibbs
Rathausplatz 1
3270 Scheibbs
Offizielle Website:www.scheibbs.com
E-Mail-Adresse:stadtamt@scheibbs.com
Politik
Bürgermeister:Leopold Gansch
Blick zur Altstadt, davor die Erlauf
Blick auf Stadtpfarrkirche Maria Magdalena und das Schloss Scheibbs
Blick auf den Rathausplatz


Scheibbs ist eine Stadtgemeinde und Bezirkshauptstadt mit 4.331 Einwohnern (Stand Volkszählung 2001) im Bezirk Scheibbs in Niederösterreich. Das Gemeindegebiet erstreckt sich dabei über einen großen Teil des mittleren Erlauftals. Die Stadt Scheibbs selbst liegt dabei etwa 20 km südlich der Westautobahn bzw. der Donau bei Ybbs und ist der historische, verwaltungstechnische, soziale, medizinische sowie ein wirtschaftlicher Mittelpunkt des Bezirks Scheibbs. Wirtschaftlich nimmt in der Gemeinde der Verwaltungs- und Dienstleistungssektor eine herausragende Stellung ein sowie die Produktion von Aufzügen, des Weiteren ist die Bevölkerung insbesondere in Klein- und Mittelbetrieben oder der Landwirtschaft beschäftigt. Scheibbs zählte neben Steyr und Waidhofen an der Ybbs zu den bedeutendsten und wohlhabendsten Städten der Eisenindustrie nördlich der Alpen. Das jahrhundertealte Erbe der Eisenwurzenregion ist in der Betriebslandschaft kaum noch spürbar.


Geografie

Lage

Der Bezirk Scheibbs ist ein Teil des Mostviertels in Niederösterreich, welches den Südwesten des Bundeslandes umfasst, inklusive der Zentralregion um St. Pölten. Das Gemeindegebiet von Scheibbs liegt im Zentrum des Bezirkes und umfasst im Wesentlichen das mittlere Erlauftal sowie die umliegenden Voralpen. Die Stadt Scheibbs liegt an der Großen Erlauf, die bei Pöchlarn in die Donau mündet, der die Region beherrschende Ötscher ist meist in Sichtweite. Die Fläche der Stadtgemeinde umfasst 45,82 Quadratkilometer. 47,96 Prozent der Fläche sind bewaldet.

Gemeindegliederung

Die Stadtgemeinde Scheibbs gliedert sich in 14 Katastralgemeinden, die im Wesentlichen aus der Stadt, den umliegenden angrenzenden Orten sowie den Gebieten auf den Anhöhen rund um Scheibbs bestehen und sich aus der Historie erklären. So waren damals beispielsweise Schöllgraben und Scheibbsbach jenseits der Stadtmauer, im Laufe der letzten 100 Jahre jedoch sind die Ortsteile zur Stadt zusammengewachsen und nur Reste der mittelalterlichen Stadtmauer lassen erahnen, wo die Grenzen verlaufen. Katastralgemeinden sind Brandstatt, Fürteben, Ginning, Ginselberg, Heuberg, Hochbruck, Lueggraben, Miesenbach, Neubruck, Neustift, Saffen, Schöllgraben, Scheibbs und Scheibbsbach.

Nachbargemeinden

PurgstallOberndorf an der Melk
ReinsbergSt. Georgen
GamingSankt Anton an der Jeßnitz

Flächennutzung

Das Gemeindegebiet von Scheibbs umfasst 45,82 Quadratkilometer, wobei 47,96 Prozent an Waldflächen entfallen, die sich hauptsächlich auf den Anhöhen rund um Scheibbs befinden.

Geologie

Im Süden wird Scheibbs von der Klippenzone, im Norden von der Flyschzone geprägt. Höhenzonal liegt das über 46 km² große Gemeindeareal im kollin-submontanen Bereich und weist entsprechend der polymorphen geologischen Struktur auch chorographisch unterschiedliche Landschaftsformen auf. Von der erst im Quartär den heutigen Zustand erreichenden Erlaufniederung erheben sich links und rechts die das Relief bestimmenden Höhenrücken von Lampelsberg und Blassenstein, die am Übergang zum Alpenvorland der Szenerie beinahe alpinen Charakter verleihen.

Berge

Scheibbs liegt in den Voralpen und befindet sich im Übergangsbereich vom Flach- und Hügelland zu voralpinen Ausläufern. Das Gemeindegebiet gehört mit seinen Anhöhen bis weit über 800 m der oberen Hügelstufe bzw. unteren Bergstufe an. Rund um Scheibbs befinden sich Hochweinberg, Lampelsberg, Ginselhöhe, Buchberg, Schneekogel, Hochkienberg, Roter Stein, Greinberg, Holzkogel und der Blassenstein (844 m) mit der Urlingerwarte, einer Aussichtswarte, von der man bei klarem Wetter nahezu das gesamte Mostviertel überblickt, sogar bis Linz, St. Florian in Oberösterreich und ins Waldviertel. Natürlich allgegenwärtig ist der Ötscher mit 1892 m Höhe.

Panorama vom Erlauftal auf den Ötscher

Flüsse

Der wichtigste Fluss ist natürlich die Erlauf, die im Oberlauf Güteklasse I-II, im übrigen Verlauf Güteklasse II aufweist. Die Erlauf ist etwa 70 Kilometer lang und fast 40 Prozent des Flussverlaufes sind noch als naturnah zu nennen. Eine Fischwanderung ist aufgrund mehrerer Kraftwerke dennoch nicht möglich. Außerdem gibt es noch einige Bäche, wie Scheibbsbach, Lueggrabenbach und Schöllgrabenbach. Auch ein Teil der II. Wiener Hochquellenwasserleitung quert das Gemeindegebiet. Dies ist auch der Grund, warum auf einer konstanten, linearen Höhe über Scheibbs nicht gebaut werden darf und zwar dort, wo die Gefahr besteht, dass der Hang abrutscht (Ausnahme: BORG Scheibbs, wo es bei dessem Bau auch zu Rutschungen kam, die mit riesigen Fundamenten gestoppt werden mussten).

Statistische Klimawerte (Temperatur, Niederschlag, Sonnenstunden, Windgeschwindigkeit)

Klima

Scheibbs liegt großklimatisch im Bereich der Westwindzone. Es herrschen daher abgeschwächte ozeanische Klimaeinflüsse vor. Die Jahresdurchschnittstemperatur liegt bei 8,7 °C, der durchschnittliche Niederschlag bei 1144 mm bzw. Sonnenstunden bei 1508 h im Jahr.

Geschichte

Namensgebung

Scheibbs wird urkundlich erstmals im 12. Jahrhundert erwähnt. In einer Originalurkunde vom 19. August 1160, die sich im Stift Reichersberg im oberösterreichischen Innviertel befindet, erscheint ein Otto de Schibis, Gefolgsmann der Grafen von Peilstein. Der Name Scheibbs stammt vermutlich aus dem Slawischen, als nach dem Ende der Völkerwanderung um 568 Slawen aus Pannonien ins Gebiet drangen. Sie bezeichneten die damalige Ansiedlung Ščipéčje, was soviel wie "wildwachsende Heckenrose" bedeutet. Noch heute gibt es mundartliche Begriffe wie "Hetscherl" oder "Hetschipetsch". Aus dem slawischen Ščipéčje wurde nach dem Erlöschen der slawischen Sprache in der Region um 1160 Scibes, um 1200 Schibes, 1367 Schibsa, 1537 Scheybs, 1700 Scheibs und 1800 Scheibbs.

Scheibbs bis zum Mittelalter

keltische/römische Ausgrabungen einer Wehrburg am Rathausplatz direkt vor der Stadtpfarrkirche, Mitte 1990er, Ausgrabungen wurden wieder zugeschüttet

Im österreichischen Kernland Niederösterreich liegend teilte der Ort die wechselvolle Geschichte Österreichs. Einige Funde belegen eine Besiedlung bereits in der Jungsteinzeit (zum Beispiel am Blassenstein). Die Illyrer (1500 v.Chr.) gaben dem Erlauffluss seinen Namen: arilapa (Ar = Adler und apa = Wasser), also Adlerfluss. Daraufhin folgten die Kelten (400 v.Chr.), die dem beherrschenden Berg der Region den Namen ocan = Vaterberg gegeben haben sollen, woraus Ötscher (1892 m) entstand. Die bronzene römische Merkur-Statue, die sich heute im Kunsthistorischen Museum in Wien befindet und etwa 250 n.Chr. datiert, zeugt von der Anwesenheit der Römer, im Altertum war das Gebiet Teil der Provinz Noricum. Sicher hatten schon Kelten oder Römer auf dem erhöhten Platz (heute Rathausplatz), wo sich heute Schloss und Pfarrkirche befinden, eine Wehrburg für eine kleine Ansiedlung errichtet, die 488 geräumt wurde. Mit dem Ende der germanischen Völkerwanderung drangen im 6. Jahrhundert (um 568) Slawen aus Pannonien ein (Einmarsch der Slawen). Sie mussten sich bald der Herrschaft der Awaren unterwerfen, die 795 endgültig von Pippin, Sohn Karl des Großen, geschlagen wurden. Im Osten wurde eine Mark gebildet (Awarische -/Ostmark), die jedoch 907 von den Magyaren zerstört wurde. Nun herrschten diese fünf Jahrzehnte, bis sie 955 auf dem Lechfeld bei Augsburg durch die Deutschen unter König Otto I. eine schwere Niederlage erlitten. Ab 976 regierten Markgrafen und Herzöge aus dem Geschlecht der Babenberger das Land. Ostarrichi war als Grenzmark zunächst nur ein schmaler Landstreifen zwischen Enns und Traisen (entspricht in etwa dem heutigen Mostviertel). Seit dem beginnenden 11. Jahrhundert kamen neue Bewohner, vorwiegend aus Bayern, ins Land, errichteten Weiler und Dörfer, erbauten Burgen und später auch Siedlungen.

Scheibbs im Mittelalter

Der "Markt" Scheibbs 1681

1160 erscheint urkundlich ein Otto de Schibis, Gefolgsmann der Grafen von Peilstein, die Scheibbs 1120 zum Verwaltungszentrum ihrer Gebiete machten und bis 1218 Herrschaftsinhaber waren. Ihnen folgten die Landesfürsten, die im 14. Jahrhundert Markt (1338) und Burg (1349) der Kartause Gaming schenkten. Bis zur Aufhebung des Klosters 1782 war Scheibbs weltliches Verwaltungszentrum der Klosterherrschaft. Die Gaminger Amtleute und Hofrichter hatten ihren Sitz im Schloss. Scheibbs ist seit 1352 Stadt, den Titel erhielt Scheibbs von Herzog Albrecht II. zugesprochen, wurde aber in der Folgezeit stets als Markt bezeichnet (Titularstadt). Sitz der Scheibbser Marktrichter war seit 1538 das von den Bürgern erworbene Rathaus.

1348 tritt die Pest zum ersten Mal auf, bis 1732 sind es 20 Mal. Meist sind es Kinder und Jugendliche, die betroffen sind. Ein Pestkreuz von 1644 erinnert heute noch an diese Zeit.

Scheibbs in der frühen Neuzeit

Ansicht von Scheibbs von 1678/1764

1529 wurden Scheibbs und das Gaminger Kloster von den Türken angegriffen, sie konnten jedoch abgewehrt werden. 1683 standen die Türken mit 200 Mann wieder vor Scheibbs, sie wollten Verräter einschleusen, die dann bei Nacht die Stadt anzünden sollten. Doch diese wurden entdeckt und sofort hingerichtet.

Ab 1538 kommt es durch die steigende Erzbergproduktion am Erzberg und dem damit verbundenen Bedarf an Lebensmitteln zu einer neuerlichen wirtschaftlichen Hochblüte, und Scheibbs wurde neben Waidhofen/Ybbs zum wichtigsten und wohlhabensten Ort in der niederösterreichischen Eisenwurzenregion. Mit den Märkten Purgstall und Gresten bestand das Privileg, die Erzberg-Bergleute mit landwirtschaftlichen Produkten zu versorgen. 1561 wurde die Dreimärkterstraße errichtet, wonach der Eisenhandel erst richtig aufblühte.

Der Scheibbser Metzen ist ein altes Getreidemaß (ein Metzen entsprach 61,5 Litern), das zeitweise sogar die Preise der gesamten Donaumonarchie geregelt haben soll.

1643 wurde in Scheibbs die Rosenkranzbruderschaft gegründet. Der seit 1618 andauernde 30-jährige Krieg führt zu mehr Gottessuchenden. Die Mitglieder der "Erzbruderschaft Jesus und Maria des Allerheiligsten Rosenkranzes" verpflichteten sich zu bestimmten Andachtsübungen und werktätiger Nächstenhilfe. Nicht nur aus Scheibbs, bis ins Ybbstal, von Purgstall/Erlauf, Ruprechtshofen und sogar Loosdorf und Waidhofen/Ybbs waren Mitglieder vertreten. Durch Spenden und Legate wuchs das Vermögen derart an, dass 1667 eine eigene Kapelle nördlich der Pfarrkirche direkt am Rathausplatz an der ehemaligen Friedhofsmauer errichtet wurde. 1782 wurde die Rosenkranzbruderschaft von Josef II. aufgehoben. 1830 erst werden Bruderschaftsgebäude und der alte Friedhof abgetragen.

Scheibbs im 18. und 19. Jahrhundert

Hauptstraße 1870/80


1645 vernichtet ein Großbrand 36 von 71 Bürgerhäusern, darunter die Kirche, das Rathaus und die Schule, 1711 verwüstet ein Wirbelsturm die Stadt. 1781/82 herrscht wieder Katastrophenstimmung, denn die wirtschaftliche Blütezeit der "Eisenwurzen" wird durch die Einführung einer "Freihandelszone" jäh beendet; die Kartause Gaming wird aufgehoben. 1800 wird die Erlauf in Scheibbs zur Demarkationslinie zwischen Erzherzog Karl von Österreich und dem französischen General Moreau.

1820 wurde in Neubruck bei Scheibbs die "erste k.k. privileg. Eisen-, Stahl- und Walzblechfabrik" von Andreas Töpper errichtet und verhalf der Stadt damit zu großem Ansehen und zu einem neuerlichen wirtschaftlichem Aufschwung der Eisenwurzenregion, die Fabriken Töppers befanden sich in Nachbarschaft der Fabriken von Franz Wertheim in Scheibbs-Neustift sowie der Fabrik Gaißmayer & Schürhagel in Scheibbs-Heuberg. Aus der von Töpper gegründeten Werksiedlung nahe des Eisen- und Walzblechwerks entstand schließlich der heutige Ortsteil Neubruck, benannt nach der von Töpper 1830 errichteten "Neuen Brücke" über die Erlauf; der Name des Ortsteils Neustift, wo die Wertheimfabrik stand, kommt von der Bezeichnung für ein neues Verfahren, um Stahlstifte herzustellen.

Mittlere und Großbetriebe in Scheibbs während der Industrialisierung (1817-1914):

Gründung-SchließungGründer/BesitzerFabriktypStandortArbeiter(Jahr)
1817-1881Andreas TöpperWalzwerkNeubruck120 (1827), 800 (1854)
1881-~1995Eduard Musil/Neufeldt-SchoellerPapierfabrikNeubruckk.A.
1827/28-1863Anton/Ignaz DietrichSpiegelfabrikNeustiftk.A.
1843-1938Josef HermannWerkzeugfabrikNeubruck35 (1916), 30 (1914)
1843-1883Franz WertheimWerkzeugfabrikNeustift23 (1857)
1883-1966Weiß & SohnWerkzeugfabrikNeustift100 (1914)
1864-1924Gaißmayer & SchürhagelWeichgussfabrikScheibbs140 (1908), 150 (1914)
<1900Leopold WimmerWagenschleifenfabrikNeustift50 (1914)
<1900-1914PiwokaGummibandfabrikNeubruckk.A.
<1914L. Biehlk.A.Neustift50 (1914)

1850 wird in Scheibbs die Bezirkshauptmannschaft errichtet. Sie umfasst die Gerichtsbezirke Scheibbs, Gaming und Mank. 1857 werden 115 eisenverarbeitende Betriebe im Bezirk Scheibbs genannt. 1877 wird die Erlauftal-Eisenbahn fertiggestellt, die bei Pöchlarn von der Westbahn abzweigt und in Kienberg bei Gaming endet. Ursprünglich wäre eine Bahnlinienführung von Zwettl im Waldviertel über das Erlauftal bis in die Steiermark nach Hieflau geplant gewesen. 1886 erhält Scheibbs als erster Ort der k.u.k. Monarchie eine elektrische Straßenbeleuchtung. Die spätere Gründerzeit änderte auch das Aussehen von Scheibbs nachhaltig, neue Straßenzüge und Brücken wurden errichtet, besonders jenseits der Erlauf außerhalb der Stadtmauern, auch ein Frei- und Wannenbad wird gebaut. 1894 wird eine Knabenbürgerschule (die einzige zwischen Mariazell und Pöchlarn) eröffnet, 1898 dann die Eröffnung der Kaiser Franz Joseph-Hochquellenwasserleitung, die die Versorgung der Stadt Wien mit Trinkwasser gewährleisten soll.

Scheibbs ab dem 20. Jahrhundert

Scheibbs um 1900

1911 konnte das Bezirkskrankenhaus erstmals seinen Betrieb aufnehmen. Nach dem Ersten Weltkrieg hat die Stadtbevölkerung unter bitterer Armut zu leiden. 1923 erfolgte die Gründung der Tonindustrie Scheibbs durch Ludwig Weinbrenner, die Künstler engagierte, die der Wiener Werkstätte nahestanden bzw. dort ihr Handwerk u.a. bei Vally Wieselthier, erlernt hatten. 80% der Produktion wurden in die USA und nach Südamerika exportiert. Die Tonindustrie Scheibbs wurde 1933 geschlossen. 1926 kommt es zur erneuten Stadterhebung, Scheibbs ist ja seit 1352 Titularstadt. 1939 kommt es zur Eingemeindung der Gemeinden Neustift und Scheibbsbach in die Stadtgemeinde Scheibbs. Zur Gemeinde Neustift gehörten die Katastralgemeinden Neustift, Brandstatt und Fürteben, zur Gemeinde Scheibbsbach gehörte Ginning.

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wird eine Kommandantur durch die Rote Armee im Gasthaus Gruber errichtet, großartige Aufbauarbeit wird geleistet (Trinkwasserversorgung, Straßenbauten, Siedlungstätigkeit, Modernisierungs des Krankenhauses, etc.). Die Kastastralgemeinde Scheibbsbach trennt sich 1946 von Scheibbs und wird wieder eigenständige Gemeinde, wird bald aber wieder eingegliedert. 1960 entsteht die erste große Siedlung außerhalb der ehemaligen Stadtmauer, von denen heute noch etwa ein Drittel erhalten ist.

Blick auf Schloss Scheibbs und Turm der Stadtmauer

1973 wurde mit dem Bau der Umfahrungsstraße B25 begonnen, da der Verkehr stark zugenommen hatte und immer noch durch die enge Altstadt von Scheibbs fahren musste. 13 neue Brücken werden errichtet. 1975 wird das erste buddhistische Kulturzentrum Österreichs in Neustift errichtet. Ständig werden neue Siedlungen errichtet (Schmelzergasse, Burgerhof) und so wachsen die Ortsteile Scheibbs, Heuberg, Scheibbsbach, Saffen bzw. Neustift und Neubruck zusammen.

1995 werden im Zuge von Grabungen am Rathausplatz direkt vor der Pfarrkirche Maria Magdalena Fundamente keltisch-römischer Gebäude, wahrscheinlich einer Wehrburg gefunden und wieder zugeschüttet. Außerdem werden große Teile der historischen Stadtmauer aufgrund von Neubauten weggerissen. 2005/06 kommt es zum Neubau der Kardinal-Franz-König-Brücke, die Teil der innerstädtischen Umfahrung ist. Diese war notwendig geworden, da es für Busse oder LKW unmöglich war, die Stadt von Süden nach Norden zu passieren.

Stadtentwicklung

Stadtentwicklung: braun Altstadt bis 1800, orange Zeit der Industrialisierung, grün Siedlungen ab 1918; ohne Neustift, Neubruck, Heuberg, Saffen, Scheibbsbach

Die Stadt Scheibbs war unter den Römern bzw. den von ihnen abhängigen Kelten eine Wehrburg (um 250 n.Chr.) in der Provinz Noricum. Wie auch der Namen Scheibbs deutet, was übersetzt Heckenrose bedeutete (Siehe Namensgebung), war das Land Kulturland, denn nur wo gerodet wurde, wuchsen Heckenrosen. Während der Völkerwanderung verödete das Land und die Wehrburg verfiel zunehmend. Die Burg wurde zur Fluchtburg während der unruhigen Zeiten. Die Wehrburg war nach typisch römischer Siedlungsbauart errichtet: südlich der Burg der steil abfallende Schöllgraben, nördlich der Ginningbach, im Westen die Erlauf und an der Ostseite die Wehrburg.

1120 wurde Scheibbs von Konrad I. von Peilstein neu gegründet, er setzte Otto de Scibes als Dienstmann ein, der in der verfallenen Feste gehaust hat. Es war dies das einzige gemauerte Gebäude, daher der Name Gemäuer, der sich bis heute als Bezeichnung für das Schloss Scheibbs gehalten hat. Es kommt zur Ansiedlung von Handwerkern rund um die verfallene Feste und eine kleine Holzhaussiedlung entwickelt sich. 1130 wird ein kleines Betkirchlein neben der Feste gebaut, 1187 die erste Pfarrkirche, vermutlich aus Holz, und 1314 die erste romanische Kirche aus Stein mit hölzernen Kirchturm, der - ähnlich wie die Campanile in Italien - freistehend war. 1338 wird Scheibbs zum weltlichen Verwaltungszentrum der Gaminger Kartäuser und 1349-52 die alte Feste instand gesetzt. 1352 die Stadterhebung von Scheibbs, damit verbunden die Verpflichtung innerhalb der nächsten 120 Jahre die Stadt mit einer Stadtmauer zu befestigen. Davor gab es nur Palisaden aus Holz, die von der Feste zum Ginningbach und westwärts zur Erlauf gingen. Die Stadt war aber über den Bach Richtung Norden gewachsen, die Häuser damals waren alle noch aus Holz. 1380 wurde der erste Turm, genannt Pulverturm - heute noch erhalten, gebaut. Von den ehemals 13 Türmen an der Stadtmauer (5 Tortürme) sind noch 7 (darunter 2 Tortürme erhalten). Die meisten wurden im 19. Jhdt abgebrochen, da sie nicht mehr gebraucht wurden und die Stadt über die Grenzen hinauswuchs. Richtung Süden wuchs Scheibbs schon um 1400 hinaus, der unbefestigte Äußere Markt entstand, lediglich ein Tor gab es zwischen zwei Häusern, das heute nicht mehr vorhanden ist. 1505 wird die Grundsteinlegung zur spätgotischen Pfarrkirche Maria Magdalena durchgeführt, sie wird eine der größten Kirchen Niederösterreichs mit einer Außenbreite von 18,5 Metern. Scheibbs hatte damals kaum 80 Häuser.

1554 wurde die erste und einzige steinerne Brücke über die Erlauf gebaut, die Römerbrücke. vorher gab es nur einen hölzernen Steg. 1575 wurde der neue Friedhof außerhalb der Stadtmauern angelegt, aus Platz- und Hygienegründen, 1678 wurde das Kapuzinerkloster vor dem ehemaligen Wienertor nördlich der Stadt errichtet.

Blick über die Erlaufwehr Richtung Altstadt

1837 wurde eine Holzbrücke von Andreas Töpper zu seinen Gründen westlich der Erlauf errichtet, sechs Jahre später ein Herrenhaus. 1877 war die Erlauftalbahn, damals Südwestbahn, und der Bahnhof errichtet, allmählich wuchs die Stadt über die Erlauf auf Gründen der damals selbständigen Gemeinden Neustift (Süden) und Scheibbsbach (Norden), Promenaden und Villen wurden errichtet sowie 2 neue Brücken in Stadtnähe. Die Stadt war damals beliebtes Sommerfrischeziel in die Villen sind heute noch meist Zweitwohnsitze. Nach dem I. Weltkrieg wurden erste Siedlungen angelegt, so 1929 und 1939, und im selben Jahr kam es zur Eingemeindung von Neustift und Scheibbsbach.

Nach dem II. Weltkrieg stieg der Bedarf an Einfamilienhäusern und Gemeindewohnungen enorm, 1949 wurde der Steghofpark als Stadtpark öffentlich zugängig gemacht, und etwa alle fünf Jahre entstand eine neue große Siedlung, obwohl die Einwohnerzahl nur mäßig stieg (1910 lag die Einwohnerzahl bei 4061, heute bei 4331, siehe Bevölkerungsentwicklung). Ab 1973 kam es zum Bau der Umfahrungsstraße B25 und 2005/06 zum Bau der innerstädtischen Umfahrung.

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung

Nach dem Ergebnis der Volkszählung 2001 gab es 4.331 Einwohner mit Hauptwohnsitz Scheibbs. 1991 hatte die Stadtgemeinde 4.389 Einwohner, 1981 4515 und im Jahr 1971 4.445 Einwohner.

JahrEinwohner
1661496
18381008
18693076
18803259
18903489
19003776
19104061
19233703
JahrEinwohner
19343720
19393615
19514047
19614101
19714445
19814515
19914389
20014331

Religionen

Die überwiegende Mehrheit ist römisch-katholischen Glaubens, es gibt eine evangelische Minderheit sowie das einzige buddhistische Zentrum Österreichs. Außerdem gibt es eine kleine islamische Minderheit durch Emigranten aus Bosnien-Herzegowina bzw. der Türkei.

Religion (Stand 2001)Einwohner (in %)
Römisch-katholisch89,7
Evangelisch2,3
Orthodox0,5
Islamisch1,8
Ohne Bekenntnis3,9
Sonstige / Unbekannt1,9

Politik

Verteilung im Gemeinderat

Scheibbs gilt als Hochburg der Christlichsozialen. Sowohl der Stadtgemeinderat als auch die Bürgermeister wurden ausschließlich von der ÖVP gestellt. Von 1428 bis 1848 standen Marktrichter der Stadt vor, ab 1850 hießen sie Bürgermeister. Prägend für die Stadt Scheibbs waren u.a. Ignaz Höfinger sowie Anton Gaißmayr Mitte des 19. Jhdts., Karl Höfinger (1894-1919) sowie Alois Derfler (ÖVP) von 1965-1983. Amtierender Bürgermeister ist Leopold Gansch (ÖVP) seit 1983.

Stadtrat

Im Stadtgemeinderat gibt es bei insgesamt 25 Sitzen folgende Mandatsverteilung: ÖVP 14, SPÖ 7, FPÖ 1, Die Grünen Scheibbs 3.

Städtepartnerschaften

Vorlage:BorderRutesheim, seit 1972

Wappen

Mit Brief und Siegel vom 2. November 1537 verlieh König Ferdinand I. (HRR) der Stadt Scheibbs ein Wappen. Seine Begründung:

"Für ihr ehrbares und redliches Wohlverhalten, als sie von den Türken schwerlich angefochten und in Gefährlichkeit gestanden sind und männlichen Widerstand gezeigt haben."


Das Wappen wird folgendermaßen beschrieben:

"Ein Schild, der Länge nach geteilt, die hintere Hälfte weiß oder silberfarbig, die vordere Hälfte schwarz. Im ganzen Schild drei runde Scheiben, im Driangel gestellt.."

(Wappenbrief von König Ferdinand I. (HRR) 1537)

Wirtschaft und Infrastruktur

Arbeitsmarkt

Im Jahr 2001 waren 1.921 Scheibbser an ihrem Wohnort, insgesamt 2.894 Personen in Scheibbs beschäftigt, davon 4,8% in der Landwirtschaft und Forstwirtschaft, 31,3% in Industrie und Gewerbe und 63,9% im Dienstleistungssektor.

Bildung

Die Stadt Scheibbs ist das Bildungszentrum im Erlauftal, neben Volks- und Hauptschule gibt es die Polytechnische Schule für den Bezirk Scheibbs, das Bundesoberstufenrealgymnasium, die Volkshochschule, Johann-Heinrich-Schmelzer-Musikschule und die Krankenpflegeschule.

Gesundheit

Krankenhaus Scheibbs, rechts vorne der Teil von 1911

Scheibbs ist das Zentrum der medizinischen Versorgung der Region. Das Landesklinikum Mostviertel Scheibbs ist das einzige Krankenhaus im Bezirk, es wurde 1911 fertiggestellt und eröffnet und beherbergt folgende Abteilungen: Anästhesiologie, Chirurgie, Frauenheilkunde u. Geburtshilfe, Innere Medizin, Kinder- und Jugendabteilung, Klinische Psychologie, Orthopädie, Palliative Care, Physiotherapie, Röntgeninstitut, Zentrallabor und Konsiliardienste. Das Krankenhaus wurde durch die Initiative von Berta Kupelwieser ermöglicht, einer Nachfahrin des Biedermeiermalers und Schubert-Freund Leopold Kupelwieser. Der Verläufer des Krankenhauses waren das Obere und das Untere Spital (1539 und vor 1539 errichtet), die beide außerhalb der Stadtmauern lagen. Das Obere Spital wurde 1833 zum Bürgerspital, das mit der Unterstützung von Andreas Töpper errichtet wurde.

Außerdem gibt es ein breites Spektrum an Ärzten und Fachärzte (praktische Ärzte, Apotheke, Fachärzte für Augenheilkunde, Chirugie, Radiologie uvm.). Dazu kommt die Bezirksstelle des Roten Kreuzes Scheibbs, 1880 gegründet, mit Ortsstellen in Gaming, Steinakirchen/Forst und Wieselburg. Viele der medizinischen Tätigkeiten wurden früher vom Bader erledigt, er besaß das Badehaus (heute Ecke Gaminger Straße/Hauptstraße) und durfte zur Ader lassen oder auch Haare schneiden.

Tourismus und Sport

Datei:Scheibe-sb.jpg
Schützenscheibe von 1569

Die Stadt Scheibbs bietet sanften und themenorientierten Tourismus an, einerseits durch die herrliche Lage und die beeindruckende Landschaft, andererseits durch das historische Erbe als Stadt in der Eisenwurzen und jahrhundertelanges Verwaltungszentrum der Kartause Gaming. Unterkunftsmöglichkeiten gibt es im Hotel Hofmarcher sowie in einigen privaten Unterkünften und Bauernhöfen. In der Stadt kann man sich auf den Stadtrundweg begeben, der die Geschichte wiederbelebt, es gibt zahlreiche Wanderwege wie zum Beispiel zur Urlingerwarte über Scheibbs, Radwege im Erlauftal, Mountainbikestrecken, den Höhenwanderweg um Scheibbs, sowie die Nähe zu Lunzer See, Erlaufsee, Ötscher-Tormäuer und Mariazell. Die Wintersportgebiete der Region wie Ötscher-Lackenhof, Hochkar, Hochreit, Dürrenstein und Maißzinken sind in unmittelbarer Nähe. Außerdem gibt es ein Allwetterbad, Fitnessstudio, Solarien, Tennisplätze, Fußballplatz, Beachvolleyballplatz uvm.

Eine besondere Tradition haben Sportschützen, die Schützengilde Scheibbser Gmein besteht seit 1569 und wurde aufgrund der Notwendigkeit der Stadtverteidigung gegründet. Zahlreiche alte Schützenscheiben sind im Schützenscheibenmuseum (siehe Museen) zu betrachten.

Verkehr und Infrastruktur

Erlauftalstraße B 25, Umfahrung Scheibbs

Die wichtigste Verkehrsanbindung für die Gemeinde Scheibbs stellt die Erlauftalstraße (B 25) dar, die Scheibbs nach Norden mit der Westautobahn A1 verbindet (Abfahrt Ybbs-Wieselburg). Unter Bürgermeister Alois Derfler wurde die großräumige Umfahrung der Stadtgemeinde Scheibbs errichtet, das die Streckenführung der alten Bundesstraße für den steigenden Verkehr nicht mehr gerüstet war. Das großangelegte Projekt umfasst dabei vier Stahlbetonbrücken alleine für die Trasse der B25, da die Straße aufgrund der Enge des Tals die Erlauf mehrmals queren muss. Außerdem die Abfahrten Scheibbs-Nord, Saffen/Gresten, Scheibbs-Industriegebiet, Scheibbs-Mitte, Scheibbs-Süd/Neustift sowie die Kreuzung Neubruck.

Öffentlich ist Scheibbs sowohl mit den Postbussen als auch mit den Zügen der Österreichischen Bundesbahnen (Erlauftalbahn) erreichbar. Busse gehen Richtung St. Anton/Puchenstuben, Oberndorf/Melk, St. Georgen/Leys, Purgstall/Erlauf sowie Gresten und Gaming. Die Erlauftalbahn führt im Norden Richtung Wieselburg und schließt bei Pöchlarn an die Westbahn an, und im Süden bis Kienberg/Gaming.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Museen

Datei:Römerbrücke.jpg
Römerbrücke
Datei:Sb 008.jpg
Biedermeierfassade in der Hauptstraße im Bereich des Traydmarkts
Haus in der Hauptstraße im Bereich des Unteren Markts
Haus in der Hauptstraße im Bereich des Unteren Markts
Schloss Lehenhof


Scheibbs hat eine bedeutende Tradition als Schützengilde. Seit 1569 besteht die sogenannte Schützengmein, die Scheiben wurden ursprünglich von den Hofmalern der Gaminger Kartäuser gemalt, deshalb die künstlerische Ausstattung und die oft lateinischen Aufschriften. Bei den Türkenangriffen 1529 und 1532 bewiesen die Scheibbser Bürger ihre Fertigkeit im Waffengebrauch, die Stadt Scheibbs wurde nie eingenommen. Es war damals unbedingte Pflicht jedes Bürgers sich in der Ortsverteidigung mit der Büchse auszubilden. Zahlreiche historische Schützenscheiben sind im Schützenscheibenmuseum zu sehen.

1923 wurde die Tonindustrie Scheibbs gegründet, die Kunstkeramik und starke Beziehungen zur Wiener Werkstätte unterhielt. Einige Exponate der exportorientierten Manufaktur sind in der Privatsammlung Hottenroth, einem Privatmuseum zur Tonindustrie Scheibbs, zu sehen.

Scheibbs in der Literatur

Scheibbs fand auch Eingang in die Literatur, zum Beispiel im Roman von Fritz von Herzmanovsky-Orlando Der Gaulschreck im Rosennetz oder von Hans Krendlesberger in Das offene Labyrinth. Nicht zu vergessen ein Song von Georg Danzer namens Von Scheibbs bis Nebraska.

Musik

In Scheibbs gibt es eine erwähnenswerte Jazz- und Rock-Szene, ein Bild davon kann man sich machen während der Jive Dance Night (Jazz am Rosenmontag) sowie während der Scheibbser Jazzwoche, wo jedes Jahr im Juli Jazzmusiker aus Wien und international Workshops anbieten und mit den Teilnehmern Auftritte machen.

Außerdem gibt es das Kammerorchester Scheibbs, die Stadtkapelle sowie den Scheibbser Dreier, eine Volksmusikgruppe.

Bauwerke

Die Pfarre Scheibbs besitzt eine der größten Kirche Niederösterreichs, die Stadtpfarrkirche St. Magdalena, eine dreischiffige, spätgotische Hallenkirche, die in ihrer heutigen Form um 1500 errichtet und 1726 barockisiert wurde. Sie besitzt einen prachtvoller Innenraum mit roten Rundsäulen mit goldenen Barockkapitellen sowie ein kompliziertes, rot erhöhtes Netzrippengewölbe. Außerdem die Klosterkirche St. Barbara, die 1678-84 mit dazugehörigen Kloster von den Gaminger Kartäusern errichtet wurde.Es ist dies eine einfache barocke Kapuzinerkirche, die Hochaltarbilder von Martin Johann Schmidt ("Kremser Schmidt") aufweist. Schloss Scheibbs wurde auf römisch-keltischen bzw. frühmittelalterlichen Fundamenten errichtet, es besitzt eine schlichte Außenfassade mit mächtigen Burgfried, einen schönen Laubenhof mit Brunnen, Arkaden, Fensterkörben und Schmiedeeisentor. Das Rathaus, 1583 errichtet, war ehemaliges ehemaliges Marktrichterhaus, zahlreiche Stadttore (Flecknertor, Pulverturm, Burgerhoftor) sowie Reste der Stadtmauer von 1380 sind noch erhalten. Zahlreiche Bürgerhäuser aus dem 15. und 16. Jhdt. mit schönen Innenhöfen, Biedermeierfassaden, Renaissanceerkern (Hauptstraße 15, 21, 24, 26, 27, 31, 38) zeugen vom einstigen Reichtum der Stadt. Die Erlaufpromenade aus der Jahrhundertwende und einzigartiger Fichtenallee sowie Villen zeugen vom damaligen Image der Stadt als Ort der Sommerfrische. Im Hotel "Zum goldenen Kreuz" übernachtete 1889 Kaiserin Elisabeth von Österreich (Sisi). Erwähnenswert sind außerdem die Urlingerwarte, Aussichtswarte über Scheibbs, am 844 m hohen Blassenstein, die Römerbrücke, eine Steinbrücke, 1545 errichtet, über einer Felseninsel in der Erlauf, an der vermutlich schon die Römer einen Flussübergang hatten sowie der angrenzende Steghof.

Die Töpperwerke Neubruck, einem Ensemble mit Schloss, Kapelle, Fabrikantengruft, Park und Fabrik (19. Jhdt.) von Andreas Töpper, zeugen von der einstigen wirtschaftlichen Macht der Region.

Südlich von Scheibbs liegt Schloss Lehenhof auf einem Hang über der Bundesstraße B25. Es war im 19. Jahrhundert der Sommersitz des Dichters Graf Albrecht von Wickenburg und seiner Ehefrau Wilhelmine, die eine geborene Gräfin Almasy war. Später wurde das Schloss von Baronin Leitgeb an den Möbelhersteller Thonet verpachtet. Um 1912 war das Schloss im Besitz von Albert von Ettingshausen (Ettingshausen-Nernst-Effekt). 1945 wurde das Schloss von den Russen als deutsches Gut beschlagnahmt und teilweise verwüstet. Heute ist es im Besitz der Stadt Wien und wird als Kindererholungsheim verwendet. Schloss Lehenhof ist ein einfaches Schloss des 19. Jahrhunderts. Es ist zweigeschoßig und hat den Grundriss eines Hufeisens, wobei der Haupttrakt in Richtung Straße weist un der Hof zur Bergseite hin offen ist.

Am gegenüberliegenden Hang, im Westen des Ortsteils Neustift steht auf einer Hangterrasse das Schloss Ginselberg. Das Schloss entstand im 19. Jahrhundert aus einer im Jahre 1828 gegründeten Spiegelfabrik. Es wird auch Schloss Schönfeld genannt, nach dem Grafen Schönfeld. Heute ist es in Privatbesitz. Es ist ein langgestreckter Bau mit zwei Geschoßen und einer schmucklosen Fassade. Die Schlosskapelle wurde 1881 errichtet.

Parks

Der heutige Stadtpark, früher Steghofpark nach dem angrenzenden Steghof, ist nur mehr ein Bruchteil davon, was er früher ausgemacht hat. Ein Großteil der Fläche wurde im Zuge des Baus der Bundesstraße B25 und der damit verbundenen Anschlussstraße an die Stadt zerstört. Er grenzt an den Gutshof Steghof und wird heute für Open Air-Veranstaltungen genutzt.

Der Töpperpark ist ein aufgelassener Friedhof, woran heute nur noch das Mausoleum der Familie Töpper bzw. die Friedhofsmauer und das turmartige Eingangstor mit schmiedeeisernen Gittern erinnert. Heute ist er Park und Kinderspielplatz.

Schon gewusst?

Urlingerwarte über Scheibbs auf dem 844 m hohen Blassenstein
  • Der Name des Ortsteils Saffen leitet sich ab von Safran, da früher dort sowie auf den Hängen im Schöllgraben Safran angebaut wurde.
  • Eine Skisprungschanze wurde 1949 in Scheibbs unweit des Zentrums eröffnet. Heute steht dort die Siedlung Am Burgerhof.
  • Bis etwa 1600 wurde in Scheibbs Wein angebaut, es war dies der südlichste Punkt des Weinbaus im Alpenvorland. Heute erinnert noch der Hochweinberg daran. Ab etwa 1600 änderte sich das Klima, das trockene, warme pannonische Klima wird vom kühleren, feuchten Klima aus dem mittleren Westeuropa abgelöst.
  • Erdöl wurde im Bezirk Scheibbs gefunden, und zwar 1591 in der Urmannsau bei Gaming und 1934 in Gösting. Zweitere förderte 30 t Erdöl täglich.
  • Neben der steinernen Urlingerwarte und der hölzernen Jelinekwarte gab es dazwischenliegend, auf dem Greinberg, die 1892 errichtete Greinbergwarte. Sie wurde 1904 durch einen Orkan zerstört, 1907 wieder aufgebaut und bestand bis etwa 1935. Heute sind von der Warte aus Holz nur mehr die Fundamente zu sehen.
  • Der entlegendste Ort des Bezirk Scheibbs ist Rothwald. Der Ort ist nur über ein anderes Bundesland, die Steiermark erreichbar, seit sich nördlich davon das Wildnisgebiet Dürrenstein befindet (Fahrzeit Scheibbs-Rothwald 2-2,5 h bei etwa 30 km Luftlinie).
  • 1918 landet ein österreichisches Flugzeug in Scheibbs-Brandstatt.
  • Um Scheibbs gab es 4 mittelalterliche Burgen, die alle von der Kartause Gaming gekauft und geschliffen wurden.

Persönlichkeiten

Hauptstraße im Bereich des Äußeren Markts

Söhne und Töchter der Stadt

Siehe auch

Quellenhinweise

Hans Hagen Hottenroth "IN MEMORIAM", Bez.Heimatkunde Bd.IV, Scheibbs 1984 (109 Biographien)

  • Wilhelm Löwenstein/Hermann Pröll: Chronik der Bezirksstadt Scheibbs, Scheibbs 1989.
  • Franz Gloser: Scheibbs. Kultur- und Freizeitführer, Scheibbs 1995.