Ludwig von Milewski

Ludwig von Milewski, Lithografie von W. Kersten, 1849, Stadtmuseum Landeshauptstadt Düsseldorf

Ludwig von Milewski, auch Ludwig Milewsky[1] (* 24. August 1825 in Kalisch, Kongresspolen; † in der Nacht vom 9. zum 10. Mai 1849 in Düsseldorf), war ein polnischer Maler. Er wurde als Anführer revolutionärer Straßenkämpfer beim Maiaufstand 1849 in Düsseldorf auf einer Barrikade erschossen. Das dramatische Ereignis wurde von Zeitgenossen als Opfertod verstanden, eine Darstellung seiner Aufbahrung wurde als Lithografie verbreitet.

Leben

Über das Leben Milewskis ist wenig bekannt. In den Jahren 1844 bis 1845 hatte er bei Karl Ferdinand Sohn Malerei studiert.[2] Sohn gehörte zu den Lehrern der Kunstakademie Düsseldorf, die sich gemeinsam mit ihren Studenten an den Vorgängen während der Deutschen Revolution 1848/1849 beteiligten. So hatte er für das Fest der deutschen Einheit, das von Demokraten am 6. August 1848 auf dem Düsseldorfer Friedrichsplatz veranstaltet wurde, eine allegorische Germaniastatue entworfen.[3]

Als sich im Mai 1849 die Revolution auch in der Rheinprovinz zuspitzte, nachdem der preußische König Friedrich Wilhelm IV. die konstitutionell begrenzte, ihm von der Kaiserdeputation angetragene Kaiserwürde über ein Deutsches Reich abgelehnt hatte, war Milewski wie einige andere Akademieschüler im Düsseldorfer Volksklub engagiert,[4] einer örtlichen Vereinigung von Anhängern der Ideen des Republikanismus und Sozialismus unter der Führung von Julius Wulff, die enge Beziehungen zum Kölner Arbeiterverein unterhielt. In der Düsseldorfer Zeitung veröffentlichte er einen Aufruf an die Bürger, die preußische Staatsregierung zu drängen, den Polen die Freiheit zu geben. Auch Milewskis Bruder war im Rahmen der revolutionären Ereignisse politisch sehr aktiv, so dass sich die Polizei mit dem Gedanken trug, die Gebrüder auszuweisen.[5] Während der Reichsverfassungskampagne war Milewski ein Anführer von Aufständischen, die in Düsseldorf durch Straßenkampf und den Versuch der Besetzung von Amtsgebäuden gegen die preußische Obrigkeit vorgingen.[6] Am 7. Mai 1849 hatte der kommissarische Regierungspräsident Friedrich von Spankeren den Belagerungszustand verhängt. Als am 9. Mai 1849 der Gerresheimer Arzt Peter Joseph Neunzig vom Fenster des Wohnhauses Lorenz Cantadors am Düsseldorfer Marktplatz zum bewaffneten Kampf aufgerufen und sich die Nachricht verbreitet hatte, dass in Elberfeld die Republik proklamiert worden sei und dass Militär aus der Düsseldorfer Garnison dorthin marschiere, kam es in der Stadt zum Barrikadenbau und zum Angriff bewaffneter Bürger auf Rathaus und Hauptwache. Die anschließenden blutigen Kampfhandlungen zwischen Bürgern und preußischem Militär, die 16 Todesopfer auf Seiten der Aufständischen forderten,[7] dauerten von 9 Uhr abends bis zum Morgen des 10. Mai 1849 um 5 Uhr.[8] In diesen Kämpfen befehligte Milewski eine Barrikade in der Grabenstraße[9] und erlitt eine tödliche Schussverletzung. Der Schuss eines preußischen Infanteristen soll Milewski getroffen haben, als er auf die Barrikade sprang, um die Soldaten aufzufordern, nicht auf das Volk zu schießen.[10]

Rezeption

Das dramatische Ereignis wurde als Opfertod verstanden und Milewski bei seiner Bestattung auf dem Golzheimer Friedhof[11] als Held gefeiert. Hunderte kamen, um seinen Sarg zu schmücken, der ganz in Rot ausgekleidet war. Der feierliche Vorbeimarsch gestaltete sich zu einer regelrechten Demonstration, so dass Militär eingesetzt wurde, um sie zu unterbinden.[12][13] Eine Darstellung seiner Aufbahrung wurde als Lithografie verbreitet. Der taubstumme Düsseldorfer Stilllebenmaler Joseph Wilms fertigte 1849 ein Vanitas-Stillleben und Erinnerungsbild an Milewski, das den Titel Die Hinterlassenschaft des Ludwig von Milewski trägt und heute im Stadtmuseum Landeshauptstadt Düsseldorf inventarisiert ist. Dieses Bild zeigt eine Vielzahl von Gegenständen, die das Leben Milewskis und den politischen Zusammenhang seines Todes symbolisieren sollen, etwa das Statut der Bürger-Garde zu Düsseldorf, einen Hambacher Hut mit schwarz-rot-goldener Kokarde sowie eine Steinschlosspistole des Fabrikats Kuchenreuter.[10]

Milewskis Grabmal, das 1852 auf dem Golzheimer Friedhof von Milewskis Eltern aufgestellt worden war, wurde 1948 von Feld IX auf Feld VII versetzt. 2016 beschloss die Bezirksvertretung 1 der Stadt Düsseldorf, die Verwaltung zu bitten, das Grabmal wieder an seinen ursprünglichen Platz zu translozieren.[14] Ferner beschloss die Bezirksvertretung die Bitte an die Verwaltung, am nördlichen Ende des Golzheimer Friedhofs einen Gedenkort für alle Opfer des Bürgeraufstandes 1848/1849 zu errichten. Hierzu liegt ein Modell des Künstlers Ramon Graefenstein vor, der eine bauliche Anlage mit Kreuzen in einer kreisförmigen Anordnung entworfen hat.[15][16]

Einzelnachweise

  1. Vgl. Nrn. 9419 und 9420 im Findbuch 212.01.04 Schülerlisten der Kunstakademie Düsseldorf (Memento des Originals vom 11. April 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.archive.nrw.de, Webseite im Portal archive.nrw.de (Landesarchiv Nordrhein-Westfalen)
  2. Bettina Baumgärtel, Sabine Schroyen, Lydia Immerheiser, Sabine Teichgröb: Verzeichnis der ausländischen Künstler und Künstlerinnen. Nationalität, Aufenthalt und Studium in Düsseldorf. In: Sabine Baumgärtel (Hrsg.): Die Düsseldorfer Malerschule und ihre internationale Ausstrahlung 1819–1918. Band 1, Michael Imhof Verlag, Petersberg 2011, ISBN 978-3-86568-702-9, S. 436
  3. Hugo Weidenhaupt: Kleine Düsseldorfer Stadtgeschichte. Triltsch Verlag, Düsseldorf 1983, neunte überarbeitete Auflage, S. 109, Abbildung der Germania auf S. 108
  4. Wolfgang Hütt: Die Düsseldorfer Malerschule 1819–1869. VEB E.A. Seemann Buch- und Kunstverlag, Leipzig 1984, S. 190
  5. Wilhelm Herchenbach: Düsseldorf und seine Umgebung in den Revolutionsjahren 1848–1849. Düsseldorf 1882, S. 61 (Digitalisat), 135 (Digitalisat)
  6. Hermann Joseph Aloys Körner: Lebenskämpfe in der Alten und Neuen Welt. Eine Selbstbiographie. Meyer und Zeller, Zürich 1866, S. 74 (online)
  7. Jürgen Herres: Das preußische Rheinland in der Revolution von 1848/49. In: Stephan Lennartz, Georg Mölich (Hrsg.): Revolution im Rheinland. Veränderung der politischen Kultur 1848/49. In: Bensberger Protokolle (Schriftenreihe der Thomas-Morus-Akademie Bensberg), Köln 1998, Heft 29, S. 13–36
  8. Denkschrift über die Belagerungszustände in der Sammt-Gemeinde Düsseldorf, den Kreisen Elberfeld, Solingen und der Stadt Wittlich. In: Stenographische Berichte über die Verhandlungen der Zweiten Kammer, Deckersche Geheime Ober-Hofbuchdruckerei, Berlin, 21. August 1849, Erster Band, S. 208 (online)
  9. Wolfgang Hütt, S. 304
  10. a b Katrin DuBois: Die Hinterlassenschaft des Ludwig von Milewski, 1849. In: Bettina Baumgärtel (Hrsg.): Die Düsseldorfer Malerschule und ihre internationale Ausstrahlung 1819–1918. Band 2, Michael Imhof Verlag, Petersberg 2011, ISBN 978-3-86568-702-9, S. 313 f. (Katalog-Nr. 263)
  11. Nördlicher Teil, Feld VIII – Vgl. Der Tod in Düsseldorf, Webseite im Portal postmortal.de, abgerufen am 6. November 2014
  12. Wilhelm Herchenbach: Düsseldorf und seine Umgebung in den Revolutionsjahren 1848/49. Düsseldorf 1882, S. 151 f.
  13. Wolfgang Hütt, S. 203 f.
  14. Es lebe die Revolution! Artikel vom 10. September 2016 im Portal rp-online.de, abgerufen am 23. Juni 2017
  15. Birgit Halcour (Der Golzheimer Friedhof soll leben e.V.): Programm 2017, Programmflyer 2017
  16. Vorlage 171/ 139/2016: Antrag vom 10. Juni 2016: Golzheimer Friedhof: Gedenkplatz für die Gefallenen der Düsseldorfer Revolution von 1848/1849 (Online-Datei)