Harry J

Harry „J“ Johnson (* 6. Juli 1945 in Westmoreland Parish als Harry Zephaniah Johnson; † 3. April 2013 ebenda) war ein jamaikanischer Bassist, Musikproduzent und Studiobesitzer aus dem Reggae-Bereich. Er war der Gründer des Musiklabels Harry J Records und des Harry J Studios. Seine Studioband waren die Harry J Allstars.

Werdegang

Johnson wurde in Westmoreland Parish, Jamaika, geboren. Er begann seine musikalische Karriere als Bassist der Gruppe The Virtues, bevor er deren Management übernahm. Nach der Trennung der Band arbeitete er als Versicherungsvertreter.

Seinen Einstieg als Musikproduzent hatte er 1968 mit der Gründung seines eigenen Plattenlabels Harry J Records. Die erste Veröffentlichung war No More Heartaches von The Beltones, einem Reggae-Vorläufer.[1] Eine Vereinbarung mit Coxsone Dodd ermöglichte ihm die Nutzung der Räumlichkeiten von Studio One. Im selben Jahr veröffentlichte er eine Reihe von Reggae-Instrumentals, die den Harry J Allstars zugeschrieben wurden, einer wechselnden Besetzung von Studiomusikern, zu denen der Pianist Gladstone „Gladdy“ Anderson, der Keyboarder Winston Wright, der Bassist Jackie Jackson, der Schlagzeuger Winston Grennan und der Gitarrist Hux Brown gehörten.

Im Oktober 1969 gelang den Harry J Allstars (plus Hippy Boys) mit Liquidator ein Erfolg in Großbritannien; der Titel erklomm Platz 9 in den UK-Singles-Charts. Das Instrumentalstück entwickelte sich zu einer Hymne der aufkommenden Skinhead-Subkultur. In Großbritannien erschien der Track zusammen mit weiteren Instrumentals auf dem gleichnamigen Kompilationsalbum bei dem Sublabel Harry J auf Trojan Records. Die eröffnende Basslinie von Liquidator war ab 1972 auch im Intro des Hits I’ll Take You There der Staple Singers zu hören. Johnson war empört, als er hörte, dass der Basslauf ohne Erlaubnis von den Staple Singers verwendet wurde. Er unternahm energische, aber erfolglose Schritte, um ausstehende Tantiemen von Stax Records einzutreiben.[1]

Anfang der 1970er Jahre feierte er mit dem Gesangsduo Bob & Marcia und ihrem Song Young, Gifted and Black einen weiteren großen Erfolg, bei dem er Platz 5 in den UK-Singles-Charts erreichte. Ein weiterer Hit von Bob & Marcia schaffte es im Sommer 1971 mit Pied Piper, einer Komposition von Crispian St Peters, auf den 11. Platz in den UK-Singles-Charts.[2] Unter dem Sublabel Jaywax veröffentlichte er weitere Musik.

Johnson starb am 3. April 2013 nach langer Krankheit an Diabetes. Er wurde 67 Jahre alt und hinterließ vier Kinder und drei Enkelkinder.[1]

Harry J Studio

Im Jahr 1972 verkaufte Johnson sein Plattengeschäft und gründete in der Roosevelt Avenue 10 in Uptown Kingston sein eigenes Aufnahmestudio Harry J. Das moderne 16-Spur-Studio (üblich waren 4 Spuren) entwickelte sich schnell zu einem der berühmtesten jamaikanischen Studios. Bob Marley & The Wailers nahmen zwischen 1973 und 1976 ihre Alben für Island Records hier auf (Catch a Fire, Burnin’, Natty Dread und Rastaman Vibration). Später folgten die Rolling Stones, The Who und Grace Jones.[3]

Das Studio war auch in dem Film Rockers (Jamaika 1978) von Ted Bafaloukos zu sehen.

Produktionen (Auswahl)

Harry J Allstars

  • 1969: Liquidator (Harry J Records / Trojan)
  • 2003: Liquidator: The Best of The Harry J Allstars (Trojan)

Als Produzent

  • 1968: No More Heartaches von The Beltones (Harry J / Trojan)
  • 1970: Young, Gifted and Black von Bob & Marcia (Trojan)
  • 1971: Pied Piper von Bob & Marcia (Trojan)
  • 1973: Book of Rules von The Heptones (Jaywax)
  • 1976: Cool Rasta von The Heptones (Trojan)
  • 1977: Sweet Sensation von The Melodians (Harry J)
  • 1979: So Long Rastafari von Dennis Brown (Harry J)

Musikbeispiele

Einzelnachweise

  1. a b c Patricia Meschino: Harry Johnson, Legendary Jamaican Producer of Harry J Studios Credited with First Reggae Single, Dead at 67 auf billboard.com vom 8. April 2013.
  2. Pied Piper auf musicvf.com
  3. Harry J Studio, offizielle Website (englisch).