Großer Preis von Italien 1938

Das Autodromo di Milano in seiner befahrenen Version.
Auto Union Typ D im museum mobile in Ingolstadt
Hermann Lang beim Oldtimer-Grand-Prix 1986 auf dem Nürburgring im Mercedes-Benz W 154

Der XVI. Große Preis von Italien fand am 11. September 1938 auf dem Autodromo di Milano in Monza statt. Als Grande Épreuve zählte das Rennen zur Grand-Prix-Europameisterschaft 1938, wurde aber abweichend von den Bestimmungen der Internationalen Grand-Prix-Formel (i. W. Rennwagen bis 3 Liter Hubraum mit Kompressor und bis 4,5 Liter Hubraum ohne Kompressor; Mindestgewicht 850 kg; Renndistanz mindestens 500 km) über 60 Runden à 6,993 km ausgetragen, was einer Gesamtdistanz von 419,58 km entsprach.

Sieger wurde Tazio Nuvolari auf einem Auto Union Typ D[1], der damit den einzigen Saisonerfolg für sein Team bei einem offiziellen Internationalen Grand Prix in der Saison 1938 gegen die bis dahin übermächtige Konkurrenz der Mercedes-Mannschaft erzielte. Mit seinem dritten Platz sicherte sich Rudolf Caracciola auf Mercedes-Benz W 154 trotzdem überlegen den Europameistertitel.

Das Rennen

Nach einem bis dahin absolut dominanten Saisonverlauf ging die Grand-Prix-Mannschaft von Daimler-Benz mit einer vierfachen Führung in der Fahrerwertung zur Europameisterschaft in den letzten Wertungslauf zum Großen Preis von Italien, der nach seinem Abstecher zum Circuito di Montenero bei Livorno im Vorjahr nun wieder zum angestammten Ort auf das Autodrom von Monza zurückgekehrt war. Rudolf Caracciola, der auf seinen Mannschaftskollegen Manfred von Brauchitsch vier Meisterschaftspunkte Vorsprung hatte, musste damit lediglich noch über 75 % der Distanz kommen, um den Titel unabhängig vom Abschneiden seines Konkurrenten sicher zu gewinnen. Auch Hermann Lang und Richard Seaman hatten bereits Erfolge feiern können, so dass Mercedes-Benz als klarer Favorit ins Rennen ging und mit Lang als Trainingsschnellstem vor von Brauchitsch und Caracciola drei der vier Plätze in der ersten Startreihe erringen konnte.

Dem Team der Auto Union war es dagegen in der Saison bislang nicht gelungen, in die Erfolgsspur zurückzukehren, nachdem ihr Top-Pilot Bernd Rosemeyer zu Jahresbeginn bei einem Rekordversuch ums Leben gekommen war. Auch die Verpflichtung von Tazio Nuvolari zur Mitte der Saison, der Alfa Romeo wegen anhaltender Erfolglosigkeit im Streit verlassen hatte, konnte daran zunächst nichts zu ändern, weil Nuvolari zunächst nicht gut mit dem für ihn ungewohnten Heckmotorwagen zurechtgekommen war. Immerhin war mit Hermann Paul Müller ein talentierter Nachwuchspilot entdeckt worden, der seine aufsteigende Form erneut durch einen Startplatz vor seinem berühmten Teamkapitän unter Beweis stellte.

Überraschenderweise war es auch Müller, der beim Start am schnellsten davonkam und sich im Anschluss hinter Lang zumindest auf der zweiten Position behauptete. Auch Nuvolari ließ sich dieses Mal nicht von der Konkurrenz abhängen und kam hinter Seaman und Caracciola als Fünfter aus der ersten Runde. Stattdessen geriet die Mercedes-Mannschaft zunehmend in Schwierigkeiten: Zunächst geriet in der zweiten Runde Caracciola in die Streckenbegrenzung und musste sein Auto mühsam aus den Strohballen befreien, dann wurde Langs Wagen wegen nachlassender Motorleistung immer langsamer, und als auch Seaman mit brennendem Motor aus dem Rennen schied, fand sich Nuvolari bei seinem Heimrennen in Führung. In der 19. Runde machte von Brauchitsch das Mercedes-Debakel komplett, so dass das Team der Auto Union mit einer Dreifachführung mit Nuvolari vor Stuck und Müller in die zweite Rennhälfte ging.

Am Ende wurde aber auch die Auto Union nicht vom Unheil verschont, als Stuck und Müller durch Motorschäden aus dem Rennen geworfen wurden. Nuvolari zog jedoch seine Runden und fuhr mit einer Runde Vorsprung auf Giuseppe Farina auf dem allerneuesten Modell Alfa Romeo Tipo 316 doch noch den ersten Saisonerfolg für sein Team ein. Mit seinem dritten Platz – wenn auch mit drei Runden Rückstand auf den Sieger – sicherte sich Caracciola die Europameisterschaft, nachdem er sein Auto zwischendurch kurzzeitig an von Brauchitsch übergeben hatte.

Meldeliste

TeamNr.FahrerInfoChassisMotorReifen
Italien 1861 Scuderia Torino02Italien 1861 Pietro GhersiAlfa Romeo Tipo 308Alfa Romeo 3.0L I8 Kompressor
Italien 1861 Piero TaruffiRES
Deutsches Reich NS Daimler-Benz AG04Deutsches Reich NS Manfred von BrauchitschMercedes-Benz W 154Mercedes-Benz M 154 3.0L V12 Kompressor
12Deutsches Reich NS Rudolf Caracciolaa
16Vereinigtes Konigreich Richard Seaman
26Deutsches Reich NS Hermann Lang
Italien 1861 Alfa Corse06Italien 1861 Clemente BiondettiAlfa Romeo Tipo 316Alfa Romeo 3.0L U16 Kompressor
30Italien 1861 Giuseppe Farina
28Dritte Französische Republik Jean-Pierre WimilleAlfa Romeo Tipo 312Alfa Romeo 3.0L V12 Kompressor
34Italien 1861 Piero Taruffi
Italien 1861 Emilio VilloresiRES
Italien 1861 Officine A. Maserati08Italien 1861 Luigi VilloresiMaserati 8CTFMaserati 3.0L I8 Kompressor
14Italien 1861 Carlo Felice Trossi
18Italien 1861 Goffredo Zehender
18Italien 1861 Achille VarziDNA
Schweiz Écurie Du Puy & de Graffenried10Schweiz Toulo de GraffenriedMaserati 6C-34Maserati 3.0L I6 Kompressor
Vereinigte Staaten 48 John Du PuyRES
Deutsches Reich NS Auto Union AG20Deutsches Reich NS Hermann Paul MüllerAuto Union Typ DAuto Union 3.0L V12 Kompressor
22Italien 1861 Tazio Nuvolari
24Schweiz Christian Kautz
36Deutsches Reich NS Hans Stuck
Deutsches Reich NS Rudolf HasseRES
Italien 1861 R. Balestrero42Italien 1861 Vittorio BelmondoAlfa Romeo Tipo 308Alfa Romeo 3.0L I8 Kompressor
a 
Während des Rennens vorübergehend durch von Brauchitsch am Steuer abgelöst.

Startaufstellung

4321
Deutsches Reich NS Müller
2:34,4 min
Deutsches Reich NS Caracciola
2:33,3 min
Deutsches Reich NS von Brauchitsch
2:33,1 min
Deutsches Reich NS Lang
2:32,4 min
765
Schweiz KautzDeutsches Reich NS SeamanItalien 1861 Nuvolari
111098
Italien 1861 TrossiItalien 1861 TaruffiDritte Französische Republik WimilleItalien 1861 Biondetti
141312
Deutsches Reich NS StuckItalien 1861 FarinaItalien 1861 Villoresi
171615
Italien 1861 BelmondoItalien 1861 ZehenderItalien 1861 Ghersi

Rennergebnis

Pos.Nr.FahrerKonstrukteurRundenZeitAusfallgrundEM-Punkte
122Italien 1861 Tazio NuvolariDeutsches Reich NS Auto Union602:41:39,6 h1
230Italien 1861 Giuseppe FarinaItalien 1861 Alfa Romeo59+ 01 Runde2
312Deutsches Reich NS Rudolf Caracciola /
Deutsches Reich NS Manfred von Brauchitsch
Deutsches Reich NS Mercedes-Benz47+ 03 Runden3 / –
406Italien 1861 Clemente BiondettiItalien 1861 Alfa Romeo57+ 03 Runden4
DNF18Deutsches Reich NS Hermann Paul MüllerDeutsches Reich NS Auto Union57Motor4
DQ14Italien 1861 Carlo Felice TrossiItalien 1861 Maserati568
502Italien 1861 Pietro GhersiItalien 1861 Alfa Romeo47+ 13 Runden4
DNF36Deutsches Reich NS Hans StuckDeutsches Reich NS Auto Union41Mechanik5
DNF26Deutsches Reich NS Hermann LangDeutsches Reich NS Mercedes-Benz35Motor5
DNF08Italien 1861 Luigi VilloresiItalien 1861 Maserati24/29?Mechanik6
DNF04Deutsches Reich NS Manfred von BrauchitschDeutsches Reich NS Mercedes-Benz19Mechanik6
DNF28Dritte Französische Republik Jean-Pierre WimilleItalien 1861 Alfa Romeo176
DNF18Italien 1861 Goffredo ZehenderItalien 1861 Maserati156
DNF32Italien 1861 Vittorio BelmondoItalien 1861 Alfa Romeo15/18?6
DNF16Vereinigtes Konigreich Richard SeamanDeutsches Reich NS Mercedes-Benz11/14?Motor7
DNF34Italien 1861 Piero TaruffiItalien 1861 Alfa Romeo10/14?Mechanik7
DNF24Schweiz Christian KautzDeutsches Reich NS Auto Union27

Schnellste Rennrunde: Deutsches Reich NS Hermann Lang (Mercedes-Benz), 2:34,2 min = 163,3 km/h

Commons: Großer Preis von Italien 1938 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Die Typenbezeichnung der Auto-Union-Rennwagen wurde von Fachautoren erst nachträglich zur Unterscheidung der einzelnen Modelle eingeführt.