Fußball-Europameisterschaft 2016/Island

Dieser Artikel behandelt die isländische Nationalmannschaft bei der Fußball-Europameisterschaft 2016 in Frankreich. Für die isländische Männermannschaft war es die erste Teilnahme an einem großen Fußballturnier, die Isländerinnen haben dagegen bereits zweimal an der Fußball-Europameisterschaft der Frauen teilgenommen.

Qualifikation

Gylfi Sigurðsson, bester Torschütze der Isländer in der Qualifikation

Island absolvierte die Qualifikation zur Europameisterschaft in der Gruppe A und hatte dabei zum Spiel in Kasachstan die längste Anreise aller Teilnehmer zu bewältigen. Die Isländer setzten sich gleich am ersten Spieltag mit einem 3:0 gegen die höher gehandelten Türken an die Tabellenspitze und gaben diese auch danach zunächst nicht ab, da ihnen im Heimspiel gegen den WM-Dritten Niederlande erstmals ein Sieg gegen die Niederländer gelang. Erst am vierten Spieltag mussten sie durch die Niederlage bei den punktgleichen Tschechen den Platz an der Tabellenspitze räumen, aber erst durch ein Eigentor von Jón Daði Böðvarsson, der das erste Qualifikationstor dieser Runde für die Isländer erzielt hatte. Durch drei folgende Siege, darunter im Rückspiel gegen die Tschechen und in den Niederlanden, übernahmen sie aber wieder die Tabellenführung. Zwar verloren sie diese durch ein torloses Remis im Heimspiel gegen die Kasachen wieder, aber mit dem 0:0 waren sie erstmals für die EM-Endrunde qualifiziert. Das folgende 2:2 gegen Lettland in der Euphorie der erfolgreichen Qualifikation und die 0:1-Niederlage in der Türkei in den Schlussminuten hatte für die Isländer dann keine schwerwiegenden Konsequenzen mehr, den Türken brachte sie aber als bestem Gruppendrittem die direkte Qualifikation, während die Niederländer als Gruppenvierter erstmals seit 1984 wieder die Endrunde verpassten. Insgesamt setzte Trainer Lars Lagerbäck nur 20 Spieler ein, davon Ari Freyr Skúlason, Birkir Bjarnason, Gylfi Sigurðsson, Kári Árnason, Kolbeinn Sigþórsson und Ragnar Sigurðsson in allen zehn Spielen. Bester Torschütze war Gylfi Sigurðsson mit sechs Toren. Ein Tor steuerte auch der 36-jährige Rekordtorschütze Eiður Guðjohnsen beim ersten Sieg im ersten Spiel gegen Kasachstan bei, womit er erstmals seit fünfeinhalb Jahren wieder ein Tor erzielte und seinen Rekord auf 25 Tore ausbaute.[1]

Im Laufe der Qualifikation kletterten die Isländer von Platz 46 der FIFA-Weltrangliste zwischenzeitlich auf Platz 23, fielen danach aber wieder auf Platz 36 zurück.[2][3][4]

Spiele

Alle Resultate aus isländischer Sicht.

DatumSpielortGegnerErgebnisTorschützen
09.09.2014Laugardalsvöllur, ReykjavíkTurkei Türkei3:0 (1:0)1:0 Jón Daði Böðvarsson (18.), 2:0 Gylfi Sigurðsson (76.), 3:0 Kolbeinn Sigþórsson (77.)
10.10.2014Skonto-Stadion, Riga (Lettland)Lettland Lettland3:0 (0:0)1:0 Gylfi Sigurðsson (66.), 2:0 Aron Gunnarsson (77.), 3:0 Rúrik Gíslason (90.)
13.10.2014Laugardalsvöllur, ReykjavíkNiederlande Niederlande2:0 (2:0)1:0, 2:0 Gylfi Sigurðsson (10./Elfmeter, 42.)
16.11.2014Doosan Arena, Pilsen (CZE)Tschechien Tschechien1:2 (1:1)1:0 Ragnar Sigurðsson (9.), 1:1 Pavel Kadeřábek (45.+1′), 1:2 Jón Daði Böðvarsson (61./Eigentor)
28.03.2015Astana Arena, Astana (KAZ)Kasachstan Kasachstan3:0 (2:0)1:0 Eiður Guðjohnsen (20.), 2:0 Birkir Bjarnason (32., 90.+1′)
12.06.2015Laugardalsvöllur, ReykjavíkTschechien Tschechien2:1 (0:0)0:1 Bořek Dočkal (55.), 1:1 Aron Gunnarsson (60.), 2:1 Kolbeinn Sigþórsson (76.)
03.09.2015Amsterdam Arena, Amsterdam (NLD)Niederlande Niederlande1:0 (0:0)1:0 Gylfi Sigurðsson (51./Elfmeter)
06.09.2015Laugardalsvöllur, ReykjavíkKasachstan Kasachstan0:0
10.10.2015Laugardalsvöllur, ReykjavíkLettland Lettland2:2 (2:0)1:0 Kolbeinn Sigþórsson (5.), 2:0 Gylfi Sigurðsson (27.), 2:1 Aleksandrs Cauņa (49.), 2:2 Valērijs Šabala (68.)
13.10.2015Konya Büyükşehir Stadı, Konya (TUR)Turkei Türkei0:1 (0:1)0:1 Selçuk İnan (89.)

Tabelle

Pl.LandSp.SUNToreDiff.Punkte
 1.Tschechien Tschechien 10 7 1 2019:140 +522
 2.Island Island 10 6 2 2017:600+1120
 3.Turkei Türkei 10 5 3 2014:900 +518
 4.Niederlande Niederlande 10 4 1 5017:140 +313
 5.Kasachstan Kasachstan 10 1 2 7007:180−1105
 6.Lettland Lettland 10 0 5 5006:190−1305
Stand: 13. Oktober 2015

Vorbereitung

Nach dem Ende der Qualifikation verloren die Isländer zwei Freundschaftsspiele gegen die EM-Teilnehmer Polen (2:4 am 13. November in Warschau) und Slowakei (1:3 am 17. November in Žilina). Weitere Testspiele wurden im Januar 2016 auf der arabischen Halbinsel bestritten, wo Island am 13. mit 1:0 in Abu Dhabi gegen Finnland gewann, drei Tage später aber in Dubai mit 1:2 gegen die Vereinigten Arabischen Emirate verlor. Ende Januar folgte eine 2:3-Niederlage gegen die USA im kalifornischen Carson. In der weiteren Vorbereitung spielten die Isländer gegen Mannschaften, die sich nicht für die Endrunde qualifiziert hatten. Am 24. und 29. März fanden Spiele gegen Dänemark (1:2) in Herning und Griechenland in Piräus (3:2, nach 0:2-Rückstand[5]) statt. In der unmittelbaren EM-Vorbereitung verloren die Isländer am 1. Juni in Oslo gegen Norwegen (2:3) und gewannen fünf Tage später im Laugardalsvöllur gegen Liechtenstein mit 4:0. Dabei erzielte Birkir Már Sævarsson sein erstes Länderspieltor und der 37-jährige Rekordtorschütze Eiður Guðjohnsen den 4:0-Endstand.

Kader

Der Kader wurde am 9. Mai bekannt gegeben.[6] Die Spieler kamen von 22 Vereinen aus 11 Ländern bzw. 14 Ligen, dabei stellte nur Hammarby IF zwei Spieler. Fünf Spieler spielten derzeit zweitklassig und keiner in isländischen Ligen, damit gehörte Island neben Wales, Nordirland und Irland zu den vier Mannschaften bei der EURO 2016, die ohne Spieler aus heimischen Ligen antraten.[7]

Trikot-
Nr.
NameVereinGeburts-
datum
Länderspiel-
einsätze[K 1]
Länderspiel-
tore[K 1]
DebütLetzter EinsatzAnzahl der SpieleTorGelbe KarteGelb-Rote KarteRote Karte
Torhüter
01Hannes Þór HalldórssonNorwegen FK Bodø/Glimt27. Apr. 1984370201127. Juni 201651
12Ögmundur KristinssonSchweden Hammarby IF19. Juni 198911020141. Juni 2016
13Ingvar JónssonNorwegen Sandefjord Fotball18. Okt. 19895020141. Juni 2016
Abwehr
02Birkir Már SævarssonSchweden Hammarby IF11. Nov. 1984611200727. Juni 201651
03Haukur Heiðar HaukssonSchweden AIK Solna1. Sep. 19917020151. Juni 2016
04Hjörtur HermannssonSchweden IFK Göteborg8. Feb. 19953020166. Juni 2016
05Sverrir Ingi IngasonBelgien Sporting Lokeren5. Aug. 199372201422. Juni 20162
06Ragnar SigurðssonRussland FK Krasnodar19. Juni 1986602200727. Juni 201651
18Theódór Elmar BjarnasonDanemark Aarhus GF4. März 1987300200727. Juni 20163
19Hörður Björgvin MagnússonItalien AC Cesena11. Feb. 19935020146. Juni 2016
21Arnór Ingvi TraustasonSchweden IFK Norrköping30. Apr. 199394201527. Juni 201621
23Ari Freyr SkúlasonDanemark Odense BK14. Mai 1987420200927. Juni 201651
Mittelfeld
08Birkir BjarnasonSchweiz FC Basel27. Mai 1988517201027. Juni 2016522
10Gylfi SigurðssonWales Swansea City8. Sep. 19894314201027. Juni 2016511
14Kári ÁrnasonSchweden Malmö FF13. Okt. 1982512200527. Juni 201651
16Rúnar Már SigurjónssonSchweden GIF Sundsvall18. Juni 199011120126. Juni 2016
17Aron Gunnarsson (C)ein weißes C in blauem KreisWales Cardiff City22. Apr. 1989632200827. Juni 201651
20Emil HallfreðssonItalien Udinese Calcio29. Juni 1984551200518. Juni 20161
Angriff
07Jóhann Berg GuðmundssonEngland Charlton Athletic27. Okt. 1990514200827. Juni 201651
09Kolbeinn SigþórssonFrankreich FC Nantes14. März 19904321201027. Juni 2016521
11Alfreð FinnbogasonDeutschland FC Augsburg1. Feb. 1989368201018. Juni 201632
15Jón Daði BöðvarssonDeutschland 1. FC Kaiserslautern25. Mai 1992252201227. Juni 201651
22Eiður GuðjohnsenNorwegen Molde FK15. Sep. 19788726199618. Juni 20162
Trainer
Schweden Lars Lagerbäck16. Juli 1948
Heimir Hallgrímsson10. Juni 1967

Anmerkungen:

  1. a b Stand: 27. Juni 2016 (Quelle)

Endrunde

Fußball-Europameisterschaft 2016/Island (Frankreich)
Fußball-Europameisterschaft 2016/Island (Frankreich)
St-Denis (VR + VF)
Nizza (AF)
Spielorte (grün = gewonnen, gelb = ausgeglichene Bilanz), Quartier (blau)

Bei der am 12. Dezember 2015 stattgefundenen Auslosung der sechs Endrundengruppen war Island Topf 4 zugeteilt[8] und wurde der Gruppe F mit Portugal zugelost. Weitere Gegner waren Österreich und Ungarn. Gegen alle drei hatte Island eine negative Bilanz. Gegen Portugal gab es zuvor erst zwei Spiele in der Qualifikation für die letzte EM, die beide verloren wurden. Gegen Österreich gab es vor der EM eine Niederlage und zwei Remis, zuletzt am 30. Mai 2014. Gegen die Ungarn gab es vor der EM bereits drei Siege – in den 1990er Jahren –, aber sieben Niederlagen, zuletzt im August 2011. Die Isländer begannen mit einem 1:1 gegen Portugal, erreichten gegen Ungarn ebenfalls ein 1:1 und gewannen gegen Österreich durch ein Tor in der Nachspielzeit mit 2:1. Damit wurden sie Gruppenzweiter und trafen im Achtelfinale auf England. Gegen die Engländer gab es erst zwei Länderspiele: 1982 trennte man sich bei einem Freundschaftsspiel mit 1:1, 2004 verloren die Isländer bei einem kleinen Turnier, an dem noch Japan teilnahm, mit 1:6.[9] Vom damaligen Spiel stehen nur noch die Rekordtorschützen Eiður Guðjohnsen und Wayne Rooney in den beiden Kadern. Rooney brachte die Engländer zwar nach wenigen Minuten durch einen Strafstoß nach einer unbedachten Aktion des isländischen Torhüters im Strafraum in Führung, Ragnar Sigurðsson konnte aber umgehend ausgleichen. 12 Minuten später erzielte Kolbeinn Sigþórsson das Führungstor für Island, das die Isländer bis zum Schluss verteidigten. Nach dem Erfolg über England war im Viertelfinale Gastgeber Frankreich der nächste Gegner. Gegen die Franzosen gab es in zuvor 11 Spielen noch keinen Sieg bei drei Remis und acht Niederlagen.[10] Beim letzten Spiel im Mai 2012 verloren sie nach 2:0-Führung mit 2:3 durch Tore in den Schlussminuten.[11] Die Isländer gerieten bereits in der 12. Minute mit 0:1 in Rückstand und kassierten noch vor der Halbzeitpause drei weitere Tore. In der zweiten Halbzeit gaben sie sich nicht auf und drängten auf den Anschlusstreffer. Sie wurden zwar für ihre Bemühungen durch das zweite Turniertor von Kolbeinn Sigþórsson belohnt, kassierten aber wenige Minuten später das fünfte Gegentor. Auch danach griffen sie wieder an und hatten gute Torchancen. In der 84. Minute gelang dann Birkir Bjarnason mit seinem ebenfalls zweiten Turniertor nochmals eine Ergebniskorrektur. Nach Spielende wurden die Isländer von ihren zahlreich angereisten Fans im Stadion trotz des Ausscheidens gefeiert. Ebenso wurden sie bei ihrer Rückkehr nach Island gefeiert.[12]

Durch die EM-Spiele gewann Island in der FIFA-Weltrangliste 120 Punkte und zwölf Plätze und erreichte mit Platz 22 seine bisher beste Platzierung.

Bekannt wurden die Gewinne der Isländer durch den sogenannten Viking Clap, einem rhythmischen Klatschen, bei dem "Hu" gerufen wird.

Gruppenphase

Pl.LandSp.SUNToreDiff.Punkte
 1.Ungarn Ungarn 3 1 2 0006:400 +205
 2.Island Island 3 1 2 0004:300 +105
 3.Portugal Portugal 3 0 3 0004:400 ±003
 4.Osterreich Österreich 3 0 1 2001:400 −301
Di., 14. Juni 2016 um 21:00 Uhr in Saint-Étienne
PortugalIsland1:1 (1:0)
Sa., 18. Juni 2016 um 18:00 Uhr in Marseille
IslandUngarn1:1 (1:0)
Mi., 22. Juni 2016 um 18:00 Uhr in Saint-Denis
IslandÖsterreich2:1 (1:0)

K.-o.-Runde

Achtelfinale Mo., 27. Juni 2016 um 21:00 Uhr in Nizza
EnglandIsland1:2 (1:2)
Viertelfinale So., 3. Juli 2016 um 21:00 Uhr in Saint-Denis
Frankreich Island5:2 (4:0)

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Island siegt in Kasachstan. uefa.com, 28. März 2015, abgerufen am 15. Juni 2016.
  2. FIFA-Weltrangliste (14. August 2014) (Memento des Originals vom 7. Januar 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/de.fifa.com
  3. FIFA-Weltrangliste (1. Oktober 2015) (Memento desOriginals vom 22. Dezember 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/de.fifa.com
  4. FIFA-Weltrangliste (3. Dezember 2015) (Memento desOriginals vom 11. Mai 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/de.fifa.com
  5. Greece football team lost to Iceland 2:3, 29 March 2016. eu-football.info, abgerufen am 15. Juni 2016.
  6. Landslið: A karla – Lokahópur fyrir EM 2016. (Memento desOriginals vom 12. Mai 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ksi.is Website des isländischen Fußballverbandes (ksi.is), 9. Mai 2016.
  7. Westfälische Nachrichten: Neulinge und Dauerbrenner: Zahlen – Zahlen – Zahlen: Albanien ist bei den Buchmachern der größte Außenseiter, Fußball-EM 2016, Paris, sid, 10. Juni 2016
  8. „Endrunden-Auslosung der UEFA EURO 2016“, uefa.com
  9. international football match results of England vs Island
  10. Bilanz Island vs. Frankreich
  11. France - Iceland 3:2
  12. Florian Lütticke, Jens Marx: Heimkehr der Helden. In: saechsische.de. 5. Juli 2016, abgerufen am 13. April 2020.