Kunst im öffentlichen Raum in Halle (Saale)

Die Stadt Halle (Saale) verfügt über ein über die Jahrhunderte gewachsenes Gut von Kunst im öffentlichen Raum. In einem ersten Schritt sind hier die Kunstwerke aus der Innenstadt und aus der Neustadt entlang eines realen Spazierganges durch die zwei Stadtteile links und rechts der Saale aufgelistet. In der Innenstadt beginnt der Parcours an der Moritzburg und führt über den Ring zum Marktplatz. In Halle-Neustadt startet der Rundgang am Stadtteilzentrum und streift durch die Viertel, ehemals Wohnkomplexe, der als eigenständige Stadt geplanten Siedlung.

BildKunstwerk / JahrKünstlerAnmerkungen
Der Jahrhundertschritt

1984 Bronze, teilweise farbig
Welt-Icon
H 108 m

Wolfgang Mattheuer
(1927-2004)
Die Skulptur gilt als das bekannteste Werk des Grafikers, Malers und Bildhauers der Leipziger Schule. Im Jahrhundertschritt bilanziert der Künstler die gesellschaftlichen Widersprüche des 20. Jahrhunderts in seiner Gegensätzlichkeit von Faschismus, Sozialismus, Barbarei und Reaktion, Ideologie und Glauben, Utopie und Wirklichkeit. Drei weitere Abgüsse der Skulptur befinden sich in Leipzig, Berlin und Bonn; ihre Aufstellung am Haus der Geschichte oder dem zeitgeschichtlichen Forum weisen- wie die Figur selbst- in je unterschiedliche Interpretationsrichtungen.
Zwei Figuren

1928/30 Sandsteinrelief, zweiteilig
N 51° 29.1855
E 011° 57.8368

Gustav Heinrich Wolff
(1886-1934)
Im Auftrag der Stadt Halle (Saale) haben Künstler der Burg für den Neubau des Kraftwerks Trotha verschiedene Objekte wie Türklinken, Lampen etc. entworfen und angefertigt. Dafür sind auch diese beiden Reliefs für das Treppenhaus entstanden.
Ehrenmal für die Opfer des Faschismus

1947 Bronze
N 51° 29.1893
E 011° 57.8122
H 107 m

Waldemar Grzimek
(1918-1984)
Die zwei Bronzefiguren sind leicht überlebensgroß.
Mauresken

1987 Korrosionsträger Stahl (KT-Stahl) geschnitten, geschweißt auf Betonsockel Friedemann-Bach-Platz
N 51° 29.1994
E 011° 57.8705
H 90 m

Irmtraud Ohme
(1937-2002)
Die Künstlerin arbeitete vielseitig in verschiedensten Materialqualitäten und Techniken. Die Mauresken gehen auf ornamentale orientalische Tanzfiguren zurück. Die Plastik ist typisch für Ohmes Umgang mit KT-Stahl in großen Materialstärken. Irmtraud Ohme lehrte an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle. Ihr konsequenter Umgang mit dem Material prägte das Werk von vielen ihrer Studenten.
Eine Begegnung mittendrin

2005 Bronze, bemalt (ursprünglich eingefärbter Fugenmörtel)
Geiststraße/Universitätsring

Maya Graber (*1974)Frau Roth, Evi Küchler und Hans Bucher - eine fiktive Begegnung im öffentlichen Raum - so lautete der Untertitel dieser Diplomarbeit der Schweizer Bildhauerin. Drei etwa lebensgroße Figuren kommunizieren über die belebte Kreuzung hinweg. Sind hier Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Situationen ausgeschlossen oder bewusst gewollt?

Stumme Gesellen

1999 Vierteilig, Edelstahl, bemalt, Blinklicht
N 51° 29.2195
E 011° 58.0629

Maike Freess (*1965)Die vier Skulpturen säumen den Weg durch den Lukashof zwischen Großer Ulrichstraße, Universitätsring und Kaulenberg.
Bet-Säule

Sandstein
Universitätsring
N 51° 29.2455
E 011° 58.1257
H 99 m

Unbekannt, stilistische Voraussetzungen im Erfurter Epitaph von 1444 Günther BockIm Jahr 1455 wurde die Bet-Säule am Galgtor - auf der Ostseite des heutigen Riebeckplatzes - als Ort des stillen Gebets aufgestellt. Von 1928 bis 1969 stand die Säule auf dem Franckeplatz, um schließlich wegen des Baues der Hochstraße seit 1972 auf dem heutigen Standort die Parkanlage am Moritzburgring zu schmücken. Derzeit wartet die Bet-Säule auf ihre Restaurierung.
Reliquie Mensch

Stahlplastik 2002
aufgestellt 2011
Universitätsring/
Juliot-Curie-Platz vor dem Opernhaus
N 51° 29.110
E 011° 58.2896
H 107 m

Michael Morgner (*1942)Die scherenschnittartige Skulptur aus korrosionsträgem Stahl steht auf ihrem schmalen Umrand. Die Form spielt mit der Spannung zwischen Materialfläche und Zwischenraum.
Afrikanerin und Afrikaner

1963/64 Bronze
Universitätsring Grünfläche vor dem Robertinum
N 51° 29.1943
E 011° 58.2002
H 108

Gerhard Geyer
(1907-1989)
Zur Erinnerung und Ehrung der ersten Studierenden aus Afrika ließ die Universität Halle diese Skulptur aufstellen.

Heinrich Heine

2002 Marmor
N 51° 29.1693
E 011° 58.1749
H 100 m

Jens Bergner (*1964)Das Denkmal – ein gewaltig großer, geneigter Kopf – zeigt eindrucksvoll den Respekt der Nachwelt vor dem Werk und dem aufrechten Leben des Dichters.

Löwen

1816 Gusseisen, Überzug
Universitätsplatz
N 51 29.1693
E 011 58.1749
H 100 m

Johann Gottfried Schadow
(1764–1850)
Heute sind die wuchtigen Löwen ein zentrales Bildmotiv der Universität Halle-Wittenberg. Allerdings befanden sie sich früher neben einem Röhrenwasserbrunnen auf dem Marktplatz in Halle. Dort wurde am 23. Juli 1823 die nach dem Entwurf von Johann Gottfried Schadow gegossenen Plastiken feierlich aufgestellt. Heinrich Heine (1797–1856) spottete - in Anspielung auf die zweimalige Schließung der Universität durch Napoleon:

Zu Halle auf dem Markt, Da stehn zwei große Löwen. Ei, du hallischer Löwentrotz, Wie hat man dich gezähmet!" (Die Heimkehr, 1823–1824)

Drei Stelen

1998 Kunststein
N 51° 29.1582
E 011° 58.1011
H 90 m

Simon Ungers
(1957-2006)
Die in der Neubauphase des Juridicums aus dem Wettbewerb zur Kunst am Bau hervorgegangene Skulptur öffnet den engen Innenhof scheinbar nach oben.
Striese – Theaterdirektor

1994 Keramik
Universitätsplatz,
Neues Theater Rückseite

Lothar Sell (1939-2009)Das Weglassen ist die Kunst in der Kunst, sagt der alte Striese (Emanuel Striese), Theaterdirektor und Schmierenkomödiant aus Sachsen. Nun meint er damit beileibe nicht die Reduktion darstellerischer und inszenatorischer Mittel. Er hat ganz einfach erkannt, dass was gestrichen ist, nicht durchfallen kann.
Curt-Goetz-Denkmal in HalleCurt Goetz
(1888-1960)

Michael Weihe
(1961-2012)
Der begnadete Schauspieler, Schriftsteller und Hühnerzüchter Curt Goetz verbrachte seine Kindheit und Jugend in Halle an der Saale, der Geburtsstadt seiner Mutter. Michael Weihes Skulptur zeigt den schlanken Mimen mit einem goldenen Ei: in der Tat verstand es Goetz, durch die Zugabe tierischer Eiweiße Hühnereier mit zwei Dottern zu bekommen, die besonders gut bezahlt wurden.
Roland

1719 (nach älteren Vorgängern) restauriert 2005/06 Sandstein
N 51° 28.9539
E 011° 58.1529
H 87 m

Das Sandstein-Standbild des Ritters mit bloßem Schwert, der Roland, steht vor dem Roten Turm auf dem Halleschen Markt. Die Figur gilt als das Sinnbild der Stadtrechte. Vergleichbare Roland-Statuen gibt es z.B. in Bremen, Nordhausen, Halberstadt, Prenzlau oder Stendal.

Triptichon Ratsloggia

2005/06 Bronzereliefplatte, dreiteilig

Maya Graber (*1974)Die zwei-mal-drei Meter große Bodenskulptur erinnert an das im Zweiten Weltkrieg beschädigte und bis 1950 komplett abgebrochene Alte Rathaus der Stadt Halle. Seit der Neugestaltung der Platzfläche markiert ein Stahlrahmen den Grundriss des Rathauses, die Bildplatte füllt einen Teil dieser Fläche. Die Schweizer Bildhauerin hat Bild- und Texttafeln konzentriert zur einer Bildkomposition verbunden.
Altes Rathaus

2001 Bronze

Cathleen Meier (*1970)Abbildendend und gleichzeitig für einen Wiederaufbau werbend zeigt der kleinteilige Bronzebildstock ein Modell des historischen Rathauses in Halle. Ob sich das Rathaus an dieser Stelle noch einmal als Wiederaufbau zeigen wird? Bislang ist darüber noch keine derart breite Debatte in Gang gekommen, wie im Falle des Berliner Stadtschlosses.
Vier Bauplastiken

1928/29 Bronze je 2,2 m hoch

Gustav Weidanz (1889-1970)Am nüchternen Verwaltungsbau des Ratshofes, erbaut als Neues Rathaus 1928/29 symbolisieren Bronzeplastiken von Gustav Weidanz - Kopien der im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzenen Originale - das hallesche Wirtschaftsleben: die Industrie, die Saale, den Handel, die Saalelandschaft und den Bergbau. Die Skulpturen wurden 1976/77 von Johannes Baumgärtner nach Fotovorlagen nachgearbeitet.
Fahnenmonument
Flamme der Revolution

1967

Spannbeton

Sigbert FliegelDie Neugestaltung von Steffen O. Rumpf aus dem Jahre 2004 zeigt auf der geschwungenen Form der Großplastik ein grobes Farbraster in Rot- und Gelbtönen, das die Milchstraße und die kosmische Hintergrundstrahlung abbildet. Das mittlere Band soll unsere eigene Galaxie darstellen. Der rote Hintergrund symbolisiert das Universum. Steffen O. Rumpf studierte von 1991 bis 1998 Malerei und Grafik an der Hochschule für Kunst und Design Burg Giebichenstein Halle.

Way of memory
2006

Bronze

Christof Traub (*1963)Denkmal zur Erinnerung an die Montagsdemonstrationen 1989

Im Juni 2005 hat die Stadt Halle (Saale) Künstlerinnen und Künstler mit Wohnsitz in Sachsen-Anhalt zu einem offenen künstlerischen Ideenwettbewerb für die Gestaltung eines Denkmals zur Erinnerung an die Montagsdemonstrationen 1989 aufgerufen. Die Jury unter Vorsitz von Prof. Bernd Göbel empfahl die Wettbewerbsbeiträge von Christoph Reichenbach bzw. Christof Traub zur Realisierung. Beide Entwürfe, so die Jury, bringen in ihrer sehr unterschiedlichen künstlerischen Formulierung die Ereignisse für nachfolgende Generationen zum Ausdruck. Die Künstler wurden gebeten, ihre jeweilige Idee konkret auf die städtebauliche Situation bezogen im Stadtrat vorzustellen. Dieser entschied sich in seiner Sitzung am 25. Januar 2006 für den Entwurf „Weg der Erinnerung“ (the way of memory) von Christof Traub. Die Realisierung des Kunstwerkes wurde ausschließlich aus Spenden der Bürgerschaft noch im gleichen Jahr möglich.

Läufer am Ziel
1926

Bronze

Fritz Röll
(1879-1956)
Fritz Röll zählt zur Berliner Bildhauerschule um Adolf von Hildebrand.
Zither-Reinhold

2002 Bronze
Untere Leipziger Straße 24/25, Ecke Große Brauhausstraße

Wolfgang Dreysse
(*1947)
Die Wasser umspülte DoppelfFigur in der Tradition der halleschen Bildhauerschule erinnert an den Straßenmusiker Reinhold Lohse, genannt Zither-Reinhold (1878-1964), der bis zu seinem Tode erst auf dem Leierkasten, später auf der Zither selbstvergessen musizierend auf Halles Straßen anzutreffen war. Um die künstlerische Formfindung entbrannte vor der Aufstellung der Skulpturen eine intensive Diskussion und Zweifel an einer zeitgemäßen Denkmalsform des vorgeschlagenen, später realisierten Kunstwerks wurden laut.
Wall of Fame

2006 Wandmalerei

Konrad Mühe
(*1982)
Als Arbeit zur Zwischenprüfung an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle entstanden, geht die Wall of Fame mit Spielregeln der Graffitiszene um. Zunächst nahm er sorgfältig alle auf der Wand vorhandenen Tags auf. Diese oft kalligrafisch brillianten, aber für ein größeres Publikum unleserlichen Namenszeichen setzte er typografisch in mehreren Reihen und alphabetisch geordnet um. Auch der Titel der Arbeit spielt mit den Traditionen der Sprayer: eine Hall of Fame ist der öffentlich sanktionierte Ort, wo sich die anerkannten Meister ihres Fachs mit ihren großformatigen Pieces eintragen können.

Musenbrunnen

1974-76 Bronze Kunststein Vorplatz der Ulrichskirche Leipziger Straße 97

Gerhard Lichtenfeld
(1921-1978)
Die auf hoher Säule angebrachten vier Frauenfiguren verkörpern vier Schutzgöttinnen der Künste: an ihren Attributen erkennbar, sind das die Musik, die Dichtkunst, der Tanz sowie die bildende Kunst und die Wissenschaften dar.
Grünewald

1957 Reliefplatte Bronze
Außenwand Ostchor der Ulrichskirche Leipziger Straße

Gerhard Geyer
(1907-1989)
Die Tafel erinnert an den in Halle (Saale) verstorbenen Maler Matthias Grünewald.
Esel auf Rosen

1986 Bronze
Türgriffe der Ulrichskirche

Peter Michael
(*1938)
Eine Überraschung erwartet den Besucher der als Konzerthalle genutzten Ulrichskirche - diese figürlich angelegten Türgriffe.
Eselsbrunnen

1906-1913 Bronze, Stampfbeton
Alter Markt
N 51° 28.8314
E 011° 58.1805
H 85 m

Heinrich Keiling
(1856-1940)
Der Brunnen besteht aus einer Schale aus Stampfbeton, aus deren Mitte eine Säule mit Masken als Wasserspeiern emporragt. Auf der Plattform steht die zierliche Gruppe Der Esel, der auf Rosen geht aus Bronze. Der Möbelkaufmann Martick stiftete 1905 für eine neue Anlage 3.500 Mark als Austausch für einen 1868 aufgestellten Zinkbrunnen. Im Zuge der 1997 stattgefundenen Renovierung ist die 92 cm große Figur von Ulrich Seiblist restauriert worden. Das Brunnenbecken wurde von Peter Michael und Christoph Reichenbach restauriert.
Geoskop

Alter Markt

Hallesche Marktplatzverwerfung
Drachen-Brunnen

1983 Bronze, teilvergoldet Sandstein
Hallmarkt, Marktkirche

Peter Michael
(*1938)
Der Brunnen steht vor dem Westportal der Marien- oder Marktkirche. Er hat eine Höhe von 3,50 Metern. Der viereckige Brunnenstock aus Sandstein wird von vier Drachen gekrönt, die zum Schutz ihrer goldenen Kugel den Besucher abwehren.

Göbelbrunnen oder Hallmarktbrunnen

1988/2000 Bronze Sandstein
1974-1998 Figuren
Becken 1999
Hallmarkt
N 51° 28.9211
E 011° 57.9772
H 79 m

Bernd Göbel (*1942)In der barock anmutenden Brunnenanlage erzählen die aufgestellten Brunnenfiguren Episoden aus der Halleschen Stadtgeschichte. In der Bauphase war die Ausführung dieser älteren Entwürfe umstritten; am meisten eine die Bischofsmütze tragende Figur des Kardinal Albrecht in inniger Umarmung mit einer Frau (in Anspielung an seine Mätresse). Der Künstler arbeitete sie aufgrund des Protestes in eine formähnliche Haartracht um. Heute ist der Brunnen eine häufig abgebildete Größe im Hallenser Stadtbild.
Stadt

1988 Wandbild
Große Klausstraße (gegenüber Nr. 7 –
Ecke Oleariusstraße)
N 51° 29.0129
E 011° 57.9791

Bernd Baumgart (*1956)

Hans-Joachim Triebsch (*1955)

Baumgart und Triebsch stellen in ihrem illusionistischen, die gesamte Wandfläche einnehmenden Bild Szenen dar. Motive der Maskenträger, Seiltänzer und mythologische Figuren dienen in der Malerei der End-DDR für kritische Deutungen der realsozialistischen Gesellschaft.
Der ewige Geheimdienstmann

1992 Keramik
Große Klausstraße 13, Südgiebel

Frank Hüller (*1961)In der Anbringung auf einer Platte in der Ecksituation eines 1980er Neubaus ist die Figur durchaus mit den rund 20 Jahre älteren Plastiken von Lothar Sell am Moritzzwinger vergleichbar. Inhaltlich unterscheidet sich die nach der Wende entstandene bissige Figur deutlich vom volkstümlichen Fassadenschmuck der frühen 1980er Jahre. Zudem arbeitet der "ewige Geheimdienstmann" genau gegenüber jenem Café, das in den Zeiten der zu Ende gehenden DDR ein Unruheherd war.
Schwingungen

2002 Acrylglas
Kleine Ulrichstraße 38, Passage (an Glasfassade Eingang)

Künstlergruppe Pentimento
(Claudia Baugut, Sigrid Deutloff, Christiane Jung, Karen Rosski, Silke Trekel)
Lebenskreis

1986/2012 Brunnen Bronze Sandstein
Domplatz

Horst Brühmann
(*1942)
Der Brunnen wurde von Horst Brühmann für den Domplatz in Halle gestaltet. Die fünf lebensgroßen Figuren des Lebenskreises wurden bereits in Bronze gegossen. Die Beauftragung der Bauleistungen für das Sandsteinbecken steht bevor. Die zentrale Figur – Mutter und Kind mit dem stürzenden Tod – heißt Das Leben besiegt den Tod.
Matthias Grünewald

1989 Bronze, Sockel aus Löbejüner Quarzporphyr
Mühlberg/Ecke Schloßberg
N 51° 29.1151
E 011° 57.8906

Gerhard Geyer
(1907-1989)
Der in Halle an der Saale vermutlich 1528 (30 oder 31) verstorbene Maler und Grafiker Matthias Grünewald (auch Mathis Gothart/Mathis Nothardt oder Mathis Grün) wurde nach seinem Ableben gleichrangig mit Albrecht Dürer und Lucas Cranach dem Älteren geschätzt, dann aber rasch wieder vergessen. Sein Hauptwerk, der Isenheimer Altar in Colmar, galt später und für lange Zeit als ein Werk von Albrecht Dürer. Geyers Plastik gibt den erstaunlichen Maler in abgeklärter, fast thronender Sitzhaltung; seine Arbeitsutensilien hält er wie Herrscherattribute in den Händen.
Paulus

1972/73 Sandstein
An der Moritzkirche, Außenportal

Günter Kaden (*1941)Diplomarbeit von 1972 an der Burg Giebichenstein
Kaffee und Tee

1983/84 Keramikwandgestaltung
An der Moritzkirche 1-4 (gegenüber Kirche)

Christoph SchulzIm Zuge der Neubauten um die Moritzkirche ist diese Wandgestaltung mit glasierten Keramikfliesen als architekturbezogene Kunst entstanden.
Begrüßung

1983/84 Terrakottafiguren
An der Moritzkirche 1-4
/Ecke Moritzzwinger
N 51° 28.7690
E 011° 57.9909
H 82 m

Lothar Sell
(1939-2009)
Freundlich grüßen die Terrakottafiguren die Passanten an der schmalen Furt in die Straße neben der Moritzkirche. Die Formensprache der Skulpturen ist typisch für den Künstler.
Handwerkerbrunnen

1983/84 Terrakotta, Klinker
Zenkerstraße/Ecke Brunos Warte
N 51° 28.7732
E 011° 58.0855
H 85 m

Martin Wetzel
(1929-2008)
Rund um eine Mittelsäule reihen sich Figuren mit Requisiten, die an Werkzeug von ausgewählten Gewerken erinnern. Das kreisrunde Brunnenbecken fügt sich harmonisch in den kleinen Platz ein.

Halle-Neustadt - Kunst im öffentlichen Raum

BildKunstwerk / JahrKünstlerAnmerkungen

Hodscha Nasreddin

1980/2001, Bronze, teilvergoldet Neustädter Passage 15
N 51° 28.8098
E 011° 55.2603
H 91 m

Bernd Göbel (*1942)Der Märchenbrunnen zeichnet Figuren und Szenen aus den skurrilen Geschichten des Hodscha Nasreddin nach. Hodscha selbst steht erhöht in der Mitte der Komposition. Ursprünglich im Süden von Halle-Neustadt platziert, kam die kompakte Brunnenanlageerst 2001 in die heutige Position in die idyllische kleine Parkanlage am Neustädter Rathaus, prominent neben Shopping-Mall und Bahnhof eingefügt. Vier kanaldeckelgroße Bronzeplaketten spannen mit Namen und Zitaten ein weit reichendes Beziehungsgeflecht um diesen türkischen Verwandten des Eulenspiegel.
Turnende Kinder

1984, Bronze Neustädter Passage
N 51° 28.8302
E 011° 55.3086

Rudolf HilscherEin Junge stützt auf seinen Schultern ein über ihn hinwegspringendes Mädchen beim Bockspringen. Die lebensgroße Bronzeskulptur hat nach der Umgestaltung des Neustädter Zentrums eine der Dynamik der turnenden Kinder entsprechende neue Position in der Passage gefunden.

Tor

1987, Stahl Neustädter Passage 7-9

Ludwig Ehrler (*1939)Ludwig Ehrler ist in Sachsen-Anhalt mit seiner seit Jahrzehnten konsequent geometrisch-konkreten Formensprache und überzeugend künstlerischen Lösungen eine feste Größe in der Kunstszene für Stadtraum und Architektur. Ironie der Situation: Das rote Quadrat entsteht durch einen zufällig dahinter abgestellten Anhänger.

Rufen und Hören

1989/2010, Bronze (Figuren); Kunststein (Brunnen, Sockel) Neustädter Passage
N 51° 28.8325
E 011° 55.4824
H 93 m

Wolfgang Dreysse (*1947)Kommunikation zwischen den Menschengenerationen ist das Thema dieser zum Ende der DDR-Zeit erarbeitete Skulpturengruppe: Leicht überlebensgroß stehen sich zwei Bronzefiguren gegenüber: der alte Mann scheint zu rufen, der junge zeigt die Gestik eines skeptisch Zuhörenden. Der allgemein menschlich beschriebene Konflikt hat durchaus politische Dimensionen: Im Jahr der Aufstellung des Werkes beginnt die politische Umwälzung in der DDR. Und ehemalige DDR-Bürger erinnert der Titel an die Zeiten der Überwachung durch die Staatssicherheit, kurz Stasi und im Volksmund Horch und Guck genannt.

Als bei der Umgestaltung der Neustädter Passage das Kunstwerk in seinem Fortbestand grundsätzlich in Frage gestellt ist, fasst der Künstler die Skulpturen neu und holt sie beide von den vom Wasser umspülten Postamenten auf die Betrachterebene.

Aufbauhelfer

1974, Kunststeinguss, Reliefsäule Hallorenstraße/An_der Magistrale
N 51° 28.8098
E 011° 55.2603
H 91 m

Rudolf HilscherWir bauen eine neue Stadt. In vielfacher Hinsicht spielen die Skulpturen der Neustadt mit dem umfassenden Lebensentwurf dieser Neugründung. Die Reliefsäule nimmt formal Bezüge zu römischen Triumphsäulen und mittelalterliche Vorbilder auf und thematisiert verschiedene Szenen der typischen Baugewerke. Stadtraum gestaltende Tätigkeiten wie das Urbarmachen des Bodens und das Pflanzen von Bäumen sind zu sehen, aber auch singende, tanzende, feiernde Menschen reihen sich in in sich geschlossene Gruppen. Textblöcke dazwischen zitieren unmissverständlich an die offizielle Sprache der DDR.

Frauenbrunnen

1974, Bronze
An der Magistrale 57
N 51° 28.7718
E 011° 55.6817
H 83 m

Gerhard Lichtenfeld (1921-1978)Eine Hommage an die Schönheit der Frauen inszeniert Gerhard Lichtenfeld mit seinem reichlich sprudelnden Brunnen. Der Künstler war als Hochschullehrer an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein tätig und prägte das Schaffen seiner Schüler wie Bernd Göbel und Wolfgang Dreysse und vereinzelt wiederum deren Schüler bis heute.
Malerei auf Keramik

1970
Kastanienallee 8
N 51° 28.4976
E 011° 55.6415
H 81 m

Wilhelm Schmied (1910-1984)Die Fliesenbahnen unterhalb der Fenster gliedern die Fassade der Sekundarschule am Verbindungsbau der Klassengebäude über dem (früheren?) Haupteingang. Wie anderenorts auch, bildeten sie einen deutlichen Farbakzent, der durch die heute viel umfassende Werbung kaum noch so wahrgenommen werden kann. Die stilisierte Bildsprache erinnert an die frühen Bilder des Sozialistischen Realismus.

Elefant

1970/1981, Kunststein Wippraer Weg 4-6
N 51° 28.4622
E 011° 54.7684
H 91 m

Otto LeibeDas 1970 eingeweihte Kunstwerk verweist auf die Experimentierfreude der Zeit mit dem variantenreichen Baustoff Beton in der besonderen Technik einer Schalenkonstruktion. Die an sich zeitlose Form wird kaum noch wie früher bespielt, da es für die heutige Nutzergeneration inzwischen attraktivere Spielorte gibt und der bauliche Zustand des Objektes und seines direkten Umfeldes einer Sanierung bedürften.
Lebensbaum

1967/1969, Emailmalerei Oebisfelderweg 2
N 51° 28.4668
E 011° 55.0457
H 90 m

Willi Neubert (1920-2011)Die Wandgestaltung schuf Neubert bereits 1965 für die erste Schule am Ort – unweit des Grundsteins für die Neustadt selbst übrigens. Diese Polytechnische Oberschule behielt ihren Namen Erste POS auch nachdem man zahlreiche öffentliche Gebäude nach verdienten Politikern umbenannt hatte. Auf dem Bildfeld oberhalb des Eingangs zeichnet der Lebensbaum ein eher elegisches Bild der gesellschaftlichen Umstände und Ziele und gewinnt als Pflanzungsakt symbolische Bedeutung für diese Schule und ihre Rolle beim Bau der zukünftigen Gesellschaft. Das Motiv des Lebensbaumes versinnbildlicht wohl die erste Hälfte des Lebenskreises der Menschen. Die in den neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts erneut zitierte Formensprache und Bildkomposition weist auf Arbeiten von Ferdinand Leger. Willi Neubert, dessen Tafelmalerei Schachspieler (1964) und Diskussion im Neuererkollektiv (1969) auf den Lehrplänen der Schulen standen, hat - beginnend in den sechziger Jahren – an der Entwicklung der Emailmalerei gearbeitet und mit der Gründung (und Leitung) des Instituts für Architekturemail in Thale, zugeordnet der Hochschule für industrielle Formgestaltung Burg Giebichenstein Halle, ab 1970 infrastrukturell fundiert.

Er rührte an den Schlaf der Welt

1971 Silikatmalerei auf Zementplatte
Schieloer/Ecke Harzgeroder Straße
N 51° 28.4917
E 011° 54.8658
H 90 m
Neustädter Passage 15
N 51° 28.8098
E 011° 55.2603
H 91 m

Erich EngeKompositionen nach aus der mittelalterlichen Stilwelt entliehenen Bedeutungsperspektive illustrieren auch hier, in einem Allgemeingültigkeit anstrebendem Vokabular die DDR-Elite-Interpretationen der Texte der ideologischen Vorbilder im Stadtraum.