Lord High Steward

Lord High Steward Edward Hyde, 1. Earl of Clarendon

Der Lord High Steward von England ist der Führende der Great Officers of State. Unter ihm stehen der Lord High Chancellor (Lordkanzler) und der Lord High Treasurer (Lordschatzmeister).

Geschichtliche Entwicklung

Der Amtsinhaber hatte vornehmlich repräsentative Aufgaben wahrzunehmen wie den Vorsitz bei der Krönung britischer Monarchen und Erhebungen in den Adelsstand. Er nahm aber auch eine wichtige judikative Funktion wahr: den Vorsitz bei Prozessen gegen Mitglieder des Adels. Obwohl zunächst ohne politische Funktion, nahm die Bedeutung dieser Position im Laufe der Zeit so zu, dass ihr Inhaber schließlich einer der mächtigsten Männer des Königreichs war.

Der erste Lord High Steward scheint Robert de Beaumont, 2. Earl of Leicester, Sohn von Robert de Beaumont, 1. Earl of Leicester, gewesen zu sein. Seitdem war das Amt mit dem Adelstitel Earl of Leicester verbunden, bis Henry Bolingbroke, Earl of Leicester und Duke of Lancaster, als Heinrich IV. 1399 selbst König von England wurde. Er machte seinen zweiten Sohn Thomas of Lancaster, 1. Duke of Clarence, zum Lord High Steward. Nach dessen Tod 1421 blieb das Amt unbesetzt, und meist übernahmen der Lord Chancellor oder andere Mitglieder des hohen Adels die entsprechenden Aufgaben.

Das Amt entsprach im Mittelalter dem des High Steward of Scotland und des Lord High Steward of Ireland, die bis heute erbliche Hofämter geblieben sind. Der Ursprung der Bezeichnung Stewart liegt im dänischen stigwart (Treppenwart) und dürfte mit der skandinavischen Besiedlung des Danelag im 9. Jahrhundert nach England gekommen sein. Auf den Burgen und Wohntürmen des frühen Mittelalters war der Stiegenwart für die Sicherheit und Aufwartung des Burgherrn zuständig. Ähnlich wie beim Mundschenk entwickelte sich an den Königshöfen aus der Funktionsbezeichnung ein Hofamt. Auf dem Kontinent gab es entsprechende Hofämter: den Seneschall, den Truchsess oder den Grand Maître de France.

Der Titel sollte nicht mit dem des Lord Steward (Lord Steward of the Household) oder dem des High Steward, einer Gerichtsfunktion, verwechselt werden.

Funktionen und Gegenwart

Das Amt des Lord High Steward ist meist vakant und wird lediglich bei Bedarf, wenn Amtshandlungen vorzunehmen sind, besetzt. Jahrhundertelang geschah dies im Wesentlichen bei zwei Anlässen:

  • Wenn sich ein Peer im Oberhaus strafrechtlich verantworten musste. In solchen Fällen leitete der Lord High Steward das Verfahren. Dies geschah letztmals 1935, als Douglas Hogg, 1. Viscount Hailsham als Lord High Steward fungierte. Das Privileg der Peers, dass über sie nur das Oberhaus zu Gericht sitzen durfte, wurde 1948 abgeschafft, daher ist eine Ernennung eines Lord High Steward für solche Zwecke auch in der Zukunft nicht zu erwarten.
  • Bei Krönungen britischer Monarchen hat der Lord High Steward zeremonielle Aufgaben zu erfüllen und sitzt auch im Vorfeld der Krönung dem Court of Claims vor, einem Sondergericht, das über die Ansprüche von Personen, bei der Krönung Ehrendienste zu leisten, entscheidet. Bei der Krönung von Charles III. 2023 wurde das Amt des Lord High Steward Sir Gordon Messenger übertragen.

Lords High Steward von England 1154–1421

Heinrich IV. Phantasiedarstellung aus dem 17. Jahrhundert

Lords High Steward von England bei Krönungen 1422 bis heute

Lords High Steward von England bei Prozessen gegen Mitglieder des Adels 1422 bis heute

Anne Boleyn
Thomas Howard, 4. Duke of Norfolk
Robert Devereux, 2. Earl of Essex
Warren Hastings

Der Prozess gegen Lord de Clifford wegen fahrlässiger Tötung im Straßenverkehr war der letzte, der im Oberhaus verhandelt wurde.

Literatur