Glockenmuseum (Herrenberg)

Glockenmuseum Stiftskirche Herrenberg
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  • Logo auf Infotafel „Maxima“
  • Größte Glocke des Geläuts „Gloriosa“
Daten
OrtKirchgasse 7, Herrenberg, Deutschland Welt-IconKoordinaten: 48° 35′ 48,5″ N, 8° 52′ 15,6″ O
Art
Eröffnung1990
Besucheranzahl (jährlich)6500 (2015)
Betreiber
Verein zur Erhaltung der Stiftskirche Herrenberg e.V.
Website
ISILDE-MUS-980718

Das Glockenmuseum Herrenberg (auch: Glockenmuseum Stiftskirche Herrenberg) befindet sich in der evangelischen Stiftskirche zu Herrenberg. Es wurde im Jahr 1990 auf Vorschlag des damaligen Herrenberger Dekans Dieter Eisenhardt gegründet und wird vom Verein zur Erhaltung der Stiftskirche koordiniert.

Das Museum zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass ein Großteil der Ausstellungsstücke nicht ausgedient hat, sondern seine althergebrachte Aufgabe noch immer erfüllt. Die Armsünderglocke gilt als die älteste erhaltene Glocke in Württemberg.[1] Die Besucher können beobachten, wie die Glocken dem Uhrenschlag dienen und wie sie zu verschiedenen Tages- und Kirchenjahreszeiten nach einer festgelegten Läuteordnung schwingend geläutet werden. Aufbauend auf der Gloriosa mit dem Nominal b0 bildet die Nominalfolge der Glocken eine Tonleiter über zweieinhalb Oktaven.

Die Glockensammlung umfasst neben dem ursprünglichen Herrenberger Geläut und verschiedenen neu gegossenen Glocken auch Einzelstücke aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten. Besonders beachtenswert ist eine gotische Zuckerhutglocken und der Nachguss einer über 850 Jahre alten Bienenkorbglocke aus Thüringen, aber auch einige hervorragende Exemplare neuerer Glockengießerkunst. Die elf neuen Glocken des Zimbelgeläutes wurden von acht verschiedenen Glockengießern in Deutschland, Österreich und der Schweiz gegossen. Historisch gesehen kann die ganze deutsche Glockengeschichte in Beispielen gezeigt werden, mit 36 (Stand 2015) läutbaren Glocken befindet sich hier das größte Geläut zumindest Europas, hinzu kommen unter anderem noch 50 bespielte Carillon-Glocken und eine stündlich genutzte Schlagglocke, andere sind so befestigt, dass sie mit einem Hammer oder Klöppel von Hand angeschlagen werden können. Insgesamt sind so von den rund 120 Glocken knapp 100 tatsächlich noch zu hören.

Glockenweg

Eine der Wegmarken am „Alten Eichamt“

Seit dem Jahr 2009 befinden sich auf dem Weg vom Bahnhof zur Stiftskirche mit dem Glockenmuseum etwa 40 in den Boden eingelassene Pflastersteine, die den Weg zum Museum auch ortsunkundige Besucher leicht finden lassen.[2]

Die einzelnen Wegmarken wurden aus Glockenbronze in einer von der Bauhütte der Stiftskirche zu Herrenberg gestalteten Form gegossen, von den örtlichen Technischen Diensten verlegt und der Stadt Herrenberg finanziert.[2]

Zu sehen ist das Logo des Glockenmuseums Stiftskirche Herrenberg, die Spitze der stilisierten Zwiebel in Richtung des Museums weisend, und die Aufschrift „Glockenmuseum Stiftskirche“ unter der Überschrift „Glockenweg“.[2]

Glockenbestand

Vergleich einiger (25 Stück) Glocken nach Durchmesser, Nominal, Bezeichnung und Gewicht

Hauptgeläut

Nr.BezeichnungGussjahrGießerGussortGewicht
(kg)
Ø
(mm)
Nominal
(16tel)
Funktion
1Gloriosa1965Emil EschmannRickenbach (Schweiz)36281830b0 +3Erstläuten und Abendläuten (Festtage)
2Dominika1999Gießerei BachertHeilbronn30951640c1 +4Erstläuten und Abendläuten (Sonntage)
3Vaterunserglocke2020Albert BachertNeuenkirchen24761570d1 +3Ersatz für die Guldenglocke
4Betglocke1949Anton GuggStraubing13001310es1 ±0Abendläuten (Werktage, 18:00)
5Reformationsglocke1783Benjamin KörnerGörlitz12681340es1 +5
6Mittagsglockevor 1483Hans EgerReutlingen12501250f1 +4Mittagsläuten, 12:00
7Kreuzglocke1954Gießerei KurtzStuttgart8231080g1 +5Gedächtnisläuten (Werktage, 11:00/15:00)
8Osannaum 1300unbez.in Schlesien320850as1 +3
9Taufglocke1954Gießerei KurtzStuttgart563960a1 +3Taufhandlung
10Zeichenglocke1569Franziscus Voillard528930 b1 –1Zweitläuten (Sonn-/Festtag)
11Predigtglocke1752Paulus StrobelSpeyer450890b1 +6
12Angelusglocke1962Friedrich Wilhelm SchillingHeidelberg310770c2 +5Werktag, nach 18:00
13Schiedglockeum 1490HorneStargard (Pommern)285800c2 +7Werktag, nach 11:00/15:00
Apollonia1875Carl RosenlaecherKonstanz347810des2 ±0Arbeitsbeginn Bauhütte
14Primglocke1877KirchdörferSchwäbisch Hall180670d2 +3Morgenläuten Werktags, 09:00
15Wachtglocke1924Wieland-WerkeUlm130610es2 +9Marktläuten (Di/Sa, 08:00)
Feuerglocke1909Gebr. GrassmayrFeldkirch (Österreich)150640e2 +3Feuerglocke
16Heilig-Geist1997Gießerei BachertBad Friedrichshall-Kochendorf117580f2 +6Segen
Ratsglocke1855Martin BachertDallau82530des3 +3
17Armsünderglockeum 1230unbez.in Württemberg132560f2 +7/g2Sabbatläuten (Sa, 17:55)

Zimbelgeläut

Zimbelgeläut

Auffallend sind die sehr verschiedenen Glockenformen, Joche und Klöppel der einzelnen Gießereien.

6 der Zimbelglocken erklingen samstags und sonntags um 12:05 Uhr nach dem Mittagsläuten und 8 Glocken bilden die Klangkrone des Hochfestplenums. Das „Vollgeläut“ aller 11 Zimbelglocken erklingt aus musikalischen Gründen niemals.

Nr.BezeichnungGussjahrGießerGussortGewicht
(kg)
Ø
(mm)
Nominal
(16tel)
1Adorate1998Glocken- und Kunstgießerei RinckerSinn112550g2 +5
2Magnificate2000Petit & Gebr. EdelbrockGescher54500as2 +6
3Laudate1998Gebr. RüetschiAarau (Schweiz)88510 a2 +6
4Rogate1999Gießerei BachertHeilbronn67460b2 +7
5Cantate2000H. A. MarkBrockscheid59430c3 +7
6Benedicate1998Gießerei MetzKarlsruhe55400d3 +4
7Glorificate2001Gießerei MetzKarlsruhe29340d3 +6
8Jubilate1998Gebr. GrassmayrInnsbruck (Österreich)45380es3 +7
9Audite2002Gießerei PernerPassau41350e3 +6
10Exultate1998Gießerei MetzKarlsruhe34340f3 +8
11Minima1999Gießerei RinckerSinn26310g3 +7

Sonstige Glocken

BezeichnungGussjahrGießerGussortGewicht
(kg)
Ø
(mm)
Nominal
(16tel)
Bemerkung
Maxima2000H. A. MarkBrockscheid63702210f0 ±0vor der Kirche abgestellt
Gussstahlglocke1948Bochumer VereinBochum2200c1vor der Kirche abgestellt
Aschara1996Gießereien Rincker und LauchhammerSinn193620es2 +9läutbar
Schlag1687Lorentz KokeritzStettin100610des2 ±0Stundenvorschlag
Segen1964Gießerei RinckerSinn46440b2 +4im Dachreiter
KarolingerNachgussGießerei RinckerSinn48440?läutbar
HaithabuNachguss 2004 (Original 10. Jahrhundert)[3]Glockengießerei Rincker[3]Sinn[3]29[3]425[3]b2 +7[4]von Hand läutbar, Original im Wikinger Museum Haithabu

Carillon

Am 24. Juni 2012 wurde ein Carillon mit 50 Glocken eingeweiht. Neben Konzerten erklingt dieses Musikinstrument täglich zu den liturgischen Läutezeiten und um 10, 16 und 21 Uhr.[5]

Konzerte

In dieser Regelmäßigkeit einmalig, sind die jeden ersten Samstag im Monat veranstalteten Glockenkonzerte, zu denen neben den Glocken des Hauptgeläuts immer auch die des Zimbelgeläuts und häufig des Carillons erklingen. Die Zusammenstellung und Abfolge des Läutens wird meistens von Campanologen oder den Pfarrern der Evangelischen Kirchengemeinde Herrenberg bestimmt.[6]

In weniger regelmäßigen Abständen finden, unabhängig von den Glockenkonzerten, Carillonkonzerte nationaler und internationaler Carilloneure statt.[7]

Siehe auch

Literatur

  • Dieter Eisenhardt, Klaus Hammer, Martin Zeller: Museumsführer Glockenmuseum Stiftskirche Herrenberg. 2003.
Commons: Glockenmuseum Stiftskirche Herrenberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Armsünderglocke, abgerufen am 24. November 2019.
  2. a b c Den Glocken auf der Spur; Amtsblatt Herrenberg; Seite 1; 26. August 2010
  3. a b c d e Glocken in historischer Ordnung. Glocken. In: Glockenmuseum Stiftskirche Herrenberg. Glockenmuseum Stiftskirche Herrenberg, abgerufen am 22. November 2016.
  4. Haithabuglocke. Glocken. In: Glockenmuseum Stiftskirche Herrenberg. Glockenmuseum Stiftskirche Herrenberg, abgerufen am 22. November 2016.
  5. Ein neues Carillon: Zwei Tonnen wiegen die Glocken auf: stuttgarter-zeitung.de, 7. April 2012
  6. [1], 14. Januar 2016
  7. [2], 14. Januar 2016