Schwachhauser Heerstraße

Schwachhauser Heerstraße
Wappen
Wappen
Straße in Bremen
Schwachhauser Heerstraße
Schwachhauser Heerstraße
Blick von Kilometer 2,04 in stadtauswärtige Richtung
Basisdaten
Ort Bremen
Ortsteil diverse
Neugestaltet seit 2002
Querstraßen Hollerallee, Graf-Moltke-Straße, Kirchbachstraße, Kurfürstenallee, Bürgermeister-Spitta-Allee
Bauwerke Concordia-Theater, Synagoge, Becker-Haus, Kippenberg-Gymnasium
Nutzung
Nutzergruppen Fußverkehr, Radverkehr, Autoverkehr, ÖPNV
Straßen­gestaltung Hochgepflasterte Straßenbahn in der Mitte
Technische Daten
Straßenlänge 3.430 Meter
Der Verlauf der Schwachhauser Heerstraße

Die Schwachhauser Heerstraße verläuft nordöstlich der Innenstadt Bremens durch den Stadtteil Schwachhausen und ist als über drei Kilometer lange Ausfallstraße in die äußeren Stadtteile eine wesentliche Achse des innerstädtischen Verkehrsflusses. Sie wurde als noble Chaussee durch ein Villenviertel angelegt und vermochte sich diesen Charakter in Teilen bis heute zu erhalten. Seit Ende der 1990er Jahre erfolgte in zwei Bauphasen ein abschnittsweiser Ausbau der Straße, der zu massiven Protesten unter den Anwohnern führte.

Lage und Verlauf im Stadtgebiet

Die Schwachhauser Heerstraße durchquert in ihrem langen Lauf sowohl die Stadtbezirke Mitte als auch Ost. Sie hat ihren Beginn an der stark frequentierten Kreuzung der Bismarckstraße mit dem Dobbenweg und der Straße Außer der Schleifmühle im dicht bebauten Viertel östlich der Altstadt und fungiert mit ihrer nordöstlich ausgerichteten Verlaufsrichtung als die direkte Verlängerung des Dobbenweges.

Bereits 114 Meter später unterquert sie in Form des Concordiatunnels die kreuzende Eisenbahnlinie. Dies ist die einzige Brücke über die Straße. Im weiteren Verlauf passiert sie mehrere Stadt- und Ortsteile, markiert aber auf der gesamten Strecke lediglich deren Grenzen. So liegt sie zu Beginn südlich des Concordiatunnels zu gleichen Teilen in den Ortsteilen Ostertor (Stadtteil Mitte), und Fesenfeld (Stadtteil Östliche Vorstadt). In ihrem Mittelteil wird sie zu den Ortsteilen Gete, Barkhof, Schwachhausen, Riensberg und Radio Bremen (Stadtteil Schwachhausen) gerechnet und zum Ende befinden sich 223 Meter auf dem Gebiet des Ortsteils Horn im Stadtteil Horn-Lehe.

Nach 3,43 Kilometern endet die Schwachhauser Heerstraße an der rechtsseitigen Einmündung der Bürgermeister-Spitta-Allee (benannt nach Theodor Spitta), von wo ab sie unter der Bezeichnung Horner Heerstraße in einem Knick weiter nach Norden führt. Insgesamt besitzt die Schwachhauser Heerstraße 32 Nebenstraßen, von denen allerdings keine kreuzt. Rechtsseitig münden 15 Straßen und linksseitig 17. Die wichtigsten von ihnen sind auf der linken Seite die Hollerallee und auf der rechten Seite die Graf-Moltke-Straße (die gegenüber der Hollerallee einmündet), die Kurfürstenallee sowie die Kirchbachstraße.

Beschreibung

Die Schwachhauser Heerstraße präsentiert sich heute als innerstädtische Durchgangsstraße. Sie weist eine durchschnittliche Breite von 25 bis 30 Metern auf. Auf ihrer gesamten Länge ist sie an den Straßenrändern von Fuß- und Radwegen gesäumt sowie von Laubbäumen bestanden. Die Straßenbahnschienen laufen in der Mitte der Straße zwischen den Richtungsfahrbahnen und sind in Teilen hochgepflastert.

Die zur Pfarrgemeinde St. Katharina von Siena gehörende katholische St.-Ursula-Kirche an der Schwachhauser Heerstraße

Die Durchfahrtszahlen variieren je nach Abschnitt: Bei einer Zählung im Jahre 1996 registrierte man auf der 450 Meter langen Strecke zwischen der Kreuzung mit der Hollerallee/Graf-Moltke-Straße und der Einmündung der Kurfürstenallee 33.476 Kraftfahrzeuge innerhalb von 24 Stunden, von denen etwa drei Prozent Lastkraftwagen waren. Im südlich daran anschließenden Anfangsbereich der Schwachhauser Heerstraße, dem 478 Meter langen Abschnitt zwischen der Kreuzung Bismarckstraße/Dobbenweg/Außer der Schleifmühle und der Kreuzung Hollerallee/Graf-Moltke-Straße, wurden zur Jahreswende 2003/2004 an einem Werktag etwa 20.000 Kraftfahrzeuge gezählt.[1]

Mit diesen Zahlen liegt die Schwachhauser Heerstraße im Vergleich zu anderen wichtigen Bremer Durchgangsstraßen lediglich im Mittelfeld. So wird beispielsweise die Utbremer Straße im Stadtteil Walle täglich von 65.753, die Oldenburger Straße (B 75/B 6) von 60.273 und die Neuenlander Straße (B 6) in der Neustadt von 43.835 Kraftfahrzeugen befahren. Die Zweitgenannte weist im Verlauf der Stephanibrücke über die Weser zu Spitzenzeiten sogar 100.000 Fahrzeuge innerhalb von 24 Stunden auf, und ist damit die mit Abstand höchst frequentierte Bundesstraße Deutschlands.[2]

Die Schwachhauser Heerstraße wird auf Grund ihrer stadtteilübergreifenden Lage und ihrer Funktion als wichtige Ausfallstraße auch vom öffentlichen Nahverkehr bedient. So führen die Straßenbahnlinien 4 und 5 der Bremer Straßenbahn durchgehend vom Anfang bis zum Ende. Die Schnelllinie 4S dagegen biegt erst bei der Einmündung der Kirchbachstraße ein und führt weiter bis zum nördlichen Ende. Die Linien 1 und 1S verlaufen vom Beginn der Schwachhauser Heerstraße bis zur Einmündung der Kirchbachstraße, in welche sie abbiegen. Auch Busverkehr ist auf der Straße vertreten, wenn auch auf lediglich kurzer Strecke: Die Buslinie 24 trifft aus der Hollerallee kommend auf die Schwachhauser Heerstraße, folgt deren Lauf ein kurzes Stück gen Norden und verlässt sie bereits wieder über die Kurfürstenallee. Insgesamt verfügt die Schwachhauser Heerstraße über acht Haltestellen.

Geschichte

Über die Jahrhunderte war die heutige Schwachhauser Heerstraße eine nahezu unbebaute Straße, die durch weite Wiesen, Äcker und Felder, zusammengefasst unter dem Begriff Schwachhauser Feldmark, führte und Bremen mit Schwachhausen verband. Die einzigen Gebäude an der Straße waren Gehöfte, so genannte Vollhöfe, die im Besitz der Bauern aus der Siedlung Pagentorn (Pferdeturm) waren. Diese befand sich nicht in der Feldmark, sondern in etwa auf dem Gebiet des heutigen Ostertorsteinweges im Viertel.

Die Schwachhauser Chaussee im Jahre 1899. Der Standort des Fotografen liegt auf Höhe des heutigen Concordiatunnels und der Blick ist stadteinwärts auf den Anfang der Straße gerichtet.

Aufgrund dieser Besitzverhältnisse lautete der Name der Straße zumindest bis zur heutigen Carl-Schurz-Straße (benannt nach Carl Schurz) Pagentorner Weg. Im Jahre 1787 wurden die ersten Abschnitte dieses Weges gepflastert und in den Jahren 1816 bis 1819 erfolgte ein umfassender Ausbau verbunden mit einer Verlängerung nach Norden bis in das Dorf Horn, was zu einer Entlastung der alten Riensberger Straße führte, die bislang die einzige Verbindung des Dorfes mit Bremen gewesen war. Es ist anzunehmen, dass sich um diese Zeit auch langsam die Bezeichnung Schwachhauser Chaussee einbürgerte. Verbunden mit dem Ausbau war auch die Errichtung eines Wegegeldhauses in Höhe der heutigen Einmündung der Metzer Straße. Die auf der Chaussee verkehrenden Kutschen mussten dort einen Wegzoll entrichten. Diese Regelung galt noch bis Ende der 1870er Jahre. 1901 gestaltete man das Haus zu einer Polizeiwache um und 1933 wurde es abgerissen.

Um 1825 begannen die Pagentorner Bauern vor der fortschreitenden Ausweitung des Stadtgebietes zurückzuweichen, verkauften nach und nach ihre Höfe an der Schwachhauser Chaussee als Bauland und ließen sich mehrheitlich selbst an dieser nieder. Im Jahre 1834 war das erste Gebäude an der Chaussee in stadtauswärtiger Richtung eine Ziegelei auf der linken Straßenseite, etwa auf Höhe der heutigen Einmündung der Carl-Schurz-Straße. Dahinter existierten nur noch acht alte Vollhöfe.

Ab etwa 1850 errichteten Bremer Kaufleute an der ruhigen Schwachhauser Chaussee ihre Villen und Landhäuser[3] und ab dem 4. Juni 1876 verkehrte auf der Straße die erste Pferdebahn, die zunächst die Strecke vom Herdentor in der Altstadt bis zur Vahrster Brücke bediente und in den Folgejahren stetig ausgedehnt wurde. Sie transportierte anfangs überwiegend Städter, die einen Tagesausflug auf das Land unternehmen wollten, was dazu führte, dass vier Jahre später mit dem Caffeegarten und Tanzsalon Ludwigslust, dem Schweizerhaus sowie den Restaurationen Ländliche Erholung und Englischer Garten bereits vier Ausflugslokale an der Schwachhauser Chaussee eröffnet hatten.

Die Elektrifizierung der Bremer Straßenbahn erfolgte 1892 und erneut war die Schwachhauser Chaussee eine der ersten Straßen, die die die neuen Züge mit bis zu neun Stundenkilometern befuhren. Acht Jahre darauf, 1900, waren die Wiesen entlang der Chaussee von der Stadt kommend bis zur Hollerallee verstädtert. Nach dem Ersten Weltkrieg änderte man den Namen von Schwachhauser Chaussee in Schwachhauser Heerstraße um. Die systematische Erschließung Schwachhausens schritt nun schneller voran und im Jahre 1925 reichte die Bebauung bis zum Schwachhauser Ring.[3]

Umstrittener Ausbau

Im Jahre 1988 kamen seitens des Senats der Freien Hansestadt Bremen erstmals Ideen bezüglich eines Ausbaus eines Teils der Schwachhauser Heerstraße auf, da man bei einem stetig steigenden Verkehrsaufkommen in der Zukunft auf der stark frequentierten Straße mit erheblichen Staus und Behinderungen rechnete. Die Planungen sahen vor, die 924 Meter lange Strecke vom Anfang bis zur Einmündung der Kurfürstenallee auf vier Fahrstreifen – zwei je Fahrbahn – zu erweitern und somit den Straßenquerschnitt auf 30 bis 37 Meter zu verbreitern. Der Concordiatunnel sollte dementsprechend von 23 auf 32,50 Meter verbreitert und seine Durchfahrtshöhe von 4,20 Meter auf 4,50 Meter angepasst werden.

Viele Anwohner standen den Erweiterungsplänen kritisch gegenüber, da diese in ihren Augen keine Notwendigkeit besaßen und sie eine größere Lärmbelastung, eine erhöhte Luftverschmutzung und somit eine Verringerung ihrer Lebensqualität befürchteten. Aus diesem Grunde gründeten noch im gleichen Jahr 60 Anlieger des vom Ausbau betroffenen Straßenabschnitts die Bürgerinitiative „Keine Stadtautobahn durch Bremen“. Diese reichte nach mehreren Protestaktionen 1990 beim Verwaltungsgericht der Freien Hansestadt Bremen eine Klage gegen die Entwürfe ein. Die Richter urteilten im darauffolgenden Jahr zu Ungunsten der Stadt, dass die Planung fehlerhaft gewesen sei. Gegen dieses Urteil legten die Verantwortlichen der Baubehörde Berufung beim Oberverwaltungsgericht der Freien Hansestadt Bremen ein und änderten gleichzeitig ihre Überlegungen etwas ab. Vor Gericht kam es zu einem Vergleich zwischen den Anwohnern und der Stadt, der vorsah, dass die Planungen vorerst eingestellt wurden.

Erster Bauabschnitt

Einmündung der Kurfürstenallee

Mitte der 1990er Jahre wurden die ruhenden Entwürfe erneut aufgenommen und dahingehend abgeändert, dass man die Schwachhauser Heerstraße nun zeitlich versetzt in zwei Abschnitten ausbauen wollte. Der erste Bauabschnitt erstreckte sich von der Kreuzung Hollerallee/Graf-Moltke-Straße bis zur Einmündung der Kurfürstenallee.

Im Juni 2000 legte die Stadt Bremen einen überarbeiteten Ausbauplan vor, für den Anfang 2001 das Planänderungsverfahren eingeleitet wurde. Dieses fand mehr als ein Jahr später seinen Abschluss im Planfeststellungsbeschluss vom 22. Juni 2002. Auch gegen die neuen Pläne reichte die Bürgerinitiative eine Klage ein, die jedoch am 8. Oktober 2002 vom Oberverwaltungsgericht abgewiesen wurde.

Die Straßenerweiterung begann im Juli 2003 mit der Verbreiterung der Fahrbahnen auf jeweils 6,00 Meter, was teilweise eine Verbreiterung um zehn Meter bedeutete. Hierzu erwarb die Stadt von 18 anliegenden Privatgrundstücken mehr als 500 Quadratmeter Ausbaufläche. Die Arbeiten am ersten Bauabschnitt waren bereits Ende November 2003 abgeschlossen und bedurften schlussendlich einer Finanzierung in Höhe von 22.500.000 Euro, was eine Überschreitung der Kostenprognosen um 72 Prozent bedeutete.

Zweiter Bauabschnitt

Der zweite Bauabschnitt reicht vom Anfang am Dobbenweg bis zur Kreuzung Hollerallee/Graf-Moltke-Straße. Bereits im Jahre 1999 hatte der Senat dem Gesamtprojekt der Straßenbahnlinie 4 zugestimmt, das mit dem Ausbau und der Umgestaltung der Schwachhauser Heerstraße verknüpft war. Im November 2000 wurde das Planänderungsverfahren eingeleitet. Bis ins Jahr 2005 war das Projekt nach und nach umgesetzt worden; lediglich ebenjener Abschnitt bedurfte noch eines Ausbaus.

Arbeiten am nördlichen Widerlager des Concordiatunnels

Ursprünglich war geplant, die Straßenbahnschienen mittig zwischen den Fahrbahnen hochzupflastern und sie somit unabhängig vom Individualverkehr zu machen, die Fahrbahnen auf jeweils 6,50 Meter und zwei Fahrstreifen zu verbreitern sowie eine gesonderte Rechtsabbiegespur von der Schwachhauser Heerstraße in die Graf-Moltke-Straße anzulegen. Dies sollte dazu dienen, die Kapazität dieses Straßenabschnittes auf 40.000 Kraftfahrzeuge pro Tag zu erhöhen. Zu Umsetzung dieser Entwürfe wäre die Inanspruchnahme von 630 Quadratmetern privaten Besitzes nötig gewesen, was zu massiven Protesten von Anwohnern führte. Sie hatten zwar ebenfalls für eine Hochpflasterung der Straßenbahn plädiert, doch auf eine maximale Fahrbahnbreite von 4,75 Metern gedrängt. Zudem vertraten sie die Ansicht, dass eine Kapazitätenerhöhung unnötig sei, weil die Verkehrsbehörde selber Prognosen ausgegeben habe, dass auch in Zukunft nicht mehr als 24.000 Kraftfahrzeuge täglich den Bereich zwischen dem Anfang der Schwachhauser Heerstraße und der Kreuzung mit der Hollerallee/Graf-Moltke-Straße passieren würden.

Im November 2004 einigten sich der Senat und die Bürgerinitiative schließlich auf einen Kompromiss, der folgendes vorsah:

  • Hochpflasterung der Straßenbahn
  • Verbreiterung der Fahrbahnen auf jeweils 5,50 Meter (nach Angaben des Senats ist dies gemäß den Richtlinien die schmalste zulässige Version einer vierspurigen Straße)
  • Mittige Fahrbahnmarkierung, sodass für die Autofahrer der Eindruck zweier schmaler Fahrstreifen entsteht
  • Pflanzung von zwölf neuen Bäumen
  • Verbesserung der Radverkehrsführung
  • Verringerung der Inanspruchnahme privater Flächen auf 295 Quadratmeter

Diese überarbeiteten Entwürfe wurden von der Baudeputation am 8. Dezember 2005 gebilligt. Im Frühling des darauffolgenden Jahres, am 4. Mai 2006, stellten die Wirtschaftsförderungsausschüsse die benötigten finanziellen Mitteln für den Ausbau des zweiten Abschnitts der Schwachhauser Heerstraße bereit.

Die Schwachhauser Heerstraße mit dem Concordiatunnel im Hintergrund am 18. Februar 2007 aus nordöstlicher Richtung mit dem Blick stadteinwärts. Zu erkennen sind die in der Nacht zuvor abgesägten Baumstümpfe, auf die Anlieger als Protest Ewige Lichter gestellt haben.

Die Angaben über die benötigten Mittel variieren stark. Die Verantwortlichen in den städtischen Gremien sprachen im November 2004 von errechneten 8.000.000 Euro für den Straßenabschnitt, von denen die Stadt 3.000.000 Euro übernehmen werde. Der bremische Finanzierungsanteil an der Erweiterung des Concordiatunnel betrage 9.000.000 Euro.[4] Etwas mehr als ein Jahr später, am 8. Dezember 2005, bezifferte der Senator für Umwelt, Bau, Verkehr und Europa die Kosten auf 25.000.000 Euro, von denen Bremen 5.100.000 Euro zu tragen habe. Diese Gesamtsumme setzte sich aus 11.000.000 Euro für den Ausbau des Straßenabschnitts sowie 14.500.000 Euro für die Verbreiterung des Concordiatunnels zusammen.[5]

Nahezu zeitgleich mit der Regelung der Finanzierung reichte die Bürgerinitiative trotz des Kompromisses eine weitere Klage ein, die jedoch vom Oberverwaltungsgericht abgewiesen wurde.

In der Nacht auf den 18. Februar 2007 wurden im zweiten Bauabschnitt 16 Bäume gefällt und gegen Ende des Monats begann eine vierteljährige Ausschreibung um die Bauaufträge. Die Bauarbeiten begannen schließlich im Herbst 2007 und konzentrieren sich momentan (Juni 2008) noch auf die Verbreiterung des Concordiatunnels. Im Zuge der Arbeiten an diesem Tunnel wurde dessen Durchfahrtshöhe von 4,20 Metern zwischenzeitlich provisorisch abgesenkt. Die äußeren Fahrstreifen erhielten Durchfahrtshöhen von jeweils 4,00 Metern, wurden allerdings für den Kraftverkehr gesperrt. Die dem öffentlichen Personennahverkehr sowie dem Individualverkehr zugewiesenen inneren Fahrstreifen hatten eine Durchfahrtshöhe von lediglich 3,85 Metern. Trotz deutlicher Ausschilderung und Hinweisen auf Umleitungen führte diese Absenkung um 35 Zentimeter Anfang des Jahres 2008 zu einigen kuriosen Zwischenfällen, als Lastkraftwagenfahrer mit ihren zu hohen Fahrzeugen bei der Einfahrt in die Unterführung stecken blieben, als sie die Fahrstreifen wechselten. Die Unfälle, bei denen jedes Mal lediglich Sachschäden zu beklagen waren, beschädigten in der Regel die Oberleitungen der Straßenbahn, wodurch die Lastwagen unter Strom gesetzt wurden. Für die Bergungsarbeiten mussten zeitweise die überführende Eisenbahnstrecke der Deutschen Bahn sowie Teile der Schwachhauser Heerstraße gesperrt werden. Am 8. Januar 2008 fuhren sich innerhalb von nur acht Stunden gleich zwei Lastwagen im Concordia-Tunnel fest, was zu einem überregionalen Medienecho führte. Auch im März kam es zu zwei Unfällen dieser Art.

Die Gesamtbaumaßnahme soll 2010 abgeschlossen sein. Seit den ersten Überlegungen zum Ausbau der Schwachhauser Heerstraße wären dann 22 Jahre vergangen.

Bemerkenswerte Gebäude

Entlang der langen Schwachhauser Heerstraße finden sich zahlreiche sehenswerte, markante oder historisch wichtige Gebäude oder Gebäudeensembles, von denen hier einige exemplarisch aufgeführt werden.

Concordia

Das Concordia ist ein kleines Theaterhaus, dass sich als Nummer 17 bei Kilometer 0,09 an der rechten Straßenseite befindet und somit direkt vor dem Concordiatunnel steht, der seinen Namen diesem Haus verdankt.

Das Concordia

Die Anfänge des Concordia als kulturelle Einrichtung reichen bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Im damaligen Eisenbahnpavillon fanden ab 1851 regelmäßig jeden Sonntagmorgen Gartenkonzerte mit geistlicher Musik statt. Im Jahre 1880 wandelte man das Gebäude in eine Schankwirtschaft um und gab ihr den Namen Concordia. Diese Restauration hielt sich lange. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges befand sich im Concordia für einige Jahre ein Kino mit angeschlossener Gaststätte. Nachdem dieses ausgezogen war, stand das Haus mehrere Jahre leer.

Anfang der 1970er Jahre entdeckte Kurt Hübner, der damalige Intendant des Theater Bremen, den leerstehenden Bau und ließ ihn umbauen. Ab dem 26. Januar 1971 war das Concordia die Studio-Bühne der Theater der Stadt Bremen und diente als Hausbühne des Bremer Tanztheaters. Viele bekannte Regisseure arbeiteten in diesem Theater, unter ihnen Rainer Werner Fassbinder. Im Jahre 1975 engagierte der Intendant Peter Stoltzenberg den ungarischen Schriftsteller und Regisseur George Tabori und gab ihm die Möglichkeit, im Concordia sein Theaterlabor mit einem Ensemble von zehn Schauspielern einzurichten. Taboris erstes Stück im Concordia war Talkshow, gefolgt von Ein Hungerkünstler, Siegmunds Freude und Hamlet. Seine Inszenierung des Hungerkünstlers löste einen kleinen Skandal aus, da er die Darsteller in einem Selbstversuch 40 Tage unter der Aufsicht eines Arztes fasten ließ. Der damalige Bremer Kultursenator Hans Werner Franke drohte, die Schauspieler zwangsernähren und den Regisseur verhaften zu lassen, was dazu führte, dass die Verträge mit den meisten Beschäftigten nicht verlängert wurden. Taboris Zeit am Concordia endete, als 1978 der Intendant wechselte.

Zur Spielzeit 2007/2008 trennte sich das Theater Bremen aus finanziellen Gründen vom Concordia und über einige Monate war ungewiss, ob das Haus eine Zukunft hat. Für eine kurze Zeit bewirtschaftete ein Restaurant das Gebäude. Schließlich einigten sich das Tanzlabor Bremen und die bremer shakespeare company auf eine Kooperation, die neben Theater und Tanz auch Musik und Literaturlesungen beinhalten sollte.

Die Gestaltung des Concordia ist sehr einfach gehalten. Über einen Hintereingang gelangt man in ein kleines Foyer. Die schlichte Raumbühne besitzt keine aufwendige Technik und lediglich 117 Zuschauerplätze.

Das Becker-Haus

Becker-Haus

Das Becker-Haus genannte Gebäude befindet sich bei Kilometer 0,2 an der rechten Straßenseite, direkt hinter dem Concordiatunnel und somit – nur durch den Bahndamm getrennt – in unmittelbarer Nachbarschaft zum Concordia. Das Haus mit der Nummer 23 erlangte durch den Umstand Berühmtheit, dass es das Elternhaus der populären Malerin Paula Modersohn-Becker war. Deren Familie zog 1888 von Dresden nach Bremen und erwarb das Gebäude. Modersohn-Becker lebte hier bis 1899 und verbrachte folglich in dem Haus einen großen Teil ihrer Kindheit.

Das gewinkelte Haus mit Veranda, Freitreppe, vorstehendem Giebel und einem großen Garten wurde 1861 gebaut und wird noch heute in privatem Besitz bewohnt.

St.-Joseph-Stift

Das katholische St.-Joseph-Stift zählt zu den größten Krankenhäusern der Stadt Bremen. Es liegt als Nummer 54 bei Kilometer 0,80 an der linken Straßenseite an der Ecke zur Schubertstraße, verfügt über 462 Betten in sieben Kliniken und darüberhinaus 29 tagesklinische Betten und beschäftigt 1.000 Mitarbeiter.

Das St.-Joseph-Stift

Die Historie des Krankenhauses reicht zurück bis 1869. Am 23. April schlossen Mitglieder der katholischen Gemeinde Bremen einen Vertrag mit den Ordensschwestern der Franziskanerinnen zu Münster-St. Mauritz, der vorsah, dass die Frauen unentgeltlich und ohne Ansehen von von Konfession und Stand den Kranken in Bremen medizinische Hilfe leisten sollten. Im Jahr zuvor grassierte eine Typhusepidemie und in Bremen gab es nicht genügend ausgebildete Fachkräfte. Die Schwestern waren sehr angesehen in der Hansestadt und schon bald reichten die bescheidenden zugewiesenen Räumlichkeiten nicht mehr aus, sodass sie ein größeres Haus erwarben. Der Kaufvertrag wurde allerdings abgelehnt, so dass sich in der Folge 1870 der „Verein für das Joseph-Stift“ gründete, der sich den Bau eines Spitals zum Ziel gesetzt hatte. Nachdem der Verein über mehrere Jahre die Kranken in verschiedenen Häusern betreut hatte, begann man 1878 in den noch unbebauten weiten Wiesen mit dem Bau des Krankenhauses an der Schwachhauser Chaussee. Es wurde zum großen Teil aus Spenden finanziert und entstand nach Plänen des Architekten Heinrich Flügel (* 1849; † 1930).

Die Fertigstellung des Backsteinbaus erfolgte 1881. Er besaß 60 Betten und mit einer Klinik für Augenkrankheiten bereits eine Spezialabteilung. Dieser folgte 1893 eine Klinik für Hals-Nasen-Ohren-Krankheiten und fünf Jahre darauf errichtete der Arzt Brautlecht das sogenannte Strahlenkabinett im Krankenhaus, was bedeutete, dass Bremen die erste deutsche Stadt war, die über ein Röntgeninstitut in einem klinischen Betrieb verfügte. Das Krankenhaus wurde in den folgenden Jahren fortwährend vergrößert, beispielsweise 1908 um ein Isolierhaus mit 80 Betten erweitert, und besaß 1910 140 Betten. 1931 waren es 485 Betten, die von 80 Schwestern betreut wurden. Nach dem Zweiten Weltkrieg, in welchem das Haus vorwiegend als Lazarett diente und durch Luftangriffe beschädigt wurde, begann der Wiederaufbau und man errichtete mehrere Nebengebäude. Seit 1986 ist das St.-Joseph-Stift Akademisches Lehrkrankenhaus der Georg-August-Universität Göttingen. Heute verfügt es über Kliniken für Innere Medizin, Chirurgie, Gynäkologie und Geburtshilfe (mit angeschlossener neonatologischer Einheit), Augenheilkunde, HNO-Heilkunde, Anästhesiologie und operative Intensivmedizin, Geriatrie und Frührehabilitation.

Kippenberg-Gymnasium

Das Vietor-Haus (ehemals Biermann-Villa) des Kippenberg-Gymnasiums

Das Kippenberg-Gymnasium an der Schwachhauser Heerstraße ist eines der bekanntesten Lehrinstitute der Stadt, was auch in seiner 150-jährigen Geschichte wurzelt. Es liegt bei Kilometer 1,03 an der linken Straßenseite und trägt die Hausnummer 62.

Das Gymnasium erfuhr seine Gründung im Jahre 1859 durch den Lehrer August Kippenberg, der es in der Straße Am Wall als privates Lehrerinnenseminar eröffnete, da es zu jener Zeit zu wenig Ausbildungsmöglichkeiten für Lehrkräfte gab. Neun Jahre später gestattete man ihm, das Institut zu einer Lehranstalt für erwachsene Töchter und Lehrerinnenseminar auszubauen. Am 14. April 1872 richtete er mit Erlaubnis der Behörden eine Höhere Töchterschule ein. Diese entwickelte sich innerhalb von lediglich zehn Jahren mit 750 Schülerinnen zur größten privaten höheren Mädchenschule des Deutschen Kaiserreiches. Allerdings gingen die Einschreibezahlen nach dem Ersten Weltkrieg stark zurück und 1922 verlor das Institut seinen Status als Privatschule. Nachdem die Schulgebäude am Wall durch Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg zu stark beschädigt worden waren, errichtete man 1953 auf dem Grundstück an der Schwachhauser Heerstraße einen Neubau. Mehrere alte Villen, die sich bereits auf dem Gelände befanden, wurden in die Neugestaltung integriert.

Im Jahre 1971 führte das Kippenberg-Gymnasium die Koedukation von Jungen und Mädchen ein. 1994 initiierte man den musischen Profilzweig an der Schule. Hierbei liegt ein Schwerpunkt des Unterrichts auf den Fächern Kunst und Musik. Zudem werden Kursfahrten zu Ausstellungen oder ähnlichem angeboten. Heute zählt das Kippenberg-Gymnasium nach dem Alten Gymnasium und dem Hermann-Böse-Gymnasium zu den bekanntesten Bremer Schulen.

Synagoge

Die Bremische Synagoge

An der Schwachhauser Heerstraße befindet sich auch die einzige Synagoge der Stadt. Sie liegt bei Kilometer 1,34 an der rechten Straßenseite. Die frühere Hauptsynagoge wurde während der Novemberpogrome 1938 zerstört. In den Nachkriegsjahren diente ein jüdisches Altenheim im Stadtteil Gröpelingen als Provisorium. Ende der 1950er Jahre regte sich in der jüdischen Gemeinde der Wunsch nach einem neuen Gotteshaus. Die Planungen begannen 1959 und ein Jahr darauf wurden die ersten Entwürfe präsentiert. Man entschied sich für den Vorschlag des aus Recklinghausen stammenden Architekten K. Gerle. Die Stadt Bremen übereignete der jüdischen Gemeinde das Grundstück an der Schwachhauser Heerstraße – zum Teil im Austausch für von der Gemeinde abgetretene Flächen. Die Kosten in Höhe von 1.300.000 Deutsche Mark stellte der Bremer Senat aus einem Fond mit finanziellen Mitteln zur Wiedergutmachung nationalsozialistischen Unrechts bereit.[6]

Die Einweihung erfolgte am 30. August 1961. Die Synagoge und das angeschlossene Gemeindezentrum besitzen einen Gebetssaal, einen Klubraum, einen Innenhof, eine Bibliothek, Lehr- und Büroräume, ein Ritualbad sowie Versammlungsräume. Zudem ist ein jüdischer Kindergarten angeschlossen. Die Kuppel der Synagoge hat einen Durchmesser von 14,38 Metern. Im Inneren bietet der Gebetsraum, der wie das gesamte Gebäude sehr modern gestaltet ist, ungefähr 120 Personen Platz. Da es sich um eine relativ konservative Gemeinde handelt, sitzen Männer und Frauen getrennt: Während im ebenen Hauptbereich vor dem Toraschrein 70 Männer sitzen können, ist für etwa 50 Frauen eine Empore vorgesehen. Diese hat ein Geländer aus Milchglas, um zu vermeiden, dass die Blicke der Männer auf die eventuell nackten Beine der Frauen fallen. Auf dem Geländer ist ein zirka 50 Zentimeter hoch reichender, sehr dünner Vorhang angebracht.

Kulturdenkmäler

An der Schwachhauser Heerstraße finden sich – auch begünstigt durch ihren Verlauf durch ein altes und wohlhabendes Wohngebiet – zahlreiche Kulturdenkmäler. Diese werden in der folgenden Liste aufgeführt. Die Grundlage für diese Zusammenstellung ist die Veröffentlichung der Landesdenkmalliste der Landesdenkmalpflege Bremen mit dem Stand vom 7. Mai 2008. Genannt wird zunächst die Hausnummer und dann der Name, beziehungsweise die Bezeichnung des Kulturdenkmals. Sollte es Teil eines größeren Ensembles ein, ist dies in der dritten Spalte aufgeführt. Abschließend werden noch das Jahr der Erbauung, der verantwortliche Architekt, Bauleiter oder Auftraggeber sowie das Jahr genannt, in welchem das entsprechende Kulturdenkmal in die Landesdenkmalliste eingetragen wurde.

Haus-
nummer
Name Teil von Erbaut Architekt Eintragung
40 St. Ansgarii-Kirche
und Gemeindezentrum
- 1955 – 1957 Fritz Brandt 1995
55 Wohnhaus - 1897 Albert Diedrich Dunkel 1984
57 Wohnhaus - 1897 Albert Diedrich Dunkel 1984
59 Villa Frese - 1897 Gildemeister & Sunkel 1993
64 Haus Blumeneck Kippenberg-Gymnasium 1913 Eeg und Runge 1981
67 Villa Schütte - 1914 – 1915 Rudolf Alexander Schröder und
Rudolph Leymann
1993
90 Villa - ~ 1900 - 1976
163 Haus Wiedemann - 1913 – 1914 Alfred Runge & Eduard Scotland 1998
170 Haus Klatte - 1896 - 1986
179 Erlöserkirche - 1950 Eberhard Gildemeister und
Hermann Gildemeister
2001
222 Villa Pavenstedt - 1927 – 1929 Wellermann & Frölich 1998
224 Landhaus Pappiér - 1927 – 1928 Rudolf Jacobs 1998
240 Haus Riensberg Focke-Museum 1758 Heinrich Rabba 1973
240 Haus Mittelsbüren Focke-Museum 17. Jahrhundert - 1973
253 Müllerwohnhaus - ~ 1790 - 1973
335 Landhaus Herbst - 1909 Runge & Scotland 1994
337 Landhaus Tack - 1907 Hugo Wagner 1994

Für eine umfassendere Liste aller Kulturdenkmäler im Stadtteil siehe: Liste der Kulturdenkmäler in Schwachhausen.

Einzelnachweise

  1. http://www.keine-stadtautobahn.de/Kurzinfo.php
  2. http://www.ortsamtmitte.bremen.de/sixcms/media.php/13/LMP_Mitte.pdf
  3. a b Schwarzwälder (2003), Seite 794
  4. http://www.senatspressestelle.bremen.de/detail.php?id=9671
  5. http://www.keine-stadtautobahn.de/Pressemitteilungen/PM20051211.php
  6. Schwarzwälder (2003), Seite 872

Literatur

Bebauung

Geschichte

Weblinks

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