Champagner

Der Champagner (Französisch le champagne) ist ein Schaumwein, der in der Weinbauregion Champagne in Frankreich nach streng festgelegten Regeln angebaut und gekeltert wird. Er gilt als das festlichste aller Getränke und ist weltberühmt. Die im Wein gelöste Kohlensäure wird durch eine zweite Gärung erreicht, die in der Flasche stattfindet und „Méthode traditionelle“ genannt wird. Champagner genießt den Status einer Appellation d'Origine Contrôlée, auch wenn dies nicht auf dem Etikett vermerkt wird.

Andere Schaumweine müssen nach deutschem Lebensmittelrecht, je nach Herstellung und Herkunftsland, als Sekt oder schlicht als Schaumwein bezeichnet werden. Durch Flaschengärung hergestellte Schaumweine heißen in Frankreich und in Luxemburg Vin Mousseux oder Crémant, in Spanien Cava, in Italien Spumante, in Deutschland Winzersekt und in Österreich Hauersekt, sofern die Grundweine aus einem einzigen Winzerbetrieb stammen und von diesem selbst oder in einer Erzeuger-Gemeinschaft hergestellt wurden.

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Herstellung von Champagner

Anbaugebiet

In Rot: Das Anbaugebiet der Champagnertrauben

Das weltweit einmalige Terroir, auf dem die Champagnerreben wachsen, ist maßgeblich an der Unverwechselbarkeit des Getränks beteiligt. Das Gebiet, in dem Trauben für den Champagner angebaut werden dürfen, wurde am 22. Juli 1927 festgelegt. Es umfasst ca. 34.000 Hektar Fläche, die inzwischen fast vollständig bestockt sind. Aufgrund seiner Ausdehnung von rund 150 km ist das Gebiet alles andere als homogen. Nicht nur die Mikroklimate, sondern auch die Bodentypen sind unterschiedlich. Es wird daher in verschiedene Regionen eingeteilt, deren wichtigste Montagne de Reims, Vallèe de la Marne, Côte des Blancs und Côte des Bar sind. Details siehe unter Champagne (Weinbaugebiet).

Rebsorten

Für Champagner werden nahezu ausschließlich drei Rebsorten verwendet werden: Die roten Rebsorten Pinot Noir (Spätburgunder) und Pinot Meunier (dt. Müllerrebe oder Schwarzriesling) und die weiße Rebsorte Chardonnay. Zugelassen, aber seit der Reblauskrise fast verschwunden sind die Sorten Arbane und Petit Meslier. Die Mischung der Sorten bestimmt den Charakter des jeweiligen Champagners. In einem Teil der Champagne, der Cote des Blancs, werden vorzugsweise reine Chardonnay-Cuvées hergestellt, die Blanc de Blancs. Spätburgunder macht 37% der Rebfläche der Champagne aus, Schwarzriesling ebenfalls 37% und Chardonnay 26%. Auch der Begriff Blanc de Noirs für weißen Wein aus dunklen Trauben wurde ursprünglich in der Champagne geprägt. Blanc de Noirs-Champagner sind eher selten zu finden (z.B. von Bollinger oder Bruno Paillard) und stammen meist aus Gegenden um Aÿ, Bouzy, Mailly, Hautvillers und Verzenay. Später wurde der Begriff auch für einige Stillweine in anderen Regionen verwendet.

Anbau, Lese und Pressung

Für den Anbau von Champagnern gelten strenge Qualitätsmaßstäbe. Die Pflanzdichte ist mit 7.000-8.000 Rebstöcken pro Hektar wesentlich dichter als in den meisten anderen Weinbaugebieten. Der Höchstertrag ist in jedem Falle auf 13.000 kg Trauben pro Hektar begrenzt, in schwierigen Jahren kann er deutlich darunter fixiert werden. Die Lese muss von Hand erfolgen, damit die Trauben unversehrt bleiben. Gelesen wird in die Mannequins, dies sind Körbe oder Kleinbehälter, die im Gegensatz zu den deutschen Traubenbütten nicht für die Rückhaltung von Saft gebaut sind. Die Trauben der roten Grundweinsorten Pinot Noir und Pinot Meunier werden schnell abgepresst, damit so gut wie keine roten Farbstoffe in den Grundwein gelangen. Eine Maischegärung zur Gewinnung von Rosé-Champagnern ist die Ausnahme, in der Regel wird in diesem Falle dem weißen Grundwein 10-20% roter zugesetzt.

Seit 1983 müssen 160 kg Traubengut für die Gewinnung von 102 Liter Most verwendet werden, bis dahin waren es nur 150 kg. Aber nur die auch als Cuvée bezeichneten ersten 82 Liter sind qualitativ wirklich hochwertig. Der Rest, der noch zweimal gepresst und als Première und Deuxième Taille bezeichnet wird, ist weniger gut, da durch das Pressen mehr Bitterstoffe in den Most gelangen. Beste Champagner werden daher nur aus der Cuvée hergestellt, während die Tailles bei den Standardqualitäten mitverwendet werden. Aufgrund der Verluste beim Weinausbau sowie beim Dégorgieren erhält man insgesamt ca. 100 l Champagner, also 133 Flaschen à 0,75 l.

Assemblage (Zusammenstellung)

Etwa 80% aller Champagner werden aus Grundweinen verschiedener Jahrgänge zu Cuvées verschnitten und kommen ohne Jahrgangsangabe auf den Markt. Diese Assemblage = Zusammenstellung, ist ein wichtiger Teil der Champagnerherstellung. Bis zu 100 verschiedene Weine können für einen Champagner vereinigt werden. Der Grundwein eines typischen jahrgangslosen Champagners besteht zu rund 70% aus dem aktuellen Jahrgang, der Rest sind ältere Jahrgänge, die so genannten Reserveweine. Mit Hilfe der Reserveweine ist es den Champagnerhäusern möglich, jedes Jahr einen gleichwertigen und gleichschmeckenden Champagner zu produzieren. Heute gibt es etwa 10.000 Champagner„produkte“.

Eine Flasche Champagner vor dem Degorgieren, der Bodensatz ist deutlich zu erkennen

„Méthode traditionelle“ (Flaschengärung)

Nach der Herstellung von „normalem Wein“ wird dieser ein zweites Mal vergoren. Um die zweite Gärung zu erreichen, müssen dem Wein Rohr- oder Rübenzucker und etwas Hefe zugegeben werden. Die Flaschen werden dann mit einem Kronenkorken verschlossen. Die Zweitgärung dauert ungefähr drei Wochen, der Champagner hat dann rund 1,2% Alkohol mehr als der Grundwein. Nur in der Champagne darf dieses Verfahren Méthode champenoise genannt werden.

Der Champagner verbessert sich nach abgeschlossener Gärung auf der Hefe und kann über viele Jahrzehnte so gelagert werden. Die abgestorbene Hefe vollzieht einen Autolyse genannten, enzymatischen Zersetzungsprozess, der dem Champagner sein Aroma verleiht. Vorgeschrieben sind daher mindestens 15 Monate Reifezeit sur lattes für jahrgangslose und drei Jahre für Jahrgangs-Champagner. Qualitätsbewusste Häuser geben ihre Champagner meist erst wesentlich später frei.

Rüttelpult

Rütteln

Vor dem Versand muss die Hefe aus der Flasche entfernt werden. Dazu werden die Flaschen in pupitres de remuage, Rüttelpulte, gestellt. Am ersten Tag dieses Prozesses liegen die Flaschen fast waagerecht, leicht zum Kronenkorken hin geneigt. 21 Tage lang werden die Flaschen dann gerüttelt. Dabei werden sie in den ersten zwei Wochen im gleichen Winkel belassen, aber täglich gedreht. In der letzten Woche werden sie dann Tag für Tag immer weiter auf den Kopf gestellt. Handgerüttelt wird heute nur noch sehr selten, vielmehr übernehmen das meistens Roboter. Mehrere Dutzend Flaschen werden dafür auf Kopfstoss in große würfelförmige Drahtkäfige (gyropalettes) sortiert, die elektrisch angetrieben und elektronisch gesteuert werden. Der Vorgang wird als „remuage mécanique“ bezeichnet. Die Ergebnisse sind bei Handarbeit und mechanischer Rüttelung identisch. Wenn die Flaschen senkrecht stehen, hat sich die Hefe im Flaschenhals gesammelt.

Dégorgieren (Abschlämmen)

Um die abgesetzte Hefe aus der Flasche zu bekommen, wird der Flaschenhals heutzutage durch eine Kühlsole (Eisbad) geführt, so dass die Hefe als Pfropf gefriert. Dann wird der Kronkorken geöffnet und der Eispfropf schießt durch den Überdruck aus der Flasche. Früher wurde der abgesetzte Hefepfropf ohne Einfrieren aus der Flasche entfernt (dégorgement à la volée = Dégorgieren im Flug). Diese Methode wird heute kaum noch angewandt, da sie speziell ausgebildete Kräfte erfordert und höhere Verluste verursacht als die moderne Methode.

Dosage

Bevor die Flaschen mit einem Champagner-Korken verschlossen werden, muss der Flüssigkeitsverlust durch Auffüllen ausgeglichen werden. Hierbei wird die Dosage zugeführt. Die Dosage ist ein Geheimnis der Champagnerhäuser. Sie gibt dem Champagner eine prägende Note und bestimmt vor allem die Geschmacksrichtung von extrem trocken bis hin zu süß. Die Dosage kann z.B. aus Süßweinen oder auch aus Süßreserve des Champagnergrundweins bestehen. In der Regel wird auch Zuckerlösung zugesetzt. Bei einigen Häusern ist es bis heute üblich, einen Esprit de Cognac zu verwenden, dadurch wird vor allem bei sehr süßen Champagnern der sonst eintretende Alkoholverlust ausgeglichen. Zur Dosage süßer Champagner muss sogar noch Flüssigkeit aus der Flasche entfernt werden! In den Geschmacksrichtungen sind folgende Abstufungen üblich:

  • Ultra Brut, Extra Brut, Brut Nature oder Brut integral, non dosé, non dosage oder zero dosage: keine spezielle Dosage, aufgefüllt aus anderer Flasche, Dosage mit 0 bis 6 g/l Restzucker
  • Brut: Dosage mit 0 bis 15 g/l Restzucker
  • Extra Sec, auch: Extra Dry: Dosage mit 12 bis 20 g/l Restzucker
  • Sec: Dosage mit 17 bis 35 g/l Restzucker
  • Demi Sec: Dosage mit 35 bis 50 g/l Restzucker
  • Doux: Dosage mit mehr als 50 g/l Restzucker (selten bei Champagnern)

Außer Champagner werden auch viele internationale Schaumweine nach dieser Methode hergestellt.

Champagner in der Flasche

Für Schaumweine wie Champagner muss die Flasche besondere Bedingungen erfüllen, da sie dem bei der zweiten Gärung entstehendem Druck standhalten müssen. Qualitativ hochwertige Champagnerflaschen haben im Boden eine konische Vertiefung, die nicht wie häufig angenommen dem einfacheren Tragen dient, sondern eine Verbesserung der Druckbeständigkeit der Flasche ergibt.

Flaschengrößen

Champagner wird in verschiedenen Flaschengrößen angeboten, die Standardgröße ist die 0,75l oder 1/1-Flasche. Für die anderen Flaschengrößen haben sich eigene Bezeichnungen etabliert. Alle Flaschen, die größer als die Jeroboam-Flasche sind, tragen biblische Namen. Eine Ausnahme hiervon bilden die Sovereign- und die Primat-Flasche.

Die verschiedenen Größen im Vergleich (von links): Auf der Leiter: Magnum, Imperial, Demi, Piccolo. Auf dem Boden: Balthazar, Salmanazar, Methusalem, Jeroboam
NormalgrößeLiterBezeichnung
¼0,2Piccolo
½0,375Demi / Filette
10,75Imperial
21,5Magnum
43Jeroboam (Doppelmagnum)
64,5Rehoboam
86Methusalem
129Salmanazar
1612Balthazar
2015Nebukadnezar
2418Melchior bzw. Goliath
3526.25Souverain oder Sovereign
3627Primat
4030Melchisedech

Die Herstellung von Flaschen jenseits des Jeroboam-Inhalts ist extrem aufwändig und teuer. Dementsprechend sind Champagner in solchen Flaschengrößen nur selten erhältlich. Eine Primat-Flasche - und seit 2002 auch die Melchisedech-Flasche - wird nur vom Hause Drappier angeboten; das Haus Taittinger verfügt ferner über einige Sovereign-Flaschen mit 26,25 Liter Fassungsvermögen.

Champagnerkorken

Champagnerkorken

Der Korken einer Champagnerflasche hat, wie bei allen Korken, ursprünglich eine längliche zylindrische Form. Die bekannte Pilzform mit konischem Fuß entsteht erst später. Der Korken wird stark komprimiert in den Flaschenhals eingebracht. Mit der Zeit passt sich der Korken dem Flaschenhals an und verliert während der Lagerung seine Elastizität. Nur der untere Teil des Korkens, der mit dem Champagner in Berührung kommt, behält noch länger seine ursprüngliche Elastizität. Daher weitet sich der untere Teil des Korkens nach dem Öffnen der Flasche bis auf seinen ursprünglichen Durchmesser, während das obere Fußstück aufgrund seiner Sprödigkeit den Durchmesser des Flaschenhalses behält. Die Rückstellkraft dieses Pilzes wird jedoch um so kleiner, je länger der Korken in der Flasche war.

Aus Kostengründen ist der Champagnerkorken zweigeteilt. Während der obere Teil des Korkens (der Kopf) aus Presskorken besteht, werden unten zwei Scheiben aus Naturkorken angeklebt. Dieser Teil steht in unmittelbarem Kontakt zum Schaumwein. Nach dem Verkleben wird der Korken geschliffen. Nach einer Qualitätsselektion wird die Oberfläche häufig mit Paraffin versiegelt. Diese Versiegelung erhöht die Dichtheit des Korkens und erleichtert den Vorgang des Verkorkens. Damit der Korken trotz des hohen Drucks in der Flasche bleibt, wird er durch eine Agraffe und einen Champagnerdeckel gehalten.

Durch Verwendung von Naturkork als Flaschenverschluss kann es auch bei hochwertigen Champagner zu geschmacklichen Fehltönen (umgangssprachlich: „Korkton“) kommen.

Haltbarkeit von Champagner

Wer am Champagner vor allem die Frische schätzt, wird ihn nach dem Degorgieren möglichst schnell öffnen. Champagner entwickelt sich in der Flasche jedoch auch nach dem Degorgieren weiter. Der Kohlensäuredruck nimmt zwar langsam ab, der Geschmack wird jedoch harmonischer und die Aromen intensiver. Einfache Champagner ohne Jahrgang erreichen ihren Höhepunkt in der Regel innerhalb von zwei Jahren. Gute Jahrgangs-Champagner können hingegen zehn Jahre und länger ausbauen. Hier gilt die Regel, dass sich ein Champagner in der Flasche um so schneller entwickelt, je länger er zuvor auf der Hefe gelegen hat. Um dem Konsumenten eine bessere Kontrolle zu geben, sind einige Erzeuger (vor allem unabhängige Winzer) dazu übergegangen, den Degorgierungszeitpunkt auf der Flasche zu vermerken. Ansonsten lässt lediglich die Form des Korkens nach dem Öffnen gewisse Schlüsse über die seit dem Degorgieren verstrichene Zeitdauer zu.

Eine offene Champagnerflasche sollte so bald wie möglich getrunken werden. Mit einem speziellen Druckverschluss ist eine halbvolle Flasche gekühlt ca. 24 Stunden ohne große Qualitätseinbußen haltbar.

Geschichte

Die Römer bauten als erste Weinreben in der Champagne an. Der Wein, den sie daraus herstellten, war still. Aufgrund seiner Nähe zu Paris und der Aktivitäten der Klöster von Reims und Châlons-en-Champagne blieb der Weinbau erhalten, ohne wirklich große Popularität zu erreichen.

Während der Herrschaft von Heinrich IV. setzte sich in der Hauptstadt Paris der Name Vin de Champagne durch, nachdem er vorher in der anonymen Masse der Weine aus der Region rund um Paris unterging. Die Bezeichnung wurde in seiner Herkunftsregion anfangs nicht gerne gesehen, da der Begriff Champagne (von lateinisch campania = Feld, offene Landschaft) einen unfruchtbaren Boden bezeichnet, der nur noch als Weidegrund für Schafe dient. Ungeachtet dessen gewann der Wein in der Folgezeit immer mehr Freunde an den königlichen Höfen Frankreichs und Englands.

Erst 1670 wurden die Weichen für den jetzt bekannten Champagner gestellt und aus dem ursprünglich stillen Weißwein wurde ein Schaumwein. Im 17. Jahrhundert hatte man begonnen, den Wein schon im Anbaugebiet in Flaschen zu füllen, um seine Frische zu erhalten, da der Wein den Transport im Fass nicht gut überstand. Aufgrund des frühen Abfüllens gärte der Wein unbeabsichtigt in den Flaschen weiter. Hätten die Engländer diesen sprudelnden Wein nicht sehr gemocht, wäre die Flaschenabfüllung vermutlich wieder abgeschafft worden. Die Winzer jedenfalls waren von den herausspringenden Korken nicht begeistert weil dies viele Verluste bedeutete und nannten den Wein sogar Wein des Teufels.

Erst die Entwicklung der kontrollierten Flaschengärung machte es möglich, diesen Prozess zu beherrschen. Bereits am 17. Dezember 1662 beschrieb Christopher Merret in einem bei der Royal Society eingereichten Schreiben some observations concerning the ordering of wines, in dem er den gezielten Zuckerzusatz erwähnt, der zum Ziel hat, den Weinen Frische und Perlage zu verleihen. Wesentlich weiterentwickelt wurde die Methode vom Benediktinermönch Dom Pérignon (1638 - 1715), damals Kellermeister der Benediktinerabtei Hautvillers. Auf ihn geht auch die Kunst des Verschnitts und des Weißkelterns roter Traubensorten zurück. Er verschloss seine Flaschen mit einem Korken, der mit Kordeln am Flaschenhals gesichert wurde. Die Qualität des entstehenden Weines unterlag jedoch immer noch dem Zufall, erst durch die Untersuchungen von Louis Pasteur verstand man schließlich die Grundlagen der Gärung.

Im Jahr 1729 gründete Nicolas Ruinart das älteste heute noch bestehende Champagnerhaus. Für die Familie Gosset ist zwar bereits 1584 der Handel mit Wein belegt, die Kontinuität ist aber nicht gesichert. Mit den Handelshäusern (wie z.B. Heidsieck, Moët, Perrier-Jouët und Bollinger) kam es zu einer internationalen Vermarktung und der Wein gewann den Ruf, den er jetzt noch hat. Im Gegensatz zu vielen anderen Berufszweigen haben Frauen in der Entwicklung des Champagner eine gewichtige Rolle gespielt. Bekannt sind heute noch die Namen der Damen Pommery, Perrier und Clicquot.

Bis ins 19. Jahrhundert war Champagner trüb, da sich die Hefe der zweiten Gärung in der Flasche befand. Dann erfand 1806 Nicole-Barbe Cliquot („Veuve Cliquot-Ponsardin“, heute die Prestigemarke des Champagnerhauses Veuve Clicquot Ponsardin) zusammen mit ihrem deutschstämmigen Kellermeister Antoine Müller und mit Alfred Werlé das Rütteln und Degorgieren. Ursprünglich soll das erste Rüttelpult ein Küchentisch gewesen sein. 1813 wurde diese Technik in André Julliens „Manuel du Sommelier“ dann erstmals erwähnt.

Im 19. Jahrhundert entwickelte sich der Champagner zu einem weltweit verbreiteten Luxusgut. So wurden 1882 36 Millionen Flaschen erzeugt, von denen drei Viertel exportiert wurden. Nach Großbritannien waren die USA der größte Markt. Dem Aufschwung des 19. Jahrhunderts bereitete jedoch die Reblausinvasion ein Ende. Die Champagne wurde erst relativ spät, um 1895, von ihr erfasst. In der Folge wurden zahlreiche Weinberge aufgelassen. Auch der Rebsortenspiegel veränderte sich zugunsten der heute dominierenden Pinot Noir, Pinot Meunier und Chardonnay. 1908 wurde der Gebrauch des Namens Champagne per Gesetz auf Weine aus den Départements Marne und Aisne beschränkt. Nach heftigen Protesten erhielten die Winzer des Départements Aube im Jahr 1911 ihre Rechte zurück, was wiederum in der Marne zu Unruhen führte. Als Kompromiss wurde schließlich die Bezeichnung Champagne auf die Marne beschränkt, während die übrigen Gebiete bis 1927 als Champagne Deuxième Zone klassifiziert wurden.

Unter dem Ersten Weltkrieg litt die Champagne besonders stark, da sie häufig Schauplatz von Kampfhandlungen war. Dem Champagner brachen zudem mit der Russischen Revolution und der Prohibition in Amerika wichtige Exportmärkte weg. Erst in den Dreißigerjahren konnte dies durch einen steigenden Absatz im Inland kompensiert werden. Im Vertrag von Versailles wurde aber dem besiegten Deutschland der Schutz der Herkunftsbezeichnung Chanpagner auferlegt.

Unter der deutschen Besetzung im Zweiten Weltkrieg wurde das Comité Interprofessionnel du Vin de Champagne gegründet, das heute als Dachverband die Produktion beaufsichtigt und die Interessen der Erzeuger vertritt. Der zunehmende Wohlstand seit 1945 brachte dem Champagner schließlich einen neuen Aufschwung, der die Produktion auf nie erreichte Höhen führte. Zur Erweiterung der Anbaufläche wurden in den letzten Jahren auch die nach der Reblauskrise aufgelassenen Weinberge der Côte de Sézanne und bei Vitry-le-François wieder bestockt. Es gibt inzwischen sogar Bestrebungen, die ehemaligen Weinberge in der Nähe der Stadt Soissons in das Anbaugebiet einzubeziehen.

Wirtschaft

Champagnerproduktion heute

Pro Jahr werden ca. 2,5 Mio. hl Wein hergestellt. Aufgrund der langen Gärzeit in der Flasche lagern nochmals ca. 3,4 Mio. hl in den Kellern der Handelshäuser und der Hersteller. Im Rekordjahr 1999 wurden aufgrund des Übergangs in ein neues Jahrtausend 327 Mio. Flaschen Champagner verkauft. Im Jahr 2005 wurde die Marke von 300 Mio. Flaschen wieder übertroffen. Der jährliche Umsatz der Branche beträgt etwa 4 Mrd. €. Den Löwenanteil des Champagners verkaufen die Handelshäuser mit 67,4%, gefolgt von selbstvermarktenden Winzern (23,5%) und Kooperativen (9,1%).

Mit ca. 60% der Abnahmemenge bleibt Frankreich nach wie vor der größte Abnehmer. 25% gehen in die übrigen EU-Länder, und 15% werden in den Rest der Welt exportiert. Die größten Abnehmerländer sind Großbritannien (34 Mio. Flaschen), die USA (20 Millionen) und Deutschland (11 Millionen). Wachsende Bedeutung genießen Russland, Japan und China.

Champagnertrauben als Handelsgut

Die großen Champagnerhäuser besitzen nur ca. 10% der Anbaufläche des Champagners. Den größten Teil Ihrer Trauben müssen sie traditionell zukaufen. Diese kommen von den über 14.000 Winzern der Champagne, die teilweise weniger als einen Hektar Rebfläche besitzen und die Traubenerzeugung nur als Nebenberuf ausüben. Während der Ernte Anfang Oktober kaufen die Champagnerhäuser oder eine der Winzergenossenschaften die Trauben der Kleinwinzer. Jährlich wird von den Courtiers ein Richtpreis ausgehandelt, nach dem alle Preise ausgerechnet werden Vorlage:Ref. Je nachdem, ob und wie viel der Rebfläche des jeweiligen Winzers als Grand Cru oder Premier Cru ausgezeichnet wird, bekommt er einen besseren Preis. 100% des ausgehandelten Preises bekommt demnach ein Winzer, der eine reine Grand-Cru-Lage besitzt. Der Preis liegt inzwischen bei rund 5 Euro pro Kilogramm gegenüber 4 Euro im Jahr 2000. Da für eine Flasche Champagner mehr als ein KIlogramm benötigt wird, muß der Endpreis entsprechend hoch sein.

Nur die Weine von insgesamt 12 Gemeinden, nämlich Ambonnay, Avize, Aÿ, Beaumont-sur-Vesle, Bouzy, Cramant, Louvois, Mailly, Puisieulx, Sillery, Tours-sur-Marne und Verzenay gelten dabei als hundertprozentige Grand Crus. 90 - 99% des vollen Preises erhält der Winzer für Premier-Cru-Lagen, die in ca. 40 Gemeinden liegen. Der Mindestpreis liegt bei 80% des Richtpreises. Trauben dieser Preisklasse werden in den restlichen 280 Gemeinden geerntet.

Markenschutz

Aufgrund des EU-Markenrechts darf in Deutschland hergestellter Sekt in Flaschengärung nicht Champagner genannt werden, da dies mit der Herkunft der Trauben verbunden ist. Dies gilt im übrigen für jeglichen Schaumwein weltweit.

War bis Anfang der 1990er Jahre zumindest noch der Ausdruck méthode champenoise auf dem Etikett eines Schaumweins mit Flaschengärung erlaubt, ist seitdem jeglicher Ausdruck, der an Champagner erinnert, verboten. In Frankreich wurde daher die Kategorie des Crémant eingeführt.

Der EuGH hatte sich jüngst damit zu befassen, ob dies auch für Stillweine aus dem Schweizer Ort Champagne gelten soll (Rechtssache T-212/02 bei dem EuGH in Luxemburg). Ein Qualitätsurteil ist damit nicht verbunden. Die dortigen Winzer benannten bisher ihren Stillwein Vin de Champagne. Der Weine wurde aufgrund des Urteils in Libre-Champ umgetauft.

Aus demselben Grund hat nun auch eine Bäckerei im gleichen Ort Rechtsstreitigkeiten mit den französischen Weinbauern bekommen. Das Aperitif-Gebäck "Flûte de Champagne", welches seit 1934 unter diesem Namen produziert und in Frankreich unter dem Namen "Recette de Champagne" (=Rezept aus Champagne) vertrieben wird, würde die Ursprungsbezeichnung des Weins verwässern.

Auch der Sekthersteller Schlumberger aus Österreich darf nicht mehr damit werben, dass ihr Sekt nach der Champagner-Methode produziert wird, und muss die Etiketten jetzt mit "Méthode traditionelle" beschriften.

Champagner in Deutschland

Im Jahr 2002 wurden nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 8,5 Mio. Liter Champagner aus Frankreich eingeführt. Dies ist ein Rückgang um 3,9% gegenüber 2001. Die Nachfrage nach Champagner ist heute deutlich geringer als in den 1990er Jahren. Die Einfuhren von Champagner erreichten im Jahr 1997 mit 13,6 Millionen Litern ihren Höchststand.

Champagnermarken

Das Etikett eines Champagners

Viele der kleinen Winzer überlassen zwar den Genossenschaften Trauben für die Champagnerherstellung, wollen aber nicht auf die eigene Champagnermarke verzichten. Die Genossenschaften stellen unterschiedliche Champagner her, die dann auf einer Verkostung von allen Traubenlieferanten probiert werden. Die Winzer kaufen dann der Genossenschaft einen Champagner ihrer Wahl ab und vermarkten diesen unter eigenem Namen. Daher stehen nur wenige Großbetriebe hinter den mehr als 15.000 verschiedenen Champagnersorten. Auf dem Etikett finden sich daher Kürzel, die auf die jeweilige Herkunft aufmerksam machen:

  • NM: Négociant manipulant. Handelshaus, das den Champagener ausbaut und selbst vermarktet. In der Regel besitzen die Handelshäuser eigene Weinberge, kaufen jedoch in erheblichen Umfang Traubenmaterial zu.
  • RM: Récoltant manipulant. Auf diese Weise werden die kleinen Winzerbetriebe benannt, die den Champagner (also das eigene Traubenmaterial) selbst ausbauen und vermarkten.
  • CM: Coopérative de manipulation. Genossenschaft, die das Traubenmaterial ihrer Mitglieder ausbaut und vermarktet.
  • RC: Récoltant coopérateur. Ein Weinbauer, der sein Traubenmaterial einer Genossenschaft zum Ausbau überlässt und die eigenen Flaschen zwecks Vermarktung seiner eigenen Champagnermarke zurückerhält.
  • ND: Négociant distributeur. Handelshaus, das fertig ausgebauten Champagener aufkauft und unter eigener Marke vertreibt.
  • MA: Marque d'acheteur. Großabnehmer, der ein Handelshaus bittet, den Champager mit dem Etikett seiner eigenen Marke zu versehen. Es handelt sich in der Regel um einfache Qualitäten.

Die wichtigsten Champagnerhäuser und ihre Prestige-Champagner

HausGründungsjahrOrtCuvée de prestigeJahrgängeGruppe
Henri Abelé1757ReimsSourire de Reims
-Freixenet Spanien
Ayala1860AÿGrande CuvéejaBollinger
Beaumet / Jeanmaire1878ÉpernayCuvée Malakoff /
Cuvée Elysée
jaLaurent-Perrier
Beaumont des Crayères1953Mardeuil--Kooperative mit 240 angeschlossenen Winzern
Besserat de Bellefon1843ÉpernayCuvée des Moines-Groupe Boizel Chanoine Champagne
Billecart-Salmon1818Mareuil-sur-AÿGrande Cuvéejaunabhängig
Binet1849Rilly-la-MontagneCuvée SélectionjaGroupe Binet, Prin et Collery
Château de Bligny1911BlignyCuvée Jahr 2000jaGroupe G.H. Martel & Co.
Henri Blin et Cie1947VincellesCuvée Jahr 2000jaKooperative mit 31 angeschlossenen Winzern
Bollinger1829AÿVieilles Vignes Françaisesjaunabhängig
R.D. (Récemment Dégorgé)ja
Boizel1834ÉpernayJoyau de FrancejaBoizel Chanoine Champagne
Ferdinand Bonnet1922Oger--Groupe Rémy-Cointreau
Raymond Boulard1952La-Neuville-aux-LarrisVieilles Vignes-unabhängig
Canard-Duchêne1868LudesGrande Cuvée Charles VII-Alain Thiénot
De Castellane1895ÉpernayCommodorejaLaurent-Perrier
Cattier1918Chigny-les-RosesClos du Moulin-unabhängig
Charles de Cazanove1811ReimsStradivarius-Groupe Rapeneau
Chanoine Frères1730Reimsgamme Tsarine
jahrgangsabhängigBoizel Chanoine Champagne
Deutz1838AÿAmour de DeutzjaLouis Rœderer
Drappier1808UrvilleGrande SendréejaFamilienunternehmen
Duval-Leroy1859VertusFemme de Champagnejahrgangsabhängigunabhängig
Gauthier1858ÉpernayGrande Réserve Brut-Boizel Chanoine Champagne
Paul Goerg1950VertusCuvée Lady C.ja-
Gosset1584AÿCelebrisjaRémy-Cointreau
Heidsieck & Co Monopole1785ÉpernayDiamant BleujaVranken-Pommery Monopole
Charles Heidsieck1851ReimsBlanc des MillénairesjaRémy-Cointreau
Henriot1808ReimsCuvée des Enchanteleursjaunabhängig
Krug1843ReimsName jahrgangsabhängigjaLVMH
Clos du Mesniljahrgangsabhängig
Charles Lafitte1848ÉpernayOrgueil de FrancejahrgangsabhängigVranken-Pommery Monopole
Lanson1760ReimsNoble CuvéejaBoizel Chanoine Champagne
Laurent-Perrier1812Tours-sur-MarneGrand Siècle « La Cuvée »-Laurent-Perrier
Mercier1858ÉpernayVendangejaLVMH
Moët & Chandon1743ÉpernayDom PérignonjaLVMH
Mumm1827ReimsMumm de Cramant-Pernod-Ricard
Bruno Paillard1981ReimsN.P.U. (Nec Plus Ultra)jaunabhängig
Perrier-Jouët1811ÉpernayBelle ÉpoquejaPernod-Ricard
Piper-Heidsieck1785ReimsRare-Rémy-Cointreau
Pommery1836ReimsCuvée LouisejaVranken-Pommery Monopole
Louis Rœderer1776ReimsCristaljaunabhängig
Pol Roger1849ÉpernayWinston Churchilljaunabhängig
Ruinart1729
ältester
Hersteller
ReimsDom RuinartjaLVMH
Salon1921Le Mesnil-sur-OgerSjaLaurent-Perrier
Marie Stuart1867ReimsCuvée de la Sommelière-Alain Thiénot
Brut Millésiméja
Taittinger1734ReimsComtes de ChampagnejaTaittinger
Thiénot1985ReimsGrande CuvéejaAlain Thiénot
Cuvée Stanislas-
de Venoge1837ÉpernayGrand Vin des PrincesjaBoizel Chanoine Champagne
Veuve Clicquot Ponsardin1772ReimsLa Grande DamejaLVMH
Vranken1979ÉpernayDemoiselle gefolgt von
jahrgangsabhängigem Namen
jahrgangsabhängigVranken-Pommery Monopole

Referenzen

  1. Vorlage:Note Les Courtiers en Vins de Champagne (französisch)
Wiktionary: Champagner – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Literatur

  • Michael Brückner: Pocket Guide Champagner, 2005, Gentlemen's Digest Berlin
  • Frederique Crestin-Billet, Dominique Pascal: Champagner, 2001, Moewig, ISBN 3811817086
  • Serena Sutcliffe: Große Champagner. Hallwag, Bern und Stuttgart 1989, ISBN 3-444-10359-X