Franz Brozincevic (Fahrzeughersteller)

Die Franz Brozincevic & Cie. (FBW) in Wetzikon gehörte zu den bedeutendsten LKW-, Autobus- und Trolleybus-Herstellern in der Schweiz.

Geschichte

Der 1892 in die Schweiz eingewanderte Kroate Franz Brozincevic baute 1910 in Zürich seinen ersten Lastkraftwagen, den er Franz nannte. Dieser wurde als Postauto von der Schweizerischen Post eingesetzt. Eine internationale Pionierleistung gelang ihm 1911 mit dem ersten Fünf-Tonnen-Lastwagen mit Kardanantrieb. 1916 wurde die Motorenfabrik Wetzikon übernommen. Ab 1918 wurden in Wetzikon Lastwagen und Autobusse unter dem Markennamen FBW hergestellt.

1925 vergab FBW eine Lizenz an Henschel & Sohn in Kassel für die Herstellung und den Verkauf von FBW-Konstruktionen im Ausland. Das Unternehmen entwickelte sich gut. Nach dem Tod von Franz Brozincevic im Jahr 1933 übernahm sein Sohn Franz jun. die Geschäftsleitung, zwei weitere Brüder arbeiteten in der Firma mit. Während des Zweiten Weltkriegs wurden Fahrzeuge für die Schweizer Armee produziert.

FBW war ein innovatives Unternehmen, so stellte es bereits 1954 das halbautomatische Planetengetriebe vor, das seiner Zeit weit voraus war. Für die Fahrer erübrigte sich das ständige Kuppeln, daher waren FBW Autobusse vor allem bei städtischen Verkehrsbetrieben sehr beliebt. Eine Weiterentwicklung dieser Getriebe fand dann auch bei den Saurer 6 DM und 10 DM Anwendung, die in den 1980er Jahren für die Schweizer Armee gebaut wurden.

1972 begannen die Zusammenarbeit mit Mitsubishi Motors und der Verkauf von Mitsubishi-Fahrzeugen in der Schweiz. 1974 stellte das Unternehmen in Zusammenarbeit mit dem Verband Schweizerischer Transportunternehmungen (VST) den VST-Einheitstrolleybus vor. Bereits ab 1957 stellte FBW mit dem GTr51 ausserdem den ersten Gelenktrolleybus der Schweiz her.

Nach der Ölkrise ging der Verkauf von Nutzfahrzeugen ab 1974 zurück, 1978 wurde FBW vom Oerlikon-Bührle-Konzern übernommen. Etwa zur gleichen Zeit wurden 22 Busse FBW 40VH für die Schweizerische Post sowie die FBW 50U gebaut.

1982 wurde FBW mit der Adolph Saurer AG zur Nutzfahrzeuggesellschaft Arbon & Wetzikon (NAW) zusammengeschlossen, an dieser war Daimler-Benz mit 40 Prozent beteiligt. 1985 verliess der letzte FBW, ein Flughafenbus für den Flughafen Zürich-Kloten, das Werk. Der Bus mit der FBW Nummer 7157 war auf dem BAX Chassis aufgebaut worden, das Gesamtgewicht lag bei 19 t, der Radstand betrug 7.100 mm. Die Karosserie wurde von Carrosserie Hess AG aus Bellach hergestellt, als Motor kam ein Mercedes-Benz OM 352 mit 96 kW zum Einsatz. Das Fahrzeug wurde am 23. Mai 1985 an den Flughafen übergeben, damit endete die Fahrzeugproduktion bei FBW. Flughafenbusse mit dem BAX Chassis wurden bei Caetano in Portugal unter der Typenbezeichnung Cobus Industries weiter gebaut. Im Jahr 2007 wurde der 2.000. Flughafenbus fertiggestellt. Bis 1986 wurden noch Planetengetriebe vom Typ PG10 für die Saurer 6DM und Saurer 10DM weiter produziert. 1995 wurde das Werk in Wetzikon geschlossen. Insgesamt produzierte FBW im Laufe seines Bestehens:[1][2]

  • 16 Traktoren
  • 18 Gyrobusse
  • 498 Trolleybusse
  • 1012 Anhänger
  • 1263 Autobusse
  • 3878 Lastwagen

FBW LKW Modelle (1942–1956)

TypBauzeitraumMotorbezeichnungChassisHubraumStückzahl
LKW Militär 312 t1939–1945FBW R / 4 Zyl. (D)AM 405702 cm³95 (1942–45)
LKW 312 t1942–1944FBW RH / 4 Zyl. (H)AM 405702 cm³3
LKW 6 t1942–1956FBW D34 / 6 Zyl. (D+H)AS 478553 cm³151 (D) + 6 (H)
LKW Militär 5 t1943-1949FBW D34 / 6 Zyl. (D)AS 468553 cm³55
LKW 4 t1942–1954FBW RH / 4 Zyl. (D+H)AM 445702 cm³24 (D) + 1 (H)
LKW 5-6 t1942–1956FBW D34 / 6 Zyl. (D+H)AS 508553 cm³64 (D) + 5 (H)
LKW 6 t1943–1953FBW D34 / 6 Zyl. (D)L 408553 cm³46
LKW 3 t1943FBW M30 / 6 Zyl. (B)FA8313 cm³1
LKW 3 t1943FBW D34 / 6 Zyl. (H)F 358553 cm³1
LKW 3 t1943–1952FBW R / 4 Zyl. (D)F 355702 cm³10
LKW 4 t1943–1944FBW RH / 4 Zyl. (H)AM 405702 cm³3
LKW Militär 4 t1943–FBW RD / 4 Zyl. (D)AM 405702 cm³
LKW 6 t1943–FBW D34 / 6 Zyl. (D)L508553 cm³
LKW Polizei 312 t1943–FBW M30 / 6 Zyl. (B)F8313 cm³
LKW 6 t1945-FBW DD / 6 Zyl. (D)LN 408553 cm³
LKW 4 t1946–FBW RD / 4 Zyl. (D)A 355702 cm³
LKW 612 t1947–FBW DD / 6 Zyl. (D)50 V8553 cm³
LKW 7 t1956–FBW ED51U / 6 Zyl. (D)L 70 U11045 cm³
LKW 812 t1954–FBW ED / 6 Zyl. (D)AS 50-L7011045 cm³
LKW 6 t1950–FBW DD / 6 Zyl. (D)LN 50 V8553 cm³

Legende Motor:

D34 = 6 Zylinder Diesel (seit 1934); R = 4 Zylinder Diesel; RH = Holzgasausführung mit Zündkerzen; DD = 6 Zylinder Diesel mit Direkteinspritzung; RD 4 Zylinder Diesel mit Direkteinspritzung; ED51 = neue Generation 6 Zylinder Diesel Direkteinspritzer ab 1951

Legende Chassis:

31 = 3,5 bis 4 t; 34 = 3,40 m Radstand; 35 = 3 bis 5 t Nutzlast; 38 = 3,80 m Radstand; 40 = 5 t Nutzlast oder bei Militär 4,00 m Radstand; 44 - 47 = 4,40 m oder 4,70 m Radstand; 50 = 6 bis 7 t Nutzlast oder bei Militär 5,00 m Radstand; 51 = 6 bis 7 t Nutzlast; 70 = 8 bis 9 t Nutzlast; A = 4,5 bis 6,5 t Nutzlast; B = Stadtbus; C = Reisebus; F = leichtes Chassis bis 3,5 t Nutzlast; FA = erhöhte Nutzlast; L = Lastwagen; M = mittelschwerer Militärlastwagen; N = Niederrahmen (meist Busse); O = Bus; S = schwerer Militärlastwagen; SM = Chassis für Motor zwischen den Achsen; Tr = Trolleybus (Oberleitung); U = liegender Motor; V = Frontlenker ohne Motorhaube; X = Allradfahrzeug; Y = Gyrobus (Kreiselantrieb)[3]

Produktionszahlen

Gesamtproduktion 755 Fahrzeuge von 1942 bis 1952

Jahr19421943194419451946194719481949195019511952Summe
LKW3052274638334446648196557
BUS1593914281812910118
Trolley24511139232179
Gyro11
Summe335740544858757399111107755
Anhänger15145188782825255609
Motoren52121112

Motorlieferungen von 1944 an Uranus Traktoren AG in Zürich; weitere Motoren gingen an Autokurs Solothurn-Wasseramt.

Bilder

Commons: Franz Brozincevic Wetzikon – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. FBW-Museum in Wetzikon auf www.pfeffer.ch
  2. Jürg Biegger: FBW Fahrzeuglexikon 4 (1968-1985). Hrsg.: Jürg Biegger. 1. Auflage. Band 4. Verkehrs-Fotoarchiv, Benken 2011, ISBN 3-905170-40-X, S. 32+91.
  3. Jürg Biegger: FBW Fahrzeuglexikon 2 ( 1942 - 1955 ). Hrsg.: Jürg Biegger. 1. Auflage. Band 2. Verkehrs-Fotoarchiv, Benken 2006, ISBN 3-905170-31-0.