Johannes Versmann

Dr. Johannes Georg Andreas Versmann (* 7. Januar 1820 in Hamburg-Sankt Pauli; † 28. Juli 1899 in Hamburg) war ein Hamburger Rechtsanwalt und erster Bürgermeister. Er war der bedeutendste Hamburger Politiker des letzten Drittels des 19. Jahrhunderts, verantwortlich vor allem für den erfolgreichen Zollanschluss Hamburgs 1888.

Jugend

Der Vater von Johannes Versmann Johann Ernst Versmann (* 1772 in Hannover; † 1854 in Hamburg-Sankt Pauli) war Apotheker, die Familie stammt ursprünglich aus der Umgebung von Uelzen. Er hatte sich, nach ausgiebiger Lehrzeit in Norddeutschland, in der Vorstadt Hamburger Berg niedergelassen. 1816 erlangte er das Hamburger Bürgerrecht, im selben Jahr gründete er auch die Einhorn Apotheke. Er heiratete Elisabeth Magdalena geb. Ricardi (* 1799; † 1833), aus dieser Ehe der gingen 7 Söhne hervor von denen Johannes der Mittlere war.

Versmann verlebte seine Schulzeit auf der Knabenschule Sankt Pauli, von Ostern 1831 bis Ostern 1839 auf dem Christianeum und anschließend bis Ostern 1840 besucht Versmann erfolgreich das Akademisches Gymnasium im Johanneum. In den letzten Jahren am Christianeum war Versmann Mitglied des wissenschaftlichen Vereines der Selekta des Christianeum, dort entstand auch die lebenslange Freundschaft zu Theodor Mommsen.

Während seiner Zeit am Akademisches Gymnasium besuchte Versmann auch Vorlesungen der Hamburger Anatomie, um sich auf sein im Ostern 1840 beginnendes Studium der Naturwissenschaften und der Medizin in Jena vorzubereiten. In Jena war Versmann Mitglied der Burschenschaft auf dem Fürstenkeller. Da Medizin ihm nicht zusagt, wechselt er 1842 nach Göttingen und beginnt dort Rechtswissenschaften zu studieren. Dies wird möglich dank eines Stipendiums der Uelzener St. Johannis Lehens, einer Uelzener Familien- Stiftung. Die nächste Station ist ab Ostern 1843 Heidelberg, dort schließt er 1844 sein Studium erfolgreich ab. 1844 erlangt Versmann das Hamburger Bürgerrecht und lässt sich als Anwalt in Hamburg-Sankt Pauli nieder. Im folgenden Jahr beginnt seine Zusammenarbeit mit Carl Friedrich Petersen den er zeitweise vertritt. Carl Friedrich Petersen, 1855 in den Hamburger Senat gewählt, wird später sein Freund und Rivale im Senat sein.

Erstes Engagement

Versmann war während seines Studium mit Ideen des Liberalismus in Berührung gekommen und blieb diesen sein restliches Leben weitgehend treu. Zu erst engagierte sich Versmann lokal. So wird er 1845 Mitglied des Bürgervereins Sankt Pauli, 1846 Mitglied der Gesellschaft Hamburger Juristen. Als 1848 im Rahmen der Märzrevolution militärischen Auseinandersetzungen mit Dänemark, dem Schleswig-Holsteinischer Krieg einsetzen, meldet Versmann sich aus nationaler Begeisterung freiwillig. Am 25 Mai rückt Versmann mit den Freiwilligen aus Hamburg aus. Am 9. April nimmt er an den Gefechten in Bau teil, bei dem ein jüngerer Bruder von Ihm fällt und er von den Dänen gefangen genommen wird. Im September 1848 kommt er wieder frei und kehrt nach Hamburg zurück. Im selben Jahr lässt Versmann für die Liberalen in die "Hamburger Konstituante", einem Vorläufer der frei gewählten Bürgerschaft wählen und wird dort zeitweise Ihr Präsident. Zu Ende des Jahres bekamen die konservativ beharrenden Kräfte die Oberhand, zudem wurden preußische Truppen in Hamburg stationiert, so das am 14. Juni 1850 die Konstituante wieder aufgelöst wurde.

Versmann enthält sich darauf in den folgenden Jahren öffentlicher politischer Tätigkeit, dafür widmet er sich umso erfolgreicher seinem Anwaltgeschäft. Ab 1851 ist er Mitglied des Handelsgerichtes, von 1859-1861 wirkt er als dessen Präsident. Am 14. Mai 1853 heiratet er Thekla Stammann (* 1833 in Hamburg; † 1895 ebd.) eine Tochter von Franz Georg Stammann, drei Kinder gehen aus diese Ehe hervor.

leitende Staatsämter

Bei der ersten Wahl zur Bürgerschaft im November 1859 erlangt Versmann ein Mandat, auf der konstituierenden Sitzung am 6. Dezember 1859 wird er zu ihrem ersten Präsidenten gewählt. Dieses Amt übt er bis Dezember 1861 aus. Da er immer sehr maßvoll verhandelt hatte, dank seiner Anwaltstätigkeit eine guten Ruf besaß, wurde er am 16. Dezember 1861 in den Hamburger Senats gewählt. Zu erst wirkt Versmann in der Oberschuldirektion für die Erweiterung der Gewerbeschulen. Später widmet er sich erfolgreich Steuerfragen. 1887 wird Versmann erstmalig zum 2. Bürgermeister gewählt, da Bürgermeister Gustav Heinrich Kirchenpauer im Amt verstirbt, wird er im selben Jahre auch erster Bürgermeister. Im folgenden Jahr 1888 bleibt er erster Bürgermeister. 1890/91 1893/94 1896/97 ist er jeweils zweiter und Erster Bürgermeister, 1899 verstirbt er während seiner Amtszeit als zweiter Bürgermeister.

Zollanschluss 1888

1888 werden Hamburg und Altona ins Zollgebiet des deutschen Reiches aufgenommen, unter Schaffung eines separaten Freihafengeländes, dies war insbesondere das Verdienst von Versmann. Versmann war ab 1865 mit Zollfragen befasst, insbesondere verhandelt er 1867 in Zollvereinsfragen. Damals konnten Hamburg und Altona außen vor bleiben. Nach Gründung des deutschen Reiches 1871 wurde die Frage wieder akut, vor allem Preußen drängte auf eine Neuregelung. Als sich die Spannungen 1879 in Zollfragen zuspitzen und Gustav Heinrich Kirchenpauer deswegen von seinem Amt als Vertreter beim Bundesrat zurückgetreten war, übernahm Versmann diesen Posten. Es begann zähe Verhandlungen mit Reichskanzler Otto von Bismarck. Mit großem Fingerspitzengefühl und inoffizielle Verhandlungen auf beiden Seiten, gelang Versmann, mit Sinn für das Machbare, der schwierige Kompromiss, 1881 wurde der Vertrag zum Zollanschluss unterzeichnet. Bald Darauf wurde die Speicherstadt errichtet und am 15. Oktober 1888 wurde der Zollanschluss vollzogen.

Cholaraepedemie 1892

Im Sommer 1892 ist es in Hamburg ungewöhnlich warm, am 3. August vertraut Versmann seinem Tagebuch an, das er besorgt über die Möglichen eines Ausbruch einer Cholera ist. Am 14. August wird der erste kranke Arbeiter ins Krankenhaus eingeliefert. Am 20. August war die Choleraepidemie schon weit verbreitet. Dennoch reagiert der Senat kaum. Der Erste Bürgermeister Carl Friedrich Petersen liegt schon seit Wochen krank darnieder, der zweite Bürgermeister Johann Georg Mönckeberg verfügt nicht über die nötigen Kompetenzen und der für das Arztwesen zuständige Senator Gerhard Hachmann ist der Situation nicht gewachsen. Als auch nach einem Besuch von Professor Robert Koch sich die Handlungsfähigkeit des Senats nicht bessert und ein Eingreifen des Bundes droht, übernimmt Versmann in Zusammenarbeit mit Mönckeberg die Führung. Seine rechte Hand Syndicus Hugo Amadeus Roeloffs übernimmt auf Versmanns Veranlassung, gegen Hachmanns Willen die Macht im Gesundheitsbereich des Hamburger Staats. Offiziell stellt sich Roeloffs am 28. August Hachmann zur Verfügung. Versmann lässt die Maßnahmen, die in Altona erfolgreich ergriffen wurden, dort gab es troz der nähe zu Hamburg fast keinen Ausbruch der Cholera, auch in Hamburg anwenden. So gelingt es ihm, ein Eingreifen des Bundes in Hamburg zu verhindern. Ohne seinen Einsatz währen vermutlich mehr Tode beklagen zu wesen. In den folgenden Jahren wurden die administrativen und hygienischen Probleme, die durch die Cholera aufgedeckt wurden, von Versmann mit angegangen.

Zu seine engen und von ihm geprägten Mitarbeitern zählen neben Roeloffs, Johann Georg Mönckeberg, Johann Heinrich Burchard und Arnold Diestel

Quellen

  • Adolf Wohlwill, Johannes Versmann. Zur Geschichte seiner Jugendjahre und seiner späteren Wirksamkeit, in: ZVHG 15, 1910, S. 166
  • Richard J. Evans: Tod in Hamburg, Reinbek 1990, ISBN 3-498-01648-2
  • Deutsches Geschlechterbuch, Band 128, C.A. Starke Verlag, Limburg an der Lahn 1962

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