Virginia-Klasse (1976)

Virginia-Klasse
Arkansas, vierte Einheit der Klasse
Übersicht
Typ: Lenkwaffenkreuzer
Name: US-Bundesstaat Virginia
Einheiten: 4 gebaut, 0 in Dienst
Technische Daten
Verdrängung: ca. 12.000 Tonnen
Länge: 178,60 Meter (586 ft)
Breite: 19,20 Meter (63 ft)
Tiefgang: 9,80 Meter (32 ft)
Geschwindigkeit: 30+ Knoten
Besatzung: 39 Offiziere, 539 Matrosen.
Reichweite: unbegrenzt
Antrieb: 2 Propeller, über Atomreaktor angetrieben; 60.000 Wellen-PS

Die Virginia-Klasse war eine Klasse nuklear getriebener Kreuzer, die die US Navy in den späten 1970er Jahren in Dienst gestellt hat und die in den 1990ern wieder außer Dienst gestellt wurden, um das Budget der Navy zu entlasten.

Geschichte

Planung & Bau

Die Planung der Virginia-Klasse begann Ende der 1960er Jahre als Nachfolger der California-Klasse. Dies geschah im Rahmen des so genannten DXGN-Programm, das die Indienststellung von nuklear getriebenen Eskorteinheiten für Trägerkampfgruppen vorantreiben sollte. Die U.S. Navy hatte damals Bedarf an Kampfschiffen, die in Bezug auf Reichweite und Geschwindigkeit mit den atomar betriebenen Flugzeugträgern mithalten konnten. Ursprünglich sollten elf Virginias gebaut werden, dieser Plan wurde jedoch bereits nach der vierten Einheit fallen gelassen, die Klasse auf fünf Einheiten reduziert. Auch diese fünfte Einheit wurde aber noch vor der Kiellegung gestrichen. Ursprünglich waren die Schiffe als Fregatte (DLGN, Destroyer Light Guided Missile nuclear powered, dt.: Leichter Zerstörer (=Fregatte), Lenkwaffen, nuklear getrieben) klassifiziert, noch vor der Indienststellung wurden sie jedoch zu CGN, Cruiser Guided Missile nuclear powered, dt.: nuklear getriebener Lenkwaffenkreuzer) umklassifiziert. Der Grund für die Umklassifizierung war die Größe und Verdrängung der Schiffe, die in den klassischen Dimensionen für Kreuzer lag. Außerdem waren die Schiffe dank ihres Nuklearantriebs unabhängig von ständiger Versorgung, so dass sie ohne festen Flottenverband operieren konnten. Der Hauptgrund (da die Klassifizierungen ohnehin nur noch wenig über den Zweck aussagen) dürfte jedoch der gewesen sein, dass der US-Kongress für einen mächtiger klingenden Kreuzer eher Mittel bewilligen würden als für einen Zerstörer, der eher Hilfsaufgaben innerhalb einer Flotte erfüllt.

Die Reduktion wurde, neben dem Aufkommen der Gasturbinenschiffe (Spruance-Klasse), die bezüglich Beschleunigung und Höchstgeschwindigkeit ähnlich effektiv sind wie nuklear getriebene Schiffe, vor allem durch starke Kostenüberschreitungen bei den ersten Einheiten bedingt. So sollten die Werftkosten 1972 85 Mio. US-Dollar betragen, tatsächlich stiegen sie , u. a. durch Inflation sowie baubedingte Mehrkosten auf ca. 180 Mio. Dollar, die Gesamtbaukosten lagen im Durchschnitt bei 320 Mio. US-Dollar statt wie veranschlagt 220 Mio. $.Vorlage:Ref

Der Bau der Einheiten fand bei Newport News Shipbuilding statt, die Schiffe verbrachten rund zwei Jahre in Trockendock, die Ausrüstung dauerte ebenfalls ca. zwei Jahre.

Einsatzzeit

Die vier Einheiten wurden zwischen 1976 und 1980 in Dienst gestellt und waren damit die letzten in Dienst gestellten nuklear getriebenen Überwasserkampfschiffe der US Navy. Die vier Schiffe wurden bereits in den 1990er Jahren nach weniger als 20 Dienstjahren wieder außer Dienst gestellt. Die Gründe hierfür waren rein ökonomisch: Nach dem Ende des Kalten Krieges wurde das Budget der US Navy stark reduziert, so dass die Navy Geld einsparen musste. Dabei fiel die Wahl auf die Virginia-Klasse, die auf Grund ihrer hohen Mannschaftszahl von über 500 Mann und des wartungsintensiven Nuklearantriebs jährlich ca. 40 Mio. Dollar im Unterhalt kosteten. Dazu lagen Neubefüllungen der Reaktoren sowie ein Halbzeitwertsicherung an, bei der neben größeren Arbeiten an der Hülle auch modernere Elektronik hätte nachgerüstet werden müssen. Eine weitere Option wäre der Einsatz eines Vertical Launching System gewesen. Die Außerdienststellung wurde kontrovers diskutiert, da die Schiffe gerade erst die Hälfte ihrer Lebensdauer hinter sich hatten und ihre Luftabwehrkapazität zwar nicht an die der Tinconderoga-Klasse mit ihrem Aegis-Kampfsystem heranreichte, aber doch mit der anderer Einheiten der Flotte mithalten konnte. Bei den vier Einheiten wurden die Aufbauten entfernt, das Zerlegen der Hüllen mit den Reatoren im Rahmen des Ship-Submarine recycling program startete ab 1999.

Technik

Rumpf

Der Rumpf der Virginia-Klasse hatte mit fast 180 Metern länge und kanpp 19 Metern Breite ähnliche Außmaße wie der der vorhergehenden California-Klasse, konnte aber durch andere Anordnung der Magazine unter Deck leicht verkürzt werden. Die Verdrängung der Schiffe lag bei ca. 12.000 Tonnen. Die Decksaufbauten waren, wie für die Nuklearkreuzer der US Navy üblich, relativ kurz und mittschiffs angebracht, es gab viel freie Decksfläche. Der Reaktor lag ebenfalls mittschiffs, damit sein hohes Gewicht die Trimmung nicht störte. Erstmals seit den Kreuzern der Des-Moines-Klasse aus den 1940er Jahren wurde ein Hangar für die Helikopter nicht in den achterlichen Aufbauten untergebracht sondern unter dem Achterdeck.

Antrieb

Der Antrieb bestand aus zwei Atom-Reaktoren vom Typ D2G (D für Zerstörer, 2 für die 2. Generation von Atomreaktoren, G für den Hersteller, General Electric), die jeweils eine Leistung von bis zu 150 MW aufwiesen. Die Reaktoren übertrugen rund 60.000 PS auf jede der beiden Wellen, damit konnten die Virginias Geschwindigkeiten von über 30 Knoten erreichen. Mit nur einem aktiven Reaktor wurde die Geschwindigkeit auf 25 - 27 Knoten reduziert. Die Antriebsanlage hatte ein Gewicht von rund 2.600 Tonnen.

Bewaffnung

USS Virginia feuert eine SM-Luftabwehrrakete

Zu Beginn der Dienstzeit der Virginia-Klasse bestand die Bewaffnung aus zwei Doppelarmstarten Mk. 26 für die Flugabwehrrakete Standard Missile 1 (Medium Range, dt.: mittlere Reichweite) sowie Raketentorpdos Typ ASROC. Einer der Starter befindet sich am Bug (dieser ist für die ASROC ausgerüstet), ein weiterer am Heck. Zusätzlich ist jeweils vor und achtern der Aufbauten ein Mk. 45 127-Millimeter Geschütz mit Kaliber 54 installiert. Dieses kann mit einer Schussfrequenz von 16 - 20 Schuss pro Minute im Umkreis von 13 Meilen gegen Schiffe und langsam fliegende Flugobjekte eingesetzt werden. Am achternen Ende der Aufbauten gab es außerdem zwei Dreifach-Torpedorohre, die den Leichtgewichtstorpedo Mk. 46 verschießen konnten.

Bei Werftliegezeiten in den 1980er Jahren wurden die Schiffe der Virginia-Klasse außerdem mit zwei Vierfachwerfern für den Seezielflugkörper AGM-84 Harpoon ausgerüstet, die direkt vor den Aufbauten platziert wurden, sowie mit zwei Armored Box Launchern für insgesamt acht Marschflugkörper BGM-109 Tomahawk, die auf dem Helikopterlandedeck aufgestellt wurden. Zur Nahbereichsverteidigung wurden mittschiffs zwei Gatling-Kanonen vom Typ Phalanx CIWS installiert. Die Flugabwehr wurde von SM-1 auf die verbesserte Version Standard Missile 2 aufrüstet.

Elektronik

Vorschiff und vorderer Mast der USS Arkansas

Die Virginia-Klasse war ausgeüstet mit dem Luftüberwachungsradar SPS-40 Lockheed mit einer Reichweite von bis zu 200 Seemeilen, das auf dem achternen Mast installiert ist. Als Höhensuchradar für Luftziele diente das SPS-48 von ITT-Gilfillan mit bis zu 230 Meilen Reichweite, welches sich auf dem vorderen Mast befindet. Als Oberflächensuchradar war, ebenfalls am vorderen Mast, SPS-55.

Als Sonarsystem wurde das Bug-montierte SQS-53A verwendet, ein System, das sowohl aktiv als auch passiv nach Unterwasserzielen suchen kann. In der verwendeten Version A waren sämtliche Kontrollelemente noch analog. Gegen einen auf ein Schiff der Virginia-Klasse abgeschossenen Torpedo konnte ein Nixie genanntes System zum Einsatz gebracht werden. Dieses ist ein nachgeschleppter Köder, der die Schiffsgeräusche imitiert.

Als eine der ersten Klasse überhaupt hatte die Virginia-Klasse SLQ-32 an Bord. Dieses System zur elektronischen Kampfführung besteht aus Antennen für Fernmelde- und elektronische Aufklärung sowie für Elektronische Gegenmaßnahmen. Ebenfalls zum SLQ-32-Paket gehört das Mark 36 SRBOC, das Düppel und Flares in die Luft schießt, die anfliegende Raketen sowohl mit Radar- wie auch mit Infrarotsuchkopf vom Schiff ablenken sollen.

Luftfahrzeuge

Die Schiffe der Virginia-Klasse besaßen auf dem Achterdeck einen Helikopterlandeplatz. Für einen Helikopter stand ein Hangar von 12,8 m x 4,3 m unter Deck bereit, das mittels eines Aufzuges erreicht werden konnte. Die Klasse war nur ausgerüstet mit dem LAMPS-I-Helikopter Kaman SH-2 Seasprite, die moderneren Sikorsky SH-60 Seahawk sollten nur auf Schiffen, die für U-Jagd eingeplant waren verwendet werden. Im Einsatz war jedoch selten ein Helikopter an Bord, da sich das Hangarsystem nicht bewährte. So soll der Aufzug nicht perfekt abgedichtet gewesen sein, weswegen die Arbeit in diesem Bereich bei der Crew extrem unbeliebt gewesen sein soll.Vorlage:Ref Seit der Nachrüstung mit Tomahawk fällt die Landemöglichkeit auch theoretisch weg.

Einsatzprofil

Mittig zwei Virginas, rechts USS Biddle (CG-34), links USS Nimitz (CVN-68)

Die Einheiten der Virginia-Klasse waren primär als Luftverteidigungsschiffe für Trägerkampfgruppen geplant, die U-Jagd-Kapazität war vor allem durch das Fehlen der Seahawk-Helikopter eingeschränkt. Die Klassifizierung als Kreuzer weist auf eine gewisse Kapazität für Operationen außerhalb eine Flotte beziehungsweise als Anführer einer kleineren Task Force hin. Diese und weitere Möglichkeiten, die die Einordnung als Kreuzer bedingt („Freihalten der Seewege“), wurde erst mit der Nachrüstung durch Seezielflug- und Marschflugkörper geschaffen.

Operationen der Klasse umfassten Einsätze vor Libanon und in der Großen Syrte 1982 und 1983 sowie im arabischen Meer während des Iran-Irak-Krieges. Auch als Flaggschiffe kleinerer Gruppen wurden die Einheiten im Rahmen von Operation Desert Storm eingesetzt. Dabei schoss die USS Virginia aus dem Mittelmeer zwei Tomahawks auf Ziele im Irak ab; dies war die zu diesem Zeitpunkt größte Entfernung, über die ein Marschflugkörper im Kampfeinsatz eingesetzt wurde.

Literatur

  • Wilhelm M. Donko, Die Atomkreuzer der U.S. Navy, Bernard & Graefe Verlag Koblenz 1987, ISBN 3-7637-5836-4

Quellen

Vorlage:Kreuzer der Virginia-Klasse