Orgelbau Schulte

Orgelbau Schulte ist eine Orgelbaufirma in Kürten, die in zweiter Generation geführt wird.

Gründung und Entwicklung

Siegfried Schulte, der als Kleinkind mit seinen Eltern aus Oberschlesien geflüchtet war, lernte ab 1955 nach Abschluss der Volksschule als 15-Jähriger den Beruf des Orgel- und Harmoniumbauers bei dem Kölner Orgelbauer Willi Peter. Nach 25 Jahren Erfahrung und Ablegen der Meisterprüfung machte sich Siegfried Schulte 1978 selbständig und gründete einen eigenen Betrieb in Kürten. Nach anfänglichen Provisorien in Gebäudeteilen eines Bauernhofes in Herweg wurde die erste Werkstatt 1979 in Odenthal-Scheuren errichtet.[1] In den 1980er Jahren arbeitete Schulte anfangs außer an Kirchenorgeln besonders auf dem Nischensektor Hausorgeln,[2] genauer Wandschmuckorgeln, Orgeln, die sowohl musikalisch als auch vom Design her für Privatkunden attraktiv sein sollten und auf die er sogar ein Patent hatte. Mit wachsendem Auftragsvolumen für größere Orgeln wurde die Werkstatt 1986 nach Kürten-Bechen und 1997 ins Gewerbegebiet von Kürten-Herweg verlegt.

Zweite Generation

1997 begann Sohn Oliver nach Abitur und Zivildienst in der väterlichen Werkstatt seine Orgelbauerlehre. Nach Abschluss (2000) und einem Jahr bei der für Renovierungen bekannten Orgelbaufirma Peter Vier, Schwarzwald, und weiterer Mitarbeit in der Werkstatt des Vaters verbunden mit einer Weiterbildung zum Betriebswirt (HWK) und dem Meisterlehrgang an der Musikinstrumentenmacherschule in Ludwigsburg übernahm Oliver Schulte 2006 die Firma.[3] Eine wirtschaftliche Krisensituation, ausgelöst durch einen zurückgezogenen Großauftrag, bewältigte die Firma (ab 2008) durch eine Restrukturierung und Verkleinerung sowie der Verlagerung des Tätigkeitsschwerpunktes vom Neubau auf die Restaurierung vor allem von Orgeln aus dem anglo-amerikanischen Raum.[4] Dabei nutzt der junge Orgelbauer intensiv und international die sozialen Netzwerke.[5]

Werke (Auswahl)

JahrOrtGebäudeBildManualeRegisterBemerkungen
1978Dabringhausen-GrunewaldApollinariskircheII/P11Neubau Opus 1
1983AltenbergMarkuskapelle
II/P4Neubau; mechanische Schleifladen
1986Swisttal-LudendorfSt. Petrus und PaulusII/P19Neubau; mechanische Schleifladen
1990Bergisch GladbachSt. SeverinII/P21Neubau; elektrische Schleifladen
1991SchildgenHerz JesuII/P25Neubau; elektrische Schleifladen
1992Köln-PorzSt. JosephIII/P41Neubau; mechanische Schleifladen (bisher größter Neubau von Schulte)
1994Pulheim-StommelnSt. Martinus
II/P30Neubau; elektrische Schleifladen
1995KerpenSt. Martinus, ChororgelIII/P19Neubau; elektrische Schleifladen, kombinierbar mit Hauptorgel
1996HebbornZum HeilsbrunnenII/P17Neubau; mechanische Schleifladen
1996Köln-WahnSt. AegidiusII/P17Neubau; elektrische Schleifladen
1996Friesdorf (Bonn)St. ServatiusII/P27Neubau; elektrische Schleifladen
1997BödingenWallfahrtskirche Zur schmerzhaften Mutter GottesII/P24Neubau; elektrische Schleifladen
1998KerpenSt. Martinus, HauptorgelIII/P24Neubau; elektropneumatische Kegelladen, kombinierbar mit Chororgel
1998BiesfeldMater DolorosaII/P20Neubau; elektrische Schleifladen
1999WipperfeldSt. ClemensII/P22Neubau; elektrische Schleifladen
1999MarialindenSt. Mariä HeimsuchungII/P21Neubau; elektrische Schleifladen
2000/2001Köln-VingstSt. TheodorII/P26Neubau; mechanische Schleifladen
2002ReusrathSt. BarbaraII/P26Neubau; mechanische Schleifladen
2003KleinbüllesheimSt. Peter und PaulII/P11Einbau der restaurierten Klais-Orgel von 1885 aus dem Collegium Josephinum Bonn
2006/2007Bruchhausen (Landkreis Neuwied)St. Johannes BaptistII/P19Einbau und Erweiterung einer gebrauchten Feith Orgel von 1962 aus einer Dortmunder Kirche
2007Herkenrath-BärbroichSt. Maria s. t. Immaculata ConceptionisI/P12Restaurierung und Erweiterung der Orgel von Christian Roetzel (1821)
2007LimperichHeilig-Kreuz-KircheIII/P35Restaurierung der Orgel von James Jepson Binns (1905), der zur Zeit größten englischen Orgel romantischer Klangcharakteristik auf dem europäischen Festland
2011Köln-RodenkirchenSt. MaternusII/P21Restaurierung der Orgel von Steere & Turner (1869)
2012/2013Castelo Branco, PortugalSão José OperárioII/P27Restaurierung einer Orgel von Henry Willis & Sons (1928) aus der United Methodist Church in Prescot/Liverpool. Jetzt größte Orgel im portugiesischen Hinterland.[6]
2017/2018Bad Sooden-AllendorfSt. Crucis (Bad Sooden-Allendorf)III/P61Restaurierung und Einbau einer Orgel (1852) aus der Heilig Dreifaltigkeitskirche in Cambridge

Literatur

  • Hermann Fischer: 100 Jahre Bund deutscher Orgelbaumeister. Orgelbau-Fachverlag, Lauffen 1991, ISBN 3-921848-18-0.

Einzelnachweise

  1. Fischer: 100 Jahre Bund deutscher Orgelbaumeister. 1991, S. 301.
  2. Fischer: 100 Jahre Bund deutscher Orgelbaumeister. 1991, S. 302.
  3. Orgelbau Schulte (Memento des Originals vom 10. Februar 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.orgel-information.de orgel-information.de; abgerufen am 26. Juni 2013.
  4. Simon Schomäcker: Orgeln auch aus zweiter Hand. Deutschlandfunk, 24. Februar 2012; abgerufen am 26. Juni 2013.
  5. Facebookseite abgerufen am 27. Juni 2013.
  6. Umbaugeschichte auf Facebook (Oliver Schulte); abgerufen am 27. Juni 2013