Olympiaausscheidungsrennen im Straßenradsport 1956

Die Olympiaausscheidungsrennen im Straßenradsport 1956 waren vier Radrennen, bei denen die Teilnehmer im Straßenradsport für die gesamtdeutsche Mannschaft bei den Olympischen Sommerspielen in Melbourne 1956 ermittelt wurden. Sie fanden in einem Rennen in der Bundesrepublik und in drei Rennen in der DDR im Vorfeld der Olympischen Spiele statt. Ursprünglich geplant waren sechs Rennen.

Vorgeschichte und historischer Kontext

Am 18. März 1956 einigten sich die beiden deutschen Nationalen Olympischen Komitees (NOK) auf eine gesamtdeutsche Mannschaft für Melbourne. Die jeweiligen Fachverbände wurden beauftragt, Vorschläge für Ausscheidungswettkämpfe zu erarbeiten.[1] Der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) und der Deutsche Radsport-Verband der DDR (DRSV) einigten sich auf sechs Ausscheidungsrennen, die paritätisch in beiden Ländern ausgetragen werden sollten.

Jeder Verband benannte im Vorfeld einen Kader von 20 Radrennfahrern für beide Rennen. Der Nominierungsmodus lautete: 20 Punkte je Rennen für den 1. Platz absteigend bis zu 1 Punkt für den 20. Platz. Die punktbesten vier Fahrer sollten in die Olympiamannschaft aufgenommen werden.

1. Rennen am 15. Juli in Fröndenberg/Ruhr (122 Kilometer)

Ein Rundkurs von 6,1 Kilometern bei Fröndenberg/Ruhr war zwanzigmal zu durchfahren. Von den 40 gemeldeten Radrennfahrern traten 38 an. Mitfavorit Edi Ziegler fiel nach drei Reifendefekten weit zurück. In der 16. Runde fuhren fünf Fahrer des DRSV einen erfolgreichen Ausreißversuch und kamen mit einem Vorsprung von 1 Minute und 30 Sekunden ins Ziel. Erst auf dem 6. Platz kam mit Reinhold Pommer der beste Fahrer des BDR ins Ziel.[2]

Ergebnis

PlatzFahrerVerbandPunkte
01.Gustav-Adolf SchurDRSV20
02.Helmut StolperDRSV19
03.Horst TüllerDRSV18
04.Erich HagenDRSV17
05.Dieter LüderDRSV16
06.Werner MalitzDRSV15
07.Reinhold PommerBDR14
08.Rolf TöpferDRSV13
09.Hanns BrinckmannBDR12
010.Karl-Heinz SchlossarekBDR11
0

2. Rennen am 19. August Pößneck (198 Kilometer)

Das Rennen wurde auf dem Kurs des traditionsreichen Straßenrennens Rund um das Saaletal ausgefahren. 32 von den ursprünglich 40 namentlich benannten Fahrern nahmen das Rennen auf. Bereits nach vier Kilometern schied Edi Ziegler nach einem Rahmenbruch aus. Auch Karl Loy, Roland Henning und Werner Malitz schieden nach einem Raddefekt wenig später aus. 20 Kilometer vor dem Ziel setzten sich Gustav-Adolf Schur und Horst Tüller von der Spitzengruppe ab und erreichten als Duo das Ziel. Den Sprint der Verfolger gewann Reinhold Pommer.[3]

Ergebnis

PlatzFahrerVerbandPunkte
01.Gustav-Adolf SchurDRSV20
02.Horst TüllerDRSV19
03.Reinhold PommerBDR18
04.Günter GrünwaldDRSV17
05.Wolfgang BrauneDRSV16
06.Helmut StolperDRSV15
07.Günter TeskeDRSV14
08.Lothar Meister IDRSV13
09.Erich HagenDRSV12
010.Detlef ZabelDRSV11
0

3. Rennen am 16. September in Halle an der Saale (83,4 Kilometer)

Start und Ziel des Einzelzeitfahrens war Diemitz bei Halle an der Saale. Die Strecke führte über die Autobahn zwischen Halle und Leipzig. 34 Fahrer traten an. Gustav-Adolf Schur konnte nach einer Knieverletzung nicht starten. Lange Zeit hielt Reinhold Pommer die Bestzeit. Schneller war nur Erich Hagen, der das Rennen gewann.[4]

Ergebnis

PlatzFahrerVerbandPunkte
01.Erich HagenDRSV20
02.Reinhold PommerBDR19
03.Bernhard TrefflichDRSV18
04.Benno FundaDRSV17
05.Edi ZieglerBDR16
06.Roland HenningDRSV15
07.Willy FunkeBDR14
08.Johannes SchoberDRSV13
09.MeierBDR12
010.Rolf TöpferDRSV11
0

4. Rennen am 30. September in Leutersdorf (Oberlausitz) (150 Kilometer)

Das Rennen firmierte als Grenzlandstraßenpreis der Oberlausitz. 35 Fahrer waren am Start. Vom BDR fehlten Wolfgang Handlohser und Jürgen Meinhold, vom DRSV Werner Malitz, Gustav-Adolf Schur und Lothar Meister I. Zur Hälfte des Rennens löste sich eine Gruppe von neun Fahrern aus dem Hauptfeld. Aus dieser Gruppe konnten sich Wolfgang Conrad, Horst Tüller und Günter Teske absetzen und gemeinsam das Ziel erreichen. Dort gewann Conrad den Sprint. Conrad war vom BDR für dieses Rennen nachnominiert worden.[5]

Ergebnis

PlatzFahrerVerbandPunkte
01.Wolfgang ConradBDR20
02.Horst TüllerDRSV19
03.Günter TeskeDRSV18
04.Wolfgang GraboDRSV17
05.Lothar Meister IIDRSV16
06.Bernhard TrefflichDRSV15
07.Roland HenningDRSV14
08.Wolfgang Braune IDRSV13
09.Karl-Heinz SchlossarekBDR12
010.Wolfgang SteinbachBDR11
0

Anfang Oktober sagte der Bund Deutscher Radfahrer die für den 7. Oktober in Neumarkt in der Oberpfalz und den 14. Oktober in Bielefeld geplanten letzten beiden Rennen ab. Begründet wurde die Absage mit „finanziellen und organisatorischen Problemen“. Zugleich erklärte der BDR sich damit einverstanden, die Gesamtwertung der ersten vier Rennen zur Bildung der gemeinsamen Mannschaft heranzuziehen.[6]

Gesamtergebnis der vier Ausscheidungsrennen

PlatzFahrerVerbandPunkte
01.Horst TüllerDRSV58
02.Reinhold PommerBDR51
03.Erich HagenDRSV49
04Günter TeskeDRSV41
05.Gustav-Adolf SchurDRSV40
06.Wolfgang BrauneDRSV39
07.Bernhard TrefflichDRSV38
07.Helmut StolperDRSV38
09.Wolfgang GraboDRSV36
010.Dieter LüderDRSV33
011.Roland HenningDRSV29
011.Hanns BrinckmannBDR29
011.Rolf TöpferDRSV29
014.Georg StoltzeDRSV28
0

Damit erhielten der BDR einen und der DRSV drei Startplätze für Melbourne. Der BDR nominierte Reinhold Pommer, der DRSV Gustav-Adolf Schur, Erich Hagen und Horst Tüller. Als Ersatzfahrer wurden Wolfgang Conrad (BDR) und Günter Teske (DRSV) benannt.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Präsidium der Sektion Radsport der DDR (Hrsg.): Radsport-Woche. Nr. 12/1956. Sportverlag, Berlin 1956, S. 3.
  2. Präsidium der Sektion Radsport der DDR (Hrsg.): Radsport-Woche. Nr. 29/1956. Sportverlag, Berlin 1956, S. 6.
  3. Präsidium der Sektion Radsport der DDR (Hrsg.): Radsport-Woche. Nr. 34/1956. Sportverlag, Berlin 1956, S. 6–7.
  4. Präsidium der Sektion Radsport der DDR (Hrsg.): Radsport-Woche. Nr. 38/1956. Sportverlag, Berlin 1956, S. 3–4.
  5. Präsidium der Sektion Radsport der DDR (Hrsg.): Radsport-Woche. Nr. 40/1956. Sportverlag, Berlin 1956, S. 6–7.
  6. Präsidium der Sektion Radsport der DDR (Hrsg.): Radsport-Woche. Nr. 41/1956. Sportverlag, Berlin 1956, S. 4.