Magere Flachland-Mähwiese

Artenreiche Mähwiese bei Zons am Rhein
Artenreiche Mähwiese auf einem Rheindeich bei Bonn

Magere Flachland-Mähwiesen, auch FFH-Mähwiesen, sind ein durch die FFH-Richtlinie geschützter Lebensraum.

Beschreibung

Es handelt sich um Wiesen, die extensiv genutzt werden. Meist werden sie nur ein- bis zwei-, an wüchsigeren Standorten auch dreimal jährlich gemäht. Aber auch Mähweiden oder früher gemähte, nun beweidete Flächen können zum Biotoptyp zählen. Die Mageren Flachland-Mähwiesen sind Lebensräume, die sich durch eine besonders hohe Vielfalt an Pflanzen- und Tierarten auszeichnen. Das gemeinsame Vorkommen typischer Pflanzenarten ist charakteristisch, diese haben sich an einen meist frischen Wasserhaushalt mit (relativ geringem bis) mittlerem Nährstoffangebot unter Mahdnutzung in niedriger bis mittlerer Höhenstufe angepasst. Bei geringem Nährstoffangebot leiten die Bestände oft zu Magerrasen (Halbtrockenrasen und ähnliches) über, in Berglagen gehen sie in Bergwiesen über. Das Spektrum der Mageren Flachlandmähwiesen reicht aber auch über wechselfeuchte bis zu feuchte Standorte sowie mäßig trockene Standorte. Diese Wiesen sind oft an der Farbenpracht ihres hohen und vielfältigen Blütenreichtums (Kräuterblüten, die Insekten als Nahrungsquelle dienen) zu erkennen. Mit 30–45 Pflanzenarten je 25 m² weisen sie etwa doppelt so viele Arten wie intensiv genutztes Wirtschaftsgrünland auf. Schlecht erhaltene Bestände, die durch zu hohe Düngergaben, Weidelgras-Einsaat oder unangepasste Beweidung degeneriert sind, können aber auch deutlich geringere Anzahlen aufweisen (ca. 20 Pflanzenarten je 25 m²). Sehr gut erhaltene Wiesen, die sich durch ein hohes Alter (Standortstradition oft über 100 Jahre) und traditionelle Nutzung ohne Düngung (Mist wurde für die Ackerflächen gebraucht) auszeichnen, erreichen sogar Werte über 50 Pflanzenarten je 25 m². Die Anzahl an Tierarten liegt sogar bis zu zehnfach höher als die Pflanzenartenvielfalt.

In Deutschland (vermutlich sogar EU-weit) weist insbesondere das Land Baden-Württemberg eines der bedeutendsten Vorkommen solcher artenreicher Mähwiesen auf. Daneben sind Bayern und Hessen für ihre teils sehr gut erhaltenen Mageren Mähwiesen berühmt. Typisch für diese Mähwiesen sind z. B. Wiesen-Knautie, Wiesen-Margerite, Wiesen-Bocksbart und Wiesen-Glockenblume. Häufig kommen auch sogenannte Magerkeitszeiger (Einstufung nach Ellenberg oder anderen Autoren) in der Wiese vor, neben der genannten Art (Wiesen-Margarite) sind Feld-Hainsimse, Knöllchen-Steinbrech, Rundblättrige Glockenblume typische Beispiele. Neben höher wüchsigen Gräsern (sogenannte Obergräser) wie Glatthafer und Wiesen-Fuchsschwanz tragen meist auch Unter- und Mittelgräser wie Rot-Schwingel Gewöhnliches Ruchgras zum Bestandsaufbau bei.

Aufgrund ihrer naturschutzfachlichen Bedeutung gehören die Mageren Flachland-Mähwiesen zu den im Anhang I der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie (FFH-Richtlinie, vom 21. Mai 1992, 92/43/EWG) unter dem EU-Code 6510 geschützten Lebensraumtypen und unterliegen seit 2022 gemäß § 30 Bundesnaturschutzgesetz[1] dem gesetzlichen Biotopschutz in Deutschland, der Beeinträchtigungen und gar Zerstörung der gesetzlich geschützten Biotope untersagt. Die Mageren Flachland-Mähwiesen sind auch ein Kulturgut. Denn sie sind das Produkt jahrzehnte- bis jahrhundertelanger extensiver Nutzung. Sie wurden in der Regel ein bis zwei Mal jährlich als Heuwiese genutzt und können nur erhalten werden, wenn sie weiterhin extensiv bewirtschaftet werden, dabei ist keinerlei Düngung best practise.

Einzelnachweise

  1. Gesetz zum Schutz der Insektenvielfalt in Deutschland und zur Änderung weiterer Vorschriften. Bundesanzeiger Verlag, 18. August 2021, abgerufen am 28. Juni 2023.

Siehe auch

Commons: FFH-Lebensraumtyp 6510 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien