Golden Globe Race

Golden Globe Race ist der Name zweier Segelwettbewerbe für Einhandsegler nonstop um die Welt. Die erste Wettfahrt wurde durch die britische Sunday Times ausgeschrieben. Der Gewinner Robin Knox-Johnston war damit der erste Segler, der allein und ohne Zwischenaufenthalt die Welt umrundete. Zum 50. Jubiläum dieser Wettfahrt wurde 2018 die zweite Segelregatta, das 2018 Golden Globe Race, durchgeführt.

Sunday Times Golden Globe Race

Die Route des Golden Globe Race

Nach der erfolgreichen Einhand-Weltumsegelung von Sir Francis Chichester von August 1966 bis Mai 1967 mit der Ketsch Gipsy Moth IV versuchte die Londoner Sunday Times, die über Chichesters Reise ausführlich berichtet hatte, die in Großbritannien aufgekommene Begeisterung für die Seefahrt publizistisch zu nutzen.[1] Da Chichester während seiner Fahrt einen Stopp in Australien eingelegt hatte, verblieb die erste Nonstop-Einhand-Weltumsegelung als noch zu erreichendes Ziel. Die Zeitung stiftete am 17. März 1968 eine Trophäe, den Golden Globe, für den Einhandsegler, der zwischen dem 1. Juni und dem 31. Oktober 1968 von einem beliebigen Hafen auf den britischen Inseln zu einer Nonstop-Weltumsegelung starten und als erster zurückkehren würde.[1] Ein weiterer Preis von 5000 Pfund (nach heutiger Kaufkraft etwa 105.000 Euro) wurde für die schnellste Weltumsegelung ausgesetzt.[2] Das Rennen war für jedermann offen, ein Nachweis seemännischer Kenntnisse wurde nicht gefordert.

Die neun Teilnehmer in der Reihenfolge ihres Starts mit ihren Startorten waren John Ridgway (1. Juni 1968, Inishmore), Chay Blyth (8. Juni 1968, Hamble-le-Rice), Robin Knox-Johnston (14. Juni 1968, Falmouth), Bernard Moitessier (21. August 1968, Plymouth), Loïck Fougeron (21. August 1968, Plymouth), Bill King (24. August 1968, Plymouth) und Nigel Tetley (16. September 1968, Plymouth). Am letztmöglichen Tag, dem 31. Oktober 1968, starteten Alex Carozzo (von Cowes) und Donald Crowhurst, dessen Fahrt in Teignmouth begann. Tetley und Crowhurst segelten mit Trimaranen.

Verlauf des Rennens

Ridgway, Blyth, Fougeron, King und Carozzo wurden nach und nach durch Sturmschäden oder Krankheit zum Aufgeben gezwungen und der deutlich in Führung liegende Moitessier entschied sich, nachdem er Kap Hoorn bereits passiert hatte, sich nicht kommerziell vereinnahmen zu lassen, das Rennen abzubrechen und nach Tahiti weiterzusegeln.

Donald Crowhurst wurde im Verlauf der Regatta klar, dass sein Boot viel langsamer als gedacht und nur begrenzt seetüchtig war und er keine Chance haben würde, die weite Strecke zurückzulegen. Er beschloss daher, im Atlantik zu bleiben, zu einem passenden Zeitpunkt Richtung Heimat aufzubrechen und so eine vollständige Weltumrundung vorzutäuschen.[1]

Robin Knox-Johnston traf am 22. April 1969 als erster Teilnehmer wieder in Großbritannien ein. Ihm wurde ein triumphaler Empfang zuteil.[1] Tetley, neben Crowhurst letzter verbliebener Segler, erlitt am 21. Mai 1969 nahe den Azoren mit seinem Trimaran Schiffbruch. Crowhurst, der in der Zwischenzeit fürchten musste, dass seine vorgetäuschte Weltumsegelung entlarvt würde, versank in geistiger Umnachtung und beging vermutlich Suizid.[1] Sein Boot wurde am 10. Juli 1969 von dem britischen Postschiff Picardy im Nordatlantik unbeschädigt, aber leer entdeckt.[2][1]

Robin Knox-Johnston stiftete den Preis von 5000 Pfund für die schnellste Nonstop-Einhand-Weltumsegelung, der ihm nun ebenfalls zuerkannt wurde, für Crowhursts Witwe und dessen Kinder.

Ergebnis

NameNationalitätBootStartAnkunftErgebnis
Robin Knox-JohnstonVereinigtes Konigreich Vereinigtes KönigreichSuhaili, Ketsch 9,8 m14. Juni 1968
Falmouth
22. April 1969
Falmouth
gewonnen in 312 Tage
Nigel TetleyVereinigtes Konigreich Vereinigtes KönigreichVictress, Trimaran 6,7 m16. September 1968
Plymouth
21. Mai 1969
Nordatlantik
gesunken und gerettet
Donald CrowhurstVereinigtes Konigreich Vereinigtes KönigreichTeignmouth Electron Trimaran 12 m31. Oktober 1968
Teignmouth
1. Juli 1969
Nordatlantik
Suizid
Bernard MoitessierFrankreich FrankreichJoshua Ketsch 12 m22. August 1968
Plymouth
21. Juni 1969
Tahiti
aufgegeben
Loïck FougeronFrankreich FrankreichCaptain Browne Gaffelkutter 9,1 m22. August 1968
Plymouth
27. November 1968
St. Helena
aufgegeben
Bill KingVereinigtes Konigreich Vereinigtes KönigreichGalway Blazer II Dschunken-Schoner 13 m24. August 1968
Plymouth
22. November 1968
Kapstadt
aufgegeben
Alex CarozzoItalien ItalienGancia Americano Ketch 20 m31. Oktober 1968
Cowes
14. November 1968
Porto
aufgegeben
Chay BlythVereinigtes Konigreich Vereinigtes KönigreichDytiscus III Kingfisher Slup 9,1 m8. Juni 1968
Hamble
17. September 1968
East London
aufgegeben
John RidgwayVereinigtes Konigreich Vereinigtes KönigreichEnglish Rose IV Westerly Slup 9,1 m1. Juni 1968
Árainn
21. Juli 1968
Recife
aufgegeben

2018 Golden Globe Race

Zum 50-jährigen Jubiläum des Sunday Times Golden Globe Race wurde ein zweites Rennen durchgeführt, das 2018 Golden Globe Race. Dabei sollte bewusst auf Boote mit moderner Technik verzichtet werden. Solche Ausrüstung konnten die Teilnehmer nur für den Notfall mitführen, z. B. Geräte für die Satellitennavigation.[3] Als Preis wurde eine Summe von 115.000 Pfund Sterling ausgeschrieben, unter der Bedingung, dass der Sieger vor dem 22. April 2019 den Zielhafen erreichte, dem 50-jährigen Jubiläum der Ankunft des Siegers im ersten Rennen. Der Wettbewerb hatte folgende Regeln:[4]

  • Konstruktionsjahr der Boote vor 1988 als Langkieler mit 32 bis 36 Fuß Gesamtlänge
  • Die Skipper mussten als Erfahrung mindestens 8000 Seemeilen Hochseesegeln nachweisen, davon 2000 Seemeilen als Einhandsegler
  • Benutzte jemand nicht erlaubtes Gerät oder musste einen Hafen anlaufen, so konnte er den Preis nicht mehr gewinnen, den Wettbewerb aber in der Chichester Class abschließen.

Ergebnis

Am 1. Juli 2018 starteten 17 Teilnehmer von Les Sables-d’Olonne an der französischen Atlantikküste. Jean-Luc Van Den Heede gewann die Hochseeregatta in 212 Tagen.[5] Von den 17 gestarteten Teilnehmern erreichten fünf das Ziel.[6]

NameNationalitätBootAnkunftErgebnis
Jean-Luc Van Den HeedeFrankreich FrankreichMatmut, Rustler 3629. Januar 2019gewonnen
Mark SlatsNiederlande NiederlandeOhpen Maverick, Rustler 3631. Januar 2019erfolgreich beendet
Uku RandmaaEstland EstlandOne and All, Rustler 3610. März 2019erfolgreich beendet
Istvan KoparVereinigte Staaten Vereinigte StaatenPuffin, Tradewind 3521. März 2019erfolgreich beendet
Tapio LehtinenFinnland FinnlandAsteria, Gaia 3619. Mai 2019erfolgreich beendet
Igor ZaretskiyRussland RusslandEsmeralda, Endurance 3518. Dezember 2018
Albany
aufgegeben
Mark John SinclairAustralien AustralienCoconut, Lello 3412. Dezember 2018
Adelaide
aufgegeben
Susie GoodallVereinigtes Konigreich Vereinigtes KönigreichDHL Starlight, Rustler 365. Dezember 2018Mastbruch und gerettet aus Seenot
Loïc LepageFrankreich FrankreichLaaland, Nicholson 3221. Oktober 2018aufgegeben nach Mastbruch
Gregor McGuckinIrland IrlandHanley Energy Endurance, Biscay 3624. September 2018aufgegeben nach Mastbruch
Abhilash TomyIndien IndienThuriya, Nachbau der Suhaili24. September 2018aufgegeben nach Mastbruch
Are WiigNorwegen NorwegenOlleanna, OE 3227. August 2018aufgegeben nach Durchkentern und Mastbruch
Philippe PéchéFrankreich FrankreichPRB, Rustler 3625. August 2018
Kapstadt
aufgegeben
Antoine CousotFrankreich FrankreichMétier Intérim, Biscay 3624. August 2018aufgegeben
Nabil AmraPalastina Autonomiegebiete PalästinaLiberty II, Biscay 3617. Juli 2018
Teneriffa
aufgegeben
Kevin FarebrotherAustralien AustralienSagarmatha, Tradwind 3515. Juli 2018aufgegeben
Ertan BeskardesVereinigtes Konigreich Vereinigtes KönigreichLazy Otter, Rustler 365. Juli 2018
A Coruña
aufgegeben
Francesco CappellettiItalien Italien007, Endurance 35nicht gestartet

2022 Golden Globe Race

Am 4. September 2022 begann erneut ein Golden Globe Race mit ähnlichen Beschränkungen wie bei der Regatta von 2018.[7] Kirsten Neuschafer erreichte nach 235 Tagen das Ziel in Les Sables-d’Olonne und ist damit die erste Frau überhaupt die eine Solo-Hochseeregatta rund um den Globus gewinnen konnte.[8] Von 15 gestarteten Seglern schafften drei eine Nonstop-Weltumsegelung, weitere zwei umrundeten den Globus mit einem Zwischenstopp.

Ergebnis

NameNationalitätBootAnkunftErgebnis
Kirsten NeuschäferSudafrika SüdafrikaMinnehaha, Cape George Cutter, CG3627. April 2023gewonnen
Abhilash TomyIndien IndienBayanat, Rustler 3629. April 2023erfolgreich beendet
Michael GuggenbergerOsterreich ÖsterreichNuri, Biscay 3612. Mai 2023erfolgreich beendet
Simon CurwenVereinigtes Konigreich Vereinigtes KönigreichClara, Biscay 3627. April 2023erfolgreich beendet in Chichester-Klasse (nach Reparatur der Windsteueranlage in Puerto Montt)
Jeremy BagshawSudafrika SüdafrikaOlleanna, OE329. Juni 2023erfolgreich beendet in Chichester-Klasse (nach Befreiung des Rumpfs von Rankenfußkrebsen in Hobart)
Ian Herbert-JonesVereinigtes Konigreich Vereinigtes KönigreichPuffin, Tradewind 3511. April 2023
Südatlantik östlich der Falklandinseln
aufgegeben nach Mastbruch und gerettet aus Seenot
Guy WaitesVereinigtes Konigreich Vereinigtes KönigreichSagarmatha, Tradewind 3510. Februar 2023
Hobart
beendet nach 287 Tagen, außerhalb der Wertung nach 2 Reparaturen.
Elliott SmithVereinigte Staaten Vereinigte StaatenSecond Wind, GaleForce 3419. Januar 2023
Perth
aufgegeben nach Bugsprietbruch
Arnaud GaistFrankreich FrankreichFeï of Shanghaï, Barbican 33 MKII (Langkielversion)2. Dezember 2022aufgegeben
Tapio LehtinenFinnland FinnlandAsteria, Gaia 3618. November 2022
Südindischer Ozean
Asteria gesunken, gerettet von Kirsten Neuschäfer
Ertan BeskardesVereinigtes Konigreich Vereinigtes KönigreichLazy Otter, Rustler 3616. November 2022
Kapstadt
aufgegeben
Damien GuillouFrankreich FrankreichPRB, Rustler 3614. November 2022
Kapstadt
aufgegeben
Pat LawlessIrland IrlandGreen Rebel, Saltram Saga 369. November 2022
Kapstadt
aufgegeben
Mark SinclairAustralien AustralienCoconut, Lello 3423. September 2022
Lanzarote
aufgegeben
Guy deBoerVereinigte Staaten Vereinigte StaatenSpirit, Tashiba 3618. September 2022aufgegeben,
nördlich Fuerteventura auf Felsen aufgelaufen
Edward WalentynowiczVereinigte Staaten Vereinigte StaatenNoah's Jest, Rustler 36nicht gestartet

Literatur

Sunday Times Golden Globe Race

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Kai Müller: Die Geschichte des Golden Globe Race. Obwohl das Meer es gut mit ihm meinte. In: www.tagesspiegel.de. Der Tagesspiegel, 22. März 2018, abgerufen am 22. November 2019.
  2. a b Ivo Goetz: Donald Crowhurst: Er wollte Meer. In: www.faz.net. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17. Mai 2014, abgerufen am 22. November 2019.
  3. Elaine Bunting: Golden Globe 2018 Race round the world is set to recreate a ‘totally retro’ era of epic adventure. In: www.yachtingworld.com. Yachting World, 22. April 2015, abgerufen am 23. November 2019 (englisch).
  4. David Schmidt: Golden Globe Race 2018. In: www.sailingworld.com. Sailing World, 9. September 2015, abgerufen am 29. November 2019 (englisch).
  5. Helene Fretter: What can we learn from the 2018-19 Golden Globe Race? In: www.yachtingworld.com. Yachting World, 24. April 2019, abgerufen am 29. November 2019 (englisch).
  6. Philippe Péché first to cross the line. In: goldengloberace.com. GGR, 2. Juli 2018, abgerufen am 29. November 2019 (englisch).
  7. Rob Havill-Europa Studio: Home. Abgerufen am 17. Juni 2022.
  8. Helene Fretter: Golden Globe: Kirsten Neuschäfer becomes first woman to win solo round the world race. In: www.yachtingworld.com. Yachting World, 27. April 2023, abgerufen am 27. April 2023 (englisch).