Dan Ariely

Dan Ariely (2019)

Dan Ariely (* 29. April 1967 in New York City) ist ein US-amerikanisch-israelischer Psychologe und Hochschullehrer. Er lehrt und forscht seit 2008 als Professor für Psychologie und Verhaltensökonomik an der Duke University. Seine Bücher sind weltweit erfolgreich. Seit 2021 haben viele Forscher die Qualität seiner wissenschaftlichen Arbeit in Zweifel gezogen, spätestens ab 2023 ist von nachweisbarer Datenmanipulation die Rede.

Werdegang

Ariely wuchs ab dem dritten Lebensjahr in Ramat haScharon in Israel auf.[1] Er doktorierte 1996 in Kognitiver Psychologie an der University of North Carolina at Chapel Hill sowie 1998 in Betriebswirtschaftslehre an der Duke University. Von 1998 bis 2008 lehrte er am Massachusetts Institute of Technology, als Alfred P. Sloan Professor für Verhaltensökonomie an der MIT Sloan School of Management. Seit 2008 lehrt er als James B. Duke Professor of Psychology and Behavioral Economics an der Duke University.

Forschung

Dan Ariely beschäftigt sich mit Irrationalität. Aufmerksamkeit erregte eine Studie über die Vermögensverteilung. Die gemeinsam mit Michael Norton 2011 veröffentlichte Studie verglich die Ansichten über Vermögensverteilung mit der realen Verteilung: Er verglich die von US-Amerikanern geschätzte, von ihnen als ideal angesehene sowie die tatsächliche Vermögensverteilung. Das Ergebnis zeigt die folgende Grafik:

Von links nach rechts in Gruppen je 20 % der Gesamtbevölkerung: vermögendstes Quintil bis ärmstes Quintil der Bevölkerung. Die beiden ärmsten Quintile sind bei der tatsächlichen Verteilung aufgrund des geringen Wertes (viertes Quintil 0.2 %, fünftes Quintil 0,1 %) nicht sichtbar.

Die Untersuchung ergab, dass die ideale Vermögensverteilung von der geschätzten Vermögensverteilung und von der tatsächlichen Vermögensverteilung erheblich abweicht. Als ideal angesehen würde demnach, dass die reichsten 20 % etwas mehr als 30 % besitzen. Tatsächlich besitzen die reichsten 20 % der US-Amerikaner jedoch 85 % des Vermögens. Entsprechend sollten die ärmsten 40 % (120 Millionen US-Amerikaner) idealerweise zwischen 25 und 30 % besitzen und nicht nur die geschätzten 8 bis 10 %. Tatsächlich besitzen die ärmsten 40 % allerdings nur 0,3 % des Vermögens.[2]

Im Jahr 2021 wurde bekannt, dass zumindest eine Publikation von Ariely offenbar auf gefälschten Daten beruhte.[3] Insbesondere die sogenannte Ehrlichkeitsstudie von 2012[4] steht unter Verdacht, von ihm gefälscht worden zu sein.[5] Seine Mitautoren zogen die Ergebnisse 2020 zurück.[6]

Im August 2023 meldete eine amerikanische Versicherungsgesellschaft, die mit Ariely zusammengearbeitet hatte, weitere Fälschungsvorwürfe.[7] Demnach hat Ariely das von der Gesellschaft übermittelte Datenmaterial manipuliert und erst auf Basis dieser Verfälschungen seine Resultate erarbeitet.

Schriften (Auswahl)

  • Predictably Irrational. The Hidden Forces That Shape Our Decisions (2008); deutsch: Denken hilft zwar, nützt aber nichts. Warum wir immer wieder unvernünftige Entscheidungen treffen. Übersetzt von Maria Zybak und Gabriele Gockel. Knaur, München 2008, ISBN 978-3-426-78035-0.
  • Denken hilft zwar, nützt aber nichts. Warum wir immer wieder unvernünftige Entscheidungen treffen. Droemer-Knaur, München 2010.
  • The Upside of Irrationality. The Unexpected Benefits of Defying Logic at Work and at Home (2010); deutsch: Wer denken will, muss fühlen. Die heimliche Macht der Unvernunft. Übersetzt von Gabriele Gockel und Maria Zybak. Knaur, München 2012, ISBN 978-3-426-78424-2.
  • The Honest Truth About Dishonesty (2012); deutsch: Die halbe Wahrheit ist die beste Lüge: Wie wir andere täuschen – und uns selbst am meisten, Übersetzt von Gabriele Gockel und Maria Zybak. Droemer, München 2012, ISBN 978-3-426-27598-6.[8]

Filme

Commons: Dan Ariely – Sammlung von Bildern

Anmerkungen

  1. Ayalett Shani: What it feels like to know what we're all thinking. haaretz.com, 5. April 2012, abgerufen am 21. September 2014
  2. Dan Ariely / Michael Norton: Building a Better America—One Wealth Quintile at a Time Perspectives on Psychological Science Januar 2011, S. 9-12 (PDF; 359 kB)
  3. Andreas Diekmann: Psychologie-Studie gefälscht: Relevanz von Replikationsstudien. In: FAZ.NET. 9. September 2021, ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 19. Juni 2023]).
  4. Lisa L. Shu, Nina Mazar, Francesca Gino, Dan Ariely, Max H. Bazerman: Signing at the beginning makes ethics salient and decreases dishonest self-reports in comparison to signing at the end. In: Proceedings of the National Academy of Sciences. Band 109, Nr. 38, 18. September 2012, ISSN 0027-8424, S. 15197–15200, doi:10.1073/pnas.1209746109, PMID 22927408, PMC 3458378 (freier Volltext).
  5. Anneke Meyer: Offenbar gefälscht: die Ehrlichkeitsstudie. deutschlandfunk.de, 4. September 2021, abgerufen am 10. September 2021
  6. Ariella S. Kristal, Ashley V. Whillans, Max H. Bazerman, Francesca Gino, Lisa L. Shu: Signing at the beginning versus at the end does not decrease dishonesty. In: Proceedings of the National Academy of Sciences. Band 117, Nr. 13, 31. März 2020, ISSN 0027-8424, S. 7103–7107, doi:10.1073/pnas.1911695117, PMID 32179683, PMC 7132248 (freier Volltext).
  7. Jacob Stern: An Unsettling Hint at How Much Fraud Could Exist in Science. The Atlantic. 2. August 2023 https://www.theatlantic.com/science/archive/2023/08/gino-ariely-data-fraud-allegations/674891/
  8. Rezension von Ariadne von Schirach, Deutschlandradio Kultur vom 26. November 2012