Zoom Video Communications

Zoom Video Communications, Inc.

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RechtsformInc.
ISINUS98980L1017
Gründung2011
SitzSan José, Kalifornien
Mitarbeiterzahl1.958
BrancheSoftware
Websitezoom.us
Stand: 2019

Zoom Video Communications ist ein US-amerikanisches Unternehmen mit Sitz in San Jose, Kalifornien. Es bietet Fernkonferenzdienste an, die Videokonferenzen, Online-Besprechungen, Chat und mobile Zusammenarbeit kombinieren.[1][2]

Eine Besonderheit sind Videokonferenzen mit Screen-Sharing (einschließlich Abspielen von Tonfilm) und bis zu 1000 Teilnehmern (49 pro Bildschirm).[3] Der Service gilt als besonders zuverlässig und wird darum in den Vereinigten Staaten auch für den Schulunterricht und universitäre Lehrveranstaltungen genutzt.[4][5][6][7]

Geschichte des Unternehmens

Das Unternehmen wurde 2011 von Eric Yuan gegründet.[8]

Während der Coronakrise im März 2020 konnten die Aktien des Unternehmens ein deutliches Plus verzeichnen (Gesamtwert mehr als 40 Milliarden Dollar)[9] – ungeachtet verschiedener Verstöße gegen die DSGVO und Schwachstellen in der Software.[10][11][12]

In den Vereinigten Staaten, wo Schulen und Universitäten den Direktunterricht seit Beginn der COVID-19-Pandemie weitgehend durch Ad-hoc-Fernunterricht ersetzt haben, ist Zoom derzeit der am häufigsten gebrauchte VoIP-Service.[13] Auch in Deutschland gewinnt der von Zoom angebotene Remote-Konferenzdienst seither an Bedeutung und wird vermehrt in den Medien besprochen.[14]

Kritik

Im Jahr 2019 wurde eine versteckte Eigenschaft kritisiert: Bei der Installation des Zoom-Clients auf macOS, wurde ein lokaler Webserver mitinstalliert – laut Zoom aus Gründen der Benutzungsfreundlichkeit. Dieser wurde bei der Deinstallation des Programms allerdings nicht mehr entfernt. Das Electronic Privacy Information Center (Epic.org) bemängelte, dass dieses Feature Dritten aus der Ferne ermögliche, auf die Kameras der betreffenden Geräte zuzugreifen.[15] Apple entfernte daraufhin von allen Macs mit installierter Desktop-App das Feature mit einem sogenannten Silent Update.[16]

Als Alternativlösung zu Installation der Desktopanwendung wurde daher empfohlen, den Dienst über die Webanwendung zu nutzen.[17]

Die Zoom-iOS-App stand in der Kritik, denn auch ohne Facebookaccount oder -anmeldung wurden bei der Benutzung viele personenbezogene Daten an Facebook übermittelt.[11] Zu diesen Daten gehören Gerätemodell, Zeitzone, Stadt und der Netzbetreiber. Darüber hinaus wird eine Werbe-ID übermittelt, mit der Nutzer individuell zugeordnet werden können.[18] Zoom hat dies nach eigenen Angaben mittlerweile ausgebessert und gibt an, nichts von der Datenweitergabe gewusst zu haben[19].

Zoom reagierte darauf am 29. März 2020 mit einer besseren Datenschutzrichtlinie, die einen Teil der Kritik aufgreift.[20]

Auch die Electronic Frontier Foundation (EFF) kritisiert Zoom ganz allgemein für das Tracking von Nutzern durch Gruppen-Administratoren sowie für das Bereitstellen entsprechender Tools. So können Administratoren Teilnehmer heimlich umfangreich überwachen und etwa die Aufmerksamkeit von Teilnehmern prüfen: Ist das Zoom-Fenster eines Teilnehmers nicht im Vordergrund oder blickt dieser mehr als 30 Sekunden nicht in das Hauptfenster, erhält der Administrator einen Hinweis. Außerdem können Administratoren auf die Geräteinformationen der Teilnehmer (inkl. Betriebssystem, Gerätenamen, verbundene Peripherie-Geräte etc.), deren IP-Adressen sowie den Standort der Teilnehmer zugreifen.[21]

Die New Yorker Generalstaatsanwaltschaft gab bekannt, eine Untersuchung gegen Zoom einzuleiten und forderte beim Unternehmen Auskunft zu Maßnahmen für den Schutz von Nutzer-Daten und Privatsphäre ein. Die New York Times zitierte die Generalstaatsanwaltschaft, diese sei „besorgt, dass die bisherigen Sicherheitspraktiken von Zoom nicht ausreichend sind“.[22]

Zoombombing

Seitdem während der Coronakrise die Zoom-Plattform verstärkt für Videokonferenzen, etwa auch in Bildungseinrichtungen, eingesetzt wird, nutzen böswillige User die unsicheren Grundeinstellungen der Software, vor allem in der kostenlosen Variante. Sie blenden sich in Videokonferenzen ein und irritieren mit ihrer Stimme oder mit sexuellen Darstellungen die Teilnehmenden. Diese Störung wird als „Zoombombing“ bezeichnet. Begrifflich verwandt ist das Phänomen des Foto- und Videobombings, bei denen Menschen in Foto- und Videoaufnahmen springen und die Szene so „sprengen“. Gegen Zoombombing gibt es differenzierte Einstellmöglichkeiten der Zoom-Software, die allerdings bislang im Auslieferungszustand nicht voreingestellt sind.[23]

Alternativen

Verbreitete Computerprogramme für Videokonferenzen sind Skype, Google Hangouts, FaceTime (nur MacOS), Jitsi, WebEx, TeamViewer und WebRTC-basierte Programme.

Commons: Zoom Video Communications – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Collaboration Tools: Die wichtigsten Videokonferenz-Systeme. Abgerufen am 23. März 2020.
  2. Zoom's Full Featured UME Videoconferencing Platform Exceeds Expectations. 23. Juli 2019, abgerufen am 23. März 2020 (englisch).
  3. Zoom (Webseite des Anbieters). Abgerufen am 30. März 2020.
  4. Zoom. Abgerufen am 30. März 2020.
  5. Zoom Phone Review: Zoom’s New Calling Option. Abgerufen am 30. März 2019.
  6. Teaching live classes with Zoom. Abgerufen am 30. März 2020.
  7. We Live in Zoom Now. In: The New York Times. 17. März 2020, abgerufen am 30. März 2020.
  8. DER BOOM BEI ZOOM - Forbes. Abgerufen am 23. März 2020.
  9. Zoomer profitiert von der Coronakrise. Zeit Online, 31. März 2020, abgerufen am 31. März 2020.
  10. dpa: 900 Prozent Kursplus. heise online, 26. März 2020, abgerufen am 26. März 2020.
  11. a b Leo Becker: Bericht: Zoom-App für iOS reicht Daten heimlich an Facebook weiter. heise.de, 26. März 2020, abgerufen am 26. März 2020.
  12. Moritz Tremmel: Golem: Zoom übermittelt heimlich Daten an Facebook. golem.de, 27. März 2020, abgerufen am 27. März 2020.
  13. Teachers are attempting to use streaming platforms like Zoom for kindergarten classes. Abgerufen am 27. März 2020.
  14. Michael Humpa: Zoom Cloud Meetings. Chip Online, abgerufen am 30. März 2020.
  15. Fabian A. Scherschel: Meeting-Zwang: Mac-Kameras lassen sich über Zoom-Sicherheitslücke anschalten. heise online, 9. Juli 2019, abgerufen am 27. März 2020.
  16. Ben Schwan: Ungewollte Kameraaktivierung: Apple stopft schwere Lücke in "Zoom" mit Silent Update. heise online, 11. Juli 2019, abgerufen am 27. März 2020.
  17. Kathrin Stoll: Mit diesem Tool umgeht ihr die Installation des Zoom-Clients. t3n Magazin, abgerufen am 25. März 2020.
  18. Homeoffice-Tool: Datenschützer warnen vor Videochat-Software Zoom. Abgerufen am 30. März 2020.
  19. Keine Datenübermittlung mehr: Zoom entfernt Facebook SDK. Abgerufen am 31. März 2020.
  20. Aparna Bawa: Zoom Datenschutzrichtlinien. zoom.us, 29. März 2020, abgerufen am 29. März 2020.
  21. Lindsay Oliver: What You Should Know About Online Tools During the COVID-19 Crisis. Electronic Frontier Foundation, 19. März 2020, abgerufen am 29. März 2020 (englisch).
  22. New Yorker Staatsanwältin prüft Datenschutz bei Konferenz-App Zoom. heise online, 1. April 2020, abgerufen am 1. April 2020.
  23. Kate O'Flaherty: Beware Zoom Users: Here’s How People Can ‘Zoom-Bomb’ Your Chat. Abgerufen am 31. März 2020 (englisch).