Swisscontact

Die Stiftung Swisscontact ist eine der grossen Organisationen der Schweizer Entwicklungszusammenarbeit und fördert durch Beratung, Aus- und Weiterbildung die privatwirtschaftliche und soziale Entwicklung in Entwicklungsländern und in Osteuropa. Zusammen mit kompetenten lokalen Partnern bekämpft Swisscontact Armut nach dem Prinzip der Hilfe zur Selbsthilfe. Swisscontact ist politisch und konfessionell neutral. In ihrem Selbstverständnis steht die Stiftung dem privatwirtschaftlichen Sektor nahe und vertritt die Überzeugung, dass private Initiative und unternehmerisches Tun zentrale Voraussetzungen für den wirtschaftlichen Aufschwung eines Landes sind und damit für die Minderung von Armut.

Organisation

Rund 700 Mitarbeitende von Swisscontact setzen sich weltweit für eine nachhaltige ökonomische, soziale und ökologische Entwicklung in Entwicklungsländern in Asien, Afrika, Lateinamerika und in Osteuropa ein. Hinzu kommen über 600 pensionierte Fachleute des Senior Expert Corps. Dem Stiftungsrat von Swisscontact gehören derzeit rund dreissig Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft an.

Die wirtschaftsnahe Entwicklungsorganisation ist der Überzeugung, dass private Initiative eine zentrale Voraussetzung für den wirtschaftlichen Aufschwung eines Landes und damit für die Minderung von Armut ist. Die Projekte von Swisscontact setzen daher ganzheitlich an. Ziel ist, Voraussetzungen für erfolgreiches Unternehmertum zu schaffen. Systemische Marktentwicklung ist für Swisscontact ein Prozess, der Ursachen und nicht Symptome bekämpft. Zur Förderung des Privatsektors unterstützt Swisscontact mit ihren Programmen lokale Partner wie zum Beispiel Ausbildungsinstitutionen, Kleinunternehmen, kreditgebende Organisationen und Regierungsstellen. Sie alle entwickeln gemeinsam mit Swisscontact Dienstleistungen und Produkte, die lokal verankert sind. Die Bevölkerung bekommt Zugang zu Finanzdienstleistungen, Informationen, Produktionsmitteln, Absatz- und Arbeitsmärkten. Wirtschaftswachstum führt zu einem erhöhten Bedarf an natürlichen Ressourcen. Swisscontact legt in allen Projekten grossen Wert auf den effizienten Einsatz dieser Rohstoffe. Die ökologischen Projekte zielen auf Aspekte wie Luftreinhaltung, Abfallentsorgung und energieeffiziente Produktionsprozesse. Swisscontact fördert die Privatwirtschaft in 24 Ländern Afrikas, Asiens, Lateinamerikas und Osteuropas. 2011 setzte die Stiftung zusammen mit lokalen Partnern 109 Projekte um und schaffte armen Menschen damit Zugang zu Märkten, Informationen, Finanzdienstleistungen und Arbeitsplätzen.[1]

Swisscontact trägt das ZEWO-Gütesiegel für Spenden sammelnde Organisationen in der Schweiz. Die Stiftung ist vom internationale Inspektionsunternehmen SGS im Rahmen dessen NGO Benchmarking-Programms zertifiziert. Zwei wichtige Partner von Swisscontact sind die Bundesstellen Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) und das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO).

Geschichte

Anne-Marie Im Hof-Piguet (1916 – 2010) war es, die im Februar 1956 erstmals die Initiative ergriff, eine Schweizer Stiftung für Entwicklungshilfe zu gründen, die von der Privatwirtschaft mitfinanziert wird. Im Hof-Piguet war der Meinung, dass die Schweiz auf Grund ihres Wohlstands und als Land ohne koloniale Vergangenheit, im Bereich der Entwicklungshilfe eine wichtige Rolle übernehmen könne und müsse. Zusammen mit ihrem ehemaligen Studienkollegen Jacques Freymond und dem liberalen Sydney de Coulon entwarfen sie das Projekt einer nationalen Stiftung für Solidarität. Die drei gelten heute noch als die wichtigsten Initianten von Swisscontact. Der 6. Mai 1959 ist der offizielle Gründungstag der Schweizer Stiftung für technische Entwicklungshilfe. Nach Helvetas (früher: Schweizerisches Hilfswerk für aussereuropäische Gebiete, kurz: SHAG) war Swisscontact in der Gründungszeit die zweite nichtkonfessionelle private Entwicklungsorganisation in der Schweiz.

Die Schweizerische Stiftung für technische Entwicklungshilfe initiierte im ersten Jahrzehnt ihres Bestehens neun Projekte in Asien, Afrika und Lateinamerika. Das erste Projekt war die Errichtung einer Lehrwerkstätte für Präzisionsmechaniker in Chandigarh, Indien. Später kamen Projekte in Nigeria, Pakistan, Tunesien und Algerien hinzu. Ab 1966 unternahm die Stiftung erste Projekte in Lateinamerika, zunächst in Peru, dann auch in Costa Rica und Brasilien. In den 1980er Jahren folgten weltweit Konzepte für die Förderung von Kleinen- und mittleren Unternehmen (KMU), denn Absolventen von Berufsschulen äusserten stets den Wunsch, Beratung bei Betriebsgründungen zu erhalten. Dabei zeigte sich auch, dass KMU grosse Mühe haben, Betriebs- und Investitionskredite zu günstigen Bedingungen zu erhalten. Aus diesem Grund fördert Swisscontact Projekte, die Kleinunternehmern Zugang zu Finanzdienstleistungen geben.

Weil Wirtschaftswachstum zu einem ansteigenden Bedarf an natürlichen Ressourcen führt, legt Swisscontact in allen Projekten grossen Wert auf den effizienten Einsatz dieser Rohstoffe. Die ökologischen Projekte der Stiftung zielen auf Aspekte wie Luftreinhaltung, Abfallentsorgung und energieeffiziente Produktionsprozesse. Somit nutzt die Stiftung Synergien zwischen ihren verschiedenen Projekten.

Thematische Schwerpunkte von Swisscontact

  • Förderung der beruflichen Aus- und Weiterbildung
Swisscontact entwickelt Berufsbildungssysteme und arbeitsmarktorientierte Aus- und Weiterbildungen, um die Chancen von Jugendlichen und Erwachsenen auf dem Arbeitsmarkt beziehungsweise für das Erwerbsleben zu erhöhen.
  • KMU-Förderung
Swisscontact unterstützt Betriebe im Bereich der Unternehmensführung, Produktentwicklung und Qualitätssicherung. Die Stiftung ebnet ihnen so den Zugang zu Märkten und Informationen, um die Wettbewerbsfähigkeit, die Produktivität und damit das Einkommen der Kleinunternehmen zu steigern und Arbeitsplätze zu schaffen.
  • Finanzdienstleistungen
Swisscontact arbeitet mit Anbietern von Finanzdienstleistungen zusammen, um angepasste und marktfähige Produkte für Kleinstsparer und -kreditnehmer zu entwickeln. Zudem vermittelt die Stiftung jungen Start-up-Unternehmern den Zugang zu Finanzdienstleistungen wie Mikro- und Kleinkrediten sowie Mikroversicherungen, damit sie einen Kleinbetrieb erfolgreich gründen und führen können.
  • Ressourceneffizienz
Swisscontact sucht nach wirtschaftlichen Lösungen für den effizienten Umgang mit natürlichen Ressourcen, ergreift Massnahmen zur Luftreinhaltung sowie zur Abfallbewirtschaftung und –wiederverwertung. Damit verbessert die Stiftung die Lebensbedingungen für die Bevölkerung und steigert die Wettbewerbsfähigkeit von KMU nachhaltig.

Bei der sozial, wirtschaftlich und ökologisch nachhaltigen Privatwirtschaftsförderung von Swisscontact steht der Mensch im Zentrum. Swisscontact schafft Möglichkeiten für Arbeit und Einkommen.

Senior Expert Corps

Das Senior Expert Corp (SEC) leistet mit seinen ehrenamtlichen pensionierten Fachleuten einen Beitrag in zahlreichen KMU in Entwicklungsländern und Osteuropa. Das SEC wurde 1979 von Swisscontact gegründet. Über 600 Fachleute, vom Handwerker über die Hotelfachfrau bis zum Marketingspezialisten, beraten kleine und mittlere Unternehmen in der Betriebs- und Geschäftsleitung.

Literatur

  • Elisabeth Feller: Die technische Entwicklungshilfe schweizerischer Unternehmer, in: Ostschweiz – Westschweiz – Eidgenossenschaft. Denkschrift für Fritz Hummler, Zürich 1965. S. 65–70.
  • Anne-Marie Im-Hof-Piguet (Mitgründerin von Swisscontact): Unterwegs zu einer Akademie der Menschenrechte; Ein Lebensbericht. Marie Sandkorn Verlag, Basel 2005. S. 28ff. ISBN 3-9521036-1-6
  • Albert Aufdermauer: Gerbeförderung und Berufsbildungshilfe. Swisscontact auf dem Wege zu einem neuen Konzept? in: Wolf-Dietrich Greinert, Werner Heitmann, Reinhard Stockmann, Brunhilde Vest (Hrsg.): Vierzig Jahre Berufsbildungszusammenarbeit mit Ländern der der Dritten Welt. Baden-Baden. 1997. S. 429–426. ISBN 3-7890-4668-X
  • Matthias Jäger, Peter Stricker. Cheese, Industrial Dreams and Labour Market Realities; 50 years of Swiss-Nepal cooperation in the field of vocational education and training. Zürich, 2007.

Publikationen

  • MICROFINANCE: Beilage der Neuen Zürcher Zeitung vom 24. September 2008. Download unter: http://www.swisscontact.org/
  • Swisscontact news. Oktober 2007 mit Projektbeispielen aus Benin, Sri Lanka, Indonesien und Bolivien. PDF-Datei, ca. 590KB

Einzelnachweise

  1. Swisscontact Jahresbericht 2007