Straßenbahn Pirano–Portorose

stillgelegte Straßenbahn
Straßenbahn Pirano–Portorose
Bild
Bild
Pirano, Piazza Tartini, der nördliche Endpunkt der Straßenbahn
Basisinformationen
StaatÖsterreich-Ungarn
Italien
Freies Territorium Triest
StadtPirano/Piran
Eröffnung20.7.1912
Stilllegung31.8.1953
BetreiberElektrische Kleinbahn Pirano–Portorose
Infrastruktur
Streckenlänge5,444 km
Ehemals größte
Streckenlänge
5,447 km[2][3]
Gleislänge5,447 km[1]
Spurweite760 mm
Stromsystem750 V =
BetriebsartZweirichtungsbetrieb
Betriebshöfe1
Betrieb
Linien1
Linienlänge5,447 km
Takt in der HVZ20 min[3]
Takt in der SVZ40 min[3]
Höchst­geschwindigkeit26 km/h[3]
Netzplan
Netzplan
Istrien und die Parenzana (rot dargestellt). Links oben die Stadt Pirano/Piran

Die Straßenbahn Pirano–Portorose war eine schmalspurige Straßenbahn in Istrien. Sie verband die Kleinstadt Pirano (slowenisch Piran) mit der Lokalbahn Triest–Parenzo (Parenzana).[4] Damit konnte Pirano am Schienenweg mit dem Regionalzentrum Triest verbunden werden.

Es handelte sich bei dieser Straßenbahn um einen der sehr wenigen Straßenbahnbetriebe mit 760 mm Spurweite weltweit.[5]

Geschichte

Mit dem Ziel der verbesserten Verkehrserschließung für die Hafenstadt Piran und der damaligen Österreichischen Riviera wurde im Jahr 1909 die Gleislose Bahn Pirano–Portorose erbaut. Sie verband die Piazza Tartini in Pirano mit dem Bahnhof Santa Lucia di Portorose der Parenzana im Piraner Ortsteil Lucia (auch Santa Lucia bzw. S. Lucia). Da dieser frühe Oberleitungsbusbetrieb nicht ausreichend befriedigte, wurde auf fast genau der gleichen Trasse eine Straßenbahn neu gebaut und im Jahr 1912 in Betrieb genommen.

Rechtsgrundlage war die Kundmachung des Eisenbahnministeriums, betreffend die Konzessionierung einer mit elektrischer Kraft zu betreibenden schmalspurigen Kleinbahn von Pirano nach Portorose vom 9. Juli 1912. Konzessionsinhaber war die Aktiengesellschaft Vereinigte Gaswerke in Augsburg, Repräsentanz für Österreich[6] die bereits beim Vorgängerbetrieb, der Gleislosen Bahn die gleiche Funktion innegehabt hatte. August Riedinger, Gründer der Vereinigten Gaswerke in Augsburg war in Österreich bereits an der Localbahn Innsbruck–Hall in Tirol beteiligt. Betreiber der Strecke war die Elektrische Kleinbahn Pirano–Portorose.[2]

Zwei Drittel der Investitionskosten trug die lokale Bezirksverwaltung. Die Stadt Pirano leistete den Restbetrag.[3]

Da die Konzession Güterverkehr und Anschlussbahnen erlaubte, wurde ein Anschluss an die Parenzana angedacht und die Straßenbahn in der für derartige Verkehrsmittel eher ungewöhnlichen Bosnischen Spurweite von 760 Millimetern errichtet.[7] Tatsächlich wurde niemals eine Gleisverbindung zwischen beiden Bahnen hergestellt.[3] Die Trassenrevision der 1911 projektierten Linie fand Anfang Jänner 1912 statt,[8] am 20. Juli 1912 wurde die Bahn dem Verkehr übergeben.[9][3]

Die Stilllegung erfolgte am 31. August 1953[3] kurz bevor das damals formell unabhängige Territorium Freies Triest völkerrechtlich an Jugoslawien fiel.

Fahrplan

Fahrplan der Tramvia Pirano – Portorose, gültig ab 1. Juni 1923

Die Straßenbahn verkehrte im Wesentlichen in einer Taktfolge von 40 Minuten, in der Hauptverkehrszeit alle 20 Minuten.[3]

Elektrotechnik

Der Fahrstrom wurde von der Elektrizitätszentrale San Bernardino geliefert. Diese lieferte durch zwei Heißdampf-Compound-Lokomobile insgesamt zwei mal 100 PS Leistung, die wiederum zweimal 60 kW Gleichstrom mit 500 Volt Spannung abgaben. Zu einem späteren Zeitpunkt entschloss man sich zu einem Austausch der Lokomobile durch Dieselmotoren.[10]

Siemens-Schuckert bezeichnete die Errichtung der Fahrleitungsanlage in einer Werksschrift nicht als Neubau, sondern als Umbau.[10] Als Besonderheit gab das Unternehmen an, dass wegen des Einflusses der Meeresluft Siliziumbronze als Leitungsmaterial verwendet wurde.

Fahrzeuge

Übereinstimmend mit den ebenfalls in Istrien gelegenen Betrieben in Abbazia und in Pola wurden die Fahrbetriebsmittel um 150.000 Kronen[3] ausschließlich bei der Grazer Waggonfabrik beschafft.[11] Die elektrische Ausrüstung der Fahrzeuge wurde von den Österreichischen Siemens-Schuckert-Werken zugeliefert.

Die Bauart der Fahrzeuge war jener der Straßenbahn Klagenfurt – die von der gleichen Waggonfabrik ausgestattet worden war – sehr ähnlich.

Nr.BaujahrFahrzeugtypMechanischer TeilElektrischer TeilDienstgewicht[10]Leistung[10]
1–41912PersonentriebwagenGrazer WaggonfabrikÖsterreichische Siemens-Schuckert-Werke8700 kg2 × 30 kW
51914Personentriebwagen, entstand aus Umbau eines BeiwagensGrazer WaggonfabrikÖsterreichische Siemens-Schuckert-Werke8700 kg2 × 30 kW
11-121912Halboffene PersonenbeiwagenGrazer Waggonfabrik5870 kg
Ohne Nummer1912Montagewagen (Turmwagen)[3]Grazer Waggonfabrik
13unbekanntPersonenbeiwagen, entstand durch Umbau des MontagewagensGrazer Waggonfabrik
21

(später 14)

1914SommerbeiwagenGrazer Waggonfabrik2900 kg

Nach der Stilllegung

Nach der Einstellung des Betriebes gelangte der Großteil der Fahrzeuge auf dem Seeweg über Dubrovnik zur Straßenbahn Sarajevo[3], die bis zum Jahr 1960 die gleiche Spurweite verwendete.[12] Die Gleichrichteranlage wurde an eine technische Schule verschenkt.[2]

Galerie

Literatur

Einzelnachweise

  1. Josef Pospichal: 80 Elektrische Straßenbahnen in Österreich-Ungarn – Statistische Angaben. In: Lokstatistik. Abgerufen am 10. Dezember 2021.
  2. a b c Egbert Peinhopf, Eisenbahnen in Istrien, S. 367 ff
  3. a b c d e f g h i j k l Hans Lehnhart, Die Straßenbahn Pirano–Portorose, in EISENBAHN, S. 58ff/1983
  4. ANNO, (Neuigkeits) Welt Blatt, 1913-09-26, Seite 9. Abgerufen am 25. Dezember 2021.
  5. BAHNINFO - Stadtverkehrslexikon Ex-Jugoslawien. Abgerufen am 25. Dezember 2021.
  6. ÖNB-ALEX - Reichsgesetzblatt 1849-1918. Abgerufen am 23. Dezember 2021.
  7. Strassenbahn Magazin 2/2013, S. 72.
  8. Projektierte Anlagen. (…) Portorose. In: Elektrotechnik und Maschinenbau. Zeitschrift des Elektrotechnischen Vereines in Wien. Organ der Vereinigung Österreichischer und Ungarischer Elektrizitätswerke / Elektrotechnik und Maschinenbau. Zeitschrift des Elektrotechnischen Vereines in Wien( und Organ des Zweigvereines Brünn) / E. u. M. (E und M) Elektrotechnik und Maschinenbau. Zeitschrift des Elektrotechnischen Vereines in Wien / E und M Elektrotechnik und Maschinenbau. Zeitschrift des Elektrotechnischen Vereines in Wien von 1883 bis 1938 / E und M Elektrotechnik und Maschinenbau. Organ/Zeitschrift des Elektrotechnischen Vereines Österreichs, Jahrgang 1912, Anhang Industrielle und wirtschaftliche Nachrichten, Nr. 4/1912 (XXX. Jahrgang), S. 53 Mitte. (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/emb
  9. Projektierte Anlagen. (…) Pirano. In: Elektrotechnik und Maschinenbau. Zeitschrift des Elektrotechnischen Vereines in Wien. Organ der Vereinigung Österreichischer und Ungarischer Elektrizitätswerke / Elektrotechnik und Maschinenbau. Zeitschrift des Elektrotechnischen Vereines in Wien( und Organ des Zweigvereines Brünn) / E. u. M. (E und M) Elektrotechnik und Maschinenbau. Zeitschrift des Elektrotechnischen Vereines in Wien / E und M Elektrotechnik und Maschinenbau. Zeitschrift des Elektrotechnischen Vereines in Wien von 1883 bis 1938 / E und M Elektrotechnik und Maschinenbau. Organ/Zeitschrift des Elektrotechnischen Vereines Österreichs, Jahrgang 1912, Anhang Industrielle und wirtschaftliche Nachrichten, Nr. 30/1912 (XXX. Jahrgang), S. 421, oben links. (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/emb
  10. a b c d Siemens-Schuckert. Die elektrische Kleinbahn Pirano – Portorose. Siemens-Schuckert.
  11. Straßenbahn Piran. Abgerufen am 24. Dezember 2021.
  12. Jan Čihák: Straßenbahn und Trolleybus in Sarajevo