Steinerne Brücke (Písek)

Steinerne Brücke in Písek
Blick auf die Brücke von der Prager Vorstadt

Die Steinerne Brücke (tsch.: Kamenný most) in Písek, eine südwestliche Stadt Böhmens, ist eine der ältesten Brücken in Mitteleuropa sowie die älteste Brücke in Tschechien und damit noch älter als die bekanntere Karlsbrücke in Prag.[1] Die Brücke ist seit 1989 ein Nationales Kulturdenkmal.

Das gotische Bauwerk überbrückt den Fluss Otava ungefähr 110 Kilometer südlich der Hauptstadt Prag. Auf der gesamten Länge der Brücke sind Kopien barocker Statuen und Kreuze aufgestellt. Im Jahr 2002 kam es durch ein Hochwasser zu starken Beeinträchtigungen der Bausubstanz.

Bezeichnung und Legende

Die Brücke wird gelegentlich auch Jelení (übersetzt Hirschbrücke) genannt. Nach einer Legende soll im Mittelalter entschieden worden sein, dass die Brücke nach dem ersten, der sie bis zur anderen Uferseite überschreitet, benannt werden soll.

Es soll aber etwas geschehen sein, mit dem niemand gerechnet hat. Ein Hirsch aus einem nahen Wald soll hierbei über die Brücke geschritten sein. Dennoch ist in Písek die Bezeichnung "Alte Brücke" („starý most“) geläufiger.[2]

2007 wurden alle Brücken in Písek amtlich benannt, darunter auch die älteste: Sie wurde nun offiziell als „Steinerne Brücke in Písek“ benannt.[3]

Geschichte

Bau und Verwendung

Die Brücke wurde wahrscheinlich im dritten Viertel des 13. Jahrhundert in der Regierungszeit von Ottokar II. Přemysl erbaut.[4] Die ersten Schriftstücke mit einer Erwähnung des Bauwerks stammen aus dem Jahr 1348, hierbei äußert sich der böhmische König Karl IV, dass die Einnahmen des Brückenzolls für den Brückenunterhalt bereitzustellen sind.

Gebaut wurde die Brücke auf trockenem Gelände, erst nach der Fertigstellung wurde der Fluss in sein neues Bett geleitet, das seither unter der Brücke führt. Die Brücke war eine wichtiger Teil der Goldenen Straße. Seit dem Jahr 1797 führte über die Brücke eine ärarische Straße aus Vodňany nach Blatná und Nepomuk. Hierbei erhielt die Stadt mehr als 743 Goldmünzen, was einen hohen Kostenaufwand darstellte. Aus diesem Grund kam die Brücke 1825 in staatliche Hand und im Jahr 1827 unter die staatliche Verwaltung.

1994 bis 1996: Sanierung der Brücke

In den Jahren 1994 bis 1996 gab es eine Sanierung der Brücke. Bis zum Beginn der Arbeiten verliefen über die Brücke mehrere Buslinien. Die Brückenfundamente wurden bei den Arbeiten in den Felsen verankert, weswegen die Brücke auch das großen Hochwasser von 2002 standhielt. Des Weiteren wurden die Barockstatuen durch Repliken ersetzt.

2002: Teilweise Zerstörung durch Hochwasser

Die Brücke während des Hochwassers im Jahr 2002: Sichtbar ist nur das Kruzifix
Nach dem Hochwasser wurde ein hölzernes Geländer zur Absicherung der Brücke angebracht

Während eines starken Hochwassers im August 2002 wurde die Statue eines Engels mitgerissen, und Teile der steinernen Brüstung stürzten ein. Das Wasser erreichte eine Höhe von fast 2 Metern über der Fahrbahn der Brücke. Sichtbar war nur das Kruzifix. Dank der Sanierungsmaßnahmen in den 1990ern erlitt die Brücke keine größeren Schäden.

Bereits nach zwei Tagen war die Brücke mit einem provisorischen Holzgeländer gesichert und wurde für die Öffentlichkeit wieder zugänglich. Brückenteile, die das Wasser mitnahm, wurden größtenteils aus dem Fluss Otava geborgen und wiederverwendet. Nicht mehr gefunden werden konnte die Figur eines Engels, die 2004 durch eine neue Replik ersetzt wurde.

Unter den Pflastersteinen wurde neben anderen Sicherungsmaßnahmen ein Unterbau aus Beton zur Stabilisierung der Brücke installiert. Die Sanierung der Brücke wurde durch eine Spendenaktion, die nach dem Hochwasser anlief, unterstützt. Sie verhalf der Stadt zur schnellen Wiederinstandsetzung des alten Brückenbauwerks.

2007: Orkan

2007 brach der Orkan Kyrill das Kruzifix, welches daraufhin in den Fluss fiel. Einem Taucher gelang es später, das rund 80 Kilogramm schwere Kunstwerk aus Zinn rund 60 Meter von der Brücke entfernt im Fluss zu finden und dann mit Unterstützung der Feuerwehr zu bergen. Die Dornenkrone galt als verloren, wurde später aber auch noch gefunden.

Während der Restaurierungsarbeiten an dem Kreuz fand der Restaurator Zeitkapseldokumente. Es handelte sich um Nachrichten des Bildhauers Karel Vlačih über die Instandsetzung des Kreuzes in den Jahren 1887 bis 1899. Des Weiteren lag auch ein Exemplar der Tageszeitung Rudé právo vom 7. März 1959 sowie weitere Nachrichten über die Restaurierungen in den Jahren 1957 bis 1959 und Anweisungen an nachfolgende Generationen vor.[5]

Am 18. März 2008 wurde die Kopie des Kruzifix an seine bestimmte Stelle angebracht, der Bildhauer Robert Ritschel arbeitete an dem Werk ein halbes Jahr lang.

Beschreibung

Die Brücke ist mit dem Brückenkopf auf der linken Seite 109,75 Meter lang und 6,25 Meter breit. Die Fahrbahn nimmt hierbei 4,5 Meter ein. Die Brücke steht auf sechs Pfeilern, die insgesamt sieben Bögen bilden. Die Bögen wurden mehrfach durch Überschwemmungen und Hochwasser in ihrer Substanz gestört. Heute bestehen nur noch sechs ursprüngliche Bögen mit einer Spannweite von 7 bis 8,2 Metern. Aus dem Jahr 1768 stammt ein Bogen mit einer Spannweite von 13 Meter. Dieser diente dem besseren Durchkommen von Flößen.

Ursprünglich besaß die Brücke auf beiden Seiten Brückentürme. Der erste Turm brach 1768 während eines Hochwassers zusammen, der zweite wurde 1825 abgerissen. Er bildete dem Verkehrsaufkommen ein Hindernis. Auf dem linken Ufer sind noch Teile des Turmes zu erkennen, diese wurden während einer der zahlreichen Instandsetzungen der Brücke freigelegt.[6]

Statuen

Auf der Brücke stehen Kopien barocker Sandsteinstatuen. Die Kalvarienberggruppe stammt aus dem 18. Jahrhundert aus der Werkstatt von Jan Hammer. Die Gruppe besteht aus den Statuen der Jungfrau Maria, Maria Magdalena und des Evangelisten Johannes. Das Kruzifix ist sechs Meter hoch und wurde ursprünglich von dem Zinngießer Václav Hanzl angefertigt. Die Kopien wurden im Jahr 1997 angefertigt.

Des Weiteren steht auf der Brücke die Statue des heiligen Johannes Nepomuk mit zwei Engeln.

Weitere Statuen sind die Heiligen Anna selbdritt und Antonius von Padua, die ursprünglichen Figuren stammen aus dem Jahr 1770 und sind in einem Museum ausgestellt.

Einzelnachweise

  1. Lenka Jansová: Nejstarší český most je v Písku. 7. August 2004 In: radio.cz (tschechisch, abgerufen am 13. Dezember 2014)
  2. Vladislav Dudák: Pobřeží města Písku. In: tyden.cz, 21. März 2008 (tschechisch, abgerufen am 13. Dezember 2014)
  3. Jindřiška Váverková: Tisková zpráva č. 27 ze dne 23. 3. 2007 - Mosty v Písku mají své oficiální pojmenování. In: Městský úřad Písek. (DOC-Dokument, tschechisch, abgerufen am 13. Dezember 2014)
  4. Jiří Kuthan: Česká architektura v době posledních Přemyslovců. 1. Auflage, TINA, Vimperk 1994, ISBN 80-85618-14-1, S. 298-300.
  5. Co vás nejvíce zaujalo v roce 2014? Jaká tajemství ukrýval plášť kříže z Kamenného mostu? 11. Januar 2008. In: pisecky.denik.cz (tschechisch, abgerufen am 13. Dezember 2014)
  6. Dušan Josef: Naše mosty historické a současné. 1984

Koordinaten: 49° 18′ 35,6″ N, 14° 8′ 44,3″ O