„Stadtwüstung Blankenrode“ – Versionsunterschied

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Die '''Stadtwüstung Blankenrode''' liegt in der Nähe des heutigen Ortes [[Blankenrode]] (Stadt [[Lichtenau (Westfalen)]]), im Kreis Paderborn. Auf der heutigen Wüstung lag früher eine Stadtbefestigung, die im 14. Jahrhundert aufgegeben werden musste.
Die '''Stadtwüstung Blankenrode''' liegt in der Nähe des heutigen Ortes [[Blankenrode]] (Stadt [[Lichtenau (Westfalen)]]), im Kreis Paderborn. Auf der heutigen Wüstung lag früher eine Stadtbefestigung, die im 14. Jahrhundert aufgegeben werden musste.



== Geschichte ==
== Geschichte ==


Mitte des 13. Jahrhunderts beschlossen der Fürstbischof [[Simon I. (Lippe, Bischof)|Simon I.]] von [[Fürstbistum Paderborn|Paderborn]] (Bischof von 1247–1277) und der Abt des [[Corvey|Klosters Corvey]] ihre Territorien besser vom Machtbereich der expandierenden Grafen von [[Waldeck]] zu trennen und abzusichern. Sie errichteten deshalb auf einem Sporn der südlichen [[Eggegebirge|Egge]] eine Grenzfestung. Die Festungsstadt ist 1267 in einer Fehde zwischen Paderborn / Corvey und Waldeck / Osnabrück zum ersten Mal zerstört worden, wurde aber erneut aufgebaut; sicher bezeugt ist die Existenz von Burg und Stadt durch eine Urkunde von 1298. Eine Kirche ist für 1302 bezeugt.
Mitte des 13. Jahrhunderts beschlossen der Fürstbischof [[Simon I. von Lippe|Simon I. von Paderborn]] (Bischof von 1247–1277) und der Abt des [[Corvey|Klosters Corvey]] ihre Territorien besser vom Machtbereich der expandierenden Grafen von [[Waldeck]] zu trennen und abzusichern. Sie errichteten deshalb auf einem Sporn der südlichen [[Eggegebirge|Egge]] eine Grenzfestung. Die Festungsstadt ist 1267 in einer Fehde zwischen Paderborn / Corvey und Waldeck / Osnabrück zum ersten Mal zerstört worden, wurde aber erneut aufgebaut; sicher bezeugt ist die Existenz von Burg und Stadt durch eine Urkunde von 1298. Eine Kirche ist für 1302 bezeugt.


Etwas sehr Besonderes ist, dass die Burgstadt durch einen doppelten Mittelwall, der die Stadt vom Königsweg, einer wichtigen Straßenverbindung trennte, in zwei Teile geteilt wurde. Im Ostteil der Stadt wohnten die Burgmannen und Ritter, im Westteil, der sehr wahrscheinlich erst nach 1267 hinzugekommen ist, lebten die Ackerbürger und Handwerker. Im Burgbezirk - dem castrum oder der borgh - lag auf einem Hügel die im Durchmesser 25 Meter große Rundburg, die von einem [[Burgvogt]] bewohnt wurde. Vögte waren "vor allem die Brobeke, [[Rabe von Pappenheim]] die [[Spiegel (Adelsgeschlecht)|von Spiegel]]." (H. Stoob)
Etwas sehr Besonderes ist, dass die Burgstadt durch einen doppelten Mittelwall, der die Stadt vom Königsweg, einer wichtigen Straßenverbindung trennte, in zwei Teile geteilt wurde. Im Ostteil der Stadt wohnten die Burgmannen und Ritter, im Westteil, der sehr wahrscheinlich erst nach 1267 hinzugekommen ist, lebten die Ackerbürger und Handwerker. Im Burgbezirk - dem castrum oder der borgh - lag auf einem Hügel die im Durchmesser 25 Meter große Rundburg, die von einem [[Burgvogt]] bewohnt wurde. Vögte waren "vor allem die Brobeke, [[Rabe von Pappenheim]] die [[Spiegel (Adelsgeschlecht)|von Spiegel]]." (H. Stoob)
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Als Grenzfestung wurde Blankenrode immer wieder heftig umkämpft, teils zerstört, aber auch wieder aufgebaut und verstärkt. Im 14. Jahrhundert verlor der Ort für den Fürstbischof in Paderborn an Interesse und wurde mehrfach verpfändet. Die Pappenheim und die Brobeke teilten sich in den Pfandbesitz von Burg und Stadt.
Als Grenzfestung wurde Blankenrode immer wieder heftig umkämpft, teils zerstört, aber auch wieder aufgebaut und verstärkt. Im 14. Jahrhundert verlor der Ort für den Fürstbischof in Paderborn an Interesse und wurde mehrfach verpfändet. Die Pappenheim und die Brobeke teilten sich in den Pfandbesitz von Burg und Stadt.



== Untergang der Stadt ==
== Untergang der Stadt ==


Im Jahr 1390 nutzte der Waldecker Graf Heinrich Vl. die Abwesenheit der Burgbesatzung während einer Fehde zwischen dem Paderborner Bischof [[Ruprecht von Berg]] und den [[Bengler (Ritterbund)|Bengelern]], brach in die Stadt ein und zerstörte sie völlig. Danach wurde die Stadt nicht wieder aufgebaut.
Im Jahr 1390 nutzte der Waldecker Graf [[Heinrich VI. (Waldeck)|Heinrich VI.]] die Abwesenheit der Burgbesatzung während einer Fehde zwischen dem Paderborner Bischof [[Ruprecht von Berg]] und den [[Bengler (Ritterbund)|Bengelern]], brach in die Stadt ein und zerstörte sie völlig. Danach wurde die Stadt nicht wieder aufgebaut.


Die von Brobeke haben ihr letztes Eigentum bei der Stadtwüstung Blankenrode 1449 an die Stadt Warburg verkauft, die Ansprüche der Rabe von Pappenheim gingen 1451 an Hardehausen über. Die Stätte blieb allerdings leer und heute wachsen Bäume auf dem ehemaligen Siedlungsraum.
Die von Brobeke haben ihr letztes Eigentum bei der Stadtwüstung Blankenrode 1449 an die Stadt Warburg verkauft, die Ansprüche der Rabe von Pappenheim gingen 1451 an Hardehausen über. Die Stätte blieb allerdings leer und heute wachsen Bäume auf dem ehemaligen Siedlungsraum.



== Literatur ==
== Literatur ==


Stoob: Blankenrode, in: Führer zu vor- und frühgeschichtl. Denkm., 1971, S. 261 f.
Stoob: Blankenrode, in: Führer zu vor- und frühgeschichtl. Denkm., 1971, S. 261 f.



== Weblinks ==
== Weblinks ==
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* [http://www.naturpark-teutoburgerwald.de/documents/DiemittelalterlicheStadtwuestungBlankenrode.pdf Eine kleine Karte und Wandertips in der Stadtwüstung unter naturpark-teutoburgerwald.de] (PDF-Datei; 270 kB)
* [http://www.naturpark-teutoburgerwald.de/documents/DiemittelalterlicheStadtwuestungBlankenrode.pdf Eine kleine Karte und Wandertips in der Stadtwüstung unter naturpark-teutoburgerwald.de] (PDF-Datei; 270 kB)


[[Kategorie: Lichtenau (Westfalen)]]
[[Kategorie:Lichtenau (Westfalen)]]
[[Kategorie:Kreis Paderborn]]
[[Kategorie:Kreis Paderborn]]
[[Kategorie:Ehemalige Burganlage in Nordrhein-Westfalen]]
[[Kategorie:Ehemalige Burganlage in Nordrhein-Westfalen]]

Version vom 20. Januar 2010, 20:14 Uhr

Die Stadtwüstung Blankenrode liegt in der Nähe des heutigen Ortes Blankenrode (Stadt Lichtenau (Westfalen)), im Kreis Paderborn. Auf der heutigen Wüstung lag früher eine Stadtbefestigung, die im 14. Jahrhundert aufgegeben werden musste.

Geschichte

Mitte des 13. Jahrhunderts beschlossen der Fürstbischof Simon I. von Paderborn (Bischof von 1247–1277) und der Abt des Klosters Corvey ihre Territorien besser vom Machtbereich der expandierenden Grafen von Waldeck zu trennen und abzusichern. Sie errichteten deshalb auf einem Sporn der südlichen Egge eine Grenzfestung. Die Festungsstadt ist 1267 in einer Fehde zwischen Paderborn / Corvey und Waldeck / Osnabrück zum ersten Mal zerstört worden, wurde aber erneut aufgebaut; sicher bezeugt ist die Existenz von Burg und Stadt durch eine Urkunde von 1298. Eine Kirche ist für 1302 bezeugt.

Etwas sehr Besonderes ist, dass die Burgstadt durch einen doppelten Mittelwall, der die Stadt vom Königsweg, einer wichtigen Straßenverbindung trennte, in zwei Teile geteilt wurde. Im Ostteil der Stadt wohnten die Burgmannen und Ritter, im Westteil, der sehr wahrscheinlich erst nach 1267 hinzugekommen ist, lebten die Ackerbürger und Handwerker. Im Burgbezirk - dem castrum oder der borgh - lag auf einem Hügel die im Durchmesser 25 Meter große Rundburg, die von einem Burgvogt bewohnt wurde. Vögte waren "vor allem die Brobeke, Rabe von Pappenheim die von Spiegel." (H. Stoob)

Um 1307 wies der Ort nach einer Hardehauser Urkunde eine städtische Selbstverwaltung auf, urkundlich erwähnt werden Blankenroder Stadträte, das Stadtsiegel und ein Stadtrichter erstmals im Jahr 1321. Blankenrode hatte Rathaus, Richter, Bürgermeister, Kirche und auf der Ostseite einen Friedhof. Die Siedlung hatte sich zu einem blühenden Gemeinwesen entwickelt. Chronisten sprechen von 4 000 Einwohnern, was aber zu hoch gegriffen sein dürfte. Nach neueren Forschungen ist die bebaute Flache aber groß genug gewesen, daß der Ort damals über 1000 Einwohner gezählt hat.

Als Grenzfestung wurde Blankenrode immer wieder heftig umkämpft, teils zerstört, aber auch wieder aufgebaut und verstärkt. Im 14. Jahrhundert verlor der Ort für den Fürstbischof in Paderborn an Interesse und wurde mehrfach verpfändet. Die Pappenheim und die Brobeke teilten sich in den Pfandbesitz von Burg und Stadt.

Untergang der Stadt

Im Jahr 1390 nutzte der Waldecker Graf Heinrich VI. die Abwesenheit der Burgbesatzung während einer Fehde zwischen dem Paderborner Bischof Ruprecht von Berg und den Bengelern, brach in die Stadt ein und zerstörte sie völlig. Danach wurde die Stadt nicht wieder aufgebaut.

Die von Brobeke haben ihr letztes Eigentum bei der Stadtwüstung Blankenrode 1449 an die Stadt Warburg verkauft, die Ansprüche der Rabe von Pappenheim gingen 1451 an Hardehausen über. Die Stätte blieb allerdings leer und heute wachsen Bäume auf dem ehemaligen Siedlungsraum.

Literatur

Stoob: Blankenrode, in: Führer zu vor- und frühgeschichtl. Denkm., 1971, S. 261 f.