Soul Kitchen

Film
Titel Soul Kitchen
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 2009
Länge 99 Minuten
Stab
Regie Fatih Akın
Drehbuch Fatih Akın, Adam Bousdoukos
Produktion Corazon International
Kamera Rainer Klausmann
Schnitt Andrew Bird
Besetzung

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Soul Kitchen ist eine Filmkomödie des deutschen Regisseurs Fatih Akın nach einem gemeinsam mit Hauptdarsteller Adam Bousdoukos verfassten Drehbuch. Weltpremiere hatte der Spielfilm am 10. September 2009 im Rahmen der 66. Filmfestspiele von Venedig[1], wo er den Spezialpreis der Jury gewann. Am 25. Dezember 2009 kommt er in die deutschen Kinos.

Der warmherzige Film um die Belegschaft eines von der Schließung bedrohten Restaurants, dem „Soul Kitchen“, ist eine Liebeserklärung des Regisseurs an seine Heimatstadt Hamburg.

Handlung

Als Zinos' Freundin, die Journalistin Nadine, einem Jobangebot nach Shanghai folgt und Zinos selbst einen Bandscheibenvorfall erleidet, der ihm die Arbeit in seiner schlechtlaufenden Schnitzel- und Frikadellen-Restauration zur Hölle macht, scheint in seinem Leben nichts mehr rund zu laufen. Der auf die schnelle als Koch engagierte Shayn, der sich als Spitzenkoch ungeahnter Exzentrik entpuppt, vergrault mit einer exotischen Speisekarte schließlich auch noch Zinos' letzte Stammkunden. Zudem taucht Bruder Illias, seines Zeichens schwarzes Schaf der Familie, aus der Versenkung auf und benötigt dringend Zinos Hilfe. Es wird also höchste Zeit, Nadine nach Shanghai zu folgen, nur an wen soll Zinos den schlechtlaufenden Gastronomiebetrieb loskloppen? Während Zinos noch abwägt und ihm der Immobilienhai Neumann nun noch zusätzlich das Leben schwermacht, scheint sich das „Soul Kitchen“ aufgrund seiner ausgefallenen Speisen und der Band Bad Boy Boogiez von Kellner Lutz, die das schon halbwegs aufgegebene Lokal inzwischen als Probenraum benutzt, allmählich zu einer Art Geheimtipp in der Szene zu entwickeln. Offensichtlich stehen ihm seine besten Zeiten noch bevor. Was nun?

Hintergrund

Der Film ist Monica Bleibtreu gewidmet

Der Film ist der 2009 verstorbenen Schauspielerin Monica Bleibtreu gewidmet, die hier in der Rolle der Oma Nadine „ihren letzten großen Auftritt“[2] hat.

Des Weiteren widmet der Regisseur den Film seiner Heimatstadt Hamburg.

Akın nennt den in Hamburg spielenden Film auch aufgrund seiner Themen einen modernen Heimatfilm. Es ginge um „Familie und Freunde, um Liebe, Vertrauen und Loyalität – und um den Kampf für die Heimat als einen Ort, den es in einer zunehmend unberechenbaren Welt zu schützen gilt“[3] In dem Film sind zahlreiche aus früheren Produktionen Akıns bekannte Darsteller zu sehen, neben Moritz Bleibtreu, der schon in Im Juli und Solino dabei war, Birol Ünel (Im Juli, Gegen die Wand), und Adam Bousdoukos (Sensin – Du bist es!, Kurz und schmerzlos). Akins Filmfirma nennt es ein „Best of“-Cast.

„Patron und Orientierungspunkt“ für den Film sei dem Filmemacher zufolge Billy Wilder gewesen. Dessen Poster hatte Akin für die Arbeit an der Komödie über seinen Schreibplatz gehängt.[4]

Der Regisseur Fatih Akin unterstützt der Welt zufolge mit dem Werk auch die Besetzung des vom Abriss bedrohten Hamburger Gängeviertels durch rund 200 Künstler. „Der geplante Abriss des historischen Viertels sei ein Beispiel dafür, dass sich die Stadt Hamburg an ihrem Erbe vergehe. Wenn er für seinen neuen Film Soul Kitchen werbe, werbe er immer auch für die Denkmäler der Hansestadt“, wird Akin von der Tageszeitung zitiert.

Der Film ist, nachdem Akın bereits am Drehbuch von Kebab Connection (2005) mitgewirkt hat, die erste selbstinszenierte abendfüllende Komödie des Regisseurs. Akın betonte mehrfach die besondere Schwierigkeit, die dieses Genre („Komödie ist die Königsdisziplin“) ihm bereite.[5]

Die ungewöhnlichen Gerichte des neuen Kochs in der Soul Kitchen Shayn sind von Isabel Allendes Kochbuch Aphrodite. Eine Feier der Sinne (1997) inspiriert. Birol Uünel wurde in der Rolle des Kochs von dem Spitzenkoch Ali Güngörmüs gecoacht.

Dem Umstand, dass Ünel am Set Arthur Rimbaud las ist es zu verdanken, dass das Rimbaud-Zitat „Es wird verkauft, was nicht verkauft werden kann!“ nachträglich in das Drehbuch geschrieben wurde.

Der im Film zu sehende schwere Pferdesturzszene ist die Aufnahme eines echten Sturzes der Reiterin Kathi Werning Anfang 2008 in Neuss.[6] Nach diesem musste sie ihre Karriere zeitweilig unterbrechen.

Obwohl es sich bei Soul Kitchen um die Verfilmung eines Originaldrehbuchs handelt, war der Film einer der vier Titel auf der Shortlist zur besten internationalen Literaturverfilmung auf der Frankfurter Buchmesse 2009, was mit dem zum Film entstandenen Prequel in Romanform Soul Kitchen. Der Geschichte erster Teil einer bis dahin unbekannten Autorin begründet wurde. Juergen Boos untermauerte die von ihm als „Experiment“ ausgewiesene Entscheidung:

Für mich ist dieser Film spannend, weil darin zu sehen ist, wie die Industrien zusammenwachsen - Blogs, Bilder, Originaltöne, es wird getwittert. Bei "Soul Kitchen" von Fatih Akin entstehen Buch und Film gemeinsam und beeinflussen sich gegenseitig. Das Tolle ist, dass das Buch, das sich mit der Genese des Films beschäftigt, in einem literarischen Verlag (...) erscheint.[7]

Soul Kitchen ist der erste Fatih-Akin-Film, der auch in einer Hörspielfassung mit den Originalstimmen der Filmfassung und einem zusätzlichen Ich-Erzähler (Zinos, gesprochen von Adam Bousdoukos) erscheinen wird. Diese gelangt voraussichtlich zum Filmstart in den Handel.

Entstehungsgeschichte

Eigentlich war der Film Soul Kitchen schon 2003/2004 als direktes Nachfolgeprojekt von Gegen die Wand geplant.[8][9] Zeitlich fällt die erste Phase der Arbeit an dem Film damit noch vor Akins internationalen Durchbruch als Regisseur.

Akin zufolge habe er ein neues Textprogramm auf seinem Computer ausprobieren wollen und „ohne Vision, ohne Idee (...) drauflos geschrieben“. Zu dem Zeitpunkt wurde sein Freund Adam Bousdoukos gerade von seiner damaligen Freundin verlassen und hatte zudem berufliche Probleme. Er war damals Besitzer der griechischen Taverne „Sotiris“ in der Barnerstr. 42 in Hamburg-Ottensen und betrieb den Glam Slam Music Club in der Bahrenfelderstr. 237.[10] Die Lebenskrise Bousdoukos' nahm Akin zum Anlass, um seine Geschichte aufzuschreiben:

Ich habe einfach so rum gejammt mit dem neuen Programm. Gleich am ersten Tag hatte ich 20 Drehbuchseiten geschrieben. Nach fünf Tagen lag die erste Fassung vor. Ich gab sie meinem Partner, Andreas Thiel (...). Er las es und sagte: „Lass uns daraus einen Film machen!“,

beschreibt der Regisseur die erste Drehbuchphase. Nach der Auszeichnung von Gegen die Wand mit dem Goldenden Bären seien ihm jedoch Zweifel an dem Projekt gekommen; es erschien plötzlich „nicht mehr wichtig genug“. Eine „rotzige Komödie“ entsprach nun anscheinend nicht mehr den Erwartungen an ihn, daher wollte er lieber „etwas Ernsthafteres, Großartigeres nachlegen“.[11]

Während der Dreharbeiten zu dem Musik-Dokumentarfilm Crossing The Bridge – The Sound of Istanbul, wurden im Jahr 2004 zuvor jedoch noch Akins Pläne bekannt, die Komödie mit Hanna Schygulla in der Rolle der Pianistin der Band als Hauptdarstellerin zu besetzen.[12] Das Jahrbuch 2004 der DEFA-Stiftung Apropos, Film vermeldete bereits eine weitere Drehbuchphase der Arbeit am Film. Er sei als zweiter Teil der Liebe, Tod und Teufel-Trilogie Akins angelegt. Dann wurde das Projekt schließlich ganz zurückgestellt und im Zusammenhang mit Liebe, Tod und Teufel sogar verworfen. Bei dem stattdessen als zweiten Teil der Trilogie realisierten Drama Auf der anderen Seite (2007) blieb es allein bei der geplanten Hauptdarstellerin Schygulla.

Soul Kitchen wurde zwischen diesen und weiteren Projekten (zunächst auch ohne weitere konkrete Pläne einer Verfilmung) „zwischendurch aus Lust und Laune weiterentwickelt. Immer, wenn wir nichts Besseres zu tun hatten oder uns mal ablenken wollten, haben wir uns kräftig bei Soul Kitchen amüsiert“[13], so Akin. Als Andreas Thiel kurz vor Ende der Dreharbeiten zu Auf der anderen Seite verstarb, veränderte sich Akin zufolge jedoch seine Sicht auf das zurückgestellte Projekt. Thiel hätte über Soul Kitchen immer gesagt: „Ist doch scheißegal, was die Leute sagen. Mach das trotzdem!“[11]. Aber erst nach dem Tod seines Freundes, sei er in der Lage gewesen, diese Worte zu beherzigen.[14]

Zunächst plante Akin noch einen Western mit Bousdoukos; nach einer Armerikareise, die einer Recherche zu diesem diente, war jedoch klar, dass er diesen mit seinem Freund als Hauptdarsteller nicht realisieren können würde. Das gab dem Filmemacher zufolge den letzten Ausschlag, das Projekt Soul Kitchen wieder aufzunehmen:

Am Ende der Reise saßen wir in einem Motel in Albuquerque. Ich sagte zu (Bousdoukos): Wir werden es zusammen nicht schaffen. Für den Film brauche ich ein Budget von 15 Millionen. Das bekomme ich mit dir nicht finanziert. Dafür brauche ich jemand wie Johnny Depp. Sorry! Er hat gefragt: Und jetzt? Da habe ich gesagt: Lass und nach Hamburg fahren und „Soul Kitchen“ machen.[15]
An der Entstehungsgeschichte beteiligt: Jan Delay

Die tatsächliche Filmarbeit an der Komödie zog sich zwei Jahre hin und zielte auf eine Fertigstellung zu den Filmfestspielen von Cannes im Mai 2009, zu denen der Film bereits eine Einladung erhalten hatte. Aufgrund einer noch nicht abgeschlossenen Postproduktion musste Akin die Teilnahme an dem Festival jedoch absagen[16]. Gegenüber dem Hamburger Abendblatt gab der Regisseur als Grund an, dass Jan Delay eine Anfrage, ob einer seiner Songs in dem seiner Ansicht nach bereits für Cannes fertigen Film verwendet werden dürfe, erst nach einer Preview habe entscheiden wollen. Nachdem er den Film gesehen hatte, habe der Musiker gesagt: „Ich glaube nicht, dass du schon fertig bist. Der Film hat noch nicht den richtigen Groove“. Akin begann daraufhin umfangreiche Nachbearbeitungen und drehte zum Teil Szenen nach.[17]

Um den Film realisieren zu können musste Akın aufgrund des internationalen Erfolgs von Auf der anderen Seite eintreffende Angebote, in Hollywood zu drehen, absagen. Sein Hauptdarsteller Moritz Bleibtreu verzichtete für Soul Kitchen gar auf eine Rolle in Quentin Tarantinos Inglourious Basterds (2009).[18]

Drehorte

Ein Drehort: Die ehemaligen Räume des Mojo Clubs

Die Drehorte von Soul Kitchen sind bevorzugt von Veränderung bedrohte Stellen in Hamburg-Wilhelmsburg. Sie spiegeln somit ein übergeordnetes Thema des Films wieder, den Kampf der Soul-Kitchen-Belegschaft gegen die Gentrifizierung. So sind im Film beispielsweise „das Mandarin-Casino, ehemals Mojo Club, an der Reeperbahn, die Astrastube an der Sternbrücke, oder einen Club in der Karstadt-Filiale, in der Akin einst seine erste Platte gekauft hat“[10], zu sehen. Das Restaurant Soul Kitchen, dessen Vorbild bereits geschlossen ist, wurde in einer Fabrikhalle im Hamburg-Willhelmsburger Industrieviertel eigens für den Film nachgebaut.

Daneben sind im Film aber auch die „schönen und touristischen Seiten der Hanse-Metropole mit Speicherstadt, Elbe und Alster“[19] zu sehen.

Soundtrack

Michael Giltz (The Huffington Post) nannte den Soundtrack des Films „einen Riesenspaß“.[20] U.a. sind in dem Film Songs von Quincy Jones, Kool & The Gang, The Isley Brothers, Mongo Santamaría, Markos Vamvakaris und Jan Delay zu hören. Den Film beschließt musikalisch Louis Armstrong mit seinem Song The Creator Has a Master Plan.

Der Film hatte in einer Szene auch den gleichnamigen Song Soul Kitchen von The Doors, jedoch waren die Rechte an dem Track dem Filmemacher letztendlich zu teuer, so dass er ihn gegen einen Song von Curtis Mayfield austauschte. Die Rechte an einem älteren Song von Prince, der im Soul-Kitchen-Roman der absolute Lieblingmusiker der Hauptfigur ist, konnten aufgrund länger bestehender Differenzen zwischen Prince und Warner Brothers nicht für den Film erworben werden.

Eine Soundtrack-CD erscheint bei Universal Music.

Rezeption

Aufnahme beim Festivalpublikum

Bei der „überzeugenden“ (dpa) Welturaufführung mit internationalem Publikum in Venedig gab es Lachstürme und langanhaltenden Beifall sowie Szenenapplaus. Die Süddeutsche Zeitung konstatierte: „Der echte Herzensbrecher des Festival ist (...) der deutsche Wettbewerbsbeitrag“. Akins Film sei „so komisch-rührend, dass das Publikum in Venedig ganz aus dem Häuschen geriet.“[21] Der Film gewann später den zweitwichtigsten Preis des Festivals. Fatih Akin äußerte: „Wir haben ja doch eine Komödie mit Hamburger Lokalkolorit gedreht. Wenn nun auch Italiener und Amerikaner darauf anspringen, ist das erste Klassenziel scheinbar erreicht“[17]. Bei den vorabendlichen Pressevorführungen wurde der Humor des Films ebenfalls gut aufgenommen[22]; Katja Nicodemus vom SWR bemerkte dabei noch deutlich bessere Reaktionen bei der italienischen Presse als bei der deutschen.[23]

Auch bei der Amerikapremiere auf dem folgenden Toronto International Film Festival kam Soul Kitchen „bestens an“. Das „offene Multikulti-Publikum“ der Stadt habe aber auch nichts anderes erwarten lassen.[24] Über einen Kinostart in den USA wird verhandelt.[25]

In Deutschland war der Film erstmals 2009 passend zum Schwerpunktthema Pulsierende Metropolen als Eröffnungsfilm des Filmfest Hamburg zu sehen. Albert Wiederspiel äußerte vor der Vorführung: „Was gibt es schöneres für einen Filmfestchef, als mit solch einem Film zu eröffnen!“[26] Tatsächlich wurde in der Hansestadt noch „nie (...) ein Eröffnungsfilm so bejubelt“ wie dieser. Das Hamburger Abendblatt registrierte mindestens „30 mal (...) begeisterten Szenenapplaus, immer wieder kollektives Gelächter“. Das Filmfest habe schon

viele spektakuläre Eröffnungen erlebt, aber was sich (...) im Cinemaxx abspielte, setzte neue Maßstäbe. In gleich drei Sälen lief (...) Soul Kitchen, doch auch die fast 1700 Plätze reichten kaum aus, all jenen Platz zu bieten, die eine der begehrten Einladungen ergattert hatten. Schon lange vor Beginn war es selbst mit Karte nicht mehr möglich, ins Cinemaxx 1 und 3 zu gelangen, wo das Publikum teilweise zu viert auf den schmalen Treppenstufen saß.

Ungefähr zeitgleich wurde bekannt, dass Soul Kitchen für den Norddeutschen Filmpreis nominiert sei und so 2009 auch bei den Nordischen Filmtagen in Lübeck laufen werde

Frankreich-, Belgien- und Niederlandepremieren der Komödie sind nach derzeitigem Stand für Mai 2010 geplant.

Rezensionen

Derek Elley vom Variety sah in dem Film einen „Liebesbrief an den Ort (Hamburg) und seine Menschen“ mit zum Teil „explosiver Komik“, straff inszeniert und geschnitten.[27] Mark Olsen (Los Angeles Times) bezeichnete Soul Kitchen als „ausgelassene Komödie“. Sie zeige einmal mehr die Vielseitigkeit des zu den energetischsten und aufregendsten Filmemachers der Welt gehörenden Hamburgers, der hier bei allem Spaß dennoch scharf gezeichnete Charaktere und eine schlaue Story liefere.[28] Auch Michael Giltz von The Huffington Post nannte Akin einen der bei weitem besten Regisseure der Zeit und hoffte, dass er mit dieser „leichten“ Komödie, die „viel Anlass zur Freude“ gibt, nun auch „das breitere Publikum, dass er verdient“ erreichen kann.[20]

Peter Zander von Die Welt bezeichnete das von Akin als „Dirty Heimatfilm“ ausgewiesene Werk schlicht als „Genuss“.[29] Ein „bunter, erzählfreudiger Ton (...), der vor lauter Gags und Ideen kein Ende finden kann, entspannt, lustig“ herrscht in Soul Kitchen für Christina Tilmann vom Berliner Tagesspiegel vor. Ihrer Einschätzung nach sei der Film aber dabei „längst nicht so schräg und böse, wie er sein will.“[2] Für Anke Westphal von der Berliner Zeitung hingegen „berstet“ die Komödie „vor Energie.“ Ein „großes, buntes, swingendes Durcheinander voller Temperamentsausbrüche“ habe die Rezensentin „Tränen“ lachen lassen. Die Deutsche Presse-Agentur vermeldete, dass vornehmlich „gute Schauspieler, der ans Groteske grenzende Humor und einige Situationskomik (...) den Charme von «Soul Kitchen»“ ausmachen würden, auch wenn er „bisweilen ins Klamaukhafte“ drifte. „Hart am Rand der Klamotte“ gar fand den Film Christina Nord von der taz, wobei jedoch auch sie in ihm bisweilen „bewundernswerten Nonsense“ vorfand. Frank Olbert vom Kölner Stadt-Anzeiger warnte dagegen davor, Soul Kitchen nur als Gute-Laune-Stück aufzufassen, denn das „hieße ihn verkürzen. "Soul Kitchen" ist eine zarte Hommage an einen Ort und seine Besucher, er ist ein Heimatfilm mit Deutschen, Griechen und Türken.“ Der Film huldige zudem „dem Lebensgefühl der Jugend, und dass seine Akteure so jung nicht mehr sind und sich langsam davon verabschieden müssen, macht den schönen Schuss Melancholie aus.“ Vor allem handele es sich aber auch um einen „famosen Schauspielerfilm“.[30] Der Rezensent der Frankfurter Rundschau hebt diesbezüglich besonders Birol Ünel hervor, der sich in seinen Szenen „unvergesslich als eine Art Samurai der Kochkunst“ mache. Das Drehbuch vergleicht Daniel Kothenschulte „mit einem Karton Überraschungseiern: In jeder Szene steckt ein kleiner Trumpf. Die Witze im Dialog sind nicht aufgesetzt, sondern entwickeln sich wie selbstverständlich aus den Charakteren und den Situationen, in die sie geraten.“[31]

Die 3sat-Sendung Kinokino nannte Soul Kitchen ein „total unprätentiöses Meisterwerk“, das „schlichtweg großartig“ sei und stimmte mit dem Filmemacher überein: „ein Heimatfilm!“, ebenso wie ttt – titel, thesen, temperamente in der ARD, wo der zufriedene Rezensent hinzufügte: „Ich habe erlebt, was ich an einem schönen Kinoabend erleben möchte. Ich habe geweint, ich habe mitgefühlt, ich war traurig, ich habe viel gelacht. Also ein großartiger Film. Vielleicht der schönste und beste Film von Fatih Akin“.[32]

Soul Kitchen. Der Geschichte erster Teil – das Buch vor dem Film

Aufgeschlagen: Das Buch vor dem Film

Ähnlich wie der Akın-Vorgänger Auf der anderen Seite promotet der Film ein Buch einer deutschen Autorin. Jasmin Ramadans bei Blumenbar erschienener Roman Soul Kitchen ist dabei aber ebenso wenig wie der in Auf der anderen Seite empfohlene Roman Die Tochter des Schmieds von Selim Özdogan die Vorlage des Films, folglich kein „Buch zum Film“ im herkömmlichen Sinne. Bei Ramadans Buch handelt es sich laut Untertitel um „das Buch vor dem Film“ und „der Geschichte erster Teil“. Tatsächlich erschien es am 10. September 2009 Monate vor dem für Weihnachten 2009 geplanten deutschen Kinostart der gleichnamigen Komödie und erzählt angesiedelt „zwischen Coming of Age und Road Movie“ ausschließlich ihre Vorgeschichte.

Inhalt

Der griechischstämmige Zinos lebt mit seiner Familie in Hamburg-Altona. Er erlebt, wie sein großer Bruder ins Gefängnis geht, seine Eltern nach Griechenland zurückkehren und er selbst aufgrund seiner Verfressenheit zu einem „wabbeligen Antitypen“ mutiert, dem die Mädchen nicht gerade nachlaufen. Ein lebensgefährlicher Selbstfindungstrip führt Zinos, der vom Pech in Liebesdingen verfolgt bleibt, u.a. zu seiner Tante auf die kleine griechische Insel Miostollorikiossinissossios, ein Hamburger Bordell und auf die Karibikinsel Adios, die auch nur auf den ersten Blick traumhaft erscheint. Zuletzt muss Zinos einsehen, dass die Kindertage vorbei sind und er endlich Verantwortung für sich und sein Leben übernehmen muss. Zurück in Hamburg beginnt er ein Unterklasse-Restaurant, das „Soul Kitchen“, zu führen, dessen Stammkundschaft ihm das Überleben sichern soll. Mit Nadine, der ersten Frau, in die Zinos sich verliebt, die weder „narzisstisch, verlogen, labil, drogensüchtig, irre oder eine Nutte“ ist, scheint sich schließlich auch das Liebesglück einzustellen.

Ramadan verwebt in ihrem Buch nicht nur Akins Filmfiktionen mit ihren eigenen, sondern auch die Realität. „Soul Kitchen!? Geil, Digger, geil, geil, geil!“, äußert sich die merkwürdig an Zinos interessierte Romanfigur Fatih (= Fatih Akin), als sie von dem Restaurantvorhaben des Helden erfährt.

Hintergrund

Fatih Akin habe sich gewünscht, dass Jasmin Ramadan den Film „literarisch begleite“.[33] Bei der Ausarbeitung habe er der Autorin freie Hand gelassen. Das Werk entstand aufgrund des Termindrucks (veröffentlicht werden sollte das Buch nämlich am Tag der Welturaufführung des Films) in nur zehn Monaten. Die Autorin gab an, gern mehr Zeit gehabt zu haben.

Vor dem Filmstart in Deutschland finden, zum Teil in Anwesenheit Akins, Lesungen aus dem Roman mit Philipp Baltus und der Autorin statt. Das Harbour Front Literaturfestival in Hamburg bedachte die Autorin mit einer Einladung. Das Werk sei „eine genauso absurde wie philosophische Großstadtkomödie“ und Ramadan „mit ihrem Debüt (...) ein besonderer Brückenschlag gelungen (...). Auf einzigartige Weise verweben sich hier die Figuren des Buches mit denen des Filmes, bauen die Charaktere unmittelbar aufeinander auf.“[34] Die Welt kündigte die Buchpräsentation von Soul Kitchen als einen der Höhepunkte des Literaturfestivals an[35]. Das Hamburger Abendblatt stellte fest: „Selten wohl ist die Lesung einer Debütantin so gestürmt worden: Im voll besetzten Bunkerklub jubelten fast 400 junge Zuschauer (...), als Schauspieler Philipp Baltus auf der Bühne Akins Altonaer Digger-Alder-Dialekt fabelhaft und urkomisch parodierte“[36] Mit Baltus wird ein Hörbuch von Ramadans Roman veröffentlicht.[37] Weitere Lesungen finden bzw. fanden u.a. im Literaturhaus Salzburg und auf der Frankfurter Buchmesse statt.[38]

Stimmen und Rezensionen

Akin bezeichnete den fertigen Roman als „das fehlende Puzzlestück“ zu seinem Film. Ramadan erzähle „herrliche Geschichten“, die „sehr witzig, sehr traurig, sehr frivol“ seien.

Die Deutsche Presseagentur vermeldete eine ungebremste, oftmals gegensätzliche Ideenwelt in dem Roman. Fatih Akin habe „offenbar nicht nur ein Händchen dafür, Schauspieltalente zu entdecken, sondern auch Schriftstellerinnen.“

Maike Schiller vom Hamburger Abendblatt lobte die „Figurenführung“ des Werks und seinen Tonfall: „leicht, warmherzig und pointiert“. Wer Soul Kitchen gelesen habe, hätte außerdem „beim späteren Kinobesuch einen Mehrwert“ - obwohl beide Arbeiten auch ganz unabhängig voneinander funktionierten.[39] Der Verbund von Kinofilm und Buch bzw. Hörbuch in dieser Art und Weise ist allerdings ein Novum im deutschsprachigen Raum.

Ulrich Noller (WDR) stellte den Roman als „Buchtipp“ im Funkhaus Europa vor und hob ebenfalls die „lustige Idee“ hervor, „ein Buch zum Film, das dessen Geschichte nicht einfach nur nacherzählt, sondern das Davor in der Geschichte der Hauptfigur erhellt.“ Dabei sei es als ein „eigenes und eigenständiges Kunstwerk: Klasse geschrieben, gut geplottet, witzig erzählt, abwechslungsreich gestaltet - und voller Wärme für die gut gemachten, lebendigen Figuren.“[40]

Auszeichnungen

Ausgaben

  • Fatih Akin und Adam Bousdoukos: Soul Kitchen. Das Original-Hörspiel zum Film. Audio-CD. Jumbo Neue Medien, Hamburg Dezember 2009, ISBN 3833725117
  • Jasmin Ramadan: Soul Kitchen. Der Geschichte erster Teil – Das Buch vor dem Film. Blumenbar, 2009, ISBN 978-3-936738-64-3.
  • Soul Kitchen. Der Geschichte erster Teil – Das Buch vor dem Film. Hörbuch, gelesen von Philipp Baltus. Jumbo Neue Medien, Hamburg 2009, ISBN 978-3-8337-2507-4.
  • Various: Soul Kitchen. Soundtrack-CD, Universal 2009

Einzelnachweise

  1. Spiegel.de
  2. a b Das Venedig-Film-Festival auf www.tagesspiegel.de
  3. http://www.updatefilm.de/news/2009-09-10_weltpremiere-von-fatih-akins-soul-kitchen
  4. http://www.kn-online.de/schleswig_holstein/kultur/114413-Filmregisseur-Fatih-Akin-ueber-Soul-Kitchen-Die-Helden-verteidigen-ihre-Heimat.html.
  5. http://www.dorstenerzeitung.de/nachrichten/kultur/Fatih-Akin-findet-Komoedien-schwierig;art599,666638
  6. http://www.welt.de/die-welt/sport/article4652120/Wie-ein-schwerer-Sturz-zu-Kathi-Wernings-Glueck-wurde.html
  7. http://www.fr-online.de/frankfurt_und_hessen/nachrichten/frankfurt/1996017_Interview-mit-Juergen-Boos-Dialog-ueber-Menschenrechte-ermoeglichen.html
  8. http://www.ndrkultur.de/media/soulkitchen128.html
  9. http://www.arte.tv/de/suche/602468.html
  10. a b http://www.zeit.de/kultur/film/2009-09/fatih-akin-film-venedig
  11. a b http://www.welt.de/hamburg/article4577391/Den-Preis-widme-ich-Hamburg.html
  12. http://www.spiegel.de/kultur/kino/0,1518,313475,00.html
  13. http://www.nikos-weinwelten.de/home/beitrag/archive/2009/april/27/fatih_akin_und_soul_kitchen_die_liebe_zum_restaurant/index.htm
  14. http://www.variety.com/article/VR1118008395.html?categoryid=13&cs=1
  15. http://www.kn-online.de/schleswig_holstein/kultur/114413-Filmregisseur-Fatih-Akin-ueber-Soul-Kitchen-Die-Helden-verteidigen-ihre-Heimat.html
  16. vgl. Fatih Akin gibt Cannes einen Korb. In: Berliner Morgenpost, 17. April 2009, Ausg. 104/2009, S. 14
  17. a b http://www.abendblatt.de/kultur-live/article1182198/Jetzt-spricht-der-grosse-Gewinner-von-Venedig.html
  18. http://www.tagesspiegel.de/kultur/kino/Fatih-Akin-Moritz-Bleibtreu-Kino;art137,2650342
  19. http://www.kino.de/kinofilm/soul-kitchen/81662.html
  20. a b http://www.huffingtonpost.com/michael-giltz/toronto-film-fest-day-5-c_b_287482.html
  21. SZ 12.9.09
  22. http://film-dienst.kim-info.de/artikel.php?dest=frei&pos=aktuell&nr=336
  23. http://www.ardmediathek.de/ard/servlet/content/2975478
  24. http://www.mediabiz.de/film/news/tom-ford-und-deutsche-filme-beliebt-in-toronto/279613
  25. http://www.morgenpost.de/kultur/article1181007/George_Clooneys_neuer_Film_ist_reif_fuer_den_Oscar.html
  26. http://newsticker.welt.de/index.php?channel=kul&module=dpa&id=22491028
  27. http://www.variety.com/review/VE1117941015.html?categoryid=31&cs=1
  28. http://latimesblogs.latimes.com/awards/2009/09/catching-up-to-soul-kitchen-and-valhalla-rising.html
  29. http://www.welt.de/kultur/article4506128/Genuss-mit-Ironie-Fatih-Akins-Soulkitchen.html
  30. http://www.ksta.de/html/artikel/1246883886203.shtml
  31. http://www.fr-online.de/in_und_ausland/kultur_und_medien/feuilleton/1940685_Soul-Kitchen-Fellinis-vergessener-Bruder.html
  32. http://www.soul-kitchen-film.com/index.php?r=17&pos=0
  33. http://www.focus.de/kultur/diverses/film-fatih-akin-in-seiner-heimatstadt-gefeiert_aid_437420.html
  34. http://www.harbourfront-hamburg.com/cms2/index.php?option=com_content&view=article&id=32&catid=7&Itemid=11
  35. http://www.welt.de/die-welt/vermischtes/hamburg/article4522722/Nach-dem-Lesen-an-den-Tresen.html
  36. http://www.abendblatt.de/kultur-live/article1192348/Die-Seele-des-Festivals-zeigte-sich-im-Kleinen.html
  37. http://hamburg.prinz.de/veranstaltungen/soul-kitchen-literatur-kultur,680922,1,EventSchedule.html
  38. http://www.literaturhaus-salzburg.at/programm/index.cfm?Detail=4404&select_month=0909&autorid=1775
  39. http://www.abendblatt.de/kultur-live/article1187539/Diese-Frau-macht-Fatih-Akins-Soul-Kitchen-schmackhaft.html
  40. http://www.funkhauseuropa.de/service/buchtipps/2009/ramadan_090916.phtml
  41. vgl. Official Awards bei labiennale.org, 12. September 2009 (aufgerufen am 12. September 2009)
  42. http://www.morgenpost.de/printarchiv/kultur/article1169745/Triumph_fuer_90_klaustrophobische_Film_Minuten.html
  43. http://www.weltexpress.info/cms/index.php?id=6&tx_ttnews%5Btt_news%5D=24095&tx_ttnews%5BbackPid%5D=385&cHash=3c1213cf94
  44. http://www.altona.info/2009/09/nachstes-filmprojekt-von-fatih-akin-bereits-in-arbeit/
  45. http://newsticker.welt.de/?module=dpa&id=22486028

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