„Schlacht bei Kunersdorf“ – Versionsunterschied

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Die '''Schlacht bei Kunersdorf''' fand während des [[Siebenjähriger Krieg|Siebenjährigen Krieges]] am 12. August 1759 zwischen einer [[Russisches Kaiserreich|russisch]]-[[Habsburgermonarchie|österreichischen]] und der [[Preußen|preußischen]] Armee statt und endete mit einer Niederlage [[Friedrich II. (Preußen)|Friedrichs des Großen]].
Die '''Schlacht bei Kunersdorf''' fand während des [[Siebenjähriger Krieg|Siebenjährigen Krieges]] am 12. August 1759 zwischen einer [[Russisches Kaiserreich|russisch]]-[[Habsburgermonarchie|österreichischen]] und der [[Preußen|preußischen]] Armee statt und endete mit einer Niederlage [[Friedrich II. (Preußen)|Friedrichs des Großen]].


== Vorgeschichte ==
== Vorgeschichte ==
Nach der Niederlage eines preußischen Korps unter [[Carl Heinrich von Wedel]] in der [[Schlacht bei Kay]] am 23. Juli, bezogen die siegreichen Russen Lager bei Paltzig. Wedel überquerte mit dem Rest seines Korps am 24. Juli bei Tschicherzig die Oder, um die drohende Vereinigung der Russen mit den Österreichern zu verhindern. Am 29. Juli übernahm König Friedrich II. das Kommando über das Korps des Prinzen [[Friedrich Eugen (Württemberg)|von Württemberg]] bei [[Sagan (Stadt)|Sagan]] und verfügte damit über 21 Bataillone und 35 Schwadronen. Die Österreicher unter [[Feldmarschall-Leutnant]] [[Gideon Ernst von Laudon|Gideon Ernst Freiherr von Laudon]] eilten nordwärts zur Oder, während Friedrich sich Anfang August 1759 gegen Sommerfeld wandte, um den heranmarschierenden Feind nach Westen abzudrängen. Am 5. August 1759 konnte sich das 24.000 Mann starke österreichische Korps mit den 55.000 Mann des [[Kaiserlich Russische Armee|russischen Hauptheeres]] unter Feldmarschall [[Pjotr Semjonowitsch Saltykow]] östlich von [[Frankfurt (Oder)]] vereinigen, um die preußische Kern[[provinz Brandenburg]] mit der Hauptstadt [[Berlin]] zu bedrohen.<ref>Zahlenangaben bei Kunisch (Literatur), S. 402.</ref> Zusammen verfügten sie über 84 Bataillone, 60 Grenadier-Kompanien und 98 Schwadronen mit 79.000 Mann und 212 Geschütze. Friedrich II. vereinigte sich am 9. August mit Wedels Truppen, um eine Entscheidungsschlacht gegen die rechts der Oder bei [[Kunowice|Kunersdorf]] in einer befestigten Hügelstellung lagernden Verbündeten zu wagen. Die Preußen verfügten über insgesamt 63 Bataillone und 110 Schwadronen, zusammen etwa 49.900 Mann und 160 Geschütze.<ref>Günter Zorn: Schlachten Friedrichs des Grossen, Bechtermünz, Augsburg 1996, S. 121</ref>
Nach der Niederlage eines preußischen Korps unter [[Carl Heinrich von Wedel]] in der [[Schlacht bei Kay]] am 23. Juli, bezogen die siegreichen Russen Lager bei Paltzig. Wedel überquerte mit dem Rest seines Korps am 24. Juli bei Tschicherzig die Oder um die drohende Vereinigung der Russen mit den Österreichern zu verhindern. Am 29. Juli übernahm König Friedrich II. das Kommando über das Korps des Prinzen [[Friedrich Eugen (Württemberg)|von Württemberg]] bei [[Sagan (Stadt)|Sagan]] und verfügte damit über 21 Bataillone und 35 Schwadronen. Die Österreicher unter [[Feldmarschall-Leutnant]] [[Gideon Ernst von Laudon|Gideon Ernst Freiherr von Laudon]] eilten nordwärts zur Oder, während Friedrich sich Anfang August 1759 gegen Sommerfeld wandte, um den heranmarschierenden Feind nach Westen abzudrängen. Am 4. August 1759 konnte sich das 18.500 Mann starke österreichische Korps mit den 41.000 Mann des [[Kaiserlich Russische Armee|russischen Hauptheeres]] unter [[General en chef]] [[Pjotr Semjonowitsch Saltykow]] östlich von [[Frankfurt (Oder)]] vereinigen, um die preußische Kern[[provinz Brandenburg]] mit der Hauptstadt [[Berlin]] zu bedrohen.<ref>Zahlenangaben bei Kunisch (Literatur), S. 402.</ref> Zusammen verfügten sie über 86 Bataillone, 60 Grenadier-Kompanien und 71 Schwadronen mit 59.000 Mann und 248 Geschütze<ref>[http://militera.lib.ru/h/maslovski_df04/index.html Palzig-Kunersdorfer Operation. S.288-356]</ref>. Friedrich II. vereinigte sich am 9. August mit Wedels Truppen, um eine Entscheidungsschlacht gegen die rechts der Oder bei [[Kunowice|Kunersdorf]] in einer befestigten Hügelstellung lagernden Verbündeten zu wagen. Die Preußen verfügten über insgesamt 63 Bataillone und 110 Schwadronen, zusammen etwa 49.900 Mann und 160 Geschütze.<ref>Günter Zorn: Schlachten Friedrichs des Grossen, Bechtermünz, Augsburg 1996, S.121</ref>

== Truppenzahl ==
Die russische Armee betrug nach der [[Schlacht bei Kay]] 23. Juli rund 35.000 Mann, verlor noch mehrere hundert Soldaten während des Marsches nach Kunersdorf, wurde aber zu Beginn August mit dem Korps von [[Pjotr Alexandrowitsch Rumjanzew-Sadunaiski|Rumjanzew]] (7.000 Mann) vereinigt. Am 4. August bei Frankfurt, nachdem Saltykow seine Truppen mit denen des österreichischen Generals Laudon vereinigt hatte, wurde eine Truppenschau durchgeführt. Die russischen und österreichischen Truppen unter der Leitung von Saltykow zählten laut der Truppenlisten am 4. August 41.248 Russen (inklusive Kosaken- und Kalmykenkavallerie) und 18.523 Österreicher.<ref>[http://www.booksite.ru/fulltext/korobkov/text.pdf N.Korobkow. Siebenjähriger Krieg 1756-1762. S.229]</ref> Am 12. August blieb von denen eine Abteilung mit 266 Russen in Frankfurt und annähernd 41.000 befanden sich bei Kunersdorf. Es gibt auch weit verbreitete Truppenzahl "79.000"<ref>[https://books.google.ru/books?id=O2wwAAAAYAAJ&printsec=frontcover&dq=kunersdorf+1759+schlacht++kay&hl=ru&sa=X&ved=0ahUKEwi84PWxp-_UAhUFGZoKHULcCKoQ6AEIJjAA#v=onepage&q=kunersdorf 1759 schlacht kay&f=false Die schlacht bei Kunersdorf am. 12. august 1759]</ref>, die wurde auch von zeitgenossischen Autoren<ref>[[Olaf Groehler]]: ''Die Kriege Friedrichs II.'' Deutscher Militärverlag, Berlin 1968, S. 134</ref> oft genutzt, sowie andere Schätzungen (88.000<ref>[https://books.google.ru/books?id=INoAAAAAcAAJ&pg=PA31&dq=kunersdorf+1759+schlacht+ubermacht+zweimal&hl=ru&sa=X&redir_esc=y#v=onepage&q=kunersdorf%201759%20schlacht%20ubermacht%20zweimal&f=false Werner Hahn. Kunersdorf am 12 Aug. 1759]</ref>, 69.000<ref>R.Koser. Die preussische Kriegsführung im siebenjährigen Kriege 1904</ref>, 64.000 (40.000 Russen und 24.000 Österreichen) in der englischsprachigen Literatur<ref>[https://books.google.ru/books?id=ZVoWQNIH73cC&pg=PA13&dq=KUNERSDORF+1759+64,000&hl=ru&sa=X&ved=0ahUKEwis4u72hfXUAhUDYpoKHSRvDLgQ6AEIKDAA#v=onepage&q=KUNERSDORF%201759%2064%2C000&f=false Studies in Battle Command]</ref>) - sie sind allerdings nicht belegbar.

Friedrich II. hatte bei Kunersdorf laut deutschen Quellen: rund 50.000 Mann nach Hans Delbrück (Diese Schätzung (genauer 49.900) ist weit verbreitete, 49.000 - 53.000 Mann laut R.Koser; 48.000 Mann laut russischen Quellen. In der Nähe von Kunersdorf befanden sich auch andere Truppen: Friedrich II. hatte das Korps von General [[Johann Jakob von Wunsch|Wunsch]] (7.000 Mann) an der Gegenseite Oders. Die Allierten hatten dagegen österreichisches Korps von Hadik (12.000 Mann) 7 Meilen vor Kunersdorf. Diese Truppen nahmen allerdings nicht am Kampf teil.


== Schlachtverlauf ==
== Schlachtverlauf ==
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Friedrichs angesetztes Umgehungsmanöver zur Anwendung der [[Schiefe Schlachtordnung|schiefen Schlachtordnung]] schlug jedoch fehl, und der zweite Angriff der Preußen blieb im ''Kuhgrund'', den Friedrich übersehen hatte, vor den gegnerischen Linien stecken. Hier erlitten die Preußen schwere Verluste. Eine entscheidende Gegenattacke der russischen und österreichischen Kavallerie auf die abgekämpften preußischen Regimenter führte in den Abendstunden zu deren regelloser Flucht vom Schlachtfeld. Nachdem Laudon die preußische Reiterei unter General [[Ludwig Wilhelm von Schorlemer]] ins Hühnerfließ zurückgedrängt hatten, war die preußische Niederlage eine vollständige. Mit nur noch 3.000 Männern zog sich Friedrich aus der Schlacht zurück.
Friedrichs angesetztes Umgehungsmanöver zur Anwendung der [[Schiefe Schlachtordnung|schiefen Schlachtordnung]] schlug jedoch fehl, und der zweite Angriff der Preußen blieb im ''Kuhgrund'', den Friedrich übersehen hatte, vor den gegnerischen Linien stecken. Hier erlitten die Preußen schwere Verluste. Eine entscheidende Gegenattacke der russischen und österreichischen Kavallerie auf die abgekämpften preußischen Regimenter führte in den Abendstunden zu deren regelloser Flucht vom Schlachtfeld. Nachdem Laudon die preußische Reiterei unter General [[Ludwig Wilhelm von Schorlemer]] ins Hühnerfließ zurückgedrängt hatten, war die preußische Niederlage eine vollständige. Mit nur noch 3.000 Männern zog sich Friedrich aus der Schlacht zurück.


Die Verluste seiner Armee beliefen sich auf über 19.000 Mann, darunter 6.179 Tote. 28 Fahnen, eine große Anzahl Geschütze und 110 Munitionswagen waren verloren gegangen. Mithin hatte Friedrich über 40 % seiner Soldaten verloren. Die Russen verloren 566 Offiziere und 13.615 Mann, die Österreicher 116 Offiziere und 2.215 Soldaten.<ref>Jany (Lit.), S. 537</ref>
Die Verluste seiner Armee beliefen sich auf über 19.000 Mann, darunter 6.179 Tote. 28 Fahnen, 172 Geschütze und 110 Munitionswagen waren verlorengegangen. Mithin hatte Friedrich über 40 % seiner Soldaten verloren. Die Russen verloren 566 Offiziere und 13.615 Mann, darunter 2.614 Tote, die Österreicher 116 Offiziere und 2.215 Soldaten.<ref>Jany (Lit.), S. 537</ref>


== Folgen ==
== Folgen ==
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== Sonstiges ==
== Sonstiges ==
König Friedrich II. wurden im Verlauf der Schlacht zwei Pferde unter dem Leib erschossen. Eine feindliche Kugel prallte an seiner dadurch legendär gewordenen [[Tabatiere|Tabakdose]] ab<ref>Friedrich Benninghofen, [[Helmut Börsch-Supan]], Iselin Gundermann: ''Friedrich der Große. Ausstellung des Geheimen Staatsarchivs Preußischer Kulturbesitz anläßlich des 200. Todestages König Friedrichs II. von Preußen'', Berlin 1986, Kat. Nr. IV, 52f, Abbildung S. 206.</ref>, (sie ist ausgestellt in der Waffen- und Schatzkammer der [[Burg Hohenzollern]]). Nur die Kühnheit des Rittmeisters [[Joachim Bernhard von Prittwitz]] rettete ihn vor der Gefangennahme. Unter den Gefallenen waren der Dichter [[Ewald Christian von Kleist]] sowie die preußischen Generäle:
König Friedrich II. wurden im Verlauf der Schlacht zwei Pferde unter dem Leib erschossen. Eine feindliche Kugel prallte an seiner dadurch legendär gewordenen [[Tabatiere|Tabakdose]] ab<ref>Friedrich Benninghofen, [[Helmut Börsch-Supan]], Iselin Gundermann: ''Friedrich der Große. Ausstellung des Geheimen Staatsarchivs Preußischer Kulturbesitz anläßlich des 200. Todestages König Friedrichs II. von Preußen'', Berlin 1986, Kat. Nr. IV, 52f, Abbildung S. 206.</ref>, (sie ist ausgestellt in der Waffen- und Schatzkammer der [[Burg Hohenzollern]]). Nur die Kühnheit des Rittmeisters [[Joachim Bernhard von Prittwitz]] rettete ihn vor der Gefangennahme. Unter den Gefallenen waren der Dichter [[Ewald Christian von Kleist]] sowie die preußischen Generäle:
* Generalmajor [[Georg Ludwig von Puttkamer]], [[Altpreußisches Husarenregiment H 4|Husaren-Regiment Nr. 4]]
* Generalmajor [[Georg Ludwig von Puttkamer]] [[Altpreußisches Husarenregiment H 4|Husaren-Regiment Nr.4]]
* Generalleutnant [[August Friedrich von Itzenplitz]], [[Altpreußisches Infanterieregiment No. 13 (1806)|Infanterieregiment No. 13]]
* Generalleutnant [[August Friedrich von Itzenplitz]] [[Altpreußisches Infanterieregiment No. 13 (1806)|Infanterieregiment No. 13]]
* Generalmajor [[Georg Ernst von Klitzing]], Kommandeur [[Altpreußisches Infanterieregiment No. 31 (1806)|Infanterieregiment No. 31]]
* Generalmajor [[Georg Ernst von Klitzing]] Kommandeur [[Altpreußisches Infanterieregiment No. 31 (1806)|Infanterieregiment No. 31]]


== Literatur ==
== Literatur ==

Version vom 3. August 2018, 20:08 Uhr

Schlacht bei Kunersdorf
Teil von: Siebenjähriger Krieg

Datum 12. August 1759
Ort bei Kunersdorf
Ausgang Sieg der Russen und Österreicher
Konfliktparteien

Russisches Kaiserreich 1721 Russland
Romisches Reich Heiliges 1400 Habsburg (Österreich, Kaiserliche Armee)

Preussen Konigreich Preußen

Befehlshaber

Pjotr Semjonowitsch Saltykow
Gideon Ernst von Laudon

Friedrich II.

Truppenstärke

59.500 Mann, davon
41.000 Russen
18.500 Österreicher laut des Dokuments; 80.000-90.000 laut der Schätzung deutschen Autoren (sehen: Abschnitt "Truppenzahl")

49.900 Mann, davon
36.900 Infanterie
13.000 Kavallerie[1]

Verluste

16.512 Tote und Verwundete,
darunter 14.171 Russen[2]

19.000 Tote und Verwundete, davon 6000 Tote[3]

Szene aus der Schlacht bei Kunersdorf; zeitgenössische Darstellung
Friedrich, verfolgt von Kosaken, wird von Joachim Bernhard von Prittwitz gerettet; zeitgenössische Darstellung von Bernhard Rode
Brief Friedrichs an Karl Wilhelm von Finckenstein vom 12. August 1759 mit den Schlussworten: „Ich werde den Untergang meines Vaterlandes nicht überleben. Adieu für immer!“[4]

Die Schlacht bei Kunersdorf fand während des Siebenjährigen Krieges am 12. August 1759 zwischen einer russisch-österreichischen und der preußischen Armee statt und endete mit einer Niederlage Friedrichs des Großen.

Vorgeschichte

Nach der Niederlage eines preußischen Korps unter Carl Heinrich von Wedel in der Schlacht bei Kay am 23. Juli, bezogen die siegreichen Russen Lager bei Paltzig. Wedel überquerte mit dem Rest seines Korps am 24. Juli bei Tschicherzig die Oder um die drohende Vereinigung der Russen mit den Österreichern zu verhindern. Am 29. Juli übernahm König Friedrich II. das Kommando über das Korps des Prinzen von Württemberg bei Sagan und verfügte damit über 21 Bataillone und 35 Schwadronen. Die Österreicher unter Feldmarschall-Leutnant Gideon Ernst Freiherr von Laudon eilten nordwärts zur Oder, während Friedrich sich Anfang August 1759 gegen Sommerfeld wandte, um den heranmarschierenden Feind nach Westen abzudrängen. Am 4. August 1759 konnte sich das 18.500 Mann starke österreichische Korps mit den 41.000 Mann des russischen Hauptheeres unter General en chef Pjotr Semjonowitsch Saltykow östlich von Frankfurt (Oder) vereinigen, um die preußische Kernprovinz Brandenburg mit der Hauptstadt Berlin zu bedrohen.[5] Zusammen verfügten sie über 86 Bataillone, 60 Grenadier-Kompanien und 71 Schwadronen mit 59.000 Mann und 248 Geschütze[6]. Friedrich II. vereinigte sich am 9. August mit Wedels Truppen, um eine Entscheidungsschlacht gegen die rechts der Oder bei Kunersdorf in einer befestigten Hügelstellung lagernden Verbündeten zu wagen. Die Preußen verfügten über insgesamt 63 Bataillone und 110 Schwadronen, zusammen etwa 49.900 Mann und 160 Geschütze.[7]

Truppenzahl

Die russische Armee betrug nach der Schlacht bei Kay 23. Juli rund 35.000 Mann, verlor noch mehrere hundert Soldaten während des Marsches nach Kunersdorf, wurde aber zu Beginn August mit dem Korps von Rumjanzew (7.000 Mann) vereinigt. Am 4. August bei Frankfurt, nachdem Saltykow seine Truppen mit denen des österreichischen Generals Laudon vereinigt hatte, wurde eine Truppenschau durchgeführt. Die russischen und österreichischen Truppen unter der Leitung von Saltykow zählten laut der Truppenlisten am 4. August 41.248 Russen (inklusive Kosaken- und Kalmykenkavallerie) und 18.523 Österreicher.[8] Am 12. August blieb von denen eine Abteilung mit 266 Russen in Frankfurt und annähernd 41.000 befanden sich bei Kunersdorf. Es gibt auch weit verbreitete Truppenzahl "79.000"[9], die wurde auch von zeitgenossischen Autoren[10] oft genutzt, sowie andere Schätzungen (88.000[11], 69.000[12], 64.000 (40.000 Russen und 24.000 Österreichen) in der englischsprachigen Literatur[13]) - sie sind allerdings nicht belegbar.

Friedrich II. hatte bei Kunersdorf laut deutschen Quellen: rund 50.000 Mann nach Hans Delbrück (Diese Schätzung (genauer 49.900) ist weit verbreitete, 49.000 - 53.000 Mann laut R.Koser; 48.000 Mann laut russischen Quellen. In der Nähe von Kunersdorf befanden sich auch andere Truppen: Friedrich II. hatte das Korps von General Wunsch (7.000 Mann) an der Gegenseite Oders. Die Allierten hatten dagegen österreichisches Korps von Hadik (12.000 Mann) 7 Meilen vor Kunersdorf. Diese Truppen nahmen allerdings nicht am Kampf teil.

Schlachtverlauf

Am 11. August waren die Preußen bei Göritz über die Oder gegangen, die Reiterei überschritt die Furt bei Ötscher. Während das Korps Finck auf die Trettiner Höhen vorrückte, begann am 12. August zwischen 2:00 und 3:00 Uhr die preußische Hauptmacht ihren Marsch im weiten Halbkreis um die Stellung Saltykows herum durch die Wälder östlich von Kunersdorf. Bei Tagesanbruch kam sie gegenüber der nach Südosten gerichteten russischen Front zum Vorschein. Erst jetzt erkannte Friedrich, dass er sich nicht im Rücken der Russen, sondern gegenüber ihrer befestigten Abwehrstellung befand. Er musste mit Zeitverlust seine Truppen umgruppieren. Die Ebene um Kunersdorf war durchzogen von Wasserläufen und nach Nordwesten von einem um 20 Meter überhöhten Terrain beherrscht, der Stellung der Verbündeten. Sie zog sich von der Oderniederung im Südwesten, wo Laudon stand, bis zum Mühlberg im Nordosten hin. Der Elsbusch im Nordwesten war gangbar, die Seenplatte im Südosten war größtenteils überschreitbar, die Übergänge südlich von Kunersdorf aber nicht einsehbar. Zwischen Kunersdorf und dem Elsbusch durchzog die Stellung der Verbündeten verborgen der Kuhgrund, eine Senke mit ansteigenden Hängen zwischen 8 und 12 Metern Höhe. Am Südhang noch sehr flach, nach Nordwesten aber steigend bildete er eine gute Deckung für den Fall einer Verkürzung der Stellung.

Um 11:30 Uhr begann Friedrich die Schlacht mit einer einstündigen Kanonade gegen den linken Flügel der Russen. Nach dem ersten Angriffserfolg, der den Mühlberg in preußische Hand gebracht hatte, riet der Generalstab Friedrich, es hierbei bewenden zu lassen, weil der Erfolg einen Abzug der Verbündeten wahrscheinlich machte. Der König hingegen entschied, trotz der zahlenmäßigen Unterlegenheit die Entscheidung zu suchen und den Gegner zu schlagen.

Friedrichs angesetztes Umgehungsmanöver zur Anwendung der schiefen Schlachtordnung schlug jedoch fehl, und der zweite Angriff der Preußen blieb im Kuhgrund, den Friedrich übersehen hatte, vor den gegnerischen Linien stecken. Hier erlitten die Preußen schwere Verluste. Eine entscheidende Gegenattacke der russischen und österreichischen Kavallerie auf die abgekämpften preußischen Regimenter führte in den Abendstunden zu deren regelloser Flucht vom Schlachtfeld. Nachdem Laudon die preußische Reiterei unter General Ludwig Wilhelm von Schorlemer ins Hühnerfließ zurückgedrängt hatten, war die preußische Niederlage eine vollständige. Mit nur noch 3.000 Männern zog sich Friedrich aus der Schlacht zurück.

Die Verluste seiner Armee beliefen sich auf über 19.000 Mann, darunter 6.179 Tote. 28 Fahnen, 172 Geschütze und 110 Munitionswagen waren verlorengegangen. Mithin hatte Friedrich über 40 % seiner Soldaten verloren. Die Russen verloren 566 Offiziere und 13.615 Mann, darunter 2.614 Tote, die Österreicher 116 Offiziere und 2.215 Soldaten.[14]

Folgen

Am 14. August fiel Torgau in Feindeshände, die Schweden bedrohten Berlin. Der König verfiel angesichts seiner Niederlage in Depression und dachte an Selbstmord. Er hatte bereits das Kommando der Armee an den General Finck übergeben und seinen Bruder Heinrich zum Generalissimus bestimmt. Als die folgenden Tage die Untätigkeit seiner Feinde offenbar wurde und sich bereits 19.000 versprengte Soldaten in seinem Hauptquartier in Reitwein eingefunden hatten, erholte er sich und nahm diese bis dahin folgenlos gebliebenen Anordnungen zurück.

Friedrichs Gegner hatten ihren Sieg nicht zu einem Vorstoß auf Berlin ausgenutzt, sondern ergebnislos über ihr weiteres Vorgehen verhandelt. Nach Friedrichs Ansicht wäre der Krieg mit dem Verlust der preußischen Hauptstadt verloren gewesen. Die Rettung vor der drohenden Niederlage meldete er erleichtert seinem Bruder Heinrich in einem Brief vom 1. September 1759. Die „Mirakel des Hauses Österreich“, die zahlreichen wunderbaren Errettungen des Hauses Habsburg durch allerlei Heilige, persiflierend, verkündigte Friedrich seinerseits ein „Mirakel“:[15]

„Ich verkündige Ihnen das Mirakel des Hauses Brandenburg. In der Zeit, da der Feind die Oder überschritten hatte und eine zweite Schlacht hätte wagen und den Krieg beendigen können, ist er von Müllrose nach Lieberose marschiert.“

Friedrich hatte seine Armee inzwischen wieder auf 33.000 Mann gebracht und eine Riegelstellung bei Fürstenwalde eingenommen. Russen und Österreicher, die am 16. August über die Oder gegangen waren, zogen am 31. August in Richtung Schlesien und nach Sachsen ab. Somit blieb die größte Niederlage der preußischen Armee im Siebenjährigen Krieg ohne Folge für den Kriegsausgang.

Sonstiges

König Friedrich II. wurden im Verlauf der Schlacht zwei Pferde unter dem Leib erschossen. Eine feindliche Kugel prallte an seiner dadurch legendär gewordenen Tabakdose ab[16], (sie ist ausgestellt in der Waffen- und Schatzkammer der Burg Hohenzollern). Nur die Kühnheit des Rittmeisters Joachim Bernhard von Prittwitz rettete ihn vor der Gefangennahme. Unter den Gefallenen waren der Dichter Ewald Christian von Kleist sowie die preußischen Generäle:

Literatur

  • [Anonym]: Die Schlacht Bei Kunersdorf, Unweit Frankfurt An Der Oder Zwischen Den Vereinten Russischen Und Kaiserlichen Truppen, Unter Den Befehlen Der Generale Soltikow Und Laudon, Und Den Königlich Preussischen Unter Dem Commando Des Königs den 12ten August 1759. (Digitalisat).
  • Curt Jany: Geschichte der preussischen Armee. Bd. 2. Die Armee Friederichs des Grossen 1740–1763. Hrsg. von Eberhard Jany. Biblio, Osnabrück 1967, ISBN 3-7648-1472-1, S. 530–537.
  • Werner Benecke/Grzegorz Podruczny (Hg.): Kunersdorf 1759, Kunowice 2009. Studien zu einer europäischen Legende. Studium pewnej europejskiej legendy (Thematicon 15), Berlin 2010.
  • Marian Füssel: Zwischen Kriegserfahrung und Heldenmythos. Ewald von Kleist und die Schlacht von Kunersdorf am 12. August 1759. In: Lothar Jordan (Hrsg.): Ewald von Kleist. Zum 250. Todestag (= Beiträge zur Kleist Forschung. Band 22). Königshausen & Neumann, Würzburg 2010, ISBN 978-3-8260-4273-7, S. 137–159.
  • Großer Generalstab (Hrsg.): Die Kriege Friedrichs des Großen. 3. Teil: Der Siebenjährige Krieg 1756–1763. Band 10: Kunersdorf. Mittler, Berlin 1912.
  • Johannes Kunisch: Friedrich der Grosse. Der König und seine Zeit. Beck, München 2004, ISBN 3-406-52209-2, S. 400–412.
Commons: Schlacht bei Kunersdorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Olaf Groehler: Die Kriege Friedrichs II. Deutscher Militärverlag, Berlin 1968, S. 134
  2. Zu den Verlusten siehe Jany (Lit.), S. 537
  3. Christopher Clark: Preußen. Aufstieg und Niedergang 1600–1947, DVA, München 2007, ISBN 3-421-05392-8, S. 244.
  4. Faksimile und Übersetzung aus dem Französischen bei Herman von Petersdorff: Friedrich der Große. Ein Bild seines Lebens und seiner Zeit. Gebrüder Paetel, Berlin 1911, Beil. 17 (nach S. 400)
  5. Zahlenangaben bei Kunisch (Literatur), S. 402.
  6. Palzig-Kunersdorfer Operation. S.288-356
  7. Günter Zorn: Schlachten Friedrichs des Grossen, Bechtermünz, Augsburg 1996, S.121
  8. N.Korobkow. Siebenjähriger Krieg 1756-1762. S.229
  9. 1759 schlacht kay&f=false Die schlacht bei Kunersdorf am. 12. august 1759
  10. Olaf Groehler: Die Kriege Friedrichs II. Deutscher Militärverlag, Berlin 1968, S. 134
  11. Werner Hahn. Kunersdorf am 12 Aug. 1759
  12. R.Koser. Die preussische Kriegsführung im siebenjährigen Kriege 1904
  13. Studies in Battle Command
  14. Jany (Lit.), S. 537
  15. Auf diesen Zusammenhang wies Reinhold Koser in: Geschichte Friedrichs des Großen. Vierte und fünfte vermehrte Auflage. Dritter Band, Cotta'sche Buchhandlung Nachfolger, Stuttgart/Berlin 1913. S. 38 hin; dort auch das Zitat, Nachweise im Vierten Band, S. 87. Das Mirakel des Hauses Brandenburg ist später zum angeblich kriegsentscheidenden Tod der russischen Kaiserin Elisabeth im Januar 1762 umgedeutet worden.
  16. Friedrich Benninghofen, Helmut Börsch-Supan, Iselin Gundermann: Friedrich der Große. Ausstellung des Geheimen Staatsarchivs Preußischer Kulturbesitz anläßlich des 200. Todestages König Friedrichs II. von Preußen, Berlin 1986, Kat. Nr. IV, 52f, Abbildung S. 206.

Koordinaten: 52° 21′ 5″ N, 14° 38′ 2,3″ O