„Pilsner Bier“ – Versionsunterschied

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Dem Pilsner entspricht in der [[Schweiz]] das dortige „Spezialbier“. Aufgrund eines Abkommens mit der [[Tschechoslowakei]] darf die Bezeichnung „Pilsner“ dort nicht verwendet werden. Im Gegenzug dazu verzichtet Tschechien auf die Bezeichnung „[[Emmentaler]]“ für Käse.<ref>[http://www.admin.ch/ch/d/sr/0_232_111_197_41/index.html Vertrag zwischen der Schweizerischen Eidgenossenschaft und der Tschechoslowakischen Sozialistischen Republik über den Schutz von Herkunftsangaben, Ursprungsbezeichnungen und anderen geografischen Bezeichnungen]</ref>
Dem Pilsner entspricht in der [[Schweiz]] das dortige „Spezialbier“. Aufgrund eines Abkommens mit der [[Tschechoslowakei]] darf die Bezeichnung „Pilsner“ dort nicht verwendet werden. Im Gegenzug dazu verzichtet Tschechien auf die Bezeichnung „[[Emmentaler]]“ für Käse.<ref>[http://www.admin.ch/ch/d/sr/0_232_111_197_41/index.html Vertrag zwischen der Schweizerischen Eidgenossenschaft und der Tschechoslowakischen Sozialistischen Republik über den Schutz von Herkunftsangaben, Ursprungsbezeichnungen und anderen geografischen Bezeichnungen]</ref>
== Literatur ==
* Helge Torsten Fritsch: ''Einfluß des Hopfens auf wertgebende Aromastoffe in Pilsener-Bieren sowie in Zwischenstufen des Brauprozesses''. [[Dissertation]] an der [[Technische Universität München|Technischen Universität, München]] 2001 (ohne [[ISBN]]).
* Christian Rätsch: ''Urbock. Bier jenseits von Hopfen und Malz, von den Zaubertränken der Götter zu den berauschenden Bieren der Zukunft''. Neuausgabe, AT, Baden / München 2009, ISBN 978-3-03800-481-3.


== Weblinks ==
== Weblinks ==

Version vom 11. November 2012, 11:26 Uhr

Pils(e)ner Bier, auch Pils oder Bier nach Pils(e)ner Brauart, ist ein nach der böhmischen Stadt Pilsen (tschechisch Plzeň) benanntes, untergäriges Bier mit im Vergleich zu anderen Biersorten erhöhtem Hopfengehalt (und dementsprechend auch starkem Hopfenaroma) und höchstens 12,5 % Stammwürzegehalt. Nach Pilsner Brauart hergestellte Biere bilden heute den Großteil der in Deutschland produzierten und verkauften Biere (Marktanteil über 70 %).

Geschichte

Beispiel für Pils-Flaschenetiketten

Das Bier wurde als Lagerbier und Exportbier sehr beliebt und auch außerhalb Böhmens verbreitet. Bald nannten sich viele Biere nicht nur in Deutschland Pilsner, Pilsener oder auch nur Pils. Dabei ist die Pilsner Brauart aus der schon damals berühmten Bayerischen Brauart entstanden, die vor allem auf dem sehr schonend gedarrten und daher sehr hellen Malz, das heute als Pilsner Malz bezeichnet wird, auf der langsamen, sehr kalten Gärung und schließlich der langen Lagerung in kalten Höhlen und tiefen Kellern beruhte.

Da das ehemalige Pilsner Bier – ein dunkles, trübes, warm vergorenes Bier – einen so schlechten Ruf hatte, dass sogar mehrere Fässer Bier aus Protest öffentlich auf dem Rathausplatz ausgeschüttet wurden, berief der Pilsner Braumeister Martin Stelzer des „Bürgerlichen Brauhauses“ in Pilsen 1842 den bayerischen Braumeister Josef Groll aus Vilshofen nach Pilsen, um „den Böhmen in Pilsen ein gutes Bier zu brauen“. Josef Groll braute somit am 5. Oktober 1842 den ersten Sud nach Pilsner Brauart. Dieser wurde erstmals am 11. November 1842 öffentlich ausgeschenkt. Heute wird dieses Bier unter der Marke Pilsner Urquell vertrieben. Erst die Verfügbarkeit von wirtschaftlich arbeitenden Kältemaschinen in den 1870er-Jahren machte das Brauen nach Pilsener Methode flächendeckend auch dort möglich, wo keine natürlichen Höhlensysteme zur Verfügung standen.

Zunächst setzte sich sogar für die untergärigen Biere der Begriff „Nach Bayerischer Brauart“ durch, der erst später zu Pilsner Brauart geändert wurde. So existieren Etiketten der Brauerei Heineken, die nach Pilsner Brauart braut, mit der Bezeichnung „Nach Bayerischer Brauart“. Die Fürther Brauerei Geismann, die als erste Brauerei im heutigen Bayern Pils braute, taufte dieses „Bayrisch Pilsener“.

Der wesentliche Unterschied eines nach Pilsner Brauart gebrauten Bieres zu anderen Vollbieren – wie etwa dem Hellen – ist, dass es stärker gehopft und somit bitterer ist. Dabei wird insbesondere im Pilsner Urquell Hopfen aus der berühmten Hopfenanbauregion um die nordböhmische Stadt Saaz verwendet.

Andere Quellen[1][2] sind der Ansicht, dass die Bezeichnung Pilsener auf das Bilsenkraut zurückzuführen ist, das tatsächlich im Mittelalter dem Bier zugesetzt wurde. Genau wie durch die Verwendung von Hopfen wird dadurch die Haltbarkeit erhöht. Da die Haltbarkeit aufgrund des Anstiegs des Alkoholgehaltes verbessert wird, wird häufig behauptet, das Bilsenkraut sei zugesetzt worden, um die berauschende Wirkung zu erhöhen. Dies war allerdings nur ein Nebenprodukt. Das Zusetzen von Bilsenkraut verursachte enorme Kater und war auch aus anderen Gründen problematisch. Als im 15. Jahrhundert der Hopfen in Deutschland eingeführt wurde, wurde das Bilsenkraut durch den Hopfen ersetzt. Allerdings hatte sich – nach diesen Quellen – der Begriff „Pils“ bzw. „Pilsner“ (abgeleitet aus „Bilsen“kraut) bereits als Synonym für haltbares Bier durchgesetzt – also wurde auch das neue Hopfenbier „Pils“ genannt. Bier mit Bilsenkraut wurde dann schnell allgemein als „Panscherei“ angesehen. Als Abgrenzung dazu entstand schließlich das „Bayerische Reinheitsgebot“ von 1516, aus dem später das „Deutsche Reinheitsgebot“ hervorging. Bier mit Hopfen war dann „Pils nach dem Reinheitsgebot“ und konnte gegen das ursprüngliche „Pils“ mit Bilsenkraut abgegrenzt werden.

Trivia

Dem Pilsner entspricht in der Schweiz das dortige „Spezialbier“. Aufgrund eines Abkommens mit der Tschechoslowakei darf die Bezeichnung „Pilsner“ dort nicht verwendet werden. Im Gegenzug dazu verzichtet Tschechien auf die Bezeichnung „Emmentaler“ für Käse.[3]

Literatur

  • Helge Torsten Fritsch: Einfluß des Hopfens auf wertgebende Aromastoffe in Pilsener-Bieren sowie in Zwischenstufen des Brauprozesses. Dissertation an der Technischen Universität, München 2001 (ohne ISBN).
  • Christian Rätsch: Urbock. Bier jenseits von Hopfen und Malz, von den Zaubertränken der Götter zu den berauschenden Bieren der Zukunft. Neuausgabe, AT, Baden / München 2009, ISBN 978-3-03800-481-3.
Commons: Pilsner – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Rätsch, Christian: Urbock: Bier jenseits von Hopfen und Malz. AT Verlag 1996. ISBN 978-3-03800-481-3.
  2. Hürlimann, Martin: Das Buch vom Bier. Brauerei A. Hürlimann, Zürich 1984.
  3. Vertrag zwischen der Schweizerischen Eidgenossenschaft und der Tschechoslowakischen Sozialistischen Republik über den Schutz von Herkunftsangaben, Ursprungsbezeichnungen und anderen geografischen Bezeichnungen