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Prokop war Vorsitzender der Facharzt-Prüfungskommission und gehörte dem Rat für Medizinische Wissenschaft beim Minister für Gesundheitswesen der DDR an. 1967 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der Gesellschaft der Gerichtlichen Medizin der DDR und war auch ihr Vorsitzender. Er war Mitherausgeber der ''[[Zeitschrift für Rechtsmedizin]]'', Mitglied der [[Akademie der Wissenschaften der DDR|Akademie der Wissenschaften zu Berlin]], der [[Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina|Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina]], Ehrendoktor und Ehrenprofessor der [[Universität Leipzig]], [[Universität der Wissenschaften Szeged]] und der [[Teikyo University|Teikyo University Tokyo]], sowie Ehrenmitglied oder korrespondierendes Mitglied in 20 in- und ausländischen Fachgesellschaften. Prokop bewahrte sich immer seine persönliche Unabhängigkeit, gab weltanschaulichen Zwängen nicht nach und war nie Mitglied einer politischen Partei.
 
Mit insgesamt über 40.000 Sektionen war Prokop einer der erfahrensten Rechtsmediziner seiner Zeit.<ref> [http://www.mdr.de/riverboat/gaeste/1356019.html MDR-Biographie] </ref>
 
== Publikationen ==

Version vom 31. Mai 2009, 13:11 Uhr

Otto Gerhard Prokop (* 29. September 1921 in Sankt Pölten; † 20. Januar 2009 in Ottendorf (bei Kiel)) war ein österreichischer Pathologe und Gerichtsmediziner.

Leben

Nach seiner Matura am Staatsgymnasium von Salzburg nahm Prokop, Sohn eines Arztes, im Jahre 1940 in Wien das Medizinstudium auf, musste es aber nach zwei Semestern wegen Einberufung zur Deutschen Wehrmacht unterbrechen. Nach seiner Entlassung aus amerikanischer Gefangenschaft blieb Prokop in Deutschland und setzte sein Studium Ende 1945 in Bonn fort und schloss es 1948 mit dem Staatsexamen und der Promotionsarbeit Über Mord mit Tierhaaren ab. 1953 habilitierte er sich mit der Schrift Experimentelle Untersuchungen über die Sensibilisierung gegen Blutgruppenantigene. Danach war er weiter in Bonn tätig und hielt als Privatdozent im Rahmen der Gerichtlichen Medizin unter anderem Vorlesungen über Die Blutgruppen des Menschen und Naturwissenschaft und Okkultismus. Ende 1956 folgte Prokop einem Ruf an den Lehrstuhl in Ost-Berlin, wo er vom 1. Februar 1957 bis zum 31. August 1987 als Direktor des Institutes für Gerichtliche Medizin der Humboldt-Universität zu Berlin wirkte. Nachfolger in seinem Amt wurde sein langjähriger Schüler Gunther Geserick (* 1938).

Mit der Berufung von Prokop endete das jahrelange Interregnum, das durch die Teilung Berlins und die Gründung zweier deutscher Staaten entstanden war. Durch sein Wirken als Lehrstuhlinhaber und Leiter des Ostberliner Institutes erlangte die forensische Medizin nationale und internationale Anerkennung. Daneben nahm Prokop zeitweise die Aufgaben als Kommissarischer Direktor der Institute für Gerichtliche Medizin und Kriminalistik der Universitäten Leipzig und Halle (Saale) wahr. Weiterhin war er Direktor des Instituts für Blutspende- und Transfusionswesen in Berlin-Lichtenberg. Zu seinen umfangreichen Lehraufgaben gehörten unter anderem Vorlesungen für Studenten der Medizin, Zahnmedizin, Kriminalistik und Rechtswissenschaft, ferner die Ausbildung von Laborärzten, Chemikern sowie medizinischem, medizinisch-technischem und klinisch-chemischem Personal mit Schwerpunkten toxikologische Analyse und weiter die Ausbildung von Pathologie-Facharztkandidaten. Während der Zeit seines Wirkens hat Prokop maßgeblichen Einfluss auf den systematischen Ausbau der Gerichtlichen Medizin trotz der Teilung in ganz Deutschland ausgeübt und eine eigene wissenschaftliche Schule aufgebaut. Auch auf den Gebieten der Blutgruppen- und Serumgruppenkunde, der Genetik und der Krebsforschung wirkte er erfolgreich. Unter seiner Leitung habilitierten sich etwa 25 Ärzte.

Am 20. Januar 2009 starb Otto Prokop im Alter von 87 Jahren. Seine Begräbnisstätte befindet sich auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin.

Wirken

Durch sein Wirken als Wissenschaftler und Hochschullehrer führte Prokop die deutsche Gerichtsmedizin wieder zu internationalem Ansehen.

Sein wissenschaftliches Gesamtwerk umfasst etwa 600 Originalarbeiten und fast 500 größere Vorträge; diese lassen sich folgenden drei Schwerpunktthemen zuordnen:

In letzterem Punkt führte Prokop in seinen Arbeiten und Vorträgen einen Kampf gegen Okkultismus und paramedizinische Praktiken. Auf den Gebieten der forensischen Serologie, Genetik und Spurenkunde hat Prokop als Initiator und Förderer der experimentellen Arbeit grundlegende Erkenntnisse über die postmortale Entstehung von Blausäure, zum Coup-Contre-coup-Mechanismus (vereinfacht: Hirnverletzung bei Schädelhirntrauma durch Stoßwellen), zur Todeszeitschätzung, zum Tod im Wasser, zu supravitalen Reaktion, zur Beschaffenheit von Schusswunden und zu der Stoffgruppe der Protectine geliefert.

Prokop war Vorsitzender der Facharzt-Prüfungskommission und gehörte dem Rat für Medizinische Wissenschaft beim Minister für Gesundheitswesen der DDR an. 1967 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der Gesellschaft der Gerichtlichen Medizin der DDR und war auch ihr Vorsitzender. Er war Mitherausgeber der Zeitschrift für Rechtsmedizin, Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu Berlin, der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, Ehrendoktor und Ehrenprofessor der Universität Leipzig, Universität der Wissenschaften Szeged und der Teikyo University Tokyo, sowie Ehrenmitglied oder korrespondierendes Mitglied in 20 in- und ausländischen Fachgesellschaften. Prokop bewahrte sich immer seine persönliche Unabhängigkeit, gab weltanschaulichen Zwängen nicht nach und war nie Mitglied einer politischen Partei.

Mit insgesamt über 40.000 Sektionen war Prokop einer der erfahrensten Rechtsmediziner seiner Zeit.[1]

Publikationen

  • Lehrbuch der gerichtlichen Medizin (bzw. Forensische Medizin; 1960),
  • Bildatlas der gerichtlichen Medizin (1963),
  • Lehrbuch der menschlichen Blut- und Serumgruppen (1963),
  • Genetik erblicher Syndrome und Mißbildungen (bzw. Wörterbuch für die genetische Familienberatung; 1974) und
  • Vademecum Gerichtsmedizin (1990)
  • Homöopathie: was leistet sie wirklich? Ullstein, Frankfurt/M ; Berlin 1995 ISBN 3-548-35521-8
  • Wolf Wimmer, Otto Prokop: Der moderne Okkultismus : Parapsychologie und Paramedizin ; Magie und Wissenschaft im 20. Jahrhundert 2. Aufl. 2006. Elsevier Verlag, München ISBN 3-938478-97-7
  • Ludwig Prokop, Otto Prokop, Heinz Prokop: Grenzen der Toleranz in der Medizin. Verlag Gesundheit, Berlin 1990 ISBN 3-333-00487-9
  1. MDR-Biographie