„Mesalazin“ – Versionsunterschied

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Tabelle chemische Eigenschaften; Quellen: Acros/Aldrich Chemikalienkataloge; Sicherheitsdatenbank FU-Berlin
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Der [[Entzündung|entzündungshemmend]]e [[Wirkstoff]] '''5-Aminosalicylsäure''' (= 5-ASA; Mesalazin, Mesalamin) kommt in der Behandlung chronisch entzündlicher Darmerkrankungen ([[Morbus Crohn]], [[Colitis ulcerosa]]) zur Anwendung.



Version vom 2. Juni 2006, 12:48 Uhr

Strukturformel
Datei:5-Aminosalicylsaeure Struktur.png
Allgemeines
Name5-Aminosalicylsäure
Andere Namen5-Amino-2-hydroxybenzoesäure
5-ASA
Mesalamin
SummenformelC7H7NO3
CAS-Nummer89-57-6
Beilstein-Nummer2090421
MDL NummerMFCD00007877
SMILESNc1ccc(O)c(c1)C(=O)O
Kurzbeschreibungfarbloser oder leicht grauer Feststoff (Pulver)
Eigenschaften
Molmasse153,14 g/mol
Aggregatzustandfest
Schmelzpunkt180-183 °C
pKS-Wert?
Löslichkeit

0.84 g/L in Wasser (20°C)
Löslich in HCl und verdünnter NaOH, (sehr?) wenig löslich in Alkohol, praktisch unlöslich in Aceton und Ether.

Sicherheitshinweise
R- und S-Sätze

S: 24/25 (je nach Quelle, teilweise auch keine)

MAK?
LD50?
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

 

Der entzündungshemmende Wirkstoff 5-Aminosalicylsäure (= 5-ASA; Mesalazin, Mesalamin) kommt in der Behandlung chronisch entzündlicher Darmerkrankungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa) zur Anwendung.

Wirkungsweise

Inhibition des Arachidonsäuremetabolismus

5-Aminosalicylsäure scheint die Produktion proinflammatorischer Arachidonsäuremetaboliten wie Prostaglandine und Leukotriene zu hemmen. 5-Aminosalicylsäure unterscheidet sich nur durch eine Aminogruppe von der Salicylsäure, dem Wirkstoff des Aspirins und Hemmer von COX1 und COX2, weshalb eine ähnliche Wirkung auf COX und somit dem Arachidonstoffwechsel nahe liegt.

Wirkung als „Radikalenfänger“

In Gewebeproben von Patienten mit entzündlichen Darmerkrankungen wurden erhöhte Konzentrationen von reaktiven Radikalen gefunden. 5-ASA scheint dies zu verhindern, in einigen Studien wurde bewiesen, dass 5-ASA die Konzentration DNA-schädigender Sauerstoff und Stickstoffmetabolite senkt. Gleichzeitig soll 5-ASA den schädigenden Effekt derartiger Metabolite senken, indem es die Wirkung eines schützenden Proteins (hsp72) erhöht.

Immunsuppressive Aktivität

5-ASA scheint die DNA-Synthese und Proliferation von potentiell pathogenen T-und B-Zellpopulationen zu hemmen. Dies tut es u. a. durch Hemmung aktivierender Cytokine (s. u.). Ferner scheint 5-ASA auch die Sekretion von Antikörpern zu hemmen. 5- ASA moduliert weitere Funktionen des Immunsystems, indem es wichtige Lymphozyten und Makrophagenfunktionen inhibiert. Dazu gehören Adhäsion, Chemotaxis und Phagozytose. Die Adhäsion scheint durch eine Hemmung der AICAR-Transformylase, dadurch kommt es zu Anhäufung von Adenosin. Adenosin vermindert Entzündung durch Hemmung der Adhäsion von Leuzyten an Endothelien.

Hemmung der Zytokinsynthese

5-ASA hemmt die Bildung und Wirkung von Il-1, IL-2, TNF- alpha und NFkappa-B (5-ASA hemmt die Phosphorylierung von RelA einem Mediator von NFkappaB und inhibiert die Verminderung eines NFkappaB Inhibitors). Also wirkt 5-ASA auch hier antiinflammatorisch und antiproliferativ.

Anwendung

Die Prodrug Sulfasalazin wird im Jejunum teilweise resorbiert, ein Teil jedoch erst im Kolon durch das bakterielle Enzym Azoreduktase zu Sulfapyridin und 5-Aminosalicylsäure gespalten. Sulfapyridin ist auch entzündungshemmend und wird zur Therapie der rheumatoiden Arthritis eingesetzt, ist aber auch für einen Großteil der Nebenwirkungen von Sulfasalazin verantwortlich (s. u.). Deshalb wurde in der jüngsten Vergangenheit versucht 5-ASA von Sulfasalazin zu entkoppeln. Orales 5-ASA allein wird zu schnell im Jejunum absorbiert und ist deshalb uneffizient für Patienten mit Erkrankungen des Dünn- oder Dickdarms. Bei den Neuentwicklungen gibt es Medikamente die 5-ASA Moleküle in Acrylharze oder Ethylcellulose verpacken. Diese setzten 5-ASA erst bei einem höheren PH frei, und sorgen damit für eine Gewisse Verzögerung. Beispiele hierfür sind Asacolitin® und Pentasa®. Eine andere Gruppe setzt auf eine verzögerte Freisetzung durch eine Dimerisierung der Aminosalicylsäuremoleküle, z. B. Osalazin (Dipentum®) oder Basalazid (nicht in Deutschland?). Sulfalazid wird aufgrund seiner Nebenwirkungen nicht mehr als beste Therapie empfohlen, ist jedoch günstiger als 5-ASA alleine.

  • Anwendung bei Colitis ulcerosa
    5-ASA gehört in seinen unterschiedlichen Galeniken zur Standardtherapie der Colitis ulcerosa. Bei milder bis mäßig gradiger Colitis ulcerosa dosiert man die 5-ASA mit bis zu 6 g/d. Zu einer Remissionsinduktion kommt es bei 50-80 % der Patienten. Die unterschiedlichen Präparate wirken hier ungefähr gleich gut. Es gibt jedoch Untersuchungen, die zeigen, dass Basalazid besser wirkt als andere 5-ASA Präparate. Bei einem distalen Kolonbefall bei Colitis ulcerosa, ist auch eine topische Anwendung möglich.
    5-ASA wird auch zur Remissionserhaltung mit 1-2 g/d dosiert. Untersuchungen haben gezeigt, dass es bei einer Dosierung von 2g/d zu einer Verminderung eines Wiederauftretens von 70-30 % kommt.
    Bei schwererer Erkrankung kann 5-ASA auch in Kombination mit Steroiden benutzt werden.
  • Anwendung bei Morbus Crohn
    Bei einer Dosierung von etwa 4 g/d kommt es zur Verminderung der Krankheitsaktivität bei leichten bis mittleren Schüben des M. Crohn. 5-ASA wirkt jedoch bei Crohn induzierter Colitis besser als bei Ileitis. Auch hier kann 5-ASA zur Remissionserhaltung genutzt werden.
  • Senkung des Risikos für Dickdarmkarzinom
    Abhängig von Stärke und Dauer der Erkrankung kommt es bei der Erkrankung mit Colitis Ulzerosa zu einer Erhöhung des Risikos einer Dickdarmkrebserkrankung. Zusätzliche Erhöhung des Risikos gibt bei einer positiven Familienanamnese. Die antiproliferativen Eigenschaften einer COX, NFkappaB, bcl2, MAPK, und durch COX die PPARgamma Inhibition wirken sich direkt aus. Ferner senkt 5-ASA die Konzentration von DNA schädigenden Radikalen (s.o.). Durchschnittlich soll das Karzinomrisiko um bis zu 50 % gesenkt werden (bei Erkrankung mit Colitis Ulzerosa).

Nebenwirkungen

Die folgenden Nebenwirkungen treten bei Behandlung mit Sulfasalazin und 5-ASA alleine auf, jedoch sind sie viel häufiger durch Sulfaapyridin verursacht: 20 % der Patienten vertragen Sulfasalazin nicht, sondern nur reine 5-ASA Produkte. Agranulozytose, die schwerste Nebenwirkung, soll nur durch Sulfapyridin verursacht werden.

  • Gastrointestinal: Übelkeit, Erbrechen, Durchfall (insb. Osalazin)
  • Hautreaktionen: Juckreiz, Exantheme
  • seltene Hämatopoesestörungen: Leukopenie, Agranulozytose
  • bei Männern: Oligospermie, Azospermie
  • Hypersensitivität: Pankreatitis, Pneumonitis
  • selten: interstitielle Nephritis (<1:500)

Schwangerschaft

Sulfasalazin bzw. 5-ASA kann wahrscheinlich während der Schwangerschaft weitergenommen werden.