„Massaker von Katyn“ – Versionsunterschied

[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
→‎Exekutionsbeschluss: Widersprüchliches und Fehlerhaftes entfernt
Änderung 149862835 von Kopilot rückgängig gemacht; falsch, siehe Diskussionsseite
Zeile 72: Zeile 72:
Am 15. und 16. März 1940 befahl Soprunenko den nach [[Moskau]] vorgeladenen Lagerkommandanten und Leitern der Sonderabteilungen die „Organisierung des Abtransports der Kriegsgefangenen nach ergangenem Urteil“. Dabei wurde der ganze Ablauf festgelegt: Amtliche Befehle zum Abtransport sollten den Gefangenen vor ihrer Übergabe verlesen werden. Die Übergabeorte an Wachpersonal und Transportbegleiter wurden bestimmt. Die Waggons sollten jeweils mit Gruppen aus gleichen oder benachbarten Regionen besetzt werden, um ihnen ihre Entlassung vorzutäuschen. Fragen nach dem Transportziel sollten einheitlich mit „zur Arbeit in ein anderes Lager“ beantwortet werden. Aus verlässlichen NKWD-Angehörigen wurden Truppen zum Weitertransport von den Zielbahnhöfen zu den Hinrichtungsplätzen, Fotografen der Exekutionen, Todesschützen, Bestatter und weitere „Liquidatoren“ bestimmt.
Am 15. und 16. März 1940 befahl Soprunenko den nach [[Moskau]] vorgeladenen Lagerkommandanten und Leitern der Sonderabteilungen die „Organisierung des Abtransports der Kriegsgefangenen nach ergangenem Urteil“. Dabei wurde der ganze Ablauf festgelegt: Amtliche Befehle zum Abtransport sollten den Gefangenen vor ihrer Übergabe verlesen werden. Die Übergabeorte an Wachpersonal und Transportbegleiter wurden bestimmt. Die Waggons sollten jeweils mit Gruppen aus gleichen oder benachbarten Regionen besetzt werden, um ihnen ihre Entlassung vorzutäuschen. Fragen nach dem Transportziel sollten einheitlich mit „zur Arbeit in ein anderes Lager“ beantwortet werden. Aus verlässlichen NKWD-Angehörigen wurden Truppen zum Weitertransport von den Zielbahnhöfen zu den Hinrichtungsplätzen, Fotografen der Exekutionen, Todesschützen, Bestatter und weitere „Liquidatoren“ bestimmt.


Ab dem 16. März 1940 war den Gefangenen jeder Briefverkehr verboten. Sonderfahrpläne für die Transportzüge wurden erstellt. Bis Ende März wurden alle Wachmannschaften detailliert eingewiesen. Ab 1. April ließ sich die Troika Listen aus den Lagern mit den Gefangenenakten zusenden. Die Troikamitglieder setzten Todesurteile in vorgefertigte Formblätter ein und sandten den Lagerkommandanten dann Namenslisten für die Personen zu, die sofort an die jeweilige NKWD-Stelle der Zielregion zu verlegen (zum Exekutionsort zu bringen) seien. Die Gesamtaktion leitete Merkulow.<ref>Cienciala et al.: ''Katyn'', 2007, S. 122</ref>
Ab dem 16. März 1940 war den Gefangenen jeder Briefverkehr verboten. Sonderfahrpläne für die Transportzüge wurden erstellt. Bis Ende März wurden alle Wachmannschaften detailliert eingewiesen. Ab 1. April ließ sich die Troika Listen aus den Lagern mit den Gefangenenakten zusenden. Die Troikamitglieder setzten Todesurteile in vorgefertigte Formblätter ein und sandten den Lagerkommandanten dann Namenslisten für die Transporte zum Exekutionsort zu. Die Gesamtaktion leitete Merkulow.<ref>Cienciala et al.: ''Katyn'', 2007, S. 122</ref>


=== Ausführung ===
=== Ausführung ===
Zeile 225: Zeile 225:
Am 12. April 1943 erklärte eine polnischsprachige Radiostation in Moskau, die deutschen Angaben seien monströs. Am 15. April erklärte das sowjetische [[Sowjetisches Informationsbüro|Sowinformbüro]], Goebbels' „Schlächter“ versuchten, ihr eigenes Verbrechen mit erfundenen Vorwürfen zu vertuschen. Die polnischen Kriegsgefangenen seien bei Bauarbeiten nahe Smolensk eingesetzt worden und den „deutschfaschistischen Henkern“ nach dem Rückzug der sowjetischen Truppen im Sommer 1941 gemeinsam mit sowjetischen Bürgern in die Hände gefallen. Bei ihrer „ungeschickt ausgeheckten Erfindung“ über angeblich von ihnen gefundene viele Gräber hätten sie das Dorf Gnjosdowo erwähnt, aber verschwiegen, dass nahebei archäologische Ausgrabungen stattfanden.<ref>Cienciala et al.: ''Katyn'', 2007, S. 216 und 306 f.</ref>
Am 12. April 1943 erklärte eine polnischsprachige Radiostation in Moskau, die deutschen Angaben seien monströs. Am 15. April erklärte das sowjetische [[Sowjetisches Informationsbüro|Sowinformbüro]], Goebbels' „Schlächter“ versuchten, ihr eigenes Verbrechen mit erfundenen Vorwürfen zu vertuschen. Die polnischen Kriegsgefangenen seien bei Bauarbeiten nahe Smolensk eingesetzt worden und den „deutschfaschistischen Henkern“ nach dem Rückzug der sowjetischen Truppen im Sommer 1941 gemeinsam mit sowjetischen Bürgern in die Hände gefallen. Bei ihrer „ungeschickt ausgeheckten Erfindung“ über angeblich von ihnen gefundene viele Gräber hätten sie das Dorf Gnjosdowo erwähnt, aber verschwiegen, dass nahebei archäologische Ausgrabungen stattfanden.<ref>Cienciala et al.: ''Katyn'', 2007, S. 216 und 306 f.</ref>


Seit dem 19. April 1943 drohte ein Erlass Sowjetbürgern die [[Todesstrafe]] für Zusammenarbeit mit den Deutschen an. Stalins Leibarzt [[Nikolai Nilowitsch Burdenko|Nikolai Burdenko]] war seit 1941 führender Gerichtsmediziner einer Staatskommission, die „Verbrechen der deutsch-faschistischen Eroberer und ihrer Komplizen“ erfassen und rekonstruieren sollte. Ab 5. August untersuchte er hunderte exhumierte Mordopfer der [[Gestapo]] in [[Orjol]]. Er berichtete, deutsche Täter hätten hier systematisch dieselbe Erschießungsmethode wie in Katyn angewandt und die Gräber hier wie dort mit jungen Bäumen bepflanzt. Darauf sei er durch einen deutschen Zeitungsbericht über Katyn gestoßen. Das NKWD hatte einen Teil der exhumierten Toten jedoch 1941 selbst erschossen, kannte deren Fundorte und stellte Burdenko jenen Zeitungsbericht zu. Damit bereitete es die Geschichtsfälschung zu Katyn vor.<ref>Claudia Weber: ''Krieg der Täter'', 2015, S. 249–255</ref>
Seit dem 19. April 1943 drohte ein sowjetisches Dekret für „Kooperation mit dem Feind“ die [[Todesstrafe]] an.<ref>Andreas Hilger, Nikita Petrov, Günter Wagenlehner: ''Der „Ukaz 43“: Entstehung und Problematik des Dekrets des Präsidiums des Obersten Sowjets vom 19. April 1943.'' In: Andreas Hilger u. a. (Hrsg.): ''Sowjetische Militärtribunale. Band 1: Die Verurteilung deutscher Kriegsgefangener 1941–1953.'' Böhlau, Köln 2001, S. 177–210.</ref> Stalins Leibarzt [[Nikolai Nilowitsch Burdenko|Nikolai Burdenko]] war seit 1941 führender Gerichtsmediziner einer Staatskommission, die „Verbrechen der deutsch-faschistischen Eroberer und ihrer Komplizen“ erfassen und rekonstruieren sollte. Ab 5. August untersuchte er hunderte exhumierte Mordopfer der [[Gestapo]] in [[Orjol]]. Er berichtete, deutsche Täter hätten hier systematisch dieselbe Erschießungsmethode wie in Katyn angewandt und die Gräber hier wie dort mit jungen Bäumen bepflanzt. Darauf sei er durch einen deutschen Zeitungsbericht über Katyn gestoßen. Das NKWD hatte einen Teil der exhumierten Toten jedoch 1941 selbst erschossen, kannte deren Fundorte und stellte Burdenko jenen Zeitungsbericht zu. Damit bereitete es die Geschichtsfälschung zu Katyn vor.<ref>Claudia Weber: ''Krieg der Täter'', 2015, S. 249–255</ref>


Nach der Rückeroberung der Region Smolensk im September 1943 ließ es einige Opfer von Katyn erneut exhumieren und stattete ihre Kleidung mit zuvor gefälschten Beweisstücken aus. Bis zum 10. Januar 1944 wurden 95 Helfer der deutschen Exhumierungen aus der Umgebung festgenommen, verhört und zu Falschaussagen gezwungen. Damit präparierte man 17 angebliche Zeugen für eine folgende Untersuchungskommission. Diese wurde am 13. Januar 1944 offiziell eingesetzt.<ref>Cienciala et al.: ''Katyn'', 2007, [https://books.google.de/books?id=SyimWfkx0-MC&pg=PA227 S. 227].</ref> Sie sollte die „Umstände der Erschießung polnischer Kriegsgefangener durch die deutschen faschistischen Okkupanten“ untersuchen, also das feststehende Ergebnis bestätigen. Burdenko durfte den Wald von Katyn erst nach Abschluss der Fälschungsarbeiten betreten.<ref>Laurence Rees: ''World War Two: Behind Closed Doors: Stalin, the Nazis and the West.'' BBC Books, London 2009, ISBN 1-84607-794-X, [https://books.google.de/books?id=lnyrGA-Zem4C&pg=PA242 S. 242 f.]</ref> Zum achtköpfigen Leitungsgremium gehörten Jefim Smirnow (Sowjetisches Rotes Kreuz), [[Wladimir Petrowitsch Potjomkin|Wladimir Potjomkin]] (Volkskommissar für Bildung), der Schriftsteller [[Alexei Nikolajewitsch Tolstoi|Alexei Tolstoi]] und der [[Metropolit]] [[Nikolaus (Jaruschewitsch)|Nikolai]]. Vier weitere sowjetische Gerichtsmediziner neben Burdenko, sechs Militärsanitäter und namentlich nicht genannte NKWD-Beamte sollten ihnen zuarbeiten; ausländische Experten fehlten.
Nach der Rückeroberung der Region Smolensk im September 1943 ließ es einige Opfer von Katyn erneut exhumieren und stattete ihre Kleidung mit zuvor gefälschten Beweisstücken aus. Bis zum 10. Januar 1944 wurden 95 Helfer der deutschen Exhumierungen aus der Umgebung festgenommen, verhört und zu Falschaussagen gezwungen. Damit präparierte man 17 angebliche Zeugen für eine folgende Untersuchungskommission. Diese wurde am 13. Januar 1944 offiziell eingesetzt.<ref>Cienciala et al.: ''Katyn'', 2007, [https://books.google.de/books?id=SyimWfkx0-MC&pg=PA227 S. 227].</ref> Sie sollte die „Umstände der Erschießung polnischer Kriegsgefangener durch die deutschen faschistischen Okkupanten“ untersuchen, also das feststehende Ergebnis bestätigen. Burdenko durfte den Wald von Katyn erst nach Abschluss der Fälschungsarbeiten betreten.<ref>Laurence Rees: ''World War Two: Behind Closed Doors: Stalin, the Nazis and the West.'' BBC Books, London 2009, ISBN 1-84607-794-X, [https://books.google.de/books?id=lnyrGA-Zem4C&pg=PA242 S. 242 f.]</ref> Zum achtköpfigen Leitungsgremium gehörten Jefim Smirnow (Sowjetisches Rotes Kreuz), [[Wladimir Petrowitsch Potjomkin|Wladimir Potjomkin]] (Volkskommissar für Bildung), der Schriftsteller [[Alexei Nikolajewitsch Tolstoi|Alexei Tolstoi]] und der [[Metropolit]] [[Nikolaus (Jaruschewitsch)|Nikolai]]. Vier weitere sowjetische Gerichtsmediziner neben Burdenko, sechs Militärsanitäter und namentlich nicht genannte NKWD-Beamte sollten ihnen zuarbeiten; ausländische Experten fehlten.

Version vom 6. Januar 2016, 14:54 Uhr

Exhumierte Opfer, Katyn (April 1943)

Beim Massaker von Katyn (auch Mord/Massenmord von Katyn) erschossen Angehörige des sowjetischen Volkskommissariats für Innere Angelegenheiten (NKWD) vom 3. April bis 11. Mai 1940 etwa 4400 gefangene Polen, größtenteils Offiziere, in einem Wald bei Katyn, einem Dorf 20 Kilometer westlich von Smolensk. Diese Tat gehörte zu einer Reihe von Massenmorden an 22.000 bis 25.000 Berufs- oder Reserveoffizieren, Polizisten und anderen Staatsbürgern Polens, darunter vielen Intellektuellen. Sie wurden auf Initiative des sowjetischen Diktators Josef Stalin vom Politbüro der Kommunistischen Partei befohlen und an mindestens fünf verschiedenen Orten in den Unionsrepubliken Russland, Ukraine und Weißrussland ausgeführt. Der Ortsname „Katyn“ repräsentiert in Polen diese Mordserie und wurde zum nationalen Symbol für das Leiden von Polen unter sowjetischer Herrschaft im Zweiten Weltkrieg.[1]

Im Sommer 1942 fanden polnische Kriegsgefangene der Deutschen bei Katyn ein Massengrab der Ermordeten. Das NS-Regime gab die Funde ab 11. April 1943 bekannt, um die Anti-Hitler-Koalition zu schwächen und von NS-Verbrechen abzulenken. Die Sowjetunion leugnete ihre Verantwortung, lehnte eine internationale Untersuchung ab und lastete das Verbrechen dem NS-Regime an. An dieser Geschichtsfälschung hielt sie bis 1990 fest.

In den 1950er-Jahren bewiesen polnische Historiker und ein vom US-Kongress eingesetzter Ausschuss die NKWD-Täterschaft. Nach neu veröffentlichten Dokumenten dazu räumte der sowjetische Präsident Michail Gorbatschow am 13. April 1990 die Verantwortung der Sowjetunion für diese Massenmorde ein und entschuldigte sich später beim polnischen Volk. Die Ministerpräsidenten Russlands und Polens, Wladimir Putin und Donald Tusk, gedachten 2010 in Katyn erstmals gemeinsam des Verbrechens und seiner Opfer.

Noch lebende Täter wurden jedoch nicht strafverfolgt. Opferangehörige klagten in Russland erfolglos auf Einsicht in die Ermittlungsakten, behördliche Auskunft über die Todesumstände der Opfer, deren juristische Rehabilitierung und Entschädigungen. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) wies ihre Klage, Russland habe gegen ihre Menschenrechte verstoßen, am 21. Oktober 2013 endgültig ab.

Hintergründe

Sowjetisierung Ostpolens

Die Zweite Polnische Republik befand sich seit ihrer Gründung 1918 im Konflikt mit Sowjetrussland. Polen siegte im Polnisch-Sowjetischen Krieg und erhielt im Friedensvertrag von Riga (1921) erhebliche Teile der Ukraine und Weißrusslands zurück, die es 1795 an das Russische Kaiserreich verloren hatte. Dazu gehörte auch Katyn. Die Sowjetunion dagegen sah diese Gebiete als rechtmäßigen eigenen Landesteil und wollte die 1921 festgelegten Grenzen zu Polen revidieren. Der polnische Staatschef Józef Piłsudski erstrebte britisch-französische Garantieerklärungen und Bündnisse mit kleineren Nachbarstaaten in Osteuropa, um Polens Unabhängigkeit gegen sowjetisches und deutsches Vormachtstreben zu sichern.[2] 1932 wurde der polnisch-sowjetische Nichtangriffspakt geschlossen und 1934 um zehn Jahre verlängert.

Am 23. August 1939 steckten das Deutsche Reich und die Sowjetunion im Hitler-Stalin-Pakt ihre Interessengebiete in Osteuropa ab. In einem geheimen Zusatzprotokoll vereinbarten sie unter anderem „für den Fall einer territorial-politischen Umgestaltung“ eine Aufteilung Polens. Nach dem deutschen Überfall auf Polen am 1. September besetzte die Rote Armee am 17. September Ostpolen, ebenfalls ohne Kriegserklärung. Die polnische Regierung floh nach Rumänien. Viele polnische Soldaten flohen ins Ausland oder ergaben sich. Die Rote Armee machte in Ostpolen etwa 250.000 Kriegsgefangene.[3]

Gemäß dem deutsch-sowjetischen Grenz- und Freundschaftsvertrag vom 28. September teilten die Sieger Polen auf und unterdrückten gemeinsam jegliche polnische Opposition.[4] Sie zerstörten je auf ihre Weise den polnischen Staat, seine Verwaltungsstrukturen, Parteien und Institutionen. Beide Seiten verfolgten kirchliche Amtsträger und die intellektuelle Elite. Dabei verübten die Deutschen auch Massenmorde an polnischen Juden. Die Sowjetunion rechtfertigte ihre Besetzung Ostpolens als angebliche Befreiung dort lebender Ukrainer und Weißrussen von polnischer Gewaltherrschaft. Mit manipulierten Volksabstimmungen schloss sie die besetzten Gebiete an benachbarte Unionsrepubliken an.[5] Diese sollten wie die übrigen Unionsrepubliken scheinbar autonom und ethnisch möglichst einheitlich sein.[6] Das NKWD verhaftete 110.000 meist polnische Bürger Ostpolens wegen „antisowjetischer“ Aktivitäten.[7] Das Oberkommando der Roten Armee befahl das Ausschalten von „Konterrevolutionären“ in den Grenzregionen der Sowjetunion. Bestimmte Berufsgruppen wurden allgemein als antisowjetisch eingestuft, vor allem polnische Berufs- oder Reserveoffiziere, Polizisten, Beamte, Richter, Rechtsanwälte, Lehrer, Kleriker und Grundbesitzer.[8]

Diese und weitere Maßnahmen ähnelten den „nationalen Operationen“ des NKWD während des Großen Terrors 1937–1939. Die erste davon war die „Polnische Operation“ gegen angebliche Sabotage-, Spionage- und Militärorganisationen des Feindstaates Polen auf sowjetischem Boden. Unter diesem Vorwand waren ab 11. August 1937 143.000 Sowjetbürger polnischer Herkunft, mit polnisch klingenden Namen oder Kontakten nach Polen verhaftet worden. 111.091 davon wurden bis Oktober 1938 erschossen.[9]

Lagersystem

Lawrenti Beria (1899–1953), seit 1938 Volkskommissar (Minister) des NKWD

Am 18. September 1939 unterstellte das Politbüro die Aufnahmelager für etwa 125.000 gefangene Polen dem NKWD.[10] Am Folgetag befahl Volkskommissar Lawrenti Beria, eine „Verwaltung für Kriegsgefangene und Internierte“ (Uprawlenije po delam wojennoplennych i internirowannych; UPWI) und acht Lager einzurichten. Zu deren Chef ernannte er Pjotr Soprunenko.[11] Wegen der fehlenden Kriegserklärung waren die in Ostpolen festgenommenen polnischen Militärs für die Sowjetunion offiziell keine Kriegsgefangenen. Sie hatte den Kriegsgefangene betreffenden Teil der Genfer Konventionen von 1929[12] nicht unterzeichnet, sich jedoch vor 1939 öfter bereit erklärt, diese Regeln zu beachten. Demgemäß wurden die UPWI und besondere Kriegsgefangenenlager gegründet. Der praktische Umgang mit deren Insassen war widersprüchlich.[13]

Die UPWI war nicht auf hunderttausende Gefangene vorbereitet. Ihre Aufnahme- und Übergangslager waren überbelegt und hatten kaum Unterkünfte. Die Gefangenen hungerten, mussten unter freiem Himmel schlafen, Post war verboten. Ab 1. Oktober registrierte man sie und notierte in Fragebögen ihre soziale Herkunft, schulische und militärische Ausbildung, Berufe, politische Parteizugehörigkeit und ihren Familienstand. Ihr Tagesablauf war genau geregelt, jedoch durften sie sich im Lager frei bewegen. Sie wurden politischer Indoktrination ausgesetzt und durften ihre Religion nicht ausüben.[14] In dieser ersten Phase starben schon Zehntausende. Nur etwa 82.000 polnische Kriegsgefangene sollen bis 1941 überlebt haben.[15]

Auf Befehl des Politbüros vom 3. Oktober 1939 entließ das NKWD bis zum 19. November rund 42.400 Ukrainer und Weißrussen aus den überfüllten Lagern und übergab rund 43.000 westpolnische Gefangene an die deutsche Wehrmacht. Rund 39.600 ostpolnische Gefangene stufte das NKWD als besonders gefährlich ein und behielt sie. 24.600 davon mussten in Arbeitslagern Zwangsarbeit leisten. Rund 15.000 Offiziere, Polizisten und Gendarmen wurden auf drei Sonderlager verteilt.[16] Davon befanden sich nach NKWD-Akten am 1. April 1940 rund 4600 Offiziere und Reserveoffiziere in Koselsk (Oblast Kaluga), rund 3900 meist höhere Offiziere und Reserveoffiziere in Starobelsk (Oblast Lugansk, Ukraine) sowie etwa 6400 Polizisten, Gendarmen, Grenzsoldaten, Justizpersonal, einige Priester und Grundbesitzer in Ostaschkow (Seligersee).[17]

Die Sonderlager

In den Sonderlagern mussten die Ankömmlinge sich Baracken, Toiletten und Waschräume bauen. Auch hier fehlten ausreichende Nahrungsmittel, Wasser und Hygiene. Jedoch erhielten die höheren Militärränge Privilegien. Damit erkannte die Sowjetunion ihren Sonderstatus und die Regeln der zweiten Genfer Konvention praktisch an. Sie informierte das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) über die drei Lager, verweigerte ihm aber deren Inspektion.[18]

Auf Befehl Berias vom 8. Oktober 1939 richtete das NKWD ein Spitzelsystem in den Lagern ein. Geheimdienstler und Verhörspezialisten sollten nach möglichen Agenten, Mitgliedern nationalistischer Organisationen und Zionisten suchen. Sie unterteilten die Gefangenen in Kategorien wie „Spitzel“, „Saboteur“, „Terrorist“ oder „Verschwörer“, beobachteten und infiltrierten einige dieser Gruppen näher, um „Konterrevolutionäre“ herauszufiltern. Als „Volksfeinde“ galten polnische Sozialdemokraten, Nationaldemokraten, Piłsudski-Anhänger, höhere Offiziersränge, sowjetische Flüchtlinge sowie Gründer von Selbsthilfegruppen und deren Teilnehmer. Die Spitzel ermittelten Personen, die religiöses Leben und Bildung unter den Gefangenen organisierten, und protokollierten patriotische, prowestliche und antisowjetische Aussagen. Sie deuteten auch unpolitische Vorträge als Deckmantel für konterrevolutionäre Tätigkeit. Nach ihren Berichten ließen sich die Gefangenen nur zur Selbstversorgung des Lagers zwingen, nicht aber zur Kollaboration mit ihren Bewachern.[19] Die meisten gaben falsche Personendaten an, sprachen in Verhören nur Polnisch, boykottierten Lagerarbeit und Propagandavorführungen, kritisierten Indoktrinationsvorträge, deckten Bildungsmängel der Verhörer auf und feierten trotz Verboten nationale Gedenktage. Nur eine Gruppe um Zygmunt Berling in Starobelsk ließ sich auf Zusammenarbeit ein. Insgesamt scheiterte der Versuch der Anwerbung und Umerziehung.[20]

In Starobelsk forderten über 100 gefangene Ärzte und Apotheker am 30. Oktober ihre sofortige Freilassung gemäß der Genfer Konvention. Als der Lagerkommandant beim NKWD deren Text anforderte, wurde ihm befohlen, sich nur an die UPWI-Regeln zu halten. Als er den Gefangenen daraufhin Post an Angehörige verbot, protestierten diese erneut mit Hinweis auf die Genfer Konvention. Das NKWD gab nach und erlaubte ihnen begrenzten Briefwechsel und Empfang von Lebensmittelpaketen.[21]

Am 24. November wies Soprunenko Beria darauf hin, die meisten Polen seien nach sowjetischem Recht sowjetische Bürger und somit keine Kriegsgefangenen. Am 29. November erklärte der Oberste Sowjet alle Bewohner Ostpolens zu sowjetischen Staatsbürgern.[22]

Am 3. Dezember ließ das Politbüro auf Vorschlag Berias die Berufsoffiziere unter den Gefangenen verhaften. Damit verloren sie ihren Sonderstatus; diesen einzufordern erfüllte nun den Straftatbestand konterrevolutionärer Tätigkeit. Damit wollte Beria effektive Registrierungen und Verhöre erzwingen. Darauf forderten die Gefangenen in Starobelsk mit weiteren Protestbriefen als auf polnischem Boden Festgenommene die Rechte von Kriegsgefangenen, Aufklärung über den Festnahmegrund und zahlreiche Verbesserungen des Lageralltags. Ein Lagerinspektor berichtete Beria von Chaos, Korruption, Kleinkriminalität und Materialmängeln in Oschtaschkow und empfahl den kompletten Austausch des Lagerpersonals.[23]

Ab Dezember 1939 entsandte Beria neue, diesmal geschulte und erfahrene Verhörer, um die Registrierungen abzuschließen und die verhafteten Offiziere zu verurteilen. Nachdem auch diese Sonderbrigade am Widerstand der Gefangenen zu scheitern drohte, befahl Beria Sonderuntersuchungen durch ausgewählte Verhörer. Sie sollten die gesamte frühere polnische Auslandsspionage in der Sowjetunion, „Feinde der Sowjetunion“ und „Netzwerke“ aufdecken und Beweise für eine Verurteilung nach Artikel 58 des Strafgesetzbuches der RSFSR sammeln. In den folgenden Monaten mussten die meisten Gefangenen neue Fragebögen ausfüllen und angeblich verheimlichte Militärdienste und Auslandsreisen angeben. Die Fragen zielten darauf, sie als sowjetfeindlich zu kriminalisieren. Die Verhörer erstellten Gefangenendossiers und empfahlen bis Ende Dezember 1939 für 500 als Spione Verdächtigte mehrjährige Lagerhaftstrafen. Weitere Sonderuntersuchungsbrigaden sichteten die Dossiers, stellten Straftatbestände fest und leiteten sie bis Februar 1940 an regionale Sonderausschüsse weiter, die die Urteile fällen sollten. Der Verbleib dieser Dossiers ist ungeklärt. Man nimmt an, dass die meisten Gefangenen ebenfalls zu mehrjähriger Lagerhaft verurteilt wurden oder werden sollten.[24] Dazu unterstellte der Chefankläger des höchsten sowjetischen Militärgerichts die polnischen Gefangenen am 28. Januar 1940 der Gerichtsbarkeit des NKWD.[25]

Bis zum 10. Februar 1940 erhielt die „erste Sonderabteilung“ des NKWD unter Leonid Baschtakow alle Verhörergebnisse aus den Lagern. Am 20. Februar schlug Soprunenko Beria vor, 400 bis 500 ukrainische und weißrussische Schwerkranke, Invaliden, über 60-Jährige und nicht als antisowjetisch aufgefallene Fachkräfte aus Koselsk und Starobelsk zu entlassen.[26] Beria lehnte ab und entschied, die drei Sonderlager unverzüglich räumen zu lassen. Am 22. Februar befahl sein Stellvertreter Wsewolod Merkulow, unter strengster Geheimhaltung alle „Gefängniswärter, Spione, Provokateure, Juristen, Land- und Großgrundbesitzer und Händler“ aus den drei Lagern in regionale NKWD-Gefängnisse zu überführen. Dort sollten sie sofort erneut nach Klassenzugehörigkeit, Nationalität, Dienstgrad und nach ihrer Feindschaft zur Sowjetunion kategorisiert werden. Am 28. Februar legte Soprunenko Beria eine Übersicht zu ihrer Nationalität, am 2. März eine zum Anteil der als Sowjetfeinde eingestuften Gefangenen vor. Am selben Tag befahl Beria, die schon Verurteilten in Arbeitslager zu überführen, die das NKWD seit Anfang Februar kontrollierte. Die regionalen NKWD-Stellen waren jedoch kaum zur Übernahme der ihnen zugeteilten Gefangenen bereit. Die Geheimaktion wurde nach wenigen Tagen abgebrochen. Die Sonderlager blieben bestehen.[27]

Das Deutsche Reich hatte am 16. November 1939 mit der Sowjetunion ein Umsiedlungsabkommen geschlossen und sich danach auch zur Übernahme von Polen, nicht nur Volksdeutschen, bereit gezeigt.[28] Auswärtiges Amt und Geheime Staatspolizei verhandelten seit Anfang Februar mit sowjetischen Stellen über einen weiteren Gefangenenaustausch. Die sowjetische Seite protestierte gegen den deutschen Beschluss, etwa 30.000 in das deutsche Besatzungsgebiet geflohene Ukrainer in die Wehrmacht aufzunehmen, und schlug den Austausch der Ukrainer gegen die Polen der Sonderlager vor. Doch im selben Monat beschloss Generalgouverneur Hans Frank, mit der „AB-Aktion“ weitere „Widerstandspolitiker und sonst verdächtige Individuen“ der polnischen Elite ermorden zu lassen, statt sie weiterhin in deutsche Konzentrationslager zu bringen. Da jene polnischen Offiziere ebenfalls potenzielle Widerständler waren, zugleich aber unter das Genfer Abkommen von 1929 fielen, brachen die Deutschen die Austauschverhandlungen Ende Februar ab und ließen das Umsiedlungsabkommen zum 1. März auslaufen. Daraufhin beschlossen Beria und Stalin die Tötung sämtlicher Sonderlagerinsassen.[29]

Am 28. Februar legte Beria Stalin fünf per Eilboten angeforderte Akten von Verurteilten vor. Dabei entschieden beide wahrscheinlich, alle Gefangenen der Sonderlager als Staatsfeinde durch eine zentrale Troika formell als verurteilt zu dokumentieren und dann hinrichten zu lassen. Als Grund wird vermutet, dass Stalin Beria seinen Wunsch signalisierte, die Führungselite Polens auszuschalten, dass aber das bisherige Verfahren dafür zu zeit- und personalaufwändig erschien und sich die Mordabsicht bei nur wenigen Mitwissern besser geheim halten ließ. Am 3. März 1940 sandte Beria Stalin eine entsprechende Beschlussvorlage zu.[30][31]

Die Massenmorde

Exekutionsbeschluss

Berias Beschlussentwurf nannte die Gefangenen „eingeschworene Feinde der Sowjetmacht, erfüllt vom Hass auf das Sowjetsystem“. In den Sonderlagern befänden sich 14.736 frühere Offiziere, Beamte, Landbesitzer, Polizisten, Gendarmen, Gefängniswärter, militärische Siedler und Geheimagenten, die zu über 97 Prozent polnischer Nationalität seien. In den Gefängnissen der Westukraine und Weißrusslands befänden sich insgesamt 18.632 Personen, darunter 10.685 Polen. Beide Gesamtzahlen wurden nach militärischen Graden, Berufen oder sonstigen Funktionen, Parteizugehörigkeiten und Sozialstatus aufgeschlüsselt. Basierend darauf, dass sie alle „harte, unbelehrbare Feinde“ der Sowjetmacht seien, sei das NKWD anzuweisen, die Fälle der genannten rund 14.700 Polen der Sonderlager und der rund 11.000 Polen der Gefängnisse summarisch zu prüfen und an ihnen die Höchststrafe durch Erschießen anzuwenden, „ohne Vorladung der Inhaftierten und Darlegung der Beschuldigungen, ohne Beschluss über das Ergebnis der Voruntersuchungen und ohne Anklageerhebung“. Die Prüfung und Ausführung dieser Entscheidungen sei einer Troika zu übertragen. Beria setzte sich selbst, Merkulow und Baschtakow als deren Mitglieder ein.[32]

Am 5. März 1940 unterzeichneten die vier Politbüromitglieder Josef Stalin, Kliment Woroschilow, Wjatscheslaw Molotow und Anastas Mikojan den Beschluss. Die Zustimmung von Lasar Kaganowitsch und Michail Kalinin wurde mit „Dafür“ notiert.

Alle sechs Unterzeichner hatten höchste, teils mehrere Staatsämter inne. Da das Dokument keine der sonst häufigen Spuren einer Bearbeitung Stalins trägt, gilt es als vorher mit ihm abgesprochen.[33] Das Todesurteil für 26.000 Menschen war vorgegeben; die Troika sollte es faktisch nur bestätigen. Die individuellen Urteilsgründe der Sonderausschüsse – erspitzelte, ungeprüfte und unprüfbare Aussagen, aus denen auf unverbesserliche, gefährliche sowjetfeindliche Einstellung gefolgert wurde – wurden ihr nachträglich vorgelegt. Die Dokumente dazu wurden bis heute nicht veröffentlicht.[34]

Laut erhalten gebliebener Aktennotiz gab Merkulow seine Kopie „Nr. 41“ am 28. März 1940 an die Kanzlei des Zentralkomitees (ZK) zurück: Demnach waren mindestens 41 Personen schriftlich über den Beschluss informiert.[35] Das Originaldokument wurde in einem auf Stalins Befehl eingerichteten Sonderarchiv des ZK aufbewahrt. Es befand sich in einem versiegelten Umschlag in derselben Mappe wie das geheime Zusatzabkommen zum Hitler-Stalin-Pakt. Da auf dem Umschlag vermerkt war, dass der spätere Staatschef Juri Andropow ihn 1981 geöffnet hatte, nehmen Historiker eine Einsichtnahme aller KPdSU-Generalsekretäre seit Stalin an.[36]

Vorbereitung

Am 2. März 1940 befahl das Politbüro die Deportation von rund 61.000 Polen aus besetzten Gebieten, großenteils Angehörige der Sonderlagerinsassen.[37] Am 13. April wurden 25.000 davon in die Kasachische Sozialistische Sowjetrepublik deportiert, wo sie Zwangsarbeit verrichten mussten. Frauen und Kinder appellierten vergeblich an Stalin, ihre Gatten und Väter freizulassen. Ihre Wohnungen wurden Rotarmisten und KP-Mitgliedern zur Verfügung gestellt.[38] Dies war Teil einer Deportationsreihe von Februar 1940 bis Juni 1941, die mindesten 320.000, eventuell bis zu 1.692.000 Polen betraf.[39]

Bei einer zweitägigen Geheimkonferenz in der NKWD-Zentrale Ende Februar/Anfang März koordinierten die zuständigen Verwaltungsleiter den Abtransport der Gefangenen aus den Sonderlagern. Beria beendete die Arbeit der Sonderausschüsse. Gerüchte wurden gestreut, man müsse die Aufnahme von kriegsgefangenen Finnen vorbereiten. Das sollte wahrscheinlich die Mordabsicht tarnen, da der sowjetische Winterkrieg gegen Finnland fast beendet war (13. März 1940), nicht mit so vielen finnischen Kriegsgefangenen zu rechnen war und schon ein Lager für sie bereitstand.[40] Die NKWD-Zentrale verbot den Lagerkommandanten, Urteile der Schnellgerichte vor dem Abtransport bekanntzugeben. Zur Tarnung wurde den Polen ihre Verlegung in Arbeitslager angekündigt.[41]

Am 15. und 16. März 1940 befahl Soprunenko den nach Moskau vorgeladenen Lagerkommandanten und Leitern der Sonderabteilungen die „Organisierung des Abtransports der Kriegsgefangenen nach ergangenem Urteil“. Dabei wurde der ganze Ablauf festgelegt: Amtliche Befehle zum Abtransport sollten den Gefangenen vor ihrer Übergabe verlesen werden. Die Übergabeorte an Wachpersonal und Transportbegleiter wurden bestimmt. Die Waggons sollten jeweils mit Gruppen aus gleichen oder benachbarten Regionen besetzt werden, um ihnen ihre Entlassung vorzutäuschen. Fragen nach dem Transportziel sollten einheitlich mit „zur Arbeit in ein anderes Lager“ beantwortet werden. Aus verlässlichen NKWD-Angehörigen wurden Truppen zum Weitertransport von den Zielbahnhöfen zu den Hinrichtungsplätzen, Fotografen der Exekutionen, Todesschützen, Bestatter und weitere „Liquidatoren“ bestimmt.

Ab dem 16. März 1940 war den Gefangenen jeder Briefverkehr verboten. Sonderfahrpläne für die Transportzüge wurden erstellt. Bis Ende März wurden alle Wachmannschaften detailliert eingewiesen. Ab 1. April ließ sich die Troika Listen aus den Lagern mit den Gefangenenakten zusenden. Die Troikamitglieder setzten Todesurteile in vorgefertigte Formblätter ein und sandten den Lagerkommandanten dann Namenslisten für die Transporte zum Exekutionsort zu. Die Gesamtaktion leitete Merkulow.[42]

Ausführung

Karte mit Lagern und Exekutionsorten
Eisenbahnwaggon ausgestellt im Wald von Katyn (2009)

Die Gefangenen wurden in Güterzügen an ihre Hinrichtungsorte transportiert. Die Züge aus Koselsk fuhren ab dem 3. April 1940 nach Katyn, wo die Opfer bis zum 11. Mai ermordet wurden, die aus Starobelsk nach Charkow (5. April bis 10. Mai), die aus Ostaschkow nach Kalinin (4. April bis 22. Mai).[43] An vorgesehenen Stellen hatten Bagger zuvor nachts Gruben ausgehoben.

Übereinstimmende Beschreibungen der Vorgänge am Bahnhof von Gnjosdowo bei Katyn finden sich in den Äußerungen des Überlebenden Stanislaw Swianiewicz und von Dorfbewohnern sowie in den Tagebucheinträgen des getöteten Adam Solski: Soldaten des NKWD umstellten den Umsteigeplatz mit aufgepflanzten Bajonetten. Vor dem Aussteigen nahm man den Opfern Uhren, Geld, Schmuck und Taschenmesser ab. Vom Zugende aus mussten je etwa 30 Ankömmlinge in einen schwarzen, in Zellen unterteilten Gefängnisbus mit weiß bemalten Scheiben umsteigen. Er fuhr zum nahe gelegenen Hinrichtungsort im Wald und kehrte leer zurück. Dann bestieg ihn die nächste Gruppe. Am Zielort musste jeder Passagier einzeln aussteigen und wurde am Rand eines Massengrabs erschossen.[44]

Fast alle Opfer erhielten einen Genickschuss bei aufgesetzter Mündung mit einheitlichem Schusswinkel, nur manche einen zweiten. Die Täter benutzten deutsche Walther-Pistolen und 7,65-Millimeter-Patronen. Diese bei Gustav Genschow (Geco) in Durlach hergestellte Munition hatte die Sowjetunion seit 1928 in großen Mengen importiert. Einige der Opfer wurden direkt am Rand der Gruben erschossen und fielen dann hinein, was aus der ungeordneten Lage einiger Leichen zu schließen ist. Vielen Opfern hatte man die Arme mit Seilen auf dem Rücken gefesselt, einigen den Mantel über den Kopf gezogen, ihn um den Hals verschnürt und Sägemehl in Mund und Hohlräume gestopft, um Gegenwehr zu verhindern und Schreie zu ersticken. Viele wiesen Knochenbrüche und vierkantige Einstiche von Bajonetten auf.[45]

Ab 1990 fand man einige Tatbeteiligte, die weitere Tatorte bezeugten. Demnach wurden einige Polen aus Koselsk im Keller des NKWD-Sitzes in Smolensk erschossen. Jedes dieser Opfer wurde mit dem Kopf über einen Abflussschacht gelegt und erhielt einen Pistolenschuss in Hinterkopf oder Schläfe. Nachts wurden die Toten in die Massengräber gelegt.

In Charkow mussten NKWD-Leute 15 große Gruben ausheben. Die Gefangenen aus Starobelsk wurden zuerst in Gefängniszellen eingesperrt und mussten ihr Gepäck und Geld abgeben. Um sie zu täuschen, erhielten sie eine Quittung dafür. Je fünf bis sechs Personen wurden dann in einen Korridor darüber geführt und dort überraschend gefesselt. Sie mussten einzeln einen Raum betreten, in dem ein Staatsanwalt Familienname und Geburtsjahr notierte. Beim Verlassen des Raums erschoss sie ein NKWD-Beamter; ein weiterer holte die Leiche ab.[46]

Im NKWD-Sitz von Kalinin wurde nach Aussage Dmitri Tokarjews von 1991 jeder Gefangene nach Feststellung der Personalien sofort in Handschellen gelegt und in einen schalldicht gedämmten Kellerraum geführt, wo zwei Täter seine Arme festhielten, ein dritter ihm in den Schädel schoss. Der Getötete wurde durch eine zweite Tür in ein Transportfahrzeug gelegt. Manche wurden auch am Rand der Gruben erschossen. Danach tranken die Täter täglich Wodka,[47] nach Abschluss der Morde feierten sie ein Festessen.[48] Der Kommandant von Starobelsk musste die Privatpost und die Personalakten der Ermordeten seines Lagers verbrennen, nur die Akten der sowjetfreundlichen Gefangenen ausnehmen und der NKWD-Zentrale zusenden.[49]

Ausführende

Datei:Vassily Blokhin.jpg
Wassili Blochin (1895–1955)

Zu den wichtigsten Tätern nach dem Politbüro, der Troika und der NKWD-Zentrale gehörten die Leiter der regionalen NKWD-Behörden Jemeljan Kuprijanow (Smolensk), Pjotr Safonow (Charkow) und Dmitri Tokarjew (Kalinin).[50] Sie wählten als Kraftfahrer, Baggerführer, Bestatter, Fotografen, Bewacher und Pistolenschützen geeignete Untergebene aus. Weitere Täter gehörten zu dem Bataillon, das die Transporte begleitete.[51] Sie kannten auch die traditionellen Erschießungsorte, von denen manche schon seit den 1920er-Jahren genutzt wurden.

Die Erschießungen in Smolensk und Katyn leitete der Gefängnisdirektor Iwan Stelmach, die in Charkow leitete der Verwaltungschef Timofei Kuprin. Das dreiköpfige Exekutionskommando für Kalinin kam aus Moskau und wurde von Major Wassili Blochin geleitet, der seit 1921 im Staatsdienst tätig war. Er meldete die Mordquoten, die er sich auferlegt hatte, täglich nach Moskau.[52] Er war der Ranghöchste seiner Gruppe, erschoss anfangs selbst 300 Gefangene aus Ostaschkow pro Nacht und entschied später, die Mordrate auf 250 Personen pro Nacht zu senken.[53] Zu den Ausführenden gehörten auch Agenten und Brigaden aus den Sonderlagern, die der NKWD-Zentrale direkt unterstellt waren, Mitarbeiter der UPWI und der Hauptverwaltung Transportwesen.

Schon vor Beginn der Morde hatte Beria am 17. März 1940 einmal sechs und zweimal drei tatbeteiligte NKWD-Funktionäre aus den Regionalbehörden und Lagern befördert. Am 26. Oktober 1940 belohnte er 124 namentlich genannte Täter „für die erfolgreiche Erfüllung von Sonderaufträgen“ mit einem zusätzlichen Monatsgehalt (43 Personen) oder 800 Rubeln (81 Personen). Viele führende Tatbeteiligte stiegen bald in höhere Ämter der Partei oder der Staatssicherheit auf und erhielten den Orden des Roten Sterns.[54] Widerspruch von Tätern gegen die Befehle ist nicht bekannt.

Die Opfer

Zahlen und Orte

Eine von Pjotr Soprunenko unterzeichnete, bis 25. Mai 1940 erstellte Statistik zur Liquidierung der abtransportierten polnischen Kriegsgefangenen nannte folgende Zahlen:

Von diesen 14.982 Personen seien 395 in das Lager Pawlischtschew Bor verlegt worden. Die Statistik belegt somit 14.587 Ermordete aus den drei Lagern, erfasste aber nicht die weiteren aus Gefängnissen, Arbeitslagern und Lazaretten verschleppten Polen. In Unterlagen, die am 25. November 1940 an Baschtakow gesandt wurden, fanden sich zudem 3435 alphabetisch geordnete Namen von ermordeten Polen aus Lagern der Ukraine. Diese „ukrainische Katynliste“ wurde nach 1990 gefunden und 1994 dem Generalstaatsanwalt Polens übergeben.[55]

Eine Geheimakte der UPWI vom Dezember 1943 dokumentierte abschließend die Leerung der drei Sonderlager für andere Behörden. Sie beziffert polnische Militär- und Polizeiangehörige, die von 1939 bis 1941 an Regionalbehörden des NKWD überstellt worden seien, auf 15.131.[56]

Schreiben von Schelepin an Chruschtschow mit den Opferzahlen (1959)

Der KGB-Vorsitzende Alexander Schelepin schrieb am 3. März 1959 an Parteichef Nikita Chruschtschow, aufgrund eines Beschlusses der Troika des NKWD 1940 habe man 21.857 Vertreter der polnischen Bourgeoisie erschossen, nämlich

  • 4421 im Wald bei Katyn,
  • 3820 (die aus Starobelsk) bei Charkow
  • 6311 (die aus Ostaschkow) bei Kalinin,
  • 7305 aus anderen Lagern und Gefängnissen der Westukraine und Westweißrusslands.

Er schlug Chruschtschow vor, alle im NKWD archivierten Personalakten der Ermordeten zu vernichten und nur die Listen der Troika-Urteile aufzubewahren.[57]

Bisher wurden folgende Gräber mit Opfern aufgefunden, die auf den Exekutionsbeschluss vom 5. März 1940 zurückgeführt werden:

  • Wald bei Katyn: 4410 bis 4430 polnische Offiziere.
  • Dorf Mednoje: rund 6300 polnische Armee-, Polizei- und Gendarmerieoffiziere sowie einige Zivilisten. Sie wurden in einem NKWD-Keller in Kalinin erschossen.[58]
  • Wald- und Parkgebiet bei Pjatichatki: 3739 bis 3896 Offiziere, erschossen in einem NKWD-Gefängnis in Charkow.
  • Waldgelände Kuropaty: 3700 bis 4500 Personen, erschossen wahrscheinlich im NKWD-Sitz in Minsk.[59]
  • Wald von Bykownja: vermutlich 3435 Polen, da einige davon, die identifiziert wurden, auf der „ukrainischen Katyn-Liste“ verzeichnet waren. Es waren überwiegend Zivilisten aus einem Lager in der Ukraine. Sie wurden wahrscheinlich im NKWD-Sitz von Kiew erschossen. Das Grab wurde 2006 entdeckt.[60]
  • Erschossen in NKWD-Gefängnissen von Lwow (Lemberg) im Juli 1941: 2464 Polen aus Arbeitslagern.[61]

Man versucht, möglichst viele dieser und weiterer Opfer zu identifizieren. Dies erschweren mehrere Faktoren: Vollzugsakten zu 7305 Ermordeten aus anderen Lagern und Gräber von 3880 in Weißrussland Begrabenen wurden bisher nicht gefunden. Weißrussische Behörden halten relevante Akten dazu geheim.[61] In Bykownja liegen einige polnische Opfer von 1940 mit Opfern der „Polen-Operation“ von 1937/38 in denselben Gräbern und können daher kaum voneinander unterschieden werden.[62] Dort wird das größte Gräberfeld mit Opfern stalinistischer Säuberungen in der Ukraine vermutet.[63]

Von den maximal 15.587 Ermordeten aus den drei Sonderlagern wurden bisher mindestens 14.542 aufgefunden[43] und größtenteils identifiziert.[64] Mindestens 700, eventuell bis zu 900 von ihnen waren jüdische Offiziere.[65][66] Von den weiteren 11.000 zur Tötung vorgesehen Polen wurden mindestens 7315 gefunden.[67] Weitere 1000 bis 2000 gefundene Opfer werden ebenfalls auf den Exekutionsbeschluss zurückgeführt, der bis zu 26.000 Polen umfasste. Demgemäß werden oft Gesamtzahlen von 22.000[68] bis 25.000[69] damals ermordeten Polen genannt.

Tote von Katyn

Unter den Toten von Katyn waren mehrere Generäle, etwa 1040 höhere Offiziere und über 3400 weitere Militärs, darunter etwa 300 Ärzte, über 200 Piloten, darunter eine Frau, mehrere hundert Richter und Anwälte, über 100 Autoren und Journalisten, 43 Beamte, 20 Universitätsprofessoren, sieben Militär- oder Ordensgeistliche und drei Großgrundbesitzer.[70] Auch zwei frühere Fußballnationalspieler waren darunter.[71]

Überlebende

Am 6. April 1940 befahl Merkulow, acht hohe Stabsoffiziere von der Erschießung auszunehmen. Am 25. und 26. April 1940 ließ er Listen von insgesamt 395 Personen an die drei Sonderlager senden, die nach Pawlischtschew Bor zu bringen seien. Von dort wurden sie am 1. Juni 1940 nach Grjasowez überführt, wo ein ähnliches Lager neu angelegt worden war.[72]

Einige Gefangene wurden auf Eingaben von ausländischen Botschaften hin verschont oder freigelassen. Andere wurden zunächst für bestimmte Dienste ausgespart und später getötet. Stanisław Swianiewicz wurde erst am Bahnhof Gnjosdowo von den anderen Offizieren seines Transports getrennt.[73] Insgesamt überlebten 432 bis 452 Gefangene aus den drei Lagern. Bis 1990 wurde die sowjetische Geschichtsfälschung vor allem mit ihren Zeugnissen widerlegt.[74]

Suche nach den Vermissten

Zygmunt Berling (um 1944)

In von Deutschland besetzten Gebieten wohnende Angehörige hörten seit Februar 1940 Gerüchte von der Lagerräumung und erwarteten die baldige Rückkehr der Gefangenen. Mit deutscher Erlaubnis bereitete das Polnische Rote Kreuz (PCK) vergeblich deren Empfang vor. Wegen polnischer Bittbriefe erkundigte sich das IKRK ab 14. März bei deutschen Stellen nach dem Verbleib der Erwarteten. Am 6. April antwortete das Auswärtige Amt, die drei Lager bestünden noch und direkter Postverkehr dorthin sei möglich. Ab Mai durften die nach Pawlischtschew Bor und Grjasowez verlegten überlebenden Polen Post empfangen und erfuhren so, dass die Angehörigen ihrer Kameraden seit Wochen nichts mehr von ihnen gehört hatten. Der deutsche Botschafter in Moskau Friedrich-Werner Graf von der Schulenburg leitete polnische Suchanfragen an sowjetische Stellen weiter und stellte über 1000 Rückführungsanträge. Im März 1941 stellte er dies ein, weil das sowjetische Volkskommissariat für Auswärtiges verlangte, einen sowjetischen Wohnsitz der Gesuchten anzugeben.[75] Agenten der polnischen Heimatarmee suchten von Juni bis Oktober 1940 in der Umgebung der Lager vergeblich nach Spuren der ehemaligen Insassen.

Angesichts wachsender Spannungen mit dem Deutschen Reich griff Stalin ab Oktober 1940 die Idee auf, polnische Streitkräfte in der Sowjetunion aufzubauen. Die ohne ihr Wissen verschonten prosowjetischen Offiziere waren bereit, sich der Roten Armee zu unterstellen, verlangten aber, auch national gesinnte Soldaten und Offiziere aufzunehmen. Nach Zygmunt Berlings Memoiren antwortete Beria: „Daraus wird nichts. Diese Leute sind nicht in der UdSSR.“ Merkulow habe ergänzt: „Mit denen haben wir einen großen Fehler gemacht.“[76] Nach anderen Angaben fügte Beria hinzu: „Wir haben sie den Deutschen übergeben.“ Von Zeugen des Gesprächs informiert, suchten polnische Untergrundkräfte daraufhin in Lagern des Generalgouvernements nach den Vermissten.[77]

Infolge des deutschen Überfalls am 22. Juni 1941 vereinbarten die Sowjetunion und die polnische Exilregierung am 14. August die Aufstellung einer polnischen Freiwilligenarmee. Weil Stanislaw Haller, der polnische Wunschkandidat für deren Oberbefehl, zu den Ermordeten gehörte, erhielt General Władysław Anders das Amt. Er verlangte zwei Tage später Auskunft zu allen in der Sowjetunion gefangenen polnischen Militärs, erfuhr aber nur von rund 1000 Offizieren. Auch nach einer Amnestie für alle polnischen Kriegsgefangenen trafen nur wenige Offiziere zur Rekrutierung ein, die ihrerseits nach den vermissten Kameraden fragten. Deshalb richtete Anders Such- und Fürsorgebüros ein; eins davon leitete Józef Czapski. Er hörte schon in den ersten Wochen viele Gerüchte über Deportationen der Vermissten in weit entfernte Lager, Massensterben durch Hunger und Frost oder ihre Ermordung. Letztere hielt er für undenkbar, weil vorsätzliche Massentötungen in sowjetischen Straf- und Arbeitslagern selten waren und ein Mordvorwurf im damaligen Kriegsbündnis nicht opportun war.[78] Sein Suchbüro trug anhand Angaben von Überlebenden die Namen und letztbekannten Daten der Vermissten zusammen und stellte anhand früherer NKWD-Mitteilungen und Rückmeldungen aus Polen fest, dass sie nicht vor März 1940 entlassen und nicht an die Wehrmacht überstellt worden sein konnten.

Von September 1941 bis November 1942 fragten der polnische Botschafter in Moskau Stanisław Kot, General Anders und Ministerpräsident Władysław Sikorski sowjetische Regierungsvertreter immer wieder ergebnislos nach den Vermissten und übergaben Suchlisten. Dass das NKWD angeblich keine Namenslisten der Vermissten hatte, obwohl seine akribische Buchführung bekannt war, beunruhigte die Polen besonders. Sie erhielten verschiedene Ausflüchte: Man habe alle freigelassen; die Vermissten seien noch in entlegenen Gebieten; sie könnten auf langen Fußmärschen verschollen oder umgekommen sein; sie könnten sich nach Rumänien abgesetzt haben oder in die Mandschurei geflohen sein. Das behauptete Stalin am 3. Dezember 1941, als ihm ein UPWI-Bericht vorlag, der die Ermordung als „Übergabe“ von 15.131 Personen an regionale NKWD-Stellen umschrieb.[79] Ein sowjetisches Gesprächsprotokoll zu diesem Treffen fehlt.[80]

Am 18. März 1942 erklärte Stalin General Anders, die Lager der Vermissten könnten den Deutschen in die Hände gefallen sein. Die Rote Armee habe nur Polen interniert, die den Deutschen dienten. Auf zwei dringende Eingaben, dass sich keiner der Vermissten zur Rekrutierung gemeldet habe und ihre Freilassung undenkbar sei, erhielt Polens Exilregierung keine Antwort. Die letzte sowjetische Stellungnahme vom Juli 1942 behauptete erneut Ausreise, Flucht, Erkrankung oder Verluste der Vermissten.[81] Stalin erlaubte nur noch eine stark reduzierte Rekrutierung und Verpflegung für polnische Soldaten. Daraufhin stimmte Anders einer Verlegung der polnischen Truppen in den Iran zu, die im April vollzogen wurde. Dies erschwerte die Suche nach den Vermissten erheblich; Czapskis Büro beendete seine Arbeit. Im Juni schloss die Sowjetunion alle polnischen Militärvertretungen und Konsulate auf ihrem Boden. Die polnische Exilregierung nahm an, dass Stalin den Zugang zu den vermissten Offizieren verhindern wollte. Um Zugeständnisse für noch auf sowjetischem Gebiet lebende Polen zu erhalten, verzichtete sie auf weitere Nachforschungen. Im Spätsommer 1942 erfuhr sie wahrscheinlich, dass polnische Kriegsgefangene der Deutschen bei Katyn Gräber von Polen entdeckt hatten. Am 19. November erklärte der polnische Verteidigungsminister Marian Kukiel dem sowjetischen Botschafter in London, Polens Regierung wisse, was mit den vermissten Offizieren geschehen sei, und werde bald Fakten dazu veröffentlichen.[82]

Seitdem nahm Polens Exilregierung die Ermordung der Vermissten an. Als die Sowjetunion am 16. Januar 1943 alle Ostpolen zu sowjetischen Staatsbürgern machte und alle PCK-Angehörige auf ihrem Boden verhaften ließ, sagte Sikorski einen geplanten Moskaubesuch ab. Auf britischen Druck hin gab seine Regierung dem Schutz der überlebenden Polen auf sowjetischem Gebiet Vorrang. Eine polnische Exilzeitung schrieb im Januar 1943: Hochrangige sowjetische Beamte hätten einen großen Fehler gestanden. „Vielleicht genauso blutig wie groß?“ Die Sowjetunion möge den Fehler nicht wiederholen, sondern weitmöglichst „berichtigen“, indem sie den Rest vor der Vernichtung bewahre.[83]

Fund der Massengräber bei Katyn

Lage der Gräber zwischen Katyn und Gnjosdowo

Am 27. Juli 1941 eroberte die deutsche Heeresgruppe Mitte Smolensk. Ein sowjetischer Kriegsgefangener bezeugte der Wehrmacht-Untersuchungsstelle, alle polnischen Offiziere in sowjetischem Gewahrsam seien ermordet worden. Bewohner der Gegend erzählten Wehrmachtssoldaten von Schüssen und Gräbern auf dem Ziegenberg bei Katyn. Auch der Führungsstab des Nachrichtenregiments 537 hörte davon, nachdem er im Oktober 1941 ein nahe den Gräbern gelegenes NKWD-Haus am Dnepr als Hauptquartier bezogen hatte. Die Hinweise blieben zunächst unbeachtet.

Polnische Kriegsgefangene, die im Sommer 1942 für die Organisation Todt in Gnjosdowo Zwangsarbeit leisteten, gingen den Gerüchten nach. Sie fanden einige bepflanzte Erdhügel im Wald, gruben eine Leiche in polnischer Uniform aus und markierten den Fundort mit zwei Birkenholzkreuzen. Die polnische Exilregierung hatte sie zu ihren Nachforschungen beauftragt.

Im August 1942 sprachen der Abwehrchef der Heeresgruppe Mitte, Rudolf-Christoph von Gersdorff, und der Regimentskommandeur Friedrich Ahrens erstmals über die Gerüchte. Nach Gersdorffs Aussagen von 1952 begann die Geheime Feldpolizei bald darauf, die Gerüchte zu prüfen. Eventuell wurde sie dazu von einem in die polnische Widerstandsbewegung eingeschleusten Spitzel veranlasst. Ein russischsprachiger Aufruf versprach der Bevölkerung um Smolensk eine Belohnung für Hinweise auf Erschießungen polnischer Offiziere. Spätestens im Februar 1943 meldete sich der Bauer Kisseljow bei den Besatzern und bezeugte unter Eid, im Frühjahr 1940 seien vier bis fünf Wochen lang täglich drei bis vier Lastwagen in den Wald gefahren. Er habe Schüsse und Schreie von Männerstimmen gehört. Im Sommer 1942 habe er die Polen zu den Grabhügeln geführt und ihnen Werkzeug zum Graben geliehen. Andere Darstellungen, Ahrens habe die Gräber zufällig im Februar 1943 entdeckt, sollten wahrscheinlich die vorherigen monatelangen Recherchen der Feldpolizei verdecken.[84]

Folgen

Obduktionen

Die Feldpolizei vernahm seit Februar 1943 weitere Zeugen, brach aber Probegrabungen im Wald wegen Bodenfrost ab. Ihr Bericht gelangte über die Propagandakompanie zum Rechtsmediziner Gerhard Buhtz, der seit 1941 eine „Sonderkommission zur Aufdeckung bolschewistischer Greueltaten und völkerrechtswidriger Handlungen“ leitete. Ab 29. März mussten 35 sowjetische Zivilisten und Kriegsgefangene das erste Massengrab freilegen und Leichen exhumieren. Diese obduzierten Buhtz und sein Team dann vor Ort und in einem Feldlabor. Bis 11. April identifizierten sie 160 Tote.[85] Die Feldpolizei bewachte das Gelände und stellte Ausweise, Briefe, Tage- und Soldbücher, Fotografien und Münzen der Opfer aus, die ihre Identifikation ermöglichten. Die Fundstücke wurden nach Abschluss der Kampagne an das Staatliche Institut für Gerichtsmedizin in Krakau gesandt, das sie Opferangehörigen übergab.[86]

Ab dem 3. April informierten zwei Kriegsberichterstatter der SS das Reichssicherheitshauptamt und das Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda (RMVP) über die Funde und die Wehrmachtsaktionen dazu. Noch bevor Propagandaminister Joseph Goebbels davon erfuhr, entwarf sein Vertreter Alfred-Ingemar Berndt die Grundzüge der folgenden Katyn-Kampagne. Am 9. April veranlasste Goebbels, die Funde ausgewählten Polen zu zeigen, um das Bündnis der polnischen Exilregierung mit Stalin zu diskreditieren.[87]

Mit Erlaubnis der polnischen Exilregierung flogen am 10. April mehr als zehn vom RMVP eingeladene Polen von Warschau nach Katyn, darunter Edmund Seyfried, Direktor der polnischen Sozialfürsorge, und der Schriftsteller Ferdynand Goetel. Sie prüften die Todeszeitpunkte und Identitäten der ersten von Buhtz exhumierten Leichen und informierten die Exilregierung. Goetel bestätigte auf deutsche Nachfrage, er halte die Toten für ehemalige Insassen des Lagers Koselsk. Das bestärkte das RMVP, die Funde gegen Stalin nutzen zu können.[88]

Nun war das PCK bereit, ranghohe Vertreter zu entsenden. Vom 14. bis 17. April besuchten PCK-Generalsekretär Kazimierz Skarżyński und elf Begleiter Katyn, darunter ein von Erzbischof Adam Stefan Sapieha beauftragter katholischer Priester. Ihr Bericht bestätigte die Obduktionsergebnisse von Buhtz und wurde über die polnische Heimatarmee der Exilregierung zugeleitet. Daraufhin bildete das PCK einen zwölfköpfigen „Technischen Ausschuss“. Dieser obduzierte unter der Leitung von Marian Wodzinski zusammen mit dem Team von Buhtz bis zum 3. Juni hunderte weitere Leichen, sammelte ihre Habseligkeiten und bestattete sie dann. Er weigerte sich, die weit überhöhten Opferzahlen der NS-Propaganda zu bestätigen.[89]

Mit Hinweis auf einen Führerbefehl, „die Angelegenheit in der gesamten Welt mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln auszuwerten“, beauftragte das RMVP das Auswärtige Amt am 13. April, das IKRK zur Exhumierung einzuladen. Da das dazu nötige sowjetische Einverständnis nicht zu erwarten war, schlug Berndt am 17. April vor, den Todeszeitpunkt der Opfer durch eine europäische Ärztekommission bestätigen zu lassen. Ab 20. April kontaktierten deutsche Botschaften geeignete Kandidaten, erhielten jedoch nur aus verbündeten, besetzten oder abhängigen Staaten Zusagen. Am 28. April reisten 12 von 13 eingeladenen Pathologen nach Katyn: Reimond Speleers (Belgien), Marko Antonow Markow (Bulgarien), Helge Tramsen (Dänemark), Arne Saxen (Finnland), Vincenzo Palmieri (Italien), Eduard Miloslavić (Kroatien), Herman Maximilien de Burlet (Niederlande), Alexandru Birkle (Rumänien), František Šubík (Slowakei), Ferenc Orsós (Ungarn) und František Hájek (Protektorat Böhmen und Mähren). François Naville aus der neutralen Schweiz behielt sich vor, als Privatperson anzureisen.[90] Vom 29. bis 30. April 1943 obduzierten sie einige unter ihrer Aufsicht exhumierte Leichen. Noch in Smolensk erstellte Orsós einen Bericht: Als Todesursache habe man nur Genickschüsse gefunden. Anhand des Verwesungsgrades der Leichen, Zeugenaussagen der Dorfbewohner, Tagebucheinträgen, Brief- und Zeitungsdaten, Winterkleidung, fehlenden Mückenstichen, vierstrahligen Stichverletzungen durch Bajonette und Jahresringen der Bäume auf den Gräbern sei zu schließen, dass die Getöteten im März und April 1940 erschossen worden seien. Täter nannte der Bericht nicht. Die Teilnehmer zweifelten jedoch nicht an der sowjetischen Täterschaft. Am 4. Mai 1943 übergab Orsós den Bericht an Reichsgesundheitsführer Leonardo Conti, der ihn als amtliches Gutachten herausgab.[91]

Übergabe des Abschlussberichts der Pathologen, Berlin (1943)

Die polnischen Gerichtsmediziner teilten der Ärztekommission ihre Befunde mit und bestätigten: Alles spreche für eine NKWD-Täterschaft. Nach ihrer Rückkehr nach Polen griffen jedoch weder die deutschen Besatzer noch die polnischen Untergrundkräfte auf ihre Ergebnisse zurück.[92] Nur einzelne polnische Katynbesucher berichteten in Medien der deutschen Besatzer über ihre Eindrücke und wurden deshalb von polnischen Kommunisten verfolgt.[93]

Bis zum 7. Juni 1943 wurden 4143 Leichen exhumiert, von denen man 2815 identifizierte.[94] Weil die Rote Armee nahegerückt war, stellten die Deutschen die Exhumierungen am 24. Juni ein, ließen die Gräber zuschütten und alle Fundstücke nach Krakau bringen.[95]

NS-Propaganda

Die NS-Propaganda zu „jüdisch-bolschewistischen Gräueltaten“ war integraler Bestandteil des deutschen Vernichtungskriegs gegen die Sowjetunion, den das NS-Regime als Befreiung der Völker Osteuropas ausgab. Seit dem Hitler-Stalin-Pakt 1939 hatte es schwere Verbrechen der Roten Armee in Osteuropa erwartet und als Hilfe für spätere deutsche Eroberungen begrüßt.[96] Nur das Ausmaß des Massenmords bei Katyn überraschte das NS-Regime. Die Täter zu finden und zu bestrafen war nicht sein Interesse.[97] Indem die Grabfunde als deutsches Verdienst ausgegeben und als Aufklärung bolschewistischer Gräuel inszeniert wurden, drängten die Deutschen die Aufklärungsversuche der Polen an den Rand. Diese wollten nicht als Kollaborateure der Nationalsozialisten dastehen.[98]

Die Einsatzgruppen, das OKW, die Heeresgruppen und das Auswärtige Amt hatten jeweils eigene Propaganda-Abteilungen. Sie ließen von April bis Juni 1943 tausende Wehrmachtssoldaten sowie sowjetische Zivilisten, Kollaborateure und Kriegsgefangene die Gräber und Leichen besichtigen. Eine von Major Albert Kost geleitete Truppe empfing und überwachte die Besucher vor Ort. Deren Berichte wurden zur „Wehrkraftertüchtigung“ eigener und „Wehrkraftzersetzung“ gegnerischer Truppen benutzt. Der von den deutschen Besatzern eingesetzte Bürgermeister von Smolensk Boris Menschagin organisierte seinerseits Zeugenverhöre, Katynbesuche und eine Kundgebung gegen das NKWD.[99]

Das RMVP konnte auf die schon eingespielte Zusammenarbeit mit diesen Propagandastellen zurückgreifen. Erstmals gewährte Goebbels größeren Gruppen von Polen und westlichen Ausländern relativ freien Zugang zur Fundstätte, um sie zu Kronzeugen dafür zu machen, welche Folgen ein Sieg der Sowjetunion für die Welt hätte. Dabei stimmte er alle wichtigen Einzelschritte mit Adolf Hitler ab, um seinen Führungsanspruch gegenüber anderen Propagandaleitern durchzusetzen. Hitler hatte eventuell bei seinem Besuch von Smolensk am 13. März 1943 von den Massengräbern erfahren und drängte Goebbels von Beginn an, Katyn für härtere Angriffe gegen das „Weltjudentum“ zu benutzen.[100]

Westliche Regierungen hielten deutsche Berichte über sowjetische Gräueltaten wegen vieler Falschmeldungen und des laufenden, ihnen seit Herbst 1942 bekannten Holocaust für unglaubwürdig. Darum ließ Goebbels die Gräber einigen ausländischen Journalisten und ausgewählten Kriegsgefangenen aus westlichen Staaten vorführen, darunter zwei US-amerikanischen Offizieren.[101] Er wollte die Leichenfunde in Deutschland nicht bekanntgeben, um die Ängste um deutsche Soldaten nicht zu verstärken, die in und nach der verlorenen Schlacht von Stalingrad in sowjetische Kriegsgefangenschaft geraten waren. Doch die westlichen Journalisten hielten ihre Berichte zunächst zurück. Am 7. April berichtete die sowjetische Prawda zutreffend von deutschen Kriegsverbrechen in der Region Smolensk. Am 11. April beschloss Goebbels, diesen Bericht mit einer dramatischen Sensationsmeldung zu Katyn zu diskreditieren.[102]

Am selben Tag meldete die deutsche Nachrichtenagentur Transocean den Fund eines Massengrabs mit etwa 3000 polnischen Offizieren, die die sowjetische Geheimpolizei (ehemals GPU, aufgegangen im NKWD) im Februar und März 1940 getötet habe.[103] Die Nachricht sollte internationale Presseberichte auslösen, um die folgende deutsche Bekanntgabe mit Zitaten daraus glaubwürdiger erscheinen zu lassen; sie blieb jedoch unbeachtet. Am 13. April meldete das Deutsche Nachrichtenbüro im Rundfunk: Ein „grauenvoller Fund“ im Wald von Katyn gebe „einen ebenso erschütternden wie einwandfreien Aufschluß über den Massenmord an mehr als 10.000 Offizieren aller Grade, darunter zahlreiche Generale der ehemaligen polnischen Wehrmacht.“ Sie seien unbezweifelbar im Mai 1940 vom NKWD ermordet worden.[104]

Die Kampagne bezog sieben Wochen lang alle Medien im gesamten deutschen Einflussbereich ein. Goebbels ließ Textvorlagen mit grausamen, erfundenen Details und überhöhten Opferzahlen, Plakate, Flugblätter, Filme und Radiosendungen mit Zeugenaussagen herstellen. Zeitungsartikel zeigten Fotografien von exhumierten Leichen.[105] Der Film „Im Wald von Katyn“ war für die „Auslandstonwoche“ bestimmt,[106] wurde aber erst am 8. Dezember 1943 zugelassen und durfte nur ausländischen Arbeitern und in besetzten Gebieten gezeigt werden.[107] Goebbels befahl, das Material intensiv auszunutzen, damit „wie in der Kampfzeit das Wort ‚Jude‘ wieder mit dem verheerenden Ton ausgesprochen wird, wie es ihm gebührt.“[108] Zu Katyn sei „immer wieder auf das jüdisch-bolschewistische Mordbrennen“ hinzuweisen.[109] Das „Werk jüdischer Schlächter“ (Völkischer Beobachter, 15. April 1943) bestätige, dass die Juden den Zweiten Weltkrieg zur Vernichtung der Deutschen provoziert hätten. Der Krieg werde jedoch mit ihrer Vernichtung enden.[110] Im Mai 1943 wies Johann von Leers in einem Artikel unter dem Titel „Schuld ist der Jude“ Klagen darüber zurück, „dass wir die Juden aus Europa ausrotten“. Es gehe darum, „wer wen überlebt. Wenn die Juden siegen, wird unser ganzes Volk so niedergemetzelt wie die polnischen Offiziere im Walde von Katyn.“[111] Stärker als 1941 stilisierte die NS-Propaganda den Krieg nun zur schicksalhaften Verteidigung des zivilisierten Europas vor „asiatisch-barbarischen Horden“ des Ostens,[112] um die Deutschen für den „totalen Krieg“ zu gewinnen und die Judenvernichtung zu rechtfertigen.[113]

In den besetzten Gebieten Osteuropas sollte die Katyn-Kampagne Hass gegen und Angst vor der Sowjetunion schüren und die Kollaboration mit den Nationalsozialisten verstärken. Sie bewog viele Rumäniendeutsche zum Eintritt in die Waffen-SS.[114] Im Generalgouvernement sollte sie den erheblichen Widerstand gegen die deutschen Besatzer schwächen und deren Terrormaßnahmen gegen den Aufstand im Warschauer Ghetto rechtfertigen. Mahnmale wurden aufgestellt, Katyn-Broschüren in millionenfacher Auflage wurden gedruckt und verteilt. Die Polen sollten einen nationalen Gedenktag erhalten. Die Kampagne blieb jedoch erfolglos. Manche Widerstandsparolen nannten Katyn und Auschwitz „beide des Feindes Werk“.[115] Untergrundplakate in Krakau höhnten, demnächst würden analoge Ausflüge nach Auschwitz beweisen, wie „humanitär“ im Vergleich zu den sowjetischen die deutschen Mordmethoden seien. Dort habe die deutsche Wissenschaft „Ungeheures für die europäische Kultur geleistet.“[116]

Goebbels erreichte am 25. April den Bruch Stalins mit der polnischen Exilregierung, verfehlte aber sein Hauptziel, die Anti-Hitler-Koalition zu sprengen. Auch in Deutschland war die Kampagne nur mäßig erfolgreich: Laut einigen „Meldungen aus dem Reich“ hielten viele Deutsche die Aufregung über Katyn für unberechtigt, „weil deutscherseits in viel größerem Umfang Polen und Juden beseitigt worden sind“.[117] Das NS-Regime musste fürchten, die vorrückende Rote Armee werde NS-Verbrechen entdecken. Diese nahm ab 15. April 1943 in den von ihr zurückeroberten Gebieten der Ukraine ihrerseits Exhumierungen von NS-Opfern vor, um sie später bekanntzugeben. Daher bildete das NS-Regime im April/Mai 1943 für die Ukraine Sonderkommandos zur Spurenbeseitigung[118] nach dem Modell der „Sonderaktion 1005“, die seit Juni 1942 Massengräber der ersten Phase des Holocaust beseitigt hatte. Reichskommissar Hinrich Lohse warnte den Reichsminister für die besetzten Ostgebiete Alfred Rosenberg im Juni 1943: Man solle sich nur vorstellen, wie die Gegenseite ihr bekannt gewordene NS-Verbrechen ausschlachten würde, die Katyn bei weitem überträfen und wahrscheinlich nur wegen ihres Ausmaßes nicht geglaubt würden.[119]

Wie die NS-Propaganda rechnen deutsche Rechtsextremisten das Massaker von Katyn gegen NS-Verbrechen auf, um diese zu relativieren.[120] Manche unterstellen, wie die „Katyn-Lüge“ habe man auch die „Auschwitz-Lüge“ erfunden, um die Judenmorde den Deutschen unterzuschieben.[121]

Isolierung der polnischen Exilregierung

Władysław Sikorski, Chef der polnischen Exilregierung (um 1942)

Die deutsche Bekanntgabe des Massakers zwang Polens Exilregierung zur Stellungnahme. Am 17. April 1943 beantragte sie eine neutrale Untersuchung beim IKRK. Weil General Anders von einem NKWD-Massenmord überzeugt war, verlangte Verteidigungsminister Marian Kukiel zudem eine offizielle sowjetische Erklärung zum Verbleib der polnischen Offiziere. Er sprach dem NS-Regime das Recht ab, die Toten von Katyn für eigene Ziele zu missbrauchen. Als Goebbels vom polnischen Antrag erfuhr, veranlasste er das DRK sofort, telegrafisch nochmals IKRK-Hilfe beim Identifizieren der Toten zu beantragen. Beide Anträge gingen fast gleichzeitig beim IKRK ein. Darum griff ein Prawda-Artikel die Exilregierung am 19. April als „Hitlers polnische Kollaborateure“ an. Am 21. April kritisierte Stalin, das IKRK lasse sich von Hitlers Terrorregime für eine Farce benutzen. Daraufhin bot das IKRK am 22. April eine neutrale Katynkommission nur dann an, falls die Sowjetunion zustimme. Das NS-Regime lehnte diese Bedingung am 23. April ab.[122] Am 24. April warf Stalin Polens Exilregierung ein mit den Deutschen abgestimmtes antisowjetisches Vorgehen vor. Sie müsse ihren Antrag zurückziehen und die Deutschen für das Massaker verantwortlich machen. Um die Anti-Hitler-Koalition zu bewahren, drängte der britische Premierminister Winston Churchill Sikorski, den IKRK-Antrag zurückzuziehen. Dieser erklärte sich dazu bereit, weigerte sich jedoch, die Deutschen zu beschuldigen, weil ihm Beweise für sowjetische Täter vorlagen. Trotz Churchills Vermittlungsversuch brach Stalin die Beziehungen zur Exilregierung am 25. April ab. Damit isolierte er diese in der Anti-Hitler-Koalition und stellte die Weichen für ein kommunistisches Nachkriegspolen.[123]

Daraufhin einigten sich die polnischen Widerstandsgruppen und die Vertreter vier demokratischer Exilparteien darauf, ein nichtkommunistisches, unabhängiges Polen mit der 1921 vereinbarten Ostgrenze anzustreben. Im August 1943 schlossen sie eine Zusammenarbeit mit der Sowjetunion, den polnischen Rechtsnationalisten und Kommunisten aus. Stalin unterstützte fortan den im März 1943 gegründeten Bund Polnischer Patrioten als politischen Partner für ein kommunistisches Nachkriegspolen zwischen Oder und Curzon-Linie.[124]

US-Präsident Franklin D. Roosevelt erklärte Stalin, Polens Antrag beim IKRK sei ein Fehler gewesen, doch Sikorski sei kein Kollaborateur des NS-Regimes. Er bat Stalin um erneute Kontakte mit den Exilpolen und klammerte Katyn dafür aus. Er nahm an, dass der Sieg über Hitlerdeutschland und eine stabile Nachkriegsordnung nur mit Stalin möglich seien. Weil die Aufklärung des Massakers diese Ziele gefährdete, spielte die US-Außenpolitik es herunter.[125]

Sikorski starb am 4. Juli 1943 beim Flugzeugabsturz bei Gibraltar. Seitdem wurde vermutet, er sei wegen seiner beharrlichen Aufklärungsversuche zu Katyn ermordet worden.[126] Eine gerichtsmedizinische Untersuchung seines Leichnams von 2008 ergab keine Anhaltspunkte für einen Mord, schloss aber Sabotage am Flugzeug nicht völlig aus.[127]

Bei der alliierten Teheran-Konferenz (28. November bis 1. Dezember 1943) wurden die eroberten Gebiete Ostpolens der Sowjetunion zugeschlagen und die Westverschiebung Polens vereinbart. Die Aufklärung des Massenmords von Katyn galt als Hindernis für diese Einigung.[128] Ende Juli 1944 besuchte der neue polnische Ministerpräsident Stanisław Mikołajczyk Stalin, um die sowjetisch-polnischen Beziehungen wiederherzustellen. Churchill soll ihm geraten haben, dafür auch die sowjetische Version zu Katyn zu akzeptieren. Während des Warschauer Aufstands bat Mikołajczyk Stalin vergeblich um Hilfe der Roten Armee für die Aufständischen.[129] Laut dem Historiker Victor Zaslavsky demütigte Stalin den Bittsteller mit der unannehmbaren Bedingung, nur zu helfen, falls die polnische Exilregierung die Nationalsozialisten öffentlich zu Tätern des Massakers von Katyn erkläre.[130] Erst nachdem die Deutschen den Aufstand niedergeschlagen hatten, ließ Stalin die sowjetischen Truppen einrücken; später ließ er überlebende polnische Widerstandskämpfer verhaften. Diese Schritte sollten wahrscheinlich dem Aufbau eines kommunistischen Staates Polen nach dem Krieg dienen.[131]

Sowjetische Geschichtsfälschung

Am 12. April 1943 erklärte eine polnischsprachige Radiostation in Moskau, die deutschen Angaben seien monströs. Am 15. April erklärte das sowjetische Sowinformbüro, Goebbels' „Schlächter“ versuchten, ihr eigenes Verbrechen mit erfundenen Vorwürfen zu vertuschen. Die polnischen Kriegsgefangenen seien bei Bauarbeiten nahe Smolensk eingesetzt worden und den „deutschfaschistischen Henkern“ nach dem Rückzug der sowjetischen Truppen im Sommer 1941 gemeinsam mit sowjetischen Bürgern in die Hände gefallen. Bei ihrer „ungeschickt ausgeheckten Erfindung“ über angeblich von ihnen gefundene viele Gräber hätten sie das Dorf Gnjosdowo erwähnt, aber verschwiegen, dass nahebei archäologische Ausgrabungen stattfanden.[132]

Seit dem 19. April 1943 drohte ein sowjetisches Dekret für „Kooperation mit dem Feind“ die Todesstrafe an.[133] Stalins Leibarzt Nikolai Burdenko war seit 1941 führender Gerichtsmediziner einer Staatskommission, die „Verbrechen der deutsch-faschistischen Eroberer und ihrer Komplizen“ erfassen und rekonstruieren sollte. Ab 5. August untersuchte er hunderte exhumierte Mordopfer der Gestapo in Orjol. Er berichtete, deutsche Täter hätten hier systematisch dieselbe Erschießungsmethode wie in Katyn angewandt und die Gräber hier wie dort mit jungen Bäumen bepflanzt. Darauf sei er durch einen deutschen Zeitungsbericht über Katyn gestoßen. Das NKWD hatte einen Teil der exhumierten Toten jedoch 1941 selbst erschossen, kannte deren Fundorte und stellte Burdenko jenen Zeitungsbericht zu. Damit bereitete es die Geschichtsfälschung zu Katyn vor.[134]

Nach der Rückeroberung der Region Smolensk im September 1943 ließ es einige Opfer von Katyn erneut exhumieren und stattete ihre Kleidung mit zuvor gefälschten Beweisstücken aus. Bis zum 10. Januar 1944 wurden 95 Helfer der deutschen Exhumierungen aus der Umgebung festgenommen, verhört und zu Falschaussagen gezwungen. Damit präparierte man 17 angebliche Zeugen für eine folgende Untersuchungskommission. Diese wurde am 13. Januar 1944 offiziell eingesetzt.[135] Sie sollte die „Umstände der Erschießung polnischer Kriegsgefangener durch die deutschen faschistischen Okkupanten“ untersuchen, also das feststehende Ergebnis bestätigen. Burdenko durfte den Wald von Katyn erst nach Abschluss der Fälschungsarbeiten betreten.[136] Zum achtköpfigen Leitungsgremium gehörten Jefim Smirnow (Sowjetisches Rotes Kreuz), Wladimir Potjomkin (Volkskommissar für Bildung), der Schriftsteller Alexei Tolstoi und der Metropolit Nikolai. Vier weitere sowjetische Gerichtsmediziner neben Burdenko, sechs Militärsanitäter und namentlich nicht genannte NKWD-Beamte sollten ihnen zuarbeiten; ausländische Experten fehlten.

Der Burdenko-Bericht folgerte aus Zeugenaussagen und Gutachten, ein deutscher „Stab des 537. Baubataillons“ habe die Polen im Herbst 1941 erschießen lassen. Um das zu vertuschen und der Sowjetunion unterzuschieben, hätten die Deutschen Sowjetbürger zu Falschaussagen bestochen, von anderswo geholte Leichen in die geöffneten Gräber gelegt, 500 sowjetische Kriegsgefangene gezwungen, Dokumente und Beweise aus der Kleidung der Leichen zu entfernen, und sie dann wie die Polen per Genickschuss mit deutscher Munition vom Kaliber 7,65 mm erschossen. Gerichtsmedizinisch beweise der Verwesungsgrad von 925 exhumierten Leichen, den man mit anderen Leichen aus Smolensk verglichen habe, den Herbst 1941 als Zeitraum der Morde. Die meisten Taschen und Futterale der Uniformen seien aufgerissen oder aufgeschnitten gewesen, um Beweise gegen Fälschungen auszutauschen. Einige habe man jedoch übersehen: Darin hätten sich Briefe mit Daten vom 20. November 1940 bis 20. Juni 1941 gefunden.

Die Gerichtsmediziner sollen die Leichen vom 16. bis 23. Januar 1944 untersucht haben; am 24. Januar erschien der Bericht. Sie konnten daher nur wenige, schon exhumierte Leichen untersuchen. Angaben zu 11.000 Opfern, zum Straßenbau der Polen bis Juli 1941 und ihrer Erschießung durch Deutsche blieben unbelegt. Der Burdenko-Bericht zitiert öfter wörtlich einen Bericht Merkulows und seines Stellvertreters über ihren Katyn-Besuch im Januar 1944. Daher wird angenommen, dass Burdenko diese Vorlage übernahm und ihre Schlussfolgerungen bestätigen musste. Kurz vor seinem Tod im November 1946 soll er einem Freund gestanden haben, er kenne das wahre Alter der Gräber; das NKWD habe einen riesigen Fehler gemacht.[137]

Um diese weltweit zu publizieren, durften einige westliche Journalisten und Diplomaten Katyn vom 22. bis 23. Januar 1944 besuchen, darunter Kathleen Harriman, Tochter des US-Botschafters W. Averell Harriman. Ihre Berichte bestätigten die sowjetische Version, obwohl sie die präsentierten Zeugen nicht befragen durften und deren Aussagen als unglaubwürdig einstuften.[138]

Beim Leningrader Schauprozess (29. Dezember 1945 bis 5. Januar 1946) gegen elf deutsche Wehrmachtsangehörige behauptete die Sowjetische Militäradministration in Deutschland (SMAD), der Angeklagte Arno Düre habe einen Massenmord der Deutschen an 15.000 bis 20.000 Polen, Russen und Juden in Katyn beobachtet. Einige Zeitungen der SBZ berichteten über die angebliche „ungeheuerliche Bluttat der Faschisten im Walde von Katyn“, um so den Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher propagandistisch vorzubereiten. Dort wollte die Sowjetunion ihre Version zum Massaker international durchsetzen.[139]

Der sowjetische Jurist Nikolai Sorja, ein Assistent des Generalstaatsanwalts Konstantin Gorschenin, bereitete im Mai 1945 mit Polens neuem Justizminister Henryk Świątkowski einen Schauprozess zu Katyn vor, der erpresste Geständnisse von angeblichen polnischen Kollaborateuren der Deutschen liefern sollte. Świątkowski beauftragte den Krakauer Staatsanwalt Roman Martini mit Festnahmen und Verhören aller erreichbaren Polen, die Katyn 1943 besichtigt hatten. Die meisten Gesuchten waren jedoch bereits in den Westen geflohen. Edmund Seyfried wurde in einem anderen Verfahren als Kollaborateur des NS-Regimes zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt. Martini wurde am 12. März 1946 ermordet; der Schauprozess wurde abgesagt. Während man früher oft Martinis Katyn-Untersuchung als Mordmotiv annahm, werden heute eher antikommunistische Polen als Auftraggeber des Mordes vermutet.[140]

Vor dem Nürnberger Prozess 1945–1946 verlangten britische Diplomaten, Katyn nicht in die Anklageschrift der Alliierten aufzunehmen, da sie fürchteten, eine Beweisaufnahme werde die Sowjetunion belasten und so den Gesamtprozess gefährden. Die sowjetischen Anklagevertreter setzten sich jedoch durch.[141] Sie reichten den Burdenko-Bericht als „unumstößliches Beweismaterial“ ein, weil das Londoner Statut Berichte über von alliierten Regierungen schon untersuchte deutsche Kriegsverbrechen als nicht zu verhandelnde Beweise zuließ.[142] Die Anklageschrift ordnete das Massaker von Katyn in eine konsequente „deutsch-faschistische“ „Politik der physischen Ausrottung der slawischen Völker“ ein.[143] Indem die Sowjetunion das eigene Verbrechen plausibel als Muster und Präzedenzfall der deutschen Völkermordpolitik darstellte, verdeckte sie analog zur NS-Propaganda erfolgreich die gemeinsame Gewaltpolitik der Jahre 1939 bis 1941 mit dem ideologischen Hauptfeind.[98]

Als Täter nannte die sowjetische Anklage ein „Baubataillon 537“ unter Oberleutnant „Arnes“, als Opfer jene 925 Toten, die Burdenko angeblich exhumiert hatte. Erst nach zwölf Tagen korrigierte Hauptankläger Roman Rudenko die Zahl auf 11.000. Gegen seinen Protest ließ der Internationale Militärgerichtshof eine Befragung von je drei Zeugen für Verteidigung und Anklage zu. Nikolai Sorja, der Rudenko ab 1946 assistierte und auch die Anklage zu Katyn vorbereitete, wurde am 24. Mai 1946 tot aufgefunden. Die Todesursache ist ungeklärt. Ein Mord an Sorja wird vermutet, eventuell auch wegen seines Einblicks in Geheimakten zu Katyn.[144]

Als Oberleutnant Reinhart von Eichborn von der Anklage erfuhr, machte er Ahrens ausfindig und beschrieb dem Widerstandskämpfer Fabian von Schlabrendorff die Fehler der sowjetischen Anklageschrift. Dieser hatte den US-amerikanischen Anklägern schon geraten, den Anklagepunkt Katyn fallen zu lassen, um den Gesamtprozess nicht zu gefährden. Er unterrichtete das Office of Strategic Services (OSS), dessen Leiter William J. Donovan den Hauptankläger Robert H. Jackson von einer Zeugenbefragung überzeugte. Donovan empfahl wahrscheinlich auch einige Zeugen der Verteidigung und sorgte für deren Schutz.[145] Jackson erkundigte sich seinerseits vorher nach Beweisen zu Katyn.[146]

In der Verhandlung vom 1. und 2. Juli 1946 berichtete Ahrens von sowjetischen Zeugen der Erschießungen im Wald von Katyn. Eichborn und Generalleutnant Eugen Oberhäuser, ehemaliger Nachrichtenführer der Heeresgruppe Mitte, bestätigten, dass Ahrens erst Monate nach dem angeblichen Mordzeitpunkt in Katyn eingetroffen war und Soldaten seines Nachrichtenregiments niemand hätten unbemerkt erschießen können. Boris Basilewski, Vizebürgermeister von Smolensk, bestätigte, dass im Wald bei Katyn vor 1941 sowjetische Geheimpolizei stationiert war. Der Bulgare Marko Antonow Markow, der 1943 zur Ärztekommission in Katyn gehört hatte, gab nun an, er sei zur Unterschrift unter deren Bericht genötigt worden und habe bei seiner Einzelautopsie den Herbst 1941 als Todeszeitpunkt festgestellt. Er bestätigte aber Winterkleidung der Opfer.[147][148] Nachdem der deutsche Verteidiger Otto Stahmer das Dossier der polnischen Exilregierung über Katyn erhielt und als Beweismaterial vorlegte, setzten die amerikanischen Ankläger durch, den Anklagepunkt Katyn fallenzulassen. Anders als sonst erhob Rudenko dagegen keinen Einspruch.[149] Eine Feststellung der Täter war nicht Aufgabe des Gerichts. Daher wurde Katyn im Urteil (1. Oktober 1946) und in der offiziellen amerikanischen Dokumentation des Prozesses nicht erwähnt. Damit war der sowjetische Versuch gescheitert, die eigene Geschichtsfälschung international festzuschreiben.[150]

1969 ließen Behörden im weißrussischen Dorf Chatyn eine Gedenkstätte für Opfer deutscher Kriegsverbrechen errichten. Zuvor hatten sie ein anderes Dorf dafür ausgewählt. Einige westliche Historiker vermuten, Chatyn sei wegen der Namensähnlichkeit zu Katyn gewählt worden, um die Erinnerung an das eigene Massaker auszulöschen.[151] In den 1970er-Jahren versuchte die Sowjetunion immer wieder, westliche Medienberichte über Katyn durch diplomatischen Protest zu verhindern und als Fortsetzung der Goebbels-Propaganda abzuwehren. Zugleich wurde jeder Hinweis auf Katyn aus sowjetischen Geschichtsbüchern und Enzyklopädien getilgt.[152]

Aufklärung

Exilierte und emigrierte Polen

Polens Exilregierung hatte seit dem 14. April 1943 von Generalmajor Stefan Rowecki, dann von Sozialfürsorgedirektor Edmund Seyfried, dem Kriegsgefangenen Stefan Mossor, dem PCK-Delegationsleiter Kazimierz Skarżyński und anderen zunehmend exakte, unabhängig von den Deutschen erstellte Angaben und Berichte aus Katyn erhalten. Sie nannten die deutsche Opferzahl von über 10.000 übertrieben, überschätzten sie anfangs aber ihrerseits auf 8000.[153] Gerichtsmediziner Marian Wodziński stellte die bis 3. Juni 1943 ermittelten Fakten und Indizien fest:

  • 4143 Personen waren in Reihen in acht Massengräbern bestattet worden, sieben davon benachbart.
  • Laut mitgeführten Impfzeugnissen und Tagebuchnotizen waren es polnische Offiziere aus dem Lager Koselsk.
  • Die meisten Opfer waren anhand bei ihnen gefundener Gegenstände identifizierbar.
  • Ihr Transportweg von Koselsk bis zum Wald von Katyn war aus einigen ihrer Notizen klar ersichtlich.
  • Die winterlichen Holzschuhe der Toten in Grab 1 gegenüber den Sommeruniformen derer in Grab 8, Zeitungsausschnitte und Tagebuchdaten belegten, dass die Gräber von Mitte März bis Anfang Mai 1940 angelegt und gefüllt wurden.
  • Die Angaben sowjetischer Dorfbewohner, die Ankünfte polnischer Offiziere in Gnjosdowo beobachtet und Schreie und Schüsse im Wald gehört hatten, deckten sich mit den Notizen der Opfer.
  • Nahegelegene, etwa fünf bis 15 Jahre ältere Gräber mit auf dieselbe Weise erschossenen Sowjetbürgern belegten einen seit langem genutzten Hinrichtungsort.[154]

Hinzu kamen die Namenslisten der Vermissten aus den Suchbüros von General Anders, Berichte von Überlebenden aus den Sonderlagern, Besuchsberichte westlicher Journalisten und Gesprächsprotokolle zu sowjetischen Auskünften.

Eine im Dezember 1944 in London gegründete Kommission trug diese Informationen zusammen. Ihr Bericht vermied eine Schuldzuweisung, legte aber anhand der präzise dargestellten Fakten die NKWD-Täterschaft nahe. Zum Nürnberger Prozess 1946 übergab die polnische Exilregierung diesen Bericht dem Hauptankläger Robert Jackson und dem deutschen Verteidiger Otto Stahmer. 1948 erschien eine erweiterte englische Fassung des polnischen Berichts in London, die als vielfach übersetztes und neu aufgelegtes „polnisches Weißbuch“ zur Hauptquelle der historischen Forschung wurde.[155]

Polnische Emigranten hielten die Erinnerung an Katyn im Westen wach. Die Standardwerke des Katynbesuchers von 1943 Józef Mackiewicz (Katyn: Ungesühntes Verbrechen, 1949)[156] und des Politikwissenschaftlers Janusz Zawodny (Death in the Forest, 1962) benannten die sowjetische Schuld. Zawodny beschrieb den Weg der Ermordeten, die sowjetische Geheimpolizei als Täter, Stalins Regierung als Auftraggeber, die Propagandakampagnen danach und die Haltung der Westalliierten im Nürnberger Prozess. Diese kritisierte er als Kapitulation der Moral vor der Realpolitik. Sein Werk gilt als wissenschaftlich akzeptierte Klärung der Täterfrage.[157]

Großbritannien

Nach dem Bekanntwerden des Massakers sammelte Owen O’Malley, der britische Botschafter bei Polens Exilregierung, Informationen zu Katyn und sandte seinen Bericht am 24. Mai 1943 an Außenminister Anthony Eden. Darin warnte er: Die sowjetische Täterschaft sei fast unbezweifelbar, und ihr Verschweigen könne die Berufung des Westens auf moralische Werte untergraben. Er kritisierte den offiziellen Protest seiner Regierung gegen die von den Exilpolen geplante Bekanntgabe der Beweise: „Wir haben die gesamte Autorität Englands darauf gesetzt, diese Verbrechen zu verheimlichen.“[158]

Die britische Regierung zensierte jedoch bis zum Kriegsende 1945 alle Presseberichte über Katyn, da ihre Kriegsführung auf die Koalition mit Stalin angewiesen war. Churchill hinderte die Exilpolen, ihr Material zu veröffentlichen: Es sei sinnlos, „sich krankhaft um drei Jahre alte Gräber in Katyn zu scharen“. Nur im Bündnis mit Stalin gebe es Sicherheit für Polen. Im Februar 1944 verlangte er O'Malleys Stellungnahme zum Burdenko-Bericht. Dieser sah die Vermutung sowjetischer Täter darin noch gestärkt, war aber wie Churchill nun dafür, das Verbrechen trotz moralischer Bedenken zu verschweigen. Dieses habe er auch Polens Exilregierung geraten.[159]

1956 warnte das britische Außenministerium vor einer Katyndebatte und verbot eine Filmvorführung dazu, um Chruschtschows bevorstehenden Staatsbesuch nicht zu gefährden.[160]

Ab 1971 diskutierte die britische Presse über Zawodnys neuaufgeleges Buch Death in the Forest. Die konservativen Abgeordneten Airey Neave und Lord St. Oswald erreichten eine Debatte über Katyn am 17. Juli 1971 im House of Lords, nicht aber die geforderte juristische Untersuchung des Verbrechens. 1972 wurden die Akten des britischen Außenministeriums aus der Kriegszeit freigegeben. Dadurch wurde der O'Malley-Bericht bekannt. Louis FitzGibbons ließ den Bericht in seinen Katyn-Werken nachdrucken. 1976 lehnte die britische Regierung ihre Teilnahme an der Einweihung eines Katyndenkmals ab: „Insgeheim“ lasse sich die sowjetische Täterschaft nicht bezweifeln. Doch trotz aller Dokumente gebe es keinen zwingenden Beweis dafür. Eine Parteinahme würde die bilateralen Beziehungen zur Sowjetunion „maximal beschädigen“. Diese Haltung blieb in der Ära der Entspannungspolitik bestimmend. Auch spätere konservative britische Regierungen lehnten eine offizielle Erklärung zu Katyn ab und beriefen sich dazu stets auf „legitime Restzweifel“, weil kein Tötungsbefehl bekannt war.[161]

Vereinigte Staaten

Seit Mai 1942 sandte der Exilpole Henry Szymański aus dem Iran regelmäßig Berichte über die Suche der Anders-Armee nach den vermissten Offizieren dem Nachrichtendienst des US-Heeres.[162] Am 24. Mai 1943 übergab er die Ergebnisse der Suche Czapskis und Gesprächsprotokolle mit sowjetischen Führern. Dadurch und aus Katynbesuchen westlicher Journalisten wusste die US-Regierung von den wahrscheinlichen NKWD-Morden.[163]

Der US-Kongress thematisierte das Massaker bis zum Kriegsende nicht. Das United States Office of War Information (OWI) warnte am 6. Mai 1943 vor „sehr zweifelhaften“ Angaben der Deutschen dazu, zu denen es den Ärztebericht zählte. Pressekommentare kritisierten den polnischen IKRK-Antrag als Dummheit und Vorstoß zur Unzeit. Nur wenige Berichte erörterten die Täterfrage und nahmen dann meist deutsche Täter an; diese Annahme sei Pflicht aller loyalen US-Bürger.[164]

Dagegen verwies der Journalist William Lindsay White in seinem Bestseller „Report on the Russians“ (März 1945) auf die Winterkleidung der Opfer, die dem angeblichen Todeszeitpunkt im Sommer 1941 widerspreche. Ferner sei unerklärlich, dass die Sowjetunion den Aufenthaltsort der Gefangenen vor der deutschen Invasion (Juni 1941) nicht habe finden können, und danach nicht mitteilte, dass die Deutschen sie 1941 gefangengenommen hätten. Das Medienecho darauf war negativ, da die meisten US-Bürger die eigenen Soldaten bald heimholen und keinen neuen Konflikt mit der Sowjetunion wollten.[165] White wurde auch von Regierungsvertretern und vom National Council of Soviet-American Friendship angegriffen.[166]

1948 publizierten emigrierte Polen in den USA einige polnischsprachige Artikel und Dokumente zu Katyn. Sie erreichten, dass der 1944 gegründete Polish American Congress sich des Themas annahm. 1949 bat dessen Präsident Charles Rozmarek (Karol Rozmiarek) den US-Botschafter bei der UNO Warren Austin vergeblich, dort eine unparteiische Untersuchung des Massakers zu verlangen. Der Journalist Julius Epstein gewann mit Publikationen über Katyn den früheren US-Botschafter in Polen Arthur Bliss Lane dazu, ein privates Katyn-Komitee zu bilden, das zwei Jahre lang Beweismaterial sammelte. Nach Berichten, dass US-Soldaten im Koreakrieg wie die Opfer von Katyn mit Genickschüssen exekutiert worden seien, erreichte der Abgeordnete Ray J. Madden im September 1949 eine Mehrheit im Repräsentantenhaus der Vereinigten Staaten für einen Untersuchungsausschuss zum Massaker und zum Umgang der Regierung Roosevelts damit.[167]

Das Madden-Komitee befragte von Oktober 1951 an 81 Zeugen, darunter Überlebende aus den NKWD-Lagern und fünf Pathologen von 1943, untersuchte 183 Beweisstücke und über 100 eingereichte schriftliche Aussagen.[168] Gersdorff, der die Obduktionen 1943 beaufsichtigt und ausländische Besucher betreut hatte, bezeugte, alle Pathologen seien danach von der sowjetischen Schuld überzeugt gewesen.[169] Robert Jackson gab an, im Nürnberger Prozess sei die Beweislage unschlüssig gewesen.

Die ebenfalls eingeladene Sowjetunion hatte die Teilnahme abgelehnt, nur den Burdenko-Bericht übersandt und bezichtigte das Madden-Komitee mit einer Pressekampagne im Ostblock der Verbreitung von Nazilügen.[170] Erstmals wurde der Burdenko-Bericht in Polen veröffentlicht und machte Katyn dort zum Medienthema.[171]

Der Abschlussbericht des Madden-Komitees vom 22. Dezember 1952 bekräftigte, die Beweislage sei eindeutig. Er kritisierte in der damaligen McCarthy-Ära politisches Versagen der früheren US-Regierung: Mit Rücksicht auf das Kriegsbündnis und den erwünschten Aufbau einer Armee von Exilpolen auf sowjetischem Boden habe Roosevelt keinen Druck auf die Sowjetunion ausgeübt, den Verbleib der polnischen Offiziere aufzuklären. Die Sowjetunion habe das Massaker bereits im Blick auf die Nachkriegszeit verübt, da die polnische Militärelite den Aufbau eines kommunistischen Satellitenstaates in Polen verhindert hätte. Das Komitee deckte auf, dass Regierungsbeamte bis 1945 Beweismaterial zu Katyn unterdrückt oder ignoriert hatten, etwa den Bericht von Henry Szymański und von George Howard Earle. Dieser hatte als Roosevelts Sonderbeauftragter für den Balkan Informationen über Katyn gesammelt und diese Roosevelt im Mai 1944 vorgelegt, ihm eine unabhängige Untersuchung angeraten und ein Jahr später eine Publikation zu Katyn angekündigt. Daraufhin hatte Roosevelt ihm verboten, das Thema weiterzuverfolgen, und ihn nach Amerikanisch-Samoa versetzen lassen.[172]

Oberstleutnant John Van Vliet hatte als Kriegsgefangener die Gräber bei Katyn am 13. Mai 1943 besichtigt und am 22. Mai 1945 dem für Nachrichtenwesen im Heer zuständigen Generalmajor Clayton Bissell davon berichtet. Er hielt sowjetische Täter wegen der Verwesung der Leichen und Tagebuchdaten für erwiesen. Bissell hatte Van Vliets Aussage schriftlich fixiert und als streng geheim eingestuft. Dieser Bericht war im Pentagon dann jedoch unauffindbar.[173] Das Komitee vermutete, er sei 1945 vernichtet worden, um den damals verhandelten UNO-Beitritt der Sowjetunion nicht zu gefährden.[174] Im September 2012 veröffentlichte das Nationalarchiv der USA Nachrichten Van Vliets und eines weiteren Kriegsgefangenen an die US-Armee, die diese bereits im Frühjahr 1944 Schweizer Diplomaten übergeben konnten, die ihr Kriegsgefangenlager inspizierten. Die Forscherin Krystyna Piórkowska fand 2013 in den Akten der Pariser US-Botschaft das Protokoll einer Aussage Van Vliets vom 10. Mai 1945. Die Funde bestätigten seine Aussagen zur sowjetischen Täterschaft[175] und deren Vertuschung durch US-Regierungen.[176]

Das Madden-Komitee übergab seinen Bericht 1953 der UNO, erreichte jedoch nicht den angestrebten internationalen Strafprozess gegen die Sowjetunion.[177] Gleichwohl machten sich westliche inklusive bundesdeutsche Medien sein Urteil zu eigen, nunmehr sei die sowjetische Täterschaft bewiesen.[178]

Nur wenige amerikanische Autoren (Gabriel Kolko, Peter M. Irons) bezweifelten diese weiterhin.[179]

Polen

In der Volksrepublik Polen wurde die sowjetische Täterschaft am Massaker von Katyn jahrzehntelang tabuisiert. Die Pressezensur regelte die Sprache der Medien zu Katyn bis ins Detail: Die Aussage „erschossen von den Nazis“ sei erlaubt, Datierung vor August 1941 sei verboten, polnische Häftlinge der Sowjetunion dürften nicht „Gefangene“ genannt werden.[180] Parteichef Bolesław Bierut unterdrückte jegliche oppositionelle Regung und sorgte dafür, dass Katyn in Polens Dokumentation deutscher Verbrechen für den Nürnberger Prozess fehlte.[181] In den 1950er-Jahren erschienen Pamphlete, die den Burdenko-Bericht gegen Aufklärungsversuche in den USA stützen sollten, darunter Reden der Stalinistin Wanda Wasilewska und das Buch „Die Wahrheit über Katyn“ von Bolesław Wojcicki.[182]

In seiner Rede „Über den Personenkult und seine Folgen“ vom Februar 1956 deckte Parteichef Chruschtschow einige Verbrechen Stalins auf, erwähnte Katyn jedoch nicht. Nach Bieruts Tod im März 1956 wurde Władysław Gomułka neuer Parteichef in Polen. Chruschtschow soll ihm vorgeschlagen haben, die sowjetische Schuld für Katyn öffentlich zuzugeben, um den Konflikt in und mit Polen zu lösen. Gomułka habe das wegen unkalkulierbarer Folgen in Polen abgelehnt.[183][184] Sein Nachfolger Edward Gierek wurde von Gegnern in Polen gedrängt, sich bei sowjetischen Staats- und Parteiführern für die Aufklärung des Massakers einzusetzen.[185] Ob er dies inoffiziell versuchte, ist umstritten.[186]

1978 gründeten Oppositionelle in Krakau heimlich ein Katyn-Institut, das 30 illegale Flugblätter über das Massaker im Untergrund verteilte. Eines davon war den jüdischen Opfern gewidmet.[187] Die 1980 in Polen gegründete unabhängige Gewerkschaft Solidarność forderte, das Verbrechen von Katyn aufzuklären. Damit wurde Katyn zum Symbol für die Ziele der polnischen Oppositionskräfte, während die Staatsmedien das Thema weiter tabuisierten.[188] In den Folgejahren stellten polnische Bürger die deutsche Täterschaft zu Katyn allmählich immer offener in Frage und verlangten Aufklärung, unterstützt von Appellen aus westeuropäischen Staaten.

Der polnische Staatsratsvorsitzende Wojciech Jaruzelski vereinbarte daraufhin im April 1987 mit Gorbatschow eine polnisch-sowjetische Historikerkommission, die die „weißen Flecken“ in der Beziehung beider Staaten aufklären sollte.[189] Bei ihrem ersten Treffen im Mai 1987 beschloss die Kommission, sich nicht an öffentlichen Debatten zu beteiligen. Mit Bezug darauf weigerten sich die sowjetischen Historiker, das Thema Katyn zu behandeln. Das Zentralarchiv der KPdSU unter Waleri Boldin verweigerte die Herausgabe von Dokumenten.[190] Trotzdem stellten die polnischen Historiker die Ungereimtheit des Burdenko-Berichts heraus.[191] Seit Oktober 1987 durften einige polnische Zeitungen Katyn behandeln. Im März 1988 veröffentlichte das Parteiorgan Trybuna Ludu einen Aufruf polnischer Intellektueller, darunter Oppositionsführer Lech Wałęsa, an sowjetische Intellektuelle, öffentlich über die Morde von Katyn zu sprechen.

Im Vorlauf zur ersten teilweise freien Parlamentswahl in Polen 1989 brach die regierende Polnische Vereinigte Arbeiterpartei angesichts des wachsenden Zulaufs zu den Oppositionsparteien mit ihrer bisherigen Position zu Katyn. Regierungssprecher Jerzy Urban erklärte im März 1989 öffentlich, das stalinistische NKWD habe das Verbrechen begangen, und forderte eine Untersuchung.[192] Im Mai widerlegten die polnischen Historiker in der Kommission den Burdenko-Bericht und machten das NKWD erstmals auch für die Ermordung der Gefangenen von Starobelsk und Ostaschkow verantwortlich, deren Massengräber noch nicht gefunden waren. Dieses Gutachten veröffentlichte die polnische Zeitschrift Polityka am 19. August 1989, nachdem sich die Historikerkommission aufgelöst hatte. Es wurde öffentlich breit diskutiert.[193]

1981 hatte der CIA-Auswerter Robert G. Poirier originale Luftbildfotografien von 17 Flügen der deutschen Luftwaffe über die Gegend von Katyn von 1941 bis 1944 analysiert. Sie zeigten keine Eingriffe in das Landschaftsbild während der deutschen Besetzung, aber davor und nach der sowjetischen Rückeroberung im Herbst 1943. Auch Bulldozer, die Gräber planierten, und Personen, die Körper umhertrugen, waren darauf erkennbar. Sein Artikel blieb unbeachtet. Der Kunsthistoriker Wacław Godziemba-Maliszewski las ihn 1990 und fand die Originalfotografien deutscher Aufklärungsflüge über Katyn, Charkow und Mednoje im US-Nationalarchiv. Er sammelte Zeugenaussagen aus der Gegend und schickte seinen Forschungsbericht an Polens Justizministerium.[194] Schon am 9. Oktober 1989 hatte Polens Generalstaatsanwalt sowjetische Ermittlungen zu den Morden beantragt; die neuen Beweise und die politische Entwicklung in der Sowjetunion beschleunigten diese Ermittlungen.

Der polnische Historiker Włodzimierz Borodziej urteilte 2010:[195]

„Kein anderes Ereignis aus der ‚ersten Sowjetzeit‘ übte aber einen so starken Einfluss auf die nachfolgende polnische Geschichte aus wie der Massenmord an polnischen Offizieren, der durch den Namen ‚Katyn‘ symbolisiert wird. […] Im Zeichen des Kalten Krieges wurde der Massenmord, den die Sowjets bis zum Ende ihres Imperiums den Deutschen anlasteten, zu einem Symbol stalinistischer Gewaltherrschaft.“

Sowjetunion

Michail Gorbatschow (1985)

1980 erklärte eine Gruppe sowjetischer Dissidenten in einem Artikel in der Emigrantenzeitschrift „Kontinent“, die damals in Frankreich erschien, das russische Volk werde bald über die Mörder von Katyn zu urteilen haben. Die polnische Solidarność bereitete mit den Boden für die sowjetische Glasnost-Politik Gorbatschows.[196]

Dessen außenpolitischer Berater Anatoli Tschernjajew riet ihm im Sommer 1987 dazu, die Akten zu Katyn herauszugeben und die sowjetische Täterschaft zuzugeben. Gorbatschow wollte jedoch erst die Ergebnisse der bilateralen Historikerkommission abwarten.[197]

Am 22. März 1989 schlugen der sowjetische Außenminister Eduard Schewardnadse, Gorbatschows Berater Walentin Falin und KGB-Vorsitzende Wladimir Krjutschkow im Zentralkomitee vor, die wahren Täter des Massakers zu nennen, „um die Debatte zu beenden“. Denn die Gefahr wachse, dass Polens Bevölkerung auch nach den übrigen Ermordeten frage, zu denen die Sowjetunion bisher jede Auskunft verweigert habe. Man solle rechtzeitig die Schuld des stalinschen NKWD zugeben und das gemeinsame Leiden von Sowjetbürgern und Polen unter dem Stalinismus betonen, damit das Verbrechen nicht dem Sowjetstaat angelastet werde.[198] Ein dazu erstellter interner KGB-Bericht vom April sprach von 12.000 polnischen Offizieren, die unbekannte sowjetische Täter ermordet hätten, so dass nur ein Teil davon in Katyn beerdigt worden sein könne.[199]

Nach dem Gräberfeld Kuropaty bei Minsk im Juni 1988 fand die sowjetische Stiftung Memorial bis Oktober 1989 weitere Massengräber der Stalin-Ära, darunter 4500 sowjetische Opfer, die seit 1935 in Katyn begraben worden waren.[200] Am 1. November 1989 durften Opferangehörige erstmals Katyn besuchen. Der US-amerikanische Politikberater Zbigniew Brzeziński begleitete sie und sagte in einem später ausgestrahlten Fernsehinterview, nur mit der historischen Wahrheit zu Katyn könne die sowjetische Regierung sich vom Stalinismus distanzieren.[201]

Der erste nichtkommunistische Regierungschef Polens Tadeusz Mazowiecki forderte im November 1989 bei seinem Treffen mit Gorbatschow in Moskau erneut, eine Untersuchung der Ereignisse in Katyn zuzulassen. Bis dahin hatten die sowjetischen Historiker Juri Sorja und Natalija Lebedewa Lager- und Transportlisten des NKWD von 1940 gefunden, die dessen Täterschaft bewiesen.[202] Als deren Publikation bevorstand, riet Falin Gorbatschow dazu, das 50-jährige Jubiläum des Massakers (1990) zur Bekanntgabe der Beweise und offiziellen Revision des Burdenko-Berichts zu nutzen.[203]

Nachdem einige Tote aus Starobelsk im Wald von Charkow gefunden wurden, ordnete der Bezirksstaatsanwalt von Charkow am 22. März 1990 eine Untersuchung zu dortigen Massengräbern an. So konnte die sowjetische Führung eigene Ermittlungen nicht weiter verzögern.[204] Das Zentralkomitee der KPdSU verbot sowjetischen Historikern, die die offizielle Version zu Katyn bezweifelten, den Abdruck ihrer Zeitungsartikel. Am 25. März 1990 belegte Lebedewas Artikel „Die Tragödie von Katyn“ in der Wochenzeitung Moskowskije Nowosti die Schuld des NKWD.[205] Sie hatte zuvor die Druckerlaubnis von Politbüromitglied Alexander Jakowlew eingeholt.[206] Das Zentralkomitee erwog ein Reise- und ein Zugangsverbot zu Staatsarchiven für sie, das aber nach Gorbatschows Erklärung vom 13. April 1990 unterblieb.[207]

Anerkennung als sowjetisches Staatsverbrechen

Am 13. April 1990 übergab Gorbatschow seinem Staatsgast Jaruzelski zwei Mappen mit den Exekutionslisten des NKWD und ließ die Presseagentur TASS erklären: Die kürzlich gefundenen Archivmaterialien ließen darauf schließen, dass Beria, Merkulow und ihre Untergebenen für die „Gräueltaten im Wald von Katyn“ verantwortlich seien. „Die sowjetische Seite drückt ihr tiefstes Beileid wegen der Tragödie von Katyn aus und erklärt, dass sie eines der schwersten Verbrechen des Stalinismus darstellt.“[208]

Im September 1990 beauftragte Gorbatschow die sowjetische Justiz, das KGB und das Innenministerium, Archivmaterialien zu allen polnischen Kriegsgefangenen auf sowjetischem Boden seit 1939 zu sammeln und ihm die Ergebnisse zu berichten.[204] Im Oktober entschuldigte er sich beim polnischen Volk und übergab weitere Katyn-Dokumente.[209] Im Dezember bat die sowjetische Militärstaatsanwaltschaft Polens Generalstaatsanwaltschaft, ihre Ermittlungen zu unterstützen. Gemeinsam führten ihre Vertreter von Juli bis September 1991 Exhumierungen in Charkow und Mednoje durch.[204] Mit Hilfe von lokalen Zeugen fand die Delegation weitere Massengräber in Mednoje, darunter das im Wald von Pjatichatki. Ein Versuch des regionalen KGB-Chefs, den Augustputsch in Moskau zum Abbruch der Suchaktion auszunutzen, wurde vereitelt.[210] Als die Auflösung der Sowjetunion bevorstand, übergab Gorbatschow das Geheimarchiv des Zentralkomitees am 23. Dezember 1991 an Russlands Präsidenten Boris Jelzin.

Jelzin beauftragte eine Kommission unter dem Historiker Dmitri Wolkogonow mit der Öffnung der KPdSU-Archive. Sie fand Ende 1992 den versiegelten Umschlag mit dem Exekutionsbeschluss vom 5. März 1940. Eine Aktennotiz zeigte, dass der zuständige Archivar Waleri Boldin den Umschlag am 18. April 1989 geöffnet und wieder hatte versiegeln lassen, wahrscheinlich für Gorbatschows Einsichtnahme.[211] Dieser gab an, er habe die Umschläge im Sommer 1989 erstmals gesehen.[189] Falin bezeugte dagegen, Gorbatschow habe Originaldokumente jenes Geheimarchivs schon 1987 eingesehen. Der damalige ZK-Sekretär Alexander Jakowlew bezeugte, Gorbatschow habe Boldin strikte Geheimhaltung befohlen.[212][213] Demnach wurde das gesuchte Dokument der polnisch-sowjetischen Historikerkommission von 1987 wider besseres Wissen vorenthalten. Dass die TASS-Erklärung vom April 1990 Stalin nicht erwähnte, gilt als letzter Versuch, dessen Schuld zu vertuschen.[214]

Gegen die Bekanntgabe und ihre Folgen protestierten Teile des sowjetischen Militärs und die Kommunistische Partei der Russischen Föderation (KPRF). Viele von deren Abgeordneten versuchten, die im Volksdeputiertenkongress diskutierte Freigabe weiterer NKWD-Dokumente aus dem Geheimarchiv ihrer Vorgängerpartei mit einer Verfassungsklage aufzuhalten. Jelzin ließ die wichtigsten Beweisdokumente für die staatliche Anordnung des Massenmords von 1940 daher veröffentlichen. Sein Chefarchivar übergab sie am 14. Oktober 1992 an Polens Präsidenten Lech Wałęsa.[215] 1993 legte Jelzin vor dem Katyn-Kreuz auf einem Friedhof in Warschau einen Kranz nieder und bat die Polen: „Vergebt uns, wenn ihr könnt.“

Tendenzen zu einem russischen Geschichtsrevisionismus zeigten einige Artikel in Militärzeitschriften, die bis Ende 1991 sowjetische Täter oder polnische Opfer in Katyn bestritten.[216] Juri Muchin, ein Autor verschwörungstheorischer Bestseller, verteidigte 1996 und 2003 in zwei seiner Werke den Burdenko-Bericht,[217] ebenso Wiktor Filatow, früherer Chefredakteur eines militärhistorischen Journals.[218] Seit 1991 behaupteten manche russischen Historiker, im Polnisch-Sowjetischen Krieg von 1919–1921 seien zehntausende russische Kriegsgefangene in polnischen Lagern systematisch zu Tode gebracht worden. Diese „Anti-Katyn“-These widerlegten andere Historiker mit dem Nachweis, dass neben etwa 18.000 Russen damals auch viele Polen an denselben Seuchen starben.[219] Putin stellte das Massaker von Katyn jedoch 2010 als Rache Stalins für Verluste sowjetischer Soldaten in polnischen Lagern dar.[220] In zwei Schulbüchern von 2002 und 2003 für den regulären Geschichtsunterricht in Russland (9. Klasse) fehlen die Folgen der sowjetischen Besetzung Ostpolens und das Stichwort „Katyn“ im Autorentext. Eins der Bücher führt jedoch im Quellenteil ein NKWD-Dokument zu Katyn auf. Ein anderes, von Putin 2007 empfohlenes Buch rechtfertigt die stalinistischen Säuberungen der 1930er-Jahre und Besetzungen im Gefolge des Hitler-Stalin-Pakts mit sowjetischen Argumentationsmustern als militärisch notwendig, ohne Hinweis auf das Leiden der besetzten Völker.[221] Dmitri Tokarjew wurde 2008 in einer Jubiläumsschrift des russischen Inlandgeheimdienstes FSB ohne Hinweis auf seine Teilnahme an den Morden von 1940 zum Helden der Nation stilisiert.[222]

Putins Geschichtspolitik hat den Aufarbeitungsprozess gestoppt, verhindert gezielt die Freigabe von weiteren Dokumenten zu stalinistischen Verbrechen und ordnet Versöhnungsgesten dieser Linie unter. Putin erklärte zum 70. Jahrestag des Hitler-Stalin-Pakts am 31. August 2009 in der polnischen Tageszeitung Gazeta Wyborcza: Das „russische Volk, dessen Geschichte durch das totalitäre System so verzerrt worden ist, versteht, wie sensibel die Frage des Massakers von Katyn für die Polen ist.“[223]

Unterlagen des russischen Generalstaatsanwaltes zum Massaker, die 2011 an Polen übergeben wurden

Als Reaktion auf den Flugzeugabsturz bei Smolensk 2010 ließ der russische Präsident Dmitri Medwedew bekannte Schlüsseldokumente wie den Exekutionsbeschluss des Politbüros auf eine staatliche Internetseite stellen. Am 9. Mai 2010 übergab er 67 Aktenbände des vierzehnjährigen Prozesses zu den Massenmorden an Polen. Die Erklärung der Duma vom 26. November 2010 „Über die Katyn-Tragödie und ihre Opfer“ stellte stalinistische Massenmorde an Sowjetbürgern und Polen nebeneinander und erinnerte auch an die für die „Befreiung Polens vom Hitlerfaschismus“ gestorbenen Soldaten der Roten Armee. Da wichtige Akten weiter unter Verschluss gehalten werden, gelten diese Schritte als Symbolpolitik und als Versuch, eine russisch-polnische Opfergemeinschaft zu konstruieren, ohne rechtlich und finanziell Verantwortung für die sowjetischen Verbrechen an den Polen zu übernehmen.[223][224]

Historische Forschung

Die Forschung zu Katyn betrifft drei Hauptaspekte: die möglichst vollständige Aufklärung der Mordserie von 1940, ihre historischen Ursachen und ihre Folgen bis zur Gegenwart. Die intensiven Recherchen der polnischen Exilregierung, ihrer Helfer in Katyn und polnische Historiker hatten die Täterfrage bis 1950 geklärt. Doch weil der Nürnberger Prozess diese Frage offen ließ, blieb die Forschung bis 1990 darauf fixiert und von den Propagandaklischees der Kriegs- und Nachkriegszeit geprägt. Erst seit Gorbatschows Eingeständnis der sowjetischen Schuld von 1990 wurde der Verlauf der Mordserie genauer rekonstruiert. Dabei arbeiteten polnische und russische Wissenschaftler eng zusammen und publizierten die wichtigsten Werke dazu gemeinsam. Die Geheimhaltung der meisten NKWD-Akten erschwert es jedoch, etwa den Zusammenhang mit deutschen und sowjetischen Verbrechen im besetzten Polen und die Karrieren, persönlichen Hintergründe und Handlungsmotive der Täter aufzuklären.[225]

Die Mordserie von 1940 gilt als Folge der sowjetischen Eroberungs- und Deportationspolitik in Polen, die der Hitler-Stalin-Pakt ermöglichte. Diskutiert wird vor allem, welche Faktoren für den Mordbefehl des Politbüros vom 5. März 1940 ausschlaggebend waren. Janusz Zawodny, der diesen Befehl nicht kannte, gab 1962 bereits eine bis heute akzeptierte Erklärung: Die Gefangenen seien ermordet worden, „weil sie nach den Vorstellungen des sowjetischen Beamtentums der damaligen Zeit Feinde der Sowjetunion waren.“ Ihr selbstbewusstes und eigensinniges Verhalten sei die Ursache für die Mordentscheidung gewesen. Die seit 1990 entdeckten NKWD-Akten (darunter Berichte der Lagerinspektoren, Briefwechsel zwischen Beria und Soprunenko, Petitionen und Protestbriefe der Gefangenen) stützen diese These.[226]

Der britische Literaturwissenschaftler Donald Rayfield führt den Mordbefehl in seiner Stalinbiographie auf einen „Polenhass“ und ein Rachemotiv Stalins zurück, weil er als Führer der Roten Armee im Krieg von 1919−1921 gegen Polen, dessen Armee viele der später Ermordeten angehörten, unterlegen gewesen war. Rayfield führt zudem einen jahrhundertelangen Hass zwischen römisch-katholischen Polen und orthodoxen Russen an, der sich zwischen den widerständigen Gefangenen und ihren Bewachern gezeigt habe. Letztere hätten nicht ertragen, als Barbaren dazustehen, vor denen nur das polnische Rittertum Westeuropa beschütze.[227] Ähnlich erklärt der britische Politologe George Sanford die Mordserie aus einem Zusammenwirken von Stalins Polenfeindschaft und dem Verhalten der Lagerinsassen: Die NKWD-Führung habe die dokumentierte konstante Weigerung der Polen, mit der Sowjetunion zusammenzuarbeiten, und ihre Immunität gegenüber Indoktrinationsversuchen als todeswürdigen Affront aufgefasst. Sie habe die Offiziere den polnischen Großgrundbesitzern zugeordnet und sie als feindliche, gefährliche und darum endgültig zu vernichtende soziale Klasse eingestuft. Sanford schließt aus, dass Stalin und das NKWD bereits 1940 die polnische Exilregierung entmachten oder Hitler einen Gefallen tun wollten und die Morde von Katyn mit der Gestapo gemeinsam planten.[228]

Viele Historiker deuten die Mordserie von 1940 im Kontext früherer und späterer stalinistischer Massenverbrechen an Polen als Völkermord gemäß der Völkermordkonvention von 1951.[229] Manche betrachten die Mordserie als Folge eines seit der Zwangskollektivierung eingeübten sowjetischen Verfolgungsmechanismus. Dieser sei in der „großen Säuberung“ 1937/38 kulminiert, bei der weitere Verfolgungswellen in den Grenzgebieten vorbereitet worden seien.[230] Für die russische Historikerin Inessa Jaschborowskaja hatten die Polen wegen der lange eingeübten ideologischen Feindparanoia schon seit ihrer Gefangennahme keine Überlebenschance.[231] Umstritten ist dabei, ob das Ausmaß dieser Mordserie im Rahmen sowjetischer Gewaltpolitik gegen andere Nationen und Ethnien eine Besonderheit oder eine typische Normalität darstellt.[228]

Norman Davies, Victor Zaslavsky und andere betrachten den Mordbeschluss als Teil einer umfassenden „Klassensäuberung“. Zaslavsky versteht darunter die „planmäßige und systematische Vernichtung einer ganzen sozialen Klasse“ durch ein vom Marxismus-Leninismus bestimmtes Regime. Aus dieser Sicht resultierte die Mordserie aus der Vernichtungslogik der stalinistischen Ideologie, deren System seit Kriegsbeginn 1939 konsequent auf die besetzten Gebiete Polens und andere Gebiete Osteuropas übertragen worden sei. Zaslavsky verweist auf die sozialen Kriterien, nach denen die polnischen Gefangenen der Sonderlager kategorisiert wurden und die auch Berias Mordvorschlag rechtfertigten.[232] Er stellt die Mordserie in den Kontext der Deportationen von „Klassenfeinden“ und „nationalistischen Konterrevolutionären“ aus Ostpolen von 1939 bis 1941. Sie seien kein Völkermord gewesen, weil sie nicht nur ethnische Polen trafen und von polnischen Kommunisten mitorganisiert wurden. Er erklärt diese Verbrechen mit Hannah Arendt aus dem Wesen totalitärer Herrschaft, die die „Bewegung des Natur- oder des Geschichtsprozesses“ mittels solcher Terrormaßnahmen gegen „absterbende Klassen“ zu „beschleunigen“ versucht habe.[233]

Die polnisch-amerikanische Historikerin Anna M. Cienciala erklärte den Mordbeschluss aus einer politischen Nutzlosigkeit der Gefangenen für Stalin nach dem sowjetisch-finnischen Winterkrieg. Sie verwies auf ein (allerdings schwach belegtes) Angebot Sikorskis an Stalin vom Herbst 1939, auf die sowjetisch besetzten Gebiete Ostpolens zu verzichten, falls Stalin den Aufbau polnischer Militäreinheiten in der Roten Armee mit den gefangenen Offizieren zulassen würde. Als Finnland im Februar 1940 einen Waffenstillstand anbot, habe Stalin die Polen nicht länger gebraucht, weder als Einheiten in der Roten Armee noch als Pfand, um die Entsendung polnischer Hilfstruppen für Finnland zu verhindern.[234]

Die deutsche Historikerin Claudia Weber sieht eine stärkere eigene Rolle des NKWD: Die Mordserie sei Berias „erste Gewaltaktion als uneingeschränkter Herrscher des NKWD und ein Loyalitäts- und Gefolgschaftsbeweis an Stalin“ gewesen.[235] Sie weist psychologisierende, auf Stalin begrenzte Deutungen zurück: Stalin habe frühere Demütigungen nicht vergessen, diese aber als pragmatischer Machtpolitiker für politische Interessen zurückgestellt. Sie verweist darauf, dass Stalin trotz angeblicher Polenphobie polnische Offiziere aus den Lagern in die Rote Armee aufnahm und Zygmunt Berling im März 1943 sogar zum General und Kommandeur einer Division ernannte. Zaslavskys Einstufung des Verbrechens als „Klassensäuberung“ sei plausibler, weil die meisten polnischen Gefangenen fast idealtypisch die stalinistischen Kriterien des Klassenfeinds erfüllt hätten. Diese Kriterien hätten den Mordbeschluss jedoch nur legitimiert, nicht motiviert. In Berias Beschlussentwurf hätten Anklagen auf konterrevolutionäre Sabotage, antisowjetische Agitation und Bildung aufständischer Organisationen dominiert, nicht die Klassenzugehörigkeit. Sein Entwurf zeige Parallelen zu Nikolai Jeschows NKWD-Befehl Nr. 00485, der die „Polnische Operation“ von 1937−1938 auslöste: Beide richteten sich gegen Mitglieder polnischer Militärorganisationen und stellten sie unter Spionageverdacht. Wie sein Vorgänger habe Beria die Polen von vornherein als „konterrevolutionäre Feinde der Sowjetmacht“ betrachtet, doch anders als bei den früheren „nationalen Operationen“ berücksichtigen müssen, dass sie als Kriegsgefangene eines besetzten Staates nicht umstandslos liquidiert werden konnten. Ihre Ermordung habe keineswegs von Beginn an festgestanden. Den Zeitpunkt des Beschlusses hätten die Wechselwirkung der deutschen und sowjetischen Besatzungspolitik in Polen, die damalige Kriegskonstellation und die Ereignisdynamik in den Lagern viel stärker beeinflusst als bisher angenommen: Nachdem die meisten Gefangenen sich gegenüber Anwerbungsversuchen für die Rote Armee als resistent erwiesen hatten, die deutsche Seite ihre Übernahme abgelehnt hatte und der deutsch-sowjetische Umsiedlungsvertrag am 1. März 1940 ausgelaufen war, hätten sie ihren Wert als Verhandlungsmasse verloren. Das sieht Weber als entscheidenden Grund für den Mordbeschluss.[236]

Gerichtsverfahren

Ein Strafverfahren gegen Täter von 1940 hat nie stattgefunden. Auch eine Entschädigung der Opfer unterblieb. Die Haupttäter Beria und Merkulow wurden 1953 aus anderen Gründen hingerichtet; Blochin starb 1955.

Die sowjetische, ab 1992 russische Militärstaatsanwaltschaft nahm im Herbst 1990 Ermittlungen auf. Sie befragte einige noch lebende Täter, unter anderen Pjotr Soprunenko und Dmitri Tokarjew. Dadurch erfuhr man wesentliche Details zu Organisation und Ablauf der Massenmorde. Am 21. September 2004 stellte sie das Verfahren jedoch ohne Urteil und Abschlussbericht ein und erklärte zwei Drittel des Beweismaterials für geheim, da in ihm Staatsgeheimnisse enthalten seien. Die Taten seien verjährt.[237] Die Behörde führte die Taten nur auf Machtmissbrauch einiger NKWD-Leiter zurück, nicht auf das sowjetische Politbüro. Sie erkannte nur anonyme Massenexekutionen, aber keine namentlich bekannten Mordopfer an.[238] Oberstaatsanwalt Alexander Sawenkow erklärte am 11. März 2005: Weil nur die Tode von 1803 Insassen der drei Sonderlager erwiesen und nur 22 davon identifiziert worden seien, handele es sich nicht um einen Völkermord.[239]

Im Mai 2008 lehnte ein Moskauer Bezirksgericht einen Antrag der Stiftung Memorial und der polnischen Katyn-Familien ab, die Opfer zu rehabilitieren und die Angehörigen zu entschädigen. Nur die in ihren Rechten geschädigten Personen (also die Mordopfer) könnten Rehabilitation beantragen; der Antrag sei Bedingung für Entschädigungen. Das Moskauer Stadtgericht erlaubte die Wiederaufnahme des Rehabilitationsverfahrens, stellte es aber vier Wochen später ein, weil es ohne Freigabe der zum Staatsgeheimnis erklärten Akten nicht durchführbar sei.[237] In einem zweiten Verfahren zur Aktenfreigabe verzichteten die Katyn-Familien auf Entschädigungsansprüche. Das Oberste Militärgericht urteilte als letzte Instanz, die russische Justiz sei nicht zu Auskünften über Ermittlungsergebnisse an Opferfamilien verpflichtet. Ein Verein wie Memorial habe kein Recht, Geheimklauseln in Frage zu stellen. Für den Schutz von Staatsgeheimnissen sei nicht das Gericht, sondern ausschließlich eine staatliche Kommission zuständig.[240]

Polens damaliger Staatspräsident Lech Kaczyński unterstützte 2008 einen Gesetzentwurf seiner Partei Prawo i Sprawiedliwość, das Verbrechen als Völkermord einzustufen, um eine Verjährung auszuschließen und damit eine Rehabilitierung der Opfer zu ermöglichen.[241] Der Vorstoß fand jedoch 2009 im polnischen Sejm keine Mehrheit. Dieser stufte Katyn als „Kriegsverbrechen mit Merkmalen eines Völkermords“ ein.[242][243]

2009 verklagte Stalins Enkel Jewgeni Jakowlewitsch Dschugaschwili die Zeitung Nowaja Gaseta, weil sie mit einer Beilage von Memorial auch an Stalins Mordbefehl für Katyn erinnert hatte. Die Klage wurde abgewiesen.[244]

Auf Antrag von Memorial stufte das Oberste Gericht Russlands die Geheimhaltung der Katyn-Akten im April 2010 als gesetzeswidrig ein.[245] Ende Mai 2010 wies das Oberste Militärgericht Russlands eine Klage von Memorial, das 2004 eingestellte Verfahren wieder aufzunehmen, wegen Verjährung endgültig ab.[246]

Am 19. November 2007 und am 24. Mai 2009 hatten 15 Angehörige von Opfern beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte eine Klage eingereicht: Russland habe entgegen Artikel 2 der EMRK keine ausreichenden strafrechtlichen Ermittlungen zum Tod ihrer Angehörigen durchgeführt und sie gegen Artikel 3 EMRK inhuman und erniedrigend behandelt. Der Staat Polen trat dem Prozess im Mai 2010 als Drittkläger bei. Am 5. Juli 2011 nahm der Gerichtshof die Klage zur Verhandlung an.[247] Am 6. Oktober 2011 führte er eine öffentliche Anhörung dazu durch.[248] Am 22. Oktober 2011 erklärte sich Russlands Außenminister Sergei Lawrow bereit, sich außergerichtlich mit Polen über eine Rehabilitierung der Opfer zu einigen. Dem russischen Historiker Nikita Petrow (Memorial) zufolge wollte Russlands Regierung die namentliche Rehabilitation einzelner Opfer vermeiden, um Entschädigungsansprüche von Opferangehörigen auszuschließen.[249]

Am 16. April 2012 urteilte der Gerichtshof: Wegen des Rückwirkungsverbots könne man die russische Behandlung der Taten von 1940 nicht beurteilen, die zu lange zurücklägen. Doch der Umgang der sowjetischen und anschließend der russischen Behörden mit zehn der 15 Kläger, die direkte Angehörige von Opfern sind, sei menschenrechtswidrig gewesen. Ihnen sei seit der russischen Unterzeichnung der Menschenrechtskonvention 1998 kein Zugang zu Untersuchungsmaterial gestattet worden. Sie seien nicht in die Untersuchung eingebunden worden, und Russland habe die Gründe für deren Einstellung im Jahr 2004 vor ihnen geheim gehalten. Das russische Militärgericht habe mit der Annahme, die Getöteten könnten aus den sowjetischen Lagern geflohen oder zu Recht zum Tod verurteilt worden sein, die Umstände des Massakers bewusst verschleiert und mangelnde Menschlichkeit gegenüber den Opferangehörigen gezeigt. Russland habe auch gegen Artikel 38 der EMRK verstoßen, indem es dem Gerichtshof die Akten zur Einstellung der Ermittlungen im Jahr 2004 vorenthalten habe.[250] Am 16. April 2012 verurteilte eine kleine Kammer des Gerichtshofs Russland deshalb zunächst wegen „menschenunwürdiger Behandlung der Angehörigen“ und unzureichender Zusammenarbeit der russischen Justiz, die ihm Einsicht in Ermittlungsakten verweigert hatte.[251]

Am 13. Oktober 2013 hob die Große Kammer des EGMR dieses Urteil großenteils auf: 1998, als Russland der EMRK beitrat, sei die Ermordung der Kriegsgefangenen bereits eine „nachgewiesene historische Tatsache“ gewesen, so dass den Angehörigen das Schicksal der Opfer nicht ungewiss gewesen sei. Daher sei die Einstellung strafrechtlicher Ermittlungen zu den Massenmorden durch die russische Justiz nicht als „unmenschliche Behandlung“ der Opferangehörigen zu beurteilen und begründe keinen Anspruch auf Entschädigungen. Die seit 2004 fehlende Zusammenarbeit der russischen Justiz mit dem EGMR verurteilte dieser weiterhin.[252]

Gedenken

Da öffentliches Gedenken an Katyn das sowjetische Geschichtsbild angriff, war es in der Volksrepublik Polen bis 1988 nur illegal, in Katyn gar nicht möglich. Auch in fast allen Staaten, wo sich polnische Emigranten aufhielten, war das Verbreiten von Informationen über Katyn nicht erwünscht. Trotzdem entstanden weltweit um die 400 Formen des Gedenkens daran, darunter Epitaphientafeln an Kirchen und auf Friedhöfen sowie viele kommunale Denkmäler,[158] etwa in Adelaide, Baltimore, Cannock Chase, Doylestown (Pennsylvania, Bucks County), Jersey City, Johannesburg, Stockholm und Toronto.[253]

Der britische Autor Louis FitzGibbon setzte sich seit 1971 für ein Katyn-Denkmal in London ein, das die sowjetische Schuld benennen sollte. Er löste damit eine fünf Jahre andauernde „Katyn-Affäre“ aus. Die Sowjetunion versuchte, das Denkmal mit Protestnoten und diplomatischem Druck zu verhindern.[254] Das britische Außenministerium lehnte das Denkmal ab, weil jeder Hinweis auf sowjetische Täter die Beziehungen zur Sowjetunion gefährdete. Standorte im Stadtzentrum und im Stadtteil Chelsea ließen sich nicht durchsetzen. 1976 wurde schließlich im Gunnersbury-Friedhof in London Borough of Hounslow ein Obelisk mit der Gravur „Katyn 1940“ und einem in Stacheldraht gefangenen polnischen Adler aufgestellt.[255] Er trägt die Symbole des Kreuzes für christliche, des Davidsterns für jüdische und der Mondsichel für muslimische Opfer von Katyn.[256] Nur amerikanische, keine britischen Regierungsvertreter kamen zur Einweihung.[257] Britische Offiziere durften nicht in Uniform sondern nur privat teilnehmen. 1979 entsandte Premierministerin Margaret Thatcher jedoch ein irisches Orchester zur damaligen Gedenkfeier.[158]

Seit 1980 legten Polen Kränze und Blumen auf ein symbolisches Katyn-Grab auf einem Friedhof in Warschau. Dort versammelten sich im Sommer 1981 täglich Hunderte oder Tausende, um Kerzen für die Opfer anzuzünden. Am 31. Juli 1981 stellten Anhänger der Solidarność dort heimlich ein Kreuz mit der Aufschrift „Katyn – 1940“ auf. Funktionäre des Staatssicherheitsdienstes entfernten es in der folgenden Nacht. Ein als Aufsteller Verdächtigter wurde zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt. Dennoch wurden an jener Stelle weiter Kränze für die Opfer von Katyn abgelegt. Die Stadt Warschau ließ ein Denkmal mit der neutralen Inschrift anfertigen: „Polnischen Soldaten, in der Erde von Katyn ruhend, gewidmet“. Kurz vor der Fertigstellung sollten die Bildhauer „den Opfern des Faschismus“ ergänzen. Als sie sich weigerten, deponierte die Geheimpolizei das mit Privatspenden bezahlte Denkmal heimlich in einem Magazin. Ein 1985 enthülltes neues Denkmal trug die regimetreue Inschrift „Den polnischen Soldaten, Opfern des Hitler-Faschismus, die in der Erde von Katyn ruhen“. Regimegegner schliffen die Inschrift 1988 jedoch ab. In der Nacht zum 6. Juli 1989 stellten Geheimpolizisten das entwendete Denkmal am selben Platz wieder auf. Seit 1995 steht auch das zweite Denkmal wieder dort, nun mit einer tatsachengetreuen Inschrift. Eine Tafel erklärt die Hintergründe der Doppelung.[158][258]

Erst der politische Wandel in Polen und der Sowjetunion seit 1985 ermöglichte eine würdige Bestattung der bei Katyn Ermordeten und ein öffentliches, auch gemeinsames polnisch-russisches Gedenken an sie. Damit verlor Katyn allmählich seine Bedeutung als antisowjetisches Fanal und wurde zum Ort persönlicher Trauer.[259] Das 1993 eröffnete Katyn-Museum in Warschau enthält unter anderem die Namen der Opfer, bei ihnen gefundene persönliche Gegenstände, biografische Skizzen und Fotografien von Ausgrabungen.[260] Polen erklärte den 13. April, an dem das Massaker 1943 der Welt bekannt und an dem es 1990 von der Sowjetunion eingestanden wurde, zum Gedenktag an die Katyn-Opfer.[261] Am 22. Februar 1994 schlossen Russland und Polen ein Abkommen über die Gräber und Gedenkorte der Opfer von Krieg und Repression.[262] Die russischen Behörden erleichterten polnischen Opferverbänden den Zugang zu Katyn. 1999 bis 2000 gestalteten beide Seiten gemeinsam den Soldatenfriedhof Katyn neu. Er umfasst auch sowjetische Opfer des Stalinismus und soll so zur Versöhnung von Polen und Russen beitragen.[263] So erklärte Polens Ministerpräsident Jerzy Buzek zum 60. Jahrestag des Massakers im polnischen Fernsehen, Katyn solle ein Symbol der gemeinsamen Erinnerung und Verpflichtung werden, einen schwierigen Teil der eigenen Geschichte zu bewältigen, zum Segen der eigenen Zukunft, der Stärkung freundschaftlicher Gefühle zwischen Polen und Russen und des Aufbaus freundschaftlicher Beziehungen zwischen beiden Staaten.[264]

Die polnischen Komponisten Andrzej Panufnik (Epitafium katyńskie, 1964) und Krzysztof Penderecki (Das polnische Requiem, 1980–1984)[265] sowie der Regisseur und Sohn eines Opfers der Mordserie Andrzej Wajda (Das Massaker von Katyn, 2007) leisteten wesentliche Beiträge zum Gedenken. Wajdas Film wurde in Polen am 17. September 2007, dem Jahrestag der sowjetischen Besetzung Ostpolens, erstmals gezeigt.[266]

Am 70. Jahrestag am 7. April 2010 besuchten die Ministerpräsidenten Polens und Russlands den Friedhof von Katyn erstmals gemeinsam. Fünf Tage zuvor zeigte ein nicht landesweit empfangbarer Fernsehkanal erstmals Wajdas Film.[267] Bis dahin hatten nach Umfragen vom März 2010 nur 19 % der Russen von der NKWD-Täterschaft bei Katyn gehört; nur 18 % hatten eine offizielle Entschuldigung ihres Staates befürwortet.[268] Am 10. April 2010 starben Staatspräsident Lech Kaczyński und 95 weitere Polen, darunter Vertreter der Opferangehörigen, beim Absturz ihres Flugzeugs kurz vor der Landung in Smolensk. In der Trauer über ihren Tod rückten die Bevölkerung Polens und Russlands zusammen.[269] Danach zeigte der erste staatliche Fernsehkanal Wajdas Film zur besten Sendezeit.[270] Der russische Bericht zu den Absturzursachen vom Januar 2011 verursachte jedoch neue Spannungen zwischen beiden Staaten.[271] Nationalkonservative Polen deuten den Absturz oft mit antirussischen Verschwörungstheorien.

Im polnischen Gedenken steht „Katyn“ heute für alle sowjetischen Verbrechen, mit denen die polnische Nation „verraten“ worden sei. Im russischen Gedenken wurde die kritische Aufarbeitung des Stalinismus an den Rand gedrängt.[272] Arseni Roginski, Präsident von Memorial, nennt als bestehende Probleme: Während Polen eine Opferrolle und den Widerstand überbetonten, sei russisches Gedenken konfus und selektiv. Dass Katyn an die ganze Stalinzeit erinnere, werde zu wenig wahrgenommen. Die 2004 eingestellten Untersuchungen seien wiederaufzunehmen, ein Gerichtsurteil zur Rehabilitation der Opfer sei notwendig: „Katyn ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit oder ein Kriegsverbrechen. Man muss alle Namen offen nennen, angefangen mit Stalin.“[273]

Katyn wurde in Polen erinnerungspolitisch zum Zentrum eines nationalen Opfermythos stilisiert. Dabei wurden deutsche und polnische Verbrechen an Juden im Polenfeldzug manchmal als Reaktion auf sowjetische Verbrechen gedeutet.[274] Der Holocaust wurde noch in den 1990er-Jahren als Verbrechen an Polen, nicht an Juden dargestellt.[275] Erst ab 2001 entstand eine gesellschaftliche Debatte über polnischen Antisemitismus. Dabei forderte der Historiker Jerzy Robert Nowak, polnische Täter beim Massaker von Jedwabne (Juni 1941) gegen einen angeblichen Anteil jüdischer Täter beim Massaker von Katyn aufzurechnen.[276]

Weiterführende Informationen

Literatur

Bibliografie
  • Izabela Kowalska, Elżbieta Pawińska (Hrsg.): Zbrodnia katyńska: bibliografia 1940–2010. Niezależny Kom. Historyczny Badania Zbrodni Katyńskiej, Warschau 2010, ISBN 978-83-89875-29-7.
  • Maria Harz: Bibliografia zbrodni katyńskiej: materiały z lat 1943–1993. Wojskowy Instytut Historyczny, Warschau 1993.
Quellen und Dokumente
  • Anna M. Cienciala, Natalia Lebedewa, Wojciech Materski: Katyn: A Crime Without Punishment – Documents translated by Marian Schwartz, Anna M. Cienciala and Maia A. Kipp. Yale University Press, New Haven 2007, ISBN 978-0-300-10851-4. (Ins Englische übersetzte Dokumente der Bände 1-3 der Gemeinschaftsausgabe Katyń. Dokumenty Zbrodni mit einer Einführung. Die Dokumente von Band 4 sind aufgelistet.)
  • KARTA Zentrum/Polski Memorial (Hrsg:):
    Band 1: Rozstrzelani w Katyniu. … („Erschossen in Katyn. Alphabetische Liste der 4410 polnischen Gefangenen von Koselsk, die im April/Mai 1940 erschossen wurden. Nach sowjetischen, polnischen und deutschen Quellen.“)
    Band 2: Rozstrzelani w Charkowie. …. („Erschossen in Charkow. Alphabetische Liste der 3739 polnischen Gefangenen von Starobelsk, die im April/Mai 1940 erschossen wurden. Nach sowjetischen und polnischen Quellen.“)
    Band 3: Rozstrzelani w Twerze. … („Erschossen in Twer. Alphabetische Liste der 6314 polnischen Gefangenen von Ostaschkow, die im April/Mai 1940 erschossen und in Mednoje begraben wurden. Nach sowjetischen und polnischen Quellen.“); alle Warschau 1997.
  • Natalia Lebedewa (Hrsg.): Katyn'. Mart 1940 – sentjabr' 2000 g. Rasstrel. Sud'by živych. Ėcho Katyni. Dokumenty. Ves mir, Moskau 2001.
  • Natalia S. Lebedewa, Wojciech Materski / Russlands Akademie der Wissenschaften, Polnische Akademie der Wissenschaften (Hrsg.):
    Katyń. Dokumenty Zbrodni, Tom 1: Jeńcy nie wypowiedzianej wojny: sierpień 1939 – marzec 1940. („Katyn. Dokumente eines Verbrechens, Band 1: Gefangene eines nicht erklärten Krieges, August 1939 bis März 1940.“) Warschau 1995, ISBN 83-85660-24-0.
    Katyń. Dokumenty Zbrodni, Tom 2: Zagłada: marzec – czerwiec 1940. („Katyn. Dokumente eines Verbrechens, Band 2: Die Vernichtung. März bis Juni 1940.“) Warschau 1998, ISBN 83-86643-80-3.
    Katyń. Dokumenty Zbrodni, Tom 3: Losy ocalałych: lipiec 1940 – marzec 1943.(„Katyn. Dokumente eines Verbrechens, Band 3: Das Schicksal der Überlebenden, Juli 1940 bis März 1943“) Warschau 2001, ISBN 83-88542-24-9, ISBN 83-86643-89-7.
    Katyń. Dokumenty Zbrodni, Tom 4: Echa Katynia: kwiecień 1943 – marzec 2005. („Echos von Katyn, April 1943 bis März 2005“) Warschau 2006, ISBN 83-89115–57–3.
  • Wojciech Materski (Hrsg.): Katyn: Documents of genocide. Documents and materials from the Soviet archives turned over to Poland on October 14, 1992. Instytut Studiów Politycznych PAN, Warschau 1993, ISBN 83-8547950-3.
Berichte Überlebender
  • Teresa Kaczorowska: Children of the Katyn Massacre: Accounts of Life After the 1940 Soviet Murder of Polish POWs: Accounts from Polish Families Torn by the 1940 Mass Murder in Soviet Camps. McFarland, Jefferson (North Carolina) 2006, ISBN 0-7864-2756-6.
  • Stanislaw Swianiewicz: In the Shadow of Katyn: Stalin's Terror. Borealis, British Columbia 2002, ISBN 1-894255-16-X.
  • Association of the Families of the Borderland Settlers (Hrsg.): Stalin's Ethnic Cleansing in Eastern Poland, Tales of the Deported 1940–1946. Veritas Foundation, London 2000, ISBN 1-872286-88-7 (Buchauszug online)
  • Salomon W. Slowes: Der Weg nach Katyn. Europäische Verlagsanstalt, Hamburg 2000, ISBN 3-434-50497-4.
  • Józef Czapski: Unmenschliche Erde. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1967 (Rezension)
Forschung seit 1990
  • Claudia Weber: Krieg der Täter. Die Massenerschießungen von Katyń. Hamburger Edition, Hamburg 2015, ISBN 978-3-86854-286-8.
  • Marią Szonert-Biniendą (Hrsg.): Katyn: State-Sponsored Extermination: Collection of Essays. Libra Institute, Cleveland 2012, ISBN 978-1-4771-5579-0.
  • Victor Zaslawsky: Klassensäuberung. Das Massaker von Katyn. Wagenbach, Berlin 2007, ISBN 978-3-8031-2579-8
  • Tadeusz A. Kisielewski: Katyń: zbrodnia i kłamstwo. Rebis, Poznań 2008, ISBN 978-83-7510-219-2.
  • George Sanford: Katyn and the Soviet massacre of 1940: Truth, justice and memory. Routledge, London 2005, ISBN 0-415-33873-5.
  • Małgorzata Ruchniewicz, Krzysztof Ruchniewicz: Katyn 1940. In: Gerd R. Ueberschär (Hrsg.): Orte des Grauens. Verbrechen im Zweiten Weltkrieg. Primus, Darmstadt 2003, ISBN 3-89678-232-0, S. 71–82.
  • Jędrzej Tucholski: Mord w Katyniu. Kozielsk – Ostaszków – Starobielsk. Lista ofiar. Pax, Warschau 1991, ISBN 83-211-1408-3.
  • Rudolf G. Pikhoia, Natalia S. Lebedewa, Aleksander Gieysztor, Wojciech Materski und andere (Hrsg.): Katyn. Plenniki nieob'iavlennoi voiny. Mezhdunarodnyi fond „Demokratiia“, Moskau 1997, ISBN 5-89511-002-9.
  • Natalia S. Lebedewa: Katyn. Prestuplenie protiv chelovechstva. Progress Kultura, Moskau 1994.
  • Czesław Madajczyk: Das Drama von Katyn. Dietz, Berlin 1991, ISBN 3-320-01668-7 (Rezension).
Ältere Forschung
  • Janusz Kazimierz Zawodny: Death in the Forest: The Story of the Katyn Forest Massacre. (1962) University of Notre Dame Press, Chicago 2011, ISBN 1-258-01957-4 (Textauszug online)
deutsche Ausgabe: Zum Beispiel Katyn. Klärung eines Kriegsverbrechens. (1971) Ullstein, Berlin 1990, ISBN 3-548-33116-5
  • Louis FitzGibbon: Katyn. A Crime without Parallel. Tom Stacey, London 1971, ISBN 0-85468-052-7.
  • Józef Mackiewicz: Katyn: Ungesühntes Verbrechen. (1949) Nachdruck: Possev, Frankfurt am Main 1983, ISBN 3-7912-2019-5.
  • Adam Moszyński: Lista Katyńska. Jeńcy obozów Kozielsk, Ostaszków, Starobielsk. Zaginieni w Rosji Sowieckiej. (1949) 4. Auflage, Gryf, London 1982.
  • Zdzisław Stahl (Hrsg.): : The Crime of Katyn. Facts and Documents. 2. Auflage, Polish Cultural Foundation, London 1965.
  • Władysław Anders (Hrsg.): Zbrodnia Katyńska: w świetle dokumentów. (1948) 10. Auflage, Gryf, London 1982.
Populärwissenschaftliche Darstellungen
  • Thomas Urban: Katyn 1940. Geschichte eines Verbrechens. Beck, München 2015, ISBN 978-3-406-67366-5.
  • Allen Paul: Katyn: Stalin's Massacre and the Triumph of Truth. (1997) Northern Illinois University Press, DeKalb/Illinois 2010, ISBN 978-0-87580-634-1.
  • Gerd Kaiser: Katyn. Das Staatsverbrechen – das Staatsgeheimnis. Aufbau, Berlin 2002, ISBN 3-7466-8078-6.
  • Allen Paul: Katyn: The Untold Story of Stalin's Polish Massacre. Scribner, New York 1991, ISBN 0-684-19215-2.
Hintergründe
  • Elisabeth Reinwand: Vertreibung und Vernichtung in Polen. In: Riccardo Altieri, Frank Jacob (Hrsg.): Spielball der Mächte. Beiträge zur polnischen Geschichte. minifanal, Bonn 2014, ISBN 978-3-95421-050-3, S. 254–275
  • Oleg Jasnow: Katynskaja drama: Kozelʹsk, Starobelʹsk, Ostaškov: sudʹba internirovannych polʹskich voennoslužaščich. Izdatelstvo političeskoj literatury, Moskau 1991, ISBN 5-250-01410-0.
Propaganda und politische Folgen
  • Dariusz Tołczyk: Katyń: An Inconvenient Truth. East European Politics & Societies, November 2015, Nr. 29/4, S. 723–729
  • Claudia Weber: Wider besseres Wissen. Das Schweigen der Westalliierten zu Katyn. In: Osteuropa, 7-8/2009, S. 220–232.
  • Martin Schaubs: Streitfall Katyn: die Wahrnehmung des Massakers in der sowjetrussischen, polnischen und westdeutschen Öffentlichkeit, 1980–2000. Tectum, Marburg 2008, ISBN 978-3-8288-9805-9.
  • George Sanford: The Katyn Massacre and Polish-Soviet Relations, 1941–1943. In: Journal of Contemporary History 41/2006, S. 95–111.
  • Thymian Bussemer: Das internationale Rote Kreuz und die NS-Kriegspropaganda. Der Fall Katyn. In: Vorgänge. Jahrgang 39/2000, S. 81–89.
  • Manfred Vasold: Katyn. In: Wolfgang Benz: Legenden, Lügen, Vorurteile. dtv, München 1995, ISBN 3-423-04666-X, S. 115 ff.
Aufklärung
  • Frank Fox: God's Eye: Aerial Photography and the Katyn Forest Massacre. West Chester University Press, West Chester 1999, ISBN 1-887732-13-6 (Volltext online).
  • Wladimir Abarinow: The Murderers of Katyn. Hippocrene, New York 1993, ISBN 0-7818-0032-3 (russische Erstausgabe: Katynskii labirint. Novosti, Moskau 1991)
  • Walentina Parsadanowa, Juri Sorja: Katyn. Dokumente, Indizien, Versionen. In: Neue Zeit. Moskauer Hefte für Politik. Moskau 1990, Nr. 16, S. 34–36.
Gedenken
  • Cordula Kalmbach: Das Massaker erinnern: Katyń als lieu de mémoire der polnischen Erinnerungskultur. Peter Lang, Frankfurt am Main 2015, ISBN 978-3-631-65871-0.
  • Anna Kaminsky (Hrsg.): Erinnerungsorte für die Opfer von Katyn. Leipziger Universitäts-Verlag, Leipzig 2013, ISBN 978-3-86583-773-8.
  • Alexander Etkind et al.: Remembering Katyn. Polity Press, Cambridge 2012, ISBN 978-0-7456-5576-5.

Filme

NS-Propaganda
  • Im Wald von Katyn (1943)
Dokumentationen
Spielfilme
Commons: Massaker von Katyn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Quellen
Literatur
Zeitgeschichte
Gedenken
Bildmaterial

Einzelnachweise

  1. Beate Kosmala: Katyn. In: Wolfgang Benz, Hermann Graml, Hermann Weiss: Enzyklopädie des Nationalsozialismus. Klett-Cotta, Stuttgart 1998, ISBN 3-608-91805-1, S. 542.
  2. Jörg Zägel: Vergangenheitsdiskurse in der Ostseeregion 2: Die Sicht auf Krieg, Diktatur, Völkermord, Besatzung und Vertreibung in Russland, Polen und den baltischen Staaten. Lit, Münster 2007, ISBN 978-3-8258-0203-5, S. 95.
  3. Krzysztof Ruchniewicz: „Noch ist Polen nicht verloren“. Lit, Münster 2007, ISBN 978-3-8258-0893-8, S. 43 f..
  4. George Sanford: Katyn and the Soviet massacre of 1940, 2005, S. 21.
  5. Katrin Boeckh, Hermann Beyer-Thoma: Stalinismus in der Ukraine: Die Rekonstruktion des sowjetischen Systems nach dem Zweiten Weltkrieg. Harrassowitz, Wiesbaden 2007, ISBN 978-3-447-05538-3, S. 66.
  6. Dietrich Beyrau: Schlachtfeld der Diktatoren. Osteuropa im Schatten von Hitler und Stalin. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2000, ISBN 3-525-34021-4, S. 124.
  7. Włodzimierz Borodziej: Europäische Geschichte im 20. Jahrhundert: Geschichte Polens im 20. Jahrhundert. Beck, München 2010, ISBN 978-3-406-60648-9, S. 196.
  8. Cienciala et al.: Katyn, 2007, S. 23.
  9. Nikita Petrov, Arsenii Roginskii: The Polish Operation of the NKVD, 1937–1938. In: Barry McLoughlin, Kevin McDermott: Stalin's Terror: High Politics and Mass Repression in the Soviet Union. Palgrave, Basingstoke 2003, ISBN 1-4039-0119-8, S. 153–172; Zahlen S. 164.
  10. Cienciala et al.: Katyn, 2007, S. 48
  11. Claudia Weber: Krieg der Täter, 2015, S. 33 f.
  12. Convention relative to the Treatment of Prisoners of War. Geneva, 27 July 1929.
  13. Claudia Weber: Krieg der Täter, 2015, S. 37 f. und Fn. 35.
  14. Krzysztof Ruchniewicz: „Noch ist Polen nicht verloren“. 2007, S. 46 f..
  15. Stefan Karner: Im Archipel GUPVI: Kriegsgefangenschaft und Internierung in der Sowjetunion 1941–1956. Oldenbourg, München 1995, ISBN 3-486-56119-7, S. 56.
  16. Cienciala et al.: Katyn, 2007, S. 64 und 81.
  17. Cienciala et al.: Katyn, 2007, S. 29–31.
  18. Claudia Weber: Krieg der Täter, 2015, S. 37 f.
  19. Krzysztof Ruchniewicz: „Noch ist Polen nicht verloren“. 2007, S. 46–50.
  20. Claudia Weber: Krieg der Täter, 2015, S. 41–46.
  21. Claudia Weber: Krieg der Täter, 2015, S. 39–41
  22. Włodzimierz Borodziej: Europäische Geschichte im 20. Jahrhundert: Geschichte Polens im 20. Jahrhundert. Beck, München 2010, S. 240.
  23. Claudia Weber: Krieg der Täter, 2015, S. 57–60.
  24. Claudia Weber: Krieg der Täter, 2015, S. 61–68.
  25. Michael Parrish: The Lesser Terror: Soviet State Security, 1939–1953. Praeger, Westport 1996, ISBN 0-275-95113-8, S. 55.
  26. Michael Parrish: The Lesser Terror, 1996, S. 56.
  27. Claudia Weber: Krieg der Täter, 2015, S. 68–75.
  28. Claudia Weber: Krieg der Täter, 2015, S. 50.
  29. Claudia Weber: Krieg der Täter, 2015, S. 80–85.
  30. Cienciala et al.: Katyn, 2007, S. 113 und 120
  31. George Sanford: Katyn and the Soviet massacre of 1940, 2005, S. 79 f.
  32. Cienciala et al.: Katyn, 2007, S. 118 f.; Teilzitate übersetzt bei Claudia Weber: Krieg der Täter, 2015, S. 86 und 96.
  33. George Sanford: Katyn and the Soviet massacre of 1940, 2005, S. 78.
  34. Claudia Weber: Krieg der Täter, 2015, S. 96.
  35. George Sanford: Katyn and the Soviet massacre of 1940, 2005, S. 88.
  36. Cienciala et al.: Katyn, 2007, S. 255.
  37. Claudia Weber: Krieg der Täter, 2015, S. 55.
  38. Cienciala et al.: Katyn, 2007, S. 121.
  39. Tadeusz Piotrowski: The Polish Deportees of World War II: Recollections of Removal to the Soviet Union and Dispersal Throughout the World. McFarland, Jefferson (North Carolina) 2007, S. 4 f..
  40. Claudia Weber: Krieg der Täter, 2015, S. 69.
  41. George Sanford: Katyn and the Soviet massacre of 1940, 2005, S. 80.
  42. Cienciala et al.: Katyn, 2007, S. 122
  43. a b Claudia Weber: Krieg der Täter, 2015, S. 100.
  44. Thomas Urban: Katyn 1940, 2015, S. 41–43.
  45. Jozef Mackiewicz: Katyn: Ungesühntes Verbrechen. 1949, S. 123 (gestützt auf das polnische Weißbuch 1948).
  46. Thomas Urban: Katyn 1940, 2015, S. 41–45.
  47. Cienciala et al.: Katyn, 2007, S. 124 f.
  48. Gerd Kaiser: Katyn. 2002, S. 107.
  49. Cienciala et al.: Katyn, 2007, S. 267 f. und 511, Fn. 151 f.
  50. George Sanford: Katyn and the Soviet massacre of 1940, 2005, S. 112.
  51. Michael Parrish: The Lesser Terror, 1996, S. 57.
  52. Claudia Weber: Krieg der Täter, 2015, S. 97 f.
  53. Thomas Urban: Katyn 1940, 2015, S. 46 f.
  54. George Sanford: Katyn and the Soviet massacre of 1940, 2005, S. 172 f.
  55. George Sanford: Katyn and the Soviet massacre of 1940, 2005, S. 169.
  56. Cienciala et al.: Katyn, 2007, S. 285 f.
  57. Cienciala et al.: Katyn, 2007, S. 240 f.
  58. Tadeusz Kisielewski: Katyń. Zbrodnia i kłamstwo, 2008, S. 74–90.
  59. Tadeusz Kisielewski: Katyń. Zbrodnia i kłamstwo, 2008, S. 105–113.
  60. Andrzej Przewoźnik, Jolanta Adamska: Katyń: zbrodnia, prawda, pamięć. Świat Książki, Ożarów Mazowiecki 2010, S. 16.
  61. a b Gerd Kaiser: Katyn. 2002, S. 124.
  62. Włodzimierz Borodziej: Europäische Geschichte im 20. Jahrhundert: Geschichte Polens im 20. Jahrhundert. Beck, München 2010, S. 197.
  63. Tadeusz Kisielewski: Katyń. Zbrodnia i kłamstwo, 2008, S. 95–97.
  64. Siehe die Bände der Warschauer Forschungsstelle Karta/Polski Memorial unter Quellen und Dokumente im Literaturverzeichnis.
  65. Simon Schochet: Polish Jewish Officers Who Were Killed in Katyn: An Ongoing Investigation in Light of Documents Recently Released by the USSR. In: Lucjan Dobroszycki, Jeffery S. Gurock (Hrsg.): The Holocaust in the Soviet Union: Studies and Sources on the Destruction of the Jews in the Nazi-Occupied Territories of the USSR, 1941–1945. M. E. Sharpe, Armonk 1993, ISBN 1-56324-173-0, S. 242
  66. Frank Fox: Jewish Victims of the Katyn Massacre. In: East European Jewish Affairs 23/1 (1993), ISSN 1350-1674, S. 49–55.
  67. Claudia Weber: Krieg der Täter, 2015, S. 1010
  68. Matt Killingsworth (Hrsg.): Violence and the state. Manchester University Press, Manchester 2015, ISBN 978-0-7190-9702-7, S. 55.
  69. Norman Davies: Heart of Europe: The Past in Poland's Present. Oxford University Press, Oxford 2001, ISBN 0-19-280126-0, S. 422.
  70. Natalia Lebedewa: The Tragedy of Katyn. International Affairs, Moskau, Juni 1990, S. 102 f. (kostenpflichtig)
  71. Thomas Urban: Katyn 1940, 2015, S. 49.
  72. Czesław Madajczyk: Das Drama von Katyn. 1991, S. 162.
  73. Cienciala et al.: Katyn, 2007, S. 130
  74. George Sanford: Katyn and the Soviet massacre of 1940, 2005, S. 114 f.
  75. Claudia Weber: Krieg der Täter, 2015, S. 103–108.
  76. Cienciala et al.: Katyn, 2007, S. 148.
  77. Claudia Weber: Krieg der Täter, 2015, S. 111.
  78. Claudia Weber: Krieg der Täter, 2015, S. 112–121.
  79. Claudia Weber: Krieg der Täter, 2015, S. 116–118
  80. Cienciala et al.: Katyn, 2007, S. 494, Fn. 9
  81. Gerd Kaiser: Katyn. 2002, S. 153–155.
  82. Claudia Weber: Krieg der Täter, 2015, S. 124–126.
  83. Claudia Weber: Krieg der Täter, 2015, S. 127–129.
  84. Claudia Weber: Krieg der Täter, 2015, S. 159–173.
  85. Claudia Weber: Krieg der Täter, 2015, S. 174–175.
  86. Claudia Weber: Krieg der Täter, 2015, S. 190 f.
  87. Claudia Weber: Krieg der Täter, 2015, S. 182–187.
  88. Claudia Weber: Krieg der Täter, 2015, S. 230–234.
  89. Claudia Weber: Krieg der Täter, 2015, S. 236–239
  90. Claudia Weber: Krieg der Täter, 2015, S. 193 f. und 209−212.
  91. Thomas Urban: Katyn 1940. 2015, S. 102–106; zur Benutzung des Gutachtens durch die NS-Propaganda siehe Friedrich Herber: Gerichtsmedizin unterm Hakenkreuz. Leipzig 2002, S. 305–313.
  92. Claudia Weber: Krieg der Täter, 2015, S. 239 f.
  93. Thomas Urban: Katyn 1940, 2015, S. 95 f.
  94. Thymian Bussemer: Propaganda: Konzepte und Theorien. Mit einem einführenden Vorwort von Peter Glotz. Verlag für Sozialwissenschaften, Münster 2008, S. 188 und 186, Fn. 380.
  95. Claudia Weber: Krieg der Täter, 2015, S. 247.
  96. Ralf Georg Reuth (Hrsg.): Joseph Goebbels Tagebücher, Band 4: 1924–1945. 2. Ausgabe, Piper, München 1992, 2009, ISBN 978-3-492-11414-1, S. 1463.
  97. Dieter Pohl: Die Herrschaft der Wehrmacht: Deutsche Militärbesatzung und einheimische Bevölkerung in der Sowjetunion 1941–1944. Fischer, Frankfurt am Main 2011, ISBN 978-3-596-18858-1, S. 136 f.
  98. a b Claudia Weber: Krieg der Täter, 2015, S. 434.
  99. Claudia Weber: Krieg der Täter, 2015, S. 177–180.
  100. Claudia Weber: Krieg der Täter, 2015, S. 149–157
  101. Claudia Weber: Krieg der Täter, 2015, S. 223
  102. Claudia Weber: Krieg der Täter, 2015, S. 132–149
  103. Cienciala et al.: Katyn, 2007, S. 216.
  104. Hermann Eich: Die misshandelte Geschichte: historische Schuld- und Freisprüche. dtv, 1983, ISBN 3-88458-064-7, S. 45.
  105. Thomas Urban: Katyn 1940, 2015, S. 78 und 82.
  106. Rainer Rother, Judith Prokasky: Die Kamera als Waffe: Propagandabilder des Zweiten Weltkrieges. Edition Text + Kritik, München 2010, ISBN 3-86916-067-5, S. 222.
  107. Ute Daniel: Augenzeugen. Kriegsberichterstattung vom 18. zum 21. Jahrhundert. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2006, ISBN 3-525-36737-6, S. 181
  108. Peter Longerich: Goebbels: Biographie. Siedler, München 2010, ISBN 3-88680-887-4, S. 570.
  109. Josef Wulf: Presse und Funk im Dritten Reich: Eine Dokumentation. Band 1 von Kultur im Dritten Reich. Ullstein, Berlin 1989, ISBN 3-550-07055-1, S. 266.
  110. Nicholas Stargardt: Der deutsche Krieg 1939–1945. Fischer, Frankfurt am Main 2015, ISBN 3-10-075140-X, S. V.
  111. Peter Longerich: „Davon haben wir nichts gewusst!“ Die Deutschen und die Judenverfolgung 1933–1945. Siedler, München 2009, ISBN 3-88680-843-2, S. 312 f.
  112. Claudia Weber: Krieg der Täter, 2015, S. 144.
  113. Wolfgang Benz, Peter Reif-Spirek (Hrsg.): Geschichtsmythen. Legenden über den Nationalsozialismus. Metropol, 2. Auflage, Berlin 2004, ISBN 3-936411-28-X, S. 69 f.
  114. Paul Milata: Zwischen Hitler, Stalin und Antonescu: Rumäniendeutsche in der Waffen-SS. 2. Auflage, Böhlau, Wien 2009, ISBN 978-3-412-13806-6, S. 183.
  115. Thomas Urban: Katyn 1940, 2015, S. 78 und 99−101
  116. Claudia Weber: Krieg der Täter, 2015, S. 245
  117. Heinz Boberach (Hrsg.): Meldungen aus dem Reich. Die geheimen Lageberichte des Sicherheitsdienstes der SS 1939–1945. Pawlak, Herrsching 1984, ISBN 3-88199-158-1, Band 13, S. 5145 (vom 19. April 1943).
  118. Christian Hartmann und andere (Hrsg.): Der deutsche Krieg im Osten 1941–1944: Facetten einer Grenzüberschreitung. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 2009, ISBN 978-3-486-59138-5, S. 187 und Fn. 202.
  119. Dirk Rupnow: Vernichten und Erinnern. Spuren nationalsozialistischer Gedächtnispolitik. Wallstein, Göttingen 2005, ISBN 3-89244-871-X, S. 57–59 und Fn. 13.
  120. H. Joachim Schwagerl: Rechtsextremes Denken. Neuauflage, Fischer, Frankfurt am Main 1993, ISBN 3-596-11465-9, S. 73.
  121. Christa Mitterrutzner: Wahrheit und „Auschwitzlüge“. Deuticke, Wien 1995, ISBN 3-216-30124-9, S. 200.
  122. Claudia Weber: Krieg der Täter, 2015, S. 195–202.
  123. Jochen Laufer: Pax Sovietica: Stalin, die Westmächte und die deutsche Frage 1941–1945, Böhlau, Köln 2009, S. 306–309.
  124. Klaus Zernack: Polen und Rußland. Zwei Wege in der europäischen Geschichte. Propyläen, Berlin 1994, ISBN 3-549-05471-8, S. 455–457.
  125. Crister S. und Stephen A. Garrett: Death and Politics: The Katyn Forest Massacre and American Foreign Policy. In: Walter Hixson (Hrsg.): The American Experience in World War II. Routledge, New York 2003, ISBN 0-415-94036-2, S. 183–200, hier S. 189.
  126. George Sanford: Katyn and the Soviet massacre of 1940, 2005, S. 193.
  127. No evidence Polish hero murdered. In: BBC News. 29. Januar 2009.
  128. George Sanford: Katyn and the Soviet massacre of 1940, 2005, S. S. 173.
  129. Timothy Snyder: Bloodlands: Europe between Hitler and Stalin. Vintage, London 2011, ISBN 0-09-955179-9, S. 306.
  130. Victor Zaslavsky: Das Massaker von Katyn neu betrachtet. Festrede anlässlich der Hannah-Arendt-Preisverleihung 2008. (PDF, S. 6)
  131. Jost Dülffer: Europa im Ost-West-Konflikt 1945–1991. Oldenbourg, München 2004, S. 137.
  132. Cienciala et al.: Katyn, 2007, S. 216 und 306 f.
  133. Andreas Hilger, Nikita Petrov, Günter Wagenlehner: Der „Ukaz 43“: Entstehung und Problematik des Dekrets des Präsidiums des Obersten Sowjets vom 19. April 1943. In: Andreas Hilger u. a. (Hrsg.): Sowjetische Militärtribunale. Band 1: Die Verurteilung deutscher Kriegsgefangener 1941–1953. Böhlau, Köln 2001, S. 177–210.
  134. Claudia Weber: Krieg der Täter, 2015, S. 249–255
  135. Cienciala et al.: Katyn, 2007, S. 227.
  136. Laurence Rees: World War Two: Behind Closed Doors: Stalin, the Nazis and the West. BBC Books, London 2009, ISBN 1-84607-794-X, S. 242 f.
  137. Cienciala et al.: Katyn, 2007, S. 228.
  138. Laurence Rees: World War Two: Behind Closed Doors: Stalin, the Nazis and the West, 2009, S. 244 f.
  139. Jörg Osterloh, Clemens Vollnhals: NS-Prozesse und deutsche Öffentlichkeit: Besatzungszeit, frühe Bundesrepublik und DDR. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2011, ISBN 978-3-525-36921-0, S. 160 f..
  140. Claudia Weber: Krieg der Täter, 2015, S. 396 f.
  141. George Sanford: Katyn and the Soviet massacre of 1940, 2005, S. 176.
  142. Dokument 054-USSR abgedruckt in IMT: Der Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher… Band XXXIX, fotomech. Nachdr. München 1989, ISBN 3-7735-2528-1, S. 290–332.
  143. Whitney R. Harris, Christoph Safferling, Ulrike Seeberger: Tyrannen vor Gericht: Das Verfahren gegen die deutschen Hauptkriegsverbrecher nach dem Zweiten Weltkrieg in Nürnberg 1945–1946. Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2008, S. 247
  144. Thomas Urban: Katyn 1940, 2015, S. 149–152
  145. Thomas Urban: Katyn 1940, 2015, S. 153–157.
  146. Manfred Sapper: Der Hitler-Stalin-Pakt, der Krieg und die europäische Erinnerung: Osteuropa, Ausgaben 7-8 (2009). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2009, ISBN 3-8305-1606-1, S. 244.
  147. Whitney R. Harris, Christoph Safferling, Ulrike Seeberger: Tyrannen vor Gericht, 2008, S. 247–253.
  148. Zeno.org: Nürnberger Prozess, 169. Tag, 2. Juli 1946, Vormittagssitzung.
  149. Gerd Kaiser: Katyn. 2002, S. 228.
  150. Thomas Urban: Katyn 1940, 2015, S. 163 f.
  151. Claudia Weber: Krieg der Täter, 2015, S. 417.
  152. Gerd Kaiser: Katyn. 2002, S. 446 f.
  153. Gerd Kaiser: Katyn. 2002, S. 170–177.
  154. Gerd Kaiser: Katyn. 2002, S. 177–181.
  155. Claudia Weber: „Too closely identified with Dr. Goebbels“: Die Massenerschießungen von Katyn in der Geschichte des Zweiten Weltkriegs und des Kalten Kriegs., Zeithistorische Forschungen 8 (2011), S. 37–59 (Fn. 13).
  156. John Neubauer, Borbála Zsuzsanna Török: The Exile and Return of Writers from East-Central Europe: A Compendium. Walter de Gruyter, Berlin 2009, ISBN 978-3-11-021773-5, S. 33.
  157. Jost Dülffer: Europa im Ost-West-Konflikt 1945–1991. Oldenbourg, München 2004, ISBN 3-486-49105-9, S. 137.
  158. a b c d Cezary Was: Katyn. In: Pim de Boer et al. (Hrsg.): Europäische Erinnerungsorte 2: Das Haus Europa. Oldenbourg, München 2011, ISBN 3-486-70419-2, S. 479–499, hier S. 486 f.
  159. Claudia Weber: Krieg der Täter, 2015, S. 220 f.
  160. Claudia Weber: Krieg der Täter, 2015, S. 388
  161. Claudia Weber: Krieg der Täter, 2015, S. 388–391
  162. George Sanford: Katyn and the Soviet massacre of 1940, 2005, S. 237
  163. Claudia Weber: Krieg der Täter, 2015, S. 221 f.
  164. Claudia Weber: Krieg der Täter, 2015, S. 217–219
  165. William L. White: Report on the Russians. Harcourt Brace, New York 1945.
  166. Jean Folkerts: Report on the Russians: The Controversy Surrounding William Lindsay White's 1945 Account of Russia. In: American Journalism, Band 32, Ausgabe 3/ 2015, S. 307–328; DOI: 10.1080/08821127.2015.1064684.
  167. Cienciala et al.: Katyn, 2007, S. 235–237.
  168. Amy Waters Yarsinske: An American in the Basement: The Betrayal of Captain Scott Speicher and the Cover-up of His Death. Trine Day, Walterville 2013, S. 322.
  169. Rudolf-Christoph von Gersdorff: Soldat im Untergang. Ullstein, Frankfurt am Main 1977, ISBN 3-550-07349-6, S. 142.
  170. Cienciala et al.: Katyn, 2007, S. 238
  171. Aleksandra Ziolkowska-Boehm: The Polish experience through World War II: A better day has not come. Lexington Books, Lanham 2013, ISBN 978-0-7391-7820-1, S. 114.
  172. Crister S. und Stephen A. Garrett: Death and Politics: The Katyn Forest Massacre and American Foreign Policy. In: Walter Hixson (Hrsg.): The American Experience in World War II. Routledge, New York 2003, ISBN 0-415-94036-2, S. 183–200, hier S. 193 f..
  173. Diana West: American Betrayal: The Secret Assault on Our Nation's Character. St. Martin’s Press, New York 2013, ISBN 0-312-63078-6, S. 215.
  174. The Katyn Forest Massacre: Final Report (22. Dezember 1952); dazu Julius Epstein: Select Committee on the Katyn Forest Massacre (Madden Committee) (Witnesses Accounts; November 14, 1952 – Washington, D.C.) (Memento vom 26. September 2011 im Internet Archive)
  175. Associated Press, 9. Januar 2014: Newly-discovered US witness report describes evidence of 1939 Katyn massacre
  176. Vanessa Gera, Randy Herschaft (Associated Press, 10. September 2012): Memos Show US Hushed Up Soviet Crime..
  177. Cienciala et al.: Katyn, 2007, S. 239.
  178. Katyn – ein Verbrechen der Sowjets. In: Der Spiegel. Nr. 1, 1952, S. 17–19 (online2. Januar 1952). Die Zeit Nr. 34, 21. August 1952: Zeitspiegel.
  179. John Earl Haynes, Harvey Klehr: In denial: Historians, communism, and espionage. Encounter Books, San Francisco 2003, ISBN 1-59403-088-X, S. 20.
  180. Gilbert-Hanno Gornig: Äußerungsfreiheit und Informationsfreiheit als Menschenrechte. Duncker & Humblot, Berlin 1988, ISBN 3-428-06540-9, S. 753.
  181. Gerd Kaiser: Katyn, 2002, S. 225
  182. Janusz Kazimierz Zawodny: Katyń. 1989, S. 155–157.
  183. Cienciala et al.: Katyn, 2007, S. 240
  184. George Sanford: Katyn and the Soviet massacre of 1940, 2005, S. 209.
  185. George Sanford: Katyn and the Soviet massacre of 1940, 2005, S. 275.
  186. Thomas Urban: Katyn 1940, 2015, S. 151 f. und Fn. 21.
  187. Simon Schochet: Polish Jewish Officers Who Were Killed in Katyn: An Ongoing Investigation in Light of Documents Recently Released by the USSR. In: Lucjan Dobroszycki, Jeffery S. Gurock (Hrsg.): The Holocaust in the Soviet Union: Studies and Sources on the Destruction of the Jews in the Nazi-Occupied Territories of the USSR, 1941–1945. M. E. Sharpe, Armonk 1993, ISBN 1-56324-173-0, S. 239.
  188. Thomas Urban: Katyn 1940. 2015, S. 193 f.
  189. a b Cienciala et al.: Katyn: A Crime Without Punishment. 2007, S. 245.
  190. Claudia Weber: Krieg der Täter, 2015, S. 427.
  191. M. B. Szonert: Katyn: State-Sponsored Extermination: Collection of Essays. Libra Insitute, Cleveland 2012, ISBN 978-1-4771-5580-6, S. 17
  192. Joanna A. Gorska: Dealing with a Juggernaut: Analyzing Poland's Policy toward Russia, 1989–2009. Lexington, Plymouth 2010, ISBN 978-0-7391-4532-6, S. 150.
  193. Cienciala et al.: Katyn, 2007, S. 248 f.
  194. Frank Fox: God's Eye, 1999, S. 1–5 und 31–38.
  195. Włodzimierz Borodziej: Europäische Geschichte im 20. Jahrhundert: Geschichte Polens im 20. Jahrhundert. Beck, München 2010, ISBN 978-3-406-60647-2, S. 197 f.
  196. Eugenia Maresch: Katyn 1940: The Documentary Evidence of the West's Betrayal. Spellmount, Stroud 2010, S. 328.
  197. Anatoly S. Chernyaev: My six years with Gorbachev. Penn State University Press, University Park 2000, ISBN 0-271-05811-0, S. 129 f..
  198. Claudia Weber: Krieg der Täter, 2015, S. 428.
  199. Gerd Kaiser: Katyn. 2002, S. 369 f.
  200. 300000 Tote im Goldbergwerk: Die Opfer Stalins liegen noch in Rußlands Erde. In: Der Spiegel. Nr. 40, 1989, S. 200–201 (online2. Oktober 1989).
  201. Charles Gati (Hrsg.): Zbig: The Strategy and Statecraft of Zbigniew Brzezinski. Johns Hopkins University Press, Baltimore 2013, ISBN 1-4214-0976-3, S. 156.
  202. Thomas Urban: Katyn 1940. 2015, S. 199–202.
  203. George Sanford: Katyn and the Soviet massacre of 1940, 2005, S. 199
  204. a b c George Sanford: Katyn and the Soviet massacre of 1940, 2005, S. 201.
  205. Thomas Urban: Katyn 1940. 2015, S. 206
  206. Katyn: A difficult road to the truth. auf: Ria/Nowosti. 12. April 2010.
  207. Cienciala et al.: Katyn, 2007, S. 252.
  208. Thomas Urban: Katyn 1940, 2015, S. 207.
  209. Claudia Weber: Krieg der Täter, 2015, S. 431.
  210. Gerd Kaiser: Katyn, 2002, S. 187–196
  211. Dmitri Wolkogonow: Autopsy for an empire: The seven leaders who built the Soviet regime. Free Press, New York 1999, S. 622.
  212. George Sanford: Katyn and the Soviet massacre of 1940, 2005, S. 200.
  213. Detlev Preuße: Umbruch von unten. Die Selbstbefreiung Mittel- und Osteuropas und das Ende der Sowjetunion. Springer, Wiesbaden 2014, ISBN 978-3-658-04972-0, S. 314.
  214. Michael Parrish: The Lesser Terror, 1996, S. 65.
  215. Cienciala et al.: Katyn, 2007, S. 254–256.
  216. Zaur T. Gasimov: Militär schreibt Geschichte. Instrumentalisierung der Geschichte durch das Militär in der Volksrepublik Polen und in der Sowjetunion 1981–1991. Lit, Münster 2009, ISBN 978-3-643-10001-6, S. 103.
  217. Thomas Urban: Katyn 1940, 2015, S. 215 und 220
  218. Gerd Kaiser: Katyn. 2002, S. 415
  219. Krzysztof Komorowski, Witold Rawski: Anti-Katyń: Soviet prisoners of war in Poland: facts and myths. Ministry of National Defense, Military Bureau of Historical Research, Warschau 2006, ISBN 83-919435-9-3.
  220. Alexander Etkind et al.: Remembering Katyn, 2012, S. 9
  221. Robert Maier: Fedor von Bock und Frau Petrowa. Wie deutsche und russische Schulbuchautoren Wissen und Einstellungen zum Zweiten Weltkrieg vermitteln. In: Horst Möller, Aleksandr Cubar'jan (Hrsg.): Mitteilungen der Gemeinsamen Kommission für die Erforschung der jüngeren Geschichte der deutsch-russischen Beziehungen: Band 4. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 2010, ISBN 978-3-486-59080-7, S. 91–94.
  222. Andrei Soldatov, Irina Borogan: The New Nobility: The restoration of Russia's security state and the enduring legacy of the KGB. Public Affairs, New York 2010, ISBN 978-1-58648-802-4, S. 100.
  223. a b Claudia Weber: Krieg der Täter, 2015, S. 437.
  224. Thomas Urban: Katyn 1940, 2015, S. 224 f.
  225. Claudia Weber: Krieg der Täter, 2015, S. 18–21 und 99.
  226. Janusz Zawodny: Death in the Forest, 1962, S. 160 f.; referiert bei Claudia Weber: Krieg der Täter, 2015, S. 92.
  227. Donald Rayfield: Stalin und seine Henker. Blessing, München 2004, ISBN 3-89667-181-2, S. 446.
  228. a b George Sanford: Katyn and the Soviet massacre of 1940, 2005, S. 84–86.
  229. Beispiele: Natalja Lebedewa: Katyn: Prestuplenije protiw tschelowetschestwa. („Katyn: Ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit“.) 2. Auflage, Moskau 1996, Vorwort; Wojciech Materski: Kremlin versus Poland 1939–1945: documents from the Soviet archives. Institute of Political Studies, Polish Academy of Sciences, 1996, ISBN 83-8675911-9, S. 6; Tadeusz Piotrowski: Poland's Holocaust: Ethnic Strife, Collaboration with Occupying Forces and Genocide in the Second Republic, 1918–1947. McFarland, Jefferson (North Carolina) 2007, ISBN 978-0-7864-2913-4, S. 32; Norman M. Naimark: Stalin und der Genozid. Aus dem Amerikanischen von Kurt Baudisch. Suhrkamp, Berlin 2010, ISBN 978-3-518-42201-4, S. 96; Piotr Zając: Prześladowania ludności narodowości polskiej na terenie Wołynia w latach 1939–1945 – ocena karnoprawna zdarzeń w oparciu o ustalenia śledztwa OKŚZpNP w Lublinie. In: Zbrodnie przeszłości. Opracowania i materiały prokuratorów IPN. t. 2: Ludobójstwo. red. Radosław Ignatiew, Antoni Kura, Warszawa 2008, S. 34–49; Witold Kulesza (Instytut Pamięci Narodowej, Hrsg.): Zbrodnia Katyńska jako akt ludobójstwa (geneza pojęcia). (polnisch).
  230. Krzysztof Ruchniewicz: „Noch ist Polen nicht verloren“. 2007, S. 52.
  231. A. Yu. Yablokov, V. S. Parsadanova, I. S. Yazhborovskaya: Katynskiy sindrom v sovetsko-polskih i rossiysko-polskih otnosheniyah. Rossiyskaya politicheskaya entsiklopediya, 2001, ISBN 5-8243-0197-2, S. 214.
  232. Victor Zaslavsky: Klassensäuberung: das Massaker von Katyn, 2007, S. 57
  233. Victor Zaslavsky: Das Massaker von Katyn neu betrachtet. Festrede anlässlich der Hannah-Arendt-Preisverleihung 2008. (PDF, S. 3–4).
  234. Cienciala et al.: Katyn, 2007, S. 147.
  235. Claudia Weber: G. Sanford: Katyn and the Soviet Massacre of 1940. (Rezension für H-Soz-u-Kult, September 2007).
  236. Claudia Weber: Krieg der Täter, 2015, S. 23 und 88–91
  237. a b Claudia Weber: Krieg der Täter, 2015, S. 435.
  238. Alexander Guryanov: Current Status of Katyn Case in Russia (Memento vom 17. März 2012 auf WebCite) (2010, PDF; 86 kB) (“Memorial” Society, Moscow).
  239. Tragödie von Katyn keine Folge des Genozids. auf: Russland.RU 11. März 2005.
  240. Thomas Urban: Katyn 1940, 2015, S. 219 f.
  241. Thomas Urban: Massaker im Zweiten Weltkrieg: Angehörige der Katyn-Opfer dürfen hoffen. In: Süddeutsche Zeitung. 12. Juni 2008.
  242. Russische Kriegsverbrechen verurteilt. auf: 20min.ch, 23. September 2009
  243. Biuro Prasowe Kancelarii Sejmu: Uchwała Sejmu Rzeczypospolitej Polskiej z dnia 15 lipca 2009 r. w sprawie tragicznego losu Polaków na Kresach Wschodnich..
  244. Thomas Urban: Katyn 1940, 2015, S. 222
  245. Oberstes Gericht: Verschluss der Katyn-Akten gesetzeswidrig. In: Die Welt. 22. April 2010
  246. Keine Ermittlungen zu Morden von Katyn. In: FAZ. 31. Mai 2010.
  247. Zulassungsentscheidung des ECHR, 5. Juli 2011
  248. Chamber hearing concerning complaints about inadequate investigation into Katyń massacre. In: ECHR. 171 (2011) 6. Oktober 2011, (PDF; 142 kB).
  249. Rehabilitierung der Katyn-Opfer: Moskau zeigt Entgegenkommen. auf: NTV. 22. Oktober 2011.
  250. Case of Janowiec and others v. Russia (Applications nos. 55508/07 and 29520/09): Judgment. Strasbourg 16. April 2012.
  251. Zeit, 16. April 2012: Menschenrechte Russland wegen Katyn-Massakers verurteilt.
  252. Die Zeit, 21. Oktober 2013: Katyn-Angehörige scheitern mit Klage gegen Russland.
  253. Alina Siomkajło: Katyń monuments around the world. Agencja Wydawnicza CB, Warschau 2002, ISBN 83-7399-009-7, S. 15 f.
  254. George Sanford: Katyn and the Soviet massacre of 1940, 2005, S. 275 f..
  255. Halik Kochanski: The Eagle Unbowed: Poland and the Poles in the Second World War. Penguin, London 2012, ISBN 978-0-674-06814-8, S. 582
  256. Simon Schochet: Polish Jewish Officers Who Were Killed in Katyn: An Ongoing Investigation in Light of Documents Recently Released by the USSR. In: Lucjan Dobroszycki, Jeffery S. Gurock (Hrsg.): The Holocaust in the Soviet Union: Studies and Sources on the Destruction of the Jews in the Nazi-Occupied Territories of the USSR, 1941–1945. M. E. Sharpe, Armonk 1993, ISBN 1-56324-173-0, S. 245.
  257. Margaret Baker: Discovering London Statues and Monuments. Shire, 5. Auflage, Princes Risborough 2008, ISBN 0-7478-0495-8, S. 206
  258. Martin Schaubs: Streitfall Katyn, 2008, S. 29–35.
  259. Rudolf Jaworski: Alte und neue Gedächtnisorte in Osteuropa nach dem Sturz des Kommunismus. In: Thomas Stamm-Kuhlmann, Jürgen Elvert, Birgit Aschmann: Geschichtsbilder: Festschrift für Michael Salewski zum 65. Geburtstag. Franz Steiner, Wiesbaden 2003, ISBN 3-515-08252-2, S. 638.
  260. Zdzisław Sawicki (Hrsg.): The Katyn Museum: division of the Polish Military Museum in Warsaw: guide. 2004, ISBN 83-8662282-2.
  261. Poland marks International Katyn Genocide Memorial Day. In: Polskie Radio. 10. April 2009.
  262. Cezary Was: Katyn. In: Pim den Boer et al. (Hrsg.): Europäische Erinnerungsorte 2: Das Haus Europa. Oldenbourg, München 2011, S. 479–499, hier S. 485.
  263. Rudolf Jaworski: Alte und neue Gedächtnisorte in Osteuropa nach dem Sturz des Kommunismus. In: Thomas Stamm-Kuhlmann, Jürgen Elvert, Birgit Aschmann: Geschichtsbilder: Festschrift für Michael Salewski zum 65. Geburtstag. Franz Steiner, Wiesbaden 2003, ISBN 3-515-08252-2, S. 639.
  264. Cienciala et al.: Katyn, 2007, S. 353 und 536, Fn. 413.
  265. Jürgen Egyptien (Hrsg.): Erinnerung in Text und Bild: Zur Darstellbarkeit von Krieg und Holocaust im literarischen und filmischen Schaffen in Deutschland und Polen. Oldenbourg, München 2012, ISBN 978-3-05-005722-4, S. 389.
  266. Martin Aust: Polen und Russland im Streit um die Ukraine: Konkurrierende Erinnerungen an die Kriege des 17. Jahrhunderts 1934–2006. Harrassowitz, Wiesbaden 2009, ISBN 978-3-447-05927-5, S. 278.
  267. Thomas Urban: Katyn 1940, 2015, S. 223.
  268. Jörg Ganzenmüller, Raphael Utz (Hrsg.): Sowjetische Verbrechen und Russische Erinnerung: Orte – Akteure – Deutungen. Walter de Gruyter / Oldenbourg, München 2014, ISBN 3-486-74196-9, S. 302, Fn. 111.
  269. Joachim von Putkamer: Russland und das östliche Europa. In: Wlodzimierz Borodziej, Joachim von Puttkamer (Hrsg.): Europa und sein Osten: Geschichtskulturelle Herausforderungen. Oldenbourg, München 2012, ISBN 978-3-486-71593-4, S. 164.
  270. Thomas Urban: Katyn 1940, 2015, S. 224.
  271. Thomas Urban: Katyn 1940, 2015, S. 225.
  272. Lars Breuer: Kommunikative Erinnerung in Deutschland und Polen: Täter- und Opferbilder in Gesprächen über den Zweiten Weltkrieg. Springer, Wiesbaden 2015, ISBN 978-3-658-08320-5, S. 82 f..
  273. „Die Russen müssen das Böse reflektieren.“ Der Präsident von „Memorial“, über die russisch-polnische Erinnerungskultur. NZZ, 22. April 2010.
  274. Joachim von Puttkamer: Ostmitteleuropa im 19. und 20. Jahrhundert. Oldenbourg, München 2010, S. 231 f.
  275. Stephanie Kowitz-Harms: Die Shoah im Spiegel öffentlicher Konflikte in Polen. Walter de Gruyter, Berlin 2013, S. 46.
  276. Stephanie Kowitz-Harms: Die Shoah im Spiegel öffentlicher Konflikte in Polen. Walter de Gruyter, Berlin 2013, S. 161.

Koordinaten: 54° 46′ 24″ N, 31° 47′ 20″ O