„Johannes Althusius“ – Versionsunterschied

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'''Johannes Althusius''' (Althaus, Alphusius; * [[1557]] in Diedenshausen/Grafschaft [[Wittgenstein-Berleburg]]; † [[1638]] in [[Emden]])) war Dr. iur. utr., Rechtsgelehrter, Politiker und [[Calvinismus|Calvinist]] .
'''Johannes Althusius''' (Althaus, Alphusius; * [[1557]] in [[Diedenshausen (Bad Berleburg)]]; † [[1638]] in [[Emden]])) war Dr. iur. utr., Rechtsgelehrter, Politiker und [[Calvinismus|Calvinist]] .


Vater: Lubbert Althaus, [[Rektor]] und [[Hofprediger]]. - Verheiratet: 1595 mit Margarethe Naurath aus [[Siegen]], verw. Keßler (1574-1624).
Vater: Lubbert Althaus, [[Rektor]] und [[Hofprediger]]. - Verheiratet: 1595 mit Margarethe Naurath aus [[Siegen]], verw. Keßler (1574-1624).

Version vom 8. Juli 2004, 17:51 Uhr

Johannes Althusius (Althaus, Alphusius; * 1557 in Diedenshausen (Bad Berleburg); † 1638 in Emden)) war Dr. iur. utr., Rechtsgelehrter, Politiker und Calvinist .

Vater: Lubbert Althaus, Rektor und Hofprediger. - Verheiratet: 1595 mit Margarethe Naurath aus Siegen, verw. Keßler (1574-1624).

Vorbereitet auf der Kölner Artistenfakultät und in aristotelischem Geist erzogen, studierte Althusius die Rechte in Basel, wo er im Humanistenkreis Basilius Amerbachs verkehrte und vielleicht auch den französischen Monarchomachen Franz Hotman kennen lernte; später bei dem berühmten Pandektisten Dionysius Gothofredus in Genf, wo er sich mit dem kalvinistischen Geist erfüllte. Nach seiner Promotion in Basel 1586 wurde er auf Grund seiner Erstlingsschrift »De arte Jurisprudentiae Romanae methodice digestae libri II« (Basel 1586), in der er sich zur Methode des empirischen Realismus bekannte, wie sie der französische Logiker Petrus Ramus entwickelt hatte, als erster Rechtsgelehrter an die bis dahin rein theologische Hohe Schule Herborn berufen. Zeitweise Lehrer am Gymnasium Steinfurt und rechtskundiges Mitglied der gräflichen Kanzlei zu Dillenburg, wurde er 1604 Ratssyndikus der Stadt Emden und blieb unter Ablehnung mehrerer Rufe an auswärtige Universitäten seiner Wahlheimat treu. Noch in Herborn schrieb Althusius sein Hauptwerk »Politica methodice digesta et exemplis sacris et profanis illustrata« (Erstausgabe Herborn 1603, maßgebend die Ausgabe Herborn 1614). Althusius schuf auf deutsch-rechtlicher, zugleich kalvinistischer Grundlage die erste Staats- und Gesellschaftslehre und trat für das Prinzip der Volkssouveränität ein. Durch seine Lehre von der Souveränität und dem Widerstandsrecht des Volkes gegenüber dem Obrigkeitsstaat ist Althusius für die Entwicklung der Staatsrechtslehre und der Staatsverfassung in Westeuropa und Amerika von großer Bedeutung geworden. Als politischer Theoretiker des Kalvinismus forderte er den genossenschaftlichen Staatsaufbau von unten her und suchte diesen Grundsatz kompromisslos auf alle Gebiete staatlichen Lebens zu übertragen. In seiner Stellung als Syndikus der Stadt Emden war Althusius unablässig bemüht, seine staatsrechtlichen, sozialphilosophischen und genossenschaftsrechtlichen Gedanken und Forderungen in die Praxis umzusetzen und in Emden eine Art »Modellrepublik« der Volkssouveränität zu verwirklichen. Seine beiden Grundforderungen: Die Beschränkung der Regierungsgewalt durch die Kontrolle genossenschaftlicher Vertretungsorgane und der kompromisslose Primat staatlichen Denkens vor den individuellen Machtansprüchen einzelner gekrönter Häupter wurden auf deutschem Boden erst unter völlig anderen Voraussetzungen in der Weimarer Verfassung von 1919 verwirklicht.

Die 1959 in Münster, Westfalen gegründete Johannes-Althusius-Gesellschaft, Gesellschaft zur Erforschung der Naturrechtslehren und der Verfassungsgeschichte des 16. bis 18. Jahrhunderts, erforscht, ausgehend von Leben und Werk des Althusius die Rechts- und Staatslehren sowie die Rechts- und Verfassungsgeschichte der frühen Neuzeit als einer bis in die Gegenwart fortwirkenden Epoche gesamteuropäischen rechtlichen und politischen Denkens.

Literatur

  • Mitteis, Heinrich: Johannes Althusius. In: Neue Deutsche Biographie 1 (1953), S. 224 f.
  • Renkhoff, Otto: Nassauische Biographie. Wiesbaden, 1992, S. 11.