„Jesiden“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Yazidism08.jpg|mini|Jesidische Männer, traditionell mit Schnurrbart<ref name=":0">[[Sefik Tagay]], Serhat Ortac: [http://www.hamburg.de/contentblob/6271994/21807c33b23c0f8e930ad75a1da7753c/data/eziden-und-ezidentum.pdf ''Die Eziden und das Ezidentum – Geschichte und Gegenwart einer vom Untergang bedrohten Religion.''] Landeszentrale für politische Bildung, Hamburg 2016, S. 90, ISBN 978-3-946246-03-9</ref>]]
Der Begriff '''Jesidentum''' (''Jesidismus'') bezeichnet eine ausschließlich unter den [[Kurden]] verbreitete pazifistisch-[[Monotheismus|monotheistische]] [[Religion]]. Muttersprache der ''Jesiden'' ([[Kurdische Sprachen|kurd.]] ''Êzidîtî'') ist das nordkurdische [[Kurmanji]]. Manchmal wird im Deutschen auch die englische Schreibung „Yeziden“ gebraucht. Den Begriff ''Jesid'' leiten einige Forscher von den persischen Vokabeln "''yezdan''" bzw. "''ezdan''" ab, die Schöpfer/Gott bedeuten.
[[Datei:Yezidis of Jabal.jpg|mini|Eine Gruppe von Jesiden auf dem [[Dschabal Sindschar|Sindschar-Höhenzug]] im syrisch-irakischen Grenzgebiet (um 1920)]]
'''Jesiden''' ({{Audio|GT Jesiden.ogg|Anhören}}) oder '''Eziden''' ({{kmrS|ئێزیدی&lrm;}} ''Êzîdî''), auch ''Yeziden, Jeziden'', sind eine zumeist [[Kurmandschi]] sprechende<ref name="Allison 2004">{{Internetquelle |autor=Christine Allison |url=https://www.iranicaonline.org/articles/yazidis-i-general-1 |titel=Yazidis i. General. |hrsg=Encyclopaedia Iranica |datum=2004-07 |sprache=en |abruf=2014-10-28}}</ref> [[ethnisch-religiöse Gruppe]]<ref>{{Literatur |Autor=Garnik S. Asatrian, Victoria Arakelova |Titel=The Religion of the Peacock Angel: The Yezidis and Their Spirit World |Verlag=Routledge |Datum=2014 |ISBN=978-1-317-54429-6 |Online=https://books.google.de/books?id=hVVsBAAAQBAJ&pg=PAPR8#v=onepage&q&f=false |Abruf=2019-05-14 |Zitat=Yezidism is a unique phenomenon, one of the most remarkable illustrations of ethno-religious identity.}}</ref> mit etwa einer Million Angehörigen,<ref name=":3" /><ref name=":4" /> deren ursprüngliche Hauptsiedlungsgebiete im nördlichen [[Irak]], in Nord[[syrien]] und in der südöstlichen [[Türkei]] liegen. Die Jesiden betrachten sich teilweise als ethnische [[Kurden]], teilweise als eigenständige [[Ethnie]].<ref>{{Internetquelle |autor=Artur Rodziewicz |url=https://www.researchgate.net/publication/332146599_Milete_min_Ezid_The_Uniqueness_of_the_Yezidi_Concept_of_the_Nation |titel=(PDF) Milete min Êzîd. The Uniqueness of the Yezidi Concept of the Nation |werk=ResearchGate.net |datum=2018 |sprache=en |abruf=2021-12-22}}</ref><ref name=":5">{{Internetquelle |autor=Kyle A. Msall |url=https://jhumanitarianaction.springeropen.com/track/pdf/10.1186/s41018-018-0037-4.pdf |titel=Humanitarian aid workers’ knowledge of minority cultures in Iraqi Kurdistan |werk=Journal of International Humanitarian Action |datum=2018 |format=PDF |sprache=en |abruf=2021-12-31}}</ref> Derzeit sind Jesiden in Armenien als eigenständige Ethnie anerkannt.<ref>{{Internetquelle |autor=Garnik Asatryan, Victoria Arakelova |url=http://www.minorities-network.org/wp-content/uploads/2014/09/The-ethnic-minorities-of-Armenia.pdf |titel=The Ethnic Minorities of Armenia |datum=2002 |format=PDF |sprache=en |abruf=2021-12-31}}</ref> Auch die [[Vereinte Nationen|Vereinten Nationen]] erkennen die Jesiden als eine eigenständige Ethnie an.<ref name=":5" /> Heute sind Jesiden durch [[Auswanderung]] und [[Flucht]] auch in anderen Ländern verbreitet. Aufgrund von [[Jesidenverfolgung|Verfolgungen]] sind viele Jesiden im 19. und frühen 20. Jahrhundert nach Armenien und [[Jesiden in Georgien|Georgien]] geflohen.<ref>{{Literatur |Autor=Robarts – University of Toronto |Titel=Les Yézidiz; épisodes de l’histoire des adorateurs du diable |Verlag=Paris E. Leroux |Datum=1892 |Seiten=15 |Sprache=fr |Online=http://archive.org/details/lesyzidizpis00mnuoft |Abruf=2021-01-03}}</ref> Die [[Jesiden in Deutschland]] bilden mit geschätzt 200.000 Mitgliedern (2017)<ref name=":1">{{Internetquelle |url=https://www.deutschlandfunk.de/gruendung-eines-bundesverbandes-jesiden-in-deutschland.886.de.html?dram:article_id=377337 |titel=Gründung eines Bundesverbandes – Jesiden in Deutschland organisieren sich |abruf=2019-02-24}}</ref><ref name=":2">{{Literatur |Autor=Gohdar Alkaidy |Titel=Mir Tahsin Said Beg: Oberhaupt der Jesiden stirbt im deutschen Exil |Datum=2019-01-28 |Online=https://www.welt.de/politik/ausland/article187843490/Mir-Tahsin-Said-Beg-Oberhaupt-der-Jesiden-stirbt-im-deutschen-Exil.html |Abruf=2019-02-24}}</ref> die mit Abstand größte [[Diaspora]] der Jesiden.<ref>Die steigende Zahl der Jesiden in Deutschland kann nur grob geschätzt werden. [[Religionswissenschaftlicher Medien- und Informationsdienst|REMID]] hat ihre Zahl von 35.000–40.000 (2005) über 60.000 (2011) auf 100.000 (2015) nach oben korrigiert und gibt weitere Schätzungen an: Zentralrat der Yeziden in Oldenburg: 120.000 (2016), neuer Zentralrat der Êzîden in Bielefeld: über 150.000 (Anfang 2017). [http://remid.de/info_zahlen/yeziden/ ''Mitgliederzahlen: Yeziden.''] REMID</ref>


Jesiden praktizieren [[Endogamie]]. Das Jesidentum ist eine [[Monotheismus|monotheistische]], nicht auf einer [[Buchreligion|heiligen Schrift]] beruhende, [[Synkretismus (Religionswissenschaft)|synkretistische]] Religion. Die Mitgliedschaft ergibt sich ausschließlich durch Geburt, wenn beide Elternteile jesidischer Abstammung sind. Eine Heirat von Jesiden (beiderlei Geschlechts) mit Nicht-Jesiden hat angesichts jesidischer [[Jesidische Heiratsvorschriften|Heiratsregeln]] den Ausschluss aus der Gemeinschaft zur Folge.<ref name="Allison 2001-26">Christine Allison: ''The Yezidi Oral Tradition in Iraqi Kurdistan.'' Curzon, Richmond 2001, ISBN 0-7007-1397-2, S. 26 (englisch; {{Google Buch |BuchID=8B1g3YUhYU0C |Seite=26 |Linktext=Seitenansicht |Land=DE}}).</ref> Im Zentrum des jesidischen Glaubens stehen [[Melek Taus]] („Engel Pfau“), der [[ʿAdī ibn Musāfir|Scheich ʿAdī ibn Musāfir]] (um 1073–1163) sowie die ''[[#Die „sieben Mysterien“|sieben Mysterien]]''. Das Grab von Scheich ʿAdī im irakischen [[Lalisch]]-Tal ist das Haupt[[heiligtum]] des Jesidentums und Ziel einer jährlichen [[Wallfahrt]] im Herbst.
Der jesidische Glaube ist nicht missionarisch. Man wird als Jeside geboren. Grundsätzlich bedeutet die Heirat mit Andersgläubigen für Jesiden die Ausstoßung aus der Religionsgemeinschaft.


Seit August 2014 sind Jesiden Opfer eines [[Völkermord an den Jesiden|andauernden Genozids]].<ref>{{Internetquelle |url=http://www.ohchr.org/en/NewsEvents/Pages/DisplayNews.aspx?NewsID=20330&LangID=E |titel=Statement by the Commission of Inquiry on Syria on the second anniversary of 3 August 2014 attack by ISIS of the Yazidis |werk=www.ohchr.org |abruf=2016-09-21}}</ref><ref>Clemens Wergin: [https://www.welt.de/politik/ausland/article133282825/Das-primitive-Glaubensverstaendnis-der-IS-Terroristen.html ''Das primitive Glaubensverständnis der IS-Terroristen.''] In: ''[[Die Welt]].'' 14. Oktober 2014.</ref> Als sogenannte „[[Kāfir|Ungläubige]]“ fliehen sie im Norden des Iraks vor Verfolgung, Versklavung und Ermordung durch die terroristisch agierende fundamentalistische Miliz [[Islamischer Staat (Terrororganisation)|Islamischer Staat]].
== Lehre und Kosmogonie ==
[[Bild:Flag of Kurdistan.svg|right|thumb|Die Sonne ist für die Jesiden eine heilige Figur. Sie symbolisiert Leben und Stärke. Die Sonne wurde bei der Entstehung der kurdischen Flagge eingesetzt, um den religiösen Ursprung der Kurden vom Jesidentum zu verdeutlichen.]]


== Herkunft der Bezeichnung ==
Die jesidische [[Religion]] ist eine [[monotheistisch]]e [[Religion]], deren Wurzeln nach eigener Sicht weit vor dem [[Christentum]] und [[Judentum]] liegen. In der Forschung werden verschiedene Elemente je nach Publikation erkannt – alt[[babylon]]ischer [[Planeten]]kult, [[Sonnenverehrung]] eventuell aus der [[Mithras]]-Religion, Einflüsse des [[Zoroastrismus]], jüdische ([[jüdische Speisegesetze]] und Beschneidung der Jungen), [[orientchristlich]]e, besonders [[nestorianisch]]e ([[Eucharistie]]), [[mandäisch]]e, [[manichäisch]]e, [[gnostisch]]e. Viele Jesiden favorisieren heute selbst eine mindestens vorchristliche Herkunft ihrer Religion, etwa als Entwicklung aus dem altpersischen [[Mithras]]-Kult oder den Kulten der [[Meder]].
[[Datei:Yezidi Chief in Bachiqua by Albert Kahn.jpg|mini|hochkant|Jesiden-Oberhaupt in [[Baschiqa]] (1910er Jahre, Foto von [[Albert Kahn]])]]
Jesiden werden auch ''Yeziden'' oder ''Eziden'' genannt. In Deutschland lebende Jesiden verwenden mehrheitlich das Ethnonym „Eziden“ oder „Êzîden“ als Eigenbezeichnung und vermeiden eher die Fremdbezeichnungen „Jesiden“, „Yeziden“, „Yazidis“ oder „Yezidis“.<ref name=":0" /><ref name=":3">{{Internetquelle |autor=Sefik Tagay |url=http://m.bpb.de/gesellschaft/bildung/filmbildung/270902/die-jesiden |titel=Die Jesiden {{!}} bpb |abruf=2019-02-23}}</ref> Die Herkunft der Bezeichnung ''Êzîdî'' ist bis heute ungeklärt. Einige Wissenschaftler führen die Bezeichnung ''Jesidi'' auf den [[Kalif]]en der [[Umayyaden]] [[Yazid I.]] (680–683) zurück. Jesiden lehnen eine Beziehung zwischen ihren Namen und dem Kalifen ab.<ref>Çakır Ceyhan Suvari: [http://www.ethnogeopolitics.org/download/ForumEGPVol4No2articles/ForumEGPVol4No2ÇakırCeyhanSuvariEthnoReligiousGroupinTurkeypp.19-38.pdf ''Yezidis: An Ethno-Religious Group in Turkey.''] In: ''Forum of EthnoGeoPolitics'', Band 4 Nr. 2 Winter 2016, S. 32</ref> Stattdessen führen einige Jesiden wie andere Wissenschaftler die Bezeichnung oftmals auf das altiranische Wort ''[[Yazata]]'' für „göttliches Wesen“ zurück und stellen so zugleich eine Verbindung mit dem altiranischen Gott [[Ahura Mazda]] her, was sie dem Namen nach zu „Gottesanbetern“ macht.<ref name="Allison 2004" /><ref>Vgl. {{faS|ايزد&lrm;|DMG=Īzad|de=Gott}}, Junker, Alavi: ''Persisch-Deutsches Wörterbuch.'' Leipzig/Teheran 1970, S. 71.</ref> Der Religionsgelehrte [[asch-Schahrastānī]] (1076–1153) führte den Namen der Jesiden auf den [[Charidschiten|charidschitischen]] Geistlichen Yazid bin Unaisa zurück, dessen Anhänger sie gewesen seien.<ref>Irene Dulz: ''Die Yeziden im Irak. Zwischen „Modelldorf“ und Flucht'' (= ''Studien zur Zeitgeschichte des Nahen Ostens und Nordafrikas.'' Band 8). Lit, Münster 2001, ISBN 3-8258-5704-2, S. 18 ({{Google Buch |BuchID=It22IjmZfT4C |Seite=18 |Hervorhebung=Yazid bin Unaisa |Linktext=Seitenansicht |Land=DE}}).</ref> Eine andere Ableitung der Wortherkunft nutzt den Bezug zu ''Ez dā'' („Mich erschaffen“). Jesiden verweisen auch auf ''Xwedê ez dam'' („Gott hat mich erschaffen“) und auf ''Em miletê ezdaîn'' („Wir sind die Ezdayi Nation“).<ref>{{Literatur |Autor=Joanna Bocheńska |Titel=Rediscovering Kurdistan’s Cultures and Identities: The Call of the Cricket |Verlag=Springer |Datum=2018 |ISBN=978-3-319-93088-6 |Online=https://books.google.de/books?id=fPZ0DwAAQBAJ&pg=PA292&lpg=PA292&redir_esc=y#v=onepage&q&f=false |Abruf=2020-10-03}}</ref>


== Anzahl und Hauptsiedlungsgebiete ==
Eine Annahme, die besagt, dass das Jesidentum aus dem Zarathustraismus entstanden ist, ist falsch und wird von Religions- und Geschichtswissenschaftlern bestätigt. Denn das Jesidentum zeigt deutlich vorzarathustrische Elemente, dass den Schluss zukommt, dass das Zarathusraismus erst nach dem Jesidentum entstanden ist. Es ist sehr gut möglich, dass die Zarathustrier vor ihrer Zwangszarathustrierung durch Zarathustra selber Jesiden waren.[http://www.yezidi.org/yeziden_zarathustra.0.html]
{{Hauptartikel|Ezidchan}}
[[Datei:Pire Ewra.jpeg|mini|Jesiden feiern das [[Jesidisches Neujahrsfest|jesidische Neujahrsfest]] im [[Dschabal Sindschar|Sindschar-Gebirge]]. Im Hintergrund ist der jesidische Tempel Quba Pire Ewra (Tempel vom Pir der Wolken) zu sehen. (16. April 2014)]]
[[Datei:Sinjar mountain.jpg|mini|Jesiden im [[Dschabal Sindschar]]]]
[[Datei:GoristanaHesenBege3.jpeg|mini|Der [[Jesidischer Friedhof Hesen Begê|jesidische Friedhof Hesen Begê]] im Südosten der Türkei.]]
Die ursprünglichen Siedlungsgebiete der Jesiden liegen in Nord[[mesopotamien]] und werden auch als [[Ezidchan]] (Land der Jesiden) bezeichnet. Es gibt keine offizielle Zählung der Jesiden. Ihre Zahl wird weltweit auf über eine Million geschätzt.<ref name=":3" /><ref name=":4">{{Literatur |Autor=Massoud Hanifzadeh |Titel=Faszination Gesellschaft, Kultur & Religion |Verlag=Tectum |Datum=2016 |ISBN=978-3-8288-6537-2 |Online=https://books.google.de/books?id=3FR4DwAAQBAJ&pg=PA165&dq=jesiden+million&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwiatK3LqtPgAhUPr6QKHSyeAgwQ6AEIMTAC#v=onepage&q&f=false |Abruf=2019-02-24}}</ref> Den Hauptanteil stellen die im Irak lebenden Jesiden mit einer halben Million Angehörigen.<ref>{{Internetquelle |autor=Deutsche Welle (www.dw.com) |url=https://m.dw.com/de/irak-die-verlorene-heimat-der-jesiden/a-44904528 |titel=Irak: Die verlorene Heimat der Jesiden {{!}} DW {{!}} 2. August 2018 |abruf=2019-02-24}}</ref> In Deutschland leben etwa 200.000<ref name=":1" /><ref name=":2" />, im restlichen Europa kommen noch etwa 65.000 hinzu. In den [[Vereinigte Staaten|USA]] und [[Kanada]] leben einige Tausend Jesiden, meist aus dem Irak. In [[Armenien]] leben über 35.000.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.armstat.am/file/article/sv_03_13a_520.pdf |titel=Volkszählung vom 12. bis zum 21. Oktober 2011 in Armenien |hrsg=National Statistical Service of the Republic of Armenia |datum=2011 |format=PDF |sprache=hy |abruf=2018-12-15}}</ref><!-- Archiviert am 16. November 2018: https://web.archive.org/web/20181116161815/https://www.armstat.am/file/article/sv_03_13a_520.pdf --> In [[Georgien]] und in [[Russland]] leben auch Jesiden. In [[Syrien]] leben einige tausend Jesiden. Laut einem Berichts des [[Bundesamt für Migration und Flüchtlinge|Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge]] leben in der [[Türkei]] über 2000 Jesiden, überwiegend in [[Südostanatolien]].<ref>{{Internetquelle |url=http://archiv.proasyl.de/fileadmin/proasyl/fm_redakteure/Newsletter_Anhaenge/109/ee-brief-07-2004.pdf |titel=Rückkehr von Yeziden in die Türkei |werk=[[Bundesamt für Migration und Flüchtlinge|Bundesamt für Anerkennung ausländischer Flüchtlinge]] |datum=2004-07-30 |format=PDF |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20190103055821/http://archiv.proasyl.de/fileadmin/proasyl/fm_redakteure/Newsletter_Anhaenge/109/ee-brief-07-2004.pdf |archiv-datum=2019-01-03 |abruf=2019-01-02 |archiv-bot=2022-11-21 01:50:50 InternetArchiveBot}}</ref> Die [[Bundesregierung (Vereinigte Staaten)|Bundesregierung der Vereinigten Staaten]] schätzte die Anzahl der Jesiden in der Türkei im Jahr 2019 auf weniger als 1000.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.dfat.gov.au/sites/default/files/country-information-report-turkey.pdf |titel=DFAT Country Information Report Turkey |werk=Australian Government – Department of Foreign Affairs and Trade |datum=2020-09-10 |seiten=22 |format=PDF |sprache=en |abruf=2021-08-19}}</ref> In den 1980er Jahren lebten ca. 60.000 Jesiden in der Türkei.<ref>{{Literatur |Autor=Birgül Açikyildiz |Titel=The Yezidis: The History of a Community, Culture and Religion |Verlag=I.B.Tauris |Datum=2014 |ISBN=978-0-85772-061-0 |Online=https://books.google.de/books?id=ql4BAwAAQBAJ&pg=PA63&hl=de&source=gbs_toc_r&cad=3#v=onepage&q&f=false |Abruf=2019-01-04}}</ref> Jesiden sind heute also unter der mehrheitlich muslimischen Bevölkerung des [[Naher Osten|Nahen Ostens]] eine [[religiöse Minderheit]].


[[Muttersprache]] der meisten Jesiden ist die nordwestiranische Sprache [[Kurmandschi]]. Nur in den jesidischen Dörfern [[Baschiqa|Baʿšiqa]] und [[Bahzani|Baḥzānē]] in den [[Umstrittene Gebiete des Nordiraks|umstrittenen Gebieten des Nordiraks]] wird Arabisch gesprochen.<ref name="Allison 2004" />
Nach jesidischen Vorstellungen ist Gott allmächtig und erschuf die Welt. Er wäre schwach, wenn er noch eine zweite Kraft neben sich existieren lassen würde. Folglich fehlt in der jesidischen [[Theologie]] die Gestalt des Bösen. Die Jesiden sprechen den Namen des Bösen nicht aus, weil allein sein Aussprechen die Anzweiflung der Allmächtigkeit Gottes bedeuten würde. Damit einher geht auch die Vorstellung, dass der Mensch in erster Linie selbst verantwortlich für seine Taten ist. Aus jesidischer Sicht hat Gott dem Menschen die Möglichkeit gegeben, zu sehen, zu hören und zu denken. Er hat ihm den Verstand gegeben und damit die Möglichkeit, für sich den richtigen Weg zu finden.


Die größte Zahl der Jesiden lebt im Nordirak. Die Jesiden verteilen sich hier im Wesentlichen auf zwei Gebiete. Das eine ist die [[Schaichān]]-Region nordöstlich der Stadt [[Mossul]]. Hier befinden sich [[Lalisch]], das religiöse Zentrum der Jesiden, der Ort [[Baadre|Baʿadhrā]], in dem der [[Mīr]] von Schaichān, das weltliche und geistliche Oberhaupt der Jesiden, residiert, sowie die beiden Dörfer Baʿšiqa und Bahzānē, die als die Gelehrtenzentren der Jesiden gelten. Das zweite Hauptsiedlungsgebiet der Jesiden ist der Höhenzug [[Dschabal Sindschar]] westlich von Mossul an der Grenze zu Syrien,<ref>Philip G. Kreyenbroek: ''EI 2).'' In: Peri J. Bearman (Hrsg.): ''[[The Encyclopaedia of Islam. New Edition]].'' Band 11, Brill, Leiden 2001, S. 313b (englisch).<!-- korrekt: Eintrag „EI“ ??? --></ref> aber auch in der Stadt selbst leben viele Jesiden. Die [[Baath-Partei]] unter [[Saddam Hussein]] erklärte während ihrer Arabisierungskampagne in den 1970er und 1980er Jahren die Jesiden im Nordirak zu [[Araber]]n.<ref>Stephen C. Poulson: ''Patterns of violence directed against civilians in small ethnic enclaves during war in Iraq (2003–2009)'' in Mazzei, Julie M. (Hrsg.): ''Non-State Violent Actors and Social Movement Organizations: Influence, Adaptation, and Change''. Wagon Lane, Emerald Publishing Limited 2017, S. 77. {{Google Buch |BuchID=0fm0DgAAQBAJ |SeitenID=PT64 |Hervorhebung=saddam hussein yazidis}}</ref>
Die Jesiden glauben, dass das Leben nicht mit dem Tod ende, sondern dass es nach einer [[Seelenwanderung]] einen neuen Zustand erreicht. Der neue Zustand ist abhängig von den Taten im vorherigen Leben. In diesem Zusammenhang spielen der „[[Jenseitsbruder]]“ (''biraye achrete'') für einen Mann bzw. die „[[Jenseitsschwester]]“ (''chucha achrete'') für eine Frau eine wichtige Rolle. Unter den Mitgliedern der [[Glaubensgemeinschaft]] sucht man sich zu Lebzeiten einen Bruder bzw. eine Schwester für das Jenseits aus. Diese Wahlgeschwister übernehmen im Jenseits gegenseitig die moralische Mitverantwortung für ihre Taten, und in der Totenzeremonie „begleiten“ sie den Verstorbenen/die Verstorbene auf dem Weg zur neuen Bestimmung. Nach den jesidischen Vorstellungen bestand die Verbindung der Jenseitsgeschwister bereits im vorherigen Leben und wird im künftigen Leben weiter bestehen.


Wegen des Vormarschs der dschihadistischen IS-Armee ([[Islamischer Staat (Terrororganisation)|Islamischer Staat]] in Irak und Syrien) im Juli und August 2014 sind viele Jesiden aus Mossul und Umgebung in das kurdische Gebiet um die Stadt [[Erbil]] sowie in das Sindschar-Gebirge geflohen.<ref>[http://www.n-tv.de/politik/US-Luftwaffe-greift-IS-Stellung-an-article13391566.html ''US-Luftwaffe greift IS-Stellung an.''] In: ''[[n-tv]]'', 8. August 2014.</ref>
== Überlieferungen ==


Zählungen und Schätzungen von türkischer, britischer und irakischer Seite aus den 1920er Jahren ergaben einen jesidischen Anteil von 4 bis 7 Prozent an den irakischen Kurden, was heute bei gleich bleibendem Anteil 160.000 bis 350.000 Personen entspräche. Manche Maximalschätzungen gehen heute von bis zu 550.000 jesidischen Gläubigen aus. Die Jesiden machen schätzungsweise 1 Prozent der irakischen Bevölkerung aus. Seit 1991 ist die jesidische Gemeinschaft im Irak zweigeteilt. 90 Prozent der irakischen Jesiden leben in irakisch verwaltetem und nur etwa 10 Prozent in kurdisch verwaltetem Gebiet.
Das Jesidentum kennt keine verbindliche religiöse Schrift, wie es vergleichbar die [[Bibel]] für die [[Christ]]en ist. Die Vermittlung religiöser [[Tradition]]en und Glaubensvorstellungen beruhte – bisher – ausschließlich auf [[Mündliche Überlieferung|mündlicher Überlieferung]]. In der Literatur über die Jesiden werden zwei Bücher erwähnt, das „Buch der Offenbarung“ (''[[Kiteb-i Jilwe]]'') und die „[[Schwarze Schrift]]“ (''Meshef Resch''). Von beiden Büchern sind lediglich Auszüge 1921 bekannt geworden, wobei man davon ausgehen kann, dass diese nicht in allen Teilen authentisch die Glaubensvorstellungen aller Jesiden wiedergeben. Sie gelten in der Religionswissenschaft als nachträgliche Aufzeichnungen – relativ zu der Gegenauffassung, etwa das Buch der Offenbarung sei von Scheich Adi selbst verfasst –, haben aber doch den Status heiliger Schriften. Schließlich stellen sie eine wichtige "Neuerung" für die jesidische Religion dar, war doch das Fehlen solcher Schriften einer der Gründe für die Verfolgungen der Jesiden durch den [[Islam]]. In der jesidischen [[Diaspora]] in [[Armenien]], [[Georgien]], [[Russland]], [[USA]] und [[Deutschland]] hingegen ermöglicht die Verschriftlichung und Kodifizierung der ehemals mündlichen Traditionen den Erhalt der religiösen Identität.


In Nordsyrien leben Jesiden vorwiegend in [[Afrin]] und in Nordost-Syrien vorwiegend in und um die Stadt [[Qamischli]] und im [[Gouvernement al-Hasaka]]. Allerdings ging ihre Zahl beträchtlich zurück. Eine Schätzung gibt 12.256 für das Jahr 1990 an, für Ende 2008 nur noch 3.357. Nach anderen Schätzungen liegt ihre Zahl zwischen 35.000 und 50.000. Durch Auswanderung nach Europa geht sie zurück.<ref>KurdWatch: ''Yeziden in Syrien. Zwischen Akzeptanz und Marginalisierung.'' Bericht 7, Europäisches Zentrum für Kurdische Studien, Berlin, Dezember 2010, S. 5–7 ([https://web.archive.org/web/20131014045753/http://www.kurdwatch.org/pdf/kurdwatch_yeziden_de.pdf PDF-Datei; 384&nbsp;kB; 13&nbsp;Seiten] auf kurdwatch.org).</ref>
Der Glaube wird überwiegend durch Lieder (so genannte ''[[Qewal]]s'') und Bräuche weitergegeben. Genannt sei hier das Buch von [[Hilmi Abbas]] in deutscher Sprache, er schrieb einige der bisher nur mündlich überlieferten altkurdischen Legenden nieder, im Jahre 2003 erschien es in München unter dem Titel "Das ungeschriebene Buch der Kurden". Es stellt die Schöpfungsgeschichte aus jesidischer Sicht dar und die mythische Wanderung des kurdischen Volkes von Osten in den Westen in das heutige Siedlungsgebiet.


In den 1830er Jahren kamen nach dem Ende des [[Russisch-Türkischer Krieg (1828–1829)|Russisch-Türkischen Krieges]] 1828/29 die ersten Jesiden aus Anatolien in das zum [[Russisches Kaiserreich|Russischen Kaiserreich]] gehörende Ostarmenien. 1855 wurden etwa 340 Jesiden im Distrikt Sardarabad (etwa die heutige [[Armawir (Provinz)|Armawir]]) gezählt. Mehrere Tausend anatolische Jesiden wurden Ende des 19. Jahrhunderts unter anderem in der Provinz [[Schirak]] angesiedelt. 1912 lebten über 17.000 Jesiden im Gebiet des heutigen Armenien. Bei der Volkszählung 2001 lag ihre Zahl bei 40.000.<ref>Levon Yepiskoposian, Ashot Margarian u.&nbsp;a.: ''Genetic Affinity between the Armenian Yezidis and the Iraqi Kurds.'' In: ''Iran and the Caucasus.'' Band 14, Brill, Leiden 2010, S. 37–42, hier S. 38 (englisch; {{Webarchiv |url=http://www.kurdipedia.org/documents/87569/0001.PDF |text=PDF-Datei; 174&nbsp;kB; 6&nbsp;Seiten |wayback=20140416192035}} auf kurdipedia.org).</ref> Sie stellten 2011 mit einem Anteil von 1,1 Prozent an der Gesamtbevölkerung die größte [[Minderheit]] des Landes.<ref name="Factbook Armenia-2011">[[The World Factbook]]: {{Webarchiv |url=https://www.cia.gov/library/publications/the-world-factbook/geos/am.html |text=''Middle East: Armenia.'' |wayback=20100719074837 |archiv-bot=2022-11-21 01:50:50 InternetArchiveBot}} Stand: 2011, abgerufen am 25. August 2014 (englisch; siehe die Angaben unter ''People and Society: Armenia'').</ref> Ihr kulturelles Zentrum in der Provinz [[Aragazotn]] war in der [[Armenische Sozialistische Sowjetrepublik|sowjetischen Zeit]] das Dorf [[Alagyaz]].<ref>Hasmik Hovhannisyan: {{Webarchiv |url=http://www.fravahr.org/spip.php?article392 |text=''Kurds in Armenia. The cultural center of the Kurds living in Armenia has always been Alagyaz.'' |wayback=20140415063903}} In: ''fravahr.org.'' 3. November 2007, abgerufen am 25. August 2014 (englisch).</ref>
== Taus-i Melek ==
[[Bild:Melek taus.png|thumb|Der Pfau ist bei den Jesiden heilig und dient als deren religiöses Symbol]]


== Frühe Geschichte ==
Eine zentrale [[Bedeutung]] in den jesidischen Glaubensvorstellungen hat ''[[Melek Taus|Taus-i Melek]]'', der „Engel Pfau“, dessen Symbol – wie es der Name sagt – ein [[Pfau]] ist. Nach der jesidischen [[Mythologie]] hat er in besonderer Weise der Allmächtigkeit Gottes gehuldigt und wurde deshalb von Gott zum Oberhaupt der sieben [[Engel]] erkoren. Er nimmt eine Art Stellvertreterfunktion Gottes ein. So symbolisiert Taus-i Melek in der [[Yezidische Theologie|jesidischen Theologie]] nicht [[das Böse]] und ist auch kein in Ungnade gefallener Engel. Zwar wollte er sich dem Mythos nach selbst einmal zum Gott erheben, doch er bereute sein Ketzertum und büßte dafür auf der Erde. Er wurde nicht wie es behauptet wird in der Hölle verbannt, da die Jesiden nicht an die Hölle glauben. Dies ist verständlich wenn man bedenkt, dass im Jesidentum kein Teufel existiert. Der Name darf nicht einmal ausgesprochen werden, da der Existenz eines Wesen neben Gott für die Jesiden tabu ist. Seine Schuld wurde ihm schließlich vergeben, seither dient er Gott als Wächter der Welt und als Mittler zu den Menschen: Er ist der Ansprechpartner der Jesiden.
Über die Entstehung der jesidischen Gemeinschaft gibt es unterschiedliche Positionen: Der arabische Autor Ahmad Taimur sieht ein Aufkommen der jesidischen Gemeinschaft nicht vor dem 12. Jahrhundert (6. Jahrhundert [[Islamische Zeitrechnung|AH]]). Der jesidische Autor Darwis Hasso vertritt die Position, dass sich das Jesidentum aus dem [[Zoroastrismus]] entwickelte. Eine Autorengruppe aus dem [[Naher Osten|Nahen Osten]] stellt das Jesidentum als sehr alte Religion der Kurden dar, die auf [[iranische Mythologie]], im Speziellen auf den [[Mithras]]kult, zurückzuführen sei.<ref>Irene Dulz: ''Die Yeziden im Irak. Zwischen „Modelldorf“ und Flucht'' (= ''Studien zur Zeitgeschichte des Nahen Ostens und Nordafrikas.'' Band 8). Lit, Münster 2001, ISBN 3-8258-5704-2, S. 15 ff. ({{Google Buch |BuchID=It22IjmZfT4C |Seite=15 |Hervorhebung=Der religionshistorische Hintergrund des Yezidentums |Linktext=Seitenansicht |Land=DE}}).</ref>


Zum ersten Mal schriftlich erwähnt werden die Jesiden im 12. Jahrhundert. Als Beginn ihrer religiösen Entwicklung gilt die Ankunft von Scheich [[ʿAdī ibn Musāfir]] in den kurdischen Bergen am Anfang jenes Jahrhunderts. Allerdings gab es schon vor ihm im Kurdengebiet eine Bewegung, die als Yazīdīya bekannt war und von der zeitgenössische arabische Quellen berichten, dass sie mit dem [[Umayyaden]] [[Yazid I.]] sympathisierte. Außerdem geht aus den zeitgenössischen Quellen hervor, dass bei den Kurden religiöse Vorstellungen iranischen Ursprungs verbreitet waren.<ref>Philip G. Kreyenbroek: ''Yezidism. Its Background, Observances and and Textual Tradition.'' Mellen, Lewiston u.&nbsp;a. 1995, S. 27–28 (englisch).</ref> ʿAdī selbst begründete, nachdem er sich im Tal von Lalisch niedergelassen hatte, einen [[Tarīqa|Sufi-Orden]], die sogenannte ʿAdawīya, die sich über den ganzen Nahen Osten, insbesondere nach Syrien und Ägypten, verbreitete.
Nach der [[Schöpfungsgeschichte]] der Jesiden ist Taus-i Melek, den Gott mit sechs weiteren Engeln aus seinem Licht schuf, an der gesamten Schöpfung, an dem göttlichen Plan, aktiv beteiligt. Folglich verkörpert Taus-i Melek nicht den Widerpart in einem dualen [[Weltbild]], sondern ist der Beweis für die Einzigartigkeit Gottes.


Während die ʿAdawīya in Syrien und Ägypten auf dem Boden des Islams blieb, nahm der Orden bei den Kurden eine Sonderentwicklung. Unter Scheich al-Hasan ibn ʿAdī, einem Nachfolger und fernen Verwandten von Scheich ʿAdī, der im frühen 13. Jahrhundert lebte, wurde der Ordensgründer immer stärker verehrt. Der Einfluss der bei den Kurden verbreiteten iranischen Vorstellungen auf den Orden nahm zu, so dass aus ihm eine eigenständige Religionsgemeinschaft wurde.<ref>Philip G. Kreyenbroek: ''Yezidism. Its Background, Observances and and Textual Tradition.'' Mellen, Lewiston u.&nbsp;a. 1995, S. 31–33 (englisch).</ref> Um das Jahr 1254 kam es zu einem Konflikt zwischen [[Scheich Hasan]] (1195–1246) und dem Statthalter von Mossul, Badr al-Din Luʾluʾ. Im [[Dschabal Sindschar|Sindschar]]-Gebiet versammelten sich jesidische Krieger. Nach der Niederlage der Jesiden nahmen Badr al-Dins Männer Scheich Hasan fest und hängten ihn in Mossul am Tor auf. Des Weiteren wurde Lalisch angegriffen. Hasans Sohn Scherfedin sandte den Jesiden in Lalisch eine Botschaft, die zu Zusammenhalt, Verteidigung und Bewahrung der jesidischen Religion aufrief. Er wurde bei dem erneuten Kampf getötet. Seine Botschaft wurde zur religiösen Hymne der Jesiden.
Die Bedeutung und die Stellung von Taus-i Melek innerhalb des jesidischen Glaubens kann man nur dann verstehen, wenn man sich von der abrahamitischen Sichtweise löst: Die jesidische Vorstellung von Gut und Böse ist älter als die christliche und islamische Interpretation; eine Identifizierung mit dem gefallenen Engel (vgl. [[Luzifer]]) ist daher verfehlt. Richtiger ist es, die Negierung des Bösen im Jesidentum als eigenständigen, altiranischen Glaubensansatz zu begreifen.


== Scheich Adi ==
== Glaubenslehren ==
=== Mündliche und schriftliche Überlieferung ===
[[Bild:Lalish.jpg|thumb|Das Grab von [[Scheich Adi]] in [[Lalisch]]]]
Das Jesidentum beruft sich auf keine heiligen Schriften. Der Glaube wird überwiegend durch Hymnen (''Qewlên,'' Sg. ''[[Qewl]]'') und Bräuche weitergegeben. Die Vermittlung religiöser [[Tradition]]en und Glaubensvorstellungen beruhte bis ins 20. Jahrhundert ausschließlich auf [[Mündliche Überlieferung|mündlicher Überlieferung]]. Es gibt zwei Texte, die dem Anschein nach heilige Schriften der Jesiden sind, das „Buch der Offenbarung“, das ''[[Kitêba Cilwe]]'', und das „Schwarze Buch“, das ''[[Mishefa Reş]]''. Die Bücher wurden 1911 und 1913 veröffentlicht,<ref>P. Anastase Marie: ''La découverte récente des deux livres sacrés des Yézîdis.'' In: ''Anthropos.'' Band 6, 1911, S. 1–39; M. Bittner: ''Die Heiligen Bücher der Jeziden oder Teufelsanbeter (Kurdisch und Arabisch).'' In: ''Denkschriften der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien.'' Band 55, Wien 1913.</ref> wobei wohl nicht alle Glaubensvorstellungen der Jesiden vollständig authentisch wiedergegeben sind. Sie gelten in der Iranistik als Aufzeichnungen durch Nichtjesiden, enthalten aber authentisches Material, das unter Jesiden auch schon vorher bekannt war.


Von mündlichen Überlieferungen existieren üblicherweise mehrere Versionen gleichzeitig. Dies macht es schwierig, die mündliche Tradition in einen von allen Gruppen akzeptierten schriftlichen Glaubenskanon zu übertragen. Durch die verbesserte Schulbildung in der Region ist die Zahl der dortigen Analphabeten stark zurückgegangen. Deshalb und weil die vielen, in westlichen Ländern lebenden Jesiden von den Vorstellungen ihrer Umgebung beeinflusst sind, besteht das verbreitete Verlangen, auch einer „Buchreligion“ anzugehören. Erstmals erhielten in den 1970er Jahren zwei jesidische Universitätsabsolventen die Erlaubnis von religiösen Führern, Glaubensinhalte niederzuschreiben. Mehrere Veröffentlichungen von Jesiden über ihre heiligen Dichtungen und Volkserzählungen folgten und werden seitdem in Zeitschriften weit verbreitet. Daneben wird versucht, den vermeintlichen Makel einer fehlenden Schrifttradition durch mutmaßlich verschwundene und wieder aufgetauchte alte heilige Bücher, etwa in Form des altpersischen ''[[Avesta]]'', zu beheben.<ref>Eszter Spät: ''Religious Oral Tradition and Literacy among the Yezidis of Iraq.'' In: ''Anthropos.'' Band 103, Heft 2, 2008, S. 393–403, hier S. 394.</ref> [[Hilmi Abbas]] veröffentlichte einige der bisher nur mündlich überlieferten altkurdischen Legenden im Jahre 2003 unter dem Titel ''Das ungeschriebene Buch der Kurden''.<ref>Hilmi Abbas (Hrsg.): ''Das ungeschriebene Buch der Kurden. Mythen und Legenden.'' Hugendubel, München 2003, ISBN 3-7205-2387-X. Anmerkung: Auf die philologische Problematik des Werks hat Martin Zähringer in seiner Rezension in der ''Neuen Zürcher Zeitung'' am 19. September 2003 hingewiesen.</ref> Das Buch beschreibt die [[Schöpfung]]sgeschichte aus jesidischer Sicht und die mythische Wanderung des kurdischen Volkes von Osten in den Westen in das heutige [[Kurdistan]].
Eine zweite wichtige Gestalt für die Jesiden ist der als Reformer geltende [[Scheich Adi]] aus dem [[11. Jahrhundert|11.]]/[[12. Jahrhundert]]. In der Religionswissenschaft wird die These vertreten, er sei mit dem sufischen Mystiker Shaikh ''Adî Ibn-Musafîr'' ([[1075]]-[[1162]]) identisch, der nach seiner Zwangsislamisierung wieder in der jesidischen Gemeinschaft eintreten wollte und deswegen von den Muslimen verfolgt wurde (im Islam wird ein Austritt mit dem Tod bestraft).


=== Kosmogonie ===
Scheich Adi ist für die Jesiden eine Inkarnation des Taus-i Melek, der kam, um das Jesidentum in einer schwierigen Zeit neu zu beleben. An seinem Grab in [[Lalisch]] findet jedes Jahr vom [[6. Oktober|6.]] bis [[13. Oktober]] das „Fest der Versammlung“ (Jashne Jimaiye) statt. Jesiden aller [[Gemeinde]]n aus den Siedlungs- und Lebensgebieten kommen zu diesem Fest zusammen, um ihre Gemeinschaft und ihre Verbundenheit zu bekräftigen. Häufig erschweren oder verhindern politische Umstände die [[Pilgerfahrt]] nach Lalisch, die eine Pflicht für jeden Jesiden ist. Aus Lalisch bringen die Jesiden geweihte Erde mit, die mit dem heiligen Wasser der Quelle Zemzem (in Lalisch, nicht mit dem muslimischen Samsam zu verwechseln) zu festen Kügelchen geformt wurde. Sie gelten als „heilige Steine“ ([[Singular|Sing.]] ''berat'') und spielen bei vielen religiösen Zeremonien eine wichtige Rolle.
Die Religion der Jesiden ist [[Monotheismus|monotheistisch]]: Der allmächtige Gott erschuf die Welt aus einer Perle. Nach einiger Zeit formten sieben heilige Engel aus dieser Perle die Welt mit allen Himmelskörpern.


{{Zitat
Nach jesidischer Auffassung kann ein Jeside ein guter Mensch sein, aber um ein guter Mensch zu sein, muss man nicht Jeside sein. Das heißt: Das Jesidentum ist von vornherein tolerant gegenüber anderen [[Religionen]]. In einem [[Gebet]] der Jesiden heißt es: „''Gott, schütze erst die 72 Völker und dann uns.''“ Die Jesiden haben keine Berührungsängste mit anderen [[Religionsgemeinschaft]]en. So ist z. B. das Verhältnis zwischen Jesiden und [[Christ]]en, das sehr gut ist, eine Konsequenz aus der gemeinsamen Leidensgeschichte der Jesiden und Christen in den kurdischen Gebieten.
|Text= In der Mishefa Reş wird erläutert, wie Gott die sieben Engel schuf:


II. Der erste Tag, an welchem er erschuf, war der Sonntag; einen Engel erschuf er (da), dem er den Namen [[Azrael|'Azra’il]] beilegte, nämlich den, welcher der Engel Pfau ist, welcher der Große ihrer aller ist.
== Das Kastensystem ==


III. Am Montag erschuf er den Engel Dardail, welcher der Scheich Hasan ist.
Das jesidische [[Kastensystem]] wurde von Scheich Adi, einem religiösen Anführer und Reformer, gegründet. Vor dieser Reform gab es bei den Jesiden kein Kastensystem. Hintergrund der Gründung war der Ausrottungsversuch seitens des Islams im Mittelalter an den Jesiden. Die Moslems versuchten, die Mehrzahl der Kurden, die damals Jesiden waren mit Gewalt zu islamisieren. Viele der damaligen Jesiden, die sich weigerten, wurden im Zuge der Islamisierung umgebracht und räumlich voneinander getrennt. Bei den Massakern wurden vor allem Priesterinnen und Priester umgebracht, um den Erhalt der jesidischen Religion zu schwächen. Um einen Zusammenhalt und ein Überleben der jesidischen Religion zu ermöglichen, schuf Scheikh Adi in der Not das jesidische Kastensystem.


IV. Am Dienstag erschuf er den [[Isrāfīl|Israfail]], welcher der Scheich Shams ist.
Das jesidische Kastensystem hat kaum Ähnlichkeiten mit dem hinduistischen Kastensystem. Die einzige Gemeinsamkeit ist die Geburt in eine Kaste und das Heiratsverbot zwischen Angehörigen verschiedener Kasten. Sonst unterscheiden sich die beiden Kastensysteme stark voneinander. So ist jeder Jeside unabhängig von seiner Kastenzugehörigkeit gleich an persönlichen und wirtschaftlichen Rechten und Pflichten geboren. Kein Jeside ist aufgrund seiner Kaste besser oder schlechter als andere. Im Jesidentum kann jeder unabhängig von seiner Kaste oder Geschlecht jeden Beruf frei wählen. Die Frauen im Jesidentum sind gleichberechtigt. Sie müssen Schulen besuchen und können studieren sowie arbeiten.


V. Am Mittwoch erschuf er den Engel [[Erzengel Michael|Mikail]], welcher der Scheich Abu-bakr ist.
Man unterscheidet hierbei zwischen der Kaste der Scheikhs, der Kaste der Pirs und der Kaste der Murids (allgemeinen jesidischen Gläubigen).


VI. Am Donnerstag erschuf er den Engel [[Erzengel Gabriel|Gibrail]], welcher der Sagg(ad)-id-din ist.
Die Scheikhs und Pirs sind religiöse Führungskräfte (Geistliche) und müssen die jesidische Religion unter den Gläubigen aufrecht halten, Zeremonien (bei Festen, jesidische Taufe bei Neugeborenen und bei Beerdigungen) durchführen, Gläubigen in der Not helfen sowie Streitereien zwischen Jesiden beseitigen.
Obwohl diese Aufgaben die Angehörigen der Scheikhs und Pirs machen müssen, gibt es einen Unterschied zwischen den beiden Kasten. Die Scheikhs haben in der Gemeinschaft noch eine administrative Aufgabe. Sie müssen bei politisch-sozialen Aufgaben für die Gemeinschaft tätig werden. Sie sind also nach außen und innen Vertreter der Gemeinschaft und müssen Probleme sowohl innerhalb, als auch außerhalb der Gemeinschaft lösen. Die Scheikhs und Pirs sind neben den Mir (Fürst, Oberhaupt der Jesiden), Priesterinnen und Priester von Lalisch, Hüter der Religion und für jeden jesidischen Gläubigen Ansprechpartner.


VII. Am Freitag erschuf er den Engel Shamnail, welcher Nasir-ad-din ist.
Die Kaste der Murid ist die dritte und größte Kaste. Die Jesiden in dieser Kaste teilen sich in Stämme auf, bei denen die Heirat der Angehörigen untereinander kein Problem ist. Auch diese haben Pflichten, nämlich zur Erhaltung der Religion beizutragen und sich gegenseitig in der Not zu helfen. Es ist Pflicht für jeden Jesiden unabhängig von seiner Kaste seine Kinder religiös zu erziehen und ihnen die jesidische Kultur und Bräuche beizubringen.


VIII. Am Samstage erschuf er den Engel Turail, welcher Fahr-ad-din ist.
Aus organisatorischen Gründen (die jesidischen Siedlungsgebiete waren und sind räumlich von einander getrennt) hat Scheikh Adi festgelegt, dass sowohl die Angehörigen der Pir als auch der Scheikh sich auf die jesidischen Stämme in Abhängigkeit zu deren Größe aufteilen sollen. So bekam jeder Stamm seine Scheikhs und Pirs. In jedem Siedlungsraum (z.B. in den Dörfern, Städten oder Regionen in allen Teilen Kurdistan und im Ausland) gibt es für jede Gruppe jesidischer Gläubigen eines Stammes die zuständigen Pirs und Scheikhs. Bei Problemen können die Gläubigen sich jedoch auch an Pirs und Scheikhs wenden, die eigentlich für andere Stämme zuständig sind.


IX. Den Engel Pfau, den machte er zu ihrem Großen.
== Jesidische Stämme ==
|Autor=Irene Dulz
|ref=<ref>Irene Dulz: ''Die Yeziden im Irak. Zwischen „Modelldorf“ und Flucht'' (= ''Studien zur Zeitgeschichte des Nahen Ostens und Nordafrikas.'' Band 8). Lit, Münster 2001, ISBN 3-8258-5704-2, S. 29 ({{Google Buch |Land=DE |BuchID=It22IjmZfT4C |Seite=29 |Linktext=Seitenansicht |Hervorhebung=wie Gott die sieben Engel erschuf}}).</ref>}}


Die Ähnlichkeit der [[Kosmogonie|kosmogonischen]] Vorstellungen der Jesiden mit dem [[Zoroastrismus]] führt bei manchen zur Annahme, dass hier eine ursprüngliche Verwandtschaft besteht. Andere argumentieren, dass von den Jesiden eine im Westiran verbreitete Mythologie integriert wurde, die im Zoroastrismus nur am Rande erscheint.<ref>{{Literatur |Autor=Manfred Hutter |Hrsg= |Titel=Iranische Religionen : Zoroastrismus, Yezidentum, Bahāʾītum |Verlag=Walter de Gruyter GmbH & Co. KG |Ort=Berlin ; Boston |Datum= |ISBN=978-3-11-064971-0 |Seiten=118}}</ref>
Im Jesidentum gibt es viele Stämme. Die Stämme haben [[Sippe]]ncharakter und sind Ergebnisse des Zusammenhalt von Nachfahren bestimmter [[Gründungsväter]] und das enge Zusammengehörigkeitsgefühl von Jesiden in bestimmten Gebieten Kurdistans.
Die Angehörigen der Stämme sehen sich in der Pflicht, auch anderen Stammesangehörigen zu helfen. Die Heirat zwischen Angehörigen unterschiedlicher Stämme ist erlaubt und erwünscht.


Die Erschaffung der ersten Jesiden wird im weithin bekannten Mythos des Shahid bin Dscharr geschildert. Demnach begannen [[Adam und Eva]], nachdem sie einige Kinder gezeugt hatten, einen Streit darüber, wer von beiden der eigentliche Erschaffer dieser Kinder sei: Eva, weil sie die Säuglinge geboren hatte, oder Adam, der behauptete, er habe die Lebenskraft hinzugegeben. Den Beweis sollte ein Experiment erbringen. In zwei Tontöpfe gab jeder etwas vom eigenen „Samen“ (als Speichel, Blut aus der Stirn oder Schweiß interpretiert). Als sie nach neun Monaten die Deckel abnahmen, fanden sie Evas Topf voller Würmer und Maden, während aus Adams Topf ein schöner Junge hervorkam, den sie Schahid bin Dscharr („Zeuge, Sohn des Tontopfes“) nannten. Laut einer Erzählweise war Eva so verärgert, dass sie versuchte, den Topf zu zerschlagen, aber – von Adam aufgehalten&nbsp;– nur ein Bein des Jungen traf, das dadurch gelähmt wurde. Der so ungewöhnlich geborene Schahid ben Dschar zeugte nach einer Version Kinder mit einer [[Huri]] (Jungfrau im Paradies), nach einer anderen Version mit seiner Schwester, die mit ihm zusammen im Topf gewesen war. Jedenfalls wurde er zum Urahn der Jesiden, während die übrigen Menschen Nachkommen der Kinder Adams und Evas sind. Aus dem Mythos leiten die Jesiden den exklusiven Anspruch ab, ein einzigartiges Volk zu sein und die einzig wahre Religion zu besitzen.<ref>Hannelore Müller: ''Religionen im Nahen Osten: Irak, Jordanien, Syrien, Libanon''. Otto Harrassowitz, Wiesbaden 2009, ISBN 978-3-447-06077-6, S. 109 {{Google Buch |BuchID=hP1ib39ZvykC |Seite=109 |Linktext=Seitenansicht |Land=DE}}.</ref> Gesellschaftlich bedeutend ist dieser Mythos, weil er das von den Jesiden strikt zu praktizierende Gebot der [[Endogamie]] begründet.<ref>Eszter Spät: ''Shahid bin Jarr, Forefather of the Yezidis and the Gnostic Seed of Seth.'' In: ''Iran & the Caucasus,'' Band 6, Nr. 1/2, 2002, S. 27–56, hier S. 28&nbsp;f. [https://www.jstor.org/stable/pdf/4030713.pdf JSTOR]</ref>
== Verbreitung ==
[[Bild:CAEIPDS0.jpg|thumb|Jesiden (um 1920)]]


=== Melek Taus ===
Die Jesiden haben ihren ursprunglichen Verbreitungsgebiet in allen besetzten Teile Kurdistans, also im [[Irak]], der [[Türkei]], in [[Syrien]] und dem [[Iran]].
[[Datei:Yesidisches Gräberfeld Stadtfriedhof Hannover Lahe Pfau im Schaukasten auf dem Grab von Yezidi Suleiman Daoud.jpg|mini|Jesidisches Gräberfeld auf dem [[Stadtfriedhof Lahe|Stadtfriedhof Hannover-Lahe]] mit einem [[Melek Taus]] („Gottes Engel“) im Schaukasten auf dem Grab]]
Noch im [[Mittelalter]] bekannten sich nach jesidischer Überlieferung die meisten [[Kurden]] zum Jesidentum. Unter anderem waren viele Adlige laut [[Şerefhan]] ursprünglich Jesiden. In laufe der letzten 700 Jahren wurden 23 Mio. Jesiden von den Moslems massakriert. Deren Anzahl hat sich wegen andauernde Massakrierung in den letzten 200 Jahren von 2 Mio. auf 1 Mio. verringert. [http://www.yeziditruth.org/yezidi_genocide]
{{Hauptartikel|Melek Taus}}


Eine zentrale Bedeutung in den jesidischen Glaubensvorstellungen hat ''[[Melek Taus]] (Tausî Melek)'', „Gottes Engel“, den Gott mit sechs weiteren [[Engel]]n aus seinem Licht schuf und dessen Symbol ein [[blauer Pfau]] ist. Nach der jesidischen [[Mythologie]] hat er in besonderer Weise der [[Allmacht|Allmächtigkeit]] Gottes gehuldigt und wurde deshalb von Gott zum Oberhaupt der sieben Engel erkoren. Zwar wollte er sich dem [[Mythos]] nach selbst einmal zum Gott erheben und fiel deswegen in Ungnade, doch er bereute seine Vermessenheit und büßte dafür in der [[Hölle]].<ref>Sean Thomas: [http://www.telegraph.co.uk/news/worldnews/1560714/The-Devil-worshippers-of-Iraq.html ''The Devil Worshippers of Iraq.''] In: ''[[The Daily Telegraph]].'' 19. August 2007, abgerufen am 25. August 2014 (englisch).</ref> Seine Schuld wurde ihm schließlich vergeben. Seither dient er Gott als Stellvertreter in der Welt sowie als Mittler und Ansprechpartner der Gläubigen. Nach der Schöpfungsgeschichte der Jesiden ist Melek Taus an der gesamten Schöpfung, an dem göttlichen Plan aktiv beteiligt.
Weiterhin siedelten sich Jesiden in Folge der Flucht vor der ersten Osmanischen Völkermordwelle an ihnen Anfang des 19. Jahrhunderts und stärker nach dem großen Völkermord des Osmanischen Reiches an Armeniern und Jesiden im ersten Weltkrieg in den ehemaligen Sowjetstaaten [[Armenien]] und [[Georgien]].[http://www.yezidi.org/104.0.html] Wegen anhaltender Diskriminierung, Verfolgung und Massaker an ihnen, haben viele Jesiden seit den 1980er Jahren ihren traditionellen Siedlungsraum verlassen und sind durch Auswanderungen nach Mittel- und Westeuropa gelangt.


Melek Taus wurde, vor allem seitens des Islam, mit [[Satan]] (arabisch ''Schaitan'') identifiziert und die Jesiden daraufhin als Teufelsanbeter diffamiert und verfolgt. Tatsächlich sprechen Jesiden aber das Wort ''Schaitan'' nicht aus<ref>[[Ursula Spuler-Stegemann]]: ''Der Engel Pfau. Zum Selbstverständnis der Yezidi.'' In: ''Zeitschrift für Religionswissenschaft (ZfR)'', Band 1, 1997, S. 3–17, hier S. 11.</ref> und lehnen es auch ansonsten ab, Gott eine [[Personifikation|Personifizierung]] des „[[Das Böse|Bösen]]“ oder einen Widersacher gegenüberzustellen, weil dies Zweifel an der Allmacht Gottes bedeuten würde.<ref>Kemal Hür: [http://www.deutschlandradiokultur.de/glaubensgemeinschaft-die-religion-der-yeziden.1278.de.html?dram:article_id=294819 ''Die Religion der Yeziden. Über die von islamischen Terroristen verfolgte kurdische Minderheit.''] Deutschlandradio Kultur, 17. August 2014.</ref> Damit geht auch die Vorstellung einher, dass der Mensch in erster Linie selbst für seine Taten verantwortlich ist. Aus jesidischer Sicht hat Gott dem Menschen die Möglichkeit gegeben, seine Sinnesorgane zu gebrauchen. Er hat ihm außerdem den Verstand gegeben und damit die Möglichkeit, für sich den richtigen Weg zu finden.<ref>Telim Tolan: {{Webarchiv |url=http://www.yeziden.de/140.0.html |text=''Yezidentum – eine Kurzübersicht.'' |wayback=20151003223830}} Denge Êzîdiyan</ref>
Es gibt keine offizielle Zählung der Jesiden. Ihre Zahl wird weltweit auf ca. 800.000 geschätzt. Den Hauptanteil stellen die irakischen Jesiden (160.000–350.000). In Deutschland leben 60.000, im restlichen Europa kommt noch eine etwa gleich große Zahl wie in Deutschland hinzu. In den USA und Kanada leben einige Tausende Jesiden meist aus dem Irak. Im Kaukasus ([[Armenien]] und [[Georgien]]), in [[Russland]] und im [[Iran]] leben einige Zehntausend und in [[Syrien]] einige Tausend, in der [[Türkei]] nur noch wenige Hundert. Die Jesiden stellen heute also unter den mehrheitlich muslimischen [[Kurden]] eine religiöse [[Minderheit]] dar.


=== Jesiden im Irak ===
=== Scheich ʿAdī ===
[[Datei:Lalish.jpg|mini|Das Grab von [[ʿAdī ibn Musāfir|Scheich ʿAdī]] im [[Lalisch]]-Tal im Irak]]
{{Hauptartikel|ʿAdī ibn Musāfir}}


Eine zweite wichtige Gestalt für die Jesiden ist der als Reformer geltende [[Scheich]] [[ʿAdī ibn Musāfir]] (um 1073–1163). Für die Jesiden ist er eine Menschwerdung ([[Inkarnation]]) des Engels Melek Taus, der kam, um das Jesidentum in einer schwierigen Zeit neu zu beleben. An seinem Grab im [[Lalisch]]-Tal im Nordirak findet jedes Jahr im Herbst das ''Fest der Versammlung (Jashne Jimaiye)'' statt. Jesiden aller Gemeinden aus den Siedlungs- und Lebensgebieten kommen zu diesem Fest zusammen, um ihre Gemeinschaft und ihre Verbundenheit zu bekräftigen.
Das Hauptverbreitungsgebiet der Jesiden ist der Nordirak. Zählungen und Schätzungen von türkischer, britischer und irakischer Seite aus den 1920er Jahren ergaben einen jesidischen Anteil von 4&nbsp;% bis 7&nbsp;% an den irakischen Kurden, was heute bei gleich bleibendem Anteil 160.000 bis 350.000 Personen entspräche. Manche Maximalschätzungen gehen heute von bis zu 550.000 jesidischen Gläubigen aus. Die Jesiden siedeln überwiegend westlich des Tigris. Nicht allzu weit von [[Mosul]] entfernt befindet sich [[Lalisch]], das religiöse Zentrum der Jesiden. Nahe bei Lalisch residiert in Baadhra das weltliche und geistige Oberhaupt der Jesiden, der Mir, der auch Schaichan Mire Schaichan genannt wird.


=== Die „sieben Mysterien“ ===
Im Jahr 2007 nahmen die Spannungen zwischen der muslimischen Bevölkerung und den Jesiden im Irak zu. Bei einer Reihe von Selbstmordanschlägen seitens der Al-kaida in den Dörfern El Khatanijah und El Adnanijah bei Mossul wurden am 14. August 2007 mindestens 500 Menschen getötet und Hunderte verletzt. Diese gegen die Jesiden gerichteten Anschläge waren die folgenschwersten seit Beginn des [[Irakkrieg]]s.<ref>[[n-tv]]: [http://www.n-tv.de/839156.html Schwere Anschlagsserie im Irak], 14. August 2007</ref>
Als Gott am Anfang die Welt erschuf, legte er ihr Wohlergehen in die Hände von sieben Engeln, auch als sieben Mysterien (''Heft Sirr'') bezeichnet. Der Hauptengel unter ihnen war Melek Taus, während alle sieben Engel aus Gottes [[Emanation (Philosophie)|Emanation]] stammen. Sie können regelmäßig in einem Menschen reinkarnieren. Diese Form wird ''Koasasa'' genannt.<ref>''Religion''. http://www.yezidisinternational.org/abouttheyezidipeople/religion/ [11.05.2017].</ref><ref>„Religious Beliefs“. http://yezidipost.com/2014/10/21/religious-beliefs/ [18.05.2017].</ref> Deshalb gelten sie auch „als Statthalter Gottes auf Erden“.<ref>Sefik Tagay, Serhat Ortac: „Die Eziden und das Ezidentum – Geschichte und Gegenwart einer vom Untergang bedrohten Religion“. Hamburg: Landeszentrale für politische Bildung, 2016, S. 55.</ref>


In der Geschichte soll es sieben Reinkarnationen in Form von Scheichs gegeben haben:<ref>Isya, Joseph: ''Devil worship. The sacred Books and Traditions of the Yezidis.'' Boston: Richard G. Badger, 1919, S. 168. [https://archive.org/stream/devilworship00jose#page/168/mode/2up Digitalisat].</ref> Als Scheich Adī von Syrien nach Lalisch im Irak umsiedelte, soll er dort vier heilige Männer vorgefunden haben. Diese waren Scheich Schems ed-Dīn, Scheich Fachr ed-Dīn, Scheich Sadschādīn und Scheich Nāsir ed-Dīn. Sie alle waren Söhne eines Mannes namens Ēzdīna Mīr. Ihnen schloss sich später noch eine fünfte Person an, [[Scheich Hasan]], der nach verbreitetem Glauben der Jesiden mit [[al-Hasan al-Basrī]] identifiziert wird, der im 7./8. Jahrhundert lebte. Zusammen mit Scheich ʿAdī und Melek Taus bilden diese fünf Personen die ''sieben Mysterien (Heft Sirr)'' der Jesiden.<ref name="Kreyenbroek 1995-38">Philip G. Kreyenbroek: ''Yezidism. Its Background, Observances and and Textual Tradition.'' Mellen, Lewiston u.&nbsp;a. 1995, S. 38 (englisch).</ref> Schems ed-Dīn soll der [[Wesir]] von Scheich ʿAdī gewesen sein und neun Kinder gehabt haben.<ref>Philip G. Kreyenbroek: ''Yezidism. Its Background, Observances and and Textual Tradition.'' Mellen, Lewiston u.&nbsp;a. 1995, S. 97–99 (englisch).</ref>
=== Jesiden in der Türkei ===


=== Die schwarze Schlange ===
In den letzten 30 Jahren haben die Jesiden, die in ihren Siedlungsgebieten die Massakern, Verfolgung und Unterdrückung der Osmanen und Türken, sowie moslemische Kurden in der Türkei geblieben sind, in großen Auswanderungswellen wegen anhaltender Deskriminierung, Unterdrückung und Verfolgung die Türkei verlassen. Sie sahen keine Perspektive mehr in ihren Siedlungsgebieten, nicht zu letzt wurde deren schlechte Lage durch den Bürgerkrieg zwischen der PKK und dem türkischen Staates noch mehr verschlechtet. Sie lebten überwiegend in [[Südostanatolien]], in den Hauptsiedlungsgebieten der Kurden in der Türkei. Heute befindet sich die große Mehrheit der aus der Türkei stammenden Jesiden in Europa. Laut einer Zählung gab es in der Türkei am 15. Januar 2005 insgesamt 363 Jesiden in ihren Hauptsiedlungsgebiet [http://www.yezidi.org/fileadmin/yeziden/pdf/Yeziden-T_rkei-Stellungnahme_01.pdf], deren Altersdurchschnitt etwa 50 Jahre betrag.
[[Datei:Lalish temple entryway.jpg|mini|hochkant|Das Symbol der schwarzen Schlange am Eingang des Schreins von Scheich [[ʿAdī ibn Musāfir]]]]


Die schwarze Schlange hat eine wichtige Position im jesidischen Glauben und wird neben anderen Tierdarstellungen (zum Beispiel dem Engel [[Melek Taus]] als Pfau) als heilige Kreatur verehrt. Das Töten einer schwarzen Schlange gilt im Jesidentum als Sünde. Darstellungen von Schlangen lassen sich an den Mauern jesidischer Schreine finden, wie zum Beispiel am Schrein von Scheich [[ʿAdī ibn Musāfir]]. Für gewöhnlich sind jene Schlangendarstellungen schwarz und werden von gläubigen Jesiden vor dem Eintritt in das Gebäude geküsst. Sie dienen dem Schutz des Hauses. Im jesidischen ''Schwarzen Buch'', welches eines von zwei Werken ist, die im Stile eines heiligen Buchs verfasst wurden, findet sich eine Erzählung der [[Arche Noah]], in der es eine Schlange war, welche sich um die Arche wand und sie so vor dem drohenden Untergehen bewahrte:<ref>{{Literatur |Autor=Peter Nicolaus |Hrsg=Garnik Asatrian |Titel=The Serpent Symbolism in the Yezidi Religious Tradition and the Snake in Yerevan |Sammelwerk=Iran and the Caucasus |Band=15 |Nummer=2 |Datum=2011 |Seiten=53 f.}}</ref>
=== Jesiden in Syrien ===


''As the water rose and the ship floated, it came above Mount Sinjar, where it ran aground and was pierced by a rock. The serpent twisted itself like a cake and stopped the hole. Then the ship moved on and rested on Mount Judie.''<ref>{{Literatur |Autor=Joseph Isya |Titel=Devil worship. The sacred Books and Traditions of the Yezidis. |Verlag=Richard G. Badger |Ort=Boston |Datum=1919 |Seiten=42}}</ref>
Auch in Nordsyrien, in [[Afrin]] nahe [[Aleppo]] und vor allem in Nord-Ost-Syrien gibt es Jesiden, die in und um die Städte Qamislo und Heçiça (Hasake) leben. Die Zahl der Jesiden in Syrien lag im Jahr 2000 bei 4.093. Noch im Jahr 1990 lag deren Zahl bei 12.232. Die Reduzierung deren Anzahl ist auf die verstärkte Auswanderung nach Europa (insbesondere nach Deutschland) zurückzuführen.[http://www.yezidi.org/80.0.html]


Im kastenähnlichen System der Jesiden gibt es die Kaste der Sheikh-Mend. Angehörige der Sheikh-Mend haben eine besondere Beziehung zu Schlangen und sind in ihrer religiösen Position als Naturheiler vor allem im Umgang mit Schlangenbissen geschult. Angeblich können sie mit Hilfe von Speichel und Gebet Wunden von Schlangenbissen heilen.<ref>{{Internetquelle |autor=Pir Mamou Othman |url=http://arsivakurd.org/images/arsiva_kurd/kovar/denge_ezidiyan/denge_ezidiyan_5.pdf |titel=Die Yeziden vor Sheikh-Adi. Eine religionswissenschaftliche Untersuchung von Dr. Pir Mamou Othman |datum=1996 |format=PDF |abruf=2017-05-17}}</ref>
Die Jesiden werden aufgrund ihres Glaubens und Volkszugehörigkeit vom Staatsapparat und Islamisten Unterdrückt und Verfolgt. Die Jesiden werden in Syrien wie die restlichen Kurden als Flüchtlinge oder Ausländer angesehen, obwohl sie wie alle Kurden schon vor der Gründung des syrischen Staates in den heutigen Gebieten ansäßig waren. Folglich erhalten mehr als 3/4 der Jesiden, wie die restlichen Kurden keine Pässe (die welche im besitz des Passes sind, haben diese vor der gesetzlich vorgeschriebenen Verbot von Passausstellung für Jesiden und Kurden erhalten). Sie erhalten keine bürgerliche Rechte, bekommen eine rote Karte für Ausländer und dürfen sofern sie keinen Pass haben, keine Landstücke erwerben. Ihre Kinder werden gezwungen den Islamunterricht in der Schule mit zumachen, obwohl diese wie die Christen in Syrien keine Moslems sind.


== Die religiös-soziale Organisation ==
=== Jesiden im Iran ===
Die traditionelle religiöse Organisationsstruktur der jesidischen Gemeinschaft ist in einem Dokument festgehalten, das die Häupter der jesidischen religiösen Klassen 1931 den britischen und irakischen Autoritäten präsentierten. In diesem Text, der als das ''Shaykhan Memorial''<ref>Cecil John Edmonds: {{Webarchiv |url=http://www.bahzani.net/book/Edmonds_Lalish.pdf#page=20 |text=''A Pilgrimage to Lalish'' |wayback=20140814043636}} Royal Asiatic Society. Luzac & Company, London 1967, S. 25–40 ({{Google Buch |BuchID=SzcyuAL7YOkC |SeitenID=PR11}})</ref> bekannt ist, wird die Verteilung der von den jesidischen Gläubigen gezahlten Almosen unter dem jesidischen Klerus behandelt.<ref>Nelida Fuccaro: ''The Other Kurds. Yazidis in Colonial Iraq.'' Tauris, London 1999, ISBN 1-86064-170-9, S. 22.</ref>


=== Drei Kasten ===
Im Iran gibt es einige tausend Jesiden. Da im Iran - außer dem Islam - nur Christentum und [[Zoroastrismus]] (die beiden Letzteren dürfen nur mit Einschränkungen ausgeübt werden) als Religionen erlaubt sind, müssen sich die Jesiden mit ihrer Religion versteckt halten. Sie leben anonym auf dem Land und vor allem in größeren Städten.
Grundlegend für die religiös-soziale Organisation der Jesiden ist die Gliederung ihrer [[Gesellschaft (Soziologie)|Gesellschaft]] in drei religiöse Erbklassen oder [[Kaste]]n: die [[Scheich]]e, die [[Pir (Sufismus)|Pīre]] (persisch „der Ältere“ oder „der alte, weise Mann“) und die [[Murīd|Murīdūn]]<!-- ganzes Wort mit Link umfasst, sonst Stückelung! --> (Laien). Die Scheiche sind ihrerseits in drei Untergruppen aufgeteilt, die ''Schamsānīs'' (Nachkommen von Ēzdīna Mīr), die ''Ādanīs'' (Nachkommen von Scheich Adī) und die ''Qatanīs'' (Nachkommen der Brüder von Scheich Hesen).<ref name="Kreyenbroek 1995-38" />


Die Scheiche und Pīre sind religiöse Führungskräfte (Geistliche) und müssen die jesidische Religion unter den Gläubigen aufrechterhalten und Zeremonien durchführen, vor allem bei Festen, der jesidischen Taufe von Neugeborenen und bei Beerdigungen. Ihre allgemeine Aufgabe ist, Gläubigen in der Not zu helfen und Streitigkeiten zwischen Jesiden zu schlichten. Scheiche und Pīre sind neben dem [[Mīr]] („Fürst, Prinz“, Oberhaupt der Jesiden) und neben den Priesterinnen und Priestern von Lalisch die Hüter der Religion und Ansprechpartner für jeden jesidischen Gläubigen. Die Scheiche haben in der Gemeinschaft eine darüber hinausgehende administrative Pflicht und müssen bei politisch-sozialen Aufgaben für die Gemeinschaft tätig werden. Sie sind nach außen und innen Vertreter der Gemeinschaft und lösen Probleme sowohl innerhalb als auch außerhalb der Gemeinschaft.
=== Jesiden in Armenien und Georgien ===


Die Laien (Murīdūn) bilden die dritte und größte religiöse Klasse. Die Jesiden in dieser Kaste teilen sich in einzelne [[Stamm (Gesellschaftswissenschaften)|Stämme]] auf, bei denen die [[Ehe|Heirat]] untereinander kein Problem darstellt. Auch die Stämme haben die allgemeine Pflicht, zur Erhaltung der Religion beizutragen und sich gegenseitig in der Not zu helfen.
Viele Jesiden aus dem Osmanischen Reiches/der Türkei flüchteten Mitte des 19. und Anfang des 18. Jahrhunderts nach Georgien und Armenien, da sie regelmäßig Opfer von Verfolgungen, Unterdrückung und Massakern seitens des Reiches/Staates, nicht selten mit Beihilfe von moslemische Kurden, wurden. Beim Aufbau des Sowjetschen Staates genossen die Jesiden Rechte wie alle Minderheiten auch in der UdSSR. Es war zum erstenmal seit Jahrtausenden der Fall, dass die Jesiden in einem Staat respektier und nicht Unterdrückt wurden. Die Jesiden in Armenien haben sogar (immernoch) einen eigenen Radiosender und Zeitung in kurdischer Sprache. In ihren Schulen darf sogar kurdisch gelehrt werde. Den Armeniern waren die Jesiden willkommen, da sie auch Opfer von Unterdückung und Völkermord seitens der moslemischen Osmanen und Kurden waren und da sie 20.000 Armeniern bei ihrer Flucht vor Massakern in ihren Häusern vor dem Tod schützten.
Vor dem Zusammenbruch der UdSSR lag der Zahl der Jesiden in Georgien bei 22.000, in Armenien bei 60.000.
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und aufgrund des wachsenden Nationalismus in den beiden Staaten, wurde die Situation für die Jesiden und andere Minderheiten schlecht. Wobei in Georgien die Verfolgung, Unterdrückung und Diskriminierung von Jesiden höher war und immer noch ist als in Armenien. So hat sich die Zahl der Yeziden in Georgien auf 1.200 und in Armenien 18.000 im Zeitraum 1989-1997 reduziert.[http://www.yezidi.org/96.0.html] Fast alle jesidischen Flüchtlinge flüchteten nach Europa, einige flüchteten nach Russland zu ihren Bekannten, wobei die Situation dort auch nicht viel besser war.


=== Verfolgungen im Orient ===
=== Führungsämter ===
Das religiöse und weltliche Oberhaupt der gesamten jesidischen Gemeinschaft ist der [[Mīr]] („Fürst“). In den Dokumenten aus der [[Britisches Mandat Mesopotamien|britischen Mandatszeit]] wird er als ''Prince of Shaykhan'' bezeichnet.<ref>Philip G. Kreyenbroek: ''Yezidism. Its Background, Observances and and Textual Tradition.'' Mellen, Lewiston u.&nbsp;a. 1995, S. 126 (englisch).</ref> Er gilt als der Stellvertreter von [[#Scheich ʿAdī|Scheich ʿAdī]] und Melek Taus und muss immer aus dem Kreis der Qatanī-Scheiche kommen.<ref>Birgül Açıkyıldız: ''The Yezidis. The History of Community, Culture and Religion.'' Tauris, London u.&nbsp;a. 2010, S. 91 (englisch).</ref> Sein traditioneller Amtssitz ist das Dorf Baadra.<ref>Vgl. Spät: ''The Yezidis.'' 2005, S. 14.</ref> Das Amt des Mīr ist erblich und wird vom Vater auf den Sohn übertragen, ab 1944 amtierte [[Mir Tahsin Saied Beg]] (1933–2019). Kraft seiner Autorität setzt der Mīr folgende Personen in ihre Ämter ein:


* den ''[[Baba Scheich|Bābā Schaich]]'' („Vater Scheich“), der als das spirituelle Oberhaupt der Jesiden und „Vater der Scheiche“ betrachtet wird; er muss aus der Familie von Scheich Fachr ad-Dīn stammen und hat einen speziellen Sitz am Heiligtum von Lalisch und wird auch ''Echtiyārē Mergehē'' genannt („Der Alte vom Heiligtum“).
In ihren Heimatgebieten im [[Vorderer Orient|Vorderen Orient]] waren und sind die Jesiden einer doppelten Verfolgung ausgesetzt: Einmal ethnisch als [[Kurden]] und zum anderen religiös, weil sie in den Augen fundamentalistischer [[Muslim]]e als „Ungläubige“, „vom wahren Glauben Abgefallene“ gelten. Es wird von muslimischen Übergriffen auf die jesidische Bevölkerung berichtet. In ihren Heimatgebieten konnten die Jesiden bis vor kurzem nur öffentlich in Erscheinung treten, wenn sie ihre religiöse [[Identität]] [[Taqiyya|verleugneten]]. In vielen Gebieten der Türkei ist das noch der Fall. [http://www.yezidi.org/fileadmin/yeziden/pdf/Yeziden-T_rkei-Stellungnahme_01.pdf]
* den ''Peschimām'' („Vorsteher“), der für Eheschließungen zuständig ist und aus dem Kreis der Ādanīs kommen muss.
* die ''Kocheks'' oder ''Koceks'', freiwillige Diener am Heiligtum von Lalisch, die unter der Aufsicht des Bābā Schaich stehen und keiner bestimmten Kaste angehören müssen. Sie nehmen am Heiligtum verschiedene Dienste wahr (Wasserschöpfen, Brennholzsammeln), sind aber auch für ihre [[Vision (Religion)|Visionen]], [[Wahrsagen|wahrsagerischen]] Fähigkeiten und [[Thaumaturgie|Wunder]] bekannt. Über die Bedeutung ihres Namens gibt es unterschiedliche Angaben: während Ph. Kreyenbroek ihn mit „die Kleinen“ (von türk. ''küçük'') übersetzt,<ref>Vgl. Kreyenbroek: ''Yezidism.'' 1995, S. 134f.</ref> meint I. Kizilhan, dass er sich von den beiden kurdischen Wörtern ''guh'' („Ohr“) und ''cak'' („sehr gut“) ableitet. Man nenne die Koceks deshalb so, weil sie Stimmen aus der unsichtbaren Welt hörten.<ref>Vgl. Kizilhan: ''Die Yeziden.'' 1997, S. 112.</ref>
* den ''Tschawūsch'', den Wächter des Heiligtums von Lalisch; er muss [[zölibat]]är leben.<ref>Vgl. Kreyenbroek: ''Yezidism.'' 1995, S. 129.</ref>


Die Autorität des Mīr und des Bābā Schaich wurde in den letzten Jahren sehr stark von dem sogenannten Lalisch-Zentrum herausgefordert, einer jesidischen politischen und kulturellen Organisation mit Sitz in [[Dohuk]], die von der [[Demokratische Partei Kurdistans|Demokratischen Partei Kurdistans]] unterstützt wird. Im Jahre 2004 wurde ein Anschlag auf den Mīr verübt, den er verletzt überlebte.<ref>Vgl. Spät: ''The Yezidis.'' 2005, S. 77, 82–84.</ref>
Seit Jahrzehnten werden die Jesiden insbesondere in der Türkei verfolgt und unterdrückt. Als Kurden erleiden sie das gleiche Minderheitenschicksal wie muslimische Kurden. Die Geburtsurkunden jesidischer Kinder werden bewusst falsch mit der Religionsbezeichnung "Islam" ausgestellt. [http://www.yezidi.org/103.0.html], [http://www.yezidi.org/80.0.html]
{{Siehe auch|Religionsrat der Jesiden}}


=== Jesidische Stämme ===
In Armenien leben die Jesiden – zum größten Teil in mehrheitlich jesidischen Dörfern – ohne größere Probleme. Sie sind als eigenständige Volksgruppe anerkannt; in Personenstandsurkunden von Jesiden wird "jesidisch" als Volkszugehörigkeit eingetragen.
{{Hauptartikel|Liste jesidischer Stämme}}
Bei den Jesiden existieren viele einzelne [[Liste jesidischer Stämme|Stämme]], sie haben den Charakter von [[Sippe]]n und sind Ergebnisse des Zusammenhalts von Nachfahren bestimmter [[Stammvater|Gründungsväter]] und des engen Zusammengehörigkeitsgefühls von Jesiden in bestimmten kurdischen Gebieten. Die Angehörigen der Stämme sehen sich in der Pflicht, anderen Stammesangehörigen zu helfen. Die Heirat zwischen Angehörigen unterschiedlicher jesidischer Stämme ist erlaubt. Ein bekannter Stamm aus dem [[Dahuk (Gouvernement)|Gouvernement Dahuk]] ist der Stamm [[Qaidi]].<ref>Christine Allison: ''The Yezidi Oral Tradition in Iraqi Kurdistan.'' Curzon, Richmond Surrey 2001, ISBN 0-7007-1397-2, S. xviii (englisch).</ref>


Die jesidischen Siedlungsgebiete waren und sind räumlich voneinander getrennt. Aus organisatorischen Gründen hat Scheich ʿAdī festgelegt, dass sich sowohl die Angehörigen der Pīre als auch der Scheiche auf die jesidischen Stämme in Abhängigkeit von deren Größe aufteilen sollen. So bekam jeder Stamm seine eigenen Scheiche und Pīre, und in jedem Siedlungsraum gibt es für jede Gruppe jesidischer Gläubigen eines Stammes die zuständigen Pīre und Scheiche. Bei Problemen können sich die Gläubigen jedoch auch an Pīre und Scheiche wenden, die für andere Stämme zuständig sind.
Die heutige Situation der kurdischen Gebiete im Nordirak hat für die Jesiden zum ersten Mal die Möglichkeit mit sich gebracht, auch öffentlich in Erscheinung zu treten. Inwieweit diese in den letzten Jahrhunderten für die Jesiden außerordentliche Situation von Dauer sein wird, bleibt abzuwarten. Am [[14. August]] [[2007]] ereigneten sich in den ausschließlich von Jesiden bewohnten Dörfern [[El Khatanijah]] und [[El Adnanijah]] vier [[Terroranschlag|Anschläge]] seitens von Islamisten, die der Al-Kaida sehr nahestehen, mit [[Autobombe]]n, die insgesamt über 500 Todesopfer und Hunderte Verletzte forderten.<ref>[[Die Zeit]], Nr. 35/2007 vom [[23. August]] 2007, S. 7: ''Tod der kleinen Völker''</ref>


== Religiöse Praktiken und Feste ==
Viele Jesiden sind auf Grund der politischen und religiösen Verfolgung durch den türkischen Staat nach Europa, v.&nbsp;a. nach Deutschland, aber auch Frankreich und Belgien geflohen. Der Großteil der aus der Türkei stammenden Jesiden lebt heute in Deutschland. Der Großteil der in Deutschland lebenden Jesiden hat die [[deutsche Staatsbürgerschaft]] angenommen.
{{Hauptartikel|Religiöse Feste der Jesiden}}
=== Übergangsriten ===
Die jesidische Gemeinschaft kennt eine Anzahl von [[Übergangsritus|Übergangsritualen]], die jede Person durchlaufen muss, um als vollwertiges Mitglied der jesidischen Gemeinschaft akzeptiert zu werden. Hierzu gehören in der Kindheit das Ritual des ersten Haareschneidens ''(biska pora)'', das nur Knaben betrifft und im siebten oder neunten Monat nach der Geburt stattfindet. Der Scheich des Knaben schneidet hierbei dessen Haar von beiden Seiten ab und nimmt drei Locken ''(bisk)'' ab. Zwei davon werden den Eltern gegeben, eine behält der Scheich selbst und widmet sie den Vorfahren von [[#Scheich ʿAdī|Scheich ʿAdī]].<ref>Ilhan Kizilhan: ''Die Yeziden. Eine anthropologische und sozialpsychologische Studie über die kurdische Gemeinschaft.'' Medico, Frankfurt 1997, ISBN 3-923363-25-7, S. 92.</ref> Eine weitere Zeremonie, ''mor kirin'', wird oft mit der christlichen [[Taufe]] verglichen, da hierbei der Kopf des jesidischen Jungen oder Mädchens drei Mal mit Wasser besprengt wird. Da hierfür das Wasser aus einer der als heilig geltenden weißen Quellen in Lalish verwendet wird, ist das Ritual lokal auf den Irak beschränkt.<ref>{{Literatur |Autor=Sefik Tagay, Serhat Ortac |Hrsg=Landeszentrale für politische Bildung |Titel=Die Eziden und das Ezidentum – Geschichte und Gegenwart einer vom Untergang bedrohten Religion |Ort=Hamburg |Datum=2016 |ISBN=978-3-946246-03-9 |Seiten=80}}</ref> Die [[Zirkumzision|Beschneidung]] der Knaben ''(sinet)'' sowie in der Jugend die Wahl eines „Jenseits-Bruders“ ''(birā-yē āchiratē)'' oder einer „Jenseits-Schwester“ ''(huschk-ā āchiratē)'' aus einer Scheich-Familie stellen weitere Übergangsriten dar.<ref>Birgül Açıkyıldız: ''The Yezidis. The History of Community, Culture and Religion.'' Tauris, London u.&nbsp;a. 2010, S. 99 (englisch).</ref>


Die Verbindung mit dem Jenseits-Bruder oder der Jenseits-Schwester wird bei einer Feier üblicherweise in Lalisch geschlossen, bleibt lebenslang bestehen und verpflichtet zu gegenseitiger Hilfe. Die Jenseits-Geschwister „begleiten“ in der Totenzeremonie den Verstorbenen auf dem Weg zur neuen Bestimmung und sollen auch im Jenseits gegenseitig die moralische Mitverantwortung für ihre Taten übernehmen. Wichtig ist in diesem Zusammenhang der jesidische Glaube an die Seelenwanderung ([[Reinkarnation]]): Das Leben endet nicht mit dem Tod, sondern geht in einem anderen Körper weiter. Der neue Körper ist abhängig von den Taten im vorherigen Leben. Nach jesidischer Vorstellung verbinden sich in den verschiedenen Leben allerdings immer wieder dieselben Jenseits-Geschwister.<ref>Philip G. Kreyenbroek: ''Yezidism. Its Background, Observances and and Textual Tradition.'' Mellen, Lewiston u.&nbsp;a. 1995, S. 136 (englisch).</ref>
=== Jesiden in Deutschland ===


=== Bellendan ===
Mittlerweile leben Jesiden in nennenswerter Zahl auch in [[Deutschland]]. Die Repressionen trieben sie besonders in den 1980ern insbesondere aus der [[Türkei]] zur Flucht nach [[Deutschland]].
Dieses Ritual wird je nach Region entweder am 1. oder 25. Dezember des Jahres gefeiert. Zu diesem Anlass backen die Jesiden Brot und verteilen es an die Armen unter ihnen. Sollte man allerdings keine Armen finden, wird das Brot symbolisch dem Nachbarn geschenkt. In manchen Gegenden mischt man in das Brot Rosinen, denn derjenige, der sie findet, soll Glück im Leben haben. Der Großteil der Jesiden glaubt, dass Bellendan eine „Feier für die Toten“ ist. So backen sie das Brot und besuchen die Gräber der Toten.<ref>{{Literatur |Autor=Ilhan, Kizilhan |Titel=Die Yeziden. Eine anthropologische und sozialpsychologische Studie über die kurdische Gemeinschaft |Verlag=Medico International |Datum=1997 |ISBN=3-923363-25-7}}</ref>


=== Die Wallfahrt nach Lalisch ===
Der mit den Gegebenheiten vor Ort vertraute Orientalist [[Gernot Wießner]] der [[Universität Göttingen]] erwirkte mit einem Gutachten beim [[Verwaltungsgericht (Deutschland)|Verwaltungsgericht]] [[Stade]] 1982 die [[Anerkennung]] von Jesiden als [[Flüchtling]]e, die sich 1993 bis zum [[Oberverwaltungsgericht]] [[Lüneburg]] allgemein durchgesetzt hat. Auf politischer Ebene bereitete 1989 [[Herbert Schnoor]] in seiner [[Amtszeit]] als [[Innenminister]] des Landes Nordrhein-Westfalen den Weg für ein Bleiberecht der Jesiden vor. Auch die [[Gesellschaft für bedrohte Völker]], dessen Beiratsmitglied Prof. Wießner war, hat sich als [[Menschenrechtsorganisation]] für die Jesiden eingesetzt.
[[Datei:USSHER(1865) p454 GATE OF YEZEEDI TEMPLE SHEIKH ADI.jpg|mini|Das Portal zum Grab von [[#Scheich ʿAdī|Scheich ʿAdī]] im 19. Jahrhundert, damalige Farbfassung und Inschriften mit archaischen Symbolen]]
[[Datei:Lalesh 4.JPG|mini|Die bunten Tücher im Inneren des [[Heiligtum]]s von Lalisch, die beim ''Parī Suwar Kirin'' rituell gewaschen werden]]
Jedes Jahr im Herbst findet in [[Lalisch]] am Grab von [[#Scheich ʿAdī|Scheich ʿAdī]] das jesidische Versammlungsfest ''(Jashne Jimaiye)'' statt, das sieben Tage dauert und Zielpunkt der allgemeinen jesidischen [[Wallfahrt]] ist. Der genaue Festtermin schwankt. Manchmal liegt er Ende September, manchmal Anfang Oktober. Häufig erschweren oder verhindern politische Umstände die Pilgerfahrt nach Lalisch, die eine Pflicht für jeden Jesiden ist. Nach jesidischer Vorstellung versammeln sich zu dieser Zeit alle „sieben Mysterien“, um wichtige Entscheidungen über das kommende Jahr zu fällen. Jeder Jeside sollte mindestens einmal im Leben an diesem Wallfahrtsfest teilgenommen haben.<ref>Birgül Açıkyıldız: ''The Yezidis. The History of Community, Culture and Religion.'' Tauris, London u.&nbsp;a. 2010, S. 104–105 (englisch).</ref>


Am ersten Tag ziehen die Pilger an das untere Ende des Lalisch-Tales, wo sich die Silat-Brücke (''Pira Silat'') befindet, die den heiligen vom profanen Bereich trennt. Die Pilger ziehen sich die Schuhe aus, waschen sich drei Mal die Hände in dem Wasser unter der Brücke, überschreiten mit Fackeln drei Mal die Brücke und sprechen dabei: {{" |Die Silat-Brücke, auf der einen Seite ist die Hölle, auf der anderen das Paradies.}} Dann begeben sie sich in den oberen Bereich des Tals und singen religiöse Hymnen. An der Prozession nimmt das gesamte religiöse Personal der Jesiden teil: der Mīr, der Baba Schaich, der Peschimām, der Baba Tschawūsch und weitere. Am zweiten und dritten Tag werden diese Zeremonien wiederholt. Am vierten Tag wird die Zeremonie des ''Parī Suwar Kirin'' vollzogen. Hierbei nehmen der Baba Tschawūsch und seine Helfer die bunten Tücher auf, die den Sarkophag von Scheich ʿAdī und die Säulen des Heiligtums bedecken, und bringen sie zur Quelle von Kanīya Spi. Dort werden diese Tücher von einem speziellen Geistlichen, dem ''serderī'' von Kanīya Spi, der einer bestimmten Pīr-Familie angehören muss, rituell gewaschen. Am fünften Tag findet die Zeremonie des Qabach statt, das Schlachtopfer eines Bullen. Am sechsten Tag wird die Zeremonie des ''Berē Shibak'' vollzogen. Hierbei wird im Andenken daran, dass Scheich ʿAdī nach seinem Tod auf einer Tragbahre transportiert wurde, eine viereckige Tragbahre aus Flechtwerk in die Versammlungshalle gebracht. Am letzten Tag des Festes wird die Tragbahre begleitet von Musik zu einem Becken im Inneren des Heiligtums gebracht und mit Wasser besprengt. Hierzu werden Gebete gesprochen. Anschließend wird sie an ihren Platz im Heiligtum gebracht.<ref>Birgül Açıkyıldız: ''The Yezidis. The History of Community, Culture and Religion.'' Tauris, London u.&nbsp;a. 2010, S. 106–107 (englisch).</ref>
In [[Deutschland]] leben 60.000 Jesiden [http://www.n-tv.de/839540.html], vorwiegend in den Bundesländern [[Niedersachsen]] und [[Nordrhein-Westfalen]], wo sie häufig größere [[Gemeinde]]n bilden, insbesondere in [[Hannover]], [[Oldenburg (Oldenburg)|Oldenburg]], [[Celle]], [[Bielefeld]], [[Halle (Westf.)]], [[Emmerich]] und [[Kalkar]].


Die jesidischen Pilger bringen aus Lalisch geweihte Erde mit, die mit dem heiligen Wasser der Quelle Zemzem (in Lalisch, nicht mit dem muslimischen Samsam zu verwechseln) zu festen Kügelchen geformt wurde. Sie gelten als „heilige Steine“ ([[Singular|Einzahl]]: ''berat'') und spielen bei vielen religiösen Zeremonien eine wichtige Rolle.
[[Feleknas Uca]], die seit 1999 [[Die Linke]] im [[Europäisches Parlament|Europaparlament]] vertritt, ist Jesidin.

=== Neujahrsfest ===
{{Hauptartikel|Jesidisches Neujahrsfest}}
Das religiöse Neujahr, ''Sersal'', fällt bei den Jesiden nicht wie das kurdische Newroz-Fest auf den 21. März, sondern findet am ersten Mittwoch nach dem 14. April im [[Gregorianischer Kalender|gregorianischen Kalender]] statt. Es wird auch ''Çarşema Sor'' (Roter Mittwoch) oder ''Çarşema Serê Nîsanê'' (Erster Mittwoch im April) genannt. Es gilt als wichtiges Familienfest der Jesiden, zu dem auch in der Diaspora Angehörige oft über große Entfernungen zusammenkommen. Jesidische Kinder in Europa beschreiben das Fest gegenüber Gleichaltrigen gelegentlich vereinfachend als „unser Ostern“&nbsp;– eine naheliegende Parallele, da im jesidischen Neujahrsfest wie auch in den europäischen Ostertraditionen bunt gefärbte Eier eine symbolische Rolle spielen, die versteckt und dann im Rahmen des Festes von den Kindern gesucht werden.

=== Tawusgerran ===
Eines der bedeutendsten religiösen Jahresfeste in den Dörfern war ''Tawusgerran,'' die „Zirkulation des Pfauen“. An diesem Tag kamen Mitglieder der gesonderten Kaste Qawwal in ein Dorf und trugen sakrale Hymnen vor. Die Qawwal stammten aus den beiden nordirakischen Kleinstädten [[Baschiqa]] und [[Bahzani]]. Sie brachten ein Bildnis (eine metallene Pfauenfigur) von Melek Taus mit und stellten es auf, damit es von der Dorfbevölkerung verehrt werden konnte. Die Rezitation der Verse wurde begleitet vom Spiel der als heilig geltenden Längsflöte [[Schabbaba|Schebab]] und der Rahmentrommel [[Daf (Musikinstrument)|Duff]]. Grenzziehungen und politische Probleme haben im Verlauf des 20. Jahrhunderts dafür gesorgt, dass das mit langen Reisen der Qawwal verbundene Tawusgerran in der Heimatregion der Jesiden praktisch nicht mehr durchgeführt werden kann.<ref>Philip. G. Kreyenbroek: ''Yezidism in Europe: Different Generations Speak about their Religion.'' Harrassowitz, Wiesbaden 2009, S. 22&nbsp;f.</ref>

== Religionsgeschichtliche Einordnung ==
Das Jesidentum gehört zu den zeitgenössischen [[Monotheismus|monotheistischen Religionen]], neben [[Judentum]], [[Samaritaner]]n, [[Christentum]], [[Islam]], [[Sikhismus]], [[Bahaitum]] und [[Zoroastrismus]]. Nach Ansicht einiger Jesiden soll ihre Religion älter als das Christentum sein und sich aus dem altpersischen [[Mithraismus|Mithras-Kult]] oder aus den Kulten der [[Medien (Land)|Meder]] entwickelt haben. Die jüngere religionsgeschichtliche Forschung betont den eigenständigen Charakter der jesidischen Religion, nachdem sie in einem komplexen Prozess Elemente anderer Religionen adaptiert habe, darunter des [[Östliches Christentum|orientalischen Christentums]] (besonders der [[Nestorianismus|nestorianischen]] [[Eucharistie]]), des [[Mandäer|Mandäismus]], des [[Manichäismus]] und der [[Gnosis]]. Dagegen hatte die ältere religionsgeschichtliche Forschung die jesidische Religion zunächst als eine Abspaltung vom Islam oder als eine „iranische“ Religion verstanden.

Im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts überlieferten europäische Reisende die Bezeichnung der Jesiden als „[[Teufelsanbetung|Teufelsanbeter]]“.<ref name="Allison 2001-26" /> Sie bezogen sich dabei auf Berichte der Muslime in der Nachbarschaft der Jesiden. Eine dieser frühen Darstellungen zu den Jesiden findet sich bei [[Helmuth von Moltke (Generalfeldmarschall)|Helmuth von Moltke]], der eine volkskundliche Beschreibung Kurdistans um 1840 hinterließ: „… auf dem Sindschar und am Südrande ihres Gebietes wohnen Jesiden [Anm. bei Moltke: „Religiöse Sekte, welche heidnische Überreste in mohammedanischer und christlicher Umdeutung bewahrt.“], von welchen die Türken annehmen, daß sie den Teufel anbeten, und die deshalb in Sklaverei verkauft werden dürfen.“<ref>Max Horst: ''Moltke. Leben und Werk in Selbstzeugnissen'' – Die Schriften: ''Das Land und Volk der Kurden.'' Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1892, S. 410 f.</ref>

Die Bezeichnung „Teufelsanbeter“ rührt von der Verehrung des von den Muslimen mit Satan gleichgesetzten gefallenen Engels [[Melek Taus]]. Satan ([[Iblis]]) ist nach dem [[Koran]] ein solcher [[gefallener Engel]], wie er mit diesem Wort in der christlichen Theologie vorkommt, und zugleich ein aus Feuer erschaffener [[Dschinn]], der Macht über die Menschen besitzt. Die aus islamischer Sicht heterodoxe Bestrebung, „eine Art Rehabilitierung des Satans“<ref>[[Annemarie Schimmel]]: ''Mystische Dimensionen des Islam.'' Insel, Frankfurt 1995, S. 276</ref> zu betreiben, unternahm an vorderster Front der [[Sufismus|Sufi]]-Gelehrte [[al-Hallādsch]] (857–922). Für seine Ansicht, Iblis sei „monotheistischer als Gott“, und schließlich für seinen Ausspruch „Ich bin die (göttliche) Wahrheit“ wurde al-Hallādsch auf der Grundlage einer [[Fatwa]] hingerichtet. Darin wurde al-Hallādsch zu einem aufrechten Jesiden umgedeutet, der seinen wahren Glauben verteidigt. Die Bewegung um al-Hallādsch gehört zu den Formen des Sufismus, die bei der Bildung des [[Synkretismus|synkretistischen]] jesidischen Glaubenssystems beteiligt waren. „Teufelsanbeter“ ist jedoch ein falsches Schimpfwort, weil Melek Taus nicht als Teufel, sondern als erlöster oberster Engel verehrt wird.<ref>Victoria Arakelova: ''Sufi Saints in the Yezidi Tradition I: Qawlē H’usēyīnī H’alāj.'' In: ''Iran & the Caucasus,'' Vol. 5, 2001, S. 183–192, hier S. 183f</ref>

== Verfolgung der Jesiden im Nahen Osten ==
{{Hauptartikel|Jesidenverfolgung}}
Das Wohngebiet der Jesiden wurde seit dem 16. Jahrhundert von den Osmanen kontrolliert. 1832 und nach 1840 verübten die kurdischen Fürsten [[Mohammed Pascha Rewanduz]] und [[Bedirxan Beg]] wiederholte Massaker an ihnen. Erst 1849 wurden sie unter gesetzlichen Schutz des [[Osmanisches Reich|Osmanischen Reichs]] gestellt und waren damit den [[Buchreligion]]en rechtlich ebenbürtig.<ref name="Allison 2004" />

Im Osmanischen Reich standen die Jesiden außerhalb des [[Millet-System]]s, waren also nicht als Religionsgemeinschaft anerkannt und standen damit in der sozialen Hierarchie noch hinter Christen und Juden. Immer wieder kam es zu Versuchen, die als „gottlos“ geltenden Jesiden zum Islam zu bekehren. Unter Sultan [[Abdülhamid II.]] verschlechterte sich die Lage ab 1876 erheblich. Ein umstrittener Erlass, der auch Jesiden zum Militärdienst verpflichtete, wurde wieder in Kraft gesetzt. Steuerforderungen wurden erhoben, die bei Bekehrung zum Islam zu erlassen seien.<ref>Kai Merten: ''Untereinander, nicht nebeneinander. Das Zusammenleben religiöser und kultureller Gruppen im Osmanischen Reich des 19. Jahrhunderts.'' Lit, Münster 2014, S. 237–245.</ref> Dennoch kam es oft zu Massakern seitens der Osmanen an den Jesiden. Diese werden von den Jesiden ''Farmān'' genannt. Die Folge für Jesiden, die dem Druck nachgaben und zum Islam konvertierten, war der Ausschluss aus ihrer eigenen Gemeinschaft.<ref>Cheterian, Vicken (20. Oktober 2016): ''The Yazidis : Life after Genocide''. Online aufrufbar unter https://web.archive.org/web/20170510153329/http://www.global-geneva.com/the-yazidis-life-after-genocide/ [10.05.2017].</ref>

1892 schickte der Sultan einen Sondergesandten mit dem Auftrag, die Jesiden notfalls mit Gewalt zu bekehren. Es kam zu Gefechten und zu Massakern an den Jesiden nach ihrer Niederlage im Jahr 1893. 1894 wurden während der vornehmlich an Armeniern und Christen verübten Massaker der osmanischen Truppen auch Tausende von Jesiden getötet.<ref>Kai Merten: ''Untereinander, nicht nebeneinander. Das Zusammenleben religiöser und kultureller Gruppen im Osmanischen Reich des 19. Jahrhunderts.'' Lit, Münster 2014, S. 237–245.</ref>

Ab dem 17. Jahrhundert siedelten sich Jesiden, vermutlich bedingt durch die Ausdehnung des osmanischen Reiches, im Gebiet des Höhenzugs [[Dschabal Sindschar]] der heutigen Provinz [[Ninawa]] im Nordirak an. Im Zuge der irakischen Arabisierungspolitik ab 1965 kam es immer wieder zu Vertreibungen, die Dörfer und Ackerflächen wurden weitgehend entvölkert. Die ca. 400 jesidischen Dörfer wurden dem Erdboden gleichgemacht und die Einwohner zur Umsiedlung gezwungen. Auch in anderen Gebieten des Irak wurde in ähnlicher Weise verfahren, und beim Bau der [[Mosul-Talsperre]] wurden mehrere jesidische Dörfer zerstört.<ref>Irene Dulz: ''Die Yeziden im Irak. Zwischen „Modelldorf“ und Flucht'' (= ''Studien zur Zeitgeschichte des Nahen Ostens und Nordafrikas.'' Band 8). Münster 2001, S. 54–57 ({{Google Buch |Land=DE |BuchID=It22IjmZfT4C |Seite=54 |Linktext=Seitenansichten |Hervorhebung=mosul mossul}}).</ref>

In den letzten 30 Jahren haben die Jesiden aufgrund des [[Konflikt zwischen der Republik Türkei und der PKK|türkisch-kurdischen Konflikts]] in großen Auswanderungswellen die Türkei verlassen.

Im Irak verfügen die Jesiden nach Angaben des [[Hoher Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen|Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen]] nicht über eine eigene Interessenvertretung im gegenwärtigen zentralirakischen Regierungsgefüge, nachdem das frühere Ministerium für Religionsangelegenheiten zugunsten dreier neugeschaffener Ressorts für die Angelegenheiten der Schiiten, Sunniten und Christen aufgelöst wurde.<ref name="VG Köln 2005">[[Verwaltungsgericht Köln]]: {{Webarchiv |url=http://archiv.amnesty.de/internet/deall.nsf/docs/2005-DEU06-006-de/$FILE/irak_jesiden.pdf |text=''Verwaltungsstreitsache irakischer Staatsangehöriger jesidischer Religionszugehörigkeit.'' |wayback=20120131235741}} In ''amnesty.de.'' 16. August 2005, abgerufen am 25. August 2014 (PDF-Datei; 127&nbsp;kB; 19&nbsp;Seiten).</ref>

Seit dem Ende des [[Irakkrieg]]es 2003 sind die Jesiden gezielt zur Zielscheibe fundamentalistischer Muslime geworden. Sie müssen um ihr Leben fürchten. Das führt dazu, dass die Jesiden aus dem Irak in Massen nach Europa und Nordamerika flüchten. Am 14. August 2007 verübten Terroristen aus dem Umfeld der [[al-Qaida]] vier Anschläge in den ausschließlich von Jesiden bewohnten Dörfern El Khatanijah und El Adnanijah (siehe [[Anschlag von Sindschar]]). Die Anschläge forderten insgesamt über 500 Todesopfer, Hunderte wurden verletzt.<ref>[[Ulrich Ladurner]]: [http://www.zeit.de/2007/35/Tod_der_kleinen_Voelker ''Tod der kleinen Völker.''] In: ''[[Die Zeit]].'' Nr. 35, 23. August 2007, S. 7, abgerufen am 25. August 2014.</ref> Die Tat gilt als Racheakt für die 15 Tage zuvor verübte Ermordung des 17-jährigen jesidischen Mädchens [[Du’a Khalil Aswad]], das, angeblich wegen eines Übertritts zum Islam, von ihrem eigenen Clan gesteinigt wurde. Die al-Qaida in Mossul hatte darüber hinaus in einer [[Fatwa]] verboten, den Jesiden Essen zu geben, wodurch sich die Lebensmittelversorgung in den jesidischen Dörfern dramatisch verschlechterte. Die Zusage der Amerikaner und der kurdischen Regionalregierung, bald Lebensmitteltransporte zu schicken, nutzten Terroristen für einen Anschlag.<ref>Wieland Schneider: [http://diepresse.com/home/politik/aussenpolitik/323751/Yeziden-furchten-nach-Attentaten-ihre-Ausrottung ''Irak: Yeziden fürchten nach Attentaten ihre „Ausrottung“.''] In: ''[[DiePresse.com]].'' 16. August 2007, abgerufen am 25. August 2014.</ref>
Diese gegen die Jesiden gerichteten Anschläge waren die folgenschwersten seit Beginn des Irakkriegs.<ref>[http://www.n-tv.de/politik/Ein-Blutbad-der-El-Kaida-article227030.html ''Ein Blutbad der El Kaida?''] In: ''[[n-tv]].'' 15. August 2007.</ref>

=== Irakkrise ab 2014 ===
[[Datei:Yazidi refugees.jpg|mini|Jesidische Flüchtlinge aus dem Irak erhalten im [[Flüchtlingslager|Camp]] ''Newroz'' Hilfe vom [[International Rescue Committee]] (nord&shy;syrische [[Gouvernement al-Hasaka|Provinz al-Hasaka]], August 2014)]]
Seit der [[Bürgerkrieg im Irak 2013–2017|Irakkrise 2014]] führte der Vormarsch der [[Terroristische Vereinigung|terroristischen Vereinigung]] [[Islamischer Staat (Terrororganisation)|Islamischer Staat]] im Norden des Iraks zu einer umfangreichen Flucht vor allem von Jesiden. Die Terrorgruppe betrachtet die Jesiden als Ungläubige und verfolgt und ermordet sie.<ref>[http://www.focus.de/politik/ausland/konflikte-is-extremisten-nehmen-groessten-staudamm-des-iraks-ein_id_4035449.html ''Massenflucht vor IS-Terror – Extremisten erobern Staudamm und Ölfeld im Nordirak.''] In: ''[[Focus]]'', 4. August 2014.</ref><ref name="wergin">Clemens Wergin: [https://www.welt.de/politik/ausland/article133282825/Das-primitive-Glaubensverstaendnis-der-IS-Terroristen.html ''Das primitive Glaubensverständnis der IS-Terroristen.''] In: ''[[Die Welt]]'', 15. Oktober 2014.</ref><ref>[http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/kaempfe-im-nordirak-terrorgruppe-islamischer-staat-richtet-jesiden-hin-13079899.html ''Terrorgruppe Islamischer Staat richtet Jesiden hin.''] In: ''[[Frankfurter Allgemeine Zeitung]].'' 3. August 2014.</ref> Die IS-Organisation hatte das Jesidentum zu einer „heidnischen Religion aus vorislamischer Zeit“ erklärt und gefangene Frauen und Mädchen „legal“ zur Sklaverei freigegeben. Nach [[Scharia|islamischem Recht]] sei dies gerechtfertigt. Das Ziel dabei sei die völlige Auslöschung dieser Religion.<ref name="wergin" />

Der einzige Ausweg für viele Jesiden war die Konversion zum Islam. Diejenigen, die sich weigerten, wurden an Ort und Stelle erschossen. Die Reaktion war, dass Jesiden solche Mitglieder, die unter diesen Umständen konvertierten, nicht wie noch unter den Massakern der Osmanen aus der Gemeinschaft ausschlossen, sondern ihnen die Rückkehr in den Glauben ermöglichten. In Anlehnung an eben jene früheren Massaker nennen Jesiden die Taten der IS-Organisation ebenfalls ''Farmān''.<ref>Cheterian, Vicken (20. Oktober 2016): ''The Yazidis : Life after Genocide''. Online aufrufbar unter https://web.archive.org/web/20170510153329/http://www.global-geneva.com/the-yazidis-life-after-genocide/ [10.05.2017].</ref>

== Die jesidische Diaspora ==
=== Kaukasus ===
Es gab insgesamt drei Fluchtwellen der Jesiden aus dem [[Osmanisches Reich|Osmanischen Reich]] in den [[Kaukasus]], nach Georgien und Armenien. Die erste gab es im 18. Jahrhundert. Zur zweiten Fluchtwelle kam es während des [[Russisch-Osmanischer Krieg (1877–1878)|Russisch-Türkischen Krieges 1877–1878]]. Die dritte und größte Fluchtwelle gab es am Anfang des 20. Jahrhunderts, während des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieges]].<ref name="Reinke GfbV-2006">Sarah Reinke: {{Webarchiv |url=http://www.gfbv.de/inhaltsDok.php?id=680&stayInsideTree=1&backlink=volk.php%3Fid%3D30 |text=''Für eine Bleiberechtsregelung in Deutschland: Kurdische Yezidi aus Georgien.'' |wayback=20141006083658}} In: ''[[Gesellschaft für bedrohte Völker]].'' April 2006, abgerufen am 25. August 2014.</ref> Auslöser der Flucht waren die gezielte Verfolgung, Unterdrückung und Massaker an Jesiden und anderen Volksgruppen im osmanischen Reich. Nicht selten unterstützten muslimische Kurden und osmanische Behörden diese Verfolgungen und Massaker. Die Jesiden, die selbst Opfer der Osmanen waren, schützten die [[Völkermord an den Armeniern|Armenier während des Ersten Weltkrieges]], indem sie sie in ihren Häusern versteckt hielten. Dieser Schutz der Armenier durch die Jesiden bildete eine Grundlage für das Zusammenleben von Jesiden und Armeniern in Armenien.

Vor dem Zusammenbruch der [[Sowjetunion]] um 1990 lag die Zahl der Jesiden in Georgien bei 22.000, in Armenien bei 60.000. Nach dem Zusammenbruch kam es aber zu wachsendem Nationalismus in beiden Staaten, und die Situation für die Jesiden und andere Minderheiten verschlechterte sich. Die Zahl der Jesiden ging im Zeitraum zwischen 1989 und 1997 in Georgien auf 1.200 und in Armenien auf 18.000 zurück. Viele Jesiden flüchteten nach Europa und Russland.

In Georgien sind die Gründe der Flucht vielfältig. Die Jesiden beklagen massive Übergriffe durch Polizisten und Beamte, Mordvorwürfe, Körperverletzungen, Falschanschuldigungen, Hass und unrichtige negative Berichte der Presse und öffentliche Äußerungen von Politikern. Die Jesiden haben keine Chance auf höhere Posten und Gleichbehandlung bei der Verwaltung und medizinischen Versorgung. Ebenso wenig haben sie eine Chance auf höhere Bildung und höheres Einkommen. Die Flüchtlinge berichten über Erpressung, Bedrohung und Verfolgung durch die Polizei. Den Jesiden in Georgien wird der Bau von jesidischen Gebetshäusern verboten. Sie sind in Georgien weder in Parlament noch Regierung vertreten, so dass ihre Forderungen nach einem normalen Leben kein Gehör finden. Zur Sowjetzeit wurden Garantiemandate an die Jesiden vergeben; nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wurden sie aber wieder abgeschafft.<ref name="Reinke GfbV-2006" />

In Armenien bildeten die Jesiden im Jahre 2011 mit 1,1 Prozent der Gesamtbevölkerung die größte Minderheit.<ref name="Factbook Armenia-2011" /> Da ihnen nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion keine Garantiemandate mehr zustehen, sind sie im Parlament nicht vertreten. In [[Aknalitsch]] befindet sich seit 2019 mit dem „Quba heft merē dīwāne u [[Melek Taus|Tawūs-e Melek]]“ der größte Tempel des Jesidentums.<ref>{{Internetquelle |autor=Siranush Ghazanchyan |url=https://en.armradio.am/2019/09/29/worlds-largest-yezidi-temple-opens-in-armenia/ |titel=World’s largest Yezidi temple opens in Armenia |werk=Public Radio of Armenia |datum=2019-09-29 |sprache=en |abruf=2019-10-01}}</ref>

In Russland wurde das Jesidentum erst Ende Juli 2009 offiziell als Religionsgemeinschaft und somit als Körperschaft des öffentlichen Rechts anerkannt.

Seit 1990 sendet ''Radio Jerewan'' (öffentliches Radio Armeniens) täglich eine halbe Stunde lang die Sendung ''Stimme der Jesiden'' in nordkurdischer Sprache ([[Kurmandschi]]).<ref>Volker Willschrey: [http://www.adxb-oe.org/adxb/Berichte/BesuchMarinaMelikyan1112003.PDF ''Besuch von Radio Eriwan.''] In: ''ADXB – Club der Freunde elektronischer Medien – Rundfunk global.'' Österreich, 2003 (PDF-Datei; 452&nbsp;kB; 4&nbsp;Seiten auf adxb-oe.org).</ref> In der Redaktion der Radiosendung wird die jesidische Wochenzeitung in armenischer Sprache verfasst, die ebenfalls ''Stimme der Jesiden'' heißt. In Armenien darf in jesidischen Schulen Nordkurdisch gelehrt werden.

=== Europa und Amerika ===
Eine bedeutende Zahl von Jesiden lebt zurzeit in Europa, hauptsächlich in Frankreich, Großbritannien, den Niederlanden, Belgien, der Schweiz, in Spanien und besonders in Deutschland. Einige wenige leben in Schweden, Dänemark, Österreich und in außereuropäischen Staaten,<ref>Hasan Aksünger, Süleyman Ersu: [http://www.religionen.at/iryedi.htm#11 ''Die Yeziden… Eine Fragestellung oder eine Realität: Siedlungsgebiete.''] Seminararbeit, Fachhochschule HHG, 2003, abgerufen am 25. August 2014.</ref> wie in den USA, Kanada und Russland.

==== Deutschland ====
{{Hauptartikel|Jesiden in Deutschland}}

Ab den 1960er Jahren migrierten durch das [[Anwerbeabkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Türkei]] viele Jesiden zunächst aus der [[Türkei]], später unter anderem aus [[Syrien]] und dem [[Irak]] nach [[Deutschland]]. Neben wirtschaftlichen Motiven führten über Jahrzehnte Unterdrückungs- und Diskriminierungserfahrungen zunehmend zur Flucht dieser [[Religiöse Minderheit|religiösen Minderheit]].
Die größten jesidischen Gemeinden wie die „Föderation der Ezidischen Vereine in Deutschland e.&nbsp;V.“<ref>[[Gesellschaft Ezidischer AkademikerInnen]] (GEA): [https://www.gea-ev.net/eziden-und-ezidentum/gemeinden-organisationen/ ''Gemeinden und Organisationen der Eziden.''] In: ''GEA-ev.net.'' 2020, abgerufen am 9. Juli 2020.</ref> sind in [[Niedersachsen]] und [[Nordrhein-Westfalen]] vertreten.
Schätzungen zufolge leben heute zwischen 100.000 und 150.000 Jesiden in der Bundesrepublik.<ref>[[Religionswissenschaftlicher Medien- und Informationsdienst]] (REMID): [https://www.remid.de/info_zahlen/yeziden/ ''Mitgliederzahlen: Yeziden.''] In: ''REMID.de.'' 2017, abgerufen am 9. Juli 2020.</ref>

== Zukunftsdebatte ==
Aufgrund der mittlerweile starken Diaspora und den Verfolgungen, welchen die Jesiden insbesondere im Irak ausgesetzt sind, ist eine Debatte über die Zukunft der Religionsgemeinschaft entstanden. Idan Barir, ein Doktorand aus Tel Aviv, schreibt in einem Artikel, dass die Rückkehr in jesidische Gebiete wie Sindschar oder Schaichān für die meisten Jesiden keine Option mehr sei. Zu groß sei das Misstrauen zur lokalen Bevölkerung, die teils mit der IS-Organisation kollaboriert habe. Zusätzlich dazu sähen sie sich in der [[Autonome Region Kurdistan|Autonomen Region Kurdistan]] politisch nicht repräsentiert, teils sogar angefeindet. Viele Jesiden wollten deshalb eine Zukunft ihrer Gemeinschaft außerhalb des Irak.<ref>Barir, Idan (18. September 2014): ''Expert Analysis / The Yezidis: Traumatic Memory and Betrayal''. Online aufrufbar unter https://web.archive.org/web/20170510152415/https://english.tau.ac.il/impact/yezidis [10.05.2017].</ref>

Vorschläge dazu variieren. Zum einen gibt es solche, die die alte Idee eines kleinen Staates in der irakischen Provinz [[Ninawa]] favorisieren. Ein solcher Staat würde von der internationalen Gemeinschaft beschützt werden und Minderheiten eine sichere Heimat bieten, ohne religiöse Verfolgungen oder politischen Druck. Weitere Optionen sind die Umsiedlung der gesamten Gemeinschaft nach [[Armenien]], wo bereits circa 40.000 Jesiden leben, sowie langfristig [[Israel]].<ref>Barir, Idan (18. September 2014): ''Expert Analysis / The Yezidis: Traumatic Memory and Betrayal''. Online aufrufbar unter https://web.archive.org/web/20170510152415/https://english.tau.ac.il/impact/yezidis [10.05.2017].</ref>

== Jesiden in literarischen Werken ==
* [[John F. Case]]: ''Der achte Tag.'' Thriller. Bastei-Lübbe, Bergisch Gladbach 2005, ISBN 3-404-15420-7.
* [[Agatha Christie]]-Mallowan: ''Erinnerung an glückliche Tage. Ausgrabungen mit meinem Mann in Syrien.'' Lübbe, Bergisch Gladbach 1977, ISBN 3-7857-0195-0.
* Andree Hesse: ''Die Schwester im Jenseits.'' Wunderlich, Reinbek 2008, ISBN 978-3-8052-0857-4.
* [[Yaşar Kemal]]: ''Die Ameiseninsel.'' Unionsverlag, Zürich 2003, ISBN 3-293-20274-8.
* Yaşar Kemal: ''Der Sturm der Gazellen.'' Unionsverlag, Zürich 2006, ISBN 3-293-00354-0.
* [[Raymond Khoury]]: ''Immortalis.'' Wunderlich, 2008, ISBN 978-3-8052-0835-2.
* [[Sean Thomas|Tom Knox]]: ''Genesis Secret.'' Hoffmann & Campe, Hamburg 2009, ISBN 978-3-455-40150-9.
* [[Marek Krajewski]]: ''Tod in Breslau.'' Roman. Goldmann, München 2002, ISBN 3-442-72831-2.
* [[James Krüss]]: ''Timm Thaler oder Das verkaufte Lachen.'' Oetinger, Hamburg 1962, ISBN 3-7891-2242-4.
* [[H. P. Lovecraft]]: ''Grauen in Red Hook.'' Suhrkamp, Frankfurt 1987, ISBN 3-518-37806-6 (original 1925: ''The Horror at Red Hook).''
* [[Karl May]]: ''Durch die Wüste'' ''(= Gesammelte Werke.'' Band 1). Karl-May-Verlag, Bamberg 2000, ISBN 3-7802-0001-5.
* Karl May: ''Durchs wilde Kurdistan'' ''(= Gesammelte Werke.'' Band 2). Karl-May-Verlag, Bamberg 2000, ISBN 3-7802-0002-3.
* [[Barbara Nadel]]: ''Arabeske.'' Roman. List, Berlin 2004, ISBN 3-548-60523-0.
* [[Ronya Othmann]]: ''Die Sommer.'' Roman. Hanser, München 2020, ISBN 978-3-446-26760-2.

== Siehe auch ==
* [[Liste bekannter Jesiden]]
* [[Liste jesidischer Organisationen]]


== Literatur ==
== Literatur ==
'''Übersichtsdarstellungen'''
*Chaukeddin Issa, Das Yezidentum - Religion und Leben, Oldenburg (Oldbg) 2007, Verlag Dengê Êzîdiyan, ISBN: 978-3-98107-514-4, 291 Seiten, Kontakt: bestellung@yeziden.de
* Christine Allison: ''Yazidis i. General.'' In: ''Encyclopaedia Iranica.'' Juli 2004 (englisch; [http://www.iranica.com/articles/yazidis-i-general-1 online] auf iranica.com).
*Rüdiger Benninghaus: ''[http://yeziden-colloquium.de/inhalt/religion/Benninghaus_Yeziden.pdf Friedhöfe als Quellen für Fragen des Kulturwandels: Grabkultur von Yeziden und Aleviten in Deutschland mit Seitenblick auf die Türkei.]'' in: ''Langer, Robert u.a. (Hrsg.): Migration und Ritualtransfer: Religiöse Praxis der Aleviten, Yeziden und Nusairier zwischen Vorderem Orient und Westeuropa, Frankfurt am Main u.a. 2005.'', S. 247–288. (PDF)
* Philip G. Kreyenbroek: ''Yazīdī.'' In: Peri J. Bearman (Hrsg.): ''[[The Encyclopaedia of Islam. New Edition]].'' Band 11, Brill, Leiden 2001, S. 313a–316a (englisch).
*Johannes Düchting, Nuh Ates: ''Stirbt der Engel Pfau? Geschichte, Religion und Zukunft der Yezidi-Kurden.'' Edition KOMKAR. medico international, Köln 1992. ISBN 3-927213-06-3
* [[Khanna Omarkhali]]: ''Jesidismus.'' In: Ludwig Paul (Hrsg.): ''Handbuch der Iranistik.'' Reichert, Wiesbaden 2013, ISBN 978-3-89500-918-1, S. 222–225 (Forschungsüberblick).
*Erhard Franz (Hrsg.): ''[http://www.yeziden-colloquium.de/archiv/2005/DOI_Yeziden.pdf Yeziden – Eine alte Religionsgemeinschaft zwischen Tradition und Moderne]''. Beiträge der Tagung vom 10.-11. Oktober 2003 in Celle. Deutsches Orient-Institut, Hamburg 2003. (PDF)
* [[Udo Tworuschka]], Helga B. Gundlach: ''Die Yezidi.'' In: Michael Klöcker, Udo Tworuschka (Hrsg.): ''Handbuch der Religionen. Kirchen und andere Glaubensgemeinschaften in Deutschland.'' Loseblattwerk in sieben Bändern. Band 5: ''Islam.'' Olzog, Landsberg / München 2006, Kapitel 6: ''Weitere kleinere Religionen'', ISBN 3-7892-9900-6.
*Tolan, Telim - Religion und Leben, erschienen in: Erhard Franz (Hrsg.): Yeziden – Eine alte Religionsgemeinschaft zwischen Tradition und Moderne. Beiträge der Tagung vom 10.-11. Oktober 2003 in Celle
* [[Gernot Wießner]]: ''„…in das tötende Licht einer fremden Welt gewandert“. Geschichte und Religion der Yezidi.'' In: Robin Schneider (Hrsg.): ''Die kurdischen Yezidi. Ein Volk auf dem Weg in den Untergang'' (= ''Pogrom.'' Band 110). Gesellschaft für bedrohte Völker, Göttingen 1984, ISBN 3-922197-14-0, S. 31–46 ({{Webarchiv |url=http://yeziden-colloquium.de/inhalt/religion/Wiessner_Yeziden.pdf |text=PDF-Datei; 300&nbsp;kB; 13&nbsp;Seiten |wayback=20070927212731}}).
*Ilhan Kizilhan: ''Die Yeziden''. medico, Frankfurt 1997. ISBN 3-923363-25-7
*[[Ursula Spuler-Stegemann]]: ''[http://www.yeziden-colloquium.de/inhalt/wissenschaft/Der_Engel_Pfau.pdf Der Engel Pfau – Zum Selbstverständnis der Yezidi.]'' (PDF)
*Andreas Ackermann: ''[http://www.yeziden-colloquium.de/inhalt/wissenschaft/Yeziden_Deutschland.pdf Yeziden in Deutschland – Von der Minderheit zur Diaspora.]'' in: ''Paideuma – Mitteilungen zur Kulturkunde.'' 49.2003, S. 157–177. (PDF)
*Carsten Colpe: ''[http://yeziden-colloquium.de/inhalt/religion/Colpe_Yeziden.pdf Konsens, Diskretion, Rivalität: Aus der Ethnohistorie von Kurden und Yeziden]'' in: ''Borck, Carsten; Savelsberg, Eva; Hajo, Siamend (Hrsg.): Ethnizität, Nationalismus, Religion und Politik in Kurdistan, Münster 1997'', S. 279 – 300. (PDF)
*Gernot Wießner: ''[http://yeziden-colloquium.de/inhalt/religion/Wiessner_Yeziden.pdf „…in das tötende Licht einer fremden Welt gewandert” – Geschichte und Religion der Yezidi]'' in: ''Schneider, Robin (Hrsg.): Die kurdischen Yezidi – Ein Volk auf dem Weg in den Untergang, Göttingen 1984'', S. 31 – 46. (PDF)
*Eva Savelsberg; Siamend Hajo: ''[http://yeziden-colloquium.de/inhalt/wissenschaft/Savelsberg_Hajo_Yeziden.pdf Yezidische Kurden in Celle: Eine qualitative Untersuchung]'' in: ''Kurdische Studien.'' 1/2001, S. 17–52. (PDF)
*Banu Yalkut-Breddermann: ''[http://www.yeziden-colloquium.de/inhalt/gesellschaft/intergration/Breddermann_Yeziden.pdf Der Wandel der yezidischen Religion in der Diaspora.]'' in: '' Jonker, Gerdien (Hrsg.): Kern und Rand: Religiöse Minderheiten aus der Türkei in Deutschland, Berlin 1999.'', S. 51 – 63. (PDF)
*Mirza Dinnayi: ''[http://yeziden-colloquium.de/inhalt/religion/Dinnayi_Yeziden.pdf Yeziden im Irak: Eine bedrohte Minderheit ohne Existenrechte''](PDF)
*Irene Dulz: Die Yeziden im Irak: zwischen "Modelldorf" und Flucht. Lit-Verlag, Münster/Hamburg/London, 2001, ISBN 3-8258-5704-2
*Sabiha Banu Yalkut-Breddermann: Das Volk des Engel Pfau: die kurdischen Yeziden in Deutschland. Das Arabische Buch, Berlin, 2001, ISBN 3-86093-275-6


'''Einführungen und Gesamtdarstellungen'''
=== Erwähnungen in literarischen Werken ===
* Birgül Açıkyıldız: ''The Yezidis. The History of Community, Culture and Religion.'' Tauris, London u.&nbsp;a. 2010, ISBN 978-1-84885-274-7.
* [[John F. Case]]: ''Der achte Tag. Thriller''. Bastei-Lübbe, Bergisch-Gladbach 2005, ISBN 3-404-15420-7.
* Martin Affolderbach, Ralf Geisler: ''Die Yeziden'' (= ''EZW-Texte.'' Nr. 192). Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen, Berlin 2007 ([https://web.archive.org/web/20160205154431/http://ezw-berlin.de/downloads/ezw_texte_192.pdf PDF-Datei; 536&nbsp;kB; 40&nbsp;Seiten] auf ekd.de).
* [[Agatha Christie|Agatha Christie-Mallowan]]: ''Erinnerung an glückliche Tage. Ausgrabungen mit meinem Mann in Syrien''. Lübbe Verlag, Bergisch Gladbach 1977, ISBN 3-7857-0195-0.
* Johannes Düchting: ''Die Kinder des Engel Pfau. Religion und Geschichte der kurdischen Yezidi.'' Komkar, Köln 2004, ISBN 3-927213-23-3.
<!-- Die sonst als "Agatha Christie" allgemein bekannte Autorin verwendete hier zusätzlich den Familiennamen ihes zweiten Ehemannes, eines Archäologen -->
* [[Yaşar Kemal]]: ''Die Ameiseninsel''. Unionsverlag, Zürich 2003, ISBN 3-293-20274-8.
* Chaukeddin Issa: ''Das Yezidentum. Religion und Leben.'' Dengê Êzîdiyan, Oldenburg 2007, ISBN 978-3-9810751-4-4.
* [[Yaşar Kemal]]: ''Der Sturm der Gazellen''. Unionsverlag, Zürich 2006, ISBN 3-293-00354-0.
* [[Manfred Hutter]]: ''Iranische Religionen. Zoroastrismus, Yezidentum, Bahāʾītum.'' De Gruyter, Berlin / Boston 2019, ISBN 978-3-11-064971-0.
* Eszter Spät: ''The Yezidis.'' Saqi Books, London, 2005.
* [[Marek Krajewski]]: ''Tod in Breslau. Roman''. Goldmann, München 2002, ISBN 3-442-72831-2.
* [[Sefik Tagay]], Serhat Ortac: ''Die Eziden und das Ezidentum – Geschichte und Gegenwart einer vom Untergang bedrohten Religion.'' Landeszentrale für politische Bildung, Hamburg 2016, ISBN 978-3-946246-03-9 ([http://www.hamburg.de/contentblob/6271994/21807c33b23c0f8e930ad75a1da7753c/data/eziden-und-ezidentum.pdf PDF]).
* [[James Krüss]]: ''[[Timm Thaler]] oder das verkaufte Lachen''. Oetinger, Hamburg 2006, ISBN 3-7891-4040-6.

* [[Karl May]]: ''Durch die Wüste'' (Gesammelte Werke; 1). Karl-May-Verlag, Bamberg, 2000, ISBN 3-7802-0001-5.
'''Literatur zu Spezialthemen'''
* Karl May: ''Durchs wilde Kurdistan'' (Gesammelte Werke; 2). Karl-May-Verlag, Bamberg 2000, ISBN 3-7802-0002-3.
* Hilmi Abbas (Hrsg.): ''Das ungeschriebene Buch der Kurden. Mythen und Legenden.'' Hugendubel, München 2003, ISBN 3-7205-2387-X.
* [[Barbara Nadel]]: ''Arabeske. Roman''. List Verlag, Berlin 2004, ISBN 3-548-60523-0.
* Andreas Ackermann: ''Yeziden in Deutschland. Von der Minderheit zur Diaspora'' in ''Paideuma – Mitteilungen zur Kulturkunde.'' Band 49, 2003, S. 157–177 ({{Webarchiv |url=http://www.yeziden-colloquium.de/inhalt/wissenschaft/Yeziden_Deutschland.pdf |text=PDF-Datei; 417&nbsp;kB; 18&nbsp;Seiten |wayback=20070927212555}}).
* Christine Allison: ''The Yezidi Oral Tradition in Iraqi Kurdistan.'' Curzon, Richmond 2001, ISBN 0-7007-1397-2 (englisch; {{Google Buch |Land=DE |BuchID=8B1g3YUhYU0C |Linktext=Leseprobe}}).
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== Weblinks ==
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* [https://www.evangelisch.de/inhalte/137209/09-08-2016/das-los-der-jesiden-im-irak ''Das Trauma der Jesiden. Das Los der Jesiden im Irak'']. evangelisch.de. 9. August 2016, abgerufen am 10. Juli 2017


== Einzelnachweise ==
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<references />
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Aktuelle Version vom 30. Juni 2024, 22:00 Uhr

Jesidische Männer, traditionell mit Schnurrbart[1]
Eine Gruppe von Jesiden auf dem Sindschar-Höhenzug im syrisch-irakischen Grenzgebiet (um 1920)

Jesiden (Anhören/?) oder Eziden (kurmandschi ئێزیدی Êzîdî), auch Yeziden, Jeziden, sind eine zumeist Kurmandschi sprechende[2] ethnisch-religiöse Gruppe[3] mit etwa einer Million Angehörigen,[4][5] deren ursprüngliche Hauptsiedlungsgebiete im nördlichen Irak, in Nordsyrien und in der südöstlichen Türkei liegen. Die Jesiden betrachten sich teilweise als ethnische Kurden, teilweise als eigenständige Ethnie.[6][7] Derzeit sind Jesiden in Armenien als eigenständige Ethnie anerkannt.[8] Auch die Vereinten Nationen erkennen die Jesiden als eine eigenständige Ethnie an.[7] Heute sind Jesiden durch Auswanderung und Flucht auch in anderen Ländern verbreitet. Aufgrund von Verfolgungen sind viele Jesiden im 19. und frühen 20. Jahrhundert nach Armenien und Georgien geflohen.[9] Die Jesiden in Deutschland bilden mit geschätzt 200.000 Mitgliedern (2017)[10][11] die mit Abstand größte Diaspora der Jesiden.[12]

Jesiden praktizieren Endogamie. Das Jesidentum ist eine monotheistische, nicht auf einer heiligen Schrift beruhende, synkretistische Religion. Die Mitgliedschaft ergibt sich ausschließlich durch Geburt, wenn beide Elternteile jesidischer Abstammung sind. Eine Heirat von Jesiden (beiderlei Geschlechts) mit Nicht-Jesiden hat angesichts jesidischer Heiratsregeln den Ausschluss aus der Gemeinschaft zur Folge.[13] Im Zentrum des jesidischen Glaubens stehen Melek Taus („Engel Pfau“), der Scheich ʿAdī ibn Musāfir (um 1073–1163) sowie die sieben Mysterien. Das Grab von Scheich ʿAdī im irakischen Lalisch-Tal ist das Hauptheiligtum des Jesidentums und Ziel einer jährlichen Wallfahrt im Herbst.

Seit August 2014 sind Jesiden Opfer eines andauernden Genozids.[14][15] Als sogenannte „Ungläubige“ fliehen sie im Norden des Iraks vor Verfolgung, Versklavung und Ermordung durch die terroristisch agierende fundamentalistische Miliz Islamischer Staat.

Herkunft der Bezeichnung

Jesiden-Oberhaupt in Baschiqa (1910er Jahre, Foto von Albert Kahn)

Jesiden werden auch Yeziden oder Eziden genannt. In Deutschland lebende Jesiden verwenden mehrheitlich das Ethnonym „Eziden“ oder „Êzîden“ als Eigenbezeichnung und vermeiden eher die Fremdbezeichnungen „Jesiden“, „Yeziden“, „Yazidis“ oder „Yezidis“.[1][4] Die Herkunft der Bezeichnung Êzîdî ist bis heute ungeklärt. Einige Wissenschaftler führen die Bezeichnung Jesidi auf den Kalifen der Umayyaden Yazid I. (680–683) zurück. Jesiden lehnen eine Beziehung zwischen ihren Namen und dem Kalifen ab.[16] Stattdessen führen einige Jesiden wie andere Wissenschaftler die Bezeichnung oftmals auf das altiranische Wort Yazata für „göttliches Wesen“ zurück und stellen so zugleich eine Verbindung mit dem altiranischen Gott Ahura Mazda her, was sie dem Namen nach zu „Gottesanbetern“ macht.[2][17] Der Religionsgelehrte asch-Schahrastānī (1076–1153) führte den Namen der Jesiden auf den charidschitischen Geistlichen Yazid bin Unaisa zurück, dessen Anhänger sie gewesen seien.[18] Eine andere Ableitung der Wortherkunft nutzt den Bezug zu Ez dā („Mich erschaffen“). Jesiden verweisen auch auf Xwedê ez dam („Gott hat mich erschaffen“) und auf Em miletê ezdaîn („Wir sind die Ezdayi Nation“).[19]

Anzahl und Hauptsiedlungsgebiete

Jesiden feiern das jesidische Neujahrsfest im Sindschar-Gebirge. Im Hintergrund ist der jesidische Tempel Quba Pire Ewra (Tempel vom Pir der Wolken) zu sehen. (16. April 2014)
Jesiden im Dschabal Sindschar
Der jesidische Friedhof Hesen Begê im Südosten der Türkei.

Die ursprünglichen Siedlungsgebiete der Jesiden liegen in Nordmesopotamien und werden auch als Ezidchan (Land der Jesiden) bezeichnet. Es gibt keine offizielle Zählung der Jesiden. Ihre Zahl wird weltweit auf über eine Million geschätzt.[4][5] Den Hauptanteil stellen die im Irak lebenden Jesiden mit einer halben Million Angehörigen.[20] In Deutschland leben etwa 200.000[10][11], im restlichen Europa kommen noch etwa 65.000 hinzu. In den USA und Kanada leben einige Tausend Jesiden, meist aus dem Irak. In Armenien leben über 35.000.[21] In Georgien und in Russland leben auch Jesiden. In Syrien leben einige tausend Jesiden. Laut einem Berichts des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge leben in der Türkei über 2000 Jesiden, überwiegend in Südostanatolien.[22] Die Bundesregierung der Vereinigten Staaten schätzte die Anzahl der Jesiden in der Türkei im Jahr 2019 auf weniger als 1000.[23] In den 1980er Jahren lebten ca. 60.000 Jesiden in der Türkei.[24] Jesiden sind heute also unter der mehrheitlich muslimischen Bevölkerung des Nahen Ostens eine religiöse Minderheit.

Muttersprache der meisten Jesiden ist die nordwestiranische Sprache Kurmandschi. Nur in den jesidischen Dörfern Baʿšiqa und Baḥzānē in den umstrittenen Gebieten des Nordiraks wird Arabisch gesprochen.[2]

Die größte Zahl der Jesiden lebt im Nordirak. Die Jesiden verteilen sich hier im Wesentlichen auf zwei Gebiete. Das eine ist die Schaichān-Region nordöstlich der Stadt Mossul. Hier befinden sich Lalisch, das religiöse Zentrum der Jesiden, der Ort Baʿadhrā, in dem der Mīr von Schaichān, das weltliche und geistliche Oberhaupt der Jesiden, residiert, sowie die beiden Dörfer Baʿšiqa und Bahzānē, die als die Gelehrtenzentren der Jesiden gelten. Das zweite Hauptsiedlungsgebiet der Jesiden ist der Höhenzug Dschabal Sindschar westlich von Mossul an der Grenze zu Syrien,[25] aber auch in der Stadt selbst leben viele Jesiden. Die Baath-Partei unter Saddam Hussein erklärte während ihrer Arabisierungskampagne in den 1970er und 1980er Jahren die Jesiden im Nordirak zu Arabern.[26]

Wegen des Vormarschs der dschihadistischen IS-Armee (Islamischer Staat in Irak und Syrien) im Juli und August 2014 sind viele Jesiden aus Mossul und Umgebung in das kurdische Gebiet um die Stadt Erbil sowie in das Sindschar-Gebirge geflohen.[27]

Zählungen und Schätzungen von türkischer, britischer und irakischer Seite aus den 1920er Jahren ergaben einen jesidischen Anteil von 4 bis 7 Prozent an den irakischen Kurden, was heute bei gleich bleibendem Anteil 160.000 bis 350.000 Personen entspräche. Manche Maximalschätzungen gehen heute von bis zu 550.000 jesidischen Gläubigen aus. Die Jesiden machen schätzungsweise 1 Prozent der irakischen Bevölkerung aus. Seit 1991 ist die jesidische Gemeinschaft im Irak zweigeteilt. 90 Prozent der irakischen Jesiden leben in irakisch verwaltetem und nur etwa 10 Prozent in kurdisch verwaltetem Gebiet.

In Nordsyrien leben Jesiden vorwiegend in Afrin und in Nordost-Syrien vorwiegend in und um die Stadt Qamischli und im Gouvernement al-Hasaka. Allerdings ging ihre Zahl beträchtlich zurück. Eine Schätzung gibt 12.256 für das Jahr 1990 an, für Ende 2008 nur noch 3.357. Nach anderen Schätzungen liegt ihre Zahl zwischen 35.000 und 50.000. Durch Auswanderung nach Europa geht sie zurück.[28]

In den 1830er Jahren kamen nach dem Ende des Russisch-Türkischen Krieges 1828/29 die ersten Jesiden aus Anatolien in das zum Russischen Kaiserreich gehörende Ostarmenien. 1855 wurden etwa 340 Jesiden im Distrikt Sardarabad (etwa die heutige Armawir) gezählt. Mehrere Tausend anatolische Jesiden wurden Ende des 19. Jahrhunderts unter anderem in der Provinz Schirak angesiedelt. 1912 lebten über 17.000 Jesiden im Gebiet des heutigen Armenien. Bei der Volkszählung 2001 lag ihre Zahl bei 40.000.[29] Sie stellten 2011 mit einem Anteil von 1,1 Prozent an der Gesamtbevölkerung die größte Minderheit des Landes.[30] Ihr kulturelles Zentrum in der Provinz Aragazotn war in der sowjetischen Zeit das Dorf Alagyaz.[31]

Frühe Geschichte

Über die Entstehung der jesidischen Gemeinschaft gibt es unterschiedliche Positionen: Der arabische Autor Ahmad Taimur sieht ein Aufkommen der jesidischen Gemeinschaft nicht vor dem 12. Jahrhundert (6. Jahrhundert AH). Der jesidische Autor Darwis Hasso vertritt die Position, dass sich das Jesidentum aus dem Zoroastrismus entwickelte. Eine Autorengruppe aus dem Nahen Osten stellt das Jesidentum als sehr alte Religion der Kurden dar, die auf iranische Mythologie, im Speziellen auf den Mithraskult, zurückzuführen sei.[32]

Zum ersten Mal schriftlich erwähnt werden die Jesiden im 12. Jahrhundert. Als Beginn ihrer religiösen Entwicklung gilt die Ankunft von Scheich ʿAdī ibn Musāfir in den kurdischen Bergen am Anfang jenes Jahrhunderts. Allerdings gab es schon vor ihm im Kurdengebiet eine Bewegung, die als Yazīdīya bekannt war und von der zeitgenössische arabische Quellen berichten, dass sie mit dem Umayyaden Yazid I. sympathisierte. Außerdem geht aus den zeitgenössischen Quellen hervor, dass bei den Kurden religiöse Vorstellungen iranischen Ursprungs verbreitet waren.[33] ʿAdī selbst begründete, nachdem er sich im Tal von Lalisch niedergelassen hatte, einen Sufi-Orden, die sogenannte ʿAdawīya, die sich über den ganzen Nahen Osten, insbesondere nach Syrien und Ägypten, verbreitete.

Während die ʿAdawīya in Syrien und Ägypten auf dem Boden des Islams blieb, nahm der Orden bei den Kurden eine Sonderentwicklung. Unter Scheich al-Hasan ibn ʿAdī, einem Nachfolger und fernen Verwandten von Scheich ʿAdī, der im frühen 13. Jahrhundert lebte, wurde der Ordensgründer immer stärker verehrt. Der Einfluss der bei den Kurden verbreiteten iranischen Vorstellungen auf den Orden nahm zu, so dass aus ihm eine eigenständige Religionsgemeinschaft wurde.[34] Um das Jahr 1254 kam es zu einem Konflikt zwischen Scheich Hasan (1195–1246) und dem Statthalter von Mossul, Badr al-Din Luʾluʾ. Im Sindschar-Gebiet versammelten sich jesidische Krieger. Nach der Niederlage der Jesiden nahmen Badr al-Dins Männer Scheich Hasan fest und hängten ihn in Mossul am Tor auf. Des Weiteren wurde Lalisch angegriffen. Hasans Sohn Scherfedin sandte den Jesiden in Lalisch eine Botschaft, die zu Zusammenhalt, Verteidigung und Bewahrung der jesidischen Religion aufrief. Er wurde bei dem erneuten Kampf getötet. Seine Botschaft wurde zur religiösen Hymne der Jesiden.

Glaubenslehren

Mündliche und schriftliche Überlieferung

Das Jesidentum beruft sich auf keine heiligen Schriften. Der Glaube wird überwiegend durch Hymnen (Qewlên, Sg. Qewl) und Bräuche weitergegeben. Die Vermittlung religiöser Traditionen und Glaubensvorstellungen beruhte bis ins 20. Jahrhundert ausschließlich auf mündlicher Überlieferung. Es gibt zwei Texte, die dem Anschein nach heilige Schriften der Jesiden sind, das „Buch der Offenbarung“, das Kitêba Cilwe, und das „Schwarze Buch“, das Mishefa Reş. Die Bücher wurden 1911 und 1913 veröffentlicht,[35] wobei wohl nicht alle Glaubensvorstellungen der Jesiden vollständig authentisch wiedergegeben sind. Sie gelten in der Iranistik als Aufzeichnungen durch Nichtjesiden, enthalten aber authentisches Material, das unter Jesiden auch schon vorher bekannt war.

Von mündlichen Überlieferungen existieren üblicherweise mehrere Versionen gleichzeitig. Dies macht es schwierig, die mündliche Tradition in einen von allen Gruppen akzeptierten schriftlichen Glaubenskanon zu übertragen. Durch die verbesserte Schulbildung in der Region ist die Zahl der dortigen Analphabeten stark zurückgegangen. Deshalb und weil die vielen, in westlichen Ländern lebenden Jesiden von den Vorstellungen ihrer Umgebung beeinflusst sind, besteht das verbreitete Verlangen, auch einer „Buchreligion“ anzugehören. Erstmals erhielten in den 1970er Jahren zwei jesidische Universitätsabsolventen die Erlaubnis von religiösen Führern, Glaubensinhalte niederzuschreiben. Mehrere Veröffentlichungen von Jesiden über ihre heiligen Dichtungen und Volkserzählungen folgten und werden seitdem in Zeitschriften weit verbreitet. Daneben wird versucht, den vermeintlichen Makel einer fehlenden Schrifttradition durch mutmaßlich verschwundene und wieder aufgetauchte alte heilige Bücher, etwa in Form des altpersischen Avesta, zu beheben.[36] Hilmi Abbas veröffentlichte einige der bisher nur mündlich überlieferten altkurdischen Legenden im Jahre 2003 unter dem Titel Das ungeschriebene Buch der Kurden.[37] Das Buch beschreibt die Schöpfungsgeschichte aus jesidischer Sicht und die mythische Wanderung des kurdischen Volkes von Osten in den Westen in das heutige Kurdistan.

Kosmogonie

Die Religion der Jesiden ist monotheistisch: Der allmächtige Gott erschuf die Welt aus einer Perle. Nach einiger Zeit formten sieben heilige Engel aus dieser Perle die Welt mit allen Himmelskörpern.

„In der Mishefa Reş wird erläutert, wie Gott die sieben Engel schuf:

II. Der erste Tag, an welchem er erschuf, war der Sonntag; einen Engel erschuf er (da), dem er den Namen 'Azra’il beilegte, nämlich den, welcher der Engel Pfau ist, welcher der Große ihrer aller ist.

III. Am Montag erschuf er den Engel Dardail, welcher der Scheich Hasan ist.

IV. Am Dienstag erschuf er den Israfail, welcher der Scheich Shams ist.

V. Am Mittwoch erschuf er den Engel Mikail, welcher der Scheich Abu-bakr ist.

VI. Am Donnerstag erschuf er den Engel Gibrail, welcher der Sagg(ad)-id-din ist.

VII. Am Freitag erschuf er den Engel Shamnail, welcher Nasir-ad-din ist.

VIII. Am Samstage erschuf er den Engel Turail, welcher Fahr-ad-din ist.

IX. Den Engel Pfau, den machte er zu ihrem Großen.“

Irene Dulz[38]

Die Ähnlichkeit der kosmogonischen Vorstellungen der Jesiden mit dem Zoroastrismus führt bei manchen zur Annahme, dass hier eine ursprüngliche Verwandtschaft besteht. Andere argumentieren, dass von den Jesiden eine im Westiran verbreitete Mythologie integriert wurde, die im Zoroastrismus nur am Rande erscheint.[39]

Die Erschaffung der ersten Jesiden wird im weithin bekannten Mythos des Shahid bin Dscharr geschildert. Demnach begannen Adam und Eva, nachdem sie einige Kinder gezeugt hatten, einen Streit darüber, wer von beiden der eigentliche Erschaffer dieser Kinder sei: Eva, weil sie die Säuglinge geboren hatte, oder Adam, der behauptete, er habe die Lebenskraft hinzugegeben. Den Beweis sollte ein Experiment erbringen. In zwei Tontöpfe gab jeder etwas vom eigenen „Samen“ (als Speichel, Blut aus der Stirn oder Schweiß interpretiert). Als sie nach neun Monaten die Deckel abnahmen, fanden sie Evas Topf voller Würmer und Maden, während aus Adams Topf ein schöner Junge hervorkam, den sie Schahid bin Dscharr („Zeuge, Sohn des Tontopfes“) nannten. Laut einer Erzählweise war Eva so verärgert, dass sie versuchte, den Topf zu zerschlagen, aber – von Adam aufgehalten – nur ein Bein des Jungen traf, das dadurch gelähmt wurde. Der so ungewöhnlich geborene Schahid ben Dschar zeugte nach einer Version Kinder mit einer Huri (Jungfrau im Paradies), nach einer anderen Version mit seiner Schwester, die mit ihm zusammen im Topf gewesen war. Jedenfalls wurde er zum Urahn der Jesiden, während die übrigen Menschen Nachkommen der Kinder Adams und Evas sind. Aus dem Mythos leiten die Jesiden den exklusiven Anspruch ab, ein einzigartiges Volk zu sein und die einzig wahre Religion zu besitzen.[40] Gesellschaftlich bedeutend ist dieser Mythos, weil er das von den Jesiden strikt zu praktizierende Gebot der Endogamie begründet.[41]

Melek Taus

Jesidisches Gräberfeld auf dem Stadtfriedhof Hannover-Lahe mit einem Melek Taus („Gottes Engel“) im Schaukasten auf dem Grab

Eine zentrale Bedeutung in den jesidischen Glaubensvorstellungen hat Melek Taus (Tausî Melek), „Gottes Engel“, den Gott mit sechs weiteren Engeln aus seinem Licht schuf und dessen Symbol ein blauer Pfau ist. Nach der jesidischen Mythologie hat er in besonderer Weise der Allmächtigkeit Gottes gehuldigt und wurde deshalb von Gott zum Oberhaupt der sieben Engel erkoren. Zwar wollte er sich dem Mythos nach selbst einmal zum Gott erheben und fiel deswegen in Ungnade, doch er bereute seine Vermessenheit und büßte dafür in der Hölle.[42] Seine Schuld wurde ihm schließlich vergeben. Seither dient er Gott als Stellvertreter in der Welt sowie als Mittler und Ansprechpartner der Gläubigen. Nach der Schöpfungsgeschichte der Jesiden ist Melek Taus an der gesamten Schöpfung, an dem göttlichen Plan aktiv beteiligt.

Melek Taus wurde, vor allem seitens des Islam, mit Satan (arabisch Schaitan) identifiziert und die Jesiden daraufhin als Teufelsanbeter diffamiert und verfolgt. Tatsächlich sprechen Jesiden aber das Wort Schaitan nicht aus[43] und lehnen es auch ansonsten ab, Gott eine Personifizierung des „Bösen“ oder einen Widersacher gegenüberzustellen, weil dies Zweifel an der Allmacht Gottes bedeuten würde.[44] Damit geht auch die Vorstellung einher, dass der Mensch in erster Linie selbst für seine Taten verantwortlich ist. Aus jesidischer Sicht hat Gott dem Menschen die Möglichkeit gegeben, seine Sinnesorgane zu gebrauchen. Er hat ihm außerdem den Verstand gegeben und damit die Möglichkeit, für sich den richtigen Weg zu finden.[45]

Scheich ʿAdī

Das Grab von Scheich ʿAdī im Lalisch-Tal im Irak

Eine zweite wichtige Gestalt für die Jesiden ist der als Reformer geltende Scheich ʿAdī ibn Musāfir (um 1073–1163). Für die Jesiden ist er eine Menschwerdung (Inkarnation) des Engels Melek Taus, der kam, um das Jesidentum in einer schwierigen Zeit neu zu beleben. An seinem Grab im Lalisch-Tal im Nordirak findet jedes Jahr im Herbst das Fest der Versammlung (Jashne Jimaiye) statt. Jesiden aller Gemeinden aus den Siedlungs- und Lebensgebieten kommen zu diesem Fest zusammen, um ihre Gemeinschaft und ihre Verbundenheit zu bekräftigen.

Die „sieben Mysterien“

Als Gott am Anfang die Welt erschuf, legte er ihr Wohlergehen in die Hände von sieben Engeln, auch als sieben Mysterien (Heft Sirr) bezeichnet. Der Hauptengel unter ihnen war Melek Taus, während alle sieben Engel aus Gottes Emanation stammen. Sie können regelmäßig in einem Menschen reinkarnieren. Diese Form wird Koasasa genannt.[46][47] Deshalb gelten sie auch „als Statthalter Gottes auf Erden“.[48]

In der Geschichte soll es sieben Reinkarnationen in Form von Scheichs gegeben haben:[49] Als Scheich Adī von Syrien nach Lalisch im Irak umsiedelte, soll er dort vier heilige Männer vorgefunden haben. Diese waren Scheich Schems ed-Dīn, Scheich Fachr ed-Dīn, Scheich Sadschādīn und Scheich Nāsir ed-Dīn. Sie alle waren Söhne eines Mannes namens Ēzdīna Mīr. Ihnen schloss sich später noch eine fünfte Person an, Scheich Hasan, der nach verbreitetem Glauben der Jesiden mit al-Hasan al-Basrī identifiziert wird, der im 7./8. Jahrhundert lebte. Zusammen mit Scheich ʿAdī und Melek Taus bilden diese fünf Personen die sieben Mysterien (Heft Sirr) der Jesiden.[50] Schems ed-Dīn soll der Wesir von Scheich ʿAdī gewesen sein und neun Kinder gehabt haben.[51]

Die schwarze Schlange

Das Symbol der schwarzen Schlange am Eingang des Schreins von Scheich ʿAdī ibn Musāfir

Die schwarze Schlange hat eine wichtige Position im jesidischen Glauben und wird neben anderen Tierdarstellungen (zum Beispiel dem Engel Melek Taus als Pfau) als heilige Kreatur verehrt. Das Töten einer schwarzen Schlange gilt im Jesidentum als Sünde. Darstellungen von Schlangen lassen sich an den Mauern jesidischer Schreine finden, wie zum Beispiel am Schrein von Scheich ʿAdī ibn Musāfir. Für gewöhnlich sind jene Schlangendarstellungen schwarz und werden von gläubigen Jesiden vor dem Eintritt in das Gebäude geküsst. Sie dienen dem Schutz des Hauses. Im jesidischen Schwarzen Buch, welches eines von zwei Werken ist, die im Stile eines heiligen Buchs verfasst wurden, findet sich eine Erzählung der Arche Noah, in der es eine Schlange war, welche sich um die Arche wand und sie so vor dem drohenden Untergehen bewahrte:[52]

As the water rose and the ship floated, it came above Mount Sinjar, where it ran aground and was pierced by a rock. The serpent twisted itself like a cake and stopped the hole. Then the ship moved on and rested on Mount Judie.[53]

Im kastenähnlichen System der Jesiden gibt es die Kaste der Sheikh-Mend. Angehörige der Sheikh-Mend haben eine besondere Beziehung zu Schlangen und sind in ihrer religiösen Position als Naturheiler vor allem im Umgang mit Schlangenbissen geschult. Angeblich können sie mit Hilfe von Speichel und Gebet Wunden von Schlangenbissen heilen.[54]

Die religiös-soziale Organisation

Die traditionelle religiöse Organisationsstruktur der jesidischen Gemeinschaft ist in einem Dokument festgehalten, das die Häupter der jesidischen religiösen Klassen 1931 den britischen und irakischen Autoritäten präsentierten. In diesem Text, der als das Shaykhan Memorial[55] bekannt ist, wird die Verteilung der von den jesidischen Gläubigen gezahlten Almosen unter dem jesidischen Klerus behandelt.[56]

Drei Kasten

Grundlegend für die religiös-soziale Organisation der Jesiden ist die Gliederung ihrer Gesellschaft in drei religiöse Erbklassen oder Kasten: die Scheiche, die Pīre (persisch „der Ältere“ oder „der alte, weise Mann“) und die Murīdūn (Laien). Die Scheiche sind ihrerseits in drei Untergruppen aufgeteilt, die Schamsānīs (Nachkommen von Ēzdīna Mīr), die Ādanīs (Nachkommen von Scheich Adī) und die Qatanīs (Nachkommen der Brüder von Scheich Hesen).[50]

Die Scheiche und Pīre sind religiöse Führungskräfte (Geistliche) und müssen die jesidische Religion unter den Gläubigen aufrechterhalten und Zeremonien durchführen, vor allem bei Festen, der jesidischen Taufe von Neugeborenen und bei Beerdigungen. Ihre allgemeine Aufgabe ist, Gläubigen in der Not zu helfen und Streitigkeiten zwischen Jesiden zu schlichten. Scheiche und Pīre sind neben dem Mīr („Fürst, Prinz“, Oberhaupt der Jesiden) und neben den Priesterinnen und Priestern von Lalisch die Hüter der Religion und Ansprechpartner für jeden jesidischen Gläubigen. Die Scheiche haben in der Gemeinschaft eine darüber hinausgehende administrative Pflicht und müssen bei politisch-sozialen Aufgaben für die Gemeinschaft tätig werden. Sie sind nach außen und innen Vertreter der Gemeinschaft und lösen Probleme sowohl innerhalb als auch außerhalb der Gemeinschaft.

Die Laien (Murīdūn) bilden die dritte und größte religiöse Klasse. Die Jesiden in dieser Kaste teilen sich in einzelne Stämme auf, bei denen die Heirat untereinander kein Problem darstellt. Auch die Stämme haben die allgemeine Pflicht, zur Erhaltung der Religion beizutragen und sich gegenseitig in der Not zu helfen.

Führungsämter

Das religiöse und weltliche Oberhaupt der gesamten jesidischen Gemeinschaft ist der Mīr („Fürst“). In den Dokumenten aus der britischen Mandatszeit wird er als Prince of Shaykhan bezeichnet.[57] Er gilt als der Stellvertreter von Scheich ʿAdī und Melek Taus und muss immer aus dem Kreis der Qatanī-Scheiche kommen.[58] Sein traditioneller Amtssitz ist das Dorf Baadra.[59] Das Amt des Mīr ist erblich und wird vom Vater auf den Sohn übertragen, ab 1944 amtierte Mir Tahsin Saied Beg (1933–2019). Kraft seiner Autorität setzt der Mīr folgende Personen in ihre Ämter ein:

  • den Bābā Schaich („Vater Scheich“), der als das spirituelle Oberhaupt der Jesiden und „Vater der Scheiche“ betrachtet wird; er muss aus der Familie von Scheich Fachr ad-Dīn stammen und hat einen speziellen Sitz am Heiligtum von Lalisch und wird auch Echtiyārē Mergehē genannt („Der Alte vom Heiligtum“).
  • den Peschimām („Vorsteher“), der für Eheschließungen zuständig ist und aus dem Kreis der Ādanīs kommen muss.
  • die Kocheks oder Koceks, freiwillige Diener am Heiligtum von Lalisch, die unter der Aufsicht des Bābā Schaich stehen und keiner bestimmten Kaste angehören müssen. Sie nehmen am Heiligtum verschiedene Dienste wahr (Wasserschöpfen, Brennholzsammeln), sind aber auch für ihre Visionen, wahrsagerischen Fähigkeiten und Wunder bekannt. Über die Bedeutung ihres Namens gibt es unterschiedliche Angaben: während Ph. Kreyenbroek ihn mit „die Kleinen“ (von türk. küçük) übersetzt,[60] meint I. Kizilhan, dass er sich von den beiden kurdischen Wörtern guh („Ohr“) und cak („sehr gut“) ableitet. Man nenne die Koceks deshalb so, weil sie Stimmen aus der unsichtbaren Welt hörten.[61]
  • den Tschawūsch, den Wächter des Heiligtums von Lalisch; er muss zölibatär leben.[62]

Die Autorität des Mīr und des Bābā Schaich wurde in den letzten Jahren sehr stark von dem sogenannten Lalisch-Zentrum herausgefordert, einer jesidischen politischen und kulturellen Organisation mit Sitz in Dohuk, die von der Demokratischen Partei Kurdistans unterstützt wird. Im Jahre 2004 wurde ein Anschlag auf den Mīr verübt, den er verletzt überlebte.[63]

Jesidische Stämme

Bei den Jesiden existieren viele einzelne Stämme, sie haben den Charakter von Sippen und sind Ergebnisse des Zusammenhalts von Nachfahren bestimmter Gründungsväter und des engen Zusammengehörigkeitsgefühls von Jesiden in bestimmten kurdischen Gebieten. Die Angehörigen der Stämme sehen sich in der Pflicht, anderen Stammesangehörigen zu helfen. Die Heirat zwischen Angehörigen unterschiedlicher jesidischer Stämme ist erlaubt. Ein bekannter Stamm aus dem Gouvernement Dahuk ist der Stamm Qaidi.[64]

Die jesidischen Siedlungsgebiete waren und sind räumlich voneinander getrennt. Aus organisatorischen Gründen hat Scheich ʿAdī festgelegt, dass sich sowohl die Angehörigen der Pīre als auch der Scheiche auf die jesidischen Stämme in Abhängigkeit von deren Größe aufteilen sollen. So bekam jeder Stamm seine eigenen Scheiche und Pīre, und in jedem Siedlungsraum gibt es für jede Gruppe jesidischer Gläubigen eines Stammes die zuständigen Pīre und Scheiche. Bei Problemen können sich die Gläubigen jedoch auch an Pīre und Scheiche wenden, die für andere Stämme zuständig sind.

Religiöse Praktiken und Feste

Übergangsriten

Die jesidische Gemeinschaft kennt eine Anzahl von Übergangsritualen, die jede Person durchlaufen muss, um als vollwertiges Mitglied der jesidischen Gemeinschaft akzeptiert zu werden. Hierzu gehören in der Kindheit das Ritual des ersten Haareschneidens (biska pora), das nur Knaben betrifft und im siebten oder neunten Monat nach der Geburt stattfindet. Der Scheich des Knaben schneidet hierbei dessen Haar von beiden Seiten ab und nimmt drei Locken (bisk) ab. Zwei davon werden den Eltern gegeben, eine behält der Scheich selbst und widmet sie den Vorfahren von Scheich ʿAdī.[65] Eine weitere Zeremonie, mor kirin, wird oft mit der christlichen Taufe verglichen, da hierbei der Kopf des jesidischen Jungen oder Mädchens drei Mal mit Wasser besprengt wird. Da hierfür das Wasser aus einer der als heilig geltenden weißen Quellen in Lalish verwendet wird, ist das Ritual lokal auf den Irak beschränkt.[66] Die Beschneidung der Knaben (sinet) sowie in der Jugend die Wahl eines „Jenseits-Bruders“ (birā-yē āchiratē) oder einer „Jenseits-Schwester“ (huschk-ā āchiratē) aus einer Scheich-Familie stellen weitere Übergangsriten dar.[67]

Die Verbindung mit dem Jenseits-Bruder oder der Jenseits-Schwester wird bei einer Feier üblicherweise in Lalisch geschlossen, bleibt lebenslang bestehen und verpflichtet zu gegenseitiger Hilfe. Die Jenseits-Geschwister „begleiten“ in der Totenzeremonie den Verstorbenen auf dem Weg zur neuen Bestimmung und sollen auch im Jenseits gegenseitig die moralische Mitverantwortung für ihre Taten übernehmen. Wichtig ist in diesem Zusammenhang der jesidische Glaube an die Seelenwanderung (Reinkarnation): Das Leben endet nicht mit dem Tod, sondern geht in einem anderen Körper weiter. Der neue Körper ist abhängig von den Taten im vorherigen Leben. Nach jesidischer Vorstellung verbinden sich in den verschiedenen Leben allerdings immer wieder dieselben Jenseits-Geschwister.[68]

Bellendan

Dieses Ritual wird je nach Region entweder am 1. oder 25. Dezember des Jahres gefeiert. Zu diesem Anlass backen die Jesiden Brot und verteilen es an die Armen unter ihnen. Sollte man allerdings keine Armen finden, wird das Brot symbolisch dem Nachbarn geschenkt. In manchen Gegenden mischt man in das Brot Rosinen, denn derjenige, der sie findet, soll Glück im Leben haben. Der Großteil der Jesiden glaubt, dass Bellendan eine „Feier für die Toten“ ist. So backen sie das Brot und besuchen die Gräber der Toten.[69]

Die Wallfahrt nach Lalisch

Das Portal zum Grab von Scheich ʿAdī im 19. Jahrhundert, damalige Farbfassung und Inschriften mit archaischen Symbolen
Die bunten Tücher im Inneren des Heiligtums von Lalisch, die beim Parī Suwar Kirin rituell gewaschen werden

Jedes Jahr im Herbst findet in Lalisch am Grab von Scheich ʿAdī das jesidische Versammlungsfest (Jashne Jimaiye) statt, das sieben Tage dauert und Zielpunkt der allgemeinen jesidischen Wallfahrt ist. Der genaue Festtermin schwankt. Manchmal liegt er Ende September, manchmal Anfang Oktober. Häufig erschweren oder verhindern politische Umstände die Pilgerfahrt nach Lalisch, die eine Pflicht für jeden Jesiden ist. Nach jesidischer Vorstellung versammeln sich zu dieser Zeit alle „sieben Mysterien“, um wichtige Entscheidungen über das kommende Jahr zu fällen. Jeder Jeside sollte mindestens einmal im Leben an diesem Wallfahrtsfest teilgenommen haben.[70]

Am ersten Tag ziehen die Pilger an das untere Ende des Lalisch-Tales, wo sich die Silat-Brücke (Pira Silat) befindet, die den heiligen vom profanen Bereich trennt. Die Pilger ziehen sich die Schuhe aus, waschen sich drei Mal die Hände in dem Wasser unter der Brücke, überschreiten mit Fackeln drei Mal die Brücke und sprechen dabei: „Die Silat-Brücke, auf der einen Seite ist die Hölle, auf der anderen das Paradies.“ Dann begeben sie sich in den oberen Bereich des Tals und singen religiöse Hymnen. An der Prozession nimmt das gesamte religiöse Personal der Jesiden teil: der Mīr, der Baba Schaich, der Peschimām, der Baba Tschawūsch und weitere. Am zweiten und dritten Tag werden diese Zeremonien wiederholt. Am vierten Tag wird die Zeremonie des Parī Suwar Kirin vollzogen. Hierbei nehmen der Baba Tschawūsch und seine Helfer die bunten Tücher auf, die den Sarkophag von Scheich ʿAdī und die Säulen des Heiligtums bedecken, und bringen sie zur Quelle von Kanīya Spi. Dort werden diese Tücher von einem speziellen Geistlichen, dem serderī von Kanīya Spi, der einer bestimmten Pīr-Familie angehören muss, rituell gewaschen. Am fünften Tag findet die Zeremonie des Qabach statt, das Schlachtopfer eines Bullen. Am sechsten Tag wird die Zeremonie des Berē Shibak vollzogen. Hierbei wird im Andenken daran, dass Scheich ʿAdī nach seinem Tod auf einer Tragbahre transportiert wurde, eine viereckige Tragbahre aus Flechtwerk in die Versammlungshalle gebracht. Am letzten Tag des Festes wird die Tragbahre begleitet von Musik zu einem Becken im Inneren des Heiligtums gebracht und mit Wasser besprengt. Hierzu werden Gebete gesprochen. Anschließend wird sie an ihren Platz im Heiligtum gebracht.[71]

Die jesidischen Pilger bringen aus Lalisch geweihte Erde mit, die mit dem heiligen Wasser der Quelle Zemzem (in Lalisch, nicht mit dem muslimischen Samsam zu verwechseln) zu festen Kügelchen geformt wurde. Sie gelten als „heilige Steine“ (Einzahl: berat) und spielen bei vielen religiösen Zeremonien eine wichtige Rolle.

Neujahrsfest

Das religiöse Neujahr, Sersal, fällt bei den Jesiden nicht wie das kurdische Newroz-Fest auf den 21. März, sondern findet am ersten Mittwoch nach dem 14. April im gregorianischen Kalender statt. Es wird auch Çarşema Sor (Roter Mittwoch) oder Çarşema Serê Nîsanê (Erster Mittwoch im April) genannt. Es gilt als wichtiges Familienfest der Jesiden, zu dem auch in der Diaspora Angehörige oft über große Entfernungen zusammenkommen. Jesidische Kinder in Europa beschreiben das Fest gegenüber Gleichaltrigen gelegentlich vereinfachend als „unser Ostern“ – eine naheliegende Parallele, da im jesidischen Neujahrsfest wie auch in den europäischen Ostertraditionen bunt gefärbte Eier eine symbolische Rolle spielen, die versteckt und dann im Rahmen des Festes von den Kindern gesucht werden.

Tawusgerran

Eines der bedeutendsten religiösen Jahresfeste in den Dörfern war Tawusgerran, die „Zirkulation des Pfauen“. An diesem Tag kamen Mitglieder der gesonderten Kaste Qawwal in ein Dorf und trugen sakrale Hymnen vor. Die Qawwal stammten aus den beiden nordirakischen Kleinstädten Baschiqa und Bahzani. Sie brachten ein Bildnis (eine metallene Pfauenfigur) von Melek Taus mit und stellten es auf, damit es von der Dorfbevölkerung verehrt werden konnte. Die Rezitation der Verse wurde begleitet vom Spiel der als heilig geltenden Längsflöte Schebab und der Rahmentrommel Duff. Grenzziehungen und politische Probleme haben im Verlauf des 20. Jahrhunderts dafür gesorgt, dass das mit langen Reisen der Qawwal verbundene Tawusgerran in der Heimatregion der Jesiden praktisch nicht mehr durchgeführt werden kann.[72]

Religionsgeschichtliche Einordnung

Das Jesidentum gehört zu den zeitgenössischen monotheistischen Religionen, neben Judentum, Samaritanern, Christentum, Islam, Sikhismus, Bahaitum und Zoroastrismus. Nach Ansicht einiger Jesiden soll ihre Religion älter als das Christentum sein und sich aus dem altpersischen Mithras-Kult oder aus den Kulten der Meder entwickelt haben. Die jüngere religionsgeschichtliche Forschung betont den eigenständigen Charakter der jesidischen Religion, nachdem sie in einem komplexen Prozess Elemente anderer Religionen adaptiert habe, darunter des orientalischen Christentums (besonders der nestorianischen Eucharistie), des Mandäismus, des Manichäismus und der Gnosis. Dagegen hatte die ältere religionsgeschichtliche Forschung die jesidische Religion zunächst als eine Abspaltung vom Islam oder als eine „iranische“ Religion verstanden.

Im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts überlieferten europäische Reisende die Bezeichnung der Jesiden als „Teufelsanbeter“.[13] Sie bezogen sich dabei auf Berichte der Muslime in der Nachbarschaft der Jesiden. Eine dieser frühen Darstellungen zu den Jesiden findet sich bei Helmuth von Moltke, der eine volkskundliche Beschreibung Kurdistans um 1840 hinterließ: „… auf dem Sindschar und am Südrande ihres Gebietes wohnen Jesiden [Anm. bei Moltke: „Religiöse Sekte, welche heidnische Überreste in mohammedanischer und christlicher Umdeutung bewahrt.“], von welchen die Türken annehmen, daß sie den Teufel anbeten, und die deshalb in Sklaverei verkauft werden dürfen.“[73]

Die Bezeichnung „Teufelsanbeter“ rührt von der Verehrung des von den Muslimen mit Satan gleichgesetzten gefallenen Engels Melek Taus. Satan (Iblis) ist nach dem Koran ein solcher gefallener Engel, wie er mit diesem Wort in der christlichen Theologie vorkommt, und zugleich ein aus Feuer erschaffener Dschinn, der Macht über die Menschen besitzt. Die aus islamischer Sicht heterodoxe Bestrebung, „eine Art Rehabilitierung des Satans“[74] zu betreiben, unternahm an vorderster Front der Sufi-Gelehrte al-Hallādsch (857–922). Für seine Ansicht, Iblis sei „monotheistischer als Gott“, und schließlich für seinen Ausspruch „Ich bin die (göttliche) Wahrheit“ wurde al-Hallādsch auf der Grundlage einer Fatwa hingerichtet. Darin wurde al-Hallādsch zu einem aufrechten Jesiden umgedeutet, der seinen wahren Glauben verteidigt. Die Bewegung um al-Hallādsch gehört zu den Formen des Sufismus, die bei der Bildung des synkretistischen jesidischen Glaubenssystems beteiligt waren. „Teufelsanbeter“ ist jedoch ein falsches Schimpfwort, weil Melek Taus nicht als Teufel, sondern als erlöster oberster Engel verehrt wird.[75]

Verfolgung der Jesiden im Nahen Osten

Das Wohngebiet der Jesiden wurde seit dem 16. Jahrhundert von den Osmanen kontrolliert. 1832 und nach 1840 verübten die kurdischen Fürsten Mohammed Pascha Rewanduz und Bedirxan Beg wiederholte Massaker an ihnen. Erst 1849 wurden sie unter gesetzlichen Schutz des Osmanischen Reichs gestellt und waren damit den Buchreligionen rechtlich ebenbürtig.[2]

Im Osmanischen Reich standen die Jesiden außerhalb des Millet-Systems, waren also nicht als Religionsgemeinschaft anerkannt und standen damit in der sozialen Hierarchie noch hinter Christen und Juden. Immer wieder kam es zu Versuchen, die als „gottlos“ geltenden Jesiden zum Islam zu bekehren. Unter Sultan Abdülhamid II. verschlechterte sich die Lage ab 1876 erheblich. Ein umstrittener Erlass, der auch Jesiden zum Militärdienst verpflichtete, wurde wieder in Kraft gesetzt. Steuerforderungen wurden erhoben, die bei Bekehrung zum Islam zu erlassen seien.[76] Dennoch kam es oft zu Massakern seitens der Osmanen an den Jesiden. Diese werden von den Jesiden Farmān genannt. Die Folge für Jesiden, die dem Druck nachgaben und zum Islam konvertierten, war der Ausschluss aus ihrer eigenen Gemeinschaft.[77]

1892 schickte der Sultan einen Sondergesandten mit dem Auftrag, die Jesiden notfalls mit Gewalt zu bekehren. Es kam zu Gefechten und zu Massakern an den Jesiden nach ihrer Niederlage im Jahr 1893. 1894 wurden während der vornehmlich an Armeniern und Christen verübten Massaker der osmanischen Truppen auch Tausende von Jesiden getötet.[78]

Ab dem 17. Jahrhundert siedelten sich Jesiden, vermutlich bedingt durch die Ausdehnung des osmanischen Reiches, im Gebiet des Höhenzugs Dschabal Sindschar der heutigen Provinz Ninawa im Nordirak an. Im Zuge der irakischen Arabisierungspolitik ab 1965 kam es immer wieder zu Vertreibungen, die Dörfer und Ackerflächen wurden weitgehend entvölkert. Die ca. 400 jesidischen Dörfer wurden dem Erdboden gleichgemacht und die Einwohner zur Umsiedlung gezwungen. Auch in anderen Gebieten des Irak wurde in ähnlicher Weise verfahren, und beim Bau der Mosul-Talsperre wurden mehrere jesidische Dörfer zerstört.[79]

In den letzten 30 Jahren haben die Jesiden aufgrund des türkisch-kurdischen Konflikts in großen Auswanderungswellen die Türkei verlassen.

Im Irak verfügen die Jesiden nach Angaben des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen nicht über eine eigene Interessenvertretung im gegenwärtigen zentralirakischen Regierungsgefüge, nachdem das frühere Ministerium für Religionsangelegenheiten zugunsten dreier neugeschaffener Ressorts für die Angelegenheiten der Schiiten, Sunniten und Christen aufgelöst wurde.[80]

Seit dem Ende des Irakkrieges 2003 sind die Jesiden gezielt zur Zielscheibe fundamentalistischer Muslime geworden. Sie müssen um ihr Leben fürchten. Das führt dazu, dass die Jesiden aus dem Irak in Massen nach Europa und Nordamerika flüchten. Am 14. August 2007 verübten Terroristen aus dem Umfeld der al-Qaida vier Anschläge in den ausschließlich von Jesiden bewohnten Dörfern El Khatanijah und El Adnanijah (siehe Anschlag von Sindschar). Die Anschläge forderten insgesamt über 500 Todesopfer, Hunderte wurden verletzt.[81] Die Tat gilt als Racheakt für die 15 Tage zuvor verübte Ermordung des 17-jährigen jesidischen Mädchens Du’a Khalil Aswad, das, angeblich wegen eines Übertritts zum Islam, von ihrem eigenen Clan gesteinigt wurde. Die al-Qaida in Mossul hatte darüber hinaus in einer Fatwa verboten, den Jesiden Essen zu geben, wodurch sich die Lebensmittelversorgung in den jesidischen Dörfern dramatisch verschlechterte. Die Zusage der Amerikaner und der kurdischen Regionalregierung, bald Lebensmitteltransporte zu schicken, nutzten Terroristen für einen Anschlag.[82] Diese gegen die Jesiden gerichteten Anschläge waren die folgenschwersten seit Beginn des Irakkriegs.[83]

Irakkrise ab 2014

Jesidische Flüchtlinge aus dem Irak erhalten im Camp Newroz Hilfe vom International Rescue Committee (nord­syrische Provinz al-Hasaka, August 2014)

Seit der Irakkrise 2014 führte der Vormarsch der terroristischen Vereinigung Islamischer Staat im Norden des Iraks zu einer umfangreichen Flucht vor allem von Jesiden. Die Terrorgruppe betrachtet die Jesiden als Ungläubige und verfolgt und ermordet sie.[84][85][86] Die IS-Organisation hatte das Jesidentum zu einer „heidnischen Religion aus vorislamischer Zeit“ erklärt und gefangene Frauen und Mädchen „legal“ zur Sklaverei freigegeben. Nach islamischem Recht sei dies gerechtfertigt. Das Ziel dabei sei die völlige Auslöschung dieser Religion.[85]

Der einzige Ausweg für viele Jesiden war die Konversion zum Islam. Diejenigen, die sich weigerten, wurden an Ort und Stelle erschossen. Die Reaktion war, dass Jesiden solche Mitglieder, die unter diesen Umständen konvertierten, nicht wie noch unter den Massakern der Osmanen aus der Gemeinschaft ausschlossen, sondern ihnen die Rückkehr in den Glauben ermöglichten. In Anlehnung an eben jene früheren Massaker nennen Jesiden die Taten der IS-Organisation ebenfalls Farmān.[87]

Die jesidische Diaspora

Kaukasus

Es gab insgesamt drei Fluchtwellen der Jesiden aus dem Osmanischen Reich in den Kaukasus, nach Georgien und Armenien. Die erste gab es im 18. Jahrhundert. Zur zweiten Fluchtwelle kam es während des Russisch-Türkischen Krieges 1877–1878. Die dritte und größte Fluchtwelle gab es am Anfang des 20. Jahrhunderts, während des Ersten Weltkrieges.[88] Auslöser der Flucht waren die gezielte Verfolgung, Unterdrückung und Massaker an Jesiden und anderen Volksgruppen im osmanischen Reich. Nicht selten unterstützten muslimische Kurden und osmanische Behörden diese Verfolgungen und Massaker. Die Jesiden, die selbst Opfer der Osmanen waren, schützten die Armenier während des Ersten Weltkrieges, indem sie sie in ihren Häusern versteckt hielten. Dieser Schutz der Armenier durch die Jesiden bildete eine Grundlage für das Zusammenleben von Jesiden und Armeniern in Armenien.

Vor dem Zusammenbruch der Sowjetunion um 1990 lag die Zahl der Jesiden in Georgien bei 22.000, in Armenien bei 60.000. Nach dem Zusammenbruch kam es aber zu wachsendem Nationalismus in beiden Staaten, und die Situation für die Jesiden und andere Minderheiten verschlechterte sich. Die Zahl der Jesiden ging im Zeitraum zwischen 1989 und 1997 in Georgien auf 1.200 und in Armenien auf 18.000 zurück. Viele Jesiden flüchteten nach Europa und Russland.

In Georgien sind die Gründe der Flucht vielfältig. Die Jesiden beklagen massive Übergriffe durch Polizisten und Beamte, Mordvorwürfe, Körperverletzungen, Falschanschuldigungen, Hass und unrichtige negative Berichte der Presse und öffentliche Äußerungen von Politikern. Die Jesiden haben keine Chance auf höhere Posten und Gleichbehandlung bei der Verwaltung und medizinischen Versorgung. Ebenso wenig haben sie eine Chance auf höhere Bildung und höheres Einkommen. Die Flüchtlinge berichten über Erpressung, Bedrohung und Verfolgung durch die Polizei. Den Jesiden in Georgien wird der Bau von jesidischen Gebetshäusern verboten. Sie sind in Georgien weder in Parlament noch Regierung vertreten, so dass ihre Forderungen nach einem normalen Leben kein Gehör finden. Zur Sowjetzeit wurden Garantiemandate an die Jesiden vergeben; nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wurden sie aber wieder abgeschafft.[88]

In Armenien bildeten die Jesiden im Jahre 2011 mit 1,1 Prozent der Gesamtbevölkerung die größte Minderheit.[30] Da ihnen nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion keine Garantiemandate mehr zustehen, sind sie im Parlament nicht vertreten. In Aknalitsch befindet sich seit 2019 mit dem „Quba heft merē dīwāne u Tawūs-e Melek“ der größte Tempel des Jesidentums.[89]

In Russland wurde das Jesidentum erst Ende Juli 2009 offiziell als Religionsgemeinschaft und somit als Körperschaft des öffentlichen Rechts anerkannt.

Seit 1990 sendet Radio Jerewan (öffentliches Radio Armeniens) täglich eine halbe Stunde lang die Sendung Stimme der Jesiden in nordkurdischer Sprache (Kurmandschi).[90] In der Redaktion der Radiosendung wird die jesidische Wochenzeitung in armenischer Sprache verfasst, die ebenfalls Stimme der Jesiden heißt. In Armenien darf in jesidischen Schulen Nordkurdisch gelehrt werden.

Europa und Amerika

Eine bedeutende Zahl von Jesiden lebt zurzeit in Europa, hauptsächlich in Frankreich, Großbritannien, den Niederlanden, Belgien, der Schweiz, in Spanien und besonders in Deutschland. Einige wenige leben in Schweden, Dänemark, Österreich und in außereuropäischen Staaten,[91] wie in den USA, Kanada und Russland.

Deutschland

Ab den 1960er Jahren migrierten durch das Anwerbeabkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Türkei viele Jesiden zunächst aus der Türkei, später unter anderem aus Syrien und dem Irak nach Deutschland. Neben wirtschaftlichen Motiven führten über Jahrzehnte Unterdrückungs- und Diskriminierungserfahrungen zunehmend zur Flucht dieser religiösen Minderheit. Die größten jesidischen Gemeinden wie die „Föderation der Ezidischen Vereine in Deutschland e. V.“[92] sind in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen vertreten. Schätzungen zufolge leben heute zwischen 100.000 und 150.000 Jesiden in der Bundesrepublik.[93]

Zukunftsdebatte

Aufgrund der mittlerweile starken Diaspora und den Verfolgungen, welchen die Jesiden insbesondere im Irak ausgesetzt sind, ist eine Debatte über die Zukunft der Religionsgemeinschaft entstanden. Idan Barir, ein Doktorand aus Tel Aviv, schreibt in einem Artikel, dass die Rückkehr in jesidische Gebiete wie Sindschar oder Schaichān für die meisten Jesiden keine Option mehr sei. Zu groß sei das Misstrauen zur lokalen Bevölkerung, die teils mit der IS-Organisation kollaboriert habe. Zusätzlich dazu sähen sie sich in der Autonomen Region Kurdistan politisch nicht repräsentiert, teils sogar angefeindet. Viele Jesiden wollten deshalb eine Zukunft ihrer Gemeinschaft außerhalb des Irak.[94]

Vorschläge dazu variieren. Zum einen gibt es solche, die die alte Idee eines kleinen Staates in der irakischen Provinz Ninawa favorisieren. Ein solcher Staat würde von der internationalen Gemeinschaft beschützt werden und Minderheiten eine sichere Heimat bieten, ohne religiöse Verfolgungen oder politischen Druck. Weitere Optionen sind die Umsiedlung der gesamten Gemeinschaft nach Armenien, wo bereits circa 40.000 Jesiden leben, sowie langfristig Israel.[95]

Jesiden in literarischen Werken

Siehe auch

Literatur

Übersichtsdarstellungen

  • Christine Allison: Yazidis i. General. In: Encyclopaedia Iranica. Juli 2004 (englisch; online auf iranica.com).
  • Philip G. Kreyenbroek: Yazīdī. In: Peri J. Bearman (Hrsg.): The Encyclopaedia of Islam. New Edition. Band 11, Brill, Leiden 2001, S. 313a–316a (englisch).
  • Khanna Omarkhali: Jesidismus. In: Ludwig Paul (Hrsg.): Handbuch der Iranistik. Reichert, Wiesbaden 2013, ISBN 978-3-89500-918-1, S. 222–225 (Forschungsüberblick).
  • Udo Tworuschka, Helga B. Gundlach: Die Yezidi. In: Michael Klöcker, Udo Tworuschka (Hrsg.): Handbuch der Religionen. Kirchen und andere Glaubensgemeinschaften in Deutschland. Loseblattwerk in sieben Bändern. Band 5: Islam. Olzog, Landsberg / München 2006, Kapitel 6: Weitere kleinere Religionen, ISBN 3-7892-9900-6.
  • Gernot Wießner: „…in das tötende Licht einer fremden Welt gewandert“. Geschichte und Religion der Yezidi. In: Robin Schneider (Hrsg.): Die kurdischen Yezidi. Ein Volk auf dem Weg in den Untergang (= Pogrom. Band 110). Gesellschaft für bedrohte Völker, Göttingen 1984, ISBN 3-922197-14-0, S. 31–46 (PDF-Datei; 300 kB; 13 Seiten (Memento vom 27. September 2007 im Internet Archive)).

Einführungen und Gesamtdarstellungen

  • Birgül Açıkyıldız: The Yezidis. The History of Community, Culture and Religion. Tauris, London u. a. 2010, ISBN 978-1-84885-274-7.
  • Martin Affolderbach, Ralf Geisler: Die Yeziden (= EZW-Texte. Nr. 192). Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen, Berlin 2007 (PDF-Datei; 536 kB; 40 Seiten auf ekd.de).
  • Johannes Düchting: Die Kinder des Engel Pfau. Religion und Geschichte der kurdischen Yezidi. Komkar, Köln 2004, ISBN 3-927213-23-3.
  • Chaukeddin Issa: Das Yezidentum. Religion und Leben. Dengê Êzîdiyan, Oldenburg 2007, ISBN 978-3-9810751-4-4.
  • Manfred Hutter: Iranische Religionen. Zoroastrismus, Yezidentum, Bahāʾītum. De Gruyter, Berlin / Boston 2019, ISBN 978-3-11-064971-0.
  • Eszter Spät: The Yezidis. Saqi Books, London, 2005.
  • Sefik Tagay, Serhat Ortac: Die Eziden und das Ezidentum – Geschichte und Gegenwart einer vom Untergang bedrohten Religion. Landeszentrale für politische Bildung, Hamburg 2016, ISBN 978-3-946246-03-9 (PDF).

Literatur zu Spezialthemen

  • Hilmi Abbas (Hrsg.): Das ungeschriebene Buch der Kurden. Mythen und Legenden. Hugendubel, München 2003, ISBN 3-7205-2387-X.
  • Andreas Ackermann: Yeziden in Deutschland. Von der Minderheit zur Diaspora in Paideuma – Mitteilungen zur Kulturkunde. Band 49, 2003, S. 157–177 (PDF-Datei; 417 kB; 18 Seiten (Memento vom 27. September 2007 im Internet Archive)).
  • Christine Allison: The Yezidi Oral Tradition in Iraqi Kurdistan. Curzon, Richmond 2001, ISBN 0-7007-1397-2 (englisch; Leseprobe in der Google-Buchsuche).
  • Carsten Colpe: Konsens, Diskretion, Rivalität: Aus der Ethnohistorie von Kurden und Yeziden. In: Carsten Borck, Eva Savelsberg, Siamend Hajo (Hrsg.): Ethnizität, Nationalismus, Religion und Politik in Kurdistan. (= Kurdologie. Band 1). Lit, Münster 1997, ISBN 3-8258-3420-4, S. 279–300 (PDF-Datei; 109 kB; 16 Seiten (Memento vom 27. September 2007 im Internet Archive)).
  • Mirza Dinnayi: Yeziden im Irak. Eine bedrohte Minderheit ohne Existenrechte. In: Mary Kreutzer, Thomas Schmidinger (Hrsg.): Irak. Von der Republik der Angst zur bürgerlichen Demokratie? Ça Ira, Freiburg 2004, ISBN 3-924627-85-1, S. 197–204 (PDF-Datei; 109 kB; 16 Seiten (Memento vom 27. September 2007 im Internet Archive)).
  • Irene Dulz: Die Yeziden im Irak. Zwischen „Modelldorf“ und Flucht (= Studien zur Zeitgeschichte des Nahen Ostens und Nordafrikas. Band 8). Lit, Münster u. a. 2001, ISBN 3-8258-5704-2 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Nelida Fuccaro: The Other Kurds. Yazidis in Colonial Iraq. Tauris, London 1999, ISBN 1-86064-170-9 (englisch).
  • Joseph Isya: Devil worship. The sacred Books and Traditions of the Yezidis. Richard G. Badger, Boston 1919 (Digitalisat).
  • Ilhan Kizilhan: Die Yeziden. Eine anthropologische und sozialpsychologische Studie über die kurdische Gemeinschaft. Medico, Frankfurt 1997, ISBN 3-923363-25-7.
  • Philip G. Kreyenbroek: Yezidism. Its Background, Observances and and Textual Tradition. Mellen, Lewiston u. a. 1995, ISBN 0-7734-9004-3 (englisch).
  • Philip G. Kreyenbroek, Z. Kartal, Khanna Omarkhali, Kh. J. Rashow: Yezidism in Europe. Different Generations Speak About Their Religion (= Göttinger Orientforschungen: Iranica. Band 5). Harrassowitz, Wiesbaden 2009, ISBN 978-3-447-06060-8 (englisch).
  • Roger Lescot: Enquête sur les Yezidis de Syrie et du Djebel Sindjār. Institut Français de Damas, Beirut 1938 (Digitalisat).
  • Kai Merten: Untereinander, nicht nebeneinander: Das Zusammenleben religiöser und kultureller Gruppen im Osmanischen Reich des 19. Jahrhunderts (= Marburger religionsgeschichtliche Beiträge. Band 6). Lit Verlag, Münster 2014, ISBN 978-3-643-12359-6, S. 226–245 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Khanna Omarkhali: Current Changes in the Yezidi System of Transmission of Religious Knowledge and Status of Spiritual Authority. In: Derselbe (Hrsg.): Religious Minorities in Kurdistan. Beyond the Mainstream (= Studies in Oriental Religions. Band 68). Harrassowitz, Wiesbaden 2014, ISBN 978-3-447-10125-7, S. 67–77 (englisch).
  • Khanna Omarkhali: The Status and Role of the Yezidi Legends and Myths. To the Question of Comparative Analysis of Yezidism, Yārisān (Ahl-e Haqq) and Zoroastrianism: A Common Substratum? In: Folia Orientalia. Nr. 45–46, 2009, S. 197–219.
  • Artur Rodziewicz, Yezidi Eros: Love as the Cosmogonic Factor and Distinctive Feature of the Yezidi Theology in the Light of Some Ancient Cosmogonies. In: Fritillaria Kurdica. Nr. 3–4, Institut Of Oriental Studies Jagiellonian University, 2014, S. 42–105 (englisch; PDF-Datei; 1,8 MB; 203 Seiten auf kurdishstudies.pl).
  • Artur Rodziewicz, Tawus Protogonos: Parallels Between the Yezidi Theology and Some Ancient Greek Cosmogonies. In: Iran and the Caucasus. Band 18, Nr. 1, 2014, S. 27–45 (englisch).
  • Eszter Spät: Late Antique Motifs in Yezidi Oral Tradition (= Gorgias Dissertations in Religion. Band 52). Gorgias, Piscataway 2010, ISBN 978-1-60724-998-6 (englisch; Doktorarbeit).
  • Eszter Spät: Religious Oral Tradition and Literacy among the Yezidis of Iraq. In: Anthropos. Band 103, Nr. 2, 2008, S. 393–403.
  • Ursula Spuler-Stegemann: Der Engel Pfau. Zum Selbstverständnis der Yezidi. In: Zeitschrift für Religionswissenschaft. Band 5, 1997, S. 3–17 (PDF-Datei; 226 kB; 12 Seiten (Memento vom 15. Oktober 2013 im Internet Archive)).
  • Telim Tolan: Religion und Leben. In: Erhard Franz (Hrsg.): Yeziden. Eine alte Religionsgemeinschaft zwischen Tradition und Moderne. Beiträge der Tagung vom 10.–11. Oktober 2003 in Celle. Deutsches Orient-Institut, Hamburg 2004, ISBN 3-89173-085-3.
  • Bânu Yalkut-Breddermann: Der Wandel der yezidischen Religion in der Diaspora. In: Gerdien Jonker (Hrsg.): Kern und Rand. Religiöse Minderheiten aus der Türkei in Deutschland (= Zentrum Moderner Orient: Studien. Band 11). Das Arabische Buch, Berlin 1999, ISBN 3-86093-227-6, S. 51–63 (PDF-Datei; 177 kB; 11 Seiten (Memento vom 5. Oktober 2011 im Internet Archive)).
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Wiktionary: Jeside – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. a b Sefik Tagay, Serhat Ortac: Die Eziden und das Ezidentum – Geschichte und Gegenwart einer vom Untergang bedrohten Religion. Landeszentrale für politische Bildung, Hamburg 2016, S. 90, ISBN 978-3-946246-03-9
  2. a b c d Christine Allison: Yazidis i. General. Encyclopaedia Iranica, Juli 2004, abgerufen am 28. Oktober 2014 (englisch).
  3. Garnik S. Asatrian, Victoria Arakelova: The Religion of the Peacock Angel: The Yezidis and Their Spirit World. Routledge, 2014, ISBN 978-1-317-54429-6 (google.de [abgerufen am 14. Mai 2019]): „Yezidism is a unique phenomenon, one of the most remarkable illustrations of ethno-religious identity.“
  4. a b c Sefik Tagay: Die Jesiden | bpb. Abgerufen am 23. Februar 2019.
  5. a b Massoud Hanifzadeh: Faszination Gesellschaft, Kultur & Religion. Tectum, 2016, ISBN 978-3-8288-6537-2 (google.de [abgerufen am 24. Februar 2019]).
  6. Artur Rodziewicz: (PDF) Milete min Êzîd. The Uniqueness of the Yezidi Concept of the Nation. In: ResearchGate.net. 2018, abgerufen am 22. Dezember 2021 (englisch).
  7. a b Kyle A. Msall: Humanitarian aid workers’ knowledge of minority cultures in Iraqi Kurdistan. (PDF) In: Journal of International Humanitarian Action. 2018, abgerufen am 31. Dezember 2021 (englisch).
  8. Garnik Asatryan, Victoria Arakelova: The Ethnic Minorities of Armenia. (PDF) 2002, abgerufen am 31. Dezember 2021 (englisch).
  9. Robarts – University of Toronto: Les Yézidiz; épisodes de l’histoire des adorateurs du diable. Paris E. Leroux, 1892, S. 15 (französisch, archive.org [abgerufen am 3. Januar 2021]).
  10. a b Gründung eines Bundesverbandes – Jesiden in Deutschland organisieren sich. Abgerufen am 24. Februar 2019.
  11. a b Gohdar Alkaidy: Mir Tahsin Said Beg: Oberhaupt der Jesiden stirbt im deutschen Exil. 28. Januar 2019 (welt.de [abgerufen am 24. Februar 2019]).
  12. Die steigende Zahl der Jesiden in Deutschland kann nur grob geschätzt werden. REMID hat ihre Zahl von 35.000–40.000 (2005) über 60.000 (2011) auf 100.000 (2015) nach oben korrigiert und gibt weitere Schätzungen an: Zentralrat der Yeziden in Oldenburg: 120.000 (2016), neuer Zentralrat der Êzîden in Bielefeld: über 150.000 (Anfang 2017). Mitgliederzahlen: Yeziden. REMID
  13. a b Christine Allison: The Yezidi Oral Tradition in Iraqi Kurdistan. Curzon, Richmond 2001, ISBN 0-7007-1397-2, S. 26 (englisch; Seitenansicht in der Google-Buchsuche).
  14. Statement by the Commission of Inquiry on Syria on the second anniversary of 3 August 2014 attack by ISIS of the Yazidis. In: www.ohchr.org. Abgerufen am 21. September 2016.
  15. Clemens Wergin: Das primitive Glaubensverständnis der IS-Terroristen. In: Die Welt. 14. Oktober 2014.
  16. Çakır Ceyhan Suvari: Yezidis: An Ethno-Religious Group in Turkey. In: Forum of EthnoGeoPolitics, Band 4 Nr. 2 Winter 2016, S. 32
  17. Vgl. persisch ايزد, DMG Īzad, ‚Gott‘, Junker, Alavi: Persisch-Deutsches Wörterbuch. Leipzig/Teheran 1970, S. 71.
  18. Irene Dulz: Die Yeziden im Irak. Zwischen „Modelldorf“ und Flucht (= Studien zur Zeitgeschichte des Nahen Ostens und Nordafrikas. Band 8). Lit, Münster 2001, ISBN 3-8258-5704-2, S. 18 (Seitenansicht in der Google-Buchsuche).
  19. Joanna Bocheńska: Rediscovering Kurdistan’s Cultures and Identities: The Call of the Cricket. Springer, 2018, ISBN 978-3-319-93088-6 (google.de [abgerufen am 3. Oktober 2020]).
  20. Deutsche Welle (www.dw.com): Irak: Die verlorene Heimat der Jesiden | DW | 2. August 2018. Abgerufen am 24. Februar 2019.
  21. Volkszählung vom 12. bis zum 21. Oktober 2011 in Armenien. (PDF) National Statistical Service of the Republic of Armenia, 2011, abgerufen am 15. Dezember 2018 (armenisch).
  22. Rückkehr von Yeziden in die Türkei. (PDF) In: Bundesamt für Anerkennung ausländischer Flüchtlinge. 30. Juli 2004, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 3. Januar 2019; abgerufen am 2. Januar 2019.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/archiv.proasyl.de
  23. DFAT Country Information Report Turkey. (PDF) In: Australian Government – Department of Foreign Affairs and Trade. 10. September 2020, S. 22, abgerufen am 19. August 2021 (englisch).
  24. Birgül Açikyildiz: The Yezidis: The History of a Community, Culture and Religion. I.B.Tauris, 2014, ISBN 978-0-85772-061-0 (google.de [abgerufen am 4. Januar 2019]).
  25. Philip G. Kreyenbroek: EI 2). In: Peri J. Bearman (Hrsg.): The Encyclopaedia of Islam. New Edition. Band 11, Brill, Leiden 2001, S. 313b (englisch).
  26. Stephen C. Poulson: Patterns of violence directed against civilians in small ethnic enclaves during war in Iraq (2003–2009) in Mazzei, Julie M. (Hrsg.): Non-State Violent Actors and Social Movement Organizations: Influence, Adaptation, and Change. Wagon Lane, Emerald Publishing Limited 2017, S. 77. eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  27. US-Luftwaffe greift IS-Stellung an. In: n-tv, 8. August 2014.
  28. KurdWatch: Yeziden in Syrien. Zwischen Akzeptanz und Marginalisierung. Bericht 7, Europäisches Zentrum für Kurdische Studien, Berlin, Dezember 2010, S. 5–7 (PDF-Datei; 384 kB; 13 Seiten auf kurdwatch.org).
  29. Levon Yepiskoposian, Ashot Margarian u. a.: Genetic Affinity between the Armenian Yezidis and the Iraqi Kurds. In: Iran and the Caucasus. Band 14, Brill, Leiden 2010, S. 37–42, hier S. 38 (englisch; PDF-Datei; 174 kB; 6 Seiten (Memento vom 16. April 2014 im Internet Archive) auf kurdipedia.org).
  30. a b The World Factbook: Middle East: Armenia. (Memento des Originals vom 19. Juli 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.cia.gov Stand: 2011, abgerufen am 25. August 2014 (englisch; siehe die Angaben unter People and Society: Armenia).
  31. Hasmik Hovhannisyan: Kurds in Armenia. The cultural center of the Kurds living in Armenia has always been Alagyaz. (Memento vom 15. April 2014 im Internet Archive) In: fravahr.org. 3. November 2007, abgerufen am 25. August 2014 (englisch).
  32. Irene Dulz: Die Yeziden im Irak. Zwischen „Modelldorf“ und Flucht (= Studien zur Zeitgeschichte des Nahen Ostens und Nordafrikas. Band 8). Lit, Münster 2001, ISBN 3-8258-5704-2, S. 15 ff. (Seitenansicht in der Google-Buchsuche).
  33. Philip G. Kreyenbroek: Yezidism. Its Background, Observances and and Textual Tradition. Mellen, Lewiston u. a. 1995, S. 27–28 (englisch).
  34. Philip G. Kreyenbroek: Yezidism. Its Background, Observances and and Textual Tradition. Mellen, Lewiston u. a. 1995, S. 31–33 (englisch).
  35. P. Anastase Marie: La découverte récente des deux livres sacrés des Yézîdis. In: Anthropos. Band 6, 1911, S. 1–39; M. Bittner: Die Heiligen Bücher der Jeziden oder Teufelsanbeter (Kurdisch und Arabisch). In: Denkschriften der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien. Band 55, Wien 1913.
  36. Eszter Spät: Religious Oral Tradition and Literacy among the Yezidis of Iraq. In: Anthropos. Band 103, Heft 2, 2008, S. 393–403, hier S. 394.
  37. Hilmi Abbas (Hrsg.): Das ungeschriebene Buch der Kurden. Mythen und Legenden. Hugendubel, München 2003, ISBN 3-7205-2387-X. Anmerkung: Auf die philologische Problematik des Werks hat Martin Zähringer in seiner Rezension in der Neuen Zürcher Zeitung am 19. September 2003 hingewiesen.
  38. Irene Dulz: Die Yeziden im Irak. Zwischen „Modelldorf“ und Flucht (= Studien zur Zeitgeschichte des Nahen Ostens und Nordafrikas. Band 8). Lit, Münster 2001, ISBN 3-8258-5704-2, S. 29 (Seitenansicht in der Google-Buchsuche).
  39. Manfred Hutter: Iranische Religionen : Zoroastrismus, Yezidentum, Bahāʾītum. Walter de Gruyter GmbH & Co. KG, Berlin ; Boston, ISBN 978-3-11-064971-0, S. 118.
  40. Hannelore Müller: Religionen im Nahen Osten: Irak, Jordanien, Syrien, Libanon. Otto Harrassowitz, Wiesbaden 2009, ISBN 978-3-447-06077-6, S. 109 Seitenansicht in der Google-Buchsuche.
  41. Eszter Spät: Shahid bin Jarr, Forefather of the Yezidis and the Gnostic Seed of Seth. In: Iran & the Caucasus, Band 6, Nr. 1/2, 2002, S. 27–56, hier S. 28 f. JSTOR
  42. Sean Thomas: The Devil Worshippers of Iraq. In: The Daily Telegraph. 19. August 2007, abgerufen am 25. August 2014 (englisch).
  43. Ursula Spuler-Stegemann: Der Engel Pfau. Zum Selbstverständnis der Yezidi. In: Zeitschrift für Religionswissenschaft (ZfR), Band 1, 1997, S. 3–17, hier S. 11.
  44. Kemal Hür: Die Religion der Yeziden. Über die von islamischen Terroristen verfolgte kurdische Minderheit. Deutschlandradio Kultur, 17. August 2014.
  45. Telim Tolan: Yezidentum – eine Kurzübersicht. (Memento vom 3. Oktober 2015 im Internet Archive) Denge Êzîdiyan
  46. Religion. http://www.yezidisinternational.org/abouttheyezidipeople/religion/ [11.05.2017].
  47. „Religious Beliefs“. http://yezidipost.com/2014/10/21/religious-beliefs/ [18.05.2017].
  48. Sefik Tagay, Serhat Ortac: „Die Eziden und das Ezidentum – Geschichte und Gegenwart einer vom Untergang bedrohten Religion“. Hamburg: Landeszentrale für politische Bildung, 2016, S. 55.
  49. Isya, Joseph: Devil worship. The sacred Books and Traditions of the Yezidis. Boston: Richard G. Badger, 1919, S. 168. Digitalisat.
  50. a b Philip G. Kreyenbroek: Yezidism. Its Background, Observances and and Textual Tradition. Mellen, Lewiston u. a. 1995, S. 38 (englisch).
  51. Philip G. Kreyenbroek: Yezidism. Its Background, Observances and and Textual Tradition. Mellen, Lewiston u. a. 1995, S. 97–99 (englisch).
  52. Peter Nicolaus: The Serpent Symbolism in the Yezidi Religious Tradition and the Snake in Yerevan. In: Garnik Asatrian (Hrsg.): Iran and the Caucasus. Band 15, Nr. 2, 2011, S. 53 f.
  53. Joseph Isya: Devil worship. The sacred Books and Traditions of the Yezidis. Richard G. Badger, Boston 1919, S. 42.
  54. Pir Mamou Othman: Die Yeziden vor Sheikh-Adi. Eine religionswissenschaftliche Untersuchung von Dr. Pir Mamou Othman. (PDF) 1996, abgerufen am 17. Mai 2017.
  55. Cecil John Edmonds: A Pilgrimage to Lalish (Memento vom 14. August 2014 im Internet Archive) Royal Asiatic Society. Luzac & Company, London 1967, S. 25–40 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
  56. Nelida Fuccaro: The Other Kurds. Yazidis in Colonial Iraq. Tauris, London 1999, ISBN 1-86064-170-9, S. 22.
  57. Philip G. Kreyenbroek: Yezidism. Its Background, Observances and and Textual Tradition. Mellen, Lewiston u. a. 1995, S. 126 (englisch).
  58. Birgül Açıkyıldız: The Yezidis. The History of Community, Culture and Religion. Tauris, London u. a. 2010, S. 91 (englisch).
  59. Vgl. Spät: The Yezidis. 2005, S. 14.
  60. Vgl. Kreyenbroek: Yezidism. 1995, S. 134f.
  61. Vgl. Kizilhan: Die Yeziden. 1997, S. 112.
  62. Vgl. Kreyenbroek: Yezidism. 1995, S. 129.
  63. Vgl. Spät: The Yezidis. 2005, S. 77, 82–84.
  64. Christine Allison: The Yezidi Oral Tradition in Iraqi Kurdistan. Curzon, Richmond Surrey 2001, ISBN 0-7007-1397-2, S. xviii (englisch).
  65. Ilhan Kizilhan: Die Yeziden. Eine anthropologische und sozialpsychologische Studie über die kurdische Gemeinschaft. Medico, Frankfurt 1997, ISBN 3-923363-25-7, S. 92.
  66. Sefik Tagay, Serhat Ortac: Die Eziden und das Ezidentum – Geschichte und Gegenwart einer vom Untergang bedrohten Religion. Hrsg.: Landeszentrale für politische Bildung. Hamburg 2016, ISBN 978-3-946246-03-9, S. 80.
  67. Birgül Açıkyıldız: The Yezidis. The History of Community, Culture and Religion. Tauris, London u. a. 2010, S. 99 (englisch).
  68. Philip G. Kreyenbroek: Yezidism. Its Background, Observances and and Textual Tradition. Mellen, Lewiston u. a. 1995, S. 136 (englisch).
  69. Ilhan, Kizilhan: Die Yeziden. Eine anthropologische und sozialpsychologische Studie über die kurdische Gemeinschaft. Medico International, 1997, ISBN 3-923363-25-7.
  70. Birgül Açıkyıldız: The Yezidis. The History of Community, Culture and Religion. Tauris, London u. a. 2010, S. 104–105 (englisch).
  71. Birgül Açıkyıldız: The Yezidis. The History of Community, Culture and Religion. Tauris, London u. a. 2010, S. 106–107 (englisch).
  72. Philip. G. Kreyenbroek: Yezidism in Europe: Different Generations Speak about their Religion. Harrassowitz, Wiesbaden 2009, S. 22 f.
  73. Max Horst: Moltke. Leben und Werk in Selbstzeugnissen – Die Schriften: Das Land und Volk der Kurden. Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1892, S. 410 f.
  74. Annemarie Schimmel: Mystische Dimensionen des Islam. Insel, Frankfurt 1995, S. 276
  75. Victoria Arakelova: Sufi Saints in the Yezidi Tradition I: Qawlē H’usēyīnī H’alāj. In: Iran & the Caucasus, Vol. 5, 2001, S. 183–192, hier S. 183f
  76. Kai Merten: Untereinander, nicht nebeneinander. Das Zusammenleben religiöser und kultureller Gruppen im Osmanischen Reich des 19. Jahrhunderts. Lit, Münster 2014, S. 237–245.
  77. Cheterian, Vicken (20. Oktober 2016): The Yazidis : Life after Genocide. Online aufrufbar unter https://web.archive.org/web/20170510153329/http://www.global-geneva.com/the-yazidis-life-after-genocide/ [10.05.2017].
  78. Kai Merten: Untereinander, nicht nebeneinander. Das Zusammenleben religiöser und kultureller Gruppen im Osmanischen Reich des 19. Jahrhunderts. Lit, Münster 2014, S. 237–245.
  79. Irene Dulz: Die Yeziden im Irak. Zwischen „Modelldorf“ und Flucht (= Studien zur Zeitgeschichte des Nahen Ostens und Nordafrikas. Band 8). Münster 2001, S. 54–57 (Seitenansichten in der Google-Buchsuche).
  80. Verwaltungsgericht Köln: Verwaltungsstreitsache irakischer Staatsangehöriger jesidischer Religionszugehörigkeit. (Memento vom 31. Januar 2012 im Internet Archive) In amnesty.de. 16. August 2005, abgerufen am 25. August 2014 (PDF-Datei; 127 kB; 19 Seiten).
  81. Ulrich Ladurner: Tod der kleinen Völker. In: Die Zeit. Nr. 35, 23. August 2007, S. 7, abgerufen am 25. August 2014.
  82. Wieland Schneider: Irak: Yeziden fürchten nach Attentaten ihre „Ausrottung“. In: DiePresse.com. 16. August 2007, abgerufen am 25. August 2014.
  83. Ein Blutbad der El Kaida? In: n-tv. 15. August 2007.
  84. Massenflucht vor IS-Terror – Extremisten erobern Staudamm und Ölfeld im Nordirak. In: Focus, 4. August 2014.
  85. a b Clemens Wergin: Das primitive Glaubensverständnis der IS-Terroristen. In: Die Welt, 15. Oktober 2014.
  86. Terrorgruppe Islamischer Staat richtet Jesiden hin. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 3. August 2014.
  87. Cheterian, Vicken (20. Oktober 2016): The Yazidis : Life after Genocide. Online aufrufbar unter https://web.archive.org/web/20170510153329/http://www.global-geneva.com/the-yazidis-life-after-genocide/ [10.05.2017].
  88. a b Sarah Reinke: Für eine Bleiberechtsregelung in Deutschland: Kurdische Yezidi aus Georgien. (Memento vom 6. Oktober 2014 im Internet Archive) In: Gesellschaft für bedrohte Völker. April 2006, abgerufen am 25. August 2014.
  89. Siranush Ghazanchyan: World’s largest Yezidi temple opens in Armenia. In: Public Radio of Armenia. 29. September 2019, abgerufen am 1. Oktober 2019 (englisch).
  90. Volker Willschrey: Besuch von Radio Eriwan. In: ADXB – Club der Freunde elektronischer Medien – Rundfunk global. Österreich, 2003 (PDF-Datei; 452 kB; 4 Seiten auf adxb-oe.org).
  91. Hasan Aksünger, Süleyman Ersu: Die Yeziden… Eine Fragestellung oder eine Realität: Siedlungsgebiete. Seminararbeit, Fachhochschule HHG, 2003, abgerufen am 25. August 2014.
  92. Gesellschaft Ezidischer AkademikerInnen (GEA): Gemeinden und Organisationen der Eziden. In: GEA-ev.net. 2020, abgerufen am 9. Juli 2020.
  93. Religionswissenschaftlicher Medien- und Informationsdienst (REMID): Mitgliederzahlen: Yeziden. In: REMID.de. 2017, abgerufen am 9. Juli 2020.
  94. Barir, Idan (18. September 2014): Expert Analysis / The Yezidis: Traumatic Memory and Betrayal. Online aufrufbar unter https://web.archive.org/web/20170510152415/https://english.tau.ac.il/impact/yezidis [10.05.2017].
  95. Barir, Idan (18. September 2014): Expert Analysis / The Yezidis: Traumatic Memory and Betrayal. Online aufrufbar unter https://web.archive.org/web/20170510152415/https://english.tau.ac.il/impact/yezidis [10.05.2017].