Hamburg-Veddel

Basisdaten
Bundesland: Hamburg
Bezirk: Hamburg-Mitte
Fläche: 4,4 km²
Einwohner: 4.949 (2006)
Bevölkerungsdichte: 1.125 Einwohner je km²
Postleitzahl: 20539
Vorwahl: 040
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Veddel ist ein Hamburger Stadtteil im Bezirk Hamburg-Mitte.

Geografie

Der Stadtteil Veddel im Nordosten der Insel Wilhelmsburg

Geografische Lage

Veddel liegt südöstlich der Hamburger Innenstadt und wird von ihr durch die breite Norderelbe getrennt. Der Stadtteil umfasst den Ostteil der Insel Veddel sowie die Peute, ebenfalls eine Insel im Stromgebiet der Elbe. Ein kleiner Streifen am Nordrand der Insel Wilhelmsburg gehört ebenfalls zum Stadtteil Veddel. Westlich der Veddel erstreckt sich das Gebiet des Hamburger Hafens.

Gliederung des Stadtteils

Das alte Ortszentrum um den Veddeler Markt im Norden der Veddel wird heute von der Autobahnanschlussstelle Hamburg-Veddel und dem gleichnamigen Zollamt eingenommen. Zwischen der Eisenbahnstrecke, die den Stadtteil nach Westen begrenzt, und der Autobahn 255 liegt ein schmales und dicht bebautes Wohnquartier; der Rest des Stadtteils besteht aus Industrie- und Gewerbegebieten.

Die Wohnsiedlung entstand in den 1920er Jahren als eines der ersten kommunalen Kleinwohnungs-Bauprojekte in Hamburg. Das Baugelände gehörte der Stadt, während lokale gemeinnützige Baugenossenschaften als Bauherren auftraten. Der Hamburgische Oberbaudirektor Fritz Schumacher gab die einheitliche Gestaltung der Häuser mit roten Ziegelfassaden und flachen Dächern vor. Die einzelnen Baublöcke, die sich um einen zentralen Platz mit Kirche gruppieren, wurden nach Plänen verschiedener Hamburger Architekten errichtet.

Benachbarte Stadtteile

An die Veddel grenzt im Norden und Osten der Hamburger Stadtteil Rothenburgsort und im Süden Wilhelmsburg. Im Westen liegt der Stadtteil Kleiner Grasbrook.

Geschichte

Auswandererhallen

Südlich des Müggenburger Zollhafens entstanden ab 1900 die Auswandererhallen der Hamburg-Amerika Linie. Auf gut 55.000 Quadratmetern in rund 30 Einzelgebäuden wurden auf Initiative des Reeders Albert Ballin Schlaf- und Wohnpavillons, Speisehallen, Bäder, Kirchen und Synagogen sowie Räume für ärztliche Untersuchungen errichtet.

Jeder mit dem Zug ankommende Auswanderer musste sich hier einer Personalienkontrolle und einer ersten Gesundheitsuntersuchung unterziehen. Um das Ausbrechen von Krankheiten auf den Schiffen zu verhindern, blieben Auswanderer dort bis zu 14 Tage in Quarantäne, bevor sie auf die Schiffe gehen durften. Durch diese Maßnahme sorgte die HAPAG auch dafür, dass mittellose Auswanderer nicht in die Stadt gelangen konnten, zum anderen waren die unerfahrenen Emigranten so davor geschützt, überteuerte und unnütze Ware aufgeschwatzt zu bekommen.

Dieses weitab vom Stadtzentrum gelegene Quartier galt zur damaligen Zeit als Vorbild an Sauberkeit und Effektivität. Aufenthalt, Unterkunft und Verpflegung waren im Preis der Passagiertickets enthalten. Die bis dahin vorhanden Auswandererbaracken am Amerika-Kai wurden zur Hafenerweiterung benötigt. Diesen vorausgegangen war eine Sperrung der Hamburger Grenzen, da man den russischen Auswanderern den Ausbruch der Choleraepidemie von 1892 anlastete.

Die Hallen wurden später als Lager genutzt und größtenteils 1938 wegen Straßenbaus abgerissen. Die einzige verbliebene Halle beherbergte zuletzt ein portugiesisches Restaurant und wurde im Frühsommer 2006 ebenfalls abgerissen. An ihrer Stelle soll im Juli 2007 unter dem Namen Ballinstadt ein Auswanderermuseum eröffnet werden.

Sturmflut 1962

Wie das südlich an den Stadtteil grenzende Wilhelmsburg wurde auch die Veddel am 17. Februar 1962 von der verheerenden Sturmflut heimgesucht. Die Bewohner konnten sich jedoch auf den Bahndamm oder die oberen Etagen der Häuser retten. Nur in den Ersatzheimen des Kleingartengebietes auf der Peute waren 3 Tote zu beklagen. In den ehemaligen Auswandererhallen wurde eine der Einsatzzentralen für die Rettungsmannschaften eingerichtet; die Schule Slomanstieg bildete eines der Auffanglager.

Siehe auch Hauptartikel Sturmflut 1962.

Einwohnerentwicklung

Die Veddel ist durch ihre unmittelbare Nachbarschaft zum Hamburger Hafen ein traditionelles Arbeiterviertel. Sie gilt heute als soziales Problemgebiet, denn der Anteil von Sozialhilfe-Empfängern an der Bevölkerung liegt bei 18%. Etwa 60% der Einwohner sind Migranten.

Der Stadtteil ist Objekt einer von der Stadt finananzierten "Quartiersentwicklung" im Rahmen des Programms "Aktive Stadtteilentwicklung". In Zusammenarbeit mit der Stadt Hamburg wurden Studenten als Bewohner angeworben; man konnte bereits den dreihundertvierzigsten Studenten als Einwohner auf der Veddel begrüßen.

Wirtschaft und Infrastruktur

Blick von Entenwerder (zu Rothenburgsort) auf die Peute

Ansässige Unternehmen

Auf der Peute entstand ab 1909 das Werk der Kupferhütte Norddeutsche Affinerie. Sie ist heute einer der größten Arbeitgeber Hamburgs.

Verkehr

Veddel ist von außerordentlicher Bedeutung für den Durchgangsverkehr auf Straße und Schiene, denn in den Stadtteil führen zwei der Hamburger Elbbrücken:

Die erste Norderelbbrücke wurde 186872 für die Eisenbahnstrecke Harburg–Hamburg von der Köln-Mindener Eisenbahn-Gesellschaft gebaut. Sie wurde mehrfach erweitert und nimmt heute den Fernverkehr zum Hamburger Hauptbahnhof, den S-Bahnverkehr der Linien S3 und S31 sowie den Güterverkehr der südlichen Hamburger Güterumgehungsbahn auf.

Die erste Straßenbrücke wurde 1888 eingeweiht. 1960 wurde an der Brücke von beiden Seiten eine moderne Fachwerkbalkenbrücke angebaut, über die die Bundesstraßen 4 und 75 führen, die unmittelbar danach in die Bundesautobahn 255 übergehen. Der alte Brückenteil wurde zunächst für die Straßenbahn genutzt, er dient heute als Busspur.

Die Freihafen-Elbbrücke, die direkt neben der Eisenbahnbrücke, aber bereits im benachbarten Stadtteil Kleiner Grasbrook liegt, dient dem Eisenbahn- und Straßenverkehr im Hamburger Freihafen.

Am 23. September 1983 wurde der neue Bahnhof der S-Bahn eröffnet. Seitdem besteht eine dichte Zugfolge zum nur zwei Stationen entfernten Hauptbahnhof.

Die Veddeler Brückenstraße, die das Wohngebiet diagonal durchschneidet, war bis in die 1990er Jahre Teil der Bundesstraßen 4 und 75. Sie nahm seit 1950 den Verkehr zur Wilhelmsburger Reichsstraße auf, einer Schnellstraße nach Wilhelmsburg und weiter nach Harburg, die am Südrand des Stadtteils begann. Im Zuge der Verlängerung des nördlichen Endes der Schnellstraße über die Bundesautobahn 252 wurde die Veddeler Brückenstraße verkehrsberuhigt.

Öffentliche Einrichtungen

Mit dem Zollamt Hamburg-Veddel besteht nach Westen hin einer der Zugänge zum Hamburger Freihafen.

Bildung

Die Schule Slomanstieg ist eine staatliche Schule. Sie ist die einzige Schule auf der Veddel mit folgenden Stufen: Vorschule, Grundschule, Beobachtungstufe der Haupt- und Realschule sowie die Hauptschulklassen 7-9. Die Teil der Sekundarstufe I ist Ganztagsschule.

Sonstiges

Die Veddel-Hose, eine Lederhose mit Schlag, erlangte internationale Bekanntheit und wurde zuerst von einer hier ansässigen Schneiderei gefertigt.

Literatur

Auswandererhafen Hamburg ISBN 3-929229-75-7

Siehe auch

Commons: Hamburg-Veddel – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien