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'''Gerhard Fritz Kurt Schröder''' (* [[7. April]] [[1944]] in [[Mossenberg]], heute Stadtteil von [[Blomberg (Lippe)|Blomberg]], [[Kreis Lippe]]), ist ein [[Deutschland|deutscher]] [[Politiker]] ([[SPD]]) und war von 1998 bis 2005 [[Bundeskanzler (Deutschland)|Bundeskanzler]] der [[Deutschland|Bundesrepublik Deutschland]] sowie zuvor von 1990 bis 1998 [[Ministerpräsident]] des Bundeslandes [[Niedersachsen]]. Nach seiner politischen Karriere wechselte Schröder in die Wirtschaft, wo er bis heute verschiedene Positionen bekleidet.
'''Gerhard Fritz Kurt Schröder''' („Gerd“) (* [[7. April]] [[1944]] in [[Mossenberg]], heute Stadtteil von [[Blomberg (Lippe)|Blomberg]], [[Kreis Lippe]]), ist ein [[Deutschland|deutscher]] [[Politiker]] ([[SPD]]) und war von 1998 bis 2005 [[Bundeskanzler (Deutschland)|Bundeskanzler]] der [[Deutschland|Bundesrepublik Deutschland]] sowie zuvor von 1990 bis 1998 [[Ministerpräsident]] des Bundeslandes [[Niedersachsen]]. Nach seiner politischen Karriere wechselte Schröder in die Wirtschaft, wo er bis heute verschiedene Positionen bekleidet.


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Version vom 2. Oktober 2006, 02:46 Uhr

Gerhard Fritz Kurt Schröder („Gerd“) (* 7. April 1944 in Mossenberg, heute Stadtteil von Blomberg, Kreis Lippe), ist ein deutscher Politiker (SPD) und war von 1998 bis 2005 Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland sowie zuvor von 1990 bis 1998 Ministerpräsident des Bundeslandes Niedersachsen. Nach seiner politischen Karriere wechselte Schröder in die Wirtschaft, wo er bis heute verschiedene Positionen bekleidet.

Gerhard Schröder

Sein Leben

Jugend und Ausbildung

Gerhard Schröder wuchs als Sohn einer Kriegswitwe auf. Sein Vater Fritz Schröder (* 12. September 1912 in Leipzig), ein reisender Kirmesarbeiter, fiel als 32-jähriger Obergefreiter nur wenige Monate nach der Geburt seines Sohnes am 4. Oktober 1944 in Rumänien.

Schröder besuchte von 1951 bis 1958 die Volksschule und machte anschließend bis 1961 eine Lehre zum Einzelhandelskaufmann in einem Eisenwarengeschäft in Lemgo.

Berufliche Entwicklung

Von 1961 bis 1963 war Schröder Bauhilfsarbeiter und kaufmännischer Angestellter in Göttingen. Von der Wehrpflicht war er als einziger Sohn eines im Krieg Gefallenen befreit. Er holte zwischen 1962 und 1964 in der Abendschule (Siegerlandkolleg in Siegen) die mittlere Reife nach. Das Abitur machte er in den Jahren 1964 bis 1966 an einem Kolleg des zweiten Bildungswegs in Bielefeld.

Von 1966 bis 1971 studierte Gerhard Schröder Jura in Göttingen und schloss das Studium mit den Staatsexamina in den Jahren 1971 und 1976 ab. Noch im Jahre 1976 wurde er als Rechtsanwalt zugelassen und übte diesen Beruf von 1978 bis 1990 aus. In dieser Eigenschaft vertrat er u. a. auch das damalige RAF-Mitglied Horst Mahler.

Von 1980 bis 1986 war Schröder Mitglied des Deutschen Bundestags. Nach den Landtagswahlen im Jahr 1986 wurde er Oppositionsführer im niedersächsischen Landtag, dem er bis 1998 angehörte.

1990 wählte eine rot-grüne Parlamentsmehrheit Schröder zum Ministerpräsidenten Niedersachsens. In den Jahren 1994 und 1998 wurde er jeweils in diesem Amt bestätigt. Bis 1994 führte Schröder eine rot-grüne Koalition, danach regierte die SPD mit absoluter Mehrheit. In seiner Tätigkeit als Ministerpräsident war er vom 1. November 1997 bis 27. Oktober 1998 Präsident des Bundesrats.

Nach der Bundestagswahl am 27. September 1998 zog Schröder wieder in den Deutschen Bundestag ein und wurde zum 7. Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland gewählt. Im Jahre 2002 wurde er in diesem Amt bestätigt. Nach der Wahl von Angela Merkel zur Bundeskanzlerin am 22. November 2005 legte Schröder sein bei den Bundestagswahlen 2005 erlangtes Bundestagsmandat nieder.

Seitdem ist Gerhard Schröder wieder in seinem Beruf als Rechtsanwalt und als freiberuflicher Berater in einer eigenen Kanzlei in Berlin tätig.

Gerhard Schröder in München 2002

Seit Januar 2006 ist Schröder für den Schweizer Ringier-Verlag und dessen Verwaltungsratspräsidenten Michael Ringier als Berater tätig. Ebenfalls seit 2006 ist Schröder bei der New Yorker (USA) Redner-Agentur Harry Walker als Vortragsredner unter Vertrag.

Am 30. März 2006 wurde Schröder Vorsitzender des Rats der Aktionäre (Aufsichtsrat) des Pipeline-Konsortiums NEGP Company, einer Gesellschaft nach schweizerischem Recht, gebildet von dem russischen Gaskonzern Gazprom, bzw. Russian Andrew Marino-Pipelines (51 % Anteil) und den deutschen Konzernen BASF (24,5 %) und E.ON (24,5 %), das die Ostsee-Pipeline von Russland nach Deutschland projektieren und betreiben wird. Dieses Projekt hatten sowohl er als Bundeskanzler als auch Russlands Präsident Wladimir Putin unterstützt. Da Schröder in seiner Position als Kanzler die Wege für die Ostseepipeline geebnet hatte, regte sich Kritik daran, dass er nach Ablauf seiner Amtszeit eine profitable Position als Aufsichtsratschef des Konsortiums erhielt, zudem wurde der Sitz des neu gegründeten Unternehmens in der steuerlich günstigeren Schweiz kritisiert.

Weiterhin wird Schröder Mitglied im Europa-Beirat der Rothschild - Investmentbank mit Sitz in der Schweiz.

Der Europaabgeordnete Daniel Cohn-Bendit hat Gerhard Schröder im März 2006 als Sondergesandten der EU für Weißrussland vorgeschlagen.

Karriere in der SPD

Franz Müntefering, Peter Kunz und Gerhard Schröder bei einer SPD-Veranstaltung 2005 in Frankfurt am Main

Bereits 1963 trat Schröder in die SPD ein, 1971 wurde er Vorsitzender der Jungsozialisten (Jusos) im Bezirk Hannover und 1973 Mitglied der ÖTV. Von 1978 bis 1980 war er Bundesvorsitzender der Jusos. Im Jahre 1983 wurde Schröder Vorsitzender des SPD-Bezirks Hannover und war von 1986 bis 1998 Spitzenkandidat seiner Partei für die Landtagswahl in Niedersachsen. Nach dem Rücktritt Oskar Lafontaines im März 1999 wurde er Parteivorsitzender der SPD. In dieses Amt wurde er im Herbst der Jahre 1999, 2001 und 2003 wiedergewählt. Im Jahre 2004 trat er vom Parteivorsitz zurück, Franz Müntefering wurde sein Nachfolger.

Privat

Schröder war mit Eva Schubach (1968–1971), Anne Taschenmacher (1972–1984) und Hiltrud "Hillu" Hensen (1984–1997) verheiratet. Im Jahre 1997 heiratete Schröder in vierter Ehe die 19 Jahre jüngere Journalistin Doris Köpf, welche eine Tochter, Klara, mit in die Beziehung brachte. Schröder selbst hat keine leiblichen Kinder. Im Jahre 2004 adoptierten Gerhard Schröder und seine Frau ein damals dreijähriges Mädchen aus Sankt Petersburg namens Viktoria, im Jahre 2006 adoptierte das Paar ein weiteres Mädchen.

Familiäres Umfeld

Gerhard Schröder hat einen Halbbruder, Lothar Vosseler, und zwei weitere Halbgeschwister.

Arbeit als Bundeskanzler

Die rot-grüne Koalition

Nach dem Wahlerfolg der SPD bei der Bundestagswahl 1998 wurde Gerhard Schröder am 27. Oktober 1998 zum 7. Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland gewählt. Die Regierung wird von einer Koalition aus SPD und Bündnis 90/Die Grünen gestellt. Schröder war damit der dritte sozialdemokratische Kanzler der Bundesrepublik. Sein Regierungsstil wird, je nach politischer Einstellung, als pragmatisch oder populistisch, als sachorientiert oder visionslos eingestuft. Kennzeichnend für ihn sind seine darstellerischen Fähigkeiten bei Auftritten in den Medien.

Mit Gerhard Schröder wurde das erste Mal seit 16 Jahren wieder ein Sozialdemokrat zum Bundeskanzler gewählt. Zum ersten und bislang einzigen Mal bekam ein deutscher Bundeskanzler mehr Stimmen, als seine Koalition Sitze im Bundestag hatte. Unter anderem aufgrund der Tatsache, dass zum ersten Mal Vertreter der neuen sozialen Bewegungen an die Regierung gelangten, bürgerte es sich schnell ein, vom Projekt Rot-Grün zu sprechen, das einen Wandel in der politischen Kultur Deutschlands verkörpern sollte.

Zu Anfang der Legislaturperiode erwies es sich als Problem der Regierungsarbeit, dass Schröder und sein Bundesfinanzminister Oskar Lafontaine unterschiedliche Ansichten zu substanziellen wirtschafts- und finanzpolitischen Fragen hatten. Die gegensätzlichen Auffassungen gipfelten in einem Machtkampf, in dessen Konsequenz Lafontaine bereits 1999 die Regierung verließ und sein Mandat als SPD-Vorsitzender aufgab. Daraufhin wurde Schröder Bundesvorsitzender seiner Partei und Hans Eichel Finanzminister.

Die rot-grüne Koalition beschloss den Atomausstieg sowie die Ökosteuer. Differenzen zwischen den Koalitionspartnern gab es bei den Themen Asylbewerber, Waffenexporte und Kosovo-Krieg. Innenpolitisch setzte die Regierung Schröder ihr so genanntes Wahlprogramm von „Innovation und Gerechtigkeit“ um: Modernisierung des Staatsbürgerschaftsrechts, Green-Card-Initiative, Haushaltskonsolidierung, Steuerreform, Rentenreform, verschiedene Initiativen für Bildung und Ausbildung (Jump, Schulen ans Netz, Dienstrechtsreform für Hochschullehrer), Umsteuern in der Landwirtschaftspolitik.

Nachdem das erste Regierungsjahr für die rot-grüne Koalition mit mehreren Niederlagen bei Landtags- beziehungsweise Europawahlen 1999 geendet hatte, konnte sich das Kabinett Schröder im Zuge der CDU-Spendenaffäre konsolidieren. Die vom Kanzler Schröder verkörperten Reformprojekte wurden nicht nur von der CDU, sondern wiederholt auch von parteiinternen Kritikern aus SPD und Grünen in Frage gestellt, denen die Reformen zu weit gingen. Schröder konnte den Zusammenhalt der Koalition mehrmals durch versteckte Rücktrittsdrohungen erhalten.

Gerhard Schröder erklärte es als sein persönliches Anliegen, die Arbeitslosigkeit zu senken. Diese stieg aber weiter an. Daraufhin setzte die Bundesregierung am 22. Februar 2002 die Kommission „Moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt“ unter dem Vorsitz von Peter Hartz ein. Deren Aufgabe war die Entwicklung eines schlüssigen Gesamtkonzeptes zur Reform des deutschen Arbeitsmarktes.

Am 22. September 2002 errangen SPD und Grüne bei der Bundestagswahl 2002 eine knappe Mandatsmehrheit und setzten die Koalition unter Gerhard Schröder fort. Einige Monate vor der Wahl lagen CDU/CSU zusammen mit der FDP in Meinungsumfragen noch vor Rot-Grün. Als letztendlich wahlentscheidend wurden von Beobachtern vor allem zwei Faktoren herausgestellt: Einerseits die Flutkatastrophe, die kurz zuvor Ostdeutschland heimgesucht hatte, bei der Gerhard Schröder und andere Regierungspolitiker ihre Kompetenz in der Bewältigung von Krisen zeigen konnten. Andererseits der von der Bundesregierung abgelehnte Irak-Krieg, der von den USA geplant wurde.

Nach der Wiederwahl zum Bundeskanzler am 22. Oktober 2002 folgte eine Zeit, in der Schröder erneut konfliktreiche Reformvorhaben anstieß, etwa zur Gesundheitsreform. Am 6. Februar 2004 gab Schröder bekannt, dass er auf dem Sonderparteitag der SPD Ende März vom Parteivorsitz zurücktreten würde. Der bisherige Vorsitzende der SPD-Fraktion, Franz Müntefering, wurde zum neuen Vorsitzenden der SPD gewählt. Schröder rechtfertigte seine Entscheidung auf einer Pressekonferenz damit, sich „nun noch intensiver um Regierungsangelegenheiten kümmern“ zu können. Viele Beobachter sahen darin den Versuch, den mit den Reformvorhaben einhergehenden Popularitätsverlust aufzuhalten.

Die Gestaltungsfreiheit der Regierung Schröder war durch eine Stimmenmehrheit von CDU und FDP im Bundesrat eingeschränkt. Wiederholt konnte Schröder durch Zugeständnisse erreichen, dass einzelne Länder, an deren Regierung die CDU beteiligt war, seine Regierungspolitik im Bundesrat unterstützten.

Nach der Niederlage der SPD bei den Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen am 22. Mai 2005 erklärte Gerhard Schröder, er wolle so bald wie möglich Neuwahlen auf Bundesebene erreichen, da er die Grundlage für seine Politik in Frage gestellt sehe. Am 1. Juli 2005 stellte er im Bundestag die Vertrauensfrage: 151 Ja-Stimmen, 296 Nein, 148 Enthaltungen, damit war die notwendige Kanzlermehrheit nicht erreicht. In der Öffentlichkeit wurde es als in rechtlicher Hinsicht problematisch diskutiert, dass der Kanzler - ähnlich wie Helmut Kohl bei der Wende von 1982 - absichtlich in der Abstimmung unterliegen wollte. Gerhard Schröder beantragte nach der Abstimmung bei Bundespräsident Horst Köhler die Auflösung des 15. Deutschen Bundestages. Köhler entsprach am 21. Juli dem Antrag und setzte Neuwahlen für den 18. September 2005 an.

Am 25. August 2005 wies das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe die Klagen zweier Bundestagsabgeordneter gegen die vorzeitige Auflösung des Bundestags und die Anberaumung von Neuwahlen am 18. September zurück.

Am 9. Juli 2005 wählte eine Landesdelegiertenkonferenz der niedersächsischen SPD Gerhard Schröder mit 99,5 Prozent der Stimmen (191 von 192) zum Spitzenkandidaten der SPD Landesliste für die vorgezogenen Bundestagswahl.

In dieser Wahl erreichte die SPD 34,2 % der Stimmen und damit 222 von 614 Sitzen. Sie ging damit aus den Wahlen als stärkste Partei hervor, ist aber auf Grund der Fraktionsgemeinschaft von CDU und CSU nur zweitstärkste Fraktion im 16. Deutschen Bundestag. Die Grünen errangen 51 Sitze.

Für den Fall einer möglichen großen Koalition zwischen CDU/CSU und SPD beanspruchte Schröder zunächst entgegen der Tradition, nach der immer die stärkere Fraktion einer Koalition den Regierungschef stellt, das Amt des Bundeskanzlers weiterhin für sich, erklärte aber später indirekt seine Bereitschaft zum Verzicht auf eine Führungsrolle in einer neuen Regierung.

Schröder führte auch nach der konstituierenden Sitzung des 16. Deutschen Bundestages am 18. Oktober 2005 das Amt des Bundeskanzlers auf Ersuchen des Bundespräsidenten weiter, bis der Bundestag am 22. November 2005 Angela Merkel zur neuen Bundeskanzlerin gewählt hatte. Am 23. November 2005 legte Schröder sein Bundestagsmandat nieder; sein Nachrücker ist Clemens Bollen.

In ihrer Regierungserklärung vom 29. November 2005 erklärte Schröders Nachfolgerin Angela Merkel, sie wolle Kanzler Schröder ganz persönlich dafür danken, dass er mit der Agenda 2010 mutig und entschlossen eine Tür aufgestoßen habe, um die Sozialsysteme Deutschlands an die neue Zeit anzupassen.

Berater und Kommissionen

Der Regierungsstil Schröders zeichnete sich dadurch aus, dass er, insbesondere für seine Reformprojekte, auf eine Vielzahl von beratenden Gremien und Kommissionen neben im Grundgesetz dafür vorgesehenen Institutionen zurückgriff. Diese Kommissionen arbeiten meist sehr öffentlichkeitswirksam. Laut Schröder sollten sie dazu dienen, einen breiten Konsens der Experten bei den angestrebten Reformen sicherzustellen. Kritiker werfen ihm vor, damit grundlegende Mechanismen der Demokratie auszuhebeln. Befürworter hingegen stellen fest, dass diese Gremien und Kommissionen lediglich im Vorfeld von Gesetzesinitiativen aktiv sind und keinerlei Auswirkung auf den späteren Gesetzgebungsprozess haben, der genau wie bei allen anderen Gesetzen auch abläuft.

Zu den Kommissionen gehören das Bündnis für Arbeit, Ausbildung und Wettbewerbsfähigkeit, der nationale Ethikrat, die Weizsäcker-Kommission zur Zukunft der Bundeswehr, die Süssmuth-Kommission zur Zuwanderung nach Deutschland, die Kommission Moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt (Hartz-Kommission) und die Rürup-Kommission zur Zukunft der Sozialsysteme. Am 27. Juli 2005 kam eine weitere Kommission unter Vorsitz von Kurt Biedenkopf hinzu. Sie soll Vorschläge für eine Reform der Unternehmensmitbestimmung unterbreiten. Bemerkenswert ist, dass Schröder bevorzugt Mitglieder der CDU als Vorsitzende dieser Kommissionen bestellte, vermutlich um eine möglichst breite Akzeptanz der Ergebnisse im damaligem Bundestag zu erreichen.

Am 14. März 2003 stellte Schröder sein Reformprojekt Agenda 2010 vor, das angesichts der Globalisierung wirtschaftlichem Wachstum und damit einem höheren Beschäftigungsstand dienen sollte. Befürworter, unter anderem aus den Industrieverbänden, betrachten dies als Schritt in die richtige Richtung und loben den Mut zu unpopulären Maßnahmen. Kritiker bemängelten unter anderem eine zögerliche Umsetzung der Vorschläge, für die sie die Opposition im Vermittlungsausschuss mitverantwortlich machten. So würden keine „echten Reformen“ durchgeführt und die notwendigen Strukturmaßnahmen fehlten. Kritik am Projekt kam nicht nur von CDU und FDP, sondern auch von den Gewerkschaften und vom linken Flügel der SPD, der von massivem Sozialabbau sprach, bei entscheidenden Abstimmungen jedoch deutlich in der Minderheit blieb.

Außenpolitik

Zu Schröders außenpolitischen Aktivitäten gehörten die Unterstützung der Errichtung des Internationalen Strafgerichtshofs, die Verabschiedung des nationalen Aktionsplans Menschenrechte, die Entschuldungsinitiative, begonnen auf dem G7-Gipfel 1999 in Köln, die weltweite Aufstockung der Entwicklungshilfe (Einigung auf dem G8-Gipfel in London: Erhöhung der Entwicklungshilfe um 50 Milliarden US-Dollar jährlich bis 2010).

Unter Schröder beteiligte sich Deutschland am Kampf gegen Terrorismus und gegen Menschenrechtsverletzungen. Dies geschah z. B. in Form mehrerer NATO-Einsätze der Bundeswehr, welche die ersten Kampfeinsätze unter deutscher Beteiligung nach dem Zweiten Weltkrieg darstellten. Einheiten der Luftwaffe wurden im Kosovo-Krieg gegen Jugoslawien (heute: Serbien und Montenegro) eingesetzt; Heereseinheiten waren an Aktionen in Afghanistan beteiligt. Die Koalitionsregierung begründete dies mit dem Ende des Kalten Krieges, welches eine Neuausrichtung deutscher Außenpolitik notwendig mache. Die Position Deutschlands in der Welt müsse sich „normalisieren“, auch Deutschland müsse für die Sicherheit in der Welt „Verantwortung tragen“. Der Kosovo-Krieg führte zu Protesten in der Bevölkerung und wurde von Protestierenden als völkerrechtswidrig und als die entsprechenden Artikel des Grundgesetzes verletzend betrachtet (Verbot des Angriffskrieges).

Schröder und US-Präsident Bush am 9. Oktober 2001

Einen möglichen Angriff auf den Irak im 3. Golfkrieg lehnte die Regierung, auch im Falle eines möglichen Beschlusses der Vereinten Nationen (UN), jedoch strikt ab. Die Nichtbeteiligung am Krieg wurde begründet mit dem fehlenden Mandat der Vereinten Nationen und dem fehlenden Zusammenhang mit den Terroranschlägen vom 11. September 2001. Angesichts des in diesen Zeitraum fallenden Wahlkampfes zur Bundestagswahl 2002 wurde Schröder diese Maßnahme jedoch von Kritikern als populistisches Wahlkampfmanöver vorgehalten, insbesondere, weil Rot-Grün zu diesem Zeitpunkt in Meinungsumfragen hinter Schwarz-Gelb zurücklag. Schröders Antikriegspolitik, verbunden mit unzureichender Information der NATO-Bündnispartner, führte zu großen Spannungen mit der US-Regierung und Kritik an Deutschland in großen Teilen der amerikanischen Öffentlichkeit. Deutschland kam jedoch weiter seinen NATO-Verpflichtungen nach und zog das deutsche Personal, das ständig in AWACS-Flugzeugen der NATO Luftraumsicherung durchführt, nicht ab. Unmittelbar nach dem Terroranschlag des 11. September 2001, der erstmals in der Geschichte der NATO zur Ausrufung des "Bündnisfalls" führte, hatte Schröder seine „uneingeschränkte Solidarität“ mit den USA erklärt. Kritiker halten diese Erklärung entweder für zu weitgehend oder für reine Rhetorik. Befürworter meinen, dass Schröder die gemeinsame internationale Betroffenheit in den Vordergrund stellte, um George W. Bush von spontanen und unüberlegten Vergeltungsschlägen abzuhalten. Die Position der Bundesregierung im 3. Golfkrieg wurde von einer eindeutigen Mehrheit der deutschen Bevölkerung gestützt, was auch in zahlreichen Demonstrationen zum Ausdruck kam.

Datei:Schröder and Putin.jpg
Schöder mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin.

In Schröders Amtszeit als Bundeskanzler intensivierte und verbesserte sich das Verhältnis zwischen Deutschland und Russland, was dadurch gefördert wurde, dass Schröder sich persönlich gut mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin versteht.

Desgleichen verbesserte sich das Verhältnis zwischen Deutschland und Frankreich während Schröders Amtszeit nicht zuletzt wegen des guten persönlichen Verhältnisses zum französischen Präsidenten Jacques Chirac enorm. So ließ sich Schröder sogar beim EU-Gipfel in Brüssel am 20. November 2003 durch Chirac vertreten, um bei Abstimmungen über seine Reformvorhaben im Bundestag anwesend sein zu können. Diese in der Geschichte der Europäischen Union bis dahin einmalige Geste unterstrich die Übereinstimmung der politischen Führung beider Länder und steht im diametralen Gegensatz zu der "Erbfeindschaft", die das politische Verhältnis zwischen Deutschland und Frankreich noch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts prägte.

Weitere außenpolitische Maßnahmen waren die Erhöhung der Mittel im Kampf gegen AIDS von 20 Millionen Euro im Jahr 1998 auf 300 Millionen Euro im Jahr 2004 sowie die Bewilligung einer 500-Millionen-Euro-Hilfe nach der Tsunami-Katastrophe 2005.

Schröder als Gegenstand von Parodie

Während Schröders Amtszeit als Bundeskanzler wurde seine Person öffentlich verschiedentlich zum Zwecke der Satire parodiert. Besondere Bekanntheit erlangte die Gerd Show (Eins Live) von Schröder-Imitator Elmar Brandt, der Schröder auch sonst wiederholt in Radio und Fernsehen parodierte. Bekannt wurde auch die im September 2000 produzierte Single von Stefan Raab (Ho Mir Ma Ne Flasche Bier), die einen Sprachausschnitt Schröders von einer Festveranstaltung im gleichnamigen Song beinhaltet und in Deutschland Ende 2000 für 8 Wochen Platz 2 der Musikcharts besetzte.

Schröder als „Medienkanzler“

Gerhard Schröder (SPD) bei einer Wahlkampfrede zur Bundestagswahl 2005
Datei:Schroeder gerd.JPG
Bei einem seiner letzten Wahlkampfauftritte einen Tag vor der Bundestagswahl

Gerhard Schröder wird von einigen Medien und seinen politischen Gegnern zugeschrieben, er habe zu Beginn seiner ersten Amtszeit im Februar 1999 die Ansicht geäußert, zum Regieren brauche er "BILD, BamS und Glotze“. Wie kein Kanzler vor ihm, verließe sich Schröder demnach auf seine Wirkung in den Medien und seine große Popularität, die in Meinungsumfragen immer weit vor der seiner Partei lag.

Gerhard Schröder hatte schon als Ministerpräsident Niedersachsens einen Gastauftritt in der Sendung GZSZ.

Während viele seine Ausstrahlung als besonders charismatisch empfanden, hielten ihm seine Kritiker vor, er versuche durch gezielte Schlagwortbildung wie Neue Mitte, Aussagen wie Basta! oder die so genannte Politik der ruhigen Hand sein Bild in der Öffentlichkeit zu beeinflussen.

Kurz nach der Wahl zum Bundeskanzler 1998 fiel Schröder durch die für sozialdemokratische Politiker bis dahin eher unübliche Zurschaustellung von Luxus (teure Brioni-Anzüge und Cohiba-Zigarren) auf. Auch trat er in der populären ZDF-Unterhaltungssendung Wetten dass..? (20. Februar 1999) auf. Wegen seines guten Verhältnisses zur Wirtschaft wurde er vor allem in seiner ersten Amtsperiode z.B. von den Medien gern als der „Genosse der Bosse“ bezeichnet, gegen Ende seiner 2. Amtszeit wurde diese Bezeichnung in den Medien eher unüblich.

Schröder erhielt den Deutschen Medienpreis 2000 in Baden-Baden.

Im März 2004 belegte Schröder die Bild-Zeitung und andere Erzeugnisse des Axel-Springer-Verlags allerdings mit einem Interview-Boykott, weil sie seiner Ansicht nach zu einseitig über die Regierungsarbeit berichteten. Diese werteten den Boykott als Einschränkung der Pressefreiheit.

Nach der vorgezogenen Bundestagswahl 2005 äußerte Schröder offensiv Kritik an der Berichterstattung der Medien vor der Wahl, insbesondere in der „Berliner Runde nach der Bundestagswahl 2005“. Für diese Äußerungen wurde er unter anderem vom Deutschen Journalistenverband kritisiert.

Schirmherrschaften

Als Prominenter stellt sich Gerhard Schröder des Öfteren auch als Schirmherr zur Verfügung. Aktuell hat er für die vom 26. August bis zum 17. September 2006 in Deutschland stattfindende Fußball-Weltmeisterschaft 2006 der Menschen mit geistiger Behinderung die Schirmherrschaft übernommen.

Ehrungen

Die Tongji-Universität in Shanghai hat am 30. Dezember 2002 Gerhard Schröder den Ehrendoktortitel verliehen, im Juni 2003 nahm er die Ehrendoktorwürde in Jura der Sankt Petersburger Universität an. Am 4. April 2005 wurde ihm der gleiche Titel der juristischen Fakultät der Marmara-Universität Istanbul und am 14. Juni 2005 die Ehrendoktorwürde der mathematisch-naturwissenschaftlichen Fakultäten der Universität Göttingen verliehen.

Am 9. Dezember 2005 wurde Gerhard Schröder, wegen seiner Verdienste um den deutschen Fußball sowie bei der Bewerbung um die WM 2006 in Deutschland, zum Ehrenmitglied des Deutschen Fußball-Bundes ernannt.

Seit 24. Februar 2006 ist er Ehrenbürger seiner Heimatstadt Hannover.

Siehe auch

Literatur

Commons: Gerhard Schröder – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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