Gelsenberg-Lager

Das Gelsenberg-Lager war ein Außenlager des Konzentrationslagers Buchenwald in Gelsenkirchen-Horst. Das im Sommer 1944 errichtete Lager befand sich auf einem freien Feld östlich des Hydrierwerks der Gelsenberg Benzin AG in der Nähe des Güterbahnhofs der Zeche Hugo in Sutum. Es bestand aus Armeezelten und war von einem Stacheldrahtzaun und Wachtürmen umgeben.

In diesem Außenlager wurden im Juli 1944 etwa 2000 ungarische und Siebenbürger Jüdinnen aus dem KZ Auschwitz-Birkenau untergebracht. Die Zwangsarbeiterinnen sollten auf dem Gelände des Hydrierwerks zur Enttrümmerung und zum Wiederaufbau eingesetzt werden, leisteten aber auch Zwangsarbeit für die Organisation Todt in Essen-Kupferdreh und im Gelsenkirchener Hafen. 520 Frauen wurden im August 1944 nach Essen in das KZ-Außenlager Humboldtstraße verlegt, wo sie für die Firma Friedrich Krupp AG arbeiten mussten. Kommandoführer des Lagers war SS-Obersturmführer Eugen Dietrich. Die im Lager tätigen Aufseherinnen waren dienstverpflichtet und absolvierten einen Kurzlehrgang im KZ Ravensbrück, bevor sie ihren Dienst antraten.

Bei schweren Bombenangriffen auf das Hydrierwerk am 11. September 1944 kamen mindestens 150 der Frauen ums Leben, da ihnen der Zutritt zu den werkseigenen Luftschutzbunkern und Schutzgräben verwehrt war. Die Stadt Gelsenkirchen bezifferte die Zahl der Todesopfer unter den weiblichen KZ-Häftlingen am 31. Dezember 1946 in einem Fragebogen der CHC (Central Historical Comission of the Central Comitee of Liberated Jews) mit 250. Auch die Westfälische Rundschau berichtete 1954 von 250 Opfern. Zahlreiche Frauen wurden verletzt in Gelsenkirchener Krankenhäuser gebracht, was den Zeitgenossen bemerkenswert erschien.[1]

Nach Auflösung des Gelsenberg-Lagers Mitte September 1944 wurden 1216 im Lager verbliebene Frauen sowie sukzessive auch ein Großteil der in Krankenhäusern untergebrachten Verletzten in ein Außenlager nach Sömmerda in Thüringen zur Zwangsarbeit bei der Firma Rheinmetall-Borsig AG verbracht. 17 Lagerinsassinnen wurden durch Initiative eines Arztes bis Kriegsende in einem Gelsenkirchener Krankenhaus behalten und auf diese Weise aus der KZ-Haft befreit.[1]

Am 14. Juli 1948 weihte das Gelsenkirchener Jüdische Hilfskomitee zusammen mit Vertretern der Stadt Gelsenkirchen, anderer Verfolgtenverbände, jüdischer Einrichtungen und der Landespolitik ein Denkmal an der Stelle des Massengrabs ein, in dem viele der Bombenopfer auf dem Lagergelände verscharrt worden waren. Als das Werk Gelsenberg Anfang der 1950er Jahre zur Erdölraffinerie umgebaut und erweitert wurde, verlegte man das Mahnmal zusammen mit den sterblichen Überresten auf den nahe gelegenen Friedhof Horst-Süd. Die Namen von 140 der Opfer wurden inzwischen ermittelt. Seit 2003 befindet sich eine Informationstafel an dem Grab, auf der die bekannten Namen und Lebensdaten der Opfer des Bombenangriffs verzeichnet sind.[2]

Denkmal für die Opfer des Luftangriffs (1948)
Commons: Gelsenberg-Denkmal – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Vor 70 Jahren: Bomben auf Gelsenberg In: www.lokalkompass.de, September 2014, abgerufen am 21. August 2018.
  2. Namensliste der Opfer und Informationen zur Gedenkstätte auf dem Friedhof Horst-Süd, Aufnahme aus September 2016.

Koordinaten: 51° 32′ 24″ N, 7° 3′ 4″ O