„Carl Bolle (Flieger)“ – Versionsunterschied

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'''Carl Bolle''', auch ''Karl Bolle'' (* [[20. Juni]] [[1893]] in [[Berlin]]; † [[9. Oktober]] [[1955]] ebenda) war ein deutscher Unternehmer. Als Jagdflieger nahm er am [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] teil. Er war Rittmeister, letzter Staffelführer der [[Jagdstaffel 2|Jagdstaffel Boelcke]] und Träger des [[Pour le Mérite]].<ref>Peter Supf: ''Das Buch der deutschen Fluggeschichte.'' 3. Auflage, Drei Brunnen Verlag, Stuttgart 1956, S.&nbsp;405</ref><ref>{{Webarchiv|url=http://www.pourlemerite.org/wwi/air/air.html |wayback=20151212234003 |text=Archivierte Kopie |archiv-bot=2019-08-29 02:34:30 InternetArchiveBot }}</ref>
'''Carl Bolle''', auch ''Karl Bolle'' (* [[20. Juni]] [[1893]] in [[Berlin]]; † [[9. Oktober]] [[1955]] ebenda) war ein deutscher Unternehmer. Als Jagdflieger nahm er am [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] teil. Er war Rittmeister, letzter Staffelführer der [[Jagdstaffel 2|Jagdstaffel Boelcke]] und Ritter des [[Pour le Mérite]].<ref>Peter Supf: ''Das Buch der deutschen Fluggeschichte.'' 3. Auflage, Drei Brunnen Verlag, Stuttgart 1956, S.&nbsp;405</ref><ref>{{Webarchiv|url=http://www.pourlemerite.org/wwi/air/air.html |wayback=20151212234003 |text=Archivierte Kopie |archiv-bot=2019-08-29 02:34:30 InternetArchiveBot }}</ref>


== Leben ==
== Leben ==
Carl Bolle entstammte einer reichen Unternehmerfamilie. Er war Enkel von [[Carl Andreas Julius Bolle]], der mit den berühmten „[[Meierei C. Bolle|Bolle]]-Milchwagen“ das Familienvermögen begründet hatte, und Vetter des [[Botaniker]]s [[Friedrich Franz Bolle]]. Seine Ehefrau Maria war die Tochter des Bankiers [[Alexander Schoeller]].
Carl Bolle entstammte einer reichen Unternehmerfamilie. Er war Enkel von [[Carl Andreas Julius Bolle]], der mit den berühmten „[[Meierei C. Bolle|Bolle]]-Milchwagen“ das Familienvermögen begründet hatte, und Vetter des [[Botaniker]]s [[Friedrich Franz Bolle]]. Seine Ehefrau Maria war die Tochter des Bankiers [[Alexander Schoeller]].


Ab 1912 studierte Bolle an der [[Universität Oxford]] [[Wirtschaftswissenschaft]]en.<ref>Heiger Ostertag: ''Bildung, Ausbildung und Erziehung des Offizierskorps im deutschen Kaiserreich.'' Peter Lang Verlag, Frankfurt/a.&nbsp;M. 1990, S.&nbsp;288, ISBN 3-631-42489-2</ref> Bei Kriegsausbruch nach Deutschland zurückgekehrt, trat er als [[Offiziersanwärter]] in das [[Kürassier-Regiment „von Seydlitz“ (Magdeburgisches) Nr. 7|Kürassier-Regiment Nr. 7]], ein Kavallerieregiment, ein und wurde an der [[Westfront (Erster Weltkrieg)|Westfront]] eingesetzt. 1915 wurde das Regiment an die [[Ostfront (Erster Weltkrieg)|Ostfront]] verlegt, wo er bis zum Jahresende mit dem [[Eisernes Kreuz|Eisernen Kreuz]] 2. und 1. Klasse ausgezeichnet wurde. Zum [[Leutnant]] befördert ließ sich Bolle im Februar 1916 zur [[Luftstreitkräfte (Deutsches Kaiserreich)|Fliegertruppe]] versetzen und absolvierte seine fliegerische Ausbildung in [[Valenciennes]], bevor er im Juli 1916 zum [[Kampfgeschwader der Obersten Heeresleitung|Kampfgeschwader 4 der Obersten Heeresleitung]] (kurz: Kagohl 4) versetzt wurde. [[Lothar von Richthofen]]&nbsp;– ein Bruder [[Manfred von Richthofen]]s&nbsp;– war während dieser Zeit Bolles Beobachter.<ref>http://www.frontflieger.de/4-lothar.html</ref>
Ab 1912 studierte Bolle an der [[Universität Oxford]] [[Wirtschaftswissenschaft]]en.<ref>Heiger Ostertag: ''Bildung, Ausbildung und Erziehung des Offizierskorps im deutschen Kaiserreich.'' Peter Lang Verlag, Frankfurt/a.&nbsp;M. 1990, S.&nbsp;288, ISBN 3-631-42489-2</ref> Bei Kriegsausbruch nach Deutschland zurückgekehrt, trat er als [[Offiziersanwärter]] in das [[Kürassier-Regiment „von Seydlitz“ (Magdeburgisches) Nr. 7]] der [[Preußische Armee|Preußischen Armee]] ein und wurde an der [[Westfront (Erster Weltkrieg)|Westfront]] eingesetzt. 1915 wurde das Regiment an die [[Ostfront (Erster Weltkrieg)|Ostfront]] verlegt, wo er bis zum Jahresende mit beiden Klassen des [[Eisernes Kreuz|Eisernen Kreuzes]] ausgezeichnet wurde. Zum [[Leutnant]] befördert ließ sich Bolle im Februar 1916 zur [[Luftstreitkräfte (Deutsches Kaiserreich)|Fliegertruppe]] versetzen und absolvierte seine fliegerische Ausbildung in [[Valenciennes]], bevor er im Juli 1916 zum [[Kampfgeschwader der Obersten Heeresleitung|Kampfgeschwader 4 der Obersten Heeresleitung]] (kurz: Kagohl 4) versetzt wurde. [[Lothar von Richthofen]]&nbsp;– ein Bruder [[Manfred von Richthofen]]s&nbsp;– war während dieser Zeit Bolles Beobachter.<ref>http://www.frontflieger.de/4-lothar.html</ref>


Im Oktober 1916 verwundet, wurde Bolle nach seiner Gesundung Anfang 1917 zur Jagdfliegerausbildung an die Jastaschule kommandiert. Im Juli 1917 zur Jagdstaffel 28 versetzt errang er fünf Luftsiege, bevor er zum [[Oberleutnant]] befördert und zum Führer der [[Jagdstaffel 2|Jasta 2]] ernannt wurde. Bis zum August 1918 errang er 28 Luftsiege und wurde mit dem [[Militärverdienstkreuz (Mecklenburg)|Militärverdienstkreuz]], dem [[Königlicher Hausorden von Hohenzollern|Ritterkreuz des Königlichen Hausordens von Hohenzollern]] mit Schwertern ausgezeichnet. Am 28. August 1918 wurde ihm von [[Wilhelm II. (Deutsches Reich)|Kaiser Wilhelm II.]] der Orden Pour le Mérite verliehen, zeitgleich erfolgte seine Beförderung zum [[Rittmeister]]. Er blieb bis Kriegsende Staffelführer der Jagdstaffel Boelcke und erreichte zuletzt 36 Luftsiege. Nach dem [[Waffenstillstand]] am 11. November 1918 wurde die Einheit nach Deutschland zurückverlegt und in [[Braunschweig]] demobilisiert.
Im Oktober 1916 verwundet, wurde Bolle nach seiner Gesundung Anfang 1917 zur Jagdfliegerausbildung an die Jastaschule kommandiert. Im Juli 1917 zur Jagdstaffel 28 versetzt errang er fünf Luftsiege, bevor er zum [[Oberleutnant]] befördert und zum Führer der [[Jagdstaffel 2|Jasta 2]] ernannt wurde. Bis zum August 1918 errang er 28 Luftsiege und wurde mit dem [[Militärverdienstkreuz (Mecklenburg)|Militärverdienstkreuz]], dem Ritterkreuz des [[Königlicher Hausorden von Hohenzollern|Königlichen Hausordens von Hohenzollern]] mit Schwertern ausgezeichnet. Am 28. August 1918 wurde ihm von Kaiser [[Wilhelm II. (Deutsches Reich)|Wilhelm II.]] der Orden Pour le Mérite verliehen, zeitgleich erfolgte seine Beförderung zum [[Rittmeister]]. Er blieb bis Kriegsende Staffelführer der Jagdstaffel Boelcke und erreichte zuletzt 36 Luftsiege. Nach dem [[Waffenstillstand]] am 11. November 1918 wurde die Einheit nach Deutschland zurückverlegt und in [[Braunschweig]] demobilisiert.


Nach dem Krieg und der Aufhebung des von den Siegermächten verfügten Flugverbotes arbeitete er als Verkehrspilot und [[Fluglehrer]]. Von 1926 bis 1933 war er Vorstandsmitglied der [[Deutsche Verkehrsfliegerschule|Deutschen Verkehrsfliegerschule]], bis er in das [[Reichsluftfahrtministerium]] wechselt. Dort war er bis 1934 tätig und am Aufbau der [[Luftwaffe (Wehrmacht)|Luftwaffe]] im Bereich der Pilotenausbildung beteiligt. Er war Vorstandsmitglied und später Direktor der [[Deutsche Waffen- und Munitionsfabriken|Deutsche Waffen- und Munitionsfabriken AG]] sowie stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der [[Henry Pels|Berlin-Erfurter Maschinenfabrik Henry Pels & Co. AG]]. Während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] war Bolle als Berater der Luftwaffe tätig.
Nach dem Krieg und der Aufhebung des von den Siegermächten verfügten Flugverbotes arbeitete er als Verkehrspilot und [[Fluglehrer]]. Von 1926 bis 1933 war er Vorstandsmitglied der [[Deutsche Verkehrsfliegerschule|Deutschen Verkehrsfliegerschule]], bis er in das [[Reichsluftfahrtministerium]] wechselt. Dort war er bis 1934 tätig und am Aufbau der [[Luftwaffe (Wehrmacht)|Luftwaffe]] im Bereich der Pilotenausbildung beteiligt. Er war Vorstandsmitglied und später Direktor der [[Deutsche Waffen- und Munitionsfabriken|Deutsche Waffen- und Munitionsfabriken AG]] sowie stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der [[Henry Pels|Berlin-Erfurter Maschinenfabrik Henry Pels & Co. AG]]. Während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] war Bolle als Berater der Luftwaffe tätig.


== Literatur ==
== Literatur ==
* Norman L. R. Franks, Frank W. Bailey, Russell Guest: ''Above the Lines. The Aces and Fighters Units of the German Air Service, Naval Air Service and Flanders Marine Corps, 1914–1918''. Grub Street, London 1993, ISBN 0-948817-73-9.
* Norman L. R. Franks, Frank W. Bailey, Russell Guest: ''Above the Lines. The Aces and Fighters Units of the German Air Service, Naval Air Service and Flanders Marine Corps, 1914–1918.'' Grub Street, London 1993, ISBN 0-948817-73-9.
* Terry C. Treadwell, Alan C. Wood: ''German Knights of the Air, 1914–1918. The Holders of the Orden Pour le Mérite''. Barnes & Noble Books, New York NY 1998, ISBN 0-7607-0790-1.
* Terry C. Treadwell, Alan C. Wood: ''German Knights of the Air, 1914–1918. The Holders of the Orden Pour le Mérite.'' Barnes & Noble Books, New York NY 1998, ISBN 0-7607-0790-1.
* Arch Whitehouse: ''Flieger-Asse 1914–1918''. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 1970, S. 377–382.
* Arch Whitehouse: ''Flieger-Asse 1914–1918.'' Motorbuch-Verlag, Stuttgart 1970, S. 377–382.


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
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[[Kategorie:Unternehmer (Rüstungsindustrie)]]
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[[Kategorie:Rittmeister (Preußen)]]
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[[Kategorie:Person im Ersten Weltkrieg (Deutsches Reich)]]
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[[Kategorie:Jagdpilot im Ersten Weltkrieg (Deutsches Reich)]]
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Version vom 21. März 2020, 04:28 Uhr

Carl Bolle, auch Karl Bolle (* 20. Juni 1893 in Berlin; † 9. Oktober 1955 ebenda) war ein deutscher Unternehmer. Als Jagdflieger nahm er am Ersten Weltkrieg teil. Er war Rittmeister, letzter Staffelführer der Jagdstaffel Boelcke und Ritter des Pour le Mérite.[1][2]

Leben

Carl Bolle entstammte einer reichen Unternehmerfamilie. Er war Enkel von Carl Andreas Julius Bolle, der mit den berühmten „Bolle-Milchwagen“ das Familienvermögen begründet hatte, und Vetter des Botanikers Friedrich Franz Bolle. Seine Ehefrau Maria war die Tochter des Bankiers Alexander Schoeller.

Ab 1912 studierte Bolle an der Universität Oxford Wirtschaftswissenschaften.[3] Bei Kriegsausbruch nach Deutschland zurückgekehrt, trat er als Offiziersanwärter in das Kürassier-Regiment „von Seydlitz“ (Magdeburgisches) Nr. 7 der Preußischen Armee ein und wurde an der Westfront eingesetzt. 1915 wurde das Regiment an die Ostfront verlegt, wo er bis zum Jahresende mit beiden Klassen des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet wurde. Zum Leutnant befördert ließ sich Bolle im Februar 1916 zur Fliegertruppe versetzen und absolvierte seine fliegerische Ausbildung in Valenciennes, bevor er im Juli 1916 zum Kampfgeschwader 4 der Obersten Heeresleitung (kurz: Kagohl 4) versetzt wurde. Lothar von Richthofen – ein Bruder Manfred von Richthofens – war während dieser Zeit Bolles Beobachter.[4]

Im Oktober 1916 verwundet, wurde Bolle nach seiner Gesundung Anfang 1917 zur Jagdfliegerausbildung an die Jastaschule kommandiert. Im Juli 1917 zur Jagdstaffel 28 versetzt errang er fünf Luftsiege, bevor er zum Oberleutnant befördert und zum Führer der Jasta 2 ernannt wurde. Bis zum August 1918 errang er 28 Luftsiege und wurde mit dem Militärverdienstkreuz, dem Ritterkreuz des Königlichen Hausordens von Hohenzollern mit Schwertern ausgezeichnet. Am 28. August 1918 wurde ihm von Kaiser Wilhelm II. der Orden Pour le Mérite verliehen, zeitgleich erfolgte seine Beförderung zum Rittmeister. Er blieb bis Kriegsende Staffelführer der Jagdstaffel Boelcke und erreichte zuletzt 36 Luftsiege. Nach dem Waffenstillstand am 11. November 1918 wurde die Einheit nach Deutschland zurückverlegt und in Braunschweig demobilisiert.

Nach dem Krieg und der Aufhebung des von den Siegermächten verfügten Flugverbotes arbeitete er als Verkehrspilot und Fluglehrer. Von 1926 bis 1933 war er Vorstandsmitglied der Deutschen Verkehrsfliegerschule, bis er in das Reichsluftfahrtministerium wechselt. Dort war er bis 1934 tätig und am Aufbau der Luftwaffe im Bereich der Pilotenausbildung beteiligt. Er war Vorstandsmitglied und später Direktor der Deutsche Waffen- und Munitionsfabriken AG sowie stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Berlin-Erfurter Maschinenfabrik Henry Pels & Co. AG. Während des Zweiten Weltkriegs war Bolle als Berater der Luftwaffe tätig.

Literatur

  • Norman L. R. Franks, Frank W. Bailey, Russell Guest: Above the Lines. The Aces and Fighters Units of the German Air Service, Naval Air Service and Flanders Marine Corps, 1914–1918. Grub Street, London 1993, ISBN 0-948817-73-9.
  • Terry C. Treadwell, Alan C. Wood: German Knights of the Air, 1914–1918. The Holders of the Orden Pour le Mérite. Barnes & Noble Books, New York NY 1998, ISBN 0-7607-0790-1.
  • Arch Whitehouse: Flieger-Asse 1914–1918. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 1970, S. 377–382.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Peter Supf: Das Buch der deutschen Fluggeschichte. 3. Auflage, Drei Brunnen Verlag, Stuttgart 1956, S. 405
  2. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 12. Dezember 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.pourlemerite.org
  3. Heiger Ostertag: Bildung, Ausbildung und Erziehung des Offizierskorps im deutschen Kaiserreich. Peter Lang Verlag, Frankfurt/a. M. 1990, S. 288, ISBN 3-631-42489-2
  4. http://www.frontflieger.de/4-lothar.html