Capitol (Mannheim)

Capitol
Mannheim Capitol Außenfassade bei Nacht

Das Capitol in Mannheim ist ein Kulturbetrieb in einem historischen Gebäude, das ursprünglich als Kino gebaut wurde und mittlerweile als Live- und Eventhaus jährlich rund 100.000 Menschen bei 300 Veranstaltungen Unterhaltung bietet. Von Konzerten über Party-Events bis hin zu einem eigenen kleinen Ensemble, das vor allem Musicals produziert. 1980 sollte das Capitol an eine Supermarktkette verkauft werden, was jedoch von einigen engagierten Privatleuten verhindert wurde, die das Gebäude restaurierten und den Kulturbetrieb aufrechterhielten.

Geschichte

Vom Kino zum Eventhaus

Es war im Jahr 1927 - als sich die Mannheimer Kino-Dynastie Müller einen lang gehegten Traum erfüllte und einen Filmpalast errichten ließ, der selbst jene in Berlin und München in den Schatten stellen sollte. Klassische Formen sollten dominieren, schließlich war der Bauherr ein Fan der Antike. Und so bauten die Müllers an jener Stelle, an der früher das "Collosseum" gestanden hatte, ihr "Capitol". Von Beginn an gehörte eine kleine Bühne zur Grundausstattung des Hauses: Theater wurde im Capitol also schon von Anfang an gespielt. Das Haus feierte rauschende Filmpremieren und Partys. Die große weite Welt war in Mannheim zu Gast. Im Capitol ins Kino zu gehen, war etwas ganz Besonderes: 200 Meter weiter kostete der Eintritt ins "Müllerle", dem kleineren Kino der Müllers, 15 Pfennig; im Capitol dagegen musste man 20 Pfennig und in den Kriegszeiten zwei Briketts berappen.

Historisches Bild
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Den Zweiten Weltkrieg überstand das Haus wie durch ein Wunder unbeschadet. Dabei wurde die industriell dominierte Neckarstadt am Zusammenfluss von Rhein und Neckar schwer bombardiert. In den Folgejahren wuchs das Capitol mit den Anforderungen der Unterhaltungsrevolution durch das Fernsehen. In den sechziger Jahren wurde eine gewölbte Cinemascope-Leinwand installiert – von ihr schwärmen Filmvorführer noch heute. In den siebziger Jahren änderte der neue Besitzer Dieter Spickert dann das Konzept. Neben dem Film etablierte sich Musik in dem runden Saal, was dazu führte, dass das Capitol in den achtziger Jahren den Ruf als einer der angesagtesten Musikclubs der Region erlangte. Als jedoch in den neunziger Jahren die Multiplex-Kinos wie Pilze aus dem Boden schossen, geriet das Capitol als Kino ins Abseits. Auch die Konzertveranstalter verloren das Interesse am Haus - oder hatten selbst wirtschaftliche Schwierigkeiten. Das Capitol wurde geschlossen. Ende? Zum Glück nur eine Pause!

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Seine Wiedergeburt erlebte das Capitol 1998 als Konzerthaus unter der blauen Kuppel. Etwa ein Jahr nach der Eröffnung waren die Stars der nationalen und internationalen Szene im Capitol wieder heimisch: Popstars wie Heather Nova und Xavier Naidoo, Altrocker Eric Burdon, Entertainer und Schauspieler André Eisermann, Georgette Dee oder Jazzer Bill Ramsey. Sie alle liebten den Hauch der Nostalgie in dem alten Gemäuer. Hier hat Comedy Star Bülent Ceylan seine ersten großen Auftritte absolviert, noch heute nutzt er „sein Wohnzimmer“ für seine Premierenvorstellungen. Rea Garvey konzertierte hier ebenso wie Nena, The BossHoss oder Peter Maffay.

Capitol Betriebs GmbH

Vom Lichtspieltheater zum Veranstaltungshaus: Nachdem 1997 Thorsten Riehle das damals stillgelegte Kino aus seinem trostlosen Dasein erweckte, strahlt es inzwischen auf die ganze Metropolregion Rhein-Neckar aus. Mit viel Leidenschaft schufen Riehle und seine Mitstreiter aus dem alten Capitol-Kino ein Live- und Eventhaus. Mancher Star wie Xavier Naidoo ist hier groß geworden, Bülent Ceylan bezeichnet das Capitol als sein Wohnzimmer, Joy Fleming will nicht auf „ihr“ Capitol verzichten. Und nicht zuletzt ist ein Wirtschaftsbetrieb entstanden, der ohne öffentliche Gelder in einem schwierigen Markt auf über 20 feste Arbeitsplätze gewachsen ist und kulturelle Vielfalt in der Stadt und in der Metropolregion erhält. 700 Besucherinnen und Besucher nehmen in dem Haus Platz. Unbestuhlt fasst das Capitol gut 1.200 Gäste. Mit der Theaterbühne im Casablanca wurde ein Kindertheater mit Platz für 90 Große und Kleine Gäste geschaffen. Konzerte und Music Shows, Comedy und Kabarett, Parties, Unternehmensfeiern und Firmenpräsentationen, Literatur und ab und zu auch Politik beleben das denkmalgeschützte Haus. Längst ist aus einer Vision ein Unternehmen geworden. Und aus einem Lichtspielhaus ein Haus der Vielfalt. Damit dies alles gelingt steht das Capitol auf starken Beinen. Neben der Betriebs GmbH Muttergesellschaft wurden die Kinder- und Erwachsenenproduktionen in einer gemeinnützigen Unternehmensgesellschaft eingebracht. Die Capitol Stiftung unterstützt mit Zinsgewinnen diese Eigenproduktionen und der Capitol Freundeskreis mit seinen mehr als 800 Mitgliedern ist eine wichtige Basis für den Fortbestand des Hauses. Durch Sponsoren und Mitstreiter kann das Capitol fit für die Zukunft gemacht werden.

Gemeinnütziges Kinder- und Erwachsenentheater

"Here comes the Sun again"

Das Capitol ist das einzige Veranstaltungshaus in Mannheim, das nicht von der Stadt gefördert wird. Zum 1. März 2009 hat es seine künstlerischen Eigenleistungen – also die Musical- und Musiktheaterproduktionen sowie das Kindertheater – von der Capitol Betriebs GmbH getrennt und als Gemeinnütziges Kinder- und Erwachsenentheater Capitol Mannheim UG ausgegliedert. Damit wird der Beitrag zur kulturellen Vielfalt in Mannheim und in der Metropolregion Rhein-Neckar gesichert. Die Klaus Tschira Stiftung sowie die Heinrich-Vetter-Stiftung haben eine jährliche Zuwendung für die kommenden Jahre zugesagt, mit der zukünftig zwei Musical- oder Musiktheaterproduktionen sowie mindestens eine neue Kindertheaterproduktion bestritten werden können.

"I Want It All"

Der legendäre Mannheimer Kaufmann und Ehrenbürger Heinrich Vetter hat in der Satzung seiner Stiftung seine Nachfolger verpflichtet, gemeinnützige Aktivitäten und Institutionen zu fördern, die dem Wohle Mannheims und seiner Einwohner dienen. SAP-Mitgründer Dr. h.c. Klaus Tschira fördert mit seiner Stiftung Naturwissenschaften, Mathematik und Informatik sowie einige regionale Projekte. Hinzu kommen Beiträge aus dem Capitol Freundeskreis e. V. Prominente Mitglieder des Vereins, der 2014 über 1000 Mitglieder zählt, sind Xavier Naidoo und Bülent Ceylan. Während sich die Capitol Betriebs GmbH weiter um das Vermietgeschäft, um Veranstaltungen, Konzerte und Firmenevents kümmert, sind in der Gemeinnützigen Unternehmensgesellschaft die Eigenproduktionen, also das Kindertheater, die Musicals und das Musiktheater zusammengefasst. Dabei werden ausschließlich gemeinnützige Zwecke im Bereich der Förderung der Kunst und Kultur verfolgt. Der Gesellschaftszweck wird insbesondere verwirklicht durch die Produktion und Aufführung von Theatervorstellungen sowie Veranstaltungen im Rahmen eines Kindertheaterbetriebs.

Kindertheater "Das Sams"

Die neue Capitol-Struktur wurde dringend notwendig, weil eine weitere Querfinanzierung des Defizits im Non-Profit-Theaterbereich aus den Gewinnen der Capitol Betriebs GmbH nicht länger möglich war. Trotz effizienter und gewinnbringender Arbeit im Profit-Bereich ist es in den vergangenen Jahren nicht gelungen, alle Verluste aus dem Non-Profit-Bereich aufzufangen. Mit dieser Konstellation ist es dem Capitol möglich die kontinuierliche Aufbauarbeit weiter voranzutreiben. Zahlreiche neue und spannende Theaterproduktionen, Konzert-Highlights, Comedy und Neuinszenierungen im Kindertheater wurden bereits entwickelt. Neben dem Kindertheater, das jeden Sonntag morgen seine Großen und Kleinen Besucher in der Theaterbühne Casablanca begeistert sind es die großen Produktionen wie das Rock Music Konzert „I Want It All“ oder das Flower Power Konzert „Here comes the sun“. Hinzu kommt die Rock Opera „The Wolf with the Red Roses“. Am 3. Oktober 2014 feierte die neue Produktion „Heldenzeit“ Premiere. Das Capitol singt deutsch - und rechtzeitig zum Tag der deutschen Einheit wird in Mannheim, der Stadt von der so viele Impulse für die Rock- und Popszene in Deutschland ausgingen, die erste deutsch-musikalische Gesamtschau gezeigt.

Das Kindertheater

Das Kindertheater zeigt derzeit sieben Produktionen parallel, darunter Klassiker wie „Pettersson & Findus“, „Die kleine Hexe“ oder „Am Samstag kam das SAMS“. Dazu kommen neu erzählte und erfrischend inszenierte Märchen wie „Der Koschfrönig“ – der Buchstabendreher ist beabsichtigt - oder „Frau Holle“. Mit dem Stück „Woanders ist es immer anders“ das sich an Kinder mit und ohne Migrationshintergrund richtet und „Nein heißt Nein!“, welches den Missbrauch von Kindern thematisiert, traut sich das Capitol Kindertheater an gesellschaftlich relevante Themen heran. Und das mit großem Erfolg! Über 50 Kindergärten mit weit mehr als 1.000 Kindern wurden bereits kostenfrei bespielt, da sich die Veranstaltungen durch Sponsoren finanzieren. Gerade in Mannheim erleben Kinder so zum Teil erstmals Theater - ein wichtiger Baustein für die Zukunft der Jüngsten.

Das Haus

Das Foyer

Foyer links (Haupteingang)

1927 ist das der Eingang zum größten Lichtspielhaus Deutschlands. Den Krieg übersteht es ohne Schaden. Bis Ende 1996 gehen hier Kinofans ein und aus. Dann die Schließung und Gerüchte: Ein Supermarkt interessiere sich für den großen Saal. Das Ende aller Kultur in der traditionsreichen Stätte droht. Doch im September 1998 wird das Haus als Kulturtempel wieder eröffnet. Heute ist das der Eingang zu einem Live- und Eventhaus mit Ausstrahlung weit über Mannheim hinaus und bestem Ruf unter Künstlerinnen und Künstlern aller Couleur. Rund wie der Saal im Inneren ist das Foyer, das den Charakter der alten Tage zum Vorschein bringt. Ein besonderes Merkmal des Foyers ist die „Sarotti“-Theke. Namensgeber ist der Schriftzug über der Bar. Es wurden sogar schon fünfstellige Summen für den Neonschriftzug geboten. Für das Team aber gehört das "Sarotti" über der Bar zum Haus wie die Bühne.

Das Parkett

Im Parkett finden bei Kinobestuhlung 320 Menschen Platz, unbestuhlt fast 850. Zusätzlich gibt es auf dem Balkon mit Empore und Loge 369 Sessel. Über den Besuchern tut sich die 36 Meter hohe Kuppel auf.

Der obere Wandelgang

Auch im Obergeschoss, vor den Zugängen zu Loge und Empore, gibt es ein Foyer - den Oberen Wandelgang. Dieser Bereich wird für viele Gäste als Rückzugsraum genutzt.

Räume

Großer Saal

Empore rechts 2011

Der größte Saal im Haus ist das Zentrum und präsentiert sich den Gästen in ganz unterschiedlichen Varianten und kann z. B. mit Reihen- und Platznummerierung für 669 Besucher, mit Betischung für bis zu 174 Personen oder alternativ Stehplätze im Parkett und Sitzplätze in der Loge und Empore für maximal 1.200 Menschen, variabel angepasst werden.

Casablanca

Die Theaterbühne im Haus. Jeden Sonntag findet hier das Kindertheater statt. Auch für kleinere Tagungen lässt sich der Saal der komplett verdunkelt ist nutzen. Leinwand und Beamer sind bereits eingebaut, maximal 60 Besucher finden hier Platz.

Casino

Die Theke im Foyer wurde durch die Umbaumaßnahme im Herbst 2012 in das ehemalige Rampenlicht erweitert. Durch einen breiten Zugang lässt sich das Casino aus dem Capitol Foyer betreten. Bei einer kleinen Bühne und auf den Raum abgestimmte Technik werden Künstler in Szene gesetzt. Ein Dinner für 60 Personen ist genauso möglich wie eine Party mit 80 Besuchern.

KunstGang

Der KunstGang verbindet das Haupthaus mit dem Casino und wird dabei selbst zum Raum für Kunst und Kultur. Dort werden temporäre Fotoausstellungen präsentiert. Die Bilder sind im Rahmen eines Veranstaltungsbesuchs zu sehen.


Commons: Capitol – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 49° 29′ 51″ N, 8° 28′ 22″ O