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Marx bekommt um 1880/81 einen Brief einer russischen Revolutionärin, die ihm mit bezugnahme auf das Kapital fragt, ob die russische Gesellschaft die selbe Entwicklung wie die westeuropäischen Länder durchmachen muss, um eine Emanzipation der arbeitenden Klassen herbeizuführen. Also kurz gesagt, muss die russische Gesellschaft eine kapitalistische Entwicklung durchlaufen, um eine sozialistische Gesellschaft zu verwirklichen. Was Marx tat, war folgendes: Er studierte russische Primärliteratur über die russische gesellschaft, und kam nach seinem Studium zu dem Schluss, dass in der russischen Dorfgemeinschaft die Keimzelle einer sozialistischen Gesellschaft ruht, sofern feindliche äußere Einflüsse abgewandt werden können. ([[Sassulitsch-Brief]]) Es ist hier weder eine Partei noch ein Staat in irgendeiner weise zentral, um Überlegungen bezüglich einer sozialistischen Gesellschaft anzustellen. Genausowenig wie die Pariser Kommune einen Staat oder eine Partei brauchte, um die politische Herrschaft der Arbeiterklasse zu verwirklichen. Wie ich schon zuvor schrieb, um was es gehen muss, ist die ökonomische, politische und ideologische Herrschaft der arbeitenden Klassen, wie dies zu verwirklichen ist, hängt von der konkreten Situation ab. Der springende Punkt in der ganzen Geschichte: Es geht darum, welchen theoretischen Stellenwert die Konzepte Staat und Partei besitzen. Staat und Partei sind konkrete Konzepte zur Eroberung der politischen Macht, die von den konkreten gesellschaftlichen verhältnissen abhängen, wenn man sie aber zu einer allgemeinen Theorem in der Theorie macht, verlässt man den Boden des wissenschaftlichen Sozialismus und gerät in ein doktrinäres System. Aus der allgemeinen Gesellschaftstheorie und Klassentheorie ist die Notwendigkeit eines Staats und einer Partei im Sozialismus nicht ableitbar. Erst aus der Anwendung dieser allgemeine Theorie auf eine konkrete Situation ergibt sich der Schluss, dass Partei oder Staat eine Bedingung zur Eroberung der Macht oder zur Ausführung der Macht darstellen, wobei ich mit Verweis auf die Pariser Kommune auch gerade bei zweiteren Punkt zur Vorsicht rate. Noch ein kurzer Punkt bezüglich des 2. Abschnitts im Manifest. Wie im Vorwort zum Manifest von 72 festgehalten, revidierten Marx und Engels die am Ende des Kapitels getroffenen revolutionären Maßregeln, einerseits mit Bezug auf die veränderten gesellschaftlichen Verhältnisse, andererseits aufgrund der konkreten Erfahrungen die die proletarische Bewegung aus der Pariser Kommune ziehen konnte. Noch kurz bezüglich der Frage ob Marx und Engels Kritik an der Kommune übten: Ich habe diesbezüglich noch nicht viel bei ihnen gelesen, die Kommune hatte zumindest in den für die Öffentlichkeit bestimmten Schriften immer auch eine starke Vorbildfunktion, aber sie werden sicherlich Kritik geübt haben, mir fällt spontan eine kurzer Nebensatz ein, in dem Engels bemerkt, dass die Pariser Kommune zu wenig Wert auf militärische Absicherung gegen konterrevolutionäre Bestrebungen hegte. Noch zu diesem Satz ein Zitat: ''„Nach marxistischer Auffasung gibt es im Sozialismus noch einen Staat.“'' Lassen wir Engels sprechen: „Man sollte das ganze Gerede vom Staat fallenlassen, besonders seit der Kommune, die schon kein Staat im eigentlichen Sinne mehr war. Der Volksstaat ist uns von den Anarchisten bis zum Überdruß in die Zähne geworfen worden, obwohl schon die Schrift Marx' gegen Proudhon und nachher das "Kommunistische Manifest" direkt sagen, daß mit Einführung der sozialistischen Gesellschaftsordnung der Staat sich von selbst auflöst und verschwindet. Da nun der Staat doch nur eine vorübergehende Einrichtung ist, deren man sich im Kampf, in der Revolution bedient, um seine Gegner gewaltsam niederzuhalten, so ist es purer Unsinn, vom freien Volksstaat zu sprechen: solange das Proletariat den Staat noch gebraucht, gebraucht es ihn nicht im Interesse der Freiheit, sondern der Niederhaltung seiner Gegner, und sobald von Freiheit die Rede sein kann, hört der Staat als solcher auf zu bestehen. Wir würden daher vorschlagen, überall statt Staat "Gemeinwesen" zu setzen, ein gutes altes deutsches Wort, das das französische "Kommune" sehr gut vertreten kann.“ Du wirst dich sicher bewusst oder unbewusst auf ein Zitat in diese Richtung beziehen: „Zwischen der kapitalistischen und der kommunistischen Gesellschaft liegt die Periode der revolutionären Umwandlung der einen in die andre. Der entspricht auch eine politische Übergangsperiode, deren Staat nichts andres sein kann als die revolutionäre Diktatur des Proletariats.“ Bei diesem Zitat von Marx muss jedoch bedacht werden, dass er in der Schrift, wo er dieses Satz äußert, nirgendwo von Sozialismus spricht, sondern einzig von niederen und höheren Kommunismus. Insofern decken sich die Zitate von Marx und Engels inhaltlich. --[[Benutzer:Tets|Tets]] 18:04, 19. Okt. 2008 (CEST)
Marx bekommt um 1880/81 einen Brief einer russischen Revolutionärin, die ihm mit bezugnahme auf das Kapital fragt, ob die russische Gesellschaft die selbe Entwicklung wie die westeuropäischen Länder durchmachen muss, um eine Emanzipation der arbeitenden Klassen herbeizuführen. Also kurz gesagt, muss die russische Gesellschaft eine kapitalistische Entwicklung durchlaufen, um eine sozialistische Gesellschaft zu verwirklichen. Was Marx tat, war folgendes: Er studierte russische Primärliteratur über die russische gesellschaft, und kam nach seinem Studium zu dem Schluss, dass in der russischen Dorfgemeinschaft die Keimzelle einer sozialistischen Gesellschaft ruht, sofern feindliche äußere Einflüsse abgewandt werden können. ([[Sassulitsch-Brief]]) Es ist hier weder eine Partei noch ein Staat in irgendeiner weise zentral, um Überlegungen bezüglich einer sozialistischen Gesellschaft anzustellen. Genausowenig wie die Pariser Kommune einen Staat oder eine Partei brauchte, um die politische Herrschaft der Arbeiterklasse zu verwirklichen. Wie ich schon zuvor schrieb, um was es gehen muss, ist die ökonomische, politische und ideologische Herrschaft der arbeitenden Klassen, wie dies zu verwirklichen ist, hängt von der konkreten Situation ab. Der springende Punkt in der ganzen Geschichte: Es geht darum, welchen theoretischen Stellenwert die Konzepte Staat und Partei besitzen. Staat und Partei sind konkrete Konzepte zur Eroberung der politischen Macht, die von den konkreten gesellschaftlichen verhältnissen abhängen, wenn man sie aber zu einer allgemeinen Theorem in der Theorie macht, verlässt man den Boden des wissenschaftlichen Sozialismus und gerät in ein doktrinäres System. Aus der allgemeinen Gesellschaftstheorie und Klassentheorie ist die Notwendigkeit eines Staats und einer Partei im Sozialismus nicht ableitbar. Erst aus der Anwendung dieser allgemeine Theorie auf eine konkrete Situation ergibt sich der Schluss, dass Partei oder Staat eine Bedingung zur Eroberung der Macht oder zur Ausführung der Macht darstellen, wobei ich mit Verweis auf die Pariser Kommune auch gerade bei zweiteren Punkt zur Vorsicht rate. Noch ein kurzer Punkt bezüglich des 2. Abschnitts im Manifest. Wie im Vorwort zum Manifest von 72 festgehalten, revidierten Marx und Engels die am Ende des Kapitels getroffenen revolutionären Maßregeln, einerseits mit Bezug auf die veränderten gesellschaftlichen Verhältnisse, andererseits aufgrund der konkreten Erfahrungen die die proletarische Bewegung aus der Pariser Kommune ziehen konnte. Noch kurz bezüglich der Frage ob Marx und Engels Kritik an der Kommune übten: Ich habe diesbezüglich noch nicht viel bei ihnen gelesen, die Kommune hatte zumindest in den für die Öffentlichkeit bestimmten Schriften immer auch eine starke Vorbildfunktion, aber sie werden sicherlich Kritik geübt haben, mir fällt spontan eine kurzer Nebensatz ein, in dem Engels bemerkt, dass die Pariser Kommune zu wenig Wert auf militärische Absicherung gegen konterrevolutionäre Bestrebungen hegte. Noch zu diesem Satz ein Zitat: ''„Nach marxistischer Auffasung gibt es im Sozialismus noch einen Staat.“'' Lassen wir Engels sprechen: „Man sollte das ganze Gerede vom Staat fallenlassen, besonders seit der Kommune, die schon kein Staat im eigentlichen Sinne mehr war. Der Volksstaat ist uns von den Anarchisten bis zum Überdruß in die Zähne geworfen worden, obwohl schon die Schrift Marx' gegen Proudhon und nachher das "Kommunistische Manifest" direkt sagen, daß mit Einführung der sozialistischen Gesellschaftsordnung der Staat sich von selbst auflöst und verschwindet. Da nun der Staat doch nur eine vorübergehende Einrichtung ist, deren man sich im Kampf, in der Revolution bedient, um seine Gegner gewaltsam niederzuhalten, so ist es purer Unsinn, vom freien Volksstaat zu sprechen: solange das Proletariat den Staat noch gebraucht, gebraucht es ihn nicht im Interesse der Freiheit, sondern der Niederhaltung seiner Gegner, und sobald von Freiheit die Rede sein kann, hört der Staat als solcher auf zu bestehen. Wir würden daher vorschlagen, überall statt Staat "Gemeinwesen" zu setzen, ein gutes altes deutsches Wort, das das französische "Kommune" sehr gut vertreten kann.“ Du wirst dich sicher bewusst oder unbewusst auf ein Zitat in diese Richtung beziehen: „Zwischen der kapitalistischen und der kommunistischen Gesellschaft liegt die Periode der revolutionären Umwandlung der einen in die andre. Der entspricht auch eine politische Übergangsperiode, deren Staat nichts andres sein kann als die revolutionäre Diktatur des Proletariats.“ Bei diesem Zitat von Marx muss jedoch bedacht werden, dass er in der Schrift, wo er dieses Satz äußert, nirgendwo von Sozialismus spricht, sondern einzig von niederen und höheren Kommunismus. Insofern decken sich die Zitate von Marx und Engels inhaltlich. --[[Benutzer:Tets|Tets]] 18:04, 19. Okt. 2008 (CEST)


Wieder ist dein Beitrag nicht ganz falsch. Der Ton in dem dein Beitrag verfasst ist klingt nach Politik. Ich muß feststellen, dass ich mich hier mit einem Meinungsmacher austausche. In einem Teil meiner Antwort werde ich daher ebenfalls politisch. Du magst klug sein, aber das heißt nicht dass du mit deinem Versuch Teile der überlieferten Theorie (und ein paar Unterschiede zu den Anarchisten) auszublenden richtig liegen würdest. Leider bin ich nicht so geschickt wie du. Und das stößt mir etwas auf. Nicht weil ich eitel wäre. Sondern weil sich Marx und Engels wohl ärgern würden, dass sie nun zum x-ten male verdreht werden, indem man Momente der politischen Gedanken von ihnen herunter zu spielen versucht.
bezüglich dem unterschied zu den Anrachisten, gefällt mir dieses Zitat von engels aus der Schrift Über die Autorität gut:

Im Mittelpunkt des Marxismus steht die Analyse des kapitalistischen Systems, weniger die Ausgestaltung des Übergangs zum Kommunismus. Dennoch laßen sich in der Theorie Partei der Arbeiterklasse und proletarischer Staat erkennen

Deine Beschreibung der "Sassulitsch-Situation" ist ja richtig, aber du ziehst (falsche) Schlüße daraus (=eine Interpretation), die nicht nachvollziehbar gemacht wurden. Kurze logische Betrachtung: Rückständige Situation des damaligen betreffenden Russlands, in den Dorfgemeinschaften kein entwickelter Kapitalismus! Kein unterdrücktes Proletariat in der Dorfgemeinschaft! Demnach dort (!) auch keine Partei der Arbeiterklasse und kein enteignender proletarischer Staat nötig/möglich. "''Es ist hier weder eine Partei noch ein Staat in irgendeiner weise zentral, um Überlegungen bezüglich einer sozialistischen Gesellschaft anzustellen."'' - Das ist richtig. Wenn es allerdings den entwickelten Kapitalismus (der sich seinem Wesen nach zu wehren weiß) gibt und man ihn überwinden will (länger als nur für ein paar Wochen und auf eine Stadt beschrängt) kommt man nach Marx und Engels nicht an Partei der Arbeiterklasse (Organisierung der Proletarier zwingend erforderlich für [erfolgreiche] eigene Vertretung der Klasseninteressen) und proletarischen Staat als Instrument der Klassenherrschaft (Diktatur des Proletariats, Enteignungen) vorbei. Eben genau das ist die Situation (in dieser Situation befinden wir uns) und sie wird im entwickelten Kapitalismus auch nicht anders sein können. Wenn es in den damaligen russischen Dorfgemeinschaften keinen entwickelten Kapitalismus gab, dann erübrigt sich wie gesagt das weitere (kein Proletariat usw.). Und man befindet sich jenseits der marxistischen Theorie vom proletarischen Klassenkampf im Kapitalismus, jenseits der Verelendungstheorie usw. Dabei spielt es wie aufgezeigt keine Rolle was Marx bei den Dorfgemeinschaften für möglich hält. "Antikapitalismus" ohne entwickelten Kapitalismus hört sich nun dann doch etwas seltsam an. Wenn es also keinen Kapitalismus gibt ist eine "proletarische (!) Revolution" unsinnig.

"''Staat und Partei sind konkrete Konzepte zur Eroberung der politischen Macht, die von den konkreten gesellschaftlichen verhältnissen abhängen''". Richtig, und dieses "konkrete gesellschaftliche Verhältnis" nennt sich Kapitalismus (Produktionsverhältnis; abhängige Lohnarbeiter vs. Bourgeoisie). Und Marx und Engels herhoben die Erringung der politischen Macht zur Pflicht das Proletariats(!).

Soll das Sassulitsch-Argument nun ein Beispiel gegen Partei und Staat im Sozialismus in einer den entwickelten Kapitalismus zu überwindenden Situation sein? Wenn ja, dann habe ich dich aber nicht kapiert und dein Argument wäre hier hinfällig.

Die Pariser Kommune ist zwar ein (kommunales) Beispiel wie es sein könnte. Es ist aber ein nicht ganz ausreichendes. Marx und Engels waren von der direkten Demokratie (bei der Kommune im Kleinen auf kommunaler Ebene) begeistert. Es sollte auch als Vorbild dienen. (Sogar für Lenin war ja die Kommune Vorbild.) (Die Kommune war jedoch noch nicht ausgereift, auch da sie erfolglos blieb.) Die Kommune existierte aber nur ein paar Wochen, eben nur in einer einzigen einzelnen Stadt (in einer Kommune eben, nicht in einem ganzen Land) und hatte am Ende keinen Erfolg, weil sie nach kurzer Zeit niedergeschlagen wurde. Es macht also nicht soviel her nun einseitig allein die Pariser Kommune wegen das Fehlen eines Staates zu "verherrlichen". Das Fehlen eines Staates in einer alleinstehenden Kommune ist nur logisch- da es nur eine Kommune war, und diese kommt auch ohne Staat aus. Aber wie sieht es nun im größeren Maßstab eines Landes aus? Etwa viele kleine Kommunen, die alle unabhängig voneinander nebeneinander her wurschteln. Das wäre unlogisch. Es muß also noch etwas organisatorisches Mehr geben. Dabei sei nochmal betont das im Sozialismus oder im niederen Kommunimus eben noch nicht die klassenlose Gesellschaft und noch nicht das Bedürfnisprinzip vorherrscht/existiert.
Wie gesagt, war es nicht auch so, dass Marx und Engels die Kommune nicht nur gut fanden, sondern hinterher auch kritisiert hatten, eben weil sie nicht so hundertprozentig nach ihren Vorstellungen verlief. Stichwort zu wenig Zentralismus etc. Ich weiß jetzt leider nicht mehr wo das genau stand. Schade, dass dies hier nicht näher beleuchtet werden konnte, bezüglich der Kommune und die Kritik daran. "''zu wenig Wert auf militärische Absicherung gegen konterrevolutionäre Bestrebungen''" - Das bewaffnete Volk. Kleine Bemerkung: Wort "militärisch"/"Miltär" = Hierarchie. Das dürfte dir wohl nicht so schmecken.

Die Pariser Kommune (wie sie auch immer gewesen sein mag, oder wie man sie auch immer interpretiert) macht auch das [[Manifest der Kommunistischen Partei]], die Kritik des Gothaer Programms usw. nicht ungeschrieben, setzt die Aussagen nicht ausser kraft. Marx und Engels haben nichts davon bezüglich Partei der Arbeiterklasse + proletarischer Staat einfach so zurückgenommen.
Das Proletariat soll sich nach Marx organisieren. Niergends wurde von Marx und Engels bezüglich der Partei der Arbeiterklasse etwas anderes anklingen laßen. Partei d, h. hier jetzt demokratisches Gebilde zur Interessenvertretung und kein "bürokratisches Monster", wie du wohl befürchtest.

"''wenn man sie aber zu einer allgemeinen Theorem in der Theorie macht, verlässt man den Boden des wissenschaftlichen Sozialismus und gerät in ein doktrinäres System''."

A Mit Sicherheit verläßt man, wenn man Partei der Arbeiterklasse und proletarischer Staat (der erst noch absterben muß) für Momente in der Theorie und Anschauung von Marx/Engels hält, nicht den Boden des wissenschaftlichen Sozialismus.

B. "gerät in ein doktrinäres System" - Das ist eine merkwürdige Behauptung und Unterstellung. Und eine durch die Geschichte beeinflußte "falsche" Sicht auf das marxsche Denken.

C. Bitte hier nicht Marxismus mit Leninismus/Stalinismus verwechseln.

Engels setzt dem Vorwurf des (nicht-absterbenden) Volksstaates die Theorie des absterbenden Staates entgegen. Das Engels Zitat sagt nicht aus, dass es im Sozialismus keinen Staat gibt. Ob man den Staat nun so oder anders nennen mag spielt keine Rolle, wenn das Proletariat (!) nun ein Land und keine einzelne Kommune regieren muß. Natürlich hat der Staat bei Marx und Engels keine selbstständige Qualität, denn es ist das "Abfallprodukt" der politökonomischen Verhältnisse. Der Staat löst sich selber auf, ist ein absterbender Staat, aber er besteht im Sozialismus. Das Absterben des (proletarischen) Staates ist übrigens kein Akt der Zerstörung.
Dazu auch das passende Engels Zitat: "''Der Staat wird nicht abgeschafft, er stirbt ab.''" - Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft. MEW 19, 224, 1880
Hier jetzt von dir den absterbenden Staat mit garkeinen Staat gleichzusetzen ist etwas wirr. Die Theorie des Absterben des Staates funzt eben nur dann wenn es im Sozialismus noch einen Staat gibt. Der Staat ist Instrument der Klasseenherrschaft. Auch die Diktatur des Proletariats ist noch eine Klassenherrschaft. Solange man noch von Proletariat als Klasse usw. sprechen kann wird wohl noch ein Staat benötigt. Dieser absterbende Staat (nicht der bürgerliche, der zerschlagen werden soll) solle dann natürlich einen anderen Character haben, weil er der Gesellschaft eben nicht übergeordnet, sondern untergeordnet sein solle.

"''Bei diesem Zitat von Marx muss jedoch bedacht werden, dass er in der Schrift, wo er dieses Satz äußert, nirgendwo von Sozialismus spricht, sondern einzig von niederen und höheren Kommunismus''." - Ich verstehe nicht ganz worauf du hinaus willst. Es klingt aber so, als ob du damit wieder den "Staat" im Marx-Zitat relativieren wolltest. Willst du diese Wortklauberei zur "Doktrin" erheben? Meines Wissens entsprechen sich auch der "Sozialismus" und der "niedere Kommunismus". Die Diktatur des Proletariats ist eben noch nicht die klassenlose Gesellschaft.

Fassen wir deine (eigentliche) politische Auffassung, die du vielleicht hier Marx und Engels anlasten willst mal mutmaßlich zusammen:

-Das Proletariat muß sich nicht, ja soll sich sogar gar nicht als Partei organisieren

-Staat im Sozialismus bloß nicht

-sogar Bakunin sei ein "autoritärer", wobei die Geheimgesellschaften doch jede staatliche Herrschaft verhindern sollen

Was meinst du wonach das klingt?
Es ist nicht weit von der Theorie des Anarchismus entfernt bzw. es klingt utopistisch. Das kann dann wohl kaum wissenschaftlicher Sozialismus sein. Spreche ich hier also etwa mit einem Utopisten (oder gar mit einem heimlichen fast-Anarchisten)?
Arbeiterbewegungstechnische Fragen:
Die Frage danach ob diese/deine Unternehmung (bislang deine private Interpretation) nun auch Erfolg haben sollte scheinst du dir gar nicht zu stellen. Wird der Anspruch von dir überhaupt erhoben? Wie erfolgreich sind nun versprengte Revolutionäre/Arbeiter (ohne Partei), die keinen Staat dulden? Das ganze würde wohl in einem Anarchismus enden. Davon ab: Hätten sie die Unterdrückten hinter sich? Wären sie jemals "erfolgreich"? Ein Schritt wirklicher Bewegung ist doch nunmal wichtiger als viele "utopistische" Programme, will heißen Erfolg geht vor Utopie von der "schönen" Welt ([[Frühsozialismus]]).

In der allgemeinwissenden Literatur ist Marx und sozialistischer Staat ein selbstverständliches Thema. Nur mal zwei Stichproben:

Weltbild Kolleg Abiturwissen Geschichte, 1994

unter 3.Wissenschaftlicher Sozialismus: der Marxismus

Seite 160

Zitat:"''Die Revolution des Proletariats. ...
Die Revolution des Proletariats vollzieht sich in den wirtschaftlich fortgeschrittenen Ländern und an mehreren Stellen gleichzeitig. Auf Grund ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit bemächtigen sich die Arbeiter der Produktionsmittel und der Staatsgewalt und schaffen so die Diktatur des Proletariats. In ihr herrscht zum erstenmal in der Geschichte die Mehrheit über die Minderheit, die arbeitende Klasse über die bisher aneignende Klasse. ...''"

[[Frank R. Pfetsch]], Theoretiker der Politik, 2003
Abschnitt Karl Marx (1818-1883) und Friedrich Engels (1820-1895)

S.453/454/455

Zitat: "''Sozialismus als wirtschaftliche Organisation
Eine Konzeption sozialistischer Organisationsformen wird von Marx angedeutet in seiner Kritik des Gothaer Programms und seiner Schrift zum Bürgerkrieg in Frankreich... Für die Übergangsgesellschaft gelten folgende ökonomische und politische Maximen:...
In den „Forderungen der kommunistischen Partei in Deutschland“ wird die Verstaatlichung der Landgüter, der Bergwerke und Gruben verlangt sowie aller Transportmittel...
...Gefordert wird die Errichtung von „Nationalwerkstätten“. Der Staat garantiert allen Arbeitern ihre Existenz
... „Zwischen der kapitalistischen und der kommunistischen Gesellschaft liegt die Periode der revolutionären Umwandlung der einen in die andre. Der entspricht auch eine politische Übergangsperiode, deren Staat nichts andres sein kann als die revolutionäre Diktatur des Proletariats.“...''"

Es scheint also nicht so als könne man mit ein, zwei kritischen Zitaten (und einer Interpretation dazu) aus einer Schrift die Momente der Theorie ausserkraftsetzen. Das wäre in der allgemeinwissenden Literatur angekommen. Die Gesamtheit muß betrachtet werden und da ist die Verneinung staatlicher Institutionen im Sozialismus als Vorstufe zum Kommunismus nicht vorgesehen.

Wie gesagt, mir scheint, dass du mit willkürlich ausgesuchten Zitaten (und einer Interpretation dazu), vielleicht ein Teil der Theorie von Marx und Engels übern Haufen werfen willst. Es bleibet dabei. Nach marxistischer Auffasung gibt es im Sozialismus als Vorstufe zum Kommunismus noch einen proletarischen Staat und das klassenbewußte Proletariat organisiert sich in der Partei der Arbeiterklasse. Dieser Staat macht sich nach den Enteignungen auf lange Sicht (im Weltmaßstab) überflüssig. Ansonsten wäre ja die Theorie vom Absterben des Staates ad absurdum geführt. Alles andere müßte mit Sekundärliteratur, die aufzeigt dass Partei der Arbeiterklasse und proletarischer Staat in der Theorie von Marx und Engels keine Rolle spielen, belegt werden. Genausogut könnte man den Nationalsozialismus als Sozialismus definieren.--[[Benutzer:Gonzo Greyskull|Gonzo Greyskull]] 21:41, 21. Okt. 2008 (CEST)

:bezüglich dem unterschied zu den Anrachisten, gefällt mir dieses Zitat von engels aus der Schrift Über die Autorität gut:
:„Alle Sozialisten sind einer Meinung darüber, daß der politische Staat und mit ihm die politische Autorität im Gefolge der nächsten sozialen Revolution verschwinden werden, und das bedeutet, daß die öffentlichen Funktionen ihren politischen Charakter verlieren und sich in einfache administrative Funktionen verwandeln werden, die die wahren sozialen Interessen hüten. Aber die Antiautoritarier fordern, daß der autoritäre politische Staat auf einen Schlag abgeschafft werde, bevor noch die sozialen Bedingungen vernichtet sind, die ihn haben entstehen lassen.“ --[[Benutzer:Tets|Tets]] 18:12, 19. Okt. 2008 (CEST)
:„Alle Sozialisten sind einer Meinung darüber, daß der politische Staat und mit ihm die politische Autorität im Gefolge der nächsten sozialen Revolution verschwinden werden, und das bedeutet, daß die öffentlichen Funktionen ihren politischen Charakter verlieren und sich in einfache administrative Funktionen verwandeln werden, die die wahren sozialen Interessen hüten. Aber die Antiautoritarier fordern, daß der autoritäre politische Staat auf einen Schlag abgeschafft werde, bevor noch die sozialen Bedingungen vernichtet sind, die ihn haben entstehen lassen.“ --[[Benutzer:Tets|Tets]] 18:12, 19. Okt. 2008 (CEST)

Dieses Zitat ist ja richtig, aber es beleuchtet eben nur einen Aspekt, Theorie des Absterben des Staates gegen dessen Abschaffung.

Engels stellt dazu auch fest, dass die Antiautoritarier (Anarchisten) entweder nur Konfusion säen oder, wenn sie wissen was sie sagen, Verrat an der proletarischen Bewegung üben und so oder so der Reaktion dienen. Anarchisten sind also "Sozialisten", die der Reaktion dienen.

Nun also nochmal die entscheidenden Unterschiede zwischen (traditionellen) Marxisten und Anarchisten:
In der Internationale damals; Zentralismus vs Autonomie, Partei der Arbeiterklasse versus reine spontane Aktionen (Stichwort "Direkte Aktion"), Eroberung der politischen Macht und Theorie Absterben des Staates versus Abschaffen des Staates (heißt Staat im Sozialismus nach Marx).

Auch die Unterschiede zwischen Nationalsozialismus und Sozialismus bzw. Marxismus sollte man nicht versuchen zu verwischen.--[[Benutzer:Gonzo Greyskull|Gonzo Greyskull]] 21:41, 21. Okt. 2008 (CEST)

Version vom 26. Oktober 2008, 01:24 Uhr

Bakunin

Bakunin vertrat das Konzept einer Geheimgesellschaft, er sprach sogar von unsichtbarer Diktatur usw. diese sollte alle reaktionären und antitrevolutionären Entwicklungen in Arbeitervereinen eindämmen, durch die "unsichtbare" Führung derer, die meinten zu wissen was der Pöbel denken muss. Genau das passierte in der IAA, obwohl die Gruppe um bakunin öffentlich die Auflösung ihrer Organsisation und die Eingliederungen der Sektionen in die IAA vorgaben, existierte weiterhin im geheimen und außerhalb der IAA eine Gesellschaft, welche die Politik der IAA von Innen beeinflussen wollte, beispielsweise dadurch, dass Mitglieder dieser geheimgesellschaften in die IAA geschleust wurden, um das Meinungsgewicht zu verlagern. diese herrschaft einer Gruppe über eine andere fasste engels so: "Unsere Statuten kennen nur eine Art von Mitgliedern der Internationale mit gleichen Rechten und Pflichten; die Allianz [Anm.: Bakunins Geheimgesellschaft in der Internationale] teilt sie in zwei Kasten, in Eingeweihte und Laien, Aristokraten und Plebejer, wobei die letzteren bestimmt sind, von den ersteren mittels einer Organisation geführt zu werden, von deren Existenz sie nicht einmal etwas wissen. Die Internationale fordert von ihren Anhängern, als Grundlage ihres Verhaltens die Wahrheit, die Gerechtigkeit und die Moral anzuerkennen; die Allianz erlegt ihren Adepten als erste Pflicht die Lüge auf, die Verstellung und den Betrug, indem sie ihnen vorschreibt, die Laien unter den Internationalen über die Existenz der verborgenen Organisation, über die Beweggründe und selbst über den Zweck ihrer Worte und ihrer Handlungen zu täuschen. Die Gründer der Allianz wußten ganz genau, daß die große Masse der Laien unter den Internationalen sich niemals wissentlich einer Organisation wie der ihrigen unterwerfen würde, sobald sie von deren Existenz Kenntnis erhalten hätte." Marx hob den pluralen Charakter der IAA hervor, dem die autoritäre Ideologie der geistigen Herrschaft einer kleinen Gruppe über andere, wie sie ein bakunin propagierte, direkt entgegen stand: "Es gehört daher nicht zu den Funktionen des Generalrats, das Programm der Allianz kritisch zu prüfen. Wir haben nicht zu untersuchen, ob es ein adäquater Ausdruck der proletarischen Bewegung ist oder nicht. Für uns ist nur wichtig zu wissen, ob es nichts enthält, was der allgemeinen Tendenz unserer Assoziation, d.h. der vollständigen Befreiung der Arbeiterklasse, zuwiderläuft." Hier sieht man also, dass die gruppe um Bakunin nicht wegen ihrer Meinung zu Staat und Partei ausgeschlossen wurde, dies wäre der ganzen Idee der IAA zuwidergelaufen. Dass diese Anarchisten mit partei und staatslosigkeit koketierten, ändert auch nichts daran, dass sie Ideen hatten, die auf eine Herrschaft einer Minderheit hinausliefen. So wurde dann auch geschlossen: "M. Bakunin und alle gegenwärtigen Mitglieder der Allianz der sozialistischen Demokratie sind aus der Internationalen Arbeiterassoziation ausgeschlossen . Sie können in sie erst wieder eintreten, nachdem sie von jeder Gemeinschaft mit dieser Geheimgesellschaft öffentlich abgerückt sind." --Tets 18:58, 16. Okt. 2008 (CEST)Beantworten

Wegen partei und staat bei marx und engels: Engels spricht 75, im zuge der Auseinandersetzungen um das Gothaer programm in einem brief an bebel davon, dass man das ganze gerede vom Staat nach einer sozialen Revolution fallen lassen sollte, da es dann nicht mehr einen Staat im eigentlichen Sinne gibt. Die Pariser Kommune, die Marx als pol. herrschaft der Arbeiterklasse, und engels als Diktatur des Proletariats bezeichnete, war weder ein Staat im eigentlichen Sinn, noch hatte dort irgendeine Partei eine besondere Rolle, es war vielmehr eine Regierung, die sich durch das Volk bewegt. usw. Natürlich erschien ihnen eine Partei wichtig, um die politische Macht zu erobern, usw. je nach konkreter Situation, aber es ist einfach so, dass weder Partei noch Staat in der Theorie eine zentrale Rolle besitzen, wie es dann im ML war. Nur um das nochmal hervorzuheben, die politische, ökonomische und ideologische Herrschaft des Proletariats ist das Hauptziel um die Klassenherrschaft aufzuheben, welche konkreten Mittel dafür gewählt werden müssen kann nur konkret beantwortet werden, nicht damit, dass die Partei die Führung im sozialistischen Staat übernehmen muss oder ähnliches --Tets 19:05, 16. Okt. 2008 (CEST)Beantworten

PS: wenn du für irgendeine Behauptung eine Quelle willst, frag ruhig --Tets 19:11, 16. Okt. 2008 (CEST)Beantworten

Mir sind die Geheimgesellschaften bei Bakunin bekannt. Es ist ja auch nicht falsch was du da so alles schreibst. Aber die Konfliktlinien zwischen Marx und Bakunin waren doch eben etwas anders und die Geheimgesellschaften Bakunins sind nicht das entscheidende Kriterium im Unterschied der beiden unterschiedlichen Konzepte (letztlich) "Marxismus" und "Anarchismus".

Bakunin spricht sich doch in dem Zitat, das ich gebracht habe doch eben gerade gegen eine Diktatur aus. Er befürchtet, dass es beim marxschen Wege zu einer Diktatur kommt. Man kann also die historischen Rollen hier nicht so einfach umdrehen. Das seine "heimliche Diktatur" (ohne Staat!) eine Diktatur nach politikwissenschaftlicher Definition sein solle, müße mir man erstmal genau belegen.

Trotzdem (und trotz der Begriffe) macht Bakunin das also nicht zum "autoritären" Theoretiker (wie du behauptest) oder dessen Bestrebungen angeblich zu der Absicht eine wirkliche Diktatur zu errichten.

Das dies historisch die entscheidende Konfliktlinie zwischen Marx und Bakunin wäre, hätte ich trotz der einen Primärquelle, noch gerne mit Sekundärliteratur belegt. Es ist nämlich einfach nicht der Knackpunkt zwischen den beiden Personen und den Theorien. Das wäre mir neu. Überliefert sind IMO die Unterschiede Zentrale versus Autonomie, Partei der Arbeiterklasse versus reine spontane Aktionen (Stichwort "Direkte Aktion"), Eroberung der politischen Macht und Theorie Absterben des Staates versus Abschaffen des Staates (heißt Staat im Sozialismus nach Marx).

Die Pariser Kommune ist ein Beispiel wie es sein könnte. Es ist aber ein "unzureichendes". Sie existierte eben nur in einem Teil einer Stadt (in einer Kommune eben, nicht in einem ganzen Land) und hatte am Ende keinen Erfolg, weil sie nach kurzer Zeit niedergeschlagen wurde. Die Pariser Kommune war auch das Vorbild von Lenin und wir Wissen was drauß geworden ist. War es nicht auch so, dass Marx und Engels die Kommune hinterher kritisiert hatten, eben weil sie nicht nach ihren Vorstellungen verlief. Stichwort zu wenig Zentralismus etc. Ich weiß jetzt leider nicht mehr wo das genau stand. Vielleicht hast du da evtl. doch einen Überblick. Könntest du das mal recherchieren? Danke.

Die Pariser Kommune hebt auch noch lange nicht die entscheidenden Characteristika des Manifestes und der marxschen Theorie auf. Ich gebe allerdings zu, dass Marx und Engels nicht ganz widerspruchsfrei sind.

Zur Rolle der Kommunisten (organisierte Proletarier and friends, Partei) bei Marx und Engels kann ich dir nur das Manifest empfehlen. Manifest der Kommunistischen Partei; Kapitel II: Proletarier und Kommunisten Niergends wurde von Marx und Engels die Tatsche, dass es eine Partei der Arbeiter geben muß revidiert. Und es ist auch m.W. nicht umstritten, dass die Partei eben zum Organisieren und Führen geschaffen wird. Die Partei der Arbeiterklasse ist eben das Instrument des Proletariats, also das organisierte Proletariat selbst. Das weitere was du schreibst ist wohl sehr POV beladen und ähnelt eher einer eben nicht- traditionell bzw. genuinen Interpretation, statt einer wirklichen Analyse von Marx und Engels.

Wenn Partei (siehe vorigen Absatz) und Staat bei Marx und Engels angeblich keine Rolle spielen (du spielst sie herunter), dann würde das heißen, dass Marx und Engels so etwas wie Anarchisten wären oder zumindest nicht entscheidend genug davon entfernt. Das wäre aber falsch, geradezu beknackt und abenteuerlich. Sekundärliteratur? Mir scheint, dass du mit willkürlich ausgesuchten Zitaten, die ganze Theorie von Marx und Engels übern Haufen werfen willst. Es bleibet dabei. Nach marxistischer Auffasung gibt es im Sozialismus noch einen Staat. Er hat dann natürlich einen anderen Character als vorher (dass ist wohl eher unter "im eigentlichen Sinne" zu verstehen), weil er sich durch die Enteignungen auf lange Sicht (im Weltmaßstab) überflüssig macht. Ansonsten wäre ja die Theorie vom Absterben des Staates ad absurdum geführt. Alles andere müßte sauber belegt werden, möglichst mit Sekundärliteratur.

Wer in der Forschung sieht das alles denn so wie du? Bzw. welchen namentlichen POV vertritts du? Ohne Sekundärliteratur, die es genauso sieht, dass es mit Partei der Arbeiterklasse und proletarischer Staat bei Marx und Engels nicht weit her ist, sie also sich von den Anarchisten demnach faktisch nicht abgrenzen laßen, wird das hier nicht viel, glaube ich. Aber danke für deine Bemühungen. Gruss.--Gonzo Greyskull 22:31, 16. Okt. 2008 (CEST)Beantworten

Replik

Marx bekommt um 1880/81 einen Brief einer russischen Revolutionärin, die ihm mit bezugnahme auf das Kapital fragt, ob die russische Gesellschaft die selbe Entwicklung wie die westeuropäischen Länder durchmachen muss, um eine Emanzipation der arbeitenden Klassen herbeizuführen. Also kurz gesagt, muss die russische Gesellschaft eine kapitalistische Entwicklung durchlaufen, um eine sozialistische Gesellschaft zu verwirklichen. Was Marx tat, war folgendes: Er studierte russische Primärliteratur über die russische gesellschaft, und kam nach seinem Studium zu dem Schluss, dass in der russischen Dorfgemeinschaft die Keimzelle einer sozialistischen Gesellschaft ruht, sofern feindliche äußere Einflüsse abgewandt werden können. (Sassulitsch-Brief) Es ist hier weder eine Partei noch ein Staat in irgendeiner weise zentral, um Überlegungen bezüglich einer sozialistischen Gesellschaft anzustellen. Genausowenig wie die Pariser Kommune einen Staat oder eine Partei brauchte, um die politische Herrschaft der Arbeiterklasse zu verwirklichen. Wie ich schon zuvor schrieb, um was es gehen muss, ist die ökonomische, politische und ideologische Herrschaft der arbeitenden Klassen, wie dies zu verwirklichen ist, hängt von der konkreten Situation ab. Der springende Punkt in der ganzen Geschichte: Es geht darum, welchen theoretischen Stellenwert die Konzepte Staat und Partei besitzen. Staat und Partei sind konkrete Konzepte zur Eroberung der politischen Macht, die von den konkreten gesellschaftlichen verhältnissen abhängen, wenn man sie aber zu einer allgemeinen Theorem in der Theorie macht, verlässt man den Boden des wissenschaftlichen Sozialismus und gerät in ein doktrinäres System. Aus der allgemeinen Gesellschaftstheorie und Klassentheorie ist die Notwendigkeit eines Staats und einer Partei im Sozialismus nicht ableitbar. Erst aus der Anwendung dieser allgemeine Theorie auf eine konkrete Situation ergibt sich der Schluss, dass Partei oder Staat eine Bedingung zur Eroberung der Macht oder zur Ausführung der Macht darstellen, wobei ich mit Verweis auf die Pariser Kommune auch gerade bei zweiteren Punkt zur Vorsicht rate. Noch ein kurzer Punkt bezüglich des 2. Abschnitts im Manifest. Wie im Vorwort zum Manifest von 72 festgehalten, revidierten Marx und Engels die am Ende des Kapitels getroffenen revolutionären Maßregeln, einerseits mit Bezug auf die veränderten gesellschaftlichen Verhältnisse, andererseits aufgrund der konkreten Erfahrungen die die proletarische Bewegung aus der Pariser Kommune ziehen konnte. Noch kurz bezüglich der Frage ob Marx und Engels Kritik an der Kommune übten: Ich habe diesbezüglich noch nicht viel bei ihnen gelesen, die Kommune hatte zumindest in den für die Öffentlichkeit bestimmten Schriften immer auch eine starke Vorbildfunktion, aber sie werden sicherlich Kritik geübt haben, mir fällt spontan eine kurzer Nebensatz ein, in dem Engels bemerkt, dass die Pariser Kommune zu wenig Wert auf militärische Absicherung gegen konterrevolutionäre Bestrebungen hegte. Noch zu diesem Satz ein Zitat: „Nach marxistischer Auffasung gibt es im Sozialismus noch einen Staat.“ Lassen wir Engels sprechen: „Man sollte das ganze Gerede vom Staat fallenlassen, besonders seit der Kommune, die schon kein Staat im eigentlichen Sinne mehr war. Der Volksstaat ist uns von den Anarchisten bis zum Überdruß in die Zähne geworfen worden, obwohl schon die Schrift Marx' gegen Proudhon und nachher das "Kommunistische Manifest" direkt sagen, daß mit Einführung der sozialistischen Gesellschaftsordnung der Staat sich von selbst auflöst und verschwindet. Da nun der Staat doch nur eine vorübergehende Einrichtung ist, deren man sich im Kampf, in der Revolution bedient, um seine Gegner gewaltsam niederzuhalten, so ist es purer Unsinn, vom freien Volksstaat zu sprechen: solange das Proletariat den Staat noch gebraucht, gebraucht es ihn nicht im Interesse der Freiheit, sondern der Niederhaltung seiner Gegner, und sobald von Freiheit die Rede sein kann, hört der Staat als solcher auf zu bestehen. Wir würden daher vorschlagen, überall statt Staat "Gemeinwesen" zu setzen, ein gutes altes deutsches Wort, das das französische "Kommune" sehr gut vertreten kann.“ Du wirst dich sicher bewusst oder unbewusst auf ein Zitat in diese Richtung beziehen: „Zwischen der kapitalistischen und der kommunistischen Gesellschaft liegt die Periode der revolutionären Umwandlung der einen in die andre. Der entspricht auch eine politische Übergangsperiode, deren Staat nichts andres sein kann als die revolutionäre Diktatur des Proletariats.“ Bei diesem Zitat von Marx muss jedoch bedacht werden, dass er in der Schrift, wo er dieses Satz äußert, nirgendwo von Sozialismus spricht, sondern einzig von niederen und höheren Kommunismus. Insofern decken sich die Zitate von Marx und Engels inhaltlich. --Tets 18:04, 19. Okt. 2008 (CEST)Beantworten

Wieder ist dein Beitrag nicht ganz falsch. Der Ton in dem dein Beitrag verfasst ist klingt nach Politik. Ich muß feststellen, dass ich mich hier mit einem Meinungsmacher austausche. In einem Teil meiner Antwort werde ich daher ebenfalls politisch. Du magst klug sein, aber das heißt nicht dass du mit deinem Versuch Teile der überlieferten Theorie (und ein paar Unterschiede zu den Anarchisten) auszublenden richtig liegen würdest. Leider bin ich nicht so geschickt wie du. Und das stößt mir etwas auf. Nicht weil ich eitel wäre. Sondern weil sich Marx und Engels wohl ärgern würden, dass sie nun zum x-ten male verdreht werden, indem man Momente der politischen Gedanken von ihnen herunter zu spielen versucht.

Im Mittelpunkt des Marxismus steht die Analyse des kapitalistischen Systems, weniger die Ausgestaltung des Übergangs zum Kommunismus. Dennoch laßen sich in der Theorie Partei der Arbeiterklasse und proletarischer Staat erkennen

Deine Beschreibung der "Sassulitsch-Situation" ist ja richtig, aber du ziehst (falsche) Schlüße daraus (=eine Interpretation), die nicht nachvollziehbar gemacht wurden. Kurze logische Betrachtung: Rückständige Situation des damaligen betreffenden Russlands, in den Dorfgemeinschaften kein entwickelter Kapitalismus! Kein unterdrücktes Proletariat in der Dorfgemeinschaft! Demnach dort (!) auch keine Partei der Arbeiterklasse und kein enteignender proletarischer Staat nötig/möglich. "Es ist hier weder eine Partei noch ein Staat in irgendeiner weise zentral, um Überlegungen bezüglich einer sozialistischen Gesellschaft anzustellen." - Das ist richtig. Wenn es allerdings den entwickelten Kapitalismus (der sich seinem Wesen nach zu wehren weiß) gibt und man ihn überwinden will (länger als nur für ein paar Wochen und auf eine Stadt beschrängt) kommt man nach Marx und Engels nicht an Partei der Arbeiterklasse (Organisierung der Proletarier zwingend erforderlich für [erfolgreiche] eigene Vertretung der Klasseninteressen) und proletarischen Staat als Instrument der Klassenherrschaft (Diktatur des Proletariats, Enteignungen) vorbei. Eben genau das ist die Situation (in dieser Situation befinden wir uns) und sie wird im entwickelten Kapitalismus auch nicht anders sein können. Wenn es in den damaligen russischen Dorfgemeinschaften keinen entwickelten Kapitalismus gab, dann erübrigt sich wie gesagt das weitere (kein Proletariat usw.). Und man befindet sich jenseits der marxistischen Theorie vom proletarischen Klassenkampf im Kapitalismus, jenseits der Verelendungstheorie usw. Dabei spielt es wie aufgezeigt keine Rolle was Marx bei den Dorfgemeinschaften für möglich hält. "Antikapitalismus" ohne entwickelten Kapitalismus hört sich nun dann doch etwas seltsam an. Wenn es also keinen Kapitalismus gibt ist eine "proletarische (!) Revolution" unsinnig.

"Staat und Partei sind konkrete Konzepte zur Eroberung der politischen Macht, die von den konkreten gesellschaftlichen verhältnissen abhängen". Richtig, und dieses "konkrete gesellschaftliche Verhältnis" nennt sich Kapitalismus (Produktionsverhältnis; abhängige Lohnarbeiter vs. Bourgeoisie). Und Marx und Engels herhoben die Erringung der politischen Macht zur Pflicht das Proletariats(!).

Soll das Sassulitsch-Argument nun ein Beispiel gegen Partei und Staat im Sozialismus in einer den entwickelten Kapitalismus zu überwindenden Situation sein? Wenn ja, dann habe ich dich aber nicht kapiert und dein Argument wäre hier hinfällig.

Die Pariser Kommune ist zwar ein (kommunales) Beispiel wie es sein könnte. Es ist aber ein nicht ganz ausreichendes. Marx und Engels waren von der direkten Demokratie (bei der Kommune im Kleinen auf kommunaler Ebene) begeistert. Es sollte auch als Vorbild dienen. (Sogar für Lenin war ja die Kommune Vorbild.) (Die Kommune war jedoch noch nicht ausgereift, auch da sie erfolglos blieb.) Die Kommune existierte aber nur ein paar Wochen, eben nur in einer einzigen einzelnen Stadt (in einer Kommune eben, nicht in einem ganzen Land) und hatte am Ende keinen Erfolg, weil sie nach kurzer Zeit niedergeschlagen wurde. Es macht also nicht soviel her nun einseitig allein die Pariser Kommune wegen das Fehlen eines Staates zu "verherrlichen". Das Fehlen eines Staates in einer alleinstehenden Kommune ist nur logisch- da es nur eine Kommune war, und diese kommt auch ohne Staat aus. Aber wie sieht es nun im größeren Maßstab eines Landes aus? Etwa viele kleine Kommunen, die alle unabhängig voneinander nebeneinander her wurschteln. Das wäre unlogisch. Es muß also noch etwas organisatorisches Mehr geben. Dabei sei nochmal betont das im Sozialismus oder im niederen Kommunimus eben noch nicht die klassenlose Gesellschaft und noch nicht das Bedürfnisprinzip vorherrscht/existiert. Wie gesagt, war es nicht auch so, dass Marx und Engels die Kommune nicht nur gut fanden, sondern hinterher auch kritisiert hatten, eben weil sie nicht so hundertprozentig nach ihren Vorstellungen verlief. Stichwort zu wenig Zentralismus etc. Ich weiß jetzt leider nicht mehr wo das genau stand. Schade, dass dies hier nicht näher beleuchtet werden konnte, bezüglich der Kommune und die Kritik daran. "zu wenig Wert auf militärische Absicherung gegen konterrevolutionäre Bestrebungen" - Das bewaffnete Volk. Kleine Bemerkung: Wort "militärisch"/"Miltär" = Hierarchie. Das dürfte dir wohl nicht so schmecken.

Die Pariser Kommune (wie sie auch immer gewesen sein mag, oder wie man sie auch immer interpretiert) macht auch das Manifest der Kommunistischen Partei, die Kritik des Gothaer Programms usw. nicht ungeschrieben, setzt die Aussagen nicht ausser kraft. Marx und Engels haben nichts davon bezüglich Partei der Arbeiterklasse + proletarischer Staat einfach so zurückgenommen. Das Proletariat soll sich nach Marx organisieren. Niergends wurde von Marx und Engels bezüglich der Partei der Arbeiterklasse etwas anderes anklingen laßen. Partei d, h. hier jetzt demokratisches Gebilde zur Interessenvertretung und kein "bürokratisches Monster", wie du wohl befürchtest.

"wenn man sie aber zu einer allgemeinen Theorem in der Theorie macht, verlässt man den Boden des wissenschaftlichen Sozialismus und gerät in ein doktrinäres System."

A Mit Sicherheit verläßt man, wenn man Partei der Arbeiterklasse und proletarischer Staat (der erst noch absterben muß) für Momente in der Theorie und Anschauung von Marx/Engels hält, nicht den Boden des wissenschaftlichen Sozialismus.

B. "gerät in ein doktrinäres System" - Das ist eine merkwürdige Behauptung und Unterstellung. Und eine durch die Geschichte beeinflußte "falsche" Sicht auf das marxsche Denken.

C. Bitte hier nicht Marxismus mit Leninismus/Stalinismus verwechseln.

Engels setzt dem Vorwurf des (nicht-absterbenden) Volksstaates die Theorie des absterbenden Staates entgegen. Das Engels Zitat sagt nicht aus, dass es im Sozialismus keinen Staat gibt. Ob man den Staat nun so oder anders nennen mag spielt keine Rolle, wenn das Proletariat (!) nun ein Land und keine einzelne Kommune regieren muß. Natürlich hat der Staat bei Marx und Engels keine selbstständige Qualität, denn es ist das "Abfallprodukt" der politökonomischen Verhältnisse. Der Staat löst sich selber auf, ist ein absterbender Staat, aber er besteht im Sozialismus. Das Absterben des (proletarischen) Staates ist übrigens kein Akt der Zerstörung. Dazu auch das passende Engels Zitat: "Der Staat wird nicht abgeschafft, er stirbt ab." - Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft. MEW 19, 224, 1880 Hier jetzt von dir den absterbenden Staat mit garkeinen Staat gleichzusetzen ist etwas wirr. Die Theorie des Absterben des Staates funzt eben nur dann wenn es im Sozialismus noch einen Staat gibt. Der Staat ist Instrument der Klasseenherrschaft. Auch die Diktatur des Proletariats ist noch eine Klassenherrschaft. Solange man noch von Proletariat als Klasse usw. sprechen kann wird wohl noch ein Staat benötigt. Dieser absterbende Staat (nicht der bürgerliche, der zerschlagen werden soll) solle dann natürlich einen anderen Character haben, weil er der Gesellschaft eben nicht übergeordnet, sondern untergeordnet sein solle.

"Bei diesem Zitat von Marx muss jedoch bedacht werden, dass er in der Schrift, wo er dieses Satz äußert, nirgendwo von Sozialismus spricht, sondern einzig von niederen und höheren Kommunismus." - Ich verstehe nicht ganz worauf du hinaus willst. Es klingt aber so, als ob du damit wieder den "Staat" im Marx-Zitat relativieren wolltest. Willst du diese Wortklauberei zur "Doktrin" erheben? Meines Wissens entsprechen sich auch der "Sozialismus" und der "niedere Kommunismus". Die Diktatur des Proletariats ist eben noch nicht die klassenlose Gesellschaft.

Fassen wir deine (eigentliche) politische Auffassung, die du vielleicht hier Marx und Engels anlasten willst mal mutmaßlich zusammen:

-Das Proletariat muß sich nicht, ja soll sich sogar gar nicht als Partei organisieren

-Staat im Sozialismus bloß nicht

-sogar Bakunin sei ein "autoritärer", wobei die Geheimgesellschaften doch jede staatliche Herrschaft verhindern sollen

Was meinst du wonach das klingt? Es ist nicht weit von der Theorie des Anarchismus entfernt bzw. es klingt utopistisch. Das kann dann wohl kaum wissenschaftlicher Sozialismus sein. Spreche ich hier also etwa mit einem Utopisten (oder gar mit einem heimlichen fast-Anarchisten)? Arbeiterbewegungstechnische Fragen: Die Frage danach ob diese/deine Unternehmung (bislang deine private Interpretation) nun auch Erfolg haben sollte scheinst du dir gar nicht zu stellen. Wird der Anspruch von dir überhaupt erhoben? Wie erfolgreich sind nun versprengte Revolutionäre/Arbeiter (ohne Partei), die keinen Staat dulden? Das ganze würde wohl in einem Anarchismus enden. Davon ab: Hätten sie die Unterdrückten hinter sich? Wären sie jemals "erfolgreich"? Ein Schritt wirklicher Bewegung ist doch nunmal wichtiger als viele "utopistische" Programme, will heißen Erfolg geht vor Utopie von der "schönen" Welt (Frühsozialismus).

In der allgemeinwissenden Literatur ist Marx und sozialistischer Staat ein selbstverständliches Thema. Nur mal zwei Stichproben:

Weltbild Kolleg Abiturwissen Geschichte, 1994

unter 3.Wissenschaftlicher Sozialismus: der Marxismus

Seite 160

Zitat:"Die Revolution des Proletariats. ... Die Revolution des Proletariats vollzieht sich in den wirtschaftlich fortgeschrittenen Ländern und an mehreren Stellen gleichzeitig. Auf Grund ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit bemächtigen sich die Arbeiter der Produktionsmittel und der Staatsgewalt und schaffen so die Diktatur des Proletariats. In ihr herrscht zum erstenmal in der Geschichte die Mehrheit über die Minderheit, die arbeitende Klasse über die bisher aneignende Klasse. ..."

Frank R. Pfetsch, Theoretiker der Politik, 2003 Abschnitt Karl Marx (1818-1883) und Friedrich Engels (1820-1895)

S.453/454/455

Zitat: "Sozialismus als wirtschaftliche Organisation Eine Konzeption sozialistischer Organisationsformen wird von Marx angedeutet in seiner Kritik des Gothaer Programms und seiner Schrift zum Bürgerkrieg in Frankreich... Für die Übergangsgesellschaft gelten folgende ökonomische und politische Maximen:... In den „Forderungen der kommunistischen Partei in Deutschland“ wird die Verstaatlichung der Landgüter, der Bergwerke und Gruben verlangt sowie aller Transportmittel... ...Gefordert wird die Errichtung von „Nationalwerkstätten“. Der Staat garantiert allen Arbeitern ihre Existenz ... „Zwischen der kapitalistischen und der kommunistischen Gesellschaft liegt die Periode der revolutionären Umwandlung der einen in die andre. Der entspricht auch eine politische Übergangsperiode, deren Staat nichts andres sein kann als die revolutionäre Diktatur des Proletariats.“..."

Es scheint also nicht so als könne man mit ein, zwei kritischen Zitaten (und einer Interpretation dazu) aus einer Schrift die Momente der Theorie ausserkraftsetzen. Das wäre in der allgemeinwissenden Literatur angekommen. Die Gesamtheit muß betrachtet werden und da ist die Verneinung staatlicher Institutionen im Sozialismus als Vorstufe zum Kommunismus nicht vorgesehen.

Wie gesagt, mir scheint, dass du mit willkürlich ausgesuchten Zitaten (und einer Interpretation dazu), vielleicht ein Teil der Theorie von Marx und Engels übern Haufen werfen willst. Es bleibet dabei. Nach marxistischer Auffasung gibt es im Sozialismus als Vorstufe zum Kommunismus noch einen proletarischen Staat und das klassenbewußte Proletariat organisiert sich in der Partei der Arbeiterklasse. Dieser Staat macht sich nach den Enteignungen auf lange Sicht (im Weltmaßstab) überflüssig. Ansonsten wäre ja die Theorie vom Absterben des Staates ad absurdum geführt. Alles andere müßte mit Sekundärliteratur, die aufzeigt dass Partei der Arbeiterklasse und proletarischer Staat in der Theorie von Marx und Engels keine Rolle spielen, belegt werden. Genausogut könnte man den Nationalsozialismus als Sozialismus definieren.--Gonzo Greyskull 21:41, 21. Okt. 2008 (CEST)Beantworten

bezüglich dem unterschied zu den Anrachisten, gefällt mir dieses Zitat von engels aus der Schrift Über die Autorität gut:
„Alle Sozialisten sind einer Meinung darüber, daß der politische Staat und mit ihm die politische Autorität im Gefolge der nächsten sozialen Revolution verschwinden werden, und das bedeutet, daß die öffentlichen Funktionen ihren politischen Charakter verlieren und sich in einfache administrative Funktionen verwandeln werden, die die wahren sozialen Interessen hüten. Aber die Antiautoritarier fordern, daß der autoritäre politische Staat auf einen Schlag abgeschafft werde, bevor noch die sozialen Bedingungen vernichtet sind, die ihn haben entstehen lassen.“ --Tets 18:12, 19. Okt. 2008 (CEST)Beantworten

Dieses Zitat ist ja richtig, aber es beleuchtet eben nur einen Aspekt, Theorie des Absterben des Staates gegen dessen Abschaffung.

Engels stellt dazu auch fest, dass die Antiautoritarier (Anarchisten) entweder nur Konfusion säen oder, wenn sie wissen was sie sagen, Verrat an der proletarischen Bewegung üben und so oder so der Reaktion dienen. Anarchisten sind also "Sozialisten", die der Reaktion dienen.

Nun also nochmal die entscheidenden Unterschiede zwischen (traditionellen) Marxisten und Anarchisten: In der Internationale damals; Zentralismus vs Autonomie, Partei der Arbeiterklasse versus reine spontane Aktionen (Stichwort "Direkte Aktion"), Eroberung der politischen Macht und Theorie Absterben des Staates versus Abschaffen des Staates (heißt Staat im Sozialismus nach Marx).

Auch die Unterschiede zwischen Nationalsozialismus und Sozialismus bzw. Marxismus sollte man nicht versuchen zu verwischen.--Gonzo Greyskull 21:41, 21. Okt. 2008 (CEST)Beantworten