Winterruhe

Als Winterruhe wird in der Gärtnerei und Botanik die Reaktion außertropischer Pflanzen auf die während des Winters herrschenden lebensfeindlichen Umweltbedingungen, insbesondere der Mangel an flüssigem Wasser, als Winterruhe bezeichnet. Bezieht sich die Winterruhe auf Samen oder Knospen, spricht man von Keimruhe oder Dormanz.[1]

Zoologische Winterruhe

Entgegen der weit verbreiteten Annahme gibt es neben dem Winterschlaf keine Winterruhe bei gleichwarmen Tieren. Während oft die hohe Temperatur bei überwinternden großen Säugetieren wie Schwarzbären als Beleg für eine Winterruhe geführt wurde, ist diese ein Ergebnis der großen wärmespeichernden Masse.[2] Die Stoffwechselaktivität, eines der Hauptcharakteristikum von Winterschlaf, sinkt dennoch auf ein niedriges Level.[3]

Generell ist Körpertemperatur ein schlechtes Merkmal von Winterschlaf, da Lemuren Trockenzeiten überstehen, indem sie in den Winterschlaf gehen. Dabei können sie aufgrund des tropischen Wetters Körpertemperaturen von über 30 °C haben.[4]

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Gärtnerische Winterruhe

Im gärtnerischen Sinn bezeichnet die Winterruhe der nichttropischen Vegetation den Abwurf des Blattwerks der Laubbäume bzw. das Absterben der oberirdischen Pflanzenteile der „winterharten“ mehrjährigen krautigen Pflanzen. Wintergetreidearten schossen und blühen im Frühjahr nur nach Vernalisation in der winterlichen Kälteperiode.

Beendigung der Winterruhe

Für die Überwindung der Winterruhe benötigen die meisten Pflanzen eine Kälteperiode von oft 3–5 Wochen Länge bei 0,5–5 °C. Je stärker die tatsächliche Temperatur davon abweicht, desto mehr verlängert sich diese Zeitspanne. Während der Ruhe werden Hemmstoffe wie Abscisinsäure langsam abgebaut.

Abgrenzung

Als Zwangsruhe bezeichnet man den Zustand nach Erfüllung des Kältebedürfnisses vor Ende des Winters, wenn Außenfaktoren das Austreiben verhindern.[5]

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Einzelnachweise

  1. Herder-Lexikon der Biologie. Band Spini-Zz, Seite 443, Stichwort Winterruhe. Spektrum-Verlag, Heidelberg/Berlin/Oxford 1994.
  2. Øivind Tøien, John Blake, Dale M. Edgar, Dennis A. Grahn, H. Craig Heller, Brian M. Barnes: Hibernation in Black Bears: Independence of Metabolic Suppression from Body Temperature. In: Science. Band 331, Nr. 6019, 18. Februar 2011, ISSN 0036-8075, S. 906–909, doi:10.1126/science.1199435 (science.org [abgerufen am 14. Juli 2024]).
  3. Fritz Geiser: Seasonal Expression of Avian and Mammalian Daily Torpor and Hibernation: Not a Simple Summer-Winter Affair†. In: Frontiers in Physiology. Band 11, 20. Mai 2020, ISSN 1664-042X, doi:10.3389/fphys.2020.00436 (frontiersin.org [abgerufen am 14. Juli 2024]).
  4. Kathrin H. Dausmann, Julian Glos, Jörg U. Ganzhorn, Gerhard Heldmaier: Hibernation in the tropics: lessons from a primate. In: Journal of Comparative Physiology B. Band 175, Nr. 3, April 2005, ISSN 0174-1578, S. 147–155, doi:10.1007/s00360-004-0470-0 (springer.com [abgerufen am 14. Juli 2024]).
  5. Heinz Jansen: Gärtnerischer Pflanzenbau: Grundlagen des Anbaues unter Glas und Kunststoffen. Ulmer, Stuttgart 1998, ISBN 978-3-8252-1278-0, S. 189.