Waldemar Anton

Waldemar Anton
beim VfB Stuttgart (2022)
Personalia
Geburtstag 20. Juli 1996
Geburtsort OlmaliqUsbekistan
Größe 189 cm
Position Innenverteidigung
Junioren
Jahre Station
0000–2008 Mühlenberger SV
2008–2015 Hannover 96
Herren
Jahre Station Spiele (Tore)1
2015–2016 Hannover 96 II 11 (1)
2015–2020 Hannover 96 130 (5)
2020– VfB Stuttgart 127 (3)
Nationalmannschaft
Jahre Auswahl Spiele (Tore)2
2016–2019 Deutschland U21 11 (0)
2024– Deutschland 2 (0)
1 Angegeben sind nur Ligaspiele.
Stand: Saisonende 2023/24

2 Stand: 3. Juni 2024

Waldemar Anton (* 20. Juli 1996 in Olmaliq, Usbekistan als Wladimir Anton;[1] usbekisch Valdemar Anton) ist ein deutscher Fußballspieler. Der Innenverteidiger steht beim VfB Stuttgart unter Vertrag.

Leben

Anton kam in Olmaliq in der ehemaligen Sowjetrepublik Usbekistan[2] als Sohn russlanddeutscher Eltern zur Welt. Als Anton zwei Jahre alt war, siedelte seine Familie als Spätaussiedler nach Deutschland um, wo er im hannoverschen Stadtteil Mühlenberg aufwuchs.[3] Im Zuge der Aussiedlung wurde sein Vorname von Wladimir in Waldemar geändert. Er spricht neben Deutsch auch Russisch.[2]

Karriere

Vereine

Jugend und Etablierung als Profi bei Hannover 96

Anton bei Hannover 96 (2016)

Als Siebenjähriger begann Anton mit dem Vereinsfußball beim hannoverschen Stadtteilverein Mühlenberger SV.[4] 2006 wurde er von Hannover 96 gescoutet und wechselte 2008 in dessen Jugendabteilung. In der Spielzeit 2013/14 gelang ihm mit der A-Jugend des Vereins der Einzug in die Endrunde um die deutsche Meisterschaft. Nachdem sich die Hannoveraner gegen den Staffelkonkurrenten und amtierenden Meister VfL Wolfsburg durchgesetzt hatten, scheiterten sie im Endspiel am FC Schalke 04. In der Folgesaison folgte Anton auf Kevin Krottke im Amt des Mannschaftskapitäns[5] und verpasste nur drei Saisonspiele, zwei davon in Folge einer Rotsperre.

Zur Saison 2015/16 rückte Anton gemeinsam mit Noah Sarenren Bazee und Niklas Feierabend in die von Michael Frontzeck verantwortete Bundesligamannschaft auf. Die Mannschaft war defensiv instabil und verlor zeitweise achtmal in Folge. Nachdem Anton zunächst unter Frontzecks Nachfolger Thomas Schaaf beim 2:1-Auswärtssieg beim VfB Stuttgart am 23. Spieltag in der Schlussphase debütieren durfte, profitierte er in der Folge von der Beförderung Daniel Stendels zum Trainer der ersten Herrenmannschaft. Stendel, der bis dahin die vereinseigene U19 trainiert hatte, setzte seinen ehemaligen Jugendspieler in den letzten sechs Saisonspielen ein. Dieser holte in diesen Spielen mit dem Team acht Punkte, was aber letztendlich trotzdem nicht reichen sollte, woraufhin Hannover 96 als Letzter aus der Bundesliga abstieg. Der 19-jährige Anton hatte erst als defensiver Mittelfeldspieler und schließlich als Teil der Innenverteidigung zur Mannschaftsleistung beigetragen, beim 2:0 gegen Borussia Mönchengladbach schoss er sogar sein erstes Tor im Herrenbereich. Weitere Erfahrung sammelte er zuvor bereits in der Regionalliga Nord. Im Anschluss an die Saison einigten sich Verein und Spieler auf eine langfristige Verlängerung seines Vertrags.[6] Aufgrund seiner Leistungen erhielt dieser im Sommer 2016 auch seine erste Nominierung für eine Nachwuchsnationalmannschaft des DFB, als ihn Stefan Kuntz in den Kader der U21 berief.[7] In der Spielzeit 2016/17 war Anton nach dem Verlust diverser Defensivspieler wie Hotaru Yamaguchi und Christian Schulz unter Daniel Stendel, der Trainer der Mannschaft blieb, rasch eine feste Größe im Defensivverbund. Er spielte mit Hannover den kompletten Saisonverlauf über um den Aufstieg mit, ab dem 24. Spieltag blieb man ungeschlagen. Gemeinsam mit dem Mitabsteiger Stuttgart gelang den Niedersachsen als Vizemeister die direkte Rückkehr ins Oberhaus, hierzu hatte Anton neben seinen Leistungen als Verteidiger auch zwei Tore und drei Vorlagen beigesteuert. Im August 2018 gab Hannovers Trainer André Breitenreiter bekannt, mit dem 22-jährigen Anton als bis dato jüngstem Kapitän der Bundesliga in die Saison 2018/19 zu gehen.[8] Dieser folgte im Amt auf den aussortierten Manuel Schmiedebach. Der Innenverteidiger schaffte es in der Spielzeit 2018/19, jedes Saisonspiel über die volle Spielzeit zu absolvieren, stieg mit dem Team aber nach nur zwei Jahren in der 1. Liga wieder in die 2. Bundesliga ab. Bereits Anfang März 2019 wurde der 29-jährige Marvin Bakalorz von Coach Thomas Doll, der die Mannschaft Ende Januar 2019 übernommen hatte, zum neuen Kapitän ernannt. Anton verblieb weiterhin im Mannschaftsrat und gab an, diese Entscheidung als „Erleichterung“ empfunden zu haben.[9]

Bundesliga und Vizemeisterschaft mit dem VfB Stuttgart

Am 28. Juli 2020 wechselte Anton, nachdem der Wiederaufstieg mit Hannover 96 diesmal nicht realisiert werden konnte, in die Bundesliga zum VfB Stuttgart. Bei den Schwaben erhielt der Defensivspieler einen Vertrag mit einer Laufzeit bis Ende Juni 2024[10] und ersetzte in der Innenverteidigung Holger Badstuber, der im Rahmen seines Karriereausklangs in die Regionalligamannschaft gerückt war. Bei seinem neuen Verein etablierte sich Anton von Saisonbeginn als Teil der defensiven Dreierkette neben Marc-Oliver Kempf und Konstantinos Mavropanos. Im November 2021 verlängerte er seinen Vertrag bis Ende Juni 2025.[11] Nachdem Anton mit den Stuttgartern in seiner ersten Saison noch im Tabellenmittelfeld gelandet war, rettete sie in der Spielzeit 2021/22 nur die um einiges bessere Tordifferenz vor dem Sturz auf den Relegationsrang 16. Diesen belegte der VfB allerdings ein Jahr später, nachdem phasenweise sechs Ligapartien in Folge verloren gegangen waren. In der Folge setzte man sich aber mit 3:1 und 3:0 gegen den Zweitligisten Hamburger SV durch und hielt die Klasse. Während in der Folge vor allem in der Defensive einige Spieler ausgetauscht wurden, blieb Anton dem VfB Stuttgart treu und wurde im Sommer 2023 von Cheftrainer Sebastian Hoeneß zum Mannschaftskapitän ernannt.[12] Während Leihspieler Alexander Nübel im Tor stand, verteidigte Anton vor ihm am häufigsten mit Hiroki Itō und – bis zu dessen KreuzbandrissDan-Axel Zagadou, wohingegen vor den Verteidigern Angelo Stiller und Atakan Karazor absicherten. Gemeinsam sorgte diese Hintermannschaft dafür, dass der VfB gemeinsam mit RB Leipzig nach Meister Bayer 04 Leverkusen die zweitwenigsten Gegentore hinnehmen musste. Als einzigem Stuttgarter Defensivspieler wurde Anton nach Abschluss der Hinrunde vom kicker die „nationale Klasse“ in der Kategorie Innenverteidiger bescheinigt, hier belegte er den 6. Rang.[13] Darüber hinaus verlängerte er seinen Vertrag beim VfB bis zum 30. Juni 2027.[14] Doch auch nach selbst erzielten Treffern war Stuttgart in den ligainternen Top 3 vertreten und holte letztendlich als Vizemeister sogar drei Zähler mehr als in der Meistersaison 2006/07. Nach 14 Jahren erfolgte so darüber hinaus die Rückkehr der Schwaben in die Champions League.

Nationalmannschaft

Anton debütierte am 2. September 2016 beim 3:0-Sieg im Freundschaftsspiel gegen die Slowakei in der deutschen U21-Nationalmannschaft. Im Juni 2017 gewann er als Teil des Kaders mit der Mannschaft die U21-Europameisterschaft in Polen.

Bis zu Antons erstem A-Nationalmannschaftseinsatz war ein Verbandswechsel möglich. Er war grundsätzlich für drei Nationalmannschaften spielberechtigt: Russland, da seine Eltern und Großeltern als Russlanddeutsche in der Sowjetunion lebten, Usbekistan, seinem Geburtsland, und Deutschland, wo er seit seinem zweiten Lebensjahr aufwuchs. Im Jahr 2017 kontaktierte ihn der usbekische Fußballverband, ein Verbandswechsel kam für Anton jedoch nicht infrage.[1] Er zeigte grundsätzlich Interesse daran, für die russische Nationalmannschaft zu spielen,[15] und wurde vor der Weltmeisterschaft 2018 erstmals vom damaligen russischen Nationaltrainer Stanislaw Tschertschessow kontaktiert,[16][17] allerdings nie vom russischen Verband.[17][18]

Im März 2024 wurde er von Bundestrainer Julian Nagelsmann erstmals für die deutsche Nationalmannschaft nominiert.[19] Am 23. März 2024 gab er sein Debüt im Nationaltrikot, als er beim 2:0-Testspielsieg gegen Frankreich in Lyon in der 90. Minute eingewechselt wurde. Im Mai 2024 wurde er von Bundestrainer Julian Nagelsmann in den Kader für die Europameisterschaft im eigenen Land berufen.

Erfolge

Hannover 96

Nationalmannschaft

Individuell

Commons: Waldemar Anton – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. a b Bild: „Ich brauche keine Ausstiegsklausel“, 17. Januar 2018
  2. a b Hannoversche Allgemeine Zeitung: „Der Trainer ist sehr emotional“ (Memento vom 26. Oktober 2020 im Internet Archive), 13. Juli 2016
  3. Anton eröffnet Bolzplatz in Mühlenberg, 27. Oktober 2019
  4. Nachwuchs – Hannover 96: Viele Punkte für Anton. www.neuepresse.de, 2. Juli 2015, archiviert vom Original am 4. Juli 2015; abgerufen am 16. April 2016.
  5. Waldemar Anton (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive) auf der Vereinswebsite von Hannover 96, abgerufen am 1. März 2016
  6. Hannover 96 verlängert mit Waldemar Anton (Memento vom 30. Juni 2016 im Internet Archive) auf haz.de vom 25. Mai 2016, abgerufen am 25. Mai 2016
  7. Waldemar Anton für die U21 nominiert, hannover96.de, abgerufen am 22. Juni 2024
  8. Entschieden: Anton ist neuer Kapitän, Esser wird Stammkeeper, hannover96.de, abgerufen am 16. August 2018
  9. Doll macht Bakalorz zum Kapitän, kicker.de, 5. März 2019, abgerufen am 5. März 2019.
  10. Der VfB verpflichtet Waldemar Anton VfB Stuttgart 28. Juli 2020
  11. Waldemar Anton verlängert bis 2025. auf der offiziellen Webseite des VfB Stuttgarts, 5. November 2021, abgerufen am 5. November 2021.
  12. VfB Stuttgart: Hoeneß findet in Anton neuen und „würdigen“ Kapitän. In: ligainsider.de. 21. August 2023, abgerufen am 23. August 2023.
  13. Kossounou auf der Überholspur – Upamecano überrascht positiv, kicker.de, abgerufen am 22. Juni 2024
  14. Vertragsverlängerung mit Waldemar Anton bis 2027 VfB Stuttgart 14. Januar 2024
  15. Neue Presse: Anton will in den 96-Mannschaftsrat, 13. Juli 2016
  16. https://www.bild.de/sport/fussball/nationalmannschaft/hannovers-waldemar-anton-spricht-ueber-das-werben-des-russland-trainers-57333718.bild.html
  17. a b https://www.sport1.de/news/internationaler-fussball/2021/02/dfb-vfb-verteidiger-anton-schwankt-zwischen-deutschland-und-russland
  18. Sportbuzzer: „Vielleicht sind wir bald ja auch ein Top-Team“, 1. September 2017
  19. Nagelsmann nominiert gleich sechs Neulinge – Auch Beste dabei. In: kicker.de. 14. März 2024, abgerufen am 14. März 2024.