Norwegische Tänze

Die Norwegischen Tänze op. 35 sind eine Sammlung von vier Tänzen für Klavier zu vier Händen im Stil der Romantik, welche der Komponist Edvard Grieg 1881 bei der Edition Peters herausbrachte.

Hintergrund

Nach einem Kuraufenthalt wegen Magenbeschwerden in Karlsbad zog Grieg nach Lofthus am Sørfjord in der Region Hardanger. Dort komponierte er, angeregt durch Antonín Dvořáks Slawische Tänze und Johannes BrahmsUngarische Tänze, vier Tänze für vier Hände, welche er Norwegische Tänze nannte. Im Gegensatz zu Dvořák und Brahms benutzte er überlieferte Primärmelodien aus Ludvig Mathias Lindemans Sammlung Alte und neue Bergmelodien (1853). Einige Jahre später ließ Grieg auch ein zweihändiges Arrangement für Klavier folgen, das im Jahr 2017 von dem norwegische Komponisten Einar Steen-Nøkleberg im Henle-Verlag neu herausgegeben wurde.

Im Jahr 1882 wurden durch den dänischen Cellisten und Komponisten Robert Henriques die ersten drei Tänze als Ballettmusik für den 2. Akt von Griegs Bühnenmusik zu IbsensPeer Gyntinstrumentiert und Griegs Freund Frank Van der Stucken brachte später ebenfalls eine Orchesterfassung der Tänze Nr. 2 und Nr. 3 heraus. Gegen den Willen Griegs, der einen französischen Komponisten bevorzugte, erschien im Jahr 1891 eine weitere Instrumentation der Norwegischen Tänze durch den böhmischen Dirigenten, Komponisten und Bratschisten Hans Sitt, die in dieser Fassung zumeist aufgeführt wird.[1]

Tänze

Alle Tänze stehen im 2/4-Takt und sind dreiteilig. Hierbei ändert sich das Tongeschlecht des Grundtones im ersten und in den beiden letzten Tänzen. Der Mittelteil des ersten Tanzes steht in D-Dur, der Mittelteil im dritten Tanz in g-Moll und der Mittelteil des letzten Tanzes steht in d-Moll. Der Mittelteil des zweiten Satzes steht in der Mollparallele fis-Moll.

Für den ersten Tanz benutzte Grieg Sinclairs Marsch, ein Lied aus dem Bergland im Norden Norwegens. Inspiriert dazu könnte er durch seine schottische Herkunft aus dem Clan der McGregors gewesen sein. Zwei tänzerische Teile umrahmen einen lyrischen Mittelteil, welcher in D-Dur, später in fis-moll steht. Der Hauptteil wird geprägt durch starke dynamische Kontraste.

Für die anderen Tänze verwendete er jeweils Hallings, ein volkstümlicher norwegischer Tanz im 2/4- oder 6/8-Takt im mäßigen Tempo. Dabei erfreut sich der zweite Tanz mit seiner prägenden Oboenstimme in der Orchesterfassung besonderer Beliebtheit, weswegen er vielfach auch als Solostück auf Tonträger zu hören ist. Der dritte Tanz mit den Tempi schnell-langsam-schnell wird, ebenso wie der erste, von starken dynamischen Kontrasten geprägt. Dem vierten und umfangreichsten Tanz ist in seiner dreiteiligen Anlage noch eine zweiteilige Coda angehängt und endet in einem furiosen Prestissimo.

Weitere Arrangements erschienen unter anderen für Violine und Klavier (Hans Sitt), für Violine, Cello und Klavier (Hans Sitt), für zwei Klaviere (Philipp Werthner, 1919), für Piccoloflöte, 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Clarinetten, 2 Fagotte, 4 Hörner und Kontrabass (Patrick Clements, 2020) und für Militärorchester (Patrick Gilmore, 1908).[2]

Bezeichnung der Tänze

  • 1) Allegro moderato (d-Moll)
  • 2) Allegretto tranquillo e grazioso (A-Dur)
  • 3) Allegro moderato alla Marcia (G-Dur)
  • 4) Allegro molto (D-Dur)

Einzelnachweise

  1. Norwegische Tänze op. 35 , Orchesterfassung nach Hans Sitt, Beschreibung auf stretta-music.de
  2. 4 norwegische Tänze: Noten und Audiodateien im International Music Score Library Project