Hypopygium

Hypopygium einer Schnake

Hypopygium nennt man das Sternum, also den bauchseitig gelegenen Teil des meist modifizierten letzten Abdominalsegments bei vielen Insektengruppen.[1] Seine Morphologie spielt für die systematische Klassifizierung von Arten eine wesentliche Rolle. In vielen Fällen, besonders bei den Zweiflüglern (Diptera), ist damit das gesamte letzte Abdominalsegment gemeint, das die Kopulationsorgane enthält. Es wird dann auch Terminalium genannt.[2]

Zweiflügler

Bei den Zweiflüglern ist das Hypopygium das neunte Abdominalsegment und weist einige Besonderheiten auf. Es kann während der Puppenentwicklung oder im Adultstadium zu einer Verdrehung (Torsion) des Hypopygiums kommen. Während des Puppenstadiums ist eine Drehung um 360° möglich, bei Imagines erfolgt die Drehung um 180° durch Muskeleinwirkung. Diese Drehungen haben zu einer unterschiedlichen Benennung homologer Bildungen des Hypopygiums bei verschiedenen Arten der Zweiflügler geführt.

Hautflügler

Auch bei den Hautflüglern zeigt das Hypopygium verschiedene Spezialbildungen, die besonders bei den Ameisen zur Unterscheidung der Unterfamilien herangezogen werden. Der ursprüngliche Bau der Ameisen umfasst elf Segmente. Sichtbar sind aber bei den Weibchen der meisten Arten nur sieben Segmente, bei den Männchen neun. Als Hypopygium wird immer das Sternum des letzten sichtbaren Segments bezeichnet. Bei einigen Gattungen der Ameisen enthält es die Acidopore,[3] durch die die Ameisensäure aus bestimmten Drüsen ausgestoßen wird. Diese Bildung des Hypopygiums gibt es jedoch nur bei den Weibchen der Ameisen-Unterfamilie der Schuppenameisen (Formicinae). Bei den anderen Unterfamilien ist das Hypopygium eine einfache, trapezförmige Platte, die einige nach hinten gerichtete Sinneshaare trägt. Diese dienen als taktile Rezeptoren, die die Lage des Hinterleibs anzeigen. Ähnlich gebaut wie die Acidopore ist die Scheide, die den Stachel bei einigen Arten räuberischer Ameisen wie beispielsweise der Gattung Leptogenys trägt.[4] Die Gattungen der Unterfamilie der Drüsenameisen (Dolichoderinae) besitzen statt eines Stachels nur eine schlitzförmige Kloakenöffnung zwischen Telson und Hypopygium.

Einzelnachweise

  1. Lajos Zombori, Henrik Steinmann: Dictionary of Insect Morphology. Teilband 34 von: Maximilian Fischer (Hrsg.): Handbuch der Zoologie. Band 4. Arthropoda: Insecta. Walter de Gruyter, 1998, S. 88 ISBN 3-1101-4898-6
  2. E. Martine: Eine interessante Variante am Hypopygium einer Culicide. Entomologische Mitteilungen, 17, 2, S. 138–140, 1928
  3. Akey C. F. Hung and William L. Brown, Jr.: Structure of Gastric Apex as a Subfamily Character of the Formicinae (Hymenoptera: Formicidae). Journal of the New York Entomological Society, 74, 4, S. 198–200, Dezember 1966
  4. Roberto Keller: Homology Weekly: Hypopygium. Archetype, 12. Dezember 2008

Literatur

  • F. W. Edwards: The Nomenclature of the Parts of the Male Hypopygium of Diptera Nematocera, with Special Reference to Mosquitos. The Annals of Tropical Medicine and Parasitology, 14, 1, S. 23–40, 1920 PDF (englisch)
  • Theodor Schräder: Das Hypopygium “circumversum” von Calliphora erythrocephala. Ein Beitrag zur Kenntnis des Kopulationsapparats der Dipteren. Zoomorphology, 8, 1–2, S. 1–44, 1927 doi:10.1007/BF00464880
  • Robert E. Snodgrass: The Hypopygium of the Dolichopodidae. Proceedings of the California Academy of Sciences, Third Series Zoology, 3, 10, 1904