Gauliga Schlesien

Gauliga Schlesien

Die Gauliga Schlesien war eine der obersten deutschen Fußballligen in der Zeit des Nationalsozialismus.

Nachdem der NSRL-Bereich Schlesien am 1. August 1941 offiziell aufgehört hatte zu bestehen wurde die Fußballmeisterschaft getrennt im Sportgau Niederschlesien und Sportgau Oberschlesien ausgetragen.[1]

Geschichte

Die Gau-Einteilung 1933,
Nr. 4 = Schlesien

Vorgänger der Gauliga Schlesien war die südostdeutsche Fußballendrunde, welche vom Südostdeutschen Fußball-Verband (SOFV) ausgetragen wurde. Im Zuge der Gleichschaltung wurde der SOFV und die anderen regionalen Fußballverbände in Deutschland wenige Monate nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahre 1933 aufgelöst. An deren Stelle traten 16 Gauligen. Die überwiegende Anzahl der Vereine aus dem SOFV wurden dem Sportgau Schlesien zugeordnet, einzig die Vereine in der brandenburgischen Niederlausitz wechselten in den Sportgau Berlin-Brandenburg.

Ab 1933 spielten in der Gauliga Schlesien zehn Mannschaften um den Titel des Gaumeisters, der zur Teilnahme an der Endrunde um die deutsche Fußballmeisterschaft berechtigt war. Zur Spielzeit 1939/40 wurde die Liga kriegsbedingt in zwei Staffeln gespalten. Zunächst nahmen sechs bzw. acht Mannschaften teil, wegen des Rückzugs der SV Ratibor 03 und STC Görlitz wurden die Ligen mit jeweils einer Mannschaft weniger zu Ende gespielt. Die Bereichsmeisterschaft wurde zwischen den Staffelsiegern Vorwärts-Rasensport Gleiwitz und FV 06 Breslau ausgespielt. In der folgenden Spielzeit wurde mit elf Mannschaften in einer eingleisigen Liga gespielt, am 30. März 1941 kam es jedoch zum kriegsbedingten Abbruch der Meisterschaft. Der zu diesem Zeitpunkt Erstplatzierte Vorjahres- und Serienmeister Vorwärts-Rasensport Gleiwitz wurde zum Vertreter der Gauliga bestimmt, Gleiwitz führte punktgleich mit Germania Königshütte die Meisterschaft an, nur der damals gültige bessere Torquotient gab den Ausschlag für Gleiwitz.

In der folgenden Spielzeit wurde die Liga in die Gauligen Niederschlesien und Oberschlesien unterteilt.

Meister der Gauliga Schlesien 1934–1941

SaisonMeister Gauliga
Schlesien
Abschneiden
deutsche Meisterschaft
Deutscher Meister
1933/34Beuthener SuSV 09Gruppenzweiter Gruppe AFC Schalke 04
1934/35SpVgg Vorwärts-Rasensport GleiwitzGruppendritter Gruppe AFC Schalke 04
1935/36SpVgg Vorwärts-Rasensport GleiwitzHalbfinale1. FC Nürnberg
1936/37Beuthener SuSV 09Gruppenvierter Gruppe AFC Schalke 04
1937/38SpVgg Vorwärts-Rasensport GleiwitzGruppenvierter Gruppe CHannover 96
1938/39SpVgg Vorwärts-Rasensport GleiwitzGruppenzweiter Gruppe 4FC Schalke 04
1939/40SpVgg Vorwärts-Rasensport GleiwitzGruppenzweiter Gruppe 1bFC Schalke 04
1940/41SpVgg Vorwärts-Rasensport GleiwitzGruppenfinale Gruppe 1SK Rapid Wien

Statistiken

Rekordmeister

Rekordmeister der Gauliga Schlesien ist die SpVgg Vorwärts-Rasensport Gleiwitz, die die Meisterschaft sechs Mal erreichen konnten.

VereinTitelJahr
SpVgg Vorwärts-Rasensport Gleiwitz61935, 1936, 1938, 1939, 1940, 1941
Beuthener SuSV 0921934, 1937

Ewige Tabelle

Berücksichtigt sind alle Gruppen- und Entscheidungsspiele der Gauliga Schlesien zwischen den Spielzeiten 1933/34 und 1940/41. Die Tabelle richtet sich nach der damals üblichen Zweipunkteregel.

Pl.VereinJahreSp.SUNT+T-Diff.PunkteØ-Pkt.TitelSpielzeiten nach Kalenderjahren
 1.SpVgg Vorwärts-Rasensport Gleiwitz8 135 96 17 22437146+291209:611,5561933–41
 2.Breslauer SpVg 028 139 64 24 51302256+46152:1261,09-1933–41
 3.SC Preußen Hindenburg8 135 65 20 50321254+67150:1201,11-1933–41
 4.Breslauer FV 068 141 56 20 65286320−34132:1500,94-1933–41
 5.Beuthener SuSV 097 117 58 15 44301232+69131:1031,1221933–38, 1939/40
 6.SC Hertha Breslau7 119 50 19 50222240−18119:1191-1933–35, 1936–41
 7.SC Vorwärts Breslau6 109 41 12 56216294−7894:1240,86-1933–38, 1940/41
 8.SpVgg Ratibor 03A5 90 32 12 46193214−2176:1040,84-1933–37, 1938–40
 9.Reichsbahn-SV Gleiwitz4 62 21 10 31120155−3552:720,84-1936–40
10.SV 33 Klettendorf3 48 19 3 2688125−3741:550,85-1937–40
11.FV Germania Königshütte1 20 16 3 17723+5435:501,75-1940/41
12.Sportfreunde Klausberg3 44 12 10 2261116−5534:540,77-1937–40
13.SpVgg Deichsel Hindenburg2 36 11 9 166374−1131:410,86-1934–36
14.VfB 1910 Gleiwitz2 36 11 7 186687−2129:430,81-1935–37
15.TuS Schwientochlowitz1 19 13 2 44233 +928:101,47-1940/41
16.1. FC Kattowitz1 18 9 1 84739 +819:171,06-1940/41
17.TuSpo Liegnitz1 12 8 1 34329+1417:701,42-1939/40
18.VfB Breslau2 30 6 4 204592−4716:440,53-1935/36, 1939/40
19.1. FC Breslau2 30 4 5 213894−5613:470,43-1938–40
20.SV 1919 Hoyerswerda1 18 4 4 102553−2812:240,67-1933/34
21.SC Schlesien Haynau1 18 4 1 132666−409:270,5-1934/35
22.STC GörlitzA2 18 2 2 142767−406:300,33-1933/34, 1939/40
23.VfB Liegnitz1 16 2 1 131754−375:270,31-1940/41
A 
Verein hat sich während der Saison 1939/40 vom Ligabetrieb zurückgezogen

Platzierungen nach Verein

VereinSaison
33/3434/3535/3636/3737/3838/3939/40B40/41
SpVgg Vorwärts-Rasensport Gleiwitz4112111O1
Breslauer SpVg 022753244N6
SC Preußen Hindenburg7826322O4
Breslauer FV 068644881N9
Beuthener SuSV 091331103O8
SC Hertha Breslau398433N7
SC Vorwärts Breslau5287910
SpVgg Ratibor 036471066O
Reichsbahn-SV Gleiwitz5655O
SV 33 Klettendorf595N
FV Germania Königshütte2
Sportfreunde Klausberg774O
SpVgg Deichsel Hindenburg59
VfB 1910 Gleiwitz69
TuS Schwientochlowitz3
1. FC Kattowitz5
TuSpo Liegnitz2N
VfB Breslau107N
1. FC Breslau106N
SV 1919 Hoyerswerda9
SC Schlesien Haynau10
STC Görlitz108N
VfB Liegnitz11
B 
In dieser Saison war die Liga zweigeteilt, N: Niederschlesien, O: Oberschlesien.

Ligasystem

Nach Gründung der Gauliga Schlesien 1933 ergab sich folgendes Ligasystem. Die regionalen Einteilungen der unteren Ligen unterlag im Laufe des Bestehens der Gauliga einigen Änderungen.

EbeneSpielklassen des Fußballgaus Schlesien 1933/34
1Gauliga Schlesien
10 Mannschaften
Platz 1: Qualifikation deutsche Fußballmeisterschaft
Platz 9–10: Absteiger
22 Staffeln der
Bezirksliga Niederschlesien
(Nord, Süd)
16 Mannschaften
Platz 1: Aufstiegsrunde
Platz 8: Absteiger
Bezirksliga Mittelschlesien
12 Mannschaften
Platz 1: Aufstiegsrunde
Platz 11–12: Absteiger
Bezirksliga Oberschlesien
12 Mannschaften
Platz 1: Aufstiegsrunde
Platz 11–12: Absteiger
31. Kreisklasse Bunzlau

1. Kreisklasse Glogau
1. Kreisklasse Görlitz
1. Kreisklasse Grünberg
1. Kreisklasse Hirschberg
1. Kreisklasse Hoyerswerda
1. Kreisklasse Liegnitz
1. Kreisklasse Sagan
je Platz 1: Aufstiegsrunde

1. Kreisklasse Breslau

1. Kreisklasse Brieg
1. Kreisklasse Glatz
1. Kreisklasse Oels
1. Kreisklasse Schweidnitz
1. Kreisklasse Trebnitz
1. Kreisklasse Waldenburg
1. Kreisklasse Wohlau
je Platz 1: Aufstiegsrunde

1. Kreisklasse Beuthen

1. Kreisklasse Gleiwitz
1. Kreisklasse Hindenburg
1. Kreisklasse Kreuzburg
1. Kreisklasse Oppeln
1. Kreisklasse Ratibor
1. Kreisklasse Neisse
je Platz 1: Aufstiegsrunde

42. Kreisklassen2. Kreisklassen2. Kreisklassen

Bezirksligen

Den zweitklassigen Unterbau der Gauliga Schlesien bildeten die Bezirksligen Nieder-, Mittel- und Oberschlesien. Die Niederschlesische Bezirksliga war nochmals in zwei Staffeln unterteilt, deren Staffelsieger den Meister ausspielten. Ab der Saison 1939/40 wurde auch die beiden anderen Bezirksligen in zwei Staffeln ausgetragen. Die drei Bezirksmeister spielten dann in einer Aufstiegsrunde die beiden Aufsteiger in die Gauliga aus. Ab 1940/41 wurden die Bezirksligen in 1. Klasse umbenannt. Durch den Gewinn an polnischen Gebieten wund der Aufnahme des Spielbetriebes in diesen wurde die 1. Klasse Oberschlesien zur Saison 1940/41 in zwei Staffeln mit jeweils zwei Abteilung untergliedert. Beide Staffelsieger durften an der Aufstiegsrunde teilnehmen.

Es folgt eine Übersicht über die jeweiligen Sieger der Bezirksligen. Fettgedruckte Mannschaften setzten sich in der Aufstiegsrunde durch.

SaisonMeister Bezirksliga
Niederschlesien
Meister Bezirksliga
Mittelschlesien
Meister Bezirksliga
Oberschlesien
1933/34TuSV Weißwasser/
SC Schlesien HaynauA
Polizei SV BreslauHindenburg" | SpVgg Deichsel Hindenburg
1934/35MSV GlogauVfB BreslauVfB 1910 Gleiwitz
1935/36MSV Cherusker GörlitzSC Hertha BreslauReichsbahn-SV Gleiwitz
1936/37VfB LiegnitzSV KlettendorfSportfreunde Klausberg
1937/38SpVgg Bunzlau1. FC BreslauSpVgg Ratibor 03
1938/39BSTC GörlitzVfB BreslauBeuthener SuSV 09
1939/40CVfB LiegnitzSC Vorwärts BreslauSV Schomberg
1940/41DWSV LiegnitzReichsbahn SG OelsReichsbahn SG Myslowitz
LSV Reinecke BriegE
A 
Der Gewinner der Niederschlesischen Bezirksliga 1933/40, TuSV Weißwasser, wurde vom Fachamt Fußball zur kommenden Saison dem Gau Berlin-Brandenburg zugeordnet. Dadurch durfte der niederschlesische Vizemeister an der Aufstiegsrunde teilnehmen.
B 
Durch die Aufstockung der Gauliga im nächsten Jahr stiegen alle Mannschaften der Aufstiegsrunde auf.
C 
Zusätzlich gab es zuerst eine Entscheidungsrunde zwischen den Vereinen aus dem eroberten polnischen Gebieten, bei denen sich der 1. FC Kattowitz durchsetzte und aufstieg. Danach gab es noch eine Relegationsrunde zwischen den beiden Letztplatzierten der Gruppe Oberschlesien der Gauliga Schlesien 1939/40 und den ebenso aus den polnischen Gebieten stammenden Germania Königshütte und TuS Schwientochlowitz, bei der sich beide letztgenannten Vereine durchsetzten konnten und somit ebenfalls aufstiegen.
D 
Durch die Aufteilung der Gauliga im nächsten Jahr stiegen alle Mannschaften der Aufstiegsrunde auf.
E 
Zwei Vertreter aus Oberschlesien durften an der Aufstiegsrunde teilnehmen.

Reichsbundpokal

In den ersten Austragungen der Gauauswahlwettbewerbe konnte die Auswahlmannschaft Schlesiens noch keine Erfolge feiern und schied jeweils in der ersten Runde aus. Erst 1937/38 gelang mit einem 3:1-Auswärtserfolg über Mitte der erste Sieg überhaupt in diesem Wettbewerb. In der Spielzeit 1938/39 erreichte die Auswahlmannschaft Schlesiens nach Siegen über Nordmark, Ostmark und Württemberg hingegen das Finale. Am 5. März 1939 gewannen die Schlesier auch das im Stadion am Ostragehege in Dresden ausgespielte Finale gegen die Auswahlmannschaft des Gaues Bayern und gewannen somit erstmals den Reichsbundpokal.[2]

Quellen

Einzelnachweise

  1. Der Oberschlesische Wanderer, 1941, Nr. 240, S. 3
  2. Germany – Region XI Championship Reichsbundpokal 1938/39. Rec.Sport.Soccer Statistics Foundation, abgerufen am 1. Juni 2016.
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