Eisschnelllauf-Mehrkampfeuropameisterschaft 1991

Die 88. Eisschnelllauf-Mehrkampfeuropameisterschaft (16. der Frauen) wurde vom 18.–20. Januar 1991 im damals noch jugoslawischen Sarajevo, dem Austragungsort der Olympischen Winterspiele von 1984, ausgetragen. Wettkampfort war das Zetra Oval, was mit der EM 1991 seinen letzten internationalen Wettkampf im Eisschnelllauf erleben sollte. Infolge des beginnenden Bosnienkriegs wurde die Eisbahn 1992 geschlossen.

Teilnehmende Nationen

Es nahmen insgesamt 53 Sportler aus 15 Nationen am Mehrkampf teil. Erstmals war wieder eine gesamtdeutsche Mannschaft mit der Titelverteidigerin Gunda Kleemann bei den Frauen am Start. Allerdings musste das Frauenteam auf die amtierende Mehrkampf-Weltmeisterin Jacqueline Börner verzichten, die nach einem Trainingsunfall im August 1990 noch an ihren erlittenen Verletzungen laborierte. Das ursprüngliche gemeldete schwedische Team um Altmeister Tomas Gustafson zog auf Grund der damaligen Golf-Krise seine Teilnahme kurzfristig zurück.[1]

Teilnehmende Nationen
Osterreich Österreich
Tschechoslowakei Tschechoslowakei
Deutschland Deutschland
Finnland Finnland
Italien Italien
Norwegen Norwegen
Polen Polen
Rumänien Rumänien
Jugoslawien Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien
Schweiz Schweiz
Niederlande Niederlande
Sowjetunion Sowjetunion
Ungarn Ungarn
Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich
Frankreich Frankreich

Wettbewerb

Frauen

Endstand Kleiner-Vierkampf

  • Zeigt die ersten zwölf Finalteilnehmerinnen der Mehrkampf-EM über 5000 Meter.

Souverän mit dem bis dahin größten Punktabstand bei Europameisterschaften gewann Titelverteidigerin Gunda Kleemann ihren dritten Europameister-Titel. Sie gewann dabei drei von vier Einzelstrecken vor ihrer Erfurter Clubkameradin Heike Warnicke. Dritte wurde nach über einjähriger Wettkampfpause die dreimalige Olympiasiegerin von Calgary Yvonne van Gennip. Die Österreicherin Emese Nemeth-Hunyady erreichte mit Rang vier für die Fachwelt recht überraschend die bis dahin beste EM-Platzierung bei den Frauen für den österreichischen Verband und verpasste Bronze nur knapp.

RangName500 Meter3000 Meter1500 Meter5000 MeterGesamt-
pkt.
1Deutschland Gunda Kleemann42,69 0(2.)4:24,25 0(1.)2:06,07 0(1.)7:31,91 0(1.)173,945
2Deutschland Heike Warnicke44,21 (11.)4:27,27 0(2.)2:09,70 0(2.)7:33,12 0(2.)177,300
3Niederlande Yvonne van Gennip43,77 0(7.)4:35,97 0(4.)2:11,39 0(6.)7:49,51 0(4.)180,512
4Osterreich Emese Nemeth-Hunyady42,80 0(3.)4:36,23 0(3.)2:11,40 0(7.)8:01,48 0(9.)180,786
5Sowjetunion Swetlana Schurowa-Boiko45,02 0(3.)4:29,24 (12.)2:13,78 (20.)7:44,70 0(3.)180,956
6Sowjetunion Natalja Poloskowa-Koslowa42,48 0(1.)4:40,19 0(3.)2:11,20 (14.)8:01,25 0(8.)181,036
7Deutschland Ulrike Adeberg44,52 (14.)4:34,77 0(6.)2:11,64 0(4.)7:54,00 0(5.)181,595
8Sowjetunion Ljudmila Prokaschowa42,82 0(4.)4:37,17 (10.)2:13,15 (10.)8:05,12 (11.)181,910
9Italien Elena Belci-Dal Farra44,72 (17.)4:35,64 0(8.)2:12,76 0(5.)7:54,45 0(6.)182,358
10Niederlande Carla Zijlstra44,46 (13.)4:36,70 0(9.)2:13,13 0(8.)7:57,19 0(7.)182,671
11Rumänien Mihaela Dascălu43,18 0(5.)4:37,04 (15.)2:16,02 0(9.)8:06,02 (12.)183,295
12Norwegen Else Ragni Yttredal 43,31 0(6.)4:39,16 0(7.)2:12,42 (12.)8:14,23 (15)183,399

500 Meter

Über die eher ungeliebte Sprintdistanz musste Gunda Kleemann der sowjetischen Starterin Natalja Poloskowa-Koslowa den Vorrang lassen, Emese Nemeth-Hunyady setzte mit Rang drei ein erstes Achtungszeichen.

PlatzNameLandZeit
1Natalja Poloskowa-KoslowaSowjetunion Sowjetunion42,48
2Gunda KleemannDeutschland Deutschland42,69
3Emese Nemeth-HunyadyOsterreich Österreich42,80
4Ljudmila ProkaschowaSowjetunion Sowjetunion42,82
5Mihaela DascăluRumänien Rumänien43,18
6Else Ragni YttredalNorwegen Norwegen43,31
7Yvonne van GennipNiederlande Niederlande43,77
8Jaana KivipeltoFinnland Finnland43,90
9Sandra ZwolleNiederlande Niederlande43,92
10Jolanda GrimbergenNiederlande Niederlande43,93
11Heike WarnickeDeutschland Deutschland44,21
14Ulrike AdebergDeutschland Deutschland44,52
21Petra BeckerDeutschland Deutschland46,13

3000 Meter

Über die erste Langstrecke zeigte sich erstmals die Dominanz von Gunda Kleemann. Mit über drei Sekunden Vorsprung verwies sie ihre Clubkameradin Heike Warnicke auf den zweiten Platz. Ulrike Adeberg mit Rang vier rundete das hervorragende deutsche Abschneiden ab.

PlatzNameLandZeit
1Gunda KleemannDeutschland Deutschland4:24,25
2Heike WarnickeDeutschland Deutschland4:27,27
3Swetlana Schurowa-BoikoSowjetunion Sowjetunion4:29,24
4Ulrike AdebergDeutschland Deutschland4:34,77
5Elena Belci-Dal FarraItalien Italien4:35,64
6Yvonne van GennipNiederlande Niederlande4:35,97
7Emese HunyadyOsterreich Österreich4:36,23
8Carla ZijlstraNiederlande Niederlande4:36,70
9Mihaela DascăluRumänien Rumänien4:37,04
10Ljudmila ProkaschowaSowjetunion Sowjetunion4:37,17
13Petra BeckerDeutschland Deutschland4:39,31

1500 Meter

Auch auf der zweiten Kurzstrecke war das Duo Kleemann/Warnicke das Maß der Dinge, wenngleich Kleemann die 1500 m wieder mit über drei Sekunden Vorsprung gewann.

PlatzNameLandZeit
1Gunda KleemannDeutschland Deutschland2:06,07
2Heike WarnickeDeutschland Deutschland2:09,70
3Natalja Poloskowa-KoslowaSowjetunion Sowjetunion2:11,20
4Yvonne van GennipNiederlande Niederlande2:11,39
5Emese HunyadyOsterreich Österreich2:11,40
6Ulrike AdebergDeutschland Deutschland2:11,64
7Else Ragni YttredalNorwegen Norwegen2:12,42
8Elena Belci-Dal FarraItalien Italien2:12,76
9Carla ZijlstraNiederlande Niederlande2:13,13
10Ljudmila ProkaschowaSowjetunion Sowjetunion2:13,15
18Petra BeckerDeutschland Deutschland2:16,47

5000 Meter

Vor der abschließenden Langdistanz deute sich hinter dem souverän führenden deutschen Duo Kleemann/Warnicke eine Überraschung an, die Österreicherin Emese Hunyady lag auf Bronze-Kurs. Allerdings war sie eher Mittelstrecken-Spezialistin, was sich über die 5000 m zeigen sollte. Mit einer taktisch klugen Renneinteilung erreichte Yvonne van Gennip eine Zeit von 7:49,51, was letztlich fast 12 Sekunden Vorsprung vor Hunyady bedeutete. Somit konnte die Niederländerin doch noch Bronze gewinnen.

PlatzNameLandZeit
1Gunda KleemannDeutschland Deutschland7:31,91
2Heike WarnickeDeutschland Deutschland7:33,12
3Swetlana Schurowa-BoikoSowjetunion Sowjetunion7:44,70
4Yvonne van GennipNiederlande Niederlande7:49,51
5Ulrike AdebergDeutschland Deutschland7:54,00
6Elena Belci-Dal FarraItalien Italien7:54,45
7Carla ZijlstraNiederlande Niederlande7:57,19
8Natalja Poloskowa-KoslowaSowjetunion Sowjetunion8:01,25
9Emese HunyadyOsterreich Österreich8:01,48
10Petra BeckerDeutschland Deutschland8:03,50

Männer

Endstand Großer-Vierkampf

  • Zeigt die ersten zwölf Finalteilnehmer der Mehrkampf-EM über 10.000 Meter.

Nach seinem Mehrkampf-Weltmeistertitel von Innsbruck 1990 gelang dem Norweger Johann Olav Koss 1991 sein erster und einziger Mehrkampf-Europameistertitel. Er gewann zwei von vier Einzelstrecken und verwies im westlich ausgeglicheren Starterfeld der Männer den Europameister von 1989 Leo Visser und den Vorjahressieger Bart Veldkamp auf die weiteren Plätze. Bei der deutschen Mannschaft erreichte der Berliner Peter Adeberg mit Rang sieben die beste Platzierung, es war gleichzeitig seine persönlich beste Platzierung bei Mehrkampf-Europameisterschaften. Getrübt wurde der Wettbewerb vom Fehlen des Mitfavoriten Tomas Gustafson aus Schweden. Der zweifache Goldmedaillengewinner von Calgary und Vorjahreszweite bei der Mehrkampf-EM verzichtete wie das gesamte schwedische Team wegen der Golfkrise auf einen Start in Sarajewo.[1]

RangName500 Meter5.000 Meter1.500 Meter10.000 MeterGesamt-
pkt.
1Norwegen Johann Olav Koss39,43 0(6.)6:53,28 0(1.)1:56,99 0(3.)14:08,38 0(1.)162,173
2Niederlande Leo Visser39,42 0(5.)6:59,07 0(3.)1:56,30 0(1.)14:20,83 0(4.)163,134
3Niederlande Bart Veldkamp39,99 (14.)6:55,93 0(2.)1:57,70 0(4.)14:13,56 0(2.)163,498
4Niederlande Ben van der Burg39,19 0(4.)7:05,34 0(7.)1:59,19 (10.)14:42,03 0(6.)165,555
5Niederlande Thomas Bos39,79 (11.)7:08,23 0(9.)1:59,63 (12.)14:32,16 0(5.)166,097
6Norwegen Geir Karlstad41,43 (22.)6:59,47 0(4.)2:01,07 (18.)14:16,59 0(3.)166,562
7Deutschland Peter Adeberg38,63 0(3.)7:16,86 (17.)1:56,68 0(2.)15:18,89 (13.)167,153
8Sowjetunion Ildar Garajev39,48 0(7.)7:10,46 (10.)1:57,80 0(5.)15:07,57 (12.)167,170
9Deutschland BR Markus Tröger39,82 (12.)7:10,65 (11.)1:58,66 0(6.)14:56,38 0(9.)167,257
10Italien Roberto Sighel39,57 0(8.)7:16,50 (16.)1:59,01 0(8.)15:00,55 (11.)167,917
11Polen Jaromir Radke41,65 (24.)7:01,60 0(5.)2:00,76 (17.)14:48,20 0(7.)168,473
12Norwegen Thor Olav Tveter39,73 (10.)7:15,37 (15.)1:59,06 0(9.)15:27,98 (15.)169,352

500 Meter

Über die Sprintdistanz setzte sich wie im Vorjahr erneut der Olympiasieger von Calgary über 1000 m und Mehrkampfeuropameister von 1987 Nikolai Guljajew durch. Mittelstreckler Peter Adeberg erreichte ebenfalls wie im Vorjahr einen guten dritten Platz. Langstreckler Koss erreichte mit Rang sechs ein achtbares Ergebnis, während sein ärgster Konkurrent Veldkamp mit Rang 14 schon einen gehörigen Rückstand auf den Norweger hatte.

PlatzNameLandZeit
1Nikolai GuljajewSowjetunion Sowjetunion38,13
2Ådne SøndrålNorwegen Norwegen38,48
3Peter AdebergDeutschland Deutschland38,63
4Ben van der BurgNiederlande Niederlande39,19
5Leo VisserNiederlande Niederlande39,42
6Johann Olav KossNorwegen Norwegen39,43
7Ildar GarajevSowjetunion Sowjetunion39,48
8Roberto SighelItalien Italien39,57
9Andrei AnufrijenkoSowjetunion Sowjetunion39,65
10Thor Olav TveterNorwegen Norwegen39,73
12Markus TrögerDeutschland Deutschland39,82
13Thomas KummDeutschland Deutschland39,89
17Zsolt ZakariasOsterreich Österreich40,52
23Notker LedergerberSchweiz Schweiz41,44
27Christian EmingerOsterreich Österreich42,66
29Rudolf JeklicDeutschland Deutschland44,20

5000 Meter

Über die erste der beiden Langstrecken ließ hatte diesmal der spätere Gesamtsieger Koss mit über zwei Sekunden Vorsprung das bessere Ende für sich.

PlatzNameLandZeit
1Johann Olav KossNorwegen Norwegen6:53,28
2Bart VeldkampNiederlande Niederlande6:55,93
3Leo VisserNiederlande Niederlande6:59,07
4Geir KarlstadNorwegen Norwegen6:59,47
5Jaromir RadkePolen Polen7:01,60
6Christian EmingerOsterreich Österreich7:04,44
7Ben van der BurgNiederlande Niederlande7:05,34
8Michael HadschieffOsterreich Österreich7:08,14
9Tomas BosNiederlande Niederlande7:08,23
10Ildar GarajevSowjetunion Sowjetunion7:10,46
11Markus TrögerDeutschland Deutschland7:10,65
12Rudolf JeklicDeutschland Deutschland7:10,69
17Peter AdebergDeutschland Deutschland7:16,86
20Notker LedergerberSchweiz Schweiz7:20,69
21Zsolt ZakariasOsterreich Österreich7:20,86
22Thomas KummDeutschland Deutschland7:22,35

1500 Meter

Auch auf der Mittelstrecke entschied das Duell Koss-Veldkamp der Norweger für sich. Allerdings schon sich nun der Niederländer Visser durch seinen Sieg über die 1500 weiter nach vorn, so das Veldkamp einen weiteren Konkurrenten im Kampf um den Europameistertitel hatte. Peter Adeberg belegte auf seiner Paradestrecke einen hervorragenden zweiten Platz.

PlatzNameLandZeit
1Leo VisserNiederlande Niederlande1:56,30
2Peter AdebergDeutschland Deutschland1:56,68
3Johann Olav KossNorwegen Norwegen1:56,99
4Bart VeldkampNiederlande Niederlande1:57,70
5Ildar GarajevSowjetunion Sowjetunion1:57,80
6Markus TrögerDeutschland Deutschland1:58,66
7Christian EmingerOsterreich Österreich1:58,94
8Roberto SighelItalien Italien1:59,01
9Thor Olav TveterNorwegen Norwegen1:59,06
10Ben van der Burg Niederlande Niederlande1:59,19
11Michael HadschieffOsterreich Österreich1:59,45
15Rudolf JeklicDeutschland Deutschland2:00,24
16Thomas KummDeutschland Deutschland2:00,50
19Zsolt ZakariasSchweiz Schweiz2:01,20
22Notker LedergerberOsterreich Österreich2:03,13

10.000 Meter

Das abschließende 10.000-m-Rennen gewann Koss souverän mit über fünf Sekunden Vorsprung vor Veldkamp und sicherte sich damit den Gesamtsieg. Da der bis dahin zweitplatzierte Visser den Rückstand auf seinen Mannschaftskollegen Veldkamp mit reichlich sieben Sekunden erträglich halten konnte, reichte es für ihn am Ende knapp zum Silberrang.

PlatzNameLandZeit
1Johann Olav KossNorwegen Norwegen14:08,38
2Bart VeldkampNiederlande Niederlande14:13,65
3Geir KarlstadNorwegen Norwegen14:16,59
4Leo VisserNiederlande Niederlande14:20,83
5Tomas BosNiederlande Niederlande14:32,16
6Ben van der Burg Niederlande Niederlande14:42,03
7Jaromir RadkePolen Polen14:48,20
8Christian EmingerOsterreich Österreich14:52,46
9Markus TrögerDeutschland Deutschland14:56,38
10Rudolf JeklicDeutschland Deutschland14:56,69
13Peter AdebergDeutschland Deutschland15:18,89

Einzelnachweise

  1. a b Berliner Zeitung vom 17. Januar 1991 S. 14