Diskussion:Virtuelle Geschichte

"...hat es sich als fruchtbar erwiesen, ihnen die historischen Situationen als offen darzustellen. Dann kann auch zunächst unabhängig davon, wie die Akteure denn tatsächlich gehandelt haben, von den Schülern kontrovers diskutiert werden, ob zum Beispiel der Konvent 1793 mit seinem Todesurteil über König Ludwig XVI. Recht hatte, ob es für Deutschland sinnvoll war, 1871 Elsass-Lothringen zu annektieren oder ob die Regierung Scheidemann 1919 den Versailler Vertrag mit seinen als unerfüllbar geltenden Reparationsverpflichtungen hätte unterschreiben sollen."

So ganz glücklich bin ich mit den Beispielen nicht. Die Beurteilung, ob der Konvent mit dem Todesurteil Recht hatte, kann nur unter der Voraussetzung geschehen, dass er es ausgesprochen hat. Kontrafaktisch wäre die Überlegung, was sich ergeben hätte, wenn er es nicht getan hätte, und ob das den angestrebten Zielen näher gekommen wäre als die tatsächliche Entscheidung. Entsprechendes gilt für die anderen Entscheidungen, die in den angegebenen Beispielen als Entscheidungen bewertet werden sollen, statt dass die vermutlichen Folgen anderer Entscheidungen durchgespielt würden. - Die Beispiele sind m.E. nicht schlecht, nur müsste man wohl anders formulieren: Welche Handlungsalternativen gab es in der gegebenen Situation? Wie waren sie im Sinne der angestrebten Ziele zu bewerten? --Cethegus 17:27, 11. Jul 2005 (CEST)

Du hast Recht. Das waren nur Beispiele, die ich selbst im Geschichtsunterricht diskutiert habe, und die hypothetischen Konsequenzen ergaben sich dann von alleine. Wenn du meinst, dass die Formulierung ungeschickt ist, fühl dich eingeladen, sie zu ändern. MfG, --Phi 18:30, 11. Jul 2005 (CEST)

Ich kannte das Ganze bisher nur als contrafactual history bzw. kontrafaktische Geschichte, wundert mich, dass sich offenbar der recht uneindeutige Begriff der virtuellen Geschichte durchgesetzt hat. -- Carbidfischer Kaffee? 16:04, 13. Jul 2005 (CEST)

"Durchgesetzt" wäre wohl etwas zu viel gesagt, es ist wohl eher so, dass damit die Öffentlichkeit eher erreicht wird - obwohl kontrafaktische Überlegungen aber wenigstens im Bereich der Altertumswissenschaften und teils auch in der Mediävistik mit zum Alltag gehören. Ich kann mich noch gut an Hartmut Boockmanns Überlegungen erinnern, dass so etwas vielen Historikern als anstössig gilt (auf ihn traf dies übrigens nicht zu). Man darf das ganze nur nicht auf die Spitze treiben - ansonsten kann es sehr hilfreich sein, mit ein paar Gedankenspielen zu arbeiten. --Benowar 17:45, 13. Jul 2005 (CEST)
Nicht nur dort, das von mir in die Literaturliste eingefügte Buch von Cowley und Konsorten spannt den Bogen vom Alten Israel bis ins 20. Jahrhundert. Ganz davon abgesehen, dass man auch bei „normalen“ Geschichtsbüchern manchmal den Eindruck gewinnt, man hätte es mit kontrafaktischer Geschichtsschreibung zu tun, gerade wenn Autoren aus historischen Persönlichkeiten Figuren entwerfen, die mit den Quellen nur wenig zu tun haben. -- Carbidfischer Kaffee? 09:30, 14. Jul 2005 (CEST)
Mir gefällt der Begriff "virtuelle Geschichte" auch nicht. Wollen wir den Artikel nicht lieber "kontrafaktische Geschichte" nennen und unter "virtueller Geschichte" nur einen redirect legen?
Außerdem hab ich die Angaben zur (Unterhaltungs-) Literatur entfernt, da dieses Genre ja unter Alternativwelt ein eigenes Lemma hat. Ich hoffe, ihr seid einverstanden. Viele Grüße, --Phi 15:57, 14. Jul 2005 (CEST)
Ich wäre für eine Verschiebung nach Kontrafaktische Geschichte. -- Carbidfischer Kaffee? 09:48, 15. Jul 2005 (CEST)

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