Mund-Nasen-Schutz

Gebotszeichen M016: Maske benutzen
Mund-Nasen-Schutz mit Bindebändern
Effekt des Niesens oder Hustens ohne Mundschutz
Mund-Nasen-Schutz mit elastischen Fixierbändern

Der Mund-Nasen-Schutz (kurz Mundschutz; Abkürzung MNS), auch Chirurgische Maske, Klinikmaske oder OP-Gesichtsmaske genannt, ist ein Hilfsmittel in der Medizin, um die Übertragung von Krankheitserregern durch Sekrettröpfchen zu verhindern. Es handelt sich dabei um eine Gesichts-Halbmaske aus mehreren Papier- bzw. Vliesschichten, die mit Binde- oder Gummibändern am Hinterkopf oder hinter den Ohren fixiert wird. Mit einem integrierten flexiblen Metallbügel in der Mitte des oberen Randes wird die Halbmaske an den Nasenrücken gedrückt, um das Gesichtsfeld frei zu halten und den Atemluftaustritt nach oben einzuschränken. Nach einmaliger Benutzung wird der MNS entsorgt. Er ist zu unterscheiden von (partikel)filtrierenden Atemschutzmasken, die (je nach Filterklasse) auch Schutz vor Gasen oder Mikropartikeln bieten.

Infektionsschutz

Da die Schleimhäute von Augen, Mund und Nase potentielle Eintrittspforten für Krankheitserreger sind, kann ein Mund-Nasen-Schutz während der Behandlung, Pflege oder Untersuchung den Patienten vor Mikroorganismen aus dem Mund-Rachen-Raum der Beschäftigten schützen, die beim Sprechen und Husten abgegeben werden. Umgekehrt schützt ein Mund-Nasen-Schutz das Personal vor Spritzern von Körpersekreten oder kontaminierten Flüssigkeiten sowie vor Eigenberührung von Mund und Nase mit kontaminierten Händen.[1][2] Zum Schutz der Augen trägt das Personal in manchen Fällen zusätzlich Schutzbrillen oder Visiere, beispielsweise bei der Versorgung von Patienten mit einer Influenza-Infektion[3] oder während einer Operation.

Das Tragen eines dichtanliegenden, mehrlagigen und nicht durchfeuchteten Mund-Nasen-Schutzes kann bei einem räumlich nahen Kontakt zu anderen, möglicherweise infizierten Personen in geschlossenen Räumen eine Tröpfcheninfektion dadurch verhüten, dass größere Flüssigkeitspartikel beim Atmen, Sprechen oder Husten nicht in die Atemwege der anderen Person gelangen können. Dabei ist nicht entscheidend, welche der beiden Personen eine Schutzmaske trägt. Der Mund-Nasen-Schutz kann so zwar die Keimausbreitung reduzieren, ist allein aber keine ausreichende Infektionsschutz­maßnahme, da die Atemluft in beiden Richtungen nicht komplett gefiltert wird. Luft tritt immer auch an den Seiten der Masken ein und aus. Sie entfernen allerdings einen Großteil der Feuchtigkeit aus der Ausatemluft des Trägers und daran gebundene Partikel (Tröpfchen). Bei der dabei zunehmenden Durchfeuchtung der Maske nimmt diese Wirkung entsprechend ab.

Bei der Behandlung von Quarantänepatienten mit hochinfektiösen Krankheiten wie offener Tuberkulose oder Masern reicht ein MNS nicht aus. In diesen Fällen soll mindestens eine Atemschutzmaske der Klasse FFP2 getragen werden,[3] auf Sonderisolierstationen ist eine komplette dichtschließende Schutzausrüstung erforderlich.

In Reinräumen wird teilweise ebenfalls ein Mund-Nasen-Schutz eingesetzt, um eine Übertragung von Sekrettröpfchen auf rein zu haltende Oberflächen zu verhindern.

Einsatz bei Operationen

Aus einem Mulltuch gebundene Variante

Die Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) fordert für den Operationsbereich, dass der Mund-Nasen-Schutz ausreichend groß ist, um Mund und Nase zu bedecken. Er muss eng am Gesicht anliegen, Barthaare müssen vollständig abgedeckt sein. Er soll vor dem Betreten des Operationsraumes angelegt werden, wenn „die sterilen Instrumente bereits gerichtet sind, eine OP demnächst beginnen wird oder eine OP durchgeführt wird.“

Vor jeder Operation, bei sichtbarer Verschmutzung oder Durchfeuchtung oder nach spätestens 2 Stunden soll der MNS erneuert werden.[4]

Verwendung in der Öffentlichkeit

In Ostasien gilt die Verwendung von Mundschutzmasken durch die Allgemeinbevölkerung als zentrales Element der Prävention von Infektionskrankheiten. Dort sind MNS-Masken auch schon seit längerer Zeit im Straßenbild häufig anzutreffen; insbesondere erkältete Personen tragen sie dort regelmäßig zum Schutz anderer, aber auch sich selbst. Im März 2020 empfahlen Mediziner aus Hong Kong anderen Ländern im Rahmen der COVID-19-Pandemie, diese Praxis ebenso einzuführen.[5] Auch der Virologe Alexander Kekule vermutet, dass das weit verbreitete Tragen von Schutzmasken dort einen schlimmeren Ausbruch verhindern konnte[6] und empfahl der Bevölkerung (und insbesondere Angestellten mit viel Personenkontakt) daher, in der Öffentlichkeit ständig einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen – auch, wenn es sich nur um einfache OP-Masken handele.[7] Anfang April schloss sich auch das RKI der Empfehlung zum Tragen von einfachen Schutzmasken an Orten, wo der Sicherheitsabstand von mindestens 1,5 Metern nicht eingehalten werden kann, an.[8] Die Tschechische Republik entschied im Rahmen des am 12. März 2020 verhängten Ausnahmezustands, das Tragen von „Mundschutz“ im öffentlichen Raum verpflichtend einzuführen.[9] Auch Österreich beschloss Ende März eine ähnliche Vorschrift für Supermärkte.[10] Eine Übersicht über den Umgang mit und die Einschätzung von Gesichtsmasken in verschiedenen Ländern hat die Zeitschrift The Lancet erstellt.[11]

Ungeeignete Einsatzgebiete

Da ein Mund-Nasen-Schutz nicht ausreichend vor sehr feinen Partikeln und Gasen schützt, eignet er sich nicht für einen Einsatz zur Reduzierung der Pollen- oder Staubbelastung der Atemwege, bei Bau- und Renovierungsarbeiten, bei starker Luftverschmutzung (etwa bei einem sog. „Haze“), oder für Zivilschutzzwecke (etwa bei Bränden oder Gefahrgutunfällen). Für solche Zwecke sind Feinstaubmasken, spezielle Atemschutzmasken oder Rauchschutzhauben der Klassen FFP1 bis FFP3 (‚Partikelfiltrierende Halbmaske‘) vorgeschrieben.

Wirksamkeit

Obwohl die Wirksamkeit des Mund-Nasen-Schutzes als Hygienemaßnahme kaum angezweifelt wird, ist die Datenlage mit randomisierten Vergleichsuntersuchungen, die dies statistisch zweifelsfrei nachweisen, bisher eher dürftig.[12] Eine 2020 veröffentlichte Studie kommt jedoch zu dem Schluss, dass auch einfache Schutzmasken die Abgabe von Viren (wie dem Influenza- oder Coronavirus) durch Tröpfchen und Aerosole effektiv verringern können.[13] Auch eine experimentelle Studie im Auftrag des niederländischen Gesundheitsministeriums von 2008 kommt zu dem Ergebnis, dass jede Art von Mund-Nasen-Schutz, selbst bei ungenügendem Sitz oder bei improvisiertem Material, die Virusexposition vermindert.[14] Gerade beim Sprechen könne dadurch das Risiko einer Tröpfcheninfektion effektiv gesenkt werden und sei daher eine sinnvolle Ergänzung zu den anderen Hygienemaßnahmen, bestätigen auch Fachärzte. Zwar gebe es keinen hundertprozentigen Schutz, doch das Risiko einer Infektion würde auch für den Träger durchaus gesenkt.[15] Denn obwohl nicht das gleiche Schutzniveau wie bei einer FFP2-Atemschutzmaske erreicht werden kann, verhindert auch ein Mund-Nasen-Schutz zumindest das Auftreffen makroskopischer Tröpfchen auf die Mund- und Nasenschleimhaut des Trägers und kann umgekehrt durch das Zurückhalten dieser Tröpfchen auch andere vor einer Infektion schützen. Zudem kann es den Gesichtsbereich vor Berührungen mit kontaminierten Händen schützen.[16] Allerdings bestünde laut deutschen Lungenärzten die Gefahr, dass ungeschulte Personen, die einen Mund-Nasen-Schutz tragen, sich in falscher Sicherheit wiegen und deshalb andere Hygienemaßnahmen vernachlässigen würden.[15]

Wiederverwendbarkeit

In der Regel muss ein Mund-Nasen-Schutz als Einwegartikel nach der Benutzung entsorgt werden.

Ausnahmeregelung

Im Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie in Deutschland entstanden Lieferengpässe, so dass das Robert Koch-Institut (RKI) eine vorläufig bis zum 31. August 2020 gültige Handlungsoption zum ressourcenschonenden Einsatz von Mund-Nasen-Schutz (MNS) und FFP-Atemschutzmasken in Einrichtungen des Gesundheitswesens erstellte, in Abstimmung mit dem Ad-Hoc-Arbeitskreis zum SARS-CoV-2 des Ausschusses für Biologische Arbeitsstoffe (ABAS) und in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales.[17] Demnach besteht die Möglichkeit, MNS und FFP-Masken in „ausgerufenen Notfallsituationen“ unter bestimmten Voraussetzungen wiederzuverwenden. Nötig ist im Vorfeld eine „fachkundige Gefährdungsbeurteilung bzw. Risikobewertung durch den Arbeitgeber vor Ort unter Berücksichtigung der lokalen Gegebenheiten unter Einbeziehung des Hygienefachpersonals, des betriebsärztlichen Dienstes und ggf. in Rücksprache mit dem zuständigen Gesundheitsamt.“ Eine sichere Handhabung ist erforderlich, um das Infektionsrisiko für Beschäftigte gering zu halten. Ein MNS darf während einer Schicht nur durch dieselbe Person und patientenbezogen wiederverwendet werden, jedoch nicht „nach Tätigkeiten an infektiösen Patienten mit ausgeprägter Exposition zu Aerosolen“, z. B. während einer Bronchoskopie.

Selbstgemachte Schutzmasken

Da es im Rahmen der COVID-19-Pandemie zu Lieferengpässen von Infektionsschutzmaterialen kommt[18] und diese zudem bevorzugt Kliniken und anderen Einrichtungen überlassen werden sollten, gibt es zunehmend Anleitungen für selbstgemachten Mund-Nasen-Schutz (sogenannte „Community-Masken“).[19][20] Laut des Virologen Christian Drosten von der Charité Berlin sei auch ein gewisser Schutz durch das Tragen von selbst einfachen (auch selber gebastelten) Masken durchaus plausibel und daher wünschenswert – auch, weil durch das Tragen der Masken kein Schaden entstehe und auch asymptomatische Personen bereits infektiös sein könnten.[21] Auch die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene ist der Ansicht, dass selbst genähte Masken vor einer Virusinfektion schützen können.[22] Die US-amerikanische CDC empfahl ebenfalls Anfang April allen Bürgern, in der Öffentlichkeit Mund und Nase – notfalls auch nur mit einem Schal – zu bedecken.[23][24]

Commons: Mundschutz (Medizin) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Infektionsprävention im Rahmen der Pflege und Behandlung von Patienten mit übertragbaren Krankheiten. Bundesgesundheitsblatt 2015, 58:1151–1170 DOI 10.1007/s00103-015-2234-2; abgerufen am 5. März 2019
  2. EN 14683; abgerufen am 26. März 2020
  3. a b Übersicht der Infektionserkrankungen und erforderliche Maßnahmen als Grundlage für Festlegungen im Hygieneplan. KRINKO 2016; abgerufen am 7. März 2019
  4. Hygiene-Tipp der DGKH, September 2011: Mund-Nasen-Schutz. Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene e.V.; abgerufen am 5. März 2019
  5. Chi Chiu Leung : Mass masking in the COVID-19 epidemic : people need guidance. Lancet, 3. März 2020, doi:10.1016/S0140-6736(20)30520-1
  6. Alexander Kekulé: Coronavirus: Wege aus dem Lockdown. In: Die Zeit. 26. März 2020, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 27. März 2020]).
  7. https://www.prosieben.de/tv/prosieben-live-deutschland-fragt-zu-corona/video/20201-experten-beantworten-eure-fragen-zu-corona-sendung-vom-25-maerz-ganze-folge
  8. RKI - Navigation - Wann ist das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes in der Öffentlichkeit zum Schutz vor SARS-CoV-2 sinnvoll? Abgerufen am 3. April 2020.
  9. Reisehinweise der deutschen Botschaft in Prag, Version vom 18. März 2020, zuletzt abgerufen am 19. März 2020
  10. RP ONLINE: Verteilung am Eingang: Mundschutz wird in Österreich beim Einkaufen Pflicht. Abgerufen am 31. März 2020.
  11. Shuo Feng, Chen Shen, Nan Xia, Wei Song, Mengzhen Fan: Rational use of face masks in the COVID-19 pandemic. In: The Lancet Respiratory Medicine. Band 0, Nr. 0, 20. März 2020, ISSN 2213-2600, doi:10.1016/S2213-2600(20)30134-X, PMID 32203710 (thelancet.com [abgerufen am 27. März 2020]).
  12. Jörg Blech, Matthias Gebauer, Kristina Gnirke, Julia Amalia Heyer, Christoph Hickmann, Christiane Hoffmann, Nils Klawitter, Martin U. Müller, Cornelia Schmergal, Christoph Schult: Darum hat Deutschland ein Maskenproblem - DER SPIEGEL - Politik. In: Der Spiegel. Abgerufen am 4. April 2020.
  13. Nancy H. L. Leung, Daniel K. W. Chu, Eunice Y. C. Shiu, Kwok-Hung Chan, James J. McDevitt: Respiratory virus shedding in exhaled breath and efficacy of face masks. In: Nature Medicine. 3. April 2020, ISSN 1546-170X, S. 1–5, doi:10.1038/s41591-020-0843-2 (nature.com [abgerufen am 3. April 2020]).
  14. Marianne van der Sande, Peter Teunis, Rob Sabel: Professional and Home-Made Face Masks Reduce Exposure to Respiratory Infections among the General Population. PLOS ONE, 9. Juli 2008, doi:10.1371/journal.pone.0002618; abgerufen am 23. März 2020.
  15. a b Covid-19 » Schutz vor Ansteckung » Lungenaerzte-im-Netz. Abgerufen am 27. März 2020.
  16. Beschluss 609 Arbeitsschutz beim Auftreten einer nicht ausreichend impfpräventablen humanen Influenza. Beschluss des Ausschusses für Biologische Arbeitsstoffe, Ausgabe Juni 2012, Anlage 2; abgerufen am 23. März 2020.
  17. Mögliche Maßnahmen zum ressourcenschonenden Einsatz von Mund-NasenSchutz (MNS) und FFP-Masken in Einrichtungen des Gesundheitswesens bei Lieferengpässen im Zusammenhang mit der neuartigen Coronavirus-Erkrankung COVID-19. RKI, Stand 13. März 2020; abgerufen am 22. März 2020.
  18. Mögliche Maßnahmen zum ressourcenschonenden Einsatz von Mund-NasenSchutz (MNS) und FFP-Masken in Einrichtungen des Gesundheitswesens bei Lieferengpässen im Zusammenhang mit der neuartigen Coronavirus-Erkrankung COVID-19. RKI, Stand 13. März 2020; abgerufen am 23. März 2020.
  19. Mundschutz selber nähen - so geht's! Mdr.de; abgerufen am 23. März 2020
  20. BfArM - Empfehlungen des BfArM - Hinweise des BfArM zur Verwendung von selbst hergestellten Masken (sog. „Community-Masken“), medizinischem Mund-Nasen-Schutz (MNS) sowie filtrierenden Halbmasken (FFP2 und FFP3) im Zusammenhang mit dem Coronavirus (SARS-CoV-2 / Covid-19). Abgerufen am 3. April 2020.
  21. Korinna Hennig, Christian Drosten: Coronavirusupdate. (PDF) Folge 15. In: ndr.de. Norddeutscher Rundfunk, 17. März 2020, S. 7–8, abgerufen am 25. März 2020.
  22. https://www.tagesschau.de/inland/schutzmasken-coronavirus-101.html
  23. German Lopez: The CDC now recommends everyone use cloth masks in public. 3. April 2020, abgerufen am 3. April 2020 (englisch).
  24. CDC: Coronavirus Disease 2019 (COVID-19) – Prevention & Treatment. 3. April 2020, abgerufen am 3. April 2020 (amerikanisches Englisch).