Niedereggenen

Niedereggenen
Gemeinde Schliengen
Wappen von Niedereggenen
Koordinaten: 47° 45′ N, 7° 38′ OKoordinaten: 47° 45′ 16″ N, 7° 37′ 32″ O
Höhe: 299 m ü. NN
Fläche: 3,77 km²[1]
Einwohner: 576 (31. Dez. 2008)[2]
Bevölkerungsdichte: 153 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 1973
Postleitzahl: 79418
Vorwahl: 07635
Karte
Lage von Niedereggenen im Gemeindegebiet

Niedereggenen (auch Eckheim, Eggenhain, Eginheim oder Echinaim genannt) ist ein Teilort der Gemeinde Schliengen im Landkreis Lörrach in Baden-Württemberg.

Geografie

Lage

Die langgestreckte dörfliche Talsiedlung im Eggenertal erstreckt sich links und rechts des Hohlebachs.

Nachbarorte

Im Westen und Süden grenzt Niedereggenen an den Schliengener Ortsteil Liel, im Süden auch an den Kanderener Ortsteil Feuerbach und im Osten an den Schliengener Ortsteil Obereggenen. Im Norden grenzt der Ort an den Schliengener Ortsteil Mauchen und den Müllheimer Ortsteil Feldberg (Gennenbach).[3]

Geschichte

Auf dem Hagschutz – einer Anhöhe bei Niedereggenen – wurden Spuren der Michelsberger Kultur gefunden, woraus auf die Existenz einer jungsteinzeitlichen Siedlung geschlossen wird. Das Südplateau der Anhöhe wird vom nördlichen Sporn durch einen Wall mit Graben abgeteilt, wobei Funktion und Datierung dieser Anlage noch ungeklärt sind. Eine Hypothese ist, dass hier eine keltische Fliehburg stand.[4] Es wurde auch ein bronzezeitliches Grab in der Nähe des Dorfes gefunden.

Die erste bekannte urkundliche Erwähnung datiert vom 12. Juni 773 und findet sich im Lorscher Codex[5] des Klosters Lorsch, das über Grundbesitz im Dorf verfügte. Es bleibt jedoch unklar, ob der dort genannte Ort Eckenheim sich auf Nieder- oder Obereggenen bezieht oder eine noch nicht aufgeteilte Siedlung. In einer Urkunde vom 27. Juni 820 wird eine Güterübertragung auf die Fürstabtei St. Gallen in Eichinaim bezeugt.[6] In der um 1160 von einem Mönch des Klosters St. Blasien geschriebenen Chronik von Bürgeln[7] wird dann auch zwischen inferius Ekkinheim und superius Ekkinheim unterschieden. Im Hochmittelalter herrschten die Herren von Üsenberg über den Ort. Aus ihrem Wappen ist der Flügel in das heutige Ortswappen übernommen worden. Auch das Kloster St. Blasien hatte im Mittelalter Grundbesitz in Niedereggenen.[8] Von den Üsenbergern kamen durch Heirat Rechte in Niedereggenen an die Freiherren von Krenkingen.

Am 21. September 1341 schlichtet Graf Konrad von Freiburg einen Streit zwischen den Markgrafen Rudolf und Otto von Hachberg-Sausenberg einerseits und dem Freiherren Leutold von Krenkingen und dessen gleichnamigem Sohn andererseits. Beiden Parteien gehörte je die Hälfte der Ortschaften Brombach und Niedereggenen. Die Markgrafen durften Brombach behalten, während Niedereggenen an die von Krenkingen ging.[9] Die Krenkinger verkauften das Dorf mit allen Rechten aber alsbald an einen Basler Bürger, Heinrich von Walpach, der sich dann 1346 mit den Markgrafen um die hohe Gerichtsbarkeit in Niedereggenen streitet. Am 22. Dezember 1346 verzichtete er jedoch auf seine Ansprüche, nachdem Markgraf Otto Zeugen für die Rechte der Markgrafen benannte.[10] 1347 tritt Markgraf Rudolf in einer Urkunde auch als Kirchherr von Niedereggenen auf.

1380 wurde das Dorf an die Freiherren von Baden verpfändet,[11] die im benachbarten Liel ansässig waren. Markgraf Wilhelm von Hachberg-Sausenberg erwarb 1430 zunächst von Mathias von Walpach das Recht dieses Pfand auszulösen[12] und 1470 löste es der Markgraf Rudolf IV. es auch aus. Das Dorf ging dann mit der ganzen Markgrafschaft Hachberg-Sausenberg 1503 an die Markgrafschaft Baden, deren weiteres Schicksal es teilte.

Nach dem Ende des alten Reiches kam Niedereggenen 1803 zum Amt Schliengen und Oberamt Badenweiler im Kurfürstentum Baden und 1809 zum Bezirksamt Kandern bzw. 1819 Bezirksamt/Landkreis Müllheim des Großherzogtums Baden.

Wappen einiger Dorfherren
Wappen derer von Üsenberg
Wappen derer von Krenkingen
Wappen der Freiherren von Baden
Wappen der Markgrafen von Hachberg-Sausenberg

In der Schlacht bei Schliengen

Die Schlacht bei Schliengen war eine Schlacht des Ersten Koalitionskrieges, in der sich die Armeen Österreichs unter Erzherzog Karl von Österreich und der französischen Republik unter General Jean Moreau gegenüberstanden. Sie fand am 24. Oktober 1796 im Markgräflerland zwischen Basel und Freiburg im Breisgau statt. Das Kampffeld erstreckte sich auf Schliengen (mit seinen heutigen Ortsteilen Mauchen, Liel, Obereggenen, Niedereggenen), Steinenstadt, Sitzenkirch und Kandern. Bei Liel und im Eggener Tal war eine österreichische Kolonne unter General Maximilian Baillet von Latour aufgestellt. Das Corps von Latour nahm Ober- und Niedereggenen ein und beschränkte sich dann auf Scheingefechte, da es seine eigene Artillerie in dem vom Regen aufgeweichten Gelände nicht nachführen kann.

Das Kanonental von 1849

Hölzerne Kanone in Niedereggenen

In der badischen Revolution von 1848/1849 nahm das Eggenertal – wie das Kandertal – eine konservative Haltung ein. Es gab natürlich auch eine Minderheit revolutionär gesinnter Bürger und es kam immer wieder zu Exekutionen durch Verbände der revolutionären Regierung, da das Eggenertal die gewünschten Aufgebote an Volkswehr nicht zur Verfügung stellte. Man kam auf die Idee sich zur Verteidigung gegen die Revolutionäre selbst eine Kanone zu bauen. Hierzu verwendete man einen hölzernen Lauf der aus einem Brunnenholz gemacht wurde und das man durch eiserne Bänder zusammenhalten wollte. Der Probeschuss misslang jedoch kläglich und die Kanone zersprang, wobei die Bedienung noch gefährdet wurde. Die Geschichte gab natürlich Anlass zu Spottversen und brachte dem Tal den Spitznamen Kanonental ein.[13]

Gegen die Brüder Zöllin wurde im Juli 1849 von regierungstreuen Bürgern Anzeige wegen Verrat und Terrorismus erstattet, wovon nach langen Untersuchungen des Bezirksamtes Müllheim nicht viel übrig blieb.[14]

Eingemeindung

Am 1. Januar 1973 wurde Niedereggenen nach Schliengen eingemeindet.[15]

Religion

Niedereggenen gehörte zur Markgrafschaft Baden-Durlach als dort 1556 die Reformation eingeführt wurde und ist – wie Obereggenen – noch immer überwiegend evangelisch, während Schliengen selbst und die anderen Ortsteile wegen ihrer jeweiligen Ortsherren katholisch geblieben sind.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Evangelische Kirche Niedereggenen

Die unter Denkmalschutz stehende Kirche ist im Chor und Langhaus mit wertvollen Fresken aus dem 15. Jahrhundert geschmückt.

An der Durchgangsstraße fällt ein Staffelgiebelhaus auf, das bereits bei der Erfassung der Kunstdenkmäler des Großherzogtums Baden Beachtung fand.[16]

Vereine

Niedereggenen hat zusammen mit Liel einen Sportverein. Überdies gibt es den Sportschützenverein, den Frauenverein und eine Abteilung der Freiwilligen Feuerwehr Schliengen.[17] Auf der kulturellen Seite ist der Männerchor Eggenertal tätig. Dieser ging aus den beiden Vereinen Männerchor Niedereggenen und Männerchor Obereggenen hervor. Die beiden Vereine fusionierten am 1. April 2005.[18]

Politik

Die Ortschaftsverfassung ist seit 1973/74 eingeführt. Es gibt eine Ortsverwaltung mit Ortsvorsteher und sechs Ortschaftsräten. Im Zuge der Gemeindereform in den Jahren 1973/74 wurde durch die Hauptsatzung für den Gemeinderat die unechte Teilortswahl eingeführt. Niedereggenen hat im Gemeinderat von Schliengen 2 Sitze.

Öffentliche Einrichtungen

Der Ort hat einen eigenen Kindergarten[19] und eine Grundschule.

Wirtschaft

Das Eggenertal ist bekannt für seinen Obstbau, wobei insbesondere Kirschen[20] angebaut werden. Während der Kirschblüte ist das Tal ein Anziehungspunkt für viele Wanderer. Reben wurden schon in der Urkunde von 773 erwähnt.

Persönlichkeiten

  • Karl Theophil Dick (* 26. April 1884 in Niedereggenen; † 1. Februar 1967 in Basel) war ein deutsch-schweizerischer Maler, Zeichner und Lithograph.
  • Helmut Wielandt (* 19. Dezember 1910 in Niedereggenen; † 14. Februar 2001 in Schliersee) war ein deutscher Mathematiker.

Literatur

  • Abteilung Landesbeschreibung des Staatsarchivs Freiburg im Breisgau (Bearbeiter): Kreisbeschreibungen des Landes Baden-Württemberg. Der Landkreis Lörrach. Band II. B. Gemeindebeschreibungen Kandern bis Zell im Wiesental. Herausgegeben von der Landesarchivdirektion Baden-Württemberg in Verbindung mit dem Landkreis Lörrach. Jan Thorbecke Verlag, Sigmaringen 1994, ISBN 3-7995-1354-X, S. 408–413.
  • Volkmar Schappacher: Urgeschichtliche Wohnplätze und altes Feuerbrauchtum am „Hagschutz“ bei Niedereggenen. In: Das Markgräflerland, Heft 2/1992, S. 117–131 Digitalisat der UB Freiburg
  • Friedrich Feßenbecker: Der Hagschutz bei Niedereggenen. Ein vergessener Abschnitt aus der Frühgeschichtsforschung. In: Die Markgrafschaft, Heft 11–12/1957, S. 16–17 Digitalisat der UB Freiburg
  • Franz Xaver Kraus: Die Kunstdenkmäler des Großherzogthums Baden, Tübingen und Leipzig, 1901, Fünfter Band – Kreis Lörrach; S. 132–137 online
  • Johann Baptist Kolb: Historisch-statistisch-topographisches Lexicon von dem Großherzogthum Baden: H–N, Band 2, Karlsruhe 1814, S. 325/326 online in der Google-Buchsuche
  • Albert Krieger, Badische Historische Kommission (Hrsg.): Topographisches Wörterbuch des Großherzogtums Baden, Band 1, Heidelberg 1904, Spalte 465–467 online bei der Universitätsbibliothek Heidelberg
  • Rudolf Wielandt: Unser Niedereggenen. Ein schlichtes Dorfbild aus dem Markgräflerland, Heidelberg 1915
  • Rudolf Wielandt: Ein lustiges Spottlied vom Jahr 1849 aus dem Eggener Tal. In: Alemannia, Band 42 (1915), S. 120–124 in Commons
  • Hans Trenkle: Heimatgeschichte der Gemeinden Obereggenen und Sitzenkirch sowie der Probstei Bürgeln, Selbstverlag, 1930
  • Rustenus (Christian) Heer: Anonymus Murensis denatus, Appendix II: Conradi de S. Blasio Chronicon Bürglense, Freiburg 1755, S. 365–384 in der Google-Buchsuche
  • Paula Hollenweger: Niedereggenen ein altes Dörfchen mit reicher Geschichte. In: Die Markgrafschaft, Heft 3/1949, S. 11-12 Digitalisat der UB Freiburg
  • F(ritz) W(olfsberger): Aus der Geschichte des Eggenertales. In: Die Markgrafschaft, Heft 1/1951, S. 9-10 Digitalisat der UB Freiburg
  • Jürgen Springwald: Grundherrschaften im Markgräflerland dargestellt anhand der überlieferten Dingrodel des 14. und 15. Jahrhunderts. In: Das Markgräflerland (1978) S. 99–195 (mit Weistum Niedereggenen)
  • Theodor Scholz: Johann Georg jg. und Jakob Friedrich Zöllin in Niedereggenen. In: Revolutionäre… – Der Aufstand des Jahres 1849 und seine Folgen im Markgräflerland, S. 257–271
  • Gerd Schaupp: Ortsfamilienbücher Obereggenen – Schallsingen – Sitzenkirch, Niedereggenen, Feuerbach. Arbeitsgruppe Chronik Eggenertal 2013 (= Badische Ortssippenbücher 157)

Weblinks

Commons: Niedereggenen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Homepage der Gemeinde Schliengen - ZAHLEN & FAKTEN
  2. Homepage der Gemeinde Schliengen - ZAHLEN & FAKTEN
  3. s. Karte von 1784
  4. s. Schappacher
  5. Glöckner, Karl, Codex Laureshamensis: 03. Band Kopialbuch, II. Teil: Die übrigen fränkischen und die schwäbischen Gaue Güterlisten, späte Schenkungen und Zinslisten, Gesamtregister, Darmstadt 1936, S. 67, Nr. 2678 (Reg. 896): „Donatio Ruperti in Brizzincheimer marca“ bei Austrian literature online
  6. Urkundenbuch der Abtei Sanct Gallen, Theil I, bearbeitet von Hermann Wartmann, Zürich 1863, Nummer 257, S. 245 online in der Google-Buchsuche
  7. Rustenus (Christian) Heer: Anonymus Murensis denatus, Appendix II: Conradi de S. Blasio Chronicon Bürglense, Freiburg 1755, S. 380 in der Google-Buchsuche
  8. Thomas Simon: Grundherrschaft und Vogtei, Frankfurt am Main 1995, S. 274/275
  9. Regesten der Markgrafen von Baden und Hachberg 1050–1515, herausgegeben von der Badischen Historischen Commission, bearbeitet von Richard Fester, Innsbruck 1892, Band 1, Urkundennummer h624 online
  10. Regesten der Markgrafen von Baden und Hachberg 1050–1515, herausgegeben von der Badischen Historischen Commission, bearbeitet von Richard Fester, Innsbruck 1892, Band 1, Urkundennummer h628 bis h630 online
  11. s. Kolb
  12. Regesten der Markgrafen von Baden und Hachberg 1050–1515, herausgegeben von der Badischen Historischen Commission, bearbeitet von Heinrich Witte, Innsbruck 1901, Band 2: Markgrafen von Hachberg 1422–1503, Urkundennummer 1241 vom 21. Juni 1430 online
  13. s. Scholz S. 270/271; der Text des sogenannten Kanonenlieds ist bei Rudolf Wielandt: Ein lustiges Spottlied vom Jahr 1849 aus dem Eggener Tal. In: Alemannia, Band 42 (1915), S. 120–124 in Commons abgedruckt
  14. s. Scholz S. 257–270
  15. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 499.
  16. Franz Xaver Kraus: Die Kunstdenkmäler des Großherzogthums Baden, Tübingen und Leipzig, 1901, Fünfter Band – Kreis Lörrach; S. 136–137 online und Alemannia. Zeitschrift für alemannische und fränkische Geschichte, Volkskunde, Kunst und Sprache. Band 41, Freiburg im Breisgau bei Friedrich Ernst Fehsenfeld, 1913, S. 48
  17. Vereinsregister auf der Homepage der Gemeinde Schliengen
  18. Homepage des Vereins zur Geschichte
  19. Evangelischer Kindergarten Niedereggenen. (Memento vom 4. Januar 2014 im Internet Archive) In: Bürger › Öffentliche Einrichtungen. Gemeinde Schliengen, 2013. Auf Schliengen.de, abgerufen am 19. Juli 2022.
  20. Beschrieb der Kirschsorten auf www.eggenertal.de; abgerufen am 4. Januar 2014 (Memento des Originals vom 4. Januar 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.eggenertal.de