Miele K 3

Miele
Miele K 3 von 1913 im Miele-Museum
Miele K 3 von 1913 im Miele-Museum
Miele K 3 von 1913 im Miele-Museum
K 3
Produktionszeitraum:1912–1914
Klasse:Mittelklasse
Karosserieversionen:Tourenwagen, Limousine, Kastenwagen, Landaulet
Motoren:Ottomotor:
2,3 Liter
(21 kW)
Länge:
Breite:
Höhe:
Radstand:2820 mm
Leergewicht:1050 kg
Miele K 3 als Landaulet

Der Miele K 3 war das größte Automodell der Miele & Cie. KG aus Gütersloh, das zwischen April 1912 und Februar 1914 produziert wurde. Andere Schreibweisen des Modellnamens lauteten Miele K3, Miele K.3 und Miele K III. Technisch war das Modell identisch mit dem Miele K 2.

Beschreibung

Fahrgestell

Das Fahrgestell war konventionell ausgelegt mit Frontmotor, Kardanwelle und Hinterradantrieb. Das Fahrgestell war vorne verjüngt und hinten hochgekröpft. Der Radstand maß 2820 mm und die Spurweite 1300 mm. Die Aufbaulänge betrug 2400 mm.

Motor

Ein Vierzylinder-Viertakt-Reihenmotor trieb die Fahrzeuge an. Die Kühlung des Motors erfolgte über eine Thermosiphonkühlung, damals Thermo-Syphon-Kühlung geschrieben. Der Motor hatte 78 mm Bohrung, 120 mm Hub und 2292 cm³ Hubraum.[1] Das entsprach 9 Steuer-PS. Die Motorleistung betrug 28 PS. Daher wurde das Modell auch 9/28 PS genannt. Es gibt Hinweise darauf, dass der Motor anfangs 22 PS leistete und das Modell daher 9/22 PS genannt wurde[2][3] – allerdings bestätigt das Miele-Auslieferungsbuch diese Hinweise nicht[4]. Die Magnetzündung kam von Bosch.

Kraftübertragung

Das Getriebe mit vier Vorwärts- und einem Rückwärtsgang wurde über eine Kulissenschaltung betätigt. Die Kupplung war eine Lamellenkupplung.

Höchstgeschwindigkeit

Das Unternehmen gab die Höchstgeschwindigkeit mit 70 bis 80 km/h für die viersitzige Torpedoausführung an.

Karosserie

Zur Wahl standen viersitzige Torpedo, viersitzige Landaulets, viersitzige Limousinen und zweisitzige Lieferwagen.

Ein Foto im Miele-Museum zeigt ein Landaulet. Das Fahrerabteil hat auf der linken Seite eine Tür, rechts möglicherweise auch eine, dazu eine Windschutzscheibe und ein Vordach, allerdings keine Verbindung zwischen Scheibe und Dach. Außerdem fehlen seitliche Fenster. Eine Trennscheibe dient der Abtrennung zum Passagierabteil. Dieses Abteil ist normalerweise geschlossen. Das Dach kann im hinteren Bereich geöffnet werden. Die Türen reichen bis ans Dach und beinhalten ein Fenster. Dahinter befindet sich ein weiteres Fenster auf jeder Fahrzeugseite.[5]

Preise und Zubehör

Der Preis für das Fahrzeug war abhängig von der Karosserie:

  • 5700 M für das Fahrgestell
  • 6600 M für den viersitzigen Torpedo-Doppel-Phaeton
  • 7800 M für das viersitzige Landaulet mit Torpedo-Windschutz, Vordach und aufklappbarer Glasscheibe
  • 7900 M für die viersitzige Limousine mit Torpedo-Windschutz, Vordach und aufklappbarer Glasscheibe
  • 6800 M für den zweisitzigen Lieferwagen mit Kasten, Eisengalerie und Vordach für 500 kg Nutzlast

Bei Fahrzeugauslieferung wurden die folgenden Werkzeuge und Ersatzteile gratis mitgeliefert:

Für die Fahrzeuge gab es eine umfangreiche Liste für besondere Zubehör- und Ausstattungsgegenstände. Angaben in Goldmark.

Nr.Bezeichnung des Zubehör- oder AusstattungsgegenstandesMiele K 1
Miele K 2
Miele K 3
1Schutzscheibe vor dem Führersitz verstellbar und Anbringen120,--130,--
2Verdeck aus wasserdichtem starkem Segeltuch für Zweisitzer ohne Seitenteil150,--170,--
3Segeltuch für Zweisitzer mit Seitenteil175,--195,--
4Verdeck für Viersitzer ohne Seitenteil220,--240,--
5Verdeck für Viersitzer mit Seitenteil250,--280,--
6Schutzhülle für das zurückgeklappte Verdeck40,--45,--
7Scheinwerfer Nr. 1, emailliert, Entwickler, Rohrleitung, Halter und Anbringen90,--110,--
8Scheinwerfer Nr. 2, Messing poliert, Zubehör wir Nr. 1110,--125,--
9Scheinwerfer Nr. 3, mittlere Größe, Torpedoform mit Silberglas-Reflektoren, großen Entwickler, Halter und Anbringen130,--140,--
10Scheinwerfer Nr. 4, Torpedoform, extra groß mit Silberglas-Reflektoren, Entwickler, Rohrleitung, Halter und Anbringen140,--150,--
11Petroleum-Seitenlaternen (Preis pro Paar)36,--40,--
12Elektrische Seitenlaternen ohne Akkumulator (pro Paar)32,--36,--
13Halter für Seitenlaternen und Anbringen20,--20,--
14Schlusslampen mit Sturmlaterne26,--26,--
15Halter dazu und Anbringen7,507,50
16Schlusslampen elektrisch mit Akkumulator Nr. 1, Leitung und Anbringen56,--56,--
17Akkumulator Nr. 1, mit Holzkasten ca. 45 Brennstunden37,--37,--
18Akkumulator Nr. 2, mit Holzkasten ca. 70 Brennstunden46,--46,--
19Kilometerzähler an der Radkappe42,--42,--
20Geschwindigkeitsmesser, System Jones Spitometer mit Anbringen160,--160,--
21Überzug für Vordersitz45,--50,--
22Überzug für Hintersitz55,--60,--
23Überzug für Rückwand des Vordersitzes und Seitenwände30,--40,--
24Huppe 1 mit Metallschlauch und Sieb24,--
25Huppe 2 mit Metallschlauch und Sieb28,--
26Huppe 3 mit Metallschlauch und Sieb32,--
27Metallschlauch7,50
28Huppe mit Metallschlauch und mechanischem Antrieb, Preis ab85,--
29Schutzhülle für einen Pneumatik 760x9020,--
30Schutzhülle für einen Pneumatik 810x9025,--
31Beutel für Schlauch, per Stück8,--
32Schutzhülle für 2 Scheinwerfer14,--
33Schutzhülle für 2 Seitenlaternen10,--
34Auspufföffner25,--
35Nummernschild vorn, einschließlich Anbringen7,50
36Verkleidung zwischen Chassis und Trittbrett46,--
37Werkzeugkasten, lackiert25,--
38Werkzeugkasten, poliert und besonderen Beschlag35,--
39Wagenheber18,--
40Luftpumpe16,--
41Mehrpreis mit abnehmbarer Continental-Felge bei 760 mm Felgendurchmesser260,--
42Mehrpreis mit abnehmbarer Continental-Felge bei 810 mm Felgendurchmesser275,--
43Reserve-Felge 760 mm Felgendurchmesser, pro Stück40,--
44Reserve-Felge 810 mm Felgendurchmesser, pro Stück45,--
451 Satz Reifenhalter35,--
46Stepnay-Rad, komplett mit Klammern und Radhalter und Anbringen, 760 mm Durchmesser120,--
47Stepnay-Rad, komplett mit Klammern und Radhalter und Anbringen, 810 mm Durchmesser130,--
Mehrpreise für stärkere Gummireifen: 760x100 statt 760x90 (Preis für 2 Räder)50,--
Mehrpreise für stärkere Gummireifen: 765x105 statt 760x90 (Preis für 2 Räder)53,--
Mehrpreise für stärkere Gummireifen: 760x120 statt 760x90 (Preis für 2 Räder)110,--
Mehrpreise für stärkere Gummireifen: 810x100 statt 810x90 (Preis für 2 Räder)60,--
Mehrpreise für stärkere Gummireifen: 815x100 statt 810x90 (Preis für 2 Räder)64,--
Mehrpreise für stärkere Gummireifen: 810x120 statt 810x90 (Preis für 2 Räder)107,--
Mehrpreis für Gleitschutz oder Rillenreifen pro Rad: 760x9022,--
Mehrpreis für Gleitschutz oder Rillenreifen pro Rad: 760x10029,--
Mehrpreis für Gleitschutz oder Rillenreifen pro Rad: 765x10529,50
Mehrpreis für Gleitschutz oder Rillenreifen pro Rad: 760x12025,50
Mehrpreis für Gleitschutz oder Rillenreifen pro Rad: 810x9025,50
Mehrpreis für Gleitschutz oder Rillenreifen pro Rad: 810x10030,50
Mehrpreis für Gleitschutz oder Rillenreifen pro Rad: 815x10530,50
Mehrpreis für Gleitschutz oder Rillenreifen pro Rad: 820x12029,--

Sonstiges

Miele gewährte 6 Monate Garantie.

Stückzahlen

Nach Angaben des Auslieferungsbuches von Miele entstanden 47 oder 48 Fahrzeuge dieses Typs – möglicherweise noch eins mehr, weil im Buch ein Fahrzeug ohne Modellbezeichnung aufgeführt ist.[4]

Heutiger Bestand

Ein Fahrzeug von 1913 ist erhalten geblieben und im Miele-Museum in Gütersloh ausgestellt. Es hat die Fabrikationsnummer 311. Das ist laut des Miele-Auslieferungsbuches der damaligen Zeit ein Typ K 3 mit 8,76 Steuer-PS und 28 PS, wird inzwischen aber von Miele als Typ K 1 bezeichnet. Das Fahrzeug hat eine offene Karosserie als Tourenwagen mit Platz für vier Personen. Miele hatte seit 1991 nach einem Fahrzeug gesucht und sogar eine Belohnung von 5000 DM ausgesetzt. Nach einem Hinweis vom Juli 1995 auf einen Standort in Norwegen erwarb Miele das Fahrzeug. Es wurde am 12. April 1913 an Anton Benz aus Offenbach ausgeliefert, 1921 an den Taxiunternehmer Gunnar Hansen verkauft, der es in Norwegen mit dem norwegischen Kennzeichen A-5141 registrieren ließ, 1922 an Carl Mathisen verkauft, 1925 an die Chauffeursschule Brandt in Oslo weitergegeben und 1927 an den Chauffeur Nestor Christiansen übergeben. Der letzte norwegische Besitzer übernahm es 1960 von einem Verwandten und hat es 1965 restaurieren lassen. Seit dem 8. Januar 1996 ist das Fahrzeug zurück in Gütersloh.[6]

Literatur

Commons: Miele K 3 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Hans-Heinrich von Fersen: Autos in Deutschland 1885–1920. Eine Typengeschichte. 4. Auflage. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 1982, ISBN 3-87943-038-1, S. 400.
  2. Harald H. Linz, Halwart Schrader: Die Internationale Automobil-Enzyklopädie. United Soft Media Verlag, München 2008, ISBN 978-3-8032-9876-8, Kapitel Miele.
  3. George Nicholas Georgano (Hrsg.): The Beaulieu Encyclopedia of the Automobile. Band 2: G–O. Fitzroy Dearborn Publishers, Chicago 2001, ISBN 1-57958-293-1, S. 1035 (englisch).
  4. a b Liste der zugelassenen Kraftfahrzeuge im Miele-Archiv
  5. Angaben aus dem Miele-Museum
  6. Lars Döhmann:Von der Buttermaschine zum Automobil (Memento vom 15. August 2012 im Internet Archive) Vom 2. Dezember 2010.