„Domenichino“ – Versionsunterschied

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Er wurde als Sohn von Valeria und Zampiero de’ Zampieri (oder dialektal „Giampiero Giampieri“) am 21. Oktober 1581 in Bologna geboren und 8 Tage später getauft (Roio, 1995, S. 287, Anm. 23).<ref name=Matarazzo /> Der Vater war ein recht wohlhabender Schuster. Domenichinos frühe Biografen [[Carlo Cesare Malvasia]] und [[Giovanni Battista Passeri (Maler)|Giovan Battista Passeri]] berichten, dass er eine Schwester namens Gentile und einen Bruder Gabriele hatte; dokumentiert ist auch ein Bruder Sebastiano (Guerra, 1844).<ref name=Matarazzo />
Er wurde als Sohn von Valeria und Zampiero de’ Zampieri (oder dialektal „Giampiero Giampieri“) am 21. Oktober 1581 in Bologna geboren und 8 Tage später getauft (Roio, 1995, S. 287, Anm. 23).<ref name=Matarazzo /> Der Vater war ein recht wohlhabender Schuster. Domenichinos frühe Biografen [[Carlo Cesare Malvasia]] und [[Giovanni Battista Passeri (Maler)|Giovan Battista Passeri]] berichten, dass er eine Schwester namens Gentile und einen Bruder Gabriele hatte; dokumentiert ist auch ein Bruder Sebastiano (Guerra, 1844).<ref name=Matarazzo />


Domenichino war kurzfristig ein Schüler des [[Denys Calvaert]], bei dem er sich jedoch nicht besonders wohl gefühlt haben soll.<ref>Anna Coliva: ''Domenichino'', Giunti Editore/Art e Dossier, Florenz, 1996, S. 4</ref><ref name=Matarazzo /> Um 1595 wechselte er in die Schule der [[Carracci]], insbesondere zu [[Ludovico Carracci]].<ref name=Matarazzo /> Von anfang an fiel er durch ein schüchternes und zurückhaltendes Wesen und durch ein langsames, sorgfältiges Arbeiten auf.<ref name=Matarazzo /> <ref>Anna Coliva: ''Domenichino'', Giunti Editore/Art e Dossier, Florenz, 1996</ref> Zu seinen Studien gehörten Kopien nach antiken Reliefs und Statuen und der großen Klassiker der Renaissance, beispielsweise [[Raffael|Raffaels]] ''Hl. Caecilia''.<ref name=Matarazzo /> Auf Reisen nach [[Parma]], [[Modena]] und [[Reggio Emilia|Reggio]] lernte er außerdem die Werke von [[Antonio da Correggio|Correggio]] und [[Parmigianino]] kennen, die einen bleibenden Einfluss auf ihn haben sollten.<ref name=Matarazzo /> Als Mitarbeiter der Carracci-Werkstatt nahm er zwischen 1598 und 1600 an der Dekoration des Oratorio di San Colombano teil.<ref name=Matarazzo />
Domenichino war kurzfristig ein Schüler des [[Denys Calvaert]], bei dem er sich jedoch nicht besonders wohl gefühlt haben soll.<ref>Anna Coliva: ''Domenichino'', Giunti Editore/Art e Dossier, Florenz, 1996, S. 4</ref><ref name=Matarazzo /> Um 1595 wechselte er in die Schule der [[Carracci]], insbesondere zu [[Ludovico Carracci]].<ref name=Matarazzo /> Von anfang an fiel er durch ein schüchternes und zurückhaltendes Wesen und durch ein langsames, sorgfältiges Arbeiten auf.<ref name=Matarazzo /> <ref>Anna Coliva: ''Domenichino'', Giunti Editore/Art e Dossier, Florenz, 1996</ref> Zu seinen Studien gehörten Kopien nach antiken Reliefs und Statuen und der großen Klassiker der Renaissance, beispielsweise [[Raffael]]s ''Hl. Caecilia''.<ref name=Matarazzo /> Auf Reisen nach [[Parma]], [[Modena]] und [[Reggio Emilia|Reggio]] lernte er außerdem die Werke von [[Antonio da Correggio|Correggio]] und [[Parmigianino]] kennen, die einen bleibenden Einfluss auf ihn haben sollten.<ref name=Matarazzo /> Als Mitarbeiter der Carracci-Werkstatt nahm er zwischen 1598 und 1600 an der Dekoration des Oratorio di San Colombano teil.<ref name=Matarazzo />


[[Datei:DomenichinounicornPalFarnese.jpg|mini|Domenichino, wahrscheinlich nach Entwurf von Annibale Carracci (?): ''Das Mädchen mit dem [[Einhorn]]'', um 1605, Fresko in der Galerie des [[Palazzo Farnese]], Rom]]
[[Datei:DomenichinounicornPalFarnese.jpg|mini|Domenichino, wahrscheinlich nach Entwurf von Annibale Carracci (?): ''Das Mädchen mit dem [[Einhorn]]'', um 1605, Fresko in der Galerie des [[Palazzo Farnese]], Rom]]
Nachdem er Zeichnungen nach Raffaels Fresken im Vatikan gesehen hatte, folgte er seinen Freunden (oder Kollegen) [[Guido Reni]] und [[Francesco Albani]] wahrscheinlich im Frühjahr 1602 nach Rom. Dort trat er in die Werkstatt von [[Annibale Carracci]] ein und wurde bald dessen Lieblingsschüler, was allerdings ein Grund für Eifersüchteleien der anderen Mitarbeiter wurde, insbesondere kam es mit [[Giovanni Lanfranco (Maler)|Giovanni Lanfranco]] zu einer lebenslangen Rivalität.<ref name=Matarazzo />
Nachdem er Zeichnungen nach Raffaels Fresken im Vatikan gesehen hatte, folgte er seinen Freunden (oder Kollegen) [[Guido Reni]] und [[Francesco Albani]] wahrscheinlich im Frühjahr 1602 nach Rom. Dort trat er in die Werkstatt von [[Annibale Carracci]] ein und wurde bald dessen Lieblingsschüler, was allerdings ein Grund für Eifersüchteleien der anderen Mitarbeiter wurde, insbesondere kam es mit [[Giovanni Lanfranco (Maler)|Giovanni Lanfranco]] zu einer lebenslangen Rivalität.<ref name=Matarazzo />


Prägend war Domenichinos Mitarbeit an Annibale Carraccis Dekorationen im [[Palazzo Farnese]], wo er wahrscheinlich nach dessen Ideen in der Galerie das überaus elegante Fresko der ''Jungfrau mit dem Einhorn'' (1604-05) malte.<ref>Anna Coliva: ''Domenichino'', Giunti Editore/Art e Dossier, Florenz, 1996, S. 7 und 8</ref> Außerdem dekorierte Domenichino die Garten-[[Loggia]] des Palastes mit drei Szenen aus den ''[[Metamorphosen (Ovid)|Metamorphosen]] des Ovid'' (später abgenommen und heute im Inneren des Palazzo).<ref>Anna Coliva: ''Domenichino'', Giunti Editore/Art e Dossier, Florenz, 1996, S. 6-7</ref><ref name=Matarazzo /> Alle genannten Arbeiten fallen durch ihre poetischen Landschaften auf, die auch später einen wichtigen Teil von Domenichinos Produktion ausmachten.
Prägend war Domenichinos Mitarbeit an Annibale Carraccis Dekorationen im [[Palazzo Farnese]], wo er wahrscheinlich nach dessen Ideen in der Galerie das überaus elegante Fresko der ''Jungfrau mit dem Einhorn'' (1604-05) malte.<ref>Anna Coliva: ''Domenichino'', Giunti Editore/Art e Dossier, Florenz, 1996, S. 7 und 8</ref> Außerdem dekorierte Domenichino die Garten-[[Loggia]] des Palastes mit drei Szenen aus den ''[[Metamorphosen (Ovid)|Metamorphosen]] des Ovid'' (später abgenommen und heute im Inneren des Palazzo).<ref>Anna Coliva: ''Domenichino'', Giunti Editore/Art e Dossier, Florenz, 1996, S. 6–7</ref><ref name=Matarazzo /> Alle genannten Arbeiten fallen durch ihre poetischen Landschaften auf, die auch später einen wichtigen Teil von Domenichinos Produktion ausmachten.


Seine ersten eigenständigen Arbeiten waren die ''Vision des hl. Hieronymus'' ([[National Gallery (London)|National Gallery]], London) und das ''Opfer des Isaak'' ([[Kimbell Art Museum]], Fort Worth), die er vor oder um 1603 für den [[Kardinal]]-[[Nepotismus am Heiligen Stuhl|Nepoten]] [[Pietro Aldobrandini]] malte.<ref name=Matarazzo />
Seine ersten eigenständigen Arbeiten waren die ''Vision des hl. Hieronymus'' ([[National Gallery (London)|National Gallery]], London) und das ''Opfer des Isaak'' ([[Kimbell Art Museum]], Fort Worth), die er vor oder um 1603 für den [[Kardinal]]-[[Nepotismus am Heiligen Stuhl|Nepoten]] [[Pietro Aldobrandini]] malte.<ref name=Matarazzo />


[[Datei:Domenichino - Landscape with Ford - WGA06394.jpg|mini|''Landschaft mit Teich'', Öl auf Leinwand, 47,0 x 59,5 cm, [[Palazzo Doria-Pamphilj|Galleria Doria Pamphilj]], Rom]]
[[Datei:Domenichino - Landscape with Ford - WGA06394.jpg|mini|''Landschaft mit Teich'', Öl auf Leinwand, 47,0 × 59,5 cm, [[Palazzo Doria-Pamphilj|Galleria Doria Pamphilj]], Rom]]
Domenichinos wichtigster Freund und Förderer wurde der Sekretär des Kardinal Aldobrandini, [[Giovanni Battista Agucchi]], der den Maler jahrelang in seinem Hause wohnen ließ und bei ihm außer verschiedenen kleinen Bildern in Öl auf [[Kupfer]] und Landschaften auch die drei [[Lünette (Bildende Kunst)|Lünetten]] mit dem ''Leben des hl. Hieronymus'' (1604-05) am Portikus der Kirche Sant’Onofrio al Gianicolo bestellte.<ref name=Matarazzo /><ref>Anna Coliva: ''Domenichino'', Giunti Editore/Art e Dossier, Florenz, 1996, S. 8-9</ref> Ein ''Porträt Giovanni Battista Agucchis'' in den [[Uffizien]] wird ebenfalls Domenichino zugeschrieben.<ref name=Matarazzo /><ref>Anna Coliva: ''Domenichino'', Giunti Editore/Art e Dossier, Florenz, 1996, S. 8</ref> Nach dem Tode von Kardinal [[Girolamo Agucchi]], dem Bruder Giovanni Battistas, im April 1605 entwarf Domenichino auch dessen Grabmonument in [[San Pietro in Vincoli]], für das er sogar eigenhändig mindestens einen der [[Bukranion|Bukrane]] am Sarkophag geschaffen haben soll.<ref name=Matarazzo />
Domenichinos wichtigster Freund und Förderer wurde der Sekretär des Kardinal Aldobrandini, [[Giovanni Battista Agucchi]], der den Maler jahrelang in seinem Hause wohnen ließ und bei ihm außer verschiedenen kleinen Bildern in Öl auf [[Kupfer]] und Landschaften auch die drei [[Lünette (Bildende Kunst)|Lünetten]] mit dem ''Leben des hl. Hieronymus'' (1604-05) am Portikus der Kirche Sant’Onofrio al Gianicolo bestellte.<ref name=Matarazzo /><ref>Anna Coliva: ''Domenichino'', Giunti Editore/Art e Dossier, Florenz, 1996, S. 8–9</ref> Ein ''Porträt Giovanni Battista Agucchis'' in den [[Uffizien]] wird ebenfalls Domenichino zugeschrieben.<ref name=Matarazzo /><ref>Anna Coliva: ''Domenichino'', Giunti Editore/Art e Dossier, Florenz, 1996, S. 8</ref> Nach dem Tode von Kardinal [[Girolamo Agucchi]], dem Bruder Giovanni Battistas, im April 1605 entwarf Domenichino auch dessen Grabmonument in [[San Pietro in Vincoli]], für das er sogar eigenhändig mindestens einen der [[Bukranion|Bukrane]] am Sarkophag geschaffen haben soll.<ref name=Matarazzo />


Über die Vermittlung Annibale Carraccis erhielt Domenichino 1608 von Kardinal [[Odoardo Farnese (Kardinal)|Odoardo Farnese]] den Auftrag für die Dekoration der Kapelle der heiligen Gründer in der Abbazia di San Nilo in [[Grottaferrata]] südlich von Rom. Bei seinen dortigen streng realistischen Fresken orientierte er sich an dem Vorbild von [[Stanzen des Raffael|Raffaels Stanzen]] im [[Vatikanpalast|Vatikan]].<ref>Anna Coliva: ''Domenichino'', Giunti Editore/Art e Dossier, Florenz, 1996, S. 10-15</ref>
Über die Vermittlung Annibale Carraccis erhielt Domenichino 1608 von Kardinal [[Odoardo Farnese (Kardinal)|Odoardo Farnese]] den Auftrag für die Dekoration der Kapelle der heiligen Gründer in der Abbazia di San Nilo in [[Grottaferrata]] südlich von Rom. Bei seinen dortigen streng realistischen Fresken orientierte er sich an dem Vorbild von [[Stanzen des Raffael|Raffaels Stanzen]] im [[Vatikanpalast|Vatikan]].<ref>Anna Coliva: ''Domenichino'', Giunti Editore/Art e Dossier, Florenz, 1996, S. 10–15</ref>


1609 malte er im Auftrag des Kardinals [[Scipione Borghese]] in Rom in [[San Gregorio al Celio]] das Fresko ''Geißelung des hl. Andreas'', gleichzeitig und in einer Art (offenbar vom Kardinal arrangierten) „Wettbewerb“ mit [[Guido Reni]], der am selben Ort die Szene des ''Hl. Andreas, zum Martyrium geführt'' schuf.<ref>Anna Coliva: ''Domenichino'', Giunti Editore/Art e Dossier, Florenz, 1996, S. 10</ref> Eine bekannte [[Anekdote]] von Bellori (1672/2009, S. 319) erzählt, dass Annibale Carracci Domenichinos Bild den Vorzug gab, indem er auf das Verhalten einer alten, ungebildeten Frau hinwies, die angesichts von Renis Fresko ungerührt blieb, aber vor Domenichinos Bild große emotionale Anteilnahme gezeigt habe.<ref name=Matarazzo />
1609 malte er im Auftrag des Kardinals [[Scipione Borghese]] in Rom in [[San Gregorio al Celio]] das Fresko ''Geißelung des hl. Andreas'', gleichzeitig und in einer Art (offenbar vom Kardinal arrangierten) „Wettbewerb“ mit [[Guido Reni]], der am selben Ort die Szene des ''Hl. Andreas, zum Martyrium geführt'' schuf.<ref>Anna Coliva: ''Domenichino'', Giunti Editore/Art e Dossier, Florenz, 1996, S. 10</ref> Eine bekannte [[Anekdote]] von Bellori (1672/2009, S. 319) erzählt, dass Annibale Carracci Domenichinos Bild den Vorzug gab, indem er auf das Verhalten einer alten, ungebildeten Frau hinwies, die angesichts von Renis Fresko ungerührt blieb, aber vor Domenichinos Bild große emotionale Anteilnahme gezeigt habe.<ref name=Matarazzo />


[[Datei:LastCommunion.jpg|mini|hochkant=0.85|''Die letzte [[Kommunion]] des hl. [[Hl. Hieronymus|Hieronymus]]'', 1612-1614, Öl auf Leinwand, [[Vatikanische Pinakothek|Pinacoteca Vaticana]]]]
[[Datei:LastCommunion.jpg|mini|hochkant=0.85|''Die letzte [[Kommunion]] des hl. [[Hl. Hieronymus|Hieronymus]]'', 1612–1614, Öl auf Leinwand, [[Vatikanische Pinakothek|Pinacoteca Vaticana]]]]
Von 1612 bis 1614 schuf er eins seiner größten und berühmtesten Meisterwerke, ''Die letzte Kommunion des hl. Hieronymus'' (heute in der [[Vatikanische Pinakothek|Pinacoteca Vaticana]]), die eine langanhaltende Debatte auslöste, weil sie offensichtlich auf das Vorbild eines gleichnamigen Gemäldes von 1590 von [[Agostino Carracci]] in der Certosa von Bologna zurückgeht. Domenichino wandelte die Komposition jedoch deutlich ab und kam zu einer eigenen außerordentlich wirkungsvollen Komposition. Von Lanfranco wurde er öffentlich des [[Plagiat|Plagiats]] bezichtigt, aber andererseits galt dieses Bild schon zu Domenichinos Lebzeiten und darüberhinaus als einer der Höhepunkte der barocken Malerei.<ref name=Matarazzo /><ref>Anna Coliva: ''Domenichino'', Giunti Editore/Art e Dossier, Florenz, 1996, S. 21, 22</ref>
Von 1612 bis 1614 schuf er eins seiner größten und berühmtesten Meisterwerke, ''Die letzte Kommunion des hl. Hieronymus'' (heute in der [[Vatikanische Pinakothek|Pinacoteca Vaticana]]), die eine langanhaltende Debatte auslöste, weil sie offensichtlich auf das Vorbild eines gleichnamigen Gemäldes von 1590 von [[Agostino Carracci]] in der Certosa von Bologna zurückgeht. Domenichino wandelte die Komposition jedoch deutlich ab und kam zu einer eigenen außerordentlich wirkungsvollen Komposition. Von Lanfranco wurde er öffentlich des [[Plagiat]]s bezichtigt, aber andererseits galt dieses Bild schon zu Domenichinos Lebzeiten und darüberhinaus als einer der Höhepunkte der barocken Malerei.<ref name=Matarazzo /><ref>Anna Coliva: ''Domenichino'', Giunti Editore/Art e Dossier, Florenz, 1996, S. 21, 22</ref>


Etwa zur selben Zeit entstand der Freskenzyklus über das ''Leben der hl. Caecilia'' in der Cappella Polet in [[San Luigi dei Francesi]], mit offenen Zitaten der Antike und von Raffael, [[Polidoro da Caravaggio]], Annibale Carracci sowie Reni.<ref name=Matarazzo /><ref>Anna Coliva: ''Domenichino'', Giunti Editore/Art e Dossier, Florenz, 1996, S. 19-20</ref>
Etwa zur selben Zeit entstand der Freskenzyklus über das ''Leben der hl. Caecilia'' in der Cappella Polet in [[San Luigi dei Francesi]], mit offenen Zitaten der Antike und von Raffael, [[Polidoro da Caravaggio]], Annibale Carracci sowie Reni.<ref name=Matarazzo /><ref>Anna Coliva: ''Domenichino'', Giunti Editore/Art e Dossier, Florenz, 1996, S. 19–20</ref>


Einen Höhepunkt seines Schaffens erreichte Domenichino in den Jahren 1616-1617 mit mehreren heute noch berühmten Gemälden. Für Pietro Aldobrandini malte er die ''Jagd der Diana'', eine ganz eigentümliche Interpretation dieses Themas, inspiriert von einem ''Bacchanal'' Tizians. Als allerdings Scipione Borghese das Bild in der Werkstatt Domenichinos sah, wurde er von einer solchen Besitzgier ergriffen, dass er nicht davor zurückschreckte, den Maler ins Gefängnis werfen zu lassen, bis dieser bereit war, es dem Borghese abzutreten.<ref>Anna Coliva: ''Domenichino'', Giunti Editore/Art e Dossier, Florenz, 1996, S. 23-24</ref> Aldobrandini war einer der wichtigsten Mäzene Domenichinos, für den er etwa zur selben Zeit auch einen ''Freskenzyklus über Apollo mit Landschaften'' in [[Villa Aldobrandini|dessen Villa]] in [[Frascati]] schuf, zusammen mit Giovanni Battista Viola und Alessandro Fortuna.<ref name=Matarazzo /> Ebenfalls für Aldobrandini schuf er die Decke in [[Santa Maria in Trastevere]], mit einer kleinen ''Himmelfahrt Mariä'', die am 9. Dezember 1617 der Öffentlichkeit präsentiert wurde.<ref name=Matarazzo />
Einen Höhepunkt seines Schaffens erreichte Domenichino in den Jahren 1616–1617 mit mehreren heute noch berühmten Gemälden. Für Pietro Aldobrandini malte er die ''Jagd der Diana'', eine ganz eigentümliche Interpretation dieses Themas, inspiriert von einem ''Bacchanal'' Tizians. Als allerdings Scipione Borghese das Bild in der Werkstatt Domenichinos sah, wurde er von einer solchen Besitzgier ergriffen, dass er nicht davor zurückschreckte, den Maler ins Gefängnis werfen zu lassen, bis dieser bereit war, es dem Borghese abzutreten.<ref>Anna Coliva: ''Domenichino'', Giunti Editore/Art e Dossier, Florenz, 1996, S. 23–24</ref> Aldobrandini war einer der wichtigsten Mäzene Domenichinos, für den er etwa zur selben Zeit auch einen ''Freskenzyklus über Apollo mit Landschaften'' in [[Villa Aldobrandini|dessen Villa]] in [[Frascati]] schuf, zusammen mit Giovanni Battista Viola und Alessandro Fortuna.<ref name=Matarazzo /> Ebenfalls für Aldobrandini schuf er die Decke in [[Santa Maria in Trastevere]], mit einer kleinen ''Himmelfahrt Mariä'', die am 9. Dezember 1617 der Öffentlichkeit präsentiert wurde.<ref name=Matarazzo />


[[Datei:Domenichino - La caccia di Diana (Galleria Borghese).jpg|mini|hochkant=1.3|''Die Jagd der Diana'', 1616-17, Öl auf Leinwand, 225 x 320 cm, [[Galleria Borghese]], Rom]]
[[Datei:Domenichino - La caccia di Diana (Galleria Borghese).jpg|mini|hochkant=1.3|''Die Jagd der Diana'', 1616-17, Öl auf Leinwand, 225 × 320 cm, [[Galleria Borghese]], Rom]]
Domenichinos berühmte ''Hl. Caecilia'' im Louvre (Paris) entstand ebenfalls im Zeitraum 1616-17 für Kardinal Ludovisi.<ref name=Matarazzo />
Domenichinos berühmte ''Hl. Caecilia'' im Louvre (Paris) entstand ebenfalls im Zeitraum 1616-17 für Kardinal Ludovisi.<ref name=Matarazzo />


1618 ging er nach [[Fano (Marken)|Fano]], um in der dortigen [[Dom von Fano|Kathedrale]] die Familienkapelle des Juristen Guido Nolfi auszumalen, für die fabelhafte Summe von 4000 Scudi.<ref name=Matarazzo /> Für Nolfi malte er auch zwei von drei Versionen der ''Madonna mit der Rose'' (Poznań, Chatsworth House und Privatsammlung).<ref name=Matarazzo />
1618 ging er nach [[Fano (Marken)|Fano]], um in der dortigen [[Dom von Fano|Kathedrale]] die Familienkapelle des Juristen Guido Nolfi auszumalen, für die fabelhafte Summe von 4000 Scudi.<ref name=Matarazzo /> Für Nolfi malte er auch zwei von drei Versionen der ''Madonna mit der Rose'' (Poznań, Chatsworth House und Privatsammlung).<ref name=Matarazzo />
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Danach kehrte er nach Bologna zurück, wo er unter anderem wahrscheinlich das exquisite Bild ''König David spielt Harfe'' ([[Schloss Versailles]]) malte und die Aufträge für die beiden großen Altarbilder der ''Rosenkranzmadonna'' und des ''Martyriums der hl. Agnes'' erhielt, welche er erst 1625 in Rom fertigstellte (beide heute in der Pinacoteca Nazinale, Bologna).<ref name=Matarazzo />
Danach kehrte er nach Bologna zurück, wo er unter anderem wahrscheinlich das exquisite Bild ''König David spielt Harfe'' ([[Schloss Versailles]]) malte und die Aufträge für die beiden großen Altarbilder der ''Rosenkranzmadonna'' und des ''Martyriums der hl. Agnes'' erhielt, welche er erst 1625 in Rom fertigstellte (beide heute in der Pinacoteca Nazinale, Bologna).<ref name=Matarazzo />


Domenichino heiratete am 27. April 1620 Marsibilia Barbetti in der Bologneser Kirche Santa Maria Maggiore; das Ehepaar hatte zwei frühverstorbene Söhne und eine Tochter Maria Camilla, an der der Maler sehr hing. Der erstgeborene Sohn Rinaldo wurde am 6. Februar 1621 im Dom von Bologna von Kardinal Alessandro Ludovisi getauft, der nur drei Tage später zum Papst gewählt wurde, und besser als [[Gregor XV.]] bekannt ist.<ref name=Matarazzo /> Dieser holte in der Folge Domenichino nach Rom und ernannte ihn zum General-Architekten der Camera apostolica.<ref name=Matarazzo /> Zu Domenichinos zahlenmäßig begrenzten architektonischen Projekten gehörten Entwürfe für die Kirche Sant’Ignazio und für die Fassade zu [[Sant’Andrea della Valle]] (heute in [[Windsor Castle]]).<ref name=Matarazzo />
Domenichino heiratete am 27. April 1620 Marsibilia Barbetti in der Bologneser Kirche Santa Maria Maggiore; das Ehepaar hatte zwei frühverstorbene Söhne und eine Tochter Maria Camilla, an der der Maler sehr hing. Der erstgeborene Sohn Rinaldo wurde am 6. Februar 1621 im Dom von Bologna von Kardinal Alessandro Ludovisi getauft, der nur drei Tage später zum Papst gewählt wurde, und besser als [[Gregor XV.]] bekannt ist.<ref name=Matarazzo /> Dieser holte in der Folge Domenichino nach Rom und ernannte ihn zum General-Architekten der Camera apostolica.<ref name=Matarazzo /> Zu Domenichinos zahlenmäßig begrenzten architektonischen Projekten gehörten Entwürfe für die Kirche Sant’Ignazio und für die Fassade zu [[Sant’Andrea della Valle]] (heute in [[Windsor Castle]]).<ref name=Matarazzo />


[[Datei:Sant'Andrea della Valle (Rome) photo-007.JPG|mini|hochkant=1.4|Freskendekor ''Leben des hl. Andreas'' (Ausschnitt), 1622 und 1627, [[Sant’Andrea della Valle|Sant'Andrea della Valle]], Rom]]
[[Datei:Sant'Andrea della Valle (Rome) photo-007.JPG|mini|hochkant=1.4|Freskendekor ''Leben des hl. Andreas'' (Ausschnitt), 1622 und 1627, [[Sant’Andrea della Valle|Sant'Andrea della Valle]], Rom]]
Zu seinen bekanntesten Werken gehört die Dekoration in Fresko und Stuck im Apsisgewölbe von Sant’Andrea della Valle, die er zwischen 1622 und 1627 für Kardinal Alessandro Peretti di Montalto mit Szenen aus dem ''Leben des hl. Andreas'' und ''Tugenden'' bemalte; in den Kuppelzwickeln schuf er außerdem die Fresken mit den ''vier Evangelisten''.<ref name=Matarazzo /> Ursprünglich sollte Domenichino auch die ganze Kuppel ausmalen, aber dieser Auftrag ging schließlich an Giovanni Lanfranco, dessen Fresken stark mit dem Klassizismus von Domenichino kontrastieren und wesentlich moderner wirken, bereits im Sinne eines emotional bewegten Hochbarock.<ref name=Matarazzo />
Zu seinen bekanntesten Werken gehört die Dekoration in Fresko und Stuck im Apsisgewölbe von Sant’Andrea della Valle, die er zwischen 1622 und 1627 für Kardinal Alessandro Peretti di Montalto mit Szenen aus dem ''Leben des hl. Andreas'' und ''Tugenden'' bemalte; in den Kuppelzwickeln schuf er außerdem die Fresken mit den ''vier Evangelisten''.<ref name=Matarazzo /> Ursprünglich sollte Domenichino auch die ganze Kuppel ausmalen, aber dieser Auftrag ging schließlich an Giovanni Lanfranco, dessen Fresken stark mit dem Klassizismus von Domenichino kontrastieren und wesentlich moderner wirken, bereits im Sinne eines emotional bewegten Hochbarock.<ref name=Matarazzo />


Während seiner römischen Zeit schuf er außerdem Fresken im Casino dell’Aurora der Villa Ludovisi und im Palazzo Costaguti (einst: Patrizi), sowie in der Kirche San Carlo ai Catinari (1629-30).<ref name=Matarazzo /> Dank der Intervention von Kardinal [[Francesco Barberini]], dem Taufpaten von Domenichinos Tochter Maria Camilla, erhielt er den Auftrag für ein Altarbild in einer Kapelle des Petersdoms, das ''Martyrium des hl. Sebastian'', das sich heute in Santa Maria degli Angeli befindet.<ref name=Matarazzo />
Während seiner römischen Zeit schuf er außerdem Fresken im Casino dell’Aurora der Villa Ludovisi und im Palazzo Costaguti (einst: Patrizi), sowie in der Kirche San Carlo ai Catinari (1629-30).<ref name=Matarazzo /> Dank der Intervention von Kardinal [[Francesco Barberini]], dem Taufpaten von Domenichinos Tochter Maria Camilla, erhielt er den Auftrag für ein Altarbild in einer Kapelle des Petersdoms, das ''Martyrium des hl. Sebastian'', das sich heute in Santa Maria degli Angeli befindet.<ref name=Matarazzo />


Die vielen Aufträge und Domenichinos notorisch langames Arbeitstempo machten immer häufiger die Mitwirkung der Werkstatt notwendig, darunter Antonio Barbalonga aus Messina, dessen Hand in der Dekoration der Cappella Merenda in [[Santa Maria della Vittoria (Rom)|Santa Maria della Vittoria]] und bei dem ''Hl. Franziskus in Ekstase'' in Santa Maria della Concezione identifiziert werden konnte.<ref name=Matarazzo />
Die vielen Aufträge und Domenichinos notorisch langames Arbeitstempo machten immer häufiger die Mitwirkung der Werkstatt notwendig, darunter Antonio Barbalonga aus Messina, dessen Hand in der Dekoration der Cappella Merenda in [[Santa Maria della Vittoria (Rom)|Santa Maria della Vittoria]] und bei dem ''Hl. Franziskus in Ekstase'' in Santa Maria della Concezione identifiziert werden konnte.<ref name=Matarazzo />


[[Datei:Domenichino, infermi alla tomba di san gennaro, 1640 ca.jpg|mini|hochkant=0.8|''Der hl. [[Januarius|Gennaro]] heilt Kranke an seinem Grab'', um 1640, Cappella del Tesoro di San Gennaro, [[Dom von Neapel]]]]
[[Datei:Domenichino, infermi alla tomba di san gennaro, 1640 ca.jpg|mini|hochkant=0.8|''Der hl. [[Januarius|Gennaro]] heilt Kranke an seinem Grab'', um 1640, Cappella del Tesoro di San Gennaro, [[Dom von Neapel]]]]
Im November 1629 wurde er zum Leiter (principe) der Accademia di San Luca gewählt, aber auf Druck von Francesco Barberini ging dieser prestigereiche Posten stattdessen an Gian Lorenzo Bernini.<ref name=Matarazzo /> Die herbe Enttäuschung über diese Zurücksetzung spielte wahrscheinlich eine Rolle, als Domenichino im Jahr darauf, am 11. November 1630, den bedeutenden Auftrag für die Ausmalung der Cappella del Tesoro di San Gennaro im [[Dom von Neapel]] annahm.<ref name=Matarazzo />
Im November 1629 wurde er zum Leiter (principe) der Accademia di San Luca gewählt, aber auf Druck von Francesco Barberini ging dieser prestigereiche Posten stattdessen an Gian Lorenzo Bernini.<ref name=Matarazzo /> Die herbe Enttäuschung über diese Zurücksetzung spielte wahrscheinlich eine Rolle, als Domenichino im Jahr darauf, am 11. November 1630, den bedeutenden Auftrag für die Ausmalung der Cappella del Tesoro di San Gennaro im [[Dom von Neapel]] annahm.<ref name=Matarazzo />


Ab Mai 1631 lebte er in Neapel, wo er an den zahlreichen Fresken und Altarbildern in der Cappella del Tesoro arbeitete, die vielleicht sein größtes Meisterwerk sind und wo er seinen bis dahin sehr klassizistischen Stil in eine bewegtere, barockere Richtung änderte. In Neapel litt er unter einer feindseligen und missgünstigen Atmosphäre, die ihm von den eifersüchtigen lokalen Künstlern entgegengebracht wurde.<ref name=Matarazzo /> Wahrscheinlich wurde er auch regelrecht von der berüchtigten „Kabale von Neapel“ bedroht, jedenfalls flüchtete er 1634 nach Frascati, wo er von Kardinal Ippolito Aldobrandini und dessen Sekretär Francesco Angeloni vorübergehend aufgenommen wurde.<ref name=Matarazzo /><br>
Ab Mai 1631 lebte er in Neapel, wo er an den zahlreichen Fresken und Altarbildern in der Cappella del Tesoro arbeitete, die vielleicht sein größtes Meisterwerk sind und wo er seinen bis dahin sehr klassizistischen Stil in eine bewegtere, barockere Richtung änderte. In Neapel litt er unter einer feindseligen und missgünstigen Atmosphäre, die ihm von den eifersüchtigen lokalen Künstlern entgegengebracht wurde.<ref name=Matarazzo /> Wahrscheinlich wurde er auch regelrecht von der berüchtigten „Kabale von Neapel“ bedroht, jedenfalls flüchtete er 1634 nach Frascati, wo er von Kardinal Ippolito Aldobrandini und dessen Sekretär Francesco Angeloni vorübergehend aufgenommen wurde.<ref name=Matarazzo /><br>
Nach einem kurzen Aufenthalt in Rom, wo er mit dem Bild ''Begräbnis eines römischen Imperators'' für [[Philipp IV. (Spanien)|Philipp IV.]] von Spanien (1634-36; Madrid, Prado) begann, und nach einer Intervention der sogenannten Deputierten der Cappella del Tesoro, die ihn zurückholen wollten, ging er im Juni 1635 wieder nach Neapel, um sein unvollendetes Werk fertigzustellen.<ref name=Matarazzo /> Ab 1638 begann er mit den fünf Altarbildern in Öl auf Kupfer.<ref name=Matarazzo /> Domenichino begann auch bereits mit dem Kuppelfresko, konnte seine Arbeit in der Cappella del Tesoro jedoch nicht mehr beenden, da ihm der Tod am 6. April 1641 zuvorkam.<ref name=Matarazzo /> Zuweilen wurde der Verdacht geäußert, dass er vergiftet wurde, was jedoch nicht nachweisbar ist.<ref>Anna Coliva: ''Domenichino'', Giunti Editore/Art e Dossier, Florenz, 1996, S. 44</ref>
Nach einem kurzen Aufenthalt in Rom, wo er mit dem Bild ''Begräbnis eines römischen Imperators'' für [[Philipp IV. (Spanien)|Philipp IV.]] von Spanien (1634-36; Madrid, Prado) begann, und nach einer Intervention der sogenannten Deputierten der Cappella del Tesoro, die ihn zurückholen wollten, ging er im Juni 1635 wieder nach Neapel, um sein unvollendetes Werk fertigzustellen.<ref name=Matarazzo /> Ab 1638 begann er mit den fünf Altarbildern in Öl auf Kupfer.<ref name=Matarazzo /> Domenichino begann auch bereits mit dem Kuppelfresko, konnte seine Arbeit in der Cappella del Tesoro jedoch nicht mehr beenden, da ihm der Tod am 6. April 1641 zuvorkam.<ref name=Matarazzo /> Zuweilen wurde der Verdacht geäußert, dass er vergiftet wurde, was jedoch nicht nachweisbar ist.<ref>Anna Coliva: ''Domenichino'', Giunti Editore/Art e Dossier, Florenz, 1996, S. 44</ref>


Domenichino wurde im Dom von Neapel bestattet.<ref name=Matarazzo />
Domenichino wurde im Dom von Neapel bestattet.<ref name=Matarazzo />


Hauptsächlich malte der Künstler, angeregt durch [[Annibale Carracci]], Landschaften, die von historischen oder mythologischen Gestalten bevölkert waren.
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Domenichino (Domenico Zampieri), The Adoration of the Shepherds, c. 1607-10, Oil on canvas, 143 x 115cm, National Gallery of Scotland.jpg|''Die Anbetung der Hirten'', ca. 1607–10, National Gallery of Scotland, Edinburgh
Domenichino (Domenico Zampieri), The Adoration of the Shepherds, c. 1607-10, Oil on canvas, 143 x 115cm, National Gallery of Scotland.jpg|''Die Anbetung der Hirten'', ca. 1607–10, National Gallery of Scotland, Edinburgh
Domenichino (Domenico Zampieri) (Italian) - The Way to Calvary - Google Art Project.jpg|''Der Weg zum Kalvarienberg'', um 1610, Öl auf Kupfer, 53,7 x 67,6 cm, Getty Center, Los Angeles
Domenichino (Domenico Zampieri) (Italian) - The Way to Calvary - Google Art Project.jpg|''Der Weg zum Kalvarienberg'', um 1610, Öl auf Kupfer, 53,7 × 67,6 cm, Getty Center, Los Angeles
Domenichino - Paesaggio con Tobias.jpg|''Landschaft mit Tobias'', ca. 1610-13, Öl auf Kupfer, 45,1 x 33,9 cm, National Gallery, London
Domenichino - Paesaggio con Tobias.jpg|''Landschaft mit Tobias'', ca. 1610-13, Öl auf Kupfer, 45,1 × 33,9 cm, National Gallery, London
Datei:Death of Saint Cecilia.jpg|mini|hochkant|''Tod der hl. Caecilia'', 1612 und 1615, Fresko in der Cappella Polet, San Luigi dei Francesci, Rom
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File:Domenichino - Saint Cecilia Playing the Viol 02.jpg|thumb|''Die hl. Caecilia spielt Gambe'', 1616-17, Öl auf Leinwand, 160 x 119 cm, Louvre, Paris
File:Domenichino - Saint Cecilia Playing the Viol 02.jpg|mini|''Die hl. Caecilia spielt Gambe'', 1616-17, Öl auf Leinwand, 160 × 119 cm, Louvre, Paris
File:Domenichino - The Rest on the Flight into Egypt - WGA06396.jpg|thumb|''Ruhe auf der Flucht nach Ägypten'', um 1605 (?), Öl auf Leinwand, 36 x 48 cm, Musée Mandet, Riom
File:Domenichino - The Rest on the Flight into Egypt - WGA06396.jpg|mini|''Ruhe auf der Flucht nach Ägypten'', um 1605 (?), Öl auf Leinwand, 36 × 48 cm, Musée Mandet, Riom
File:Domenichino, sibilla, 1616-17.jpg|thumb|''Sibylle'' (oder ''Allegorie der Musik'' ?), 1616-17, Galleria Borghese, Rom
File:Domenichino, sibilla, 1616-17.jpg|mini|''Sibylle'' (oder ''Allegorie der Musik'' ?), 1616-17, Galleria Borghese, Rom
Domenichino - Portrait of Monsignor Giovanni Battista Agucchi - YORAG 787.jpg|''Portrait von [[Giovanni Battista Agucchi]]'', ca. 1621 (?), City Art Gallery, York
Domenichino - Portrait of Monsignor Giovanni Battista Agucchi - YORAG 787.jpg|''Portrait von [[Giovanni Battista Agucchi]]'', ca. 1621 (?), City Art Gallery, York
El sacrificio de Isaac (Domenichino).jpg|''Die Opferung Isaaks'', 1627–1628, Öl auf Leinwand, 147 x 140 cm, Prado, Madrid
El sacrificio de Isaac (Domenichino).jpg|''Die Opferung Isaaks'', 1627–1628, Öl auf Leinwand, 147 × 140 cm, Prado, Madrid
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* Paolo Cecchi: ''DOMENICHINO'', Artikel in: ''Dizionario Biografico degli Italiani'', Volume 40, 1991; online auf [https://www.treccani.it/enciclopedia/domenichino_%28Dizionario-Biografico%29/ Treccani] (italienisch; Abruf am 28. Mai 2021)
* Paolo Cecchi: ''DOMENICHINO'', Artikel in: ''Dizionario Biografico degli Italiani'', Volume 40, 1991; online auf [https://www.treccani.it/enciclopedia/domenichino_%28Dizionario-Biografico%29/ Treccani] (italienisch; Abruf am 28. Mai 2021)
* Anna Coliva: ''Domenichino'', Giunti Editore/Art e Dossier, Florenz, 1996
* Anna Coliva: ''Domenichino'', Giunti Editore/Art e Dossier, Florenz, 1996
* C. Guerra: ''Pitture della Cappella del Tesoro di S. Gennaro nella cattedrale di Napoli'', in: ''Memorie originali italiane risguardanti le belle arti'' (hrgg. v. M. Gualandi), V, Bologna 1844, S. 128-177
* C. Guerra: ''Pitture della Cappella del Tesoro di S. Gennaro nella cattedrale di Napoli'', in: ''Memorie originali italiane risguardanti le belle arti'' (hrgg. v. M. Gualandi), V, Bologna 1844, S. 128–177
* Maria Gabriella Matarazzo: ''ZAMPIERI, Domenico, detto Domenichino'', Artikel in: ''Dizionario Biografico degli Italiani'', Volume 100, 2020; online auf [https://www.treccani.it/enciclopedia/zampieri-domenico-detto-domenichino_%28Dizionario-Biografico%29/ Treccani] (italienisch; Abruf am 28. Mai 2021)
* Maria Gabriella Matarazzo: ''ZAMPIERI, Domenico, detto Domenichino'', Artikel in: ''Dizionario Biografico degli Italiani'', Volume 100, 2020; online auf [https://www.treccani.it/enciclopedia/zampieri-domenico-detto-domenichino_%28Dizionario-Biografico%29/ Treccani] (italienisch; Abruf am 28. Mai 2021)
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* N. Roio: ''Domenico Zampieri detto Domenichino'', in: ''La scuola dei Carracci. I seguaci di Annibale e Agostino'', hrgg. v. E. Negro und M. Pirondini, Modena 1995, S. 273-326
* N. Roio: ''Domenico Zampieri detto Domenichino'', in: ''La scuola dei Carracci. I seguaci di Annibale e Agostino'', hrgg. v. E. Negro und M. Pirondini, Modena 1995, S. 273–326
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Version vom 29. Mai 2021, 09:04 Uhr

Domenichino: König David spielt Harfe, um 1619, Öl auf Leinwand, Schloss Versailles

Domenichino, eigentlich Domenico Zampieri (* 21. Oktober 1581 in Bologna;[1]6. April 1641 in Neapel) war ein italienischer Maler und Freskant der Bologneser Schule, der vor allem in Rom und Umgebung und in Neapel wirkte. Er war neben Guido Reni ein wichtiger Vertreter des barocken Klassizismus.

Leben

Er wurde als Sohn von Valeria und Zampiero de’ Zampieri (oder dialektal „Giampiero Giampieri“) am 21. Oktober 1581 in Bologna geboren und 8 Tage später getauft (Roio, 1995, S. 287, Anm. 23).[1] Der Vater war ein recht wohlhabender Schuster. Domenichinos frühe Biografen Carlo Cesare Malvasia und Giovan Battista Passeri berichten, dass er eine Schwester namens Gentile und einen Bruder Gabriele hatte; dokumentiert ist auch ein Bruder Sebastiano (Guerra, 1844).[1]

Domenichino war kurzfristig ein Schüler des Denys Calvaert, bei dem er sich jedoch nicht besonders wohl gefühlt haben soll.[2][1] Um 1595 wechselte er in die Schule der Carracci, insbesondere zu Ludovico Carracci.[1] Von anfang an fiel er durch ein schüchternes und zurückhaltendes Wesen und durch ein langsames, sorgfältiges Arbeiten auf.[1] [3] Zu seinen Studien gehörten Kopien nach antiken Reliefs und Statuen und der großen Klassiker der Renaissance, beispielsweise Raffaels Hl. Caecilia.[1] Auf Reisen nach Parma, Modena und Reggio lernte er außerdem die Werke von Correggio und Parmigianino kennen, die einen bleibenden Einfluss auf ihn haben sollten.[1] Als Mitarbeiter der Carracci-Werkstatt nahm er zwischen 1598 und 1600 an der Dekoration des Oratorio di San Colombano teil.[1]

Domenichino, wahrscheinlich nach Entwurf von Annibale Carracci (?): Das Mädchen mit dem Einhorn, um 1605, Fresko in der Galerie des Palazzo Farnese, Rom

Nachdem er Zeichnungen nach Raffaels Fresken im Vatikan gesehen hatte, folgte er seinen Freunden (oder Kollegen) Guido Reni und Francesco Albani wahrscheinlich im Frühjahr 1602 nach Rom. Dort trat er in die Werkstatt von Annibale Carracci ein und wurde bald dessen Lieblingsschüler, was allerdings ein Grund für Eifersüchteleien der anderen Mitarbeiter wurde, insbesondere kam es mit Giovanni Lanfranco zu einer lebenslangen Rivalität.[1]

Prägend war Domenichinos Mitarbeit an Annibale Carraccis Dekorationen im Palazzo Farnese, wo er wahrscheinlich nach dessen Ideen in der Galerie das überaus elegante Fresko der Jungfrau mit dem Einhorn (1604-05) malte.[4] Außerdem dekorierte Domenichino die Garten-Loggia des Palastes mit drei Szenen aus den Metamorphosen des Ovid (später abgenommen und heute im Inneren des Palazzo).[5][1] Alle genannten Arbeiten fallen durch ihre poetischen Landschaften auf, die auch später einen wichtigen Teil von Domenichinos Produktion ausmachten.

Seine ersten eigenständigen Arbeiten waren die Vision des hl. Hieronymus (National Gallery, London) und das Opfer des Isaak (Kimbell Art Museum, Fort Worth), die er vor oder um 1603 für den Kardinal-Nepoten Pietro Aldobrandini malte.[1]

Landschaft mit Teich, Öl auf Leinwand, 47,0 × 59,5 cm, Galleria Doria Pamphilj, Rom

Domenichinos wichtigster Freund und Förderer wurde der Sekretär des Kardinal Aldobrandini, Giovanni Battista Agucchi, der den Maler jahrelang in seinem Hause wohnen ließ und bei ihm außer verschiedenen kleinen Bildern in Öl auf Kupfer und Landschaften auch die drei Lünetten mit dem Leben des hl. Hieronymus (1604-05) am Portikus der Kirche Sant’Onofrio al Gianicolo bestellte.[1][6] Ein Porträt Giovanni Battista Agucchis in den Uffizien wird ebenfalls Domenichino zugeschrieben.[1][7] Nach dem Tode von Kardinal Girolamo Agucchi, dem Bruder Giovanni Battistas, im April 1605 entwarf Domenichino auch dessen Grabmonument in San Pietro in Vincoli, für das er sogar eigenhändig mindestens einen der Bukrane am Sarkophag geschaffen haben soll.[1]

Über die Vermittlung Annibale Carraccis erhielt Domenichino 1608 von Kardinal Odoardo Farnese den Auftrag für die Dekoration der Kapelle der heiligen Gründer in der Abbazia di San Nilo in Grottaferrata südlich von Rom. Bei seinen dortigen streng realistischen Fresken orientierte er sich an dem Vorbild von Raffaels Stanzen im Vatikan.[8]

1609 malte er im Auftrag des Kardinals Scipione Borghese in Rom in San Gregorio al Celio das Fresko Geißelung des hl. Andreas, gleichzeitig und in einer Art (offenbar vom Kardinal arrangierten) „Wettbewerb“ mit Guido Reni, der am selben Ort die Szene des Hl. Andreas, zum Martyrium geführt schuf.[9] Eine bekannte Anekdote von Bellori (1672/2009, S. 319) erzählt, dass Annibale Carracci Domenichinos Bild den Vorzug gab, indem er auf das Verhalten einer alten, ungebildeten Frau hinwies, die angesichts von Renis Fresko ungerührt blieb, aber vor Domenichinos Bild große emotionale Anteilnahme gezeigt habe.[1]

Die letzte Kommunion des hl. Hieronymus, 1612–1614, Öl auf Leinwand, Pinacoteca Vaticana

Von 1612 bis 1614 schuf er eins seiner größten und berühmtesten Meisterwerke, Die letzte Kommunion des hl. Hieronymus (heute in der Pinacoteca Vaticana), die eine langanhaltende Debatte auslöste, weil sie offensichtlich auf das Vorbild eines gleichnamigen Gemäldes von 1590 von Agostino Carracci in der Certosa von Bologna zurückgeht. Domenichino wandelte die Komposition jedoch deutlich ab und kam zu einer eigenen außerordentlich wirkungsvollen Komposition. Von Lanfranco wurde er öffentlich des Plagiats bezichtigt, aber andererseits galt dieses Bild schon zu Domenichinos Lebzeiten und darüberhinaus als einer der Höhepunkte der barocken Malerei.[1][10]

Etwa zur selben Zeit entstand der Freskenzyklus über das Leben der hl. Caecilia in der Cappella Polet in San Luigi dei Francesi, mit offenen Zitaten der Antike und von Raffael, Polidoro da Caravaggio, Annibale Carracci sowie Reni.[1][11]

Einen Höhepunkt seines Schaffens erreichte Domenichino in den Jahren 1616–1617 mit mehreren heute noch berühmten Gemälden. Für Pietro Aldobrandini malte er die Jagd der Diana, eine ganz eigentümliche Interpretation dieses Themas, inspiriert von einem Bacchanal Tizians. Als allerdings Scipione Borghese das Bild in der Werkstatt Domenichinos sah, wurde er von einer solchen Besitzgier ergriffen, dass er nicht davor zurückschreckte, den Maler ins Gefängnis werfen zu lassen, bis dieser bereit war, es dem Borghese abzutreten.[12] Aldobrandini war einer der wichtigsten Mäzene Domenichinos, für den er etwa zur selben Zeit auch einen Freskenzyklus über Apollo mit Landschaften in dessen Villa in Frascati schuf, zusammen mit Giovanni Battista Viola und Alessandro Fortuna.[1] Ebenfalls für Aldobrandini schuf er die Decke in Santa Maria in Trastevere, mit einer kleinen Himmelfahrt Mariä, die am 9. Dezember 1617 der Öffentlichkeit präsentiert wurde.[1]

Die Jagd der Diana, 1616-17, Öl auf Leinwand, 225 × 320 cm, Galleria Borghese, Rom

Domenichinos berühmte Hl. Caecilia im Louvre (Paris) entstand ebenfalls im Zeitraum 1616-17 für Kardinal Ludovisi.[1]

1618 ging er nach Fano, um in der dortigen Kathedrale die Familienkapelle des Juristen Guido Nolfi auszumalen, für die fabelhafte Summe von 4000 Scudi.[1] Für Nolfi malte er auch zwei von drei Versionen der Madonna mit der Rose (Poznań, Chatsworth House und Privatsammlung).[1]

Danach kehrte er nach Bologna zurück, wo er unter anderem wahrscheinlich das exquisite Bild König David spielt Harfe (Schloss Versailles) malte und die Aufträge für die beiden großen Altarbilder der Rosenkranzmadonna und des Martyriums der hl. Agnes erhielt, welche er erst 1625 in Rom fertigstellte (beide heute in der Pinacoteca Nazinale, Bologna).[1]

Domenichino heiratete am 27. April 1620 Marsibilia Barbetti in der Bologneser Kirche Santa Maria Maggiore; das Ehepaar hatte zwei frühverstorbene Söhne und eine Tochter Maria Camilla, an der der Maler sehr hing. Der erstgeborene Sohn Rinaldo wurde am 6. Februar 1621 im Dom von Bologna von Kardinal Alessandro Ludovisi getauft, der nur drei Tage später zum Papst gewählt wurde, und besser als Gregor XV. bekannt ist.[1] Dieser holte in der Folge Domenichino nach Rom und ernannte ihn zum General-Architekten der Camera apostolica.[1] Zu Domenichinos zahlenmäßig begrenzten architektonischen Projekten gehörten Entwürfe für die Kirche Sant’Ignazio und für die Fassade zu Sant’Andrea della Valle (heute in Windsor Castle).[1]

Freskendekor Leben des hl. Andreas (Ausschnitt), 1622 und 1627, Sant'Andrea della Valle, Rom

Zu seinen bekanntesten Werken gehört die Dekoration in Fresko und Stuck im Apsisgewölbe von Sant’Andrea della Valle, die er zwischen 1622 und 1627 für Kardinal Alessandro Peretti di Montalto mit Szenen aus dem Leben des hl. Andreas und Tugenden bemalte; in den Kuppelzwickeln schuf er außerdem die Fresken mit den vier Evangelisten.[1] Ursprünglich sollte Domenichino auch die ganze Kuppel ausmalen, aber dieser Auftrag ging schließlich an Giovanni Lanfranco, dessen Fresken stark mit dem Klassizismus von Domenichino kontrastieren und wesentlich moderner wirken, bereits im Sinne eines emotional bewegten Hochbarock.[1]

Während seiner römischen Zeit schuf er außerdem Fresken im Casino dell’Aurora der Villa Ludovisi und im Palazzo Costaguti (einst: Patrizi), sowie in der Kirche San Carlo ai Catinari (1629-30).[1] Dank der Intervention von Kardinal Francesco Barberini, dem Taufpaten von Domenichinos Tochter Maria Camilla, erhielt er den Auftrag für ein Altarbild in einer Kapelle des Petersdoms, das Martyrium des hl. Sebastian, das sich heute in Santa Maria degli Angeli befindet.[1]

Die vielen Aufträge und Domenichinos notorisch langames Arbeitstempo machten immer häufiger die Mitwirkung der Werkstatt notwendig, darunter Antonio Barbalonga aus Messina, dessen Hand in der Dekoration der Cappella Merenda in Santa Maria della Vittoria und bei dem Hl. Franziskus in Ekstase in Santa Maria della Concezione identifiziert werden konnte.[1]

Der hl. Gennaro heilt Kranke an seinem Grab, um 1640, Cappella del Tesoro di San Gennaro, Dom von Neapel

Im November 1629 wurde er zum Leiter (principe) der Accademia di San Luca gewählt, aber auf Druck von Francesco Barberini ging dieser prestigereiche Posten stattdessen an Gian Lorenzo Bernini.[1] Die herbe Enttäuschung über diese Zurücksetzung spielte wahrscheinlich eine Rolle, als Domenichino im Jahr darauf, am 11. November 1630, den bedeutenden Auftrag für die Ausmalung der Cappella del Tesoro di San Gennaro im Dom von Neapel annahm.[1]

Ab Mai 1631 lebte er in Neapel, wo er an den zahlreichen Fresken und Altarbildern in der Cappella del Tesoro arbeitete, die vielleicht sein größtes Meisterwerk sind und wo er seinen bis dahin sehr klassizistischen Stil in eine bewegtere, barockere Richtung änderte. In Neapel litt er unter einer feindseligen und missgünstigen Atmosphäre, die ihm von den eifersüchtigen lokalen Künstlern entgegengebracht wurde.[1] Wahrscheinlich wurde er auch regelrecht von der berüchtigten „Kabale von Neapel“ bedroht, jedenfalls flüchtete er 1634 nach Frascati, wo er von Kardinal Ippolito Aldobrandini und dessen Sekretär Francesco Angeloni vorübergehend aufgenommen wurde.[1]
Nach einem kurzen Aufenthalt in Rom, wo er mit dem Bild Begräbnis eines römischen Imperators für Philipp IV. von Spanien (1634-36; Madrid, Prado) begann, und nach einer Intervention der sogenannten Deputierten der Cappella del Tesoro, die ihn zurückholen wollten, ging er im Juni 1635 wieder nach Neapel, um sein unvollendetes Werk fertigzustellen.[1] Ab 1638 begann er mit den fünf Altarbildern in Öl auf Kupfer.[1] Domenichino begann auch bereits mit dem Kuppelfresko, konnte seine Arbeit in der Cappella del Tesoro jedoch nicht mehr beenden, da ihm der Tod am 6. April 1641 zuvorkam.[1] Zuweilen wurde der Verdacht geäußert, dass er vergiftet wurde, was jedoch nicht nachweisbar ist.[13]

Domenichino wurde im Dom von Neapel bestattet.[1]

Hauptsächlich malte der Künstler, angeregt durch Annibale Carracci, Landschaften, die von historischen oder mythologischen Gestalten bevölkert waren.

Bildergalerie

Werke (Auswahl)

Literatur

  • Zampieri, Domenicho, Artikel in: Lexikon der Kunst, Bd. 12, Karl Müller Verlag, Erlangen, 1994, S. 316–317
  • Domenichino, in: Oxford Reference (urspr. in: Ian Chilvers (Hrg.): The oxford Dictionary of Art and Artists, 4. edition, Oxford University Press, 2009) (englisch; vollständiger Abruf nur mit Abonnement)
  • Paolo Cecchi: DOMENICHINO, Artikel in: Dizionario Biografico degli Italiani, Volume 40, 1991; online auf Treccani (italienisch; Abruf am 28. Mai 2021)
  • Anna Coliva: Domenichino, Giunti Editore/Art e Dossier, Florenz, 1996
  • C. Guerra: Pitture della Cappella del Tesoro di S. Gennaro nella cattedrale di Napoli, in: Memorie originali italiane risguardanti le belle arti (hrgg. v. M. Gualandi), V, Bologna 1844, S. 128–177
  • Maria Gabriella Matarazzo: ZAMPIERI, Domenico, detto Domenichino, Artikel in: Dizionario Biografico degli Italiani, Volume 100, 2020; online auf Treccani (italienisch; Abruf am 28. Mai 2021)
  • John Pope-Hennessy: The Drawings of Domenichino at Windsor Castle. London 1948.
  • N. Roio: Domenico Zampieri detto Domenichino, in: La scuola dei Carracci. I seguaci di Annibale e Agostino, hrgg. v. E. Negro und M. Pirondini, Modena 1995, S. 273–326
  • Luigi Serra: Domenico Zampieri detto il Domenichino. Rom 1909.
  • Luigi Serra: DOMENICHINO, Domenico Zampieri, detto il, in: Enciclopedia Italiana, 1932, online auf Treccani (italienisch; Abruf am 28. Mai 2021)
  • Domenichino. In: Ulrich Thieme (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 9: Delaulne–Dubois. E. A. Seemann, Leipzig 1913, S. 399 (Textarchiv – Internet Archive).
Commons: Domenichino – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab ac ad ae af ag ah ai aj ak al am an Maria Gabriella Matarazzo: ZAMPIERI, Domenico, detto Domenichino, Artikel in: Dizionario Biografico degli Italiani, Volume 100, 2020; online auf Treccani (italienisch; Abruf am 28. Mai 2021)
  2. Anna Coliva: Domenichino, Giunti Editore/Art e Dossier, Florenz, 1996, S. 4
  3. Anna Coliva: Domenichino, Giunti Editore/Art e Dossier, Florenz, 1996
  4. Anna Coliva: Domenichino, Giunti Editore/Art e Dossier, Florenz, 1996, S. 7 und 8
  5. Anna Coliva: Domenichino, Giunti Editore/Art e Dossier, Florenz, 1996, S. 6–7
  6. Anna Coliva: Domenichino, Giunti Editore/Art e Dossier, Florenz, 1996, S. 8–9
  7. Anna Coliva: Domenichino, Giunti Editore/Art e Dossier, Florenz, 1996, S. 8
  8. Anna Coliva: Domenichino, Giunti Editore/Art e Dossier, Florenz, 1996, S. 10–15
  9. Anna Coliva: Domenichino, Giunti Editore/Art e Dossier, Florenz, 1996, S. 10
  10. Anna Coliva: Domenichino, Giunti Editore/Art e Dossier, Florenz, 1996, S. 21, 22
  11. Anna Coliva: Domenichino, Giunti Editore/Art e Dossier, Florenz, 1996, S. 19–20
  12. Anna Coliva: Domenichino, Giunti Editore/Art e Dossier, Florenz, 1996, S. 23–24
  13. Anna Coliva: Domenichino, Giunti Editore/Art e Dossier, Florenz, 1996, S. 44