William Jackson Hooker

William Jackson Hooker, Gemälde von Spiridione Gambardella (ca. 1815–1886)
William Jackson Hooker, Lithographie von Rudolf Hoffmann, 1858

William Jackson Hooker (* 6. Juli 1785 in Norwich; † 12. August 1865 in Kew) war ein britischer Botaniker. Sein offizielles botanisches Autorenkürzel lautet „Hook.

Hooker war Regius Professor für Botanik an der University of Glasgow und erster Direktor der Royal Botanic Gardens in Kew.[1] Er war ein enger Freund von Joseph Banks, der ihn bei seinen Forschungsarbeiten unterstützte. Durch seine Arbeiten zu Blütenpflanzen, Farnen und Moosen zählt Hooker zu den bedeutendsten systematischen Botanikern seiner Zeit.

Leben und Wirken

William Jackson Hooker wurde in der Magdalen Street in Norwich als Sohn von Joseph Hooker (1754–1845) aus Exeter und seiner Frau Lydia, geborene Vincent (1759–1829), geboren. Joseph Hooker war Buchhalter der Tuchhändlerfamilie Baring in Norwich und handelte mit Kammgarn und Bombasin. Er gehörte der gleichen Familie an wie der Theologe Richard Hooker und widmete seine Freizeit dem Studium deutscher Literatur und der Aufzucht von wenig bekannten Pflanzen. Er besaß unter anderem eine Sukkulenten-Sammlung. Sein Sohn wurde zwischen 1792 und 1802/1803 an der Lateinschule von Norwich unterrichtet. Danach besuchte er Starston Hall, um Gutsverwaltung zu lernen. Sein Onkel zweiten Grades, der Brauer William Jackson (1757–1789) hatte ihm sein Vermögen vermacht, er konnte das Erbe 1806 mit 21 Jahren antreten. Durch dieses unabhängige Einkommen konnte Hooker reisen und Naturgeschichte studieren, wobei er sich besonders auf Vogel- und Insektenkunde spezialisierte. Schließlich beschränkte er, nach einer Empfehlung von James Edward Smith, sein Interesse auf Botanik. In den Jahren 1807/1808 bereiste er Schottland, die Hebriden und Orkney.

Hookers erste botanische Expedition führte ihn, auf Vorschlag von Joseph Banks, im Sommer 1809 nach Island. Jedoch zerstörte ein Feuer bei seiner Heimreise alle von ihm gesammelten Proben und Beschreibungen, dabei kam er selbst beinahe um. Hooker konnte aufgrund seines guten Gedächtnisses und der Notizen von Banks, der die Insel 1772 besucht hatte, dennoch einen Bericht über die Bewohner und die Flora Islands verfassen. Dieser wurde 1811 und 1813 veröffentlicht.

1814 musste Hooker seine Reise nach Ceylon mit Robert Brownrigg aufgrund der Kandy-Kriege aufgeben. Deshalb verbrachte er neun Monate in Frankreich, der Schweiz und Norditalien, mit botanischen Forschungen und Erkundungen. Im Jahr 1815 heiratete er Maria Dawson Turner (1797–1872), die älteste Tochter von Dawson Turner.

Nach dem Umzug der Familie nach Halesworth, Suffolk, widmete er sich der Erstellung seines Herbariums, welches unter Botanikern bald weltweit zu Ansehen gelangte. 1816 wurde seine erste wissenschaftliche Arbeit British Jungermanniae veröffentlicht. Danach folgte eine Neuausgabe von William CurtisFlora Londinensis, für die er Beschreibungen verfasste. Dazu zählte eine vollständige Beschreibung aller Moose Britanniens und Irlands, die er zusammen mit Thomas Taylor erstellt hatte.

1820 wurde Hooker Regius Professor der University of Glasgow, wo er bald aufgrund seines klaren Stils ein beliebter Dozent wurde. Im folgenden Jahr veröffentlichte er Flora Scotica. Auch arbeitete mit dem Glasgower Botaniker und Lithographen Thomas Hopkirk an der Gründung der Royal Botanic Institution of Glasgow.

Mit seiner Forderung an die britische Regierung, Botaniker zu Expeditionen zu berufen, war Hooker erfolgreich. Während seiner Arbeiten wurde auch das Herbarium immer umfassender und enthielt Pflanzen aus der ganzen Welt. 1836 wurde er in Hannover zum Ritter des Guelphen-Ordens sowie zum Knight Bachelor geschlagen und 1841 Direktor der Royal Botanic Gardens in Kew. Unter seiner Leitung wurde die Fläche der Gärten von vier auf 30 Hektar vergrößert und erhielt einen gesonderten Baumgarten von 1,1 km². Ebenso wurden zahlreiche Gewächshäuser errichtet und das Museum der Wirtschaftsbotanik eröffnet.

Sein ältester Sohn William Dawson Hooker (1816–1840), der in Glasgow über den Chinarindenbaum promoviert hatte, starb im Alter von 23 Jahren auf Jamaika an Gelbfieber. Sein zweiter Sohn Joseph Dalton Hooker war ebenfalls ein bedeutender Botaniker und wurde später bei den Royal Botanic Gardens sein Nachfolger als Direktor.

Ehrungen

Am 9. Januar 1812 wurde Hooker als Mitglied („Fellow“) in die Royal Society gewählt.[2] 1815 wurde er korrespondierendes Mitglied der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften, ab 1833 war er ausländisches Mitglied. Im Jahr 1818 wurde er zum Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina gewählt.[3] 1823 wurde er in die American Academy of Arts and Sciences gewählt. 1834 wurde er korrespondierendes Mitglied und 1855 Ehrenmitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften. Ab 1837 war er korrespondierendes Mitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften in Sankt Petersburg.[4] 1845 wurde er Ehrenmitglied („Honorary Fellow“) der Royal Society of Edinburgh.[5] Im Dezember 1856 wurde er zum korrespondierenden Mitglied der Académie des sciences und 1859 zum auswärtigen Mitglied der Göttinger Akademie der Wissenschaften[6] und zum Ehrenmitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften ernannt.[7] 1862 wurde er in die American Philosophical Society aufgenommen.[8]

Die Pflanzengattungen Hookeria aus der Moos-Familie Hookeriaceae und Hookeriopsis (Besch.) A.Jaeger[9] sowie ×Hookerara sind nach ihm benannt. Ebenso die Gattung Williamia Baill. aus der Familie der Wolfsmilchgewächse (Euphorbiaceae) ehrt William Jackson Hooker.[9]

Zudem trägt das Kap Hooker von Low Island im Archipel der Südlichen Shetlandinseln in der Antarktis seinen Namen.

Schriften (Auswahl)

Titelblatt Botany of Beechey's Voyage to the Pacific and Behring's Straits (1841)
  • Journal of a tour in Iceland in the summer of 1809. 1. Auflage, 2. Ausgabe. London 1811 (Digitalisat).
  • British Jungermanniae. 22 Teile, London 1812–1816 (Digitalisat).
  • Plantae cryptogamicae. London 1816 (Digitalisat).
  • Muscologia britannica. 1. Auflage. London 1818 (Digitalisat) – mit Thomas Taylor.
  • Musci exotici. 2 Bände, London 1818–1820 (Digitalisat).
  • Flora scotica. London 1821 (Digitalisat).
  • Botanical illustrations. London / Glasgow 1822 (Digitalisat).
  • Exotic flora. 3 Bände, Edinburgh 1823–1827 (Digitalisat).
  • A catalogue of plants contained in the Royal Botanic Garden of Glasgow, in the year 1825. Alphabetically arranged. Accompanied by a plan of the garden. Glasgow 1825 (Digitalisat).
  • Directions for collecting and preserving plants in foreign countries. Glasgow 1828.
  • Botanical miscellany; containing figures and descriptions of such plants as recommend themselves by their novelty, rarety, or history, or by the uses to which they are applied in the arts, in medicine, and in domestic oeconomy; together with occasional botanical notices and information. 3 Bände, London 1830–1833 (Band 1, Band 2, Band 3).
  • The British flora; comprising the phaenogamous, or flowering plants, and the ferns. London 1830 (Digitalisat).
  • The botany of Captain Beechey’s Voyage. 10 Teile, London [1830–]1841 (Digitalisat) – zusammen mit George Arnott Walker Arnott.
  • Icones filicum. 2 Bände, London [1827–]1831[–1832]. (Digitalisat) – zusammen mit Robert Kaye Greville.
  • Flora boreali-americana. 2 Bände, London [1829–]1833–1840 (Digitalisat).
  • Genera Fiticum. London [1838–]1842 (Digitalisat).
  • Species filicum. 5 Bände, [1844–]1846–1864 (Digitalisat).
  • Description of Victoria regia, or great water-lily of South America. London 1847 (Digitalisat).
  • Niger Flora. 1849.
  • Victoria Regia. 1851.
  • A Century of Ferns. 1854.
  • Museums of Economic Botany at Kew. 1855.
  • Filices exoticae. 1857–1859.
  • A Second Century of Ferns. 1860–1861.
  • The British Ferns. 1861–1862.

Zeitschriftenbeiträge

  • Some Account of a Collection of Arctic Plants formed by Edward Sabine, Esq., F.R.S. and L.S., Captain in the Royal Artillery, during a Voyage in the Polar Seas in the Year 1823. In: Transactions of the Linnean Society of London. Band 14, Nr. 2, 1824, S. 360–394 (doi:10.1111/j.1095-8339.1823.tb00097.x, Digitalisat).
  • On the genus Hookeria of Smith of the order Musci. In: Edinburgh journal of science. Band 2, Nr. 2, 1825, S. 221–236 (Digitalisat) – mit Robert Kaye Greville.
  • On the genus Calymperes of Swartz and Syrrhopodon of Schwaegrichen of the order musci. Band 3, Nr. 2, 1825, S. 218–227 (Digitalisat) – mit Robert Kaye Greville.
  • Notes on the botany of HM Discovery Ships, Erebus and Terror in the Antarctic voyage; with some account of the Tussac grass of the Falkland Islands. In: The London journal of botany. Band 2, 1843, S. 247–329 (Digitalisat).

Als Herausgeber

  • The Botanical Magazine. 38 Bände, 1827–1865.
  • The Journal of Botany. 4 Bände, 1834–1842 (Digitalisat).
  • Companion to the Botanical Magazine. 2 Bände, London 1835–1836[–1837] (Digitalisat).
  • Icones plantarum. 10 Bände, 1837–1854 (Digitalisat).
  • The London Journal of Botany. 7 Bände, 1842–1848 (Digitalisat).
  • Journal of Botany and Kew Garden Miscellany. 9 Bände, 1849–1857.

Literatur

  • Mea Allan: The Hookers of Kew. 1785–1911. Michael Joseph, London 1967.
  • Sylvia FitzGerald: Hooker, Sir William Jackson (1785–1865). In: Henry Colin Gray Matthew, Brian Harrison (Hrsg.): Oxford Dictionary of National Biography, from the earliest times to the year 2000 (ODNB). Oxford University Press, Oxford 2004, ISBN 0-19-861411-X (doi:10.1093/ref:odnb/13699 Lizenz erforderlich), Stand: 2004, abgerufen am 20. Juni 2024.
  • Joseph Dalton Hooker: A Sketch of the Life and Labours of Sir William Jackson Hooker. In: Annals of Botany. Band 16, 1902, S. IX–CCXXI (Digitalisat).

Einzelnachweise

  1. The University of Glasgow Story Sir William Jackson Hooker; auf der Website der University of Glasgow, abgerufen am 21. Januar 2015.
  2. Eintrag zu Hooker; Sir; William Jackson (1785–1865); Knight Botanist im Archiv der Royal Society, London
  3. Mitgliedseintrag von Sir Jackson Hooker bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, abgerufen am 27. November 2015.
  4. Ausländische Mitglieder der Russischen Akademie der Wissenschaften seit 1724. William Jackson Hooker. Russische Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 22. August 2015 (englisch).
  5. Fellows Directory. Biographical Index: Former RSE Fellows 1783–2002. (PDF) Royal Society of Edinburgh, abgerufen am 21. Dezember 2019.
  6. Holger Krahnke: Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 1751–2001 (= Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Philologisch-Historische Klasse. Folge 3, Bd. 246 = Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Mathematisch-Physikalische Klasse. Folge 3, Bd. 50). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-82516-1, S. 118.
  7. Mitgliedseintrag von Sir William Jackson Hooker (mit Bild) bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 3. Februar 2016.
  8. Member History: Sir William J. Hooker. American Philosophical Society, abgerufen am 3. Oktober 2018.
  9. a b Lotte Burkhardt: Verzeichnis eponymischer Pflanzennamen. Erweiterte Edition. Botanic Garden and Botanical Museum Berlin, Freie Universität Berlin, Berlin 2018. [1]
Commons: William Jackson Hooker – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien