Die Familie stellte vermutlich mit Witukind, zuvor Propst des Klosters Gröningen, von 1189 bis 1205 einen Abt von Corvey.[1] Dieser erbaute 1189 die erste Burg Lichtenfels. Mit Hermannus Spechel, urkundlich erstmals 1224, erscheint der Name und beginnt die Stammreihe. Stammsitz war die Daseburg auf dem Desenberg (oder Diesenberg) bei Warburg in Westfalen, einem markanten Vulkankegel, der ab 1256 im Besitz der Spiegel nachgewiesen ist und ihnen bis heute gehört.[2]
1338 spaltete sich die Familie in zwei Linien, die Spiegel zum Desenberg, welche Erbmundschenken des Hochstifts Paderborn wurden, und die Spiegel zu Peckelsheim, die 1378 Burg Peckelsheim erwarben und 1408 Paderborner Erbmarschälle wurden.[3]
Die Spiegel zum Desenberg (seltener: Diesenberg) stellten mit Heinrich 1361–1380 einen Fürstbischof von Paderborn, zugleich Fürstabt von Corvey. Sie verließen um die Mitte des 16. Jahrhunderts den Desenberg und bezogen Rittersitze in der nahegelegenen Ebene, z. B. Bühne, Ober- und Nieder Klingenburg, Rothenburg und Übelngönne, nach denen auch ihre Zweige unterschieden wurden. Ferner kam Dalheim in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts an die Familie. Diese Besitze wurden alle in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts verkauft. 1450 wurde auch ein Anteil an der Burg Canstein erworben, der jedoch im 16. Jahrhundert wieder verloren ging. Der Klingenburger Zweig ging nach Österreich und erwarb 1836 die Herrschaft Wischenau in Mähren, die sich bis zur Enteignung 1945 im Besitz der Grafen von Spiegel zum Diesenberg-Hanxleden befand.
Den Spiegel zu Peckelsheim (seltener: Pickelsheim) gelang es, ausgehend von Schloss Schweckhausen und Peckelsheim, wo im 14. Jahrhundert Rechte erworben wurden, bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts umfangreichen Besitz in Helmern an sich zu bringen, ferner in Lichtenau und Kleinenberg. Ererbt wurden in dieser Zeit auch Besitzungen in der Grafschaft Ravensberg von der Familie Thodrank. Zwei von drei Zweigen der Linie zu Peckelsheim wurden protestantisch. Ende des 16. Jahrhunderts wurden die Güter geteilt, wobei die Linien zu Borlinghausen, zu Helmern mit Peckelsheim und zu Schweckhausen mit Bielefeld entstanden. Die Linie ist bis heute auf Helmern, Groß-Engershausen und Schloss Rheder ansässig.
Beide Linien führten im 18. Jahrhundert gewohnheitsmäßig den Freiherrentitel. Aus der Linie Desenberg (Haus Canstein) erhielten die Brüder Ferdinand August (1764–1835), Erzbischof von Köln, und Caspar Philipp (1776–1837), österreichischer Gesandter, 1816 den preußischen Grafenstand. 1847 erfolgte die preußische Anerkennung des Freiherrenstandes für die Häuser Bühne, Übelngönne und Rothenburg.
Gut Groß-Engershausen (1838 erworben durch die Spiegel zum Desenberg-Rothenburg, später im Erbweg die Spiegel zu Peckelsheim aus Spiegelsberge, bis heute)
Herrschaft Wischenau in Mähren (1836 bis 1945 Spiegel zum Desenberg)
Das Stammwappen zeigt in Rot drei (2:1) runde gold gerahmte silberne Spiegel. Auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken steht ein offener, beiderseits mit den drei Spiegeln belegter roter Flug. Der Wappenspruch lautet: „Mit Gott und mit Ehren“.
Wappensage
In Zusammenhang mit dem Desenberg wird oft die Sage um den Spiegelritter gebracht, in der ein tapferer Sachse einen auf dem Berg lebenden Drachen durch das Spiegelbild in seinem Schild erschrecken und töten kann. Hierauf soll auch der Name des Adelsgeschlechts „von Spiegel (zum Desenberg)“ (z. B. Witukind von Spiegel zum Desenberg oder Heinrich III. von Spiegel zum Desenberg) zurückgehen, dessen Wappen im Rückbezug auf die Heldentat drei Spiegel zeigt.
Konrad II. von Spiegel zum Desenberg († 1399), Mainzer Landvogt.[5] Um 1390 gründete er mit Rabe von Canstein und Friedrich vom Alten Haus Padberg den Benglerbund, um die Mainzer Fehde gegen Landgraf Hermann II. von Hessen zu unterstützen.
Franz Wilhelm von Spiegel zum Desenberg (1753–1815), Domherr in Hildesheim und Münster, Landdrost des Herzogtums Westfalen und Minister des kurkölnischen Staates
Caspar Philipp Graf von Spiegel zum Desenberg (1776–1837), österreichischer Gesandter und bevollmächtigter Minister in München, k.k. Regierungsrat, 1816 preußischer Grafenstand, ⚭ Maria Christiane Freiin v. Bartenstein
Dietrich Ernst Georg von Spiegel zu Peckelsheim (1738–1789), ∞ 1781 Sophie Henriette Wilhelmine von Seckendorf
Karl Emil (1782–1849), Domherr in Halberstadt, Großherzoglich-sächsischer Geheimer Rat, Oberhofmarschall in Weimar, ∞ Emilie Wilhelmine von Rotberg (1787–1870)
Genealogisches Taschenbuch der deutschen gräflichen Häuser auf das Jahr 1837, Jg. 10, Justus Perthes, Gotha 1836 S. 455 ff. (Digitalisat Diesenberg-Hansleben).
Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser auf das Jahr 1856, Justus Perthes, Gotha 1855, S. 645 f. (Digitalisat); ff. 1857 S. 719 ff. (Digitalisat); 1877, Gotha 1876, S. 829 ff. (Digitalisat).
Gothaisches Genealogischen Taschenbuch der Freiherrlichen Häuser 1942. A (Uradel), Jg. 92. Zugleich Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft, Justus Perthes, Gotha. 1941, S. 483 ff.
Anton Fahne: Die Herren und Freiherren v. Hövel, nebst Genealogie der Familien, aus denen sie ihre Frauen genommen. Band I, Buchdruckerei Stahl Düsseldorf, Verlag Heberle, Köln 1860, S. 168 (Stammtafeln Spiegel Digitalisat).
Genealogisches Handbuch des Adels.Adelslexikon, Band 128 der Gesamtreihe, C. A. Starke, Limburg an der Lahn 2002.
Michael Lagers: Der Paderborner Stiftsadel zur Mitte des 15. Jahrhunderts. Untersuchungen zum Auf- und Ausbau niederadliger Machtstrukturen. Bonifatius, Paderborn 2013. ISBN 978-3-89710-551-5.
Urkundenregesten aus dem Archiv der Familie Spiegel zu Peckelsheim in Helmern und zum Desenberg auf Gut Spiegelsberge / Digitale Westfälische Urkunden-Datenbank (DWUD)
↑Michael Lagers: Der Paderborner Stiftsadel zur Mitte des 15. Jahrhunderts. Untersuchungen zum Auf- und Ausbau niederadliger Machtstrukturen, Paderborn 2013, ISBN 978-3-89710-551-5, S. 398ff.